Genossenschaftliches Land in Kolumbien

  • Die kolumbianische Pazifikküste galt lange als „Niemandsland“, um das sich nationale oder internationale Kapitalisten wenig kümmerten. Im 19. Jahrhundert flohen dorthin afrikanisch-stämmige Bevölkerungsteile, die der Sklaverei entkommen waren. Nach der offiziellen Abschaffung der Sklaverei in (Süd)Amerika im Jahr 1851 siedelten sich auch freigelassene Sklaven dort an.

    Im Jahr 1993 legalisierte Kolumbien ihren Landbesitz mit dem Gesetz Nr. 70.

    Mit diesem Gesetz können ihre kommunalen Räte Anspruch auf irgend ein Stück Staatsland erheben. Dieses Land darf nicht gekauft oder verkauft werden.

    60 Prozent der kolumbianischen Pazifikküste, rund 60.000 Quadratkilometer sind solches genossenschaftliches bzw. kommunal verwaltetes Land.

    Siehe die grünen Flächen auf der Karte.


    Auch wenn das genossenschaftliche Land nicht fruchtbar ist, konnten die Bewohner erfolgreich der Kapitalisierung der Wirtschaft und ihrer Verwandlung in Lohnarbeiter entgehen. Aus kapitalistischer Sicht sind diese Leute arm. Sie leben in selbstgebauten Hütten, pflanzen für den Eigenbedarf Gemüse und Kokosnüsse an und fischen und jagen auf ihrem Besitz. Diese Leute sind arm, aber nicht so arm wie Bauern, die ihr Land verloren haben und vergeblich in den Städten nach Lohnarbeit suchen.

    Aus kapitalistischer Sicht halten diese rund 1,5 Millionen Menschen die „Entwicklung“ auf – eine Entwicklung, die wenige reich macht und viele in absolute Armut stürzt.

    Sie halten die „Entwicklung“ auf, wenn sie sich erfolgreich gegen einen neuen Hafen mit Freihandelszone in Choco wehren. Sie halten die „Entwicklung“ auf, indem sie die Ausbau der Autobahn von Buenaventura nach Cali blockieren. Urplötzlich entstanden auf der geplanten Route hunderte von Holzhütten, für die die kommunalen Räte pro Hütte 10.000 Dollar „Entschädigung“ forderten. Dadurch schnellten die geplanten Kosten des Straßenbaus um mehr als 80% in die Höhe. Der Bau wurde abgeblasen.

    Überall in der Welt gab es früher gemeinschaftlichen Bodenbesitz. In den kapitalistischen Kernländern wurde diese Allmende fast vollständig vernichtet. Wer den Kapitalismus beseitigen will, sollte solche vorkapitalistischen Eigentumsformen unterstützen, auch wenn die Bewohner keine Kommunisten sind.

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