Berufsausbildung und Qualifikation

  • Die Vorstellung von der Arbeiterklasse die als einheitliche Größe dem Kapital gegenübersteht, betrifft nur eine Grundgemeinsamkeit: Als Lohnarbeiter besitzt du keine Existenzmittel. Um leben zu können, musst du deine Arbeitskraft verkaufen und über den Preis deiner Arbeit und über die Bedingungen deiner Arbeit mit den Kapitalisten feilschen.

    In der eigenen Erfahrung der Lohnarbeiter sind sie und ihre Kolleginnen und Kollegen alles andere als einheitlich. Es gibt da dutzende von Trennlinien: Nationalität, Geschlecht, Alter, Unternehmensgröße, Unternehmenszugehörigkeit, Teilzeit- oder Vollzeitvertrag und vieles mehr.

    Der erste Unterschied liegt immer in der Berufsausbildung, der Qualifikation. In Wikipedia heißt es dazu: „Gerade in Deutschland stellt die formelle schulische und berufliche Qualifikation ein zentrales Element in der Platzierung auf dem Arbeitsmarkt dar;“


    „Platzierung auf dem Arbeitsmarkt“ heißt: Mit hoher Qualifikation (Hochschulabschluss) hast du die Chance auf ein einigermaßen erträgliches Arbeitsleben mit einem Lohn („Entgeld“), der für ein bequemes Leben reicht.

    Mit mittlerer Qualifikation (Berufs- und Fachschulabschluss) sind deine finanziellen und sonstigen Möglichkeiten schon sehr beschränkt.

    Ohne eine Berufsausbildung hast du die Arschkarte gezogen. Selbst wenn du eine Arbeit findest, reicht dein Lohn kaum bis zum Monatsende.



    Die Übersicht zeigt:

    Arbeitsplätze, für die das Kapital Hochschulabschlüsse fordert, sind seit 1983 von 10% auf knapp 30% aller Arbeitsplätze gestiegen.

    Arbeitsplätze, für die das Kapital eine Lehre oder einen Fachschulabschluss fordert, stellen wie 1983 immer noch 50% aller Arbeitsplätze.

    Arbeitsplätze, die keine außerbetriebliche Ausbildung erfordern, wurden von den Kapitalisten in den letzten 30 Jahren um die Hälfte vermindert. Diese Arbeitsplätze wurden noch Osteuropa oder Asien exportiert.


    Und dennoch gibt es auch im Lohnarbeiteralltag elementare Gemeinsamkeiten:

    Trotz ständiger Konkurrenz der Lohnarbeiter untereinander sind alle Abteilungen der Lohnarbeit wie kommunizierende Röhren miteinander verbunden.

    Werden an einer beliebigen Stelle Löhne gekürzt, dann sinkt die gesellschaftliche Lohnsumme – der Preis der Lohnarbeit ist insgesamt gesunken. Spätestens nach einem Wechsel des Arbeitsplatzes ist jeder von einer solchen Lohnsenkung bedroht.

    Werden für irgendeine Gruppe von Lohnarbeitern die Arbeitsbedingungen verschlechtert oder ihre Rechte verringert, dann hat sich die Situation der Lohnarbeit insgesamt verschlechtert, dann wurden die Lohnarbeiterrechte verringert.


    Dass sich zum Beispiel Lohnabhängige in Deutschland für Textilarbeiterinnen in Bangladesch einsetzen, darin zeigt sich eine länderübergreifende Solidarität der Lohnarbeiter. Das ist Klassenbewusstsein und auch die Solidarität mit Flüchtlingen ist Klassenbewusstsein.

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