Revolutionen des 20. Jahrhunderts

  • Radikale Linke glaubten, das 20. Jahrhundert sei das Jahrhundert der sozialistischen Revolutionen. Das stellte sich als Irrtum heraus. Tatsächlich setzte sich im 20. Jahrhundert weltweit die bürgerlich-kapitalistische Herrschaft durch.
    Auch die Erfolge der Russischen Revolution bestanden letztlich nur darin, dass sie den russischen Zar Alexander gestürzt und den deutschen Zar über Europa (Hitler) niedergerungen hatte.



    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts regierten noch knapp 160 Monarchen in der Welt, heute sind es noch 44. Einige Monarchien sind unbedeutend (Tonga, Lesotho, Liechtenstein, Monaco etc.), einige Monarchien sind mehr oder minder zu Kostümträgern geschrumpft (Großbritannien, Dänemark, Niederlande, Japan, Spanien, Thailand), aber vor allem im Nahen Osten agieren noch Herrscher wie in vorkapitalistischen Zeiten.

  • Hallo Wal,


    Geschichte war leider nicht so mein Ding (Schulunterricht war ein bisschen unterirdisch ...), dieses wäre aber eh nicht zur Sprache gekommen.


    Wie weit war denn schon die kapitalistische Produktionsweise in Russland und China zur Zeit derer Revolutionen entwickelt? Gibt es da irgendwas Sinnvolles dazu im www? Ich möchte mich da nicht unbedingt auf wikipedia verlassen.

  • Hallo Wal,


    Geschichte war leider nicht so mein Ding (Schulunterricht war ein bisschen unterirdisch ...), dieses wäre aber eh nicht zur Sprache gekommen.

    Hallo renée

    bei Geschichte ist Nichtwissen weniger schlimm als verkehrtes Wissen. Ich habe Geschichte studiert, aber in dieser "Wissenschaft" fast nur nichtssagendes, unnützes Wissen gefunden.

    Wie weit war denn schon die kapitalistische Produktionsweise in Russland und China zur Zeit derer Revolutionen entwickelt? Gibt es da irgendwas Sinnvolles dazu im www? Ich möchte mich da nicht unbedingt auf wikipedia verlassen.

    In China 1911 gab es Kapitalismus nur als ausländische Einsprengsel im Land. Die chinesische Revolution war eine Revolution, die den Boden bereiten sollte für die inländische Ausbreitung des Kapitalismus ("Modernität", "Ansehen" (=Macht) in der Welt, "Wohlstand für Chinesen"). Die heutige KP ist der würdige Testamentsvollstrecker dieser Wünsche von 1911.


    In Russland gab es 1917 schon einheimische Kapitalisten, aber auch hier waren die modernen Großbetriebe (Rüstung, Eisenbahn etc) in ausländischer Hand. Das spielte eine gewisse Rolle in der damaligen antikapitalistischen Propaganda. "Bourgeois" (burzhuaznyy) war ein Schimpfwort, in dem Ausländerfeindlichkeit mitschwang.

    Zur (Wirtschafts)Geschichte kann ich dir immer noch das empfehlen: Was Marx am Sowjetsystem kritisiert hätte.


    Gruß Wal


    P.S. Zu deiner Frage im Feynsinn-Forum:

    "Hat jemand schon die noch unveröffentlichten Papierberge (von Marx) in einen stimmigen Zusammenhang gebracht? ."

    Der erste und wichtigste Nachlassverwalter von Marx, F. Engels, hat genau das gemacht: alle noch unveröffentlichten Manuskripte durchgesehen, in einen stimmigen Zusammenhang gebracht und veröffentlicht, was ihm davon wichtig schien..

    Von Marx (und Engels) gibt es mehr Gedrucktes, als ein einzelner Mensch verdauen kann, und das reicht dir noch nicht?! ;)

    Es mag ja sein, dass der eine oder andere noch unveröffentlichte Gedanke im heutigen Umfeld neue intellektuelle Funken schlägt. Aber das Mammutwerk MEGA hat doch gegenüber der alten MEW keinen Flohsprung neuer Erkenntnisse gebracht (meine Meinung!).

    Ich denke, wer im Werk von Marx einen inneren Zusammenhang sieht, dessen Teile alle aufeinander bezogen sich und sich gegenseitig ergänzen und erklären, der vermisst nicht das fehlende, aber erhellende Zitat.

    Die einen vermissen (im "Kapital"!) eine Staatstheorie, obwohl Marx eine ausführliche Abhandlung nach der Pariser Kommune über Staat und Staatsorganisation verfasst hatte. Andere vermissen eine ausgearbeitete Krisentheorie, obwohl für Marx nicht die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus, sondern die Ausbeutung der Lohnarbeit im Fokus stand.

    Wieder andere vermissen eine Parteitheorie und konkrete Anleitungen für die revolutionäre Arbeit, obwohl Marx während der Revolution 1848 eine Tageszeitungleitete, die zu jeder Kartoffelfrage Stellung bezog, und obwohl er erst im Kommunistischen Bund und dann in der Internationalen Arbeiterassoziation über Jahre hinweg praktische revolutionäre (Leitungs)Arbeit machte.

    Hunderttausend Leute haben an Marx was zu mäkeln. Lass sie mäkeln! Wir werden jedenfalls diese Mäkelei nicht los durch die Entdeckung von bisher unveröffentlichen "Zitaten".



  • Danke für die Antwort.


    Ich bin vor einigen Wochen auf der Seite pol-oek auf die Spurensuche Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx Teil 1 + 2 von Franz-Josef Land gestoßen. Immer noch über 800 Seiten, aber so geschrieben, dass ich es ganz gut verstanden habe. Mir erschien es ziemlich brauchbar, hoffe nur, dass er sich nah an Marx orientiert hat ohne irgend einen Schmu hinein zu interpretieren. Hast du was davon gehört?


    Ich habe halt das Problem, dass ich sozusagen visuell lerne, d. h. wenn ich zuhöre oder lese, dann muss ich das im Kopf in Bilder umsetzen können, sonst bleibt da einfach nichts hängen. Ich habe auch nicht bei allen MEW Büchern solche Probleme gehabt (4 oder 5 habe ich vor ca. 40 Jahren gelesen), das Manifest und Dialektische Materialismus waren regelrechte "Schmöker", aber beim Kapital tut sich nichts außer dass nach ein paar Seiten der Frust wächst.


    Ja, und dann muss ich jetzt das, was ich Pi mal Daumen verstanden habe, in möglichst fetziger Form an einen Teenager weitergeben, ohne Unfug zu erzählen oder Langeweile hervorzurufen.

    Brrrrr!


    Leider ist meine Tochter keine solche Leseratte wie ich war, ich hatte mir ja schon im zarten Alter von 8 Jahren die griechischen Sagen angetan. Naja, ich hätte auch das Telefonbuch gelesen, wir hatten halt keins. Hyperlexie nennt man das heute.


    renée

  • Hallo renée,

    Das Buch von Franz-Josef Land kenne ich nicht, ich lese Marx nur im Original. Aber gut ist schon, dass er nicht nur den 1. Band des „Kapitals“ behandelt. Der reicht nämlich nicht aus, um den Kapitalismus zu verstehen. Wenn dir das Buch was sagt, dann ist es auch richtig für dich.


    Wal

  • Hallo Wal,


    Es sind 2 online PDF-Dateien, zwar durchaus noch anspruchsvoll geschrieben, aber halt im heutigen Sprachstil. Teilweise aber auch mit Beispielen, was die Begriffe anhand heutigen Bedingungen bedeuten. Dadurch konnte ich das auch sozusagen "sehen", wie das alles zusammenhängt. Ich werde es mir aber nochmal in einzelnen Abschnitten vornehmen.


    Zumindest habe ich verstanden, wie bekloppt es ist, Marx als überholt anzusehen, mir erscheint er immer "aktueller" zu werden. Oder seinem Werk Dinge anzudichten, die dort gar nicht drin stehen. Ich bin jedenfalls begeistert, wie sachlich und nüchtern er in seinem wissenschaftlichen Werk wohl geblieben ist. In dem wenigen, was ich gelesen habe, war es jedenfalls so.


    In deinem Beitrag über Streik hast du geschrieben, du warst Werkzeugmacher, so so ;)

    Mein Vater hatte Bau- und Möbelschreiner gelernt und wurde dann abgeworben, um im Stahlwerk zu arbeiten. Das waren Zeiten! Nach der "Arbeit" noch bei Dacharbeiten schwarz gearbeitet, da hat damals wohl kein Hahn danach gekräht, die waren froh, dass die Leute ihre Häuser fertig bekamen. Naja, bis zum Jahr '57 war es auch noch französisch - die "Franken-Zeit". Allerdings hat dieser "Anschluss" wirtschaftlich nicht sehr viel gebracht, es war und blieb immer abgehängt.


    renée

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