Wer soll das bezahlen?

  • Alle Banken der Euro-Zone zusammen haben laut Economist derzeit 8.000 Mrd. Euro Schulden. Das sind die Geldsummen, die Firmen und Privatleute als Bankeinlagen bei Banken hinterlegt haben. Alle Bank- und Spareinlagen sind Kredite, die die Kontoinhaber der Bank geben. Jeder "Sparer" ist Gläubiger der Bank. Seine Bankeinlagen liegen aber nicht auf der Bank, sondern werden von den Banken zum Zocken und als Schmiermittel für die kapitalistische Profitwirtschaft verwendet. Die Bank handelt hier wie jeder andere Kreditnehmer, der frei über das geliehene Geld verfügen kann.
    Zu diesen 8.000 Mrd. Euro Schulden der Euro-Banken kommen noch die öffentlichen Schulden der Euro-Regierungen. Das sind nach Angaben von Eurostat nochmals 6.500 Mrd. Euro. Macht zusammen 17.000 Mrd Euro Verbindlichkeiten.
    Unsere Linken meinen nun, man könnte mit einer „Reichensteuer“ und der Losung: „Die Reichen sollen bezahlen“ dieser Schuldenkrise entkommen.


    Offenbar hat niemand von diesen Linken einmal nachgerechnet. Denn die jährliche Wirtschaftsleistung der Eurozone beträgt rund 9.000 Mrd. Euro. Von diesen 9.000 Mrd Euro gehen rund 60 Prozent oder 5.400 in den privaten Konsum. 30 Prozent oder 2.700 Mrd gehen in den staatlichen Verbrauch. Rund 10 Prozent oder 900 Mrd. Euro gehen in den Kapitalkreislauf als Investitionen oder Rücklagen. Diese Zahlen sind grobe Schätzungen, wer genauere Zahlen hat, der ist herzlich willkommen, meine Zahlen zu korrigieren.
    Kommen wir nun zum Krisenprogramm der Linken.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Linken dafür plädieren wollen, den privaten Konsum zu beschränken. Die 5.400 Mrd fallen also aus einer linken Krisenfinanzierung heraus.
    Weiter: Die Regierungen in Europa kommen längst nicht mit ihren regulären Einnahmen aus und machen deshalb schon jahrelang Schulden über Schulden. Also fallen auch die 2.700 Mrd. Euro der Staatshaushalte für die Krisenfinanzierung aus. Bleiben noch die 900 Mrd., die die Kapitalisten der Eurozone mehr oder minder „übrig“ haben.
    Falls die gesamen 900 Mrd. Euro enteignet und den Kapitalisten weggenommen werden, könnte man gerade mal 5% der Schuldenlasten in der Eurozone tilgen. Würden unsere Linken das Kunststück fertigbringen, Jahr für Jahr den Kapitalisten nochmals 900 Mrd. Euro wegzunehmen, dann würde es über 7 Jahre dauern, bis die Staatsschulden getilgt wären, und weitere 9 Jahre, bis die Krisenbanken alle Bankeinlagen an die Eigentümer zurückgezahlt haben.

    Und was würde mit diesem gigantischen Kraftaufwand erreicht? Man würde den Reichen Geld wegnehmen, das andere Reiche (die Bank- und Staatsgläubiger) bekämen und am Ende würden Banken und Staaten wieder dort stehen, wo sie vor zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren angefangen hatten. Das Finanz-Monopoly würde wieder von vorne beginnen.

    So phantastisch und irreal ist dieses linke Krisenprogramm,
    meint Wal Buchenberg

  • Hallo Wal,



    Ich finde es gut, dass du das Thema von der Konsum- / Güterseite her angehst. Damit lassen sich die unterschiedlichen Standpunkte der bürgerlichen Linken und Rechten anschaulicher herausarbeiten, als wenn man nur Einkommen und Vermögen betrachtet. Ausgehend davon dass die Bruttoinvestitionen nicht vollständig aufgebraucht werden können, folgt:



    1. Von Seiten der Linken, die nicht an den Konsumausgaben der Lohnarbeiter rühren will, ist das Schuldenproblem überhaupt nicht zu lösen.



    2. Von Seiten rechten Marktwirtschaftler ist das Problem zu lösen. Hierzu sind drastische Kürzungen des Konsums der Lohnarbeiter nötig. Zugleich wird damit der Standort Europa durch die entsprechenden Einschnitte bei den Sozialausgaben und Löhnen zugleich produktiver und wettbewerbsfähiger.




    Beste Grüße


    Kim

  • Was ist nun das Fazit? Welcher der richtige Weg um diesem Problem zu begegnen? Ein Herunterfahren der Sozialleistungen und Konsumunterstützungen darf es ja wohl nicht sein.

  • Hallo K.


    sobald eine Regierung anfängt, die Sozialausgaben zu kürzen, um weiter Zinsen an reiche Staatsgläubiger zu zahlen, bin ich für den Staatsbankrott. Damit werden die reichen Staatsgläubiger geschädigt, nicht die Armen. Gleichzeitig wird so ein Staat gezwungen in Zukunft ohne externe Schulden zu leben (die Reichen geben so einer Regierung keine Kredite mehr), das macht (hoffentlich) den Weg frei für eine neue/bessere Entwicklungsrichtung.


    Gruß Wal

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