Wohin geht die Landwirtschaft?

  • Landwirte in Deutschland produzierten im Jahr 2016 pro Hektar Ackerland 7.200 kg Getreide. Die Bauern in Mozambique ernteten auf derselben Fläche nur 820 kg Getreide.

    Eine aktuelle Untersuchung von T. Adamopoulos und D. Restuccia, beide von der Uni Toronto, haben über 30 Jahre hinweg die Ernten von 9 Millionen landwirtschaftlichen Betrieben in 162 Ländern der Welt analysiert, nur um herauszufinden, dass kapitalistisch entwickelte Länder in ihrer Landwirtschaft dreimal so produktiv sind wie kapitalistisch unentwickelte Länder.

    Abzulesen ist das in der Grafik als Trend von links unten (rückständige Länder mit unproduktiver Landwirtschaft) nach rechts oben (entwickelte Länder mit produktiver Landwirtschaft).




    Es ist aber eine Binsenweisheit, die keine akademische Studien erfordert, dass der Einsatz von Kapital nicht nur in der Industrie, sondern auch in der Landwirtschaft die Produktivität der menschlichen Arbeitskraft vervielfachen kann.


    Ich denke, die Daten zeigen aber noch etwas anderes: So erreicht die Landwirtschaft in einem Dutzend Länder von Sierra Leone über Ägypten bis Griechenland ähnliche Ernteerträge wie Deutschland, ohne den hohen Kapitaleinsatz von Deutschland. Diese Länder zeigen, dass man hohen Kapitaleinsatz durch Intelligenz und Menschenkraft ersetzen kann.


    Was die Daten nicht zeigen:

    Die Landwirtschaft in Nordeuropa arbeitet längst schon „am Anschlag“. Noch mehr Dünger, noch mehr Pestizide, noch mehr Maschineneinsatz bringt keine Ertragssteigerung mehr, sondern ruiniert die Böden, vergiftet die Gewässer und zerstört weiter die in Millionen Jahren entwickelten Zusammenhänge zwischen Tier- und Pflanzenwelt und der natürlichen Umgebung. Die kapitalistisch entwickelte Landwirtschaft steckt in der Sackgasse.


    Ich hoffe, die Landwirte in anderen Ländern und Regionen kopieren nicht nur die überzüchtete Landwirtschaft von Europa und in den USA, sondern finden und bewahren ein Know-How, das auch ohne hohen Chemie- und Kapitaleinsatz funktioniert.


    Siehe auch:


    Kapitalistische Landwirtschaft tötet


    Fleischkost oder vegetarisch - konventionelle oder biologische Landwirtschaft


    Natur in Deutschland

  • 1.Punkt Nr. 1 in der Debatte ist und bleibt die Welternährung. Die ist als Saldo z.Zt. erreicht, was nicht heißt, daß Millionen hungern und unterernährt sind.

    Die Leistungsfähigeit der Welt – Landwirtschaft beruht im großen Umfang auf ihrer Flächenproduktivität, die vor 50 Jahren unvorstellbar waren.

    Umweltschonende Landwirtschaft ist kein moralisches Postulat mehr, sondern wichtigste Produktionsvorraussetzung: Jährlich gehen ca. 500.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche verloren durch Erosion, Versalzung und Überbauung. Das ist so einfach nicht mit steigenden Flächenerträgen zu kompensieren.

    Chemieeinsatz sehe ich abgestuft: Es gibt Mittel, die sogar bei den Ökos erlaubt sind, bis hin zu den Mitteln, die von der Industrie mit gentechnisch verändertem Saatgut kombiniert einsetzbar sind und große kurz– und langfristige Schäden hinterlassen.


    2. Ist–Tendenz in der Welt ist der kapitalistische Großbetrieb, in direkter Regie des Großkapitals, wie z.Zt. beispielsweise in der Ukraine. Diese Tendenz zeigt sich beispielsweise in der größten Messe Hannovers z.Z., der agritechnika: keine Maschinen für Kleinbetriebe werden angeboten, nur Riesenmaschinen. Riesenmarkt, der boomt.

    Dazu kommt Landgrabbing z.B. in Afrika, auch großlandwirschaftlich betrieben.


    3. Ziel wäre m.E. der ökologische Großbetrieb, der technisch möglich wäre, wenn die Erzeugerpreise entsprechend höher wären, was sie aber nicht sind: Durch die monopolisierung des Öko–Handels werden dem Öko–Produzenten hier die Preise so gedrückt, daß viele zurück in die konventionelle Produktion gehen.

    Höhere Flächenerträge im Kleinbetrieb sind nur durch primitive Handarbeit (Unkraut jäten, Käfer absammeln) möglich, was gesellschaftlich wohl nicht anstrebenswert sein dürfte.

    Im Übrigen verweise ich auf deinen Artikel im Marx – Forum v. 15.12.16 und meine Antwort darauf („Fleischverbrauch“).


    Rolf

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