Wohin geht die US-Autoindustrie?

  • Es geht abwärts mit der US-Autoindustrie. Die Kapitalisten gehen an ihrem Erfolg kaputt.



    Nach dem tiefen Umsatzeinbruch von 2008 und 2009 stiegen die Autoverkäufe nur langsam bis zum Vorkrisenniveau wieder an, ohne jedoch die Spitzenverkäufe der Vorkrisenzeit zu erreichen. Seit der Jahreswende 2016 zu 2017 sinken die Verkaufszahlen wieder.

    Die Zahl der Automobilarbeiter in den USA wurde in dem Zeitraum seit 2001 von knapp 300.000 auf jetzt gut 200.000 abgesenkt. Nur durch Rationalisierung und Entlassungen können die Autokapitalisten ihren Profit noch retten. Arbeitslose und Lohnarbeiter im Niedriglohnsektor können sich kein (Neu)Auto mehr leisten. Der US-Automarkt stagniert. Der Exportmarkt wird den US-Autobauern durch starke Konkurrenten aus Japan, China und Deutschland versperrt.

    Es geht weiter abwärts mit der US-Industrie. Aber es ist ein Abwärtstrend in Wellen.

    Gruß Wal

  • Hallo Wal, du stellst die Frage: Wohin geht die US-Autoindustrie und dazu eine Graphik. Meine Schwierigkeit besteht darin, dass du die Autoverkäufe mit US-Lohnarbeitern in der Autoindustrie vergleichst und mit der Frage verknüpfst - wohin geht die amerikanische Autoindustrie. Die amerikanische Autoindustrie ist aber nur eine Teilmenge, was die Autoverkäufe betrifft, da noch weitere internationale Autokapitalisten sich in diesem Markt tummeln.


    Deutsche „Autobauer“ kommen auf 7 Prozent, Toyota auf 14 Prozent und Honda auf 9,3 Prozent; General Motors 17,3 Prozent und Ford 14,8 Prozent.


    Allerdings liegt der Marktanteil der deutschen Autoindustrie (BMW, Daimler, VW-Töchter Audi/Porsche) im Oberklassen-Segment bei 40 Prozent. Dieses Marktsegment gilt als das lukrativste. Und das dürfte der amerikanischen Autoindustrie richtig wehtun. Zudem anscheinend emotional deutsche Autos begehrt sind und ein hohes Ansehen genießen sollen. Von daher der Versuch Trumps mit bad bad (germans) ebenso emotional zurückzuschlagen in vollem Interesse des heimischen Autokapitals.


    Die deutsche Autoindustrie hat im vergangenen Jahr 850 000 Autos in den USA produziert, von denen je ein Viertel nach Europa und Asien gehen sollen. (Alle Infos aus der Stuttgarter Zeitung vom 26. Mai 17 Wie viele deutsche Autos werden in den USA verkauft?)


    Was den US-Automarkt betrifft, so sehe ich auch erst eine zögerliche Erholung und derzeit ein Verharren auf hohem Niveau, ohne die kurzzeitigen Spitzen auf der linken Seite erreicht zu haben. (Gab es 2001 ein spezielles Autokaufprogramm?? Zu 2005 fiele mir gar nichts ein (außer Gelddoping durch die Notenbank); die Spitze in 2009 könnte ebenso auf einer Notenbank-Intervention basieren.


    Die Verkäufe scheinen rechts sogar stabiler als auf der linken Seite zu sein, was die Schwankungsfreudigkeit betrifft.


    Mit der Interpretation, was die Lohnarbeiter in der US-Autoindustrie betrifft, habe ich keine Probleme, wobei mir aber nicht klar ist – wie die Grafik nahelegt Beschäftigte =GM, Ford, Chrysler – oder doch alle in der US-amerikanischen Autoindustrie Beschäftigte.


    Ob es mit der US-Autoindustrie weiter abwärts geht, kann m. E. die Grafik nicht leisten.


    Ich sehe also derzeit stabile Autoverkäufe auf sehr hohem Niveau mit einer deutlich gesunkenen Anzahl von Beschäftigten .


    Gruß

  • Hallo bke,

    danke für deine Einwände und zusätzlichen Daten. Meine Grafik lenkt vielleicht auf das falsche Gleis, weil in der Grafik nur die Logos der drei großen US-Firmen gezeigt werden. Die Daten beziehen sich aber auf alle Autoverkäufe in den USA (einschließlich der importierten Autos) und ebenso auf alle Lohnabhängigen in der US-Autoindustrie, also auch in Werken von Daimler oder Honda in den USA. (Alle Daten stammen übrigens aus dem Economist). Ich habe die Legende der obigen Grafik entsprechend angepasst.

    Was meine These angeht, dass die US-(Auto)-Industrie an ihrem Erfolg kaputt geht, so lässt sich das meines Erachtens nicht direkt am Profit festmachen. Der Profit von Ford lag 2014 bei 3 Mrd. Dollar, 2015 bei knapp 10 Mrd. und 2016 bei 4,5 Mrd. (Zahlen aus dem letzten Economist).


    Wenn die Absatzzahlen stagnieren, können die Kapitalisten durch Rationalisierung, Entlassungen und Lohnsenkungen ihren Profit steigern. Mit den Entlassungen und Lohnsenkungen verknappt sich jedoch auch der Markt. Wie die Grafik oben zeigt, wurden seit 2001 rund 100.000 Automobilarbeiter entlassen. Selbst wenn die Entlassenen einen anderen Job finden, wird dieser weniger gut bezahlt sein.

    Die Automobilkapitalisten beschneiden sich daher ihren eigenen Markt. Irgendwann müssen dann die Absatzzahlen einbrechen.

    Die deutschen Kapitalisten haben dieses Problem auch, deshalb setzen sie auf den Export. Der Exportmarkt ist den US-Autokapitalisten weitgehend durch erfolgreichere Konkurrenten versperrt. Deshalb wird es mit den US-Autokapitalisten bergab gehen, auch wenn das die Absatzzahlen noch nicht deutlich zeigen.

    Im übrigen hatte auch Marx schon darauf hingewiesen, dass steigende Produktionszahlen notwendig auf stagnierende oder gar fallende Käuferzahlen treffen. Das ist in den USA und in Europa der Fall. Der "Economist" nennt das "Overcapacity". Marx nannte das "Überproduktion von Kapital". "Dieser Überfluss des Kapitals erwächst aus denselben Umständen, die eine relative Überbevölkerung (Arbeitslosigkeit) hervorrufen, und ist daher eine diese letztere ergänzende Erscheinung, obgleich beide auf entgegengesetzten Polen stehen, unbeschäftigtes Kapital auf der einen und unbeschäftigte Arbeiterbevölkerung auf der anderen Seite.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 261.


    Gruß Wal


    P.S. Auch prokapitalistische Ökonomen warnen: http://www.handelsblatt.com/vi…utoblase-um/19876608.html

  • Newly created posts will remain inaccessible for others until approved by a moderator.