Dass China der große Gewinner der Globalisierung ist, weiß hier jedes Kind, auch wenn einige Leute das Ausmaß der wirtschaftlichen Überlegenheit Chinas noch nicht begriffen haben und meinen, der chinesische Erfolg basiere bloß auf Niedriglöhnen.
Dass aber Europa, das Ursprungsland des Kapitalismus, der große Verlierer der Globalisierung ist, das liest man in deutschen Zeitungen vergebens.
Außerhalb Deutschlands ist der europäische Niedergang jedoch spürbarer und eher bewusst.
Die folgenden Daten über die regionalen Anteile an der Weltwirtschaft von 1980 bis 2020 sprechen eine deutliche Sprache:
Das Gewicht der USA in der Weltwirtschaft wurde nur geringfügig schwächer, von 26% im Jahr 1980 auf 23% im Jahr 2016.
Der prozentuale Anteil Europas an der Weltwirtschaft fiel dagegen von rund 35 % im Jahr 1980 auf knapp 20 % im Jahr 2016 zurück. Und es sieht nicht so aus, als könne Europa aus seiner Position der Schwäche "zurückkommen".
Der Anteil der kapitalistischen Kernzone an der Weltwirtschaft ging seit 1980 von 60% auf 40% zurück. Dieser Rückgang ist fast vollständig dem Zurückfallen Europas in der weltweiten Konkurrenz geschuldet.
Der Anteil der kapitalistischen Peripherie an der Weltwirtschaft stieg entsprechend von 40% auf 60%. Dieser Anstieg geht fast vollständig auf das Konto der chinesischen Wirtschaft.
Der wirtschaftliche Niedergang Europas ist der tiefere Grund für den erstarkten Nationalismus von Großbritannien über Frankreich bis zu Polen und Ungarn. Fast jeder europäische Politiker außerhalb Deutschlands sammelt Sympathiepunkte durch Kritik an der Globalisierung, einschließlich einer mehr oder minder scharfen Kritik am deutschen Kapitalismus, dem einzigen europäischen Gewinner der Globalisierung.
Da die europäische Großbourgeoisie keine sozialverträgliche Antwort auf den relativen Niedergang Europas finden kann und den relativen Niedergang Europas verleugnen, bleiben die europäischen Rechtsnationalisten in Europa im Aufwind. Auch die Rechtsnationalisten haben keine sozialverträgliche Antworten, aber sie leugnen nicht die entstandenen Probleme.
Die relative Schwäche ganz Europas ist auch der tiefere Grund für das zunehmend eigenmächtige Auftreten regionaler Mächte wie Russland, die Türkei, der Iran oder Saudi-Arabien.
Wal Buchenberg, 26.April 2017
