Wachstum der Weltwirtschaft 1997 - 2016

  • Jedes einzelne Kapital ist „akkumulierter Reichtum“ – ein Reichtum, der zur Produktion von noch mehr Reichtum verwendet wird. Jedes Kapital, das wächst und akkumuliert, behauptet sich auf dem Markt und vergrößert seinen Anteil am allgemeinen Reichtum. „Das Wachstum des gesellschaftlichen Kapitals vollzieht sich im Wachstum vieler individuellen Kapitale.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 653. Ein Kapital, das nicht wächst, fällt in der Konkurrenz zurück und verliert seine Anteile am allgemeinen Reichtum und Profit.


    Die staatliche Statistik vergleicht im nationalen Maßstab allerdings nicht die Größe der Kapitalien, die auf dem Weltmarkt miteinander konkurrieren, sondern das gesellschaftliche Neuprodukt eines jeden Landes (die Summe aus Lohn und Mehrwert/Profit – v+m) und hier besonders die Wachstumsrate. Das ist die Rate, um die sich die volkswirtschaftliche Produktionsleistung vermehrt.


    1. Der Vergleich der Wirtschaftsraten zeigt, wo der Kapitalismus kriselt und wo der Kapitalismus expandiert.
    2. Der Vergleich der Wirtschaftsraten zeigt, wo der Kapitalismus an Einfluss und Macht gewinnt, und welche Länder in der nationalen Konkurrenz zurückfallen.
    3. Die Summe aller nationalen Wirtschaftsraten ergibt die globale Wirtschaftsrate. Sie zeigt, wie es insgesamt um den Kapitalismus bestellt ist.





    Die Grafik zeigt:
    1. Die USA sind und bleiben innerhalb der kapitalistischen Kernzone die entscheidende Größe und damit die „führende Macht“. Im gesamten Zeitraum zwischen 1997 und 2016 erbrachte die USA 50% oder mehr des Wachstums der Kernzone.


    2. Der Bedeutung der USA in der kapitalistischen Kernzone entspricht die wachsende Bedeutung Chinas in der kapitalistischen Peripherie. Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts erbrachte China rund 1/3 des Wachstums in der Peripherie. Seit der großen Krise 2008/2009 bringt China rund 50% des Wachstums der Peripherie.


    3. Der Einfluss der kapitalistischen Kernzone geht insgesamt zurück. Bis zum Jahr 2000 erreichte die Wachstumsrate der Kernzone noch 50% oder mehr des globalen Wachstums. Seither hinkte das Wirtschaftswachstum immer mehr hinter dem globalen Wachstum und dem Wachstum in der Peripherie hinterher. Im Jahr 2016 betrug das Wachstum in der Kernzone nur noch rund 0,6 Prozent. Die Peripherie wuchs im letzten Jahr um rund 2,2 Prozent. Der chronische Rückgang der globalen Wachstumsrate (2016 = 2,8%) ist vor allem das Resultat der Wachstumsschwäche in der kapitalistischen Kernzone.


    4. Die sinkende Wachstumsrate der Kernzone verweist dort auf sinkende Investitionsraten und auf sinkende Profitraten. Der zu verteilende gesellschaftliche Reichtum wächst langsamer - oder gar nicht. Das entzieht den Kapitalisten und allen Verteilungssozialisten den Handlungsspielraum. In der kapitalistischen Peripherie wächst der Lebensstandard der Lohnabhängigen, weil der Kapitalismus dort boomt. In der kapitalistischen Kernzone schrumpft oder stagniert der Lebensstandard, weil der Kapitalismus dort stagniert oder schrumpft. Die Linken nennen das "Neoliberalismus" und meinen, sie könnten die früheren Verteilungsspielräume des gesellschaftlichen Reichtums in der Kernzone anknipsen wie einen Lichtschalter.



    Tatsächlich ist in jedes kapitalistische Wachstum durch den drohenden Fall der Profitrate eine "Bremse" eingebaut:
    „Fall der Profitrate und beschleunigte Akkumulation sind ... nur verschiedene Ausdrücke desselben Prozesses, als beide die Entwicklung der Produktivkraft ausdrücken.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 251



    "Die Schranken, in denen sich die Erhaltung und Verwertung des Kapitalwerts, die auf der Enteignung und Verarmung der großen Masse der Produzenten beruht, allein bewegen kann, diese Schranken treten daher beständig in Widerspruch mit den Produktionsmethoden, die das Kapital zu seinem Zweck anwenden muss und die auf unbeschränkte Vermehrung der Produktion, auf die Produktion als Selbstzweck, auf unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit lossteuern.
    Das Mittel – unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte – gerät in fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwertung des vorhandenen Kapitals.
    Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein historisches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwickeln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie zugleich der beständige Widerspruch zwischen dieser ihrer historischen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 260.


    Wal Buchenberg, 4. April 2017



    Siehe auch:


    Produktivität der kapitalistischen Kernzone lässt nach



    Die Weltwirtschaft 2014


    Aufstieg und Niedergang des (europäischen) Kapitalismus



    Das Ende der "Herrschaft des weißen Mannes" (Weltwirtschaft 1998 - 2013)



  • Newly created posts will remain inaccessible for others until approved by a moderator.