Was war 1989 in der DDR los?

  • Unser erster Versuch, über die Wende in der DDR und die möglicherweise verpassten Chancen zu diskutieren, hat nicht viel gebracht. Nun hat Wat. vorgeschlagen, einen neuen Versuch zu starten. Ich mache dafür einen neuen Thread auf.
    Zum Start schildere ich, wie ich den Wende-Herbst 1989 erlebt habe – viel ist es nicht.


    Seit Sommer arbeitete ich mit einem Zwei-Jahres-Vertrag als deutscher Lektor im (staatlichen) Fremdsprachenverlag Beijing. Außer mir arbeiteten da noch (neben Engländern, Franzosen und Afrikanern) auch vier DDR-Kulturschaffende. Mit Zweien von ihnen bin ich heute noch gut befreundet. Als Informationsquellen standen mir nur englischsprachige Zeitungen zur Verfügung, und eben die Empfindungen und Reaktionen der vier DDRler über die Vorgänge an ihrer „Heimatfront“.
    Die englischsprachigen Zeitungen brachten täglich die Meldungen, die offizielle Medien gewöhnlich über Vorgänge im Ausland bringen: wenige Fakten (vor allem Demonstrationsorte, Demonstrantenzahlen) und viel Meinung - vor allem Meinungen von etablierten Staatsvertretern in Ost und West.


    Unsere vier Kulturschaffenden – alles SED-Mitglieder - waren über die Vorgänge in ihrer Heimat sehr besorgt - vor allem sorgten sie sich um ihre Arbeitsplätze und um ihre persönliche Zukunft. Die beiden Frauen hatten auch durchaus Verständnis für die Anliegen der Demonstranten in der DDR. Alle vier hofften darauf, dass die SED sich auf Kompromisse einlässt, um die Protestbewegung zu besänftigen und zu befrieden.


    Als die SED-Führungsriege einen Egon Krenz zum Nachfolger von Honecker bestimmte, machte sich unter den Vieren Enttäuschung und Entsetzen breit. Jetzt war ihnen klar, dass die DDR-Staatsmacht zu keinen nennenswerten Kompromissen bereit oder in der Lage war.


    Wie die Sache dann ausging, ist jedem bekannt.


    Ich habe jedenfalls keine Hinweise darauf, dass die Wende in der DDR anders hätte ausgehen können. Aber wie gesagt: Ich war sehr weit weg von den Ereignissen und bekam nur gefilterte Informationen.


    Nachzutragen wäre:
    Zwei der Vier sind betagte Rentner. Da ihre Rentenansprüche Eins zu Eins in DM umgewandelt wurden, und sie vorher gut bezahlte Posten im DDR-Staatsdienst hatten, können sie heute von ihrer Rente gut leben. Sie sind der Grünen Partei beigetreten und engagieren sich in ihrem Heimatort für den Naturschutz.
    Das andere Ehepaar war jünger und versuchte angestrengt, aber ohne Erfolg, im chinesischen Staatsdienst eine längerfristige Anstellung zuerhalten.
    Zu ihnen habe ich keinen Kontakt.

    Gruß Wal

  • Hallo Wat,
    ich beginne beim genannten Beitrag 7.



    in wirtschaftlicher Hinsicht, hatte die DDR 89 meines Erachtens die Voraussetzungen, um sich gesellschaftlich weiterzuentwickeln. Die wesentlichen Merkmale, die entwickelte kapitalistische Länder haben, gab es auch in der DDR. z.B. die vergesellschaftlichte Produktion, gut ausgebildete Werktätige, der Bildungsvorsprung der Eliten bestand höchstens aus Spezialkenntnissen, das heißt irgendwelches Herrschaftswissen. Eigentlich gute Voraussetzungen, um das Ruder selbst in die Hand zu nehmen. Dazu kam die politische Krise, die als Hebel für Veränderungen bestand. Leider wurde daraus ein, den Teufel mit Belzebub austreiben.
    Sicherlich hätte die DDR nicht von einem Sozialismus, in den Anderen (die Assoziation der freien Produzenten) hinüberwechseln können. Einen solchen Schritt macht niemand über Nacht. Die Voraussetzungen, den Weg dahin einzuschlagen, waren gegeben. Die Pariser Kommune begann auch mit einer Umwälzung auf der politischen Ebene. Natürlich gab es für sie die entsprechende Bewegung, die es in der DDR nicht gab.
    Gruß Jens

  • Hallo Jens,


    Du schreibst, in der DDR gab es die wesentlichen Merkmale der entwickelten kapitalistischen Länder.
    Ja, viele dieser Merkmale hatte sie und das eine oder andere war vielleicht sogar besser ausgeprägt, zB. das Selbstverständnis bei Vielen/ den Meisten/ (fast) Allen vom lebenslangen Lernen und daraus resultierend auch der Wissens'hunger'.


    Mir fehlt aber ein ganz entscheidendes Merkmal: Doppelt freie Lohnarbeiter.
    Es fehlte mE der Arbeiter; frei Eigentum zu sein und frei Eigentum zu haben.
    Nur letzteres was 'erfüllt': Eigentumslos im Sinne von Produktionsmitteleigentum war er definitiv.
    Frei Eigentum zu sein, das war er genauso definitiv nicht.


    Die Wende fing sogar mit Emanzipationsbewegungen an.
    Da ging es um mehr Informationen über Schadstoff-Ausstoß der Betriebe/ Luftverschmutzung, Produktionszahlen und -wege. Da ging es um Rechenschaft von Personen, Belegungspläne für Wohnraum, Vergabe von Ferienplätzen etc.pp.


    Ja, es ging wohl auch ab und an um Produktionsinhalte. Was wird wieviel und warum produziert.


    Erinnerst Du Dich, wie zentralistisch alles in der DDR aufgebaut war? Nach meinem Dafürhalten auch aufgebaut werden mußte, um die Ressourcen entsprechend zu koordinieren.


    An welcher Stelle hätte solchen Emanzipationsansätzen 'nachgegeben' werden können, ohne daß die Macht der Partei infrage gestellt worden wäre. Wo hätte sie 'nachgeben' können? Wo hätte sie nachgeben 'dürfen'?
    Denn an DDR festhalten wollte nach meiner Erinnerung zum Anfang noch die Allermeisten - es wurde erst Anfang 1990 das eine aus "Wir sind das Volk".


    Wir dürfen uns dabei mE ruhig auch die weltpolitische Lage vergegenwärtigen...


    Btw. Und wir waren noch nicht einmal in Gedanken bei der untereinander verabredeten Produktion.


    Liebe Grüße - Wat.

  • Hallo Wat,
    ich beginne mal mit dem 2.Abschnitt Deines Beitrags. Über doppelt freie Lohnarbeiter im Kapitalismus weis ich nur, das sie frei sind von eignen Produktionsmitteln und frei von einem Herrn, dessen Eigentum sie sind. Er kann und muß seine Arbeitskraft überall dahintragen, wo sie einen Käufer findet und er sich damit seinen Lebensunterhalt verdient.
    Mir ist nicht klar, was Du damit meinst "frei Eigentum zu sein und frei Eigentum zuhaben". Wer ist frei um Eigentum zu sein und wer ist frei um Eigentum zu haben?
    Klären wir das erst mal.
    Gruß Jens

  • Über doppelt freie Lohnarbeiter im Kapitalismus weis ich nur, das sie frei sind von eignen Produktionsmitteln und frei von einem Herrn, dessen Eigentum sie sind.

    Hallo Jens


    Genau das meint: Frei Eigentum zu sein und frei davon Eigentum zu haben.
    Das ist der 'klassische' Lohnarbeiter.


    Liebe Grüße - Wat.


    Edit: Ja, es stimmt, ich hatte oben das entscheidende Wörtchen "davon" vergessen zu schreiben, das dann Deine Nachfrage hervorrufen mußte.
    Danke.

  • Hallo Wat,
    wenn ich Dich richtig verstanden habe, möchtest Du mich darauf hinweisen, das die Lohnarbeiter/Werktätigen in der DDR Eigentum waren. Ich nehme an, das wirst Du Dir genau überlegt haben und wirst für den Fall von Widerspruch, jede Menge Material in der Hinterhand haben. Dann bleibt für mich nur noch übrig, meine Sicht der Dinge zu schildern. Aus eigner Erfahrung weis ich, das die Werktätigen nicht Eigentum ihres Betriebes waren und ihren Betrieb bzw. Beruf wechseln durften, natürlich alles innerhalb der DDR evt. anderer staatssoz. Länder. Diese Begrenzung und andere staatliche Reglementierungen gehen bzw. gingen über das Maß hinaus, was in der Alt BRD oder anderer kapitalistischer Länder üblich war. Daraus könnte man ein faktisches Eigentum ableiten, das sehe ich aber nicht so. Für mich bleibt es im Rahmen einer Untertanenexistenz. Natürlich kann das jeder so sehen wie er möchte.
    Ob so oder so, sie waren keine tumben Sklaven und ihren herrschenden Eliten in ihren Fähigkeiten ebenbürtig und damit handlungsfähig den Produktionsprozess und ihre gemeinsamen gesellschaftlichen Angelegenheiten zu regeln.
    Ja, die DDR hatte eine zentralistische Planwirtschaft und die Macht der Partei hielt diese zusammen. Mit der Wende verschwand die Macht der Partei und damit eröffnete sich die Möglichkeit, das die Werktätigen über ihren künftigen Weg selbstbestimmen, zumindestens die, die dageblieben sind und das war die Mehrheit.
    Die Losung, "wir sind das Volk", gab es schon im Herbst 89 daraus wurde dann zum Teil "wir sind ein Volk". Daraus kann man schlußfolgern, das die unter dieser Losung demonstriert haben, sich die Wiedervereinigung mit Marktwirtschaft wünschten. Läßt sich daraus aber verallgemeinern, das die Mehrheit, sich den Kapitalismus wünschte. Für heute Schluß
    Gruß Jens

  • Hallo Jens,


    gern nehme ich Dein 'Angebot' an, hier nicht nur mit nackten Fakten/ Argumenten sprechen zu müssen, sondern durchaus auch Gefühle/ Empfindungen und vielleicht persönliche Beobachtungen einfließen zu lassen...


    Mir geht es nicht darum, irgend jemandem besonders weh zu tun. Nicht darum einen Generalvorwurf zu formulieren.
    Jeder Satz, der da von mir geschrieben würde, würde sich gegen mich selbst richten.


    Ich war Träger des anderen Systems, ich bin da geboren und erwachsen geworden. Ich habe für dieses System gebrannt und hätte mich dafür in Stücke hauen lassen...
    ... und an die zwanzig Jahre gebraucht zu verstehen, warum es andere (die Mehrheit) ganz anders sahen.


    Jens, wir gehörten von vorn bis hinten, vom ersten bis zur letzten unserer Tage der (zentralen) Planung.
    Daß ich darüberhinaus noch der Partei gehörte, laß ich mal außen vor, das hatte ich ja selbst so entschieden und geht insoweit völlig in Ordnung.
    Aber der Planung zu gehören hat niemand selbst entscheiden können.


    Dabei zählt auch nicht, daß ich (und so wie ich das bei Dir lese Du auch) das ganz anders gefühlt habe.
    Frei sein und sich frei fühlen sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe - niemals wieder habe ich mich so frei gefühlt wie damals.
    ... und schon bei diesem Satz wird mir mindestens die Hälfte der ehemaligen DDR-Bürger an den Hals springen (verständlicherweise aus heutiger Sicht)


    Ja, es war eine Untertanenexistenz - wir wollten aber Sozialismus sein!


    Frag doch mal einen 'gelernten' alten BRD-Bürger, ob er die Soziale Marktwirtschaft für Kapitalismus hält.
    Frag auch einen 'gelernten' DDR-Bürger, ob er eine Sozialistische Marktwirtschaft für Sozialismus hält.


    Frag meinetwegen auch Dich selbst - aber etwas anderes: Was ist Marktwirtschaft.
    Oben sagst Du: Kapitalismus
    Meine Antwort ist auch: Kapitalismus.


    Ich weiß nicht, wie es Dir geht/ ging, aber so wenig ich jede Marktwirtschaft für Kapitalismus hielt, genauso wenig wäre ich auf die Idee gekommen, meine DDR für nicht-sozialistisch zu halten.


    Dumm (oder wie Du formulierst tump) waren die Menschen in der DDR ganz sicher nicht.


    PS - Ich lasse in diesem Post noch einmal raus, welche tatsächlichen Möglichkeiten zur Veränderungen es mE innerhalb der DDR gab.



    Liebe Grüße - Wat.

  • Hallo Wat,
    eigentlich hatte ich nicht erwähnt, welche Gefühle mich mit der DDR verbinden aber grundsätzlich spricht nichts dagegen so was einfließen zu lassen. Auch gut, das Du niemandem besonders weh tun willst aber das würde sich sowieso niemand gefallen lassen.
    Für das System habe ich nicht gebrannt aber die Notwendigkeit für einen Sozialismus war für mich immer selbstverständlich, bis heute. Ich war immer viel zu kritisch um vorbehaltlos alles gut zu finden. Wie Du weist, war Kritik im Staatssozialismus bei den Oberen nicht sehr beliebt.
    Das die Mehrheit anderes sieht als Du oder ich, ist nicht überraschend, das wird wohl immer so sein. So ist die Wahrnehmung von Individuen. Man muß sie (die Mehrheit) schon fragen, um zu erfahren, was sie sehen oder was sie wollen. Ich halte es z.B. für wichtig zu erfahren, was eine Mehrheit an gemeinsamen Zielen hat.
    Mir ist bekannt, das die Werktätigen verplant wurden und auch von wem.


    Frei sein ist immer etwas relatives. Marx erwähnte sinngemäß, das im Kommunismus das Reich der Freiheit, auf dem Reich der Notwendigkeit beruht. Im Kapitalismus setzt das Kapital und die Macht des Staates der Freiheit Grenzen und im Staatssozialismus die Planer mit ihrem Plan (inklusive Staat). Ich würde die erste Variante vorziehen.
    Du erwähntest, das Du Dich nie so frei gefühlt hast, wie damals. In einem anderen Beitrag (nicht an mich) schriebst Du, "trau Deinen Sinnen".
    Wann traust Du Deinen Sinnen mehr zu, damals oder heute.
    Wieviel ehemalige DDR Bürger Dir an den Hals springen würden, müßtest Du mal ausprobieren. Ich wäre selber gespannt.


    In den bürgerlichen Medien und zum Teil auch umgangssprachlich wird der Kapitalismus, Marktwirtschaft genannt. Während meiner Schulzeit (im Osten), habe ich mal den etwas futuristischen Namen "technotronische Gesellschaft " der aus dem Westen stammen soll, gehört.
    Ende der 80iger ahnte ich, das dieser Soz. (in der DDR) noch nicht der Letzte sein wird. Das kurz darauf die bekannten Ereignisse einsetzen werden, konnte ich natürlich nicht wissen. Ich stellte mir Veränderungen in Wirtschaft und Politik vor aber natürlich keinen Marsch in die Vergangenheit.
    Gruß Jens

  • Hallo Jens

    Wie Du weist, war Kritik im Staatssozialismus bei den Oberen nicht sehr beliebt.
    Das die Mehrheit anderes sieht als Du oder ich, ist nicht überraschend, das wird wohl immer so sein. So ist die Wahrnehmung von Individuen. Man muß sie (die Mehrheit) schon fragen, um zu erfahren, was sie sehen oder was sie wollen. Ich halte es z.B. für wichtig zu erfahren, was eine Mehrheit an gemeinsamen Zielen hat.
    Mir ist bekannt, das die Werktätigen verplant wurden und auch von wem.

    Sorry?!


    Darum hast Du auch von Deinen Erfahrungen gesprochen, daß die DDR-Bürger den Betrieb frei wählen können usw., als ich den fehlenden doppelt freien Lohnarbeiter ansprach?^^


    Im übrigen ist mE nicht jede Kritik an der DDR oder ihren Oberen Kritik am Staatssozialismus.


    Eine Mehrheit muß ich nicht fragen, wenn ich zu ihr gehöre und mit ihr die Entscheidungen gemeinsam treffe.


    Naja und mir ist bekannt, daß die Menschen in der DDR verplant wurden und - wodurch ;)


    Dieses "wodurch" scheint mir dann doch das Gehaltvollere als es an Personen festzumachen.
    Eine Planer-Klasse bestehend aus Wissenschaftlern, Experten, gewählten Vertretern oä wird sich in nix wesentlichem anders verhalten (können) als Genossen einer führenden Partei.


    Frei sein ist immer etwas relatives. Marx erwähnte sinngemäß, das im Kommunismus das Reich der Freiheit, auf dem Reich der Notwendigkeit beruht. Im Kapitalismus setzt das Kapital und die Macht des Staates der Freiheit Grenzen und im Staatssozialismus die Planer mit ihrem Plan (inklusive Staat). Ich würde die erste Variante vorziehen.
    Du erwähntest, das Du Dich nie so frei gefühlt hast, wie damals. In einem anderen Beitrag (nicht an mich) schriebst Du, "trau Deinen Sinnen".
    Wann traust Du Deinen Sinnen mehr zu, damals oder heute.

    Frei sein ist etwas relatives?


    Prima, dann bin ich hier ja auch (relativ) frei.


    Nee, ich bin frei oder ich bin nicht frei!


    Nur ein bißchen schwanger auch ist kein Zustand.


    "Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion. Wie der Wilde mit der Natur ringen muss, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, um sein Leben zu erhalten und zu reproduzieren, so muss es der Zivilisierte, und er muss es in allen Gesellschaftsformen und unter allen möglichen Produktionsweisen." K. Marx, Kapital III, MEW 25, 828.


    Ich traue meinen Sinnen. Die haben mich noch nie wirklich verlassen. Aber ein Bauchgefühl ist etwas anderes als eine Analyse.


    Ich zitiere mich mal selbst aus meinen Anfang 2011 noch im alten Forum geposteten persönlichen Erfahrungen:
    "Es war nach meiner Vorstellung das, 'was den Menschen das Beste hätte ermöglichen können' - nicht, daß ich nicht gesehen hätte, daß es das nicht immer tat - aber ich hatte da dann so meine 'Begründungen' warum dieses und jenes noch nicht so ging und so..^^"


    Heute weiß ich, warum es nicht immer gut war und was viel wichtiger ist, weshalb es unter solchen Bedingungen auch niemals besser sein kann und daß das eben nicht mit den s.g. Kinderkrankheiten zu rechtfertigen ist.


    Und das hat was damit zu tun, daß Freiheit eben nicht relativ ist.

    Ende der 80iger ahnte ich, das dieser Soz. (in der DDR) noch nicht der Letzte sein wird. Das kurz darauf die bekannten Ereignisse einsetzen werden, konnte ich natürlich nicht wissen. Ich stellte mir Veränderungen in Wirtschaft und Politik vor aber natürlich keinen Marsch in die Vergangenheit


    Wir sind nicht in die Vergangenheit marschiert, dazu hätten wir vorher einen Schritt nach vorn gemacht haben müssen.
    Einigermaßen nett formuliert würde ich sagen: Wir sind einen Schritt zur Seite gegangen...


    Liebe Grüße - Wat.

  • Hallo Wat,
    noch diesen einen Punkt für heute.
    Sieh doch bitte mal in Wal´s Marx Lexikon unter dem Punkt Freiheit nach. Bitte ganz durchlesen und sollten noch fragen sein, einfach noch mal melden.
    Gruß Jens

  • Hallo Wat,
    das dieses Zitat dort steht, ist mir bekannt. Ich wollte Dir Gelegenheit geben, die Sache noch mal zu überdenken, für den Fall das Du Dich in Rage geschrieben hast. Mit Deiner Theorie über Freiheit, schießt Du in jedem bürgerlichen Blatt den Vogel ab.
    Die Aussagen von Marx, die Wal unter Dem Stichwort Freiheit zusammengetragen hat, widersprechen Deiner Vorstellung von Freiheit. Wahrscheinlich wirst Du das als meine persönliche Sichtweise abtun.
    Gruß Jens

  • Hallo Jens,


    warum sollte ich. Wir werden, so wir Lebewesen sind, immer von der Natur abhängig sein. Ob ich allerdings darüber hinaus noch in Abhängigkeit von der Bestimmung durch (andere) Menschen bin, ist keine Frage von relativer Freiheit; es ist die Frage nach JA oder NEIN.


    Btw. wenn Du keine Lust, kein Interesse (mehr) oder einfach keine Argumente hast, um Dich endlich mit dem eigentlichen Thema zu befassen, dann sag das doch einfach.


    Liebe Güße - Wat.

  • Hallo Wat,
    wenn ich keine Lust mehr habe, werde ich aufhören etwas zu erklären und um meine Argumente kümmere ich mich selber.
    Bevor wir mit was anderem weitermachen, sollten wir den Punkt Freiheit klären, sonst macht alles weitere m.E. keinen Sinn.
    Wenn Du die Zitate von Marx gelesen hast, solltest Du wissen, das die Freiheit im Kapitalismus nicht nur von Personen abhängt sondern in der Hauptsache von den gesellschaftlichen Zwängen. Nach Deiner Aussage bist Du hier frei. In der Tat bist Du frei genug, Deine Arbeitskraft überall hin zu tragen. Marx wies ausdrücklich darauf hin, das die Freiheit im Kapitalismus eine Illusion ist, da Sachzwänge der Freiheit der im Weg stehen.
    Die Abhängigkeit von der Natur habe ich nicht erwähnt.
    Gruß Jens

  • Hallo Jens


    Was willst Du wirklich?



    Wenn Marx von (gesellschaftlichen) Zwängen spricht, ist es mE nicht richtig, diese völlig losgelöst von Menschen zu betrachten.
    Denn auch wenn sogar ein Kapitalist den Zwängen des Systems unterliegt und immer nur als dieser handeln kann, so funktioniert doch Gesellschaft nicht ohne Menschen und das Produktionsmitteleigentum gehört wenigen von Ihnen.
    So daß wiederum selbige Menschen aus genau diesem Eigentumsgrund heraus, genau den Zwängen unterliegen, die dadurch erst hervorgerufen werden.



    Du nennst das relativ frei, wie Du bereits gemerkt hast - ich nicht.
    Denn nach solcher Art Betrachtungsweise ist hier auch mein Lohn gerecht.
    Na prima, halleluja.


    Liebe Grüße - Wat.

  • Hallo Wat,
    für mich sieht es so aus, das unsere Beiträge sich nicht wirklich sinnvoll ergänzen.
    Zusammenfassend möchte ich darum sagen, das ich die Aussagen, die Marx zum Thema Freiheit machte, für schlüssig halte und ihnen zustimme. Möglicherweise habe ich Dir ein paar falsche Dinge unterstellt aber das entsprach dem, was ich aus Deinen Beiträgen herausgelesen habe und umgekehrt sieht es auch so aus, das Du mich nicht wirklich verstanden hast.
    Gruß Jens

  • Hallo
    Ergänzend zu meinem letzten Beitrag, möchte ich noch erwähnen, das ich diesen Meinungsaustausch nicht für vertane Zeit halte. Aus diesem Grund, habe ich mich noch mal intensiver mit dem Thema Freiheit befaßt als ich es sonst getan hätte. Am Ende hatte ich mir wieder bewußt gemacht, das Freiheit nicht einfach eine Frage von ja oder nein ist, sondern an bestimmte gesellschaftliche Bedingungen geknüpft ist. Ich hatte mir ein weniger zähes Ringen, innerhalb der Diskussion, vorgestellt aber das ist vielleicht auf Grund der Voraussetzungen, die wir in diese Diskussionen mitbringen, nicht möglich.
    Gruß Jens

  • "Über doppelt freie Lohnarbeiter im Kapitalismus weis ich nur, das sie frei sind von eignen Produktionsmitteln und frei von einem Herrn, dessen Eigentum sie sind." (Jens)


    "Frei Eigentum zu sein und frei davon Eigentum zu haben." (Wat)


    1. Wie können Lohnarbeiter "frei von einem Herrn sein, dessen Eigentum sie sind"? Das ist unlogisch.


    2. Lohnarbeiter haben Privateigentum.


    Lohnarbeiter sind einerseits frei, weil sie im Verlauf der ursprünglichen Akkumulation irgendwann ihres Privateigentums als Bauern oder Handwerker in Form von sachlichen Produktionsmitteln entledigt worden sind. Aber sie bleiben dennoch im Kapitalismus weiterhin Privateigentümer, nämlich die ihrer Arbeitskraft, dem lebendigen Produktionsmittel v. Und über dieses Eigentum können sie frei verfügen. Bei Akzeptanz der Wertform sind sie gezwungen, dieses Eigentum als Ware zu verkaufen, um die Waren für ihre Reproduktion zu erlangen. Sie haben aber auch die Wahl, nicht Eigentümer sein zu wollen und sich für eine kommunistische Form der Reproduktion zu entscheiden. Im Kapitalismus ist das Privateigentum an der Arbeitskraft aber auf jeden Fall ö k o n o m i s c h notwendig.


    Wollen die Lohnarbeiter aber Privateigentümer ihrer Arbeitskraft sein, müssen sie nach einer Instanz, dem Staat, verlangen, der die aus diesem und generell aus dem Eigentumsverhältnis entspringenden Widersprüche als Gemeinwille durch Recht und Gesetz regelt. So werden sie zu Bürgern. Im Rahmen dieses politischen Verhältnisses sind sie des weiteren frei als juristische Personen und Privateigentümer ihrer Ware Arbeitskraft und damit den Käufern dieser Ware gleichgestellt. Diese Freiheit ist die p o l i t i s c h e Voraussetzung für das Funktionieren kapitalistischer Reproduktion.

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