Zur Miete in Deutschland 1992-2012

  • Die Miet- oder Wohnungskosten sind der größte Ausgabenposten für uns Lohnabhängige. Im Durchschnitt frisst die (Kalt)Miete rund 27% unseres verfügbaren (Netto)Einkommens. Für Arme in Ost und West (mit weniger als 60% des Durchschnittseinkommens) ist die Belastung durch Wohnkosten noch schwerer und kommt auf über 40% des ihres Haushaltseinkommens.



    Wie die Grafik 1) zeigt, hat sich die Belastung für Wohnkosten zwischen Ost und West seit 1992 ziemlich angeglichen. Die Belastung durch Mietkosten hat sich angeglichen, indem sie im Osten rapide und im Westen nur langsam angestiegen ist. Das betrifft die ärmeren Einkommensschichten wie den Gesamtschnitt. Die Kaltmieten sind seither um 23% gestiegen, die Warmmieten aber um 40%.
    Was die Grafik nicht zeigen kann: Inwieweit die relative Stabilisierung der Mietkosten seit dem Jahr 2005 schon durch viele erzwungene Umzüge in preiswerteren Wohnraum mit schlechteren Wohnlagen zustande kam.


    Grafik 2)
    In den Stadtgebieten Deutschlands liegt der Mietpreis pro Quadratmeter gut ein Euro höher als in den ländlichen Gebieten. Das liegt vor allem am verrückten Privatbesitz am Boden, wo aus der größeren Knappheit ein größerer Profit geschlagen wird. Wäre der gesamte Boden in Deutschland gemeinsames Eigentum, dann wären alle Miet- und Wohnkosten automatisch um rund ein Drittel billiger.
    Die Armen im Osten und im Westen zahlen Mietpreise, die dem ländlichen Raum entsprechen, aber sie zahlen sie für einen miserablen Wohnkomfort, der jeder Beschreibung spottet.


    Grafik 3)
    Die Wohngrößen sind im Westen wie im Osten gestiegen, aber nicht, weil die Leute in größere Wohnungen umgezogen sind, sondern weil Menschen aus den bestehenden Wohnungen ausgezogen sind: Kinder, die erwachsen wurden, Paare, die sich getrennt haben.
    Die Leute, die diese Daten für den DIW gesammelt haben, kamen zu dem Schluss: “However, poor households already need to spend a remarkably high share of their income on rent and do not seem to be able to spend more.”


    Den Report kannst du hier hochladen:



  • Ich komme zwar auf "nur" 300 Euro Kaltmiete. Aber mit 80 Euro Nebenkosten, 75 Euro Heizkosten, 55 Euro Strom, GEZ Gebühren (ich besitze weder Radio noch Fernseher) und Telefon / Internet auf über 580 Euro. Meine Rente - also aktive Sterbehilfe - liegt bei 1000 Euro.

  • Hallo Logikus,
    Die obige Grafik bezieht sich auf Kaltmieten.
    Was deine Wohnkosten angeht, so zählen Telefon, GEZ und Internet zu Kommunikationskosten, nicht zum Wohnen.
    Dein Mietanteil von 30% (Nettokaltmiete) liegt deutlich unter dem Durchschnitt armer Haushalte, zu denen auch du gehörst.
    Die Wohnungs-Nebenkosten sind insgesamt noch stärker angestiegen als die Kaltmieten. Während die Kaltmieten in Deutschland seit 1995 um 23% anstiegen, sind die Warmmieten im gleichen Zeitraum sogar um 40% angestiegen.
    Für uns Mieter ist die Warmmiete natürlich die entscheidende Größe. Aber es sind halt unterschiedliche Empfänger, die unsere Wohnausgaben einsacken.



    Dass du 80 Euro Nebenkosten angibst und außerdem noch 75 Euro Heizkosten, heißt wohl, dass du keine Zentralheizung hast. Sonst sind Heizkosten ein Teil der Nebenkosten.
    Insgesamt liegen deine Wohnkosten aber im "normalen" kapitalistischen Rahmen.
    Anders gesagt: Dir geht es so schlecht wie den meisten anderen auch.


    Gruß Wal



    (P.S. Deine Pöbeleien gegen "Westlinke" wurden nicht freigeschaltet. Lies mal unser Impressum.)

  • Das hat sich in den letzten Jahren noch weiter verschärft, seit hier um die Ecke die EZB steht werden im Viertel regelrechte Mondpreise bei Neuvermietung verlangt. Im Rest der Stadt sieht es nicht viel besser aus, waren Kaltmiete um 8 €/qm vorher noch häufiger im Angebot, sind heute 10 € schon "Schnäppchen". Für Wohnungssuchende ist es aber unerheblich, ob die langjährigen Mieter 8 € und weniger bezahlen, wenn die freie Wohnung 12 € und mehr kostet.

  • Wem Mieterhöhungen an der Backe vorbeigehen:

    Laut Statistischem Bundesamt besitzen 31% der Bewohner Deutschlands ein Einfamilienhaus - vom Reihenhäuschen bis zur Stadtvilla, 5% besitzen ein Zweifamilienhaus - erzielen also neben ihrem Lohneinkommen noch Mieteinnahmen, und 14% besitzen eine Eigentumswohnung. Bleiben noch 50% die unter den steigenden Mieten leiden.

  • Wohnen sei ein Menschenrecht, wird landauf, landab von linker Seite gepredigt.

    Wenn Wohnen ein Menschenrecht ist, warum müssen wir dann dafür zahlen? Ein Menschenrecht kommt uns doch zu, weil wir Menschen sind, nicht weil wir Geld in der Tasche haben?!

    Die Berufung auf „unveräußerliche Menschenrechte“ verliert ihren Sinn, wenn gleichzeitig erwartet wird, dass wir dafür bezahlen sollen. Wie sieht es denn mit anderen „Menschenrechten“ aus? Müssen wir für „freie Meinungsäußerung“ bezahlen? Müssen wir für „Gleichberechtigung“ bezahlen? Müssen wir für „Menschenwürde“ bezahlen?

    Solche Menschenrechte sind nichts wert, wenn es uns am Nötigsten fehlt. Aber ein „Menschenrecht“, das uns noch Geld kostet, ist ein Witz.

    Kein Witz ist, dass Wohnungen eine Ware sind. Wie jede andere Ware werden Wohnungen für Profit hergestellt und für Profit verkauft oder vermietet. Damit der Eigentümer Profit macht, muss für die Wohnung Geld bezahlt werden. Wie Essen, Kleidung, Transport usw. gehört Wohnen zum dringendsten Lebensunterhalt. Die Kosten für den Lebensunterhalt müssen wir uns verdienen, indem wir uns als Lohnarbeiter verdingen. Würde unser Lohn (oder unser staatlicher Lohnersatz) zum Leben reichen, dann könnten wir auch die Mieten bezahlen, die von uns verlangt werden, das ist aber nicht der Fall.

    Steigende Mietpreise sind nur ein Teil der steigenden Lebenshaltungskosten. Diese steigenden Kosten müssen und können wir uns vor allem durch steigende Lohneinkünfte erträglich machen. Das müssen wir (zusammen mit den Gewerkschaften) schon selber tun.

    Da hilft es wenig, den Staat gegen steigende Mietpreise zu Hilfe zu rufen.


    Siehe auch:

    H.-D. von Frieling: Städtische Wohnungsnot und Profitlogik


    Wohnungsnot: Bürgerliche Köpfe werden wach


    Kapitalistischer Wohnungsmarkt


    Wohnungen für Obdachlose


    Doku: Sebastian Gerhardt: Daten zum Berliner Wohnungsmarkt

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