Wir Linke des 21. Jahrhunderts sind arm an Erfolgen.
Schon deshalb hebt die Lektüre von Nelson Mandelas Autobiografie „Der lange Weg zur Freiheit“ die strapazierte Laune.
Die Lebensgeschichte Mandelas ist die Erfolgsgeschichte des ANC und der Massenbewegung gegen Apartheid und weißen Rassismus.
Der ANC wurde 1912 als Interessenvertreter einer gebildeten farbigen Mittelschicht gegründet. Er war weltanschaulich nicht festgelegt und nahm Christen, Liberale, Linke und auch Kommunisten verschiedener Hautfarben auf.
Zwischen 1960 und 1990 war der ANC in Südafrika verboten und arbeitete in der Illegalität. Das war die Zeit, in der Nelson Mandela zum inneren Führungszirkel des ANC gehörte. 
Wir Linke des 21. Jahrhunderts können aus der Geschichte des ANC lernen, welche Faktoren eine linke Organisation und eine Massenbewegung erfolgreich machen.
Erfolgreich wird eine linke Organisation dann, wenn sie durch ihre Programmatik glaubhaft macht, dass die Verwirklichung ihrer Ziele das Leben von vielen Millionen Menschen grundlegend bessert.
Siehe dazu die „Freiheits-Charta“ des ANC.
Erfolgreich wird eine linke Organisation dann, wenn sie durch ihre Vorschläge und politische Praxis glaubhaft macht, dass das Erreichen dieser Ziele realistisch ist und dass der eingeschlagene Weg auch zu den vorgeschlagenen Zielen führt.
Der ANC propagierte und unterstützte eine breite Palette von Maßnahmen: Von Bildungs- und Sozialeinrichtungen über friedliche Proteste und Streiks über Landbesetzungen bis hin zum bewaffneten Kampf.
Diese Breite und Vielfalt sozialer und politischer Maßnahmen verkörperte auch Nelson Mandela. Er war der erste Organisator und Leiter des bewaffneten Kampfes, aber auch derjenige, der aus dem Gefängnis heraus auf eigene Faust Gespräche mit den Anführern der Apartheid suchte und unter hohem persönlichen Risiko darauf drängte, aus Feinden Freunde zu machen.
Das Buch muss man gelesen haben,
meint Wal Buchenberg
