Am 15. April dieses Jahres hatte die islamistische Gruppe „Boko Haram“ aus dem Dorf Chibok in Nigeria 240 Mädchen entführt. Das machte weltweit Aufsehen, doch um die Hintergründe kümmerte sich damals niemand.
In der Schweizer Wochenzeitung WOZ sind nun wichtige Einzelheiten nachzulesen.
Bewohner eines Nachbardorfes von Chibok berichteten, dass die Milizen der Boko Haram Ende März in ihrem Dorf aufgetaucht seien und sagten: „Ihr habt zwei Monate Zeit, um 250.000 Naira Steuern zu sammeln.“ (Mehr als 1000 Euro). Das nahmen die Bewohner nicht ernst.
Ende Mai kamen dann die Boko-Haram-Leute wieder und brachten 20 Einwohner auf dem Marktplatz um, weil das Dorf die Steuer nicht zahlen konnte und nicht zahlen wollte.
Auch die Entführung der 240 Mädchen von Chibok war teils ein Terrorakt zur Einschüchterung der Bevölkerung, teils eine Zwangsabgabe in „Naturalien“.
Von gläubigen Muslimen verlangen die Boko Haram den „Sakat“, von Andersgläubigen fordern sie die „Dschizya“.
Das sind traditionelle Kopfsteuern zur Finanzierung der Boko Haram. Auch Lösegelder für Entführte gehören zu diesem „Geschäftsmodell“. Im Februar 2013 wurden sieben Franzosen, die einen Nationalpark in Kamerun bereist hatten, verschleppt und erst gegen ein Lösegeld von 3 Millionen Euro freigelassen.
Anfang Juni floss ebenfalls Lösegeld an Boko Haram für zwei verschleppte Italiener und eine Kanadierin.
Eine dritte Einnahmequelle für Boko Haram sind Banküberfälle. Seit 2011 hat Boko Haram fast 6 Millionen Euro durch solche Überfälle erbeutet.
In all diesen Fällen liefert der Islam die ideologische Rechtfertigung: Banken sind böse, weil sie die Menschen mit Zinsforderungen ausplündern. Lösegelder sind gut, weil sie die Macht der eigenen Gruppe vergrößern und weil ein Teil der Gelder an Arme und Bedürftige fließt usw.
Von 2006 bis heute sollen rund 100 Millionen Euro durch die Hände der Boko-Haram-Leute geflossen sein.
All das zeigt: Wie beim „Islamischen Staat“ dient hier die Religion als Deckmantel für eine islamische Mafia, die Schutzgelder erpresst, Menschen tötet und Banken ausraubt. Diese willkürlich erhobenen „Steuern“ werden ohne jede staatliche Gegenleistung eingetrieben. Das – und ihre Reichtumsquelle, die anders als bei der Lohnarbeit durch Todesangst erzwungen ist, – unterscheidet diese mafiösen Räuber von einem kapitalistischen Staat.
Soweit kapitalistische Regierungen die mafiösen Strukturen dieses räuberischen Islam bekämpfen, tun sie das keineswegs aus Sorge und Mitleid mit den Opfern. Sie tun es, weil sie mit diesen islamischen Räuberstaaten um die menschlichen und natürlichen Ressourcen konkurrieren. Jede der beiden Seiten beansprucht für sich den ungestörten Zugriff auf Mensch und Natur. Insofern sind sie sich gleich. Allerdings unterscheiden sie sich in ihren "Geschäftsmodellen", in der Art und Weise wie sie Mensch und Natur plündern.
Die Mehrzahl der Menschen dürfte mit Karl Marx übereinstimmen, wenn er schreibt:
„Die Herrschaft des Kapitals über die Arbeit (erscheint) ... einerseits als historischer Fortschritt und notwendiges Entwicklungsmoment im ökonomischen Bildungsprozess der Gesellschaft ..., so andererseits als ein Mittel zivilisierter und raffinierter Ausbeutung.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 386.
Diese Erkenntnis macht die sozialistischen und kommunistischen Gegner des Kapitalismus jedoch keineswegs zu Verbündeten des Kapitals in seiner Konkurrenz mit vorkapitalistischen, islamistischen Ausbeutungsformen. Die sozialistischen und kommunistischen Gegner unterstützen keineswegs die raffinierte kapitalistische Ausbeutung gegenüber der brutalen, islamistischen Ausbeutung. Sie wollen vielmehr jede Form der Ausbeutung los werden.