In letzter Zeit habe ich mich genauer mit dem Anspruch der radikal staatskritisch-freiheitlichen Linken der Möglichkeit einer basis- bzw. rätedemokratischen Wirtschaftsplanung auseinandergesetzt. Dabei stellt sich für mich die simple Frage: Wie soll es möglich sein dass Millionen bis Milliarden von Menschen ihre Angelegenheiten planen? Haben die Lohnabhängigen überhaupt Lust dazu?
Natürlich ist ein enormer Anteil der heutigen Passivität der Sozialisation und der 40-Stunden-Woche (oder mehr) geschuldet. Aber wer hätte Lust Teil einer Gesellschaft zu sein in der man ständig in irgendwelchen Gremien sitzen muss damit es gesellschaftlich vorangeht? Ist das Stellvertreterprinzip nicht gerade dadurch hervorgegangen dass die Delegation von Entscheidungen das Alltagsleben entlastet?
War hier nicht vielleicht auch ein Grund darin zu sehen weshalb nach der revolutionären Welle von 1917 bis 1923 ab Mitte der 1920er Jahre die stark aktivistisch orientierten Linken die weitgehend jedweder Vertretung entsagten (Anarchosyndikalisten, Rätekommunisten, Linkssozialisten allgemein) von den "Vertretungslinken" (sozialdemokratische und leninistische Parteien und Gewerkschaften) abgedrängt wurden?
Auch in der Rätedemokratie gibt es "Volksbeauftrage" Diese unterliegen zwar theoretisch der Kontrolle "von unten" aber auch das erfordert ein hohes Maß an Akvitität und dauerhaftes (!) Engagement (wir sprechen hier von einem zeitlich unbegrenzten Engagement und Interesse!) eben dieser Basis.
Alle planen alles: Aber können sie das überhaupt (dauerhaft)? Wollen sie das überhaupt dauerhaft? Vielleicht gehe ich an die gesamte Angelegenheit aber auch zu abstrakt ran. Würde mich interessieren was ihr dazu zu sagen habt.
Grüße
Mario