Belegschaftsversammlung und Streik bei Opel Bochum

  • Auf einer 17stündigen Betriebsversammlung, die am Montagmorgen 8 Uhr begann und bis Dienstag 1 Uhr dauerte, hatten sich 51 Redner zu Wort gemeldet.
    Betriebsversammlungen sind legale Möglichkeiten der Selbstverständigung. Nach dem Betriebsverfassungsgesetz finden solche Versammlungen gewöhnlich vierteljährlich statt. Außerdem kann der Betriebsrat noch zwei außerordentlichen Versammlungen einberufen. Fordert es ein Viertel der Belegschaft, dann muss ebenfalls eine Betriebsversammlung einberufen werden. Die Betriebsversammlungen finden während der Arbeitszeit statt. Ihre Dauer ist nicht gesetzlich geregelt.


    Allen radikalen Kritikern der IG-Metall sei gesagt, dass weder eine 17stündige Betriebsversammlung ohne Absprache und ohne Unterstützung der betrieblichen Gewerkschaftsmitglieder möglich war, noch der sich anschließende „spontane“ Streik.
    Wie die Presse berichtet, hatten „einige Mitarbeiter“ (aber nicht der Betriebsrat, der gesetzlich zu Neutralität verpflichtet ist) im Anschluss an die Belegschaftsversammlung die Kollegen der Nachschicht zum Streik aufgerufen. Dieser Aufruf wurde per Abstimmung von den 500 noch anwesenden Kollegen bei einer Gegenstimme unterstützt. Dem Streikaufruf folgten rund 140 Kollegen der Nachtschicht.
    Es ist aber den Streikenden nicht gelungen, am Dienstag Morgen die Kollegen der Frühschicht für Fortsetzung des Streiks zu gewinnen.


    Obwohl eine Fortführung der Autoproduktion in Bochum gegen den erklärten Willen der Geschäftsführung undenkbar ist, klammert sich der Betriebsrat an diese Option und fordert „den Erhalt des Werkes und unserer Arbeitsplätze“. Auch von radikalen Linken in Bochum sind mir keine sinnvolleren Ziele und Forderungen bekannt.


    Wie alle Kapitalisten schaffen und unterhalten die GM-Kapitalisten Arbeitsplätze nur so weit und so lange, als sie die Arbeitskraft der Belegschaft profitabel ausbeuten können. Die Kolleginnen und Kollegen von Opel Bochum könnten daher ihren Anspruch auf Fortbeschäftigung nur dadurch untermauern, dass sie nachweisen, dass sie durch ihre Arbeit dem Kapital mindestens den Durchschnittsprofit verschafften. Dazu müssten sie jedoch Einblick in die Geschäftsbücher der GM-Kapitalisten nehmen können.
    Ohne die Öffentlichkeit aller betrieblichen Daten für Unternehmensangehörige kann niemand pessimistische Aussagen und Berechnungen seiner Chefs wirklich in Frage stellen. Die betriebsinterne Öffentlichkeit aller Unternehmensdaten ist deshalb eine der Grundvoraussetzungen, wo immer man den Widerstand gegen eine Betriebsschließung organisieren will. Ohne belastbare Daten und Zahlen bleibt die Forderung nach Erhalt des Bochumer Werkes ein leerer Appell an die „moralische Verantwortung“ der Kapitalisten.


    Für die Belegschaft von Opel Bochum geht es in dieser Situation nur noch um erträglichere Bedingungen des Sozialplans und um einen abgefederten Übergang in die Arbeitslosigkeit. Da die öffentliche Aufmerksamkeit seit langem schon auf Opel Bochum gerichtet ist, wäre es allerdings sinnvoll und nützlich, wenn sich die Opel-Kollegen auch für die Abschaffung von HartzIV und für die Bezahlung des Arbeitslosengeldes für die gesamte Dauer der Arbeitslosigkeit stark machen würden. Das würde bundesweite Signale setzen,
    meint Wal Buchenberg


    Übrigens: Die hier genannten Forderungen stehen auch im "Bochumer Programm"

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