Es gibt Leute, die meinen, unser politisches System sei längst gescheitert. Das sehe ich anders.
Welche Messlatte wird denn angelegt?
Für eroberungslustige Nazis ist der deutsche Staat im Mai 1945 gescheitert, für DDR-Fans ist Deutschland im Oktober 1990 gescheitert. Wer Auslandseinsätze der Bundeswehr befürwortet, für den ist der deutsche Staat im August 2021 in Afghanistan gescheitert.
Wer vom Staat Lösungen für alle Probleme erwartet, die uns belasten: Existenzunsicherheit, Arbeitsstress, Geldnot, Umweltschäden, Krankheit usw. - wer die Messlatte so falsch und so hoch legt, der mag denken, dass der bundesdeutsche Staat längst gescheitert sei.
Für die Masse der Lohnabhängigen sieht die Sache aber nüchterner aus:
Der kapitalistische Staat kontrolliert und verwaltet – berechnet auf ein Arbeitsleben von 35 Jahren und ein gegenwärtiges Durchschnittsmonatsgehalt von 3000 Euro brutto in Deutschland für jeden Einzelnen deine Krankenversicherung im Wert von 300.000 Euro, deine Arbeitslosenversicherung im Wert von 75.000 Euro, und deine künftige Rente im Wert von rund 300.000 Euro. Hinzu kommen Sachleistungen wie 24 Stunden Strom- und Wasserversorgung, Straßen, Schulen, Krankenhäuser, Universitäten, Parks etc.
Von all diesen staatlichen Leistungen ist jeder Einzelne von uns
abhängig – desto mehr, je weniger du selbst auf dem Konto hast. Die Summe dieser staatlichen Leistungen sind die Fesseln, die jeden Einzelnen von uns als (Wahl)Bürger an dieses „politische
System“ binden, und diese Leistungen sind das Geheimnis der politischen
Stabilität unseres Staates in Deutschland.
Solange diese verstaatlichten Sach- und Versicherungsleistungen fließen, ist das „politische System“ in Deutschland nicht gescheitert – egal wer da oben in
den Regierungssesseln hockt.
