Corona und Planwirtschaft

  • Viele tun sich schwer mit der Planwirtschaft.

    Das liegt auch daran, dass wir im privaten Umfeld (Haushalt, Freizeit) ziemlich planlos agieren. Mir ging das wenigstens so.

    Ich war in unserem Haushalt schon lange für Lebensmittel und Kochen verantwortlich. Pläne habe ich dafür nie gemacht. Ich ging am Vormittag zum Supermarkt um die Ecke und schaute, was es Leckeres zu kaufen gab, das ich kochen konnte.

    Meine Sorg- und Planlosigkeit brach zusammen, seit ich für vier Personen statt für zwei einkaufen und kochen muss. Mein täglicher Einkauf kam dann noch in Konflikt mit dem zusätzlichen Einkauf, den unsere alte Dame auch am liebsten täglich erledigte. Binnen kurzem wuchs sowohl mein Unmut über nicht abgesprochene Einkaufszettel und es wuchs die Menge an Lebensmitteln, die nur halb verzehrt wurden und in der Mülltonne endeten.

    Die Coronakrise stellte meine Plan- und Sorglosigkeit erst recht auf die Probe. Wegen der Infektionsgefahr wurden die täglichen Einkäufe gestrichen. Nun fahre ich einmal die Woche mit dem Auto zum Großeinkauf. Einen Speiseplan für vier Personen und sieben Tage zu machen, ist schon eine Herausforderung.

    Zunächst benötigte ich eine aktuelle Liste all der Lebensmittel, die wir schon im Haus haben. Wir stapeln Lebensmittel in zwei Küchen und im Keller. In diesen Vorräten musste Struktur und Ordnung geschaffen werden, so dass auch andere wissen, wo was zu finden ist.

    Und ich benötigte einen Speiseplan mindestens für den heutigen und den nächsten Tag, wobei ich die verbrauchten Lebensmittel abstreiche, so dass aus der Streichliste der nächste Einkaufszettel entsteht.


    Solange wir im Kapitalismus leben, müssen wir auch mit Geld umgehen können. All die Jahre zuvor hatten meine Frau und ich alle Kassenzettel aufbewahrt und die Beträge einmal im Jahr in eine gemeinsame Excel-Tabelle eingetragen, um einen nachträglichen (!) Überblick zu haben, wo das liebe Geld geblieben ist, und wer wie viel zum Lebensunterhalt beigetragen hatte.

    Seit Januar führen wir eine gemeinsame Ausgabenliste über die App SPLID. Das klappt ziemlich gut.

    Dort trägt jede/r nach dem Einkauf ein, was er/sie ausgegeben hat und wofür. Die Kassenzettel landen dann im Papierkorb - außer solchen, die man beim Finanzamt steuermindernd gelten machen kann.


    Dieser mühselige Weg von Sorglosigkeit im Alltag zur Planwirtschaft im Kleinen führt mir vor Augen, wie viel jedem von uns noch zur gemeinsamen Planwirtschaft fehlt. Selbst dort, wo der Wille und der Wunsch zur Planwirtschaft vorhanden ist, fehlt es an Kenntnissen, Fähigkeiten und an der Übung, um Planwirtschaft zu zum Erfolg zu führen.


    Gruß Wal Buchenberg, 9. April 20

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