Lechts und Rinks

  • Lechts und rinks kann man nicht velwechsern.(E Jandl)


    Linken-Politikerin Wagenknecht: "Eine Ohrfeige für Hunderttausende junge Menschen, die in Deutschland leben"

    Junge Südeuropäer bekommen in ihren Ländern häufig keine Lehrstelle. Wirtschaftsminister Rösler hat sie deshalb nach Deutschland eingeladen - sehr zum Unmut der Linkspartei. Erst müssten die deutschen Jugendlichen gefördert werden, sagt Fraktionsvize Sahra Wagenknecht.
    Quelle: Spiegel online,1.7.2013

Kommentare 5

  • @Antonio

    Wagenknecht gehört zu jenen Auserlesenen, die im deutschen Staatswesen, wenn auch derzeit mit eingeschränkter Macht, dafür bestimmt sind, über den Rest der Gemeinschaft zu herrschen. Für sie ist die Notwendigkeit eines Staatswesens, so selbstverständlich, wie für ihre politischen Kontrahenten der andern politischen Parteien. Weil sie bei den Lohnarbeitern – zu Unrecht – den Ruf genießt, deren Interessen zu vertreten, berücksichtigen viele von ihnen ihre Stellungnahmen zum politischen Geschehen mit besonderer Aufmerksamkeit.

    Die meisten Lohnarbeiter glauben immer noch, gerade weil linke Politiker einschließlich der Gewerkschaften, dieses Bild pflegen, dass ein Zusammenleben ohne Staat nicht geht. Auch deshalb unterliegen sie trotz zunehmender Widersprüche immer noch der Illusion, der Staat würde ihre Interessen vertreten und das gilt insbesondere nach außen hin. Hierin liegt einer der Gründe des nationalen Wahns. Und so bildet sich bei ihnen die Vorstellung von der Pflicht des Staates, ihre Interessen vor allem gegenüber Fremden zu schützen, wenn sie durch deren Anwesenheit materielle oder andere Einbussen hinnehmen müssen.

    Dem Staat wiederum ist an einer möglichst starken nationalen Grundgesinnung seiner Untertanen gelegen, damit diese die alltäglichen Erniedrigungen und Schäden, die sie alltäglich zu ertragen haben letztendlich hinnehmen. Und für dessen Pflege und Erhaltung macht er sich in der öffentlichen Meinung ausreichend stark. Allerdings ist gerade der Aspekt, Lohnarbeiter vor materiellen Einbussen zu schützen dem Staat und erst recht seinen Kapitalisten gleichgültig. Und wenn es dem Wachstum der Nation oder der kapitalistischen Unternehmen nützt, dann werden auch Fremdländer, wie in diesem Fall die jungen Südeuropäer, ins Land gelassen.

    Nationalismus ist immer zum Schaden der Lohnarbeiter. Als Nationalisten nehmen sie die täglichen Erniedrigungen und Schädigungen hin und als Nationalisten ziehen sie in den Krieg, wenn es der Staat von ihnen verlangt. An diese erbärmliche Stimmung knüpft Wagenknecht an, damit will sie punkten. Sie will sich als Verteidigerin der nationalen Interessen der jungen Lohnarbeiter aufspielen, damit Politik machen, damit Stimmen gewinnen, damit ihre und die Machtposition ihrer Partei vergrößern. Ob das eine Sackgasse ist, wird sie sicher anders herum als du sehen.


    Das wirklich Gemeine ist, dass sie mit ihrem linken Nimbus, den nationalen Wahn gerade bei jenem Teil der Lohnarbeiter, die das Lohnarbeitssystem kritischer als die Mehrheit beurteilt, leichter befördern kann als jede rechtsnationalistische Politik. Statt darüber aufzuklären, dass Nationalismus nur den Herrschenden in diesem Land nützt, dass Nationalismus gerade den ärmsten Lohnarbeitern nicht bekömmlich ist, weil sie letztlich den Kopf für eine Sache hinhalten müssen, von der sie ganz und gar nichts haben, bestärkt sie mit solchen nationalistischen Forderungen die falsche, wenig reflektierte Wahrnehmung, dass der Nationalismus die Lösung materiellen Elends und anderer Probleme sein könnte.

    beste grüße
    Kim
  • hallo antonio,

    du sagst: "Das eigentliche Problem ist die Illusion über den Staat als Hüter der Interessen der Lohnarbeiterklasse, die diesem Appel innewohnt."

    Was ist dann das Argument dafür, dass die Lohnarbeiter dieser Illusion unterliegen?

    gruß
    kim
  • Was die Rinks- bzw. Lechtspartei angeht, braucht man eigentlich nur darauf hinzuweisen, dass sie in Berlin mit Sarrazins SPD koaliert haben.

    Röslers Agenda hat das Ziel, die deutschen Kapitalisten mit einer grösseren Auswahl an Personal zu versorgen, so man die leistungsfähigsten und motiviertesten abschöpfen kann. Das, was bei ungelernten Arbeitskräften schon funktioniert, Lohndumping, soll es in Zukunft auch für Facharbeiter geben können. Da ist nichts, was man mit linker Politik verwechseln könnte.

    Die "Mittelschichtslohnarbeiter" stehen damit vor einer Herausforderung, auf die es keine einfache Antwort gibt.

    Die Antwort von S. Wagenknecht ist protektionistisch. Und ja: Wer will als Anbieter einer Ware (und sei es die Arbeitskraft) schon Billiganbieter als Konkurrenz haben?

    Was ist nun das problematische an Wagenknechts Antwort: Ist es eine oberflächlichle rhetorische Nähe zur NPD? Ich sage: Nein. Das eigentliche Problem ist die Illusion über den Staat als Hüter der Interessen der Lohnarbeiterklasse, die diesem Appel innewohnt. Den südeuropäische "Mittelstands-Exodus" würde es auch ohne Rösler geben.
  • Hallo,
    aber wie sollten wir den Vorschlag von Minister Rösler richtig kritisieren?
    Ich denke, man sollte erst mal gucken, wie viel Geld da locker gemacht wird, woher stammt es (stammt es etwa aus der Arbeitslosenversicherung?), wer verwaltet es? Und was kann damit erreicht werden?
    Ich denke, das Ganze ist keine Ohrfeige, sondern nur ein Feigenblatt in Wahlkampfzeiten.
    Gruß Wal
  • hallo mars,

    ein "schönes" beispiel, wie linker nationalismus geht.

    Gruß
    Kim