Familienurlaub verkehrt

  • Um nicht die ganze Strecke auf der A2 werktags fahren zu müssen, machten meine Frau und ich mit den demenzkranken (Schwieger)Eltern Station im Maritim Magdeburg, Familienzimmer mit 4 Betten. Familie verkehrt.

    Mitten in der Nacht weckt uns die Demenzkranke und meint: "Es fehlt ein Bett!" Sie war auf Toilette gewesen und hatte danach ihren Schlafplatz nicht wieder gefunden. Meine Frau und ich lagen in separaten Betten. Zu Hause hat die Demenzkranke auch ihr eigenes Bett und sah nicht, dass in dieser Nacht ihr Platz neben ihrem Mann im Ehebett war.

    Am nächsten Morgen auf der A2, dann auf der A10, dann Landstrasse. Es wird ländlich, die Häuser werden kleiner, die Dörfer werden kleiner. Armut inmitten von Grosslandwirtschaft. Die Demenzkranke wird unruhig: "Ich hab Angst!" "Angst wovor?" "Hier ist das Ende der Welt! - wenn jetzt was passiert?" Sie lässt sich nicht beruhigen und wird panisch: "Ihr wollt uns verkaufen! Ihr wollt uns in einem Heim abliefern und davonfahren!" Hänsel und Gretel verkehrt.

    Als wir endlich in dem barrierefreien 4-Sterne-Hotel mit eigenem Seezugang angekommen waren, wo wir vor Monaten schon zwei Doppelzimmer mit Verbindungstür bestellt hatten, liess sie sich zu einer Entschuldigung bewegen. Urlaub mit Kindern verkehrt.

    Ich schaue mit Optimismus in die Zukunft, auch wenn sie ohne mich stattfindet.

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