Alltagsrassismus

  • Rassismus macht bei anderen Menschen innere Eigenschaften an äußeren Merkmalen fest. Das kann über das Aussehen von Menschen, über ihre Namen oder auch über ihre Stimme und Sprache laufen. Im aktuellen „Economist“ wird über amerikanische Untersuchungen berichtet, die Reaktionen auf Sprechweisen testen. John Baugh, ein Professor mit afroamerikanischen Wurzeln und der Fähigkeit mit verschiedenen Dialekten zu sprechen, fand heraus, dass er bei Telefongesprächen mit Hausmaklern nicht die besten Wohnlagen angeboten bekam, wenn er mit seiner „schwarzen Stimmlage“ sprach. Mit seiner „weißen Stimme“ bekam er Wohnlagen in „weißen Vierteln“ angeboten, mit einer Hispano-Stimme Wohnlagen, die von Hispanics bewohnt waren.

    Kelly Wright, die Tochter einer deutschen Mutter und eines Afroamerikanischen Vaters, spielte ein und denselben Text in drei verschiedenen Versionen (afroamerikanischer Akzent, Südstaatenakzent und Standard-Amerikanisch) 340 Studenten vor und fragte sie nach den jeweiligen Persönlichkeiten.

    Die fiktive Person mit dem Afroamerikanischen Akzent wurde mehrheitlich als „schwierig“ und „arm“ bezeichnet.

    Die fiktive Person mit dem Standard-Amerikanisch als „angenehm“, „gebildet“, „attraktiv“, „vertrauenswürdig“ und „wohlhabend“.

    Die fiktive Person mit dem Südstaatenakzent wurde in der Mitte zwischen beiden eingeordnet.


    Solche rassistischen Zuordnungen im Alltag haben viel mit vereinfachenden Verallgemeinerungen und mit plakativem Denken und wenig mit Angst zu tun.

    Ich schaue mit Optimismus in die Zukunft, auch wenn sie ohne mich stattfindet.

Kommentare 1

  • Warum fällt es so schwer, über Rassismus zu diskutieren?
    Ein Grund: Die Frage, wer ein Rassist ist, und was Rassismus ist, wird meist nicht getrennt. Ich denke, darüber, was Rassismus ist, lässt sich sinnvoll streiten – auch wenn es stets umstritten bleibt. Ob jemand ein Rassist ist, ist gar nicht diskutierbar. Als Kind habe ich oft und gerne „Mohrenköpfe“ gegessen, ohne das mit Rassismus in Verbindung zu bringen. Seither hat sich die Anzahl der „Mohren“ in unserer Gesellschaft deutlich vermehrt , das verändert dann auch die Vorstellung vom „Mohr“ oder „Neger“.
    Ist der „Mohrenkopf“ heute rassistisch? Mit Bestimmtheit lässt sich nur sagen, dass diejenigen, die weiter „Mohrenköpfe“ essen, auf begründete Empfindlichkeiten keine Rücksicht nehmen.

    Ebenso bleibt die Frage, was sexistisch ist, immer umstritten, weil die Deutungshoheit wie beim Rassismus gemeinsam an (potentielle) Täter und (potentielle) Opfer fällt.
    marx-forum.de/Forum/gallery/in…-ist-sexistische-anmache/
    Wir müssen also ständig neu diskutieren und klären, was „sexistisch“ oder „rassistisch“ ist.

    Die Frage, ob jemand ein „Rassist“ oder ein „Sexist“ ist, halte ich dagegen für eine bloße Machtfrage. Die Rechten legen „Feindlisten“ an, die Linken „Rassistenlisten“. In beidem drückt sich ein Machtwille aus. Mit Aufklärung und Emanzipation hat das nichts zu tun.