Grundsatzartikel

  • Die Entwicklung des Sozialismus von der Wissenschaft zur Utopie



    1.) Intention dieses Textes


    Angesichts des nun bereits seit 25 Jahren zurückliegenden Zusammenbruchs des sogenannten realen Sozialismus ist es für die Linke meines Erachtens sehr wohl angebracht, sich realistische Gedanken über die gar nicht so rosige Zukunft zu machen. Hierzu möchte ich mit folgenden Ausführungen beitragen.



    2.) Ist die Annahme eines zwangsläufig eintretenden Sozialismus noch zeitgemäß?


    Zuvor halte ich es aber für nötig, eine Grundannahme des historischen Materialismus zu hinterfragen, welche davon ausgeht, dass die Menschheit durchaus dazu in der Lage sei, egoistische und engstirnige Motive zu überwinden und die zur sozialistischen Gesellschaftsordnung hinführende Revolution erfolgen zu lassen.


    Die menschliche Entwicklung beginne gemäss dieser Theorie mit der sogenannten kommunistischen Urgesellschaft und durchlaufe sodann drei auf Ausbeutung beruhende Stadien, nämlich Sklavenhaltergesellschaft, Feudalismus und Kapitalismus, um schliesslich durch die proletarische Revolution die höheren, von Ausbeutung freien Stufen von Sozialismus und - als Endstadium - Kommunismus zu erreichen.


    Es ist meines Erachtens höchst zweifelhaft, ob die beiden letztgenannten Gesellschaftsordnungen jemals realisiert werden können oder ob ihnen nicht bestimmte Wesenseigenschaften der Menschheit permanent und diametral entgegenstehen.


    Das Prinzip der Ausbeutung begann nämlich bereits mit dem Enstehen des sogenannten Mehrproduktes (Erläuterung folgt), also zu dem mit dem Beginn der Zivilisation gleichzusetzenden Zeitpunkt, als die Sklavenhaltergesellschaft die kommunistische Urgesellschaft ablöste.


    Letztere war gekennzeichnet durch eine sehr dürftige Produktivität. Mit anderen Worten: Seinerzeit waren die Menschen permanent mit nichts anderem als dem nackten Überleben beschäftigt - und dieses war trotzdem sehr häufig nicht sichergestellt -, weil die zur Bewältigung des Daseins zur Verfügung stehenden Mittel äusserst armselig waren. Das bereits erwähnte Mehrprodukt (definitionsgemäß der Überschuss über das zum unmittelbaren Überleben Notwendige) konnte trotz grösster Anstrengungen noch nicht erarbeitet werden.


    Zusammenfassend zeichnete sich die in der kommunistischen Urgesellschaft bestehende Gleichheit dadurch aus, dass es allen ihren Mitgliedern gleich schlecht gegangen ist.


    Im Laufe der Zeit wurde dann aber durch eine zwar bescheidene, aber durchaus wahrnehmbare Steigerung der Produktivität zum ersten Mal ein Mehrprodukt erzielt. Und dieser Zeitpunkt markierte bereits die Geburtsstunde der Klassen und mit ihnen verbundenen Ausbeutung und Ungerechtigkeit.


    Denn schon seinerzeit existierten rücksichtslose Angehörige der Menschheit, die sich das Mehrprodukt zu Lasten der Allgemeinheit aneigneten und es zu ihren eigenen uregoistischen Zwecken missbrauchten.


    Da es bereits damals das Grundprinzip des Systems war, aus dem Mehrprodukt immer noch mehr Mehrprodukt zu erzeugen - und zwar durch nichts anderes als die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen -, konnte sich die hierauf beruhende Herrschaftsform dauerhaft durchsetzen und begann sich die Menschheit aufgrund der sich immer weiter vertiefenden Teilung in Klassen auseinanderentwickeln.


    Fazit: Sobald die Möglichkeit zur widerrechtlichen Aneignung des Mehrprodukts existierte, wurde sie auch schon schamlos ausgenutzt. Und dies kann meines Erachtens nur dadurch erklärt werden, dass Raub, Unterdrückung und Ausbeutung bestimmende Wesenseigenschaften der Menschheit sind.


    Da diese Feststellung massiven Widerspruch nach sich ziehen könnte, möchte ich sie noch etwas genauer erklären - nämlich als ein statistisches, aber dennoch höchst wirksames Prinzip: Es ist keineswegs jede Person niederträchtig, gerissen, gemein etc., sondern es existiert lediglich ein relativ kleiner Prozentsatz von charakterlich minderwertigen Vertretern der Menschheit, die für immer und ewig (oder zumindest solange unsere Art existiert) die Macht ausüben werden. Eine bestimmte Kategorie von Personen wird immer obenauf sein.


    Auch der reale Sozialismus hat hieran nichts geändert, sondern brachte mit dem Stalinismus eine der widerwärtigsten Gewaltherrschaften der Menschheitsgeschichte hervor.


    Man kann auch etwas zugespitzt fragen: Wenn Raub, Okkupation und Ausbeutung den Beginn der Zivilisation markierten, warum sollte all dies ausgerechnet hier und heute aufhören? Und damit wären wir dann in unserem Zeitalter angekommen.


    3.) Der gegenwärtige Zustand der Menschheit und ihrer Lebensbedingungen


    Es ist immer wieder zu Recht darauf hingewiesen worden, dass mit dem Zusammenbruch des realen Sozialismus Anfang der neunziger Jahre das goldene Zeitalter des Kapitalismus auf einem höheren Niveau als jemals zuvor reaktiviert werden konnte.


    Da man nun nicht mehr gezwungen war, den durchschnittlichen Lebensstandard in der westlichen Hemisphäre etwas höher als in den Ostblockstaaten halten zu müssen, konnte man von nun an mit einer seit der Oktoberrevolution im Jahre 1917 nicht mehr gekannten Hemmungslosigkeit den Profit maximieren. Die grosse Verliererin bei der Beendigung des realen Sozialismus war somit die Arbeiterklasse in der westlichen Hemisphäre.


    Diese Entwicklung der Kapitalmaximierung erhielt in Deutschland einen weiteren Schub, als in den frühen 2000er Jahren delikaterweise von einer rot-grünen Bundesregierung die sogenannten Hartz-Reformen umgesetzt wurden - einer der grössten Angriffe auf Arbeitnehmerrechte, die es jemals in diesem Staat gegeben hat.


    Zu diesem Thema ist ebenfalls schon sehr viel geschrieben worden, aber es sei in einigen Sätzen dennoch nochmals auf den tieferen Sinn dieser "Reformen" verwiesen, der nämlich daran bestand, die Untergrenze für die Entwertung der Arbeitskraft abzuschaffen.


    War es z.B. 1998 noch nicht sehr realistisch, einen Werktätigen für einen Lohn unterhalb des Niveaus der Arbeitslosenunterstützung einzustellen, war dies 2003 nach deren Beseitigung überhaupt kein Problem mehr.


    Die Hauptfunktion von Hartz IV bestand also nicht in der "Disziplinierung fauler Elemente der Bevölkerung" - es ging gar nicht primär um die Arbeitslosen -, sondern in einer massiven Erhöhung des ökonomischen Drucks auf die noch in Arbeitsverhältnissen befindlichen Teile der Bevölkerung. Vor dem Hintergrund dieses gigantischen sozialen Kahlschlages konnte sich Deutschland in eine EU-weit berüchtigte Billiglohnzone verwandeln.


    Hinzu kommt, dass mittlerweile in allen Industrie- und Schwellenländern die "linken", "sozialistischen" und "sozialdemokratischen" Parteien moralisch völlig abgewirtschaftet haben: Wurde man soeben noch aufgrund hehrer antikapitalistischer Ideale gewählt, so beginnt man sofort nach der Regierungsübernahme damit, das Wahlvolk zu verraten (siehe z.B. Syriza in Griechenland) und/oder zu bestehlen (siehe z.B. PT in Brasilien).


    Die klassische parlamentarische Linke ist somit nicht nur seit langem tot, sondern hinterlässt zudem einen nicht verschwindenden Kadavergeruch, der zu allgemeiner Politikverdrossenheit geführt hat.


    Es braucht nicht betont zu werden, wer die Nutznießerin all dieser Fehlentwicklungen war und ist: Die Kapitalistenklasse ersäuft schon seit mindestens 20 Jahren förmlich in paradiesischen Gewinnen und lechzt permanent nach noch höheren Profiten, die mittlerweile hauptsächlich aus spekulativen Geschäften stammen. Dies unterstreicht den völlig parasitären Charakter der Finanzmärkte.


    4.) Der noch unschönere Ausblick in die Zukunft


    Da es angesichts der Begrenztheit unserer Welt und ihrer Ressourcen aber offensichtlich ist, dass es mit der grenzenlosen Gier nicht ewig so weitergehen kann, muss man sich fragen, wohin all dies führen wird.


    Ich gehe davon aus, dass wir auf eine gigantische globale Katastrophe kolossalsten Ausmasses zusteuern. Hierfür gibt es meines Erachtens zwei Stadien:


    a) Der derzeitige Kapitalismus kann mit Hilfe der Massenmedien und der von diesen geschürten Pogromstimmung gegen Flüchtlinge, Ausländer, Muslime etc. sowie diverser rechtspopulistischer Parteien womöglich noch einige Jahrzehnte durchhalten, wobei es sich natürlich von selbst versteht, dass die bereits Reichen immer reicher werden und die Armen ärmer.


    Hierdurch wird unser Planet für einen erheblichen, räumlich aber nicht gleichmässig verteilten Teil der Menschheit immer unbewohnbarer (Stichworte: globale Erwärmung, Dürren, Desertifizierung etc.).


    Bei dem sich dann in den ungünstiger gelegenen Regionen der Welt vollziehenden Mord und Totschlag werden abermals die Rücksichtslosesten triumphieren und sich mit dem Kapital arrangieren.


    In diesem Zusammenhang sehe ich es z.B. als sehr wahrscheinlich an, dass es in den nächsten 10 Jahren in Brasilien wegen des immer grösser werdenden Wassermangels zu schwersten Unruhen kommen wird.


    Und auch ein grösseres militärisches Abenteuer (Krieg zwischen NATO und Russland?!) könnte in dieser Phase dem Kapital durchaus als sinnvolle Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln erscheinen. Eine sehr hohe Zahl ziviler Opfer wäre ein zumutbarer Kollatoralschaden.


    Zwei Faktoren begünstigen die Existenz des gegenwärtigen Kapitalismus: Das Vorhandensein der die Macht anbetenden Mittelklasse und der Einfluss der Massenmedien, welcher dafür sorgt, dass die meisten Menschen sich als nutzniessender Teil eines Systems fühlen, in welchem immer mehr Individuen aber kaum noch etwas zu verlieren haben.


    b) Der Kapitalismus in seiner derzeitigen Form bricht spätestens in 50 Jahren - womöglich aber auch viel früher - aufgrund einer sich immer unkontrollierbarer entwickelnden allgemeinen Krise in einer beispiellosen Implosion zusammen.


    Die im ersten Stadium noch ihre unbedeutenden Privilegien verteidigende Mittelklasse wird zu diesem Zeitpunkt aufgrund sozialen Abstiegs bereits zu 90% verschwunden sein.


    Aber auch diverse Vertreter der Kapitalistenklasse, die sich momentan noch für unantastbar halten, könnten ihr blaues Wunder erleben, weil es ihnen nämlich an den Kragen gehen könnte. Hiergegen wird man sich natürlich mit allen möglichen - auch militärischen - Mitteln zur Wehr setzen.


    Das Ergebnis wird ein gigantisches Massaker mit einer astronomischen Zahl von unschuldigen Opfern sein.


    Und wenn auch der eine oder andere Kapitalist dann nicht mehr unter uns weilt und so manche Schlacht im Namen des Sozialismus geführt worden sein dürfte, ist es angesichts der in der Einleitung genannten Ausführungen wiederum als sehr sicher einzustufen, dass sich die unbesiegbaren charakterlich minderwertigen und rücksichtslosen Elemente die Situation zunutze machen werden, um letztlich eine neue Ausbeuterordnung zu errichten.


    Vielleicht geschieht dies sogar im Namen des Sozialismus. Als kleiner Vorgeschmack hierauf mögen die aktuellen Verhältnisse in den "Volksrepubliken" China und Nordkorea dienen.


    In einem Film über die französische Revolution hörte ich vor einiger Zeit folgenden schönen Satz, der als Motto für die Geschichte der menschlichen Zivilisation dienen könnte:


    "Die Privilegien werden niemals abgeschafft, sondern höchstens von Zeit zu Zeit etwas umverteilt."


    5.) Was bleibt vom Marxismus?


    Es kann nicht angezweifelt werden, dass die Marxsche Mehrwerttheorie die Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Ausbeutung korrekt beschreibt und uns somit hilft, wesentliche Prozesse in unserer Welt zu verstehen.


    Der historische Materialismus versagt meines Erachtens jedoch als ideologisches Instrument zur Überwindung der unschönen Zustände, und zwar deswegen, weil er von der falschen Voraussetzung ausgeht, dass es eine die Ausbeutung überwindende Revolution geben kann. Ich glaube aber erschöpfend dargelegt zu haben, dass dieses Ereignis aufgrund des sogenannten "menschlichen Faktors" niemals eintreten wird.


    Die humanistische Auslegung des Marxismus ist ein Produkt der Aufklärung des 18. und 19. Jahrhunderts und schätzt deswegen die Menschheit viel zu positiv ein. Dies halte ich - wie gesagt - für eine grundfalsche Voraussetzung.


    Aufgrund einer solchen kann man alles Mögliche und auch Unmögliche schlussfolgern. Wenn ich z. B. davon ausgehe, dass ein Elefant Flügel hat, so werde ich es auch für möglich halten, dass er fliegen kann.


    Dass eine für viele Jahrhunderte erfolgreiche Theorie plötzlich nicht mehr in der Lage ist, bestimmte Vorgänge zu erklären, beweist zum Abschluss dieses Artikels ein Beispiel aus der Naturwissenschaft:


    Die Physiker waren mindestens 200 Jahre lang felsenfest davon überzeugt, dass die Newtonsche Mechanik die Vorgänge im Universum korrekt abbildet. Insbesondere ging man davon aus, dass es im Weltall keine Obergrenze für Geschwindigkeiten geben würde. Hierauf basierend gab es recht kühne Vorstellungen, denen zufolge die Menschheit irgendwann zu entfernten Sonnensystemen oder gar Galaxien aufbrechen würde.


    Im Jahre 1905 kam dann die grosse Ernüchterung: Albert Einstein wies im Rahmen seiner Speziellen Relativitätstheorie nach, dass die Bewegung keines materiellen Objektes jemals die Lichtgeschwindigkeit erreichen könne. Viele Physiker weigerten sich zunächst entsetzt, dies einzusehen.


    Doch mittlerweile ist der Charakter der Lichtgeschwindigkeit als Obergrenze für unsere kosmische Mobilität experimentell vielfach bewiesen worden und kann nicht mehr angezweifelt werden.


    Dies war das Ende aller Träume von einem Aufbruch der Menschheit in die Tiefen des Universums. Es ist nämlich schon sehr zweifelhaft, ob wir jemals unseren Nachbarstern Alpha Centauri besuchen werden, weil er einfach zu weit entfernt ist.


    Fazit: So wie die Newtonsche Mechanik aufgrund ihrer irrigen Annahme unendlich hoher Geschwindigkeiten von einer anderen Theorie abgelöst werden musste, müssen wir uns meines Erachtens von dem Glauben verabschieden, dass die Menschheit die Ausbeutung überwinden kann. Denn die Zivilisation scheint auf letzterer zu beruhen und führt deswegen offensichtlich dauerhaft zu Grausamkeit und Unterdrückung.


    Wir müssen uns damit abfinden, wenn die uns umgebende Welt nicht so funktioniert, wie wir es in unseren Theorien vorstellen und wünschen. Halten wir letztere und nicht die Realität für ausschlaggebend, so denken wir idealistisch und damit im Gegensatz zum materialistischen Charakter der marxistischen Weltansschauung, die davon ausgeht, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt und nicht umgekehrt.


    Zum Schluss noch zwei Zitate des bereits erwähnten Albert Einstein:


    "Der Mensch ist eine schlechte Erfindung."


    "Zwei Dinge sind unendlich, nämlich das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht mehr so sicher."

Kommentare 4

  • Lieber Genosse,
    ein zweites Mal will ich auf Deinen Grundsatzartikel eingehen. Nur wieder punktuell, auf einige Textpassagen in Deinem zweiten Teil.

    Aus der "Urgesellschaft" wird plötzlich die "kommunistische Urgesellschaft".
    Diese Behauptung erschließt sich mir nicht, weder aus Deinem Text noch aus der Theorie zum Sozialismus. Eine sozialistische Gesellschaft hat mit der "Urgesellschaft" nichts zu tun. Bzw. nur damit, dass die "Urgesellschaft" ein Vorfahr darstellt.

    Subjektiv stelle ich manchmal auch fest, dass einige Menschen "verdorben" sind.
    Es ist aber schon etwas anderes zu behaupten: Die "bestimmende Wesenseigenschaften der Menscheit" wären Raub, Unterdrückung und Ausbeutung.
    Auch hier muss ich, wie bei meinem letzten Kurzbeitrag, davon sprechen, dass dies mehr oder weniger eine religiöse Haltung darstellt.

    Meine Behauptung ist: Eine sozialistische Gesellschaft wird Konflikte zu lösen haben.
    Es wird nicht so sein, dass der Mensch zum konfliktfreien Wesen geworden ist. Es gilt aber der Anspruch, diese Konflikte auf eine bestimmte Art zu behandeln.
  • Lieber Genosse,
    Deine Darlegung ist schon längere Zeit her. Trotzdem möchte ich jetzt auf einen Aspekt noch hinweisen.

    Zuerst zu Einsteins Zitat: "Der Mensch ist eine schlechte Erfindung".
    Diese Aussage bzw. diese Haltung und Einstellung dem Menschen gegenüber ist mehr oder weniger religiöser Art. In Deinem Artikel verweist Du auf die materialistische Philosophie. Ein Wesenszug dieses Zugriffs auf den Menschen und die Welt besteht gerade darin, dass er von einem einmaligen Schöfpungsakt des Menschen und der Welt absieht, bzw. diese Vorstellung negiert. Das Werden des Menschen ist eine geschichtliches Werden, das der Mensch und seine Umwelt hervorbringt.
    Einstein hat sicherlich in vielen Bereichen große und höchste Kompetenz. In diesem Falle aber nicht.

    Viele Grüße,
    basal
  • Hallo Ernst,
    auch von mir einige Worte zu Deinem Text. Erst einmal: Willkommen!
    Daß Du Dich mit dem Vergangenen beschäftigst und versuchst ein Resümee zu ziehen finde ich so wie Wal wirklich gut.
    Mein Resümee ist in weiten Teilen sehr verschieden von Deinem. Speziell mit dem in Deinem Text vorkommenden Biologismus mag ich überhaupt nichts anfangen. Ich bin Materialist, ja sicher, aber genauso eben kein Biologist, der etwas an der Natur des Menschen an sich festmacht.
    Wenn das (gesellschaftliche) Sein das Bewußtsein bestimmt und nicht umgekehrt, und wir außerdem nichts ganz unter den Tisch fallen lassen, daß zwischen Beidem eine Dialektik 'existiert', dann kann ich sehr wohl einen Nachkapitalismus 'sehen', der anders und besser ist als alles bisherige.
    Es gibt dorthin nur keine historischen Aufgaben oder Missionen, gab es auch niemals wirklich.
    Aber den Kapitalismus als Ende der Geschichte ansehen? Ich nicht.
    Liebe Grüße - Wat.
  • Hallo Ernst,
    danke für deine Abhandlung, die auf den Zusammenbruch des „realen Sozialismus“ und seine Basisideologie „Wissenschaftlicher Sozialismus“ reagiert und antwortet, wenn auch ein bisschen spät. Ich denke, jeder der einmal seine Hoffnungen auf diesen Staatssozialismus und auf diese scheinwissenschaftliche Partei-Ideologie gesetzt hat, musste sich die Fragen stellen, die du dir hier gestellt hast.
    Ich habe Respekt vor deiner Einstellung, aber ich habe andere Schlussfolgerungen aus dem Scheitern des Staatssozialismus gezogen als du: marx-forum.de/geschichte/sowjetunion/sowjetunion_inhalt.html
    Was also erwartest du von mir?
    Sicherlich werde ich jetzt nicht zu einem korrespondierenden „Grundsatzartikel“ ausholen. Die Einschätzungen, Thesen und Hoffnungen, die ich habe, die stelle ich hier stückweise zur Diskussion.
    Stückweise deshalb, weil ich nicht die Hoffnung oder die Illusion habe, dass andere meine Vorstellungen zu einhundert Prozent teilen werden.
    Ich habe aber die Gewissheit, dass es tausendmal mehr Gründe gegen den Kapitalismus gibt als für ihn, und daraus schöpfe ich die Hoffnung und den Optimismus, dass sich irgendwann und irgendwie diese tausend und hunderttausend antikapitalistischen Gründe über alle bestehenden Differenzen und Zweifel hinweg zu einer starken Bewegung vereinigen werden, um den Kapitalismus zu beseitigen.

    Gruß Wal