Paris, Freitag, der 13.

  • Neben den Toten und den körperlichen und seelischen Verletzungen an vielen Menschen, haben Terror-Attentate schlimme politische Langzeitwirkungen. Sie schwächen nicht, sondern sie stärken Staat und Regierung, die angeblich das Ziel der Attentäter sein sollen.
    Sie stärken Staat und Regierung, weil die jedes Attentat nutzen, um ihren Gewalt- und Überwachungsapparat auszubauen. Sie stärken Staat und Regierung, weil sie den Schulterschluss zwischen Bevölkerung und Staatsapparat verstärken oder gar erst herstellen.
    Sie stärken Staat und Regierung, weil sie dem Regierungs- und Politikpersonal Gelegenheit geben, sich als mitfühlend, besorgt und volksnah zu geben.


    Das Wachpersonal an den Toren des Pariser Stadions hat wohl seinen Job gut gemacht. Mehr „Sicherheit“ können wir von keinem Staat und keiner Regierung erwarten.
    In jedem Flughafen und vor jedem Flug machen wir die Erfahrung: Jeder Einzelne von uns ist erst einmal verdächtig, jeder Einzelne von uns ist erst einmal ein potentieller Täter. Die staatlichen Überwachungs- und Sicherheitsmaßnahmen dienen in erster Linie dazu, das teure Fluggerät und das Personal der herrschenden Klasse zu schützen.


    Die USA haben die höchsten Sicherheitsstandards in und um ihre Flüge und Flughäfen. Die amerikanische Transportation Security Administration(TSA) verfügt über modernstes Gerät und ein Budget von 7 Milliarden Dollar im Jahr. Bei einer Überprüfung der Flughafensicherheit im Juni dieses Jahres hatte das Department of Homeland Security (DHS) in 67 von 70 Fällen Waffen und Sprengstoff durch die Sicherheitskontrollen schmuggeln können.
    Das bedeutet: 95% der Sicherheitskontrollen sind teures Theater.


    Wir leben in unsicheren Zeiten. Durchgeknallte Terroristen bleiben weiter eine unbestimmte Bedrohung, aber hochgerüstete Staaten und Armeen erhöhen unsere Sicherheit nicht.
    Wal Buchenberg, 15.11.2015

    Ich schaue mit Optimismus in die Zukunft, auch wenn sie ohne mich stattfindet.

Kommentare 2

  • Polizei und Innenministerium präsentieren sich in der Tat als unverzichtbar für Wohlergehen und Sicherheit des "Staatsvolks", von dem erwartet wird, dass es in Unmündigkeit verharrt, Intransparenz akzeptiert und auf Anweisung der Behörden handelt.

    Vergessen wir jedoch nicht die internationale Dimension: Imperialistische Kriegseinsätze sind einfacher durchzusetzen, wenn sie offiziell mit der Abwehr von Gefahren gerechtfertigt werden können. Die Absage eines Fussballländerspiels und die anderer Massenveranstaltungen erhöht rein subjektiv das Gefühl der Unsicherheit, und dieses Gefühl will man in dieser Hinsicht sicherlich nutzen.

    Fast könnte man sagen: Hätte es die Gefahrenhinweise gestern nicht schon von selbst gegeben, man hätte sie glatt erfinden müssen.
  • Gestern wimmelte es den ganzen Tag von Polizeifahrzeugen in Hannover. Angeblich waren 5000 Beamte aus dem ganzen Bundesgebiet "im Einsatz". Trotz des massiven Polizeiaufgebots konnte also die "Sicherheit" für das Fußballspiel nicht garantiert werden. Ich denke, das Spiel wurde von der Polizei abgesagt, nicht aus Sorge um die Gesundheit der Fußballzuschauer, sondern aus Angst vor dem Imageschaden, falls trotz des massiven Polizeieinsatzes irgendwas passiert wäre.
    Polizei und Staat sind nicht um unser Wohlbefinden, sondern um ihr Gewaltmonopol besorgt.