Machtdreieck im Nahen Osten

  • Öl und Islam ist eine explosive Mischung. Man schätzt, dass die Saudis in den letzten vierzig Jahren bis zu 100 Milliarden Dollar spendierten, um Moscheen und Imame im Nahen Osten, in Afrika und in Europa zu finanzieren. Al-Kaida war ein Gewächs auf saudi-arabischem Boden. Seit 2015 führen die Saudis Krieg im Jemen gegen schiitische Rebellen. Im In- und Ausland werden saudische Regierungskritiker ermordet. Trotzdem ist die Vorherrschaft Saudi-Arabiens im Nahen Osten nicht unumstritten.

    Nicht der Staat Israel, der mit Luftangriffen aktiv in den syrischen Bürgerkrieg eingreift, sondern der Iran ist der große Gegenspieler Saudi-Arabiens. Nach der US-Invasion geriet der Irak, der in den 1980er Jahren fast ein Jahrzehnt Krieg gegen den Iran geführt hatte, zunehmend in Abhängigkeit vom Iran, weil die irakische Regierung nach dem Abzug der Amerikaner nur mit Hilfe iranischer Milizen ihre Macht aufrechterhalten und konsolidieren konnte. Auch in Syrien wäre das Regime von Assad ohne die aktive Unterstützung iranischer Truppen längst verschwunden. Heute verfügt

    der Iran hat mit über eine halbe Million Soldaten die größte Nahostarmee.


    In der Türkei betriebt Erdogan seit einigen Jahren eine expansive Außenpolitik. Die Türkei greift immer stärker in den Bürgerkrieg in Syrien ein. Die Türkei hat schon eigene Soldaten und von auch von ihr und der Nato bezahlte Söldner in Syrien stationiert und bereitet sich auf einen Angriff auf die Kurdengebiete in Nordsyrien vor.


    Es sieht ganz so aus, als wäre im Nahen Osten des 21. Jahrhunderts nicht der Friede, sondern der Krieg ein dauerhafter Normalzustand.





    Von manchen Linken wird die verschäfte Konkurrenz zwischen China, Russland und den USA als neuer "Multilateralismus" gepriesen. Was es mit diesem Multi- oder Trilateralismus auf sich hat, lässt sich derzeit im Nahen Osten studieren.

    Der Bundestagsabgeordnete Alexander Neu von der Linkspartei meint:

    „Wir befinden uns auf dem Weg zu einer multipolaren, mindestens tripolaren Ordnung. ... Ich begrüße eine multipolare Weltordnung. Sie erhöht die Möglichkeit, dass das Völkerrecht eingehalten wird. In der unipolaren Ordnung war es für den Westen nicht vonnöten, sich daran zu orientieren. Eine multipolare Ordnung bietet die Chance, sich vernünftig und berechenbar zu verhalten, den Einfluss anderer starker Akteure anzuerkennen und Ziele über Kommunikation und Verhandlungen zu erreichen."

    Der Unterschied zwischen einer unipolaren und multipolaren Weltordnung besteht in darin, ob eine Hegemoniemacht anderen Mächten überlegen ist, oder ob konkurrierende Mächte miteinander um Hegemonie streiten.

    Beides sind imperialistische Herrschaftsformen. Es spricht nichts dafür, dass miteinander konkurrierende Mächte sich stärker an „das Völkerrecht“ halten und sich „vernünftig und berechenbar“ verhalten werden. Die Geschichte zeigt es anders. Auch am Beispiel der tripolaren Machtkonkurrenz im Nahen Osten, ist nicht festzustellen, dass die großen Regionalmächte sich „vernünftig und berechenbar“ verhalten würden.



    Siehe auch:


    Jenseits des Islam


    Schlachtfeld Naher Osten

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