Gleichberechtigung der Frau und Lohn bzw. Arbeitsbedingungen

  • Ich will ein paar Prinzipien zur Debatte stellen, von denen ich meine, dass sie für die Gleichbehandlung der Frau im Kapitalismus gelten. Wenn etwas unstimmig erscheint, bin ich an Kritik daran interessiert oder an Textverweisen o. Ä.:


    Zu der Tatsache, dass das einzelne Einkommen der Arbeiter oftmals nicht genügt, um eine Familie durchzubringen, hat die Gleichberechtigung der Frau beigetragen – Grund dafür ist sie andrerseits nicht, denn um die Lohnhöhe müssen die abhängig Beschäftigten sowieso gegen ihre Geldherren kämpfen. Da das Gehalt in einem erfolgreichen Kapitalismus dahin strebt für den nötigsten Lebensunterhalt des Arbeiters und seiner Familie plus kulturellem Zusatz je nach Gesellschaft und Schicht zu sorgen, muss sich etwas an dieser Tatsache ändern, wenn die Frauen gleichberechtigt und in großer Zahl ebenso auf den Arbeitsmarkt um einen Arbeitsplatz konkurrieren, der sie und gegebenenfalls eine Familie ernähren soll. Es tritt aus mehreren Gründen ein allgemeines Sinken des Lohnes ein. Durch mehr Nachfrage nach einem Arbeitsplatz haben die Unternehmer mehr Macht in der Hand, um den Lohn zu senken und schlechtere Konditionen einzuführen. Zweitens arbeitet nun auch die Frau, die neben dem Mann zum Haushalt von Lebensgemeinschaft oder Familie beiträgt. Weil beide Haushaltsmitglieder Einkommen beschaffen, kann der Lohn durchschnittlich reduziert werden, und der Unternehmer beutet die doppelte Arbeitszeit (je nach dem auch die Hälfte kostenlos bei Teilzeitarbeit der Mutter) für das ehemalige Gehalt eines einzelnen Arbeiters aus. Da die Frau drittens ein kapitalistisches Defizit in ihrer Natur aufweist, das ganz ähnlich anderer Defizite wie Alter oder Krankheit von Geschäftsleuten diskriminiert wird, ist ihr Einkommen gerade wegen der Gleichbehandlung geringer – in Deutschland verdienen Frauen durchschnittlich etwa 20 % weniger als Männer, der Wert liegt etwas über der „Gender Pay Gap“ der EU. Die Potenz wegen Schwangerschaft und Kinderpflege für Arbeit und Karriere (Qualifikation) auszufallen oder weniger leisten zu können, ist der Grund, warum Arbeitgeber der weiblichen Belegschaft geringeres Gehalt auszahlen. Unternehmen kalkulieren längst mit dieser Billigkeit und richten für dieses Angebot entsprechende Arbeitsplätze ein, bspw. Teilzeitarbeitsplätze, die ja bekanntlich nicht für Vollzeittätigkeit ausbezahlt werden, ganz gleich ob der Bedarf vorliegen mag, aber zum Beispiel wegen der Haushaltsarbeit nicht ausreichend Zeit besteht, um vollzeit zu arbeiten. Und gerade wenn viertens Frauen als günstigere Arbeitskraft mit den Männern um einen Arbeitsplatz konkurrieren, mag dies besonders im Falle prekärer Stellen Grund für den Kapitalisten sein, die billige Variante zu präferieren und dadurch einen weiteren Machthebel in der Hand zu halten, den Verdienst der männlichen Anwerber zu drücken. Nützlich ist die Gleichberechtigung weiter darin, dass besonders die emanzipierte Frau in Familien je nach konjunkturellem Bedarf der Wirtschaft als Reservearmee dienen kann, wobei früher nur ausschließtlich auf ausländische Proleten und sonstige Arbeiter zurückgegriffen werden konnte. Und wo vorher die Frau kostenlos den Haushalt für den Mann und gegebenenfalls die Kinder erledigt hat, damit dieser möglichst lange und ausgiebig vom Kapital ausgebeutet werden kann und seine Freizeit nicht selbst für die Reproduktion aufbringen muss, da herrschen mit der vollendeten Gleichstellung der Frau zunehmend Verhältnisse ihrer gerechten marktwirtschaftlichen Diskriminierung, tendenziellen Prekarisierung und allgemeinen Doppelbelastung in der Familie.


    Mit der Gleichstellung der Frau entsteht Lohnsenkung also durch:

    1. die erhöhte Arbeitsplatz-Nachfrage,

    2. das gemeinsame Bestreiten der Haushaltskosten mit Lohnarbeit,

    3. die unternehmerische Diskriminierung der Frau als potenzielle Mutter (inklusive geringere Qualifikation und Teilzeitarbeit) und

    4. daraus folgend bei Konkurrenz beider Geschlechter entsprechende Verbilligung der männlichen Arbeitskraft.

    Punkt 1 relativiert sich natürlich immer an der nationalen Expansion oder dem Verfall einer Branche oder der Nationalökonomie gesamtgesellschaftlich betrachtet; an ihrer Produktivität, der durchschnittlichen Arbeitszeit usw. und damit dem Bedarf an Arbeitskräften.

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