Steuern auf Kapital und auf Lohn

Steuern auf das Kapital sind Abzüge vom Gewinn und senken die Profirate. Wie kapitalfreundlich unsere Regierung ist, zeigt folgende Grafik (Daten für 1999):



Aus: Economist, 20.4.2002.

Selbst diese Grafik ist noch kapitalfreundlich, weil sie die "social-security contributions" mit zu der Steuer- und Abgabenlast für den Staat zählt, obwohl diese Kosten eindeutig zu den Lohnkosten gehören. Die Gewinnbesteuerung allein betrachtet ist die Staatsbelastung des Kapitals in Deutschland relativ am geringsten.

Hält Deutschland also das Schlusslicht, was die Besteuerung des Kapitals angeht, so hat es einen Spitzenplatz bei der Besteuerung bzw. Staats-Belastung der Lohnarbeiter:



In der folgenden Grafik muss man wie in einem Suchbild nach der winzigen Steuerbelastung des Kapitals suchen:



Hinzu kommt:
1.
Für 90 % der Erwerbstätigen gibt es kein Entrinnen aus der Steuerschraube. Die Steuer ist schon abgezogen, bevor die Lohnarbeiter einen Cent Lohn (direkte Steuern) oder eine Ware in die Hand bekommen (indirekte Steuern). Beim Unternehmenskapital werden nur die Gewinne besteuert, nicht die Gesamteinnahmen. Würde das gleiche Prinzip für die Lohnarbeiter gelten, dann dürfte nur das besteuert werden, was aus dem Lohn am Monats- oder Jahresende übrigbleibt und aufs Sparbuch wandert. Die Lohnarbeiter tragen die Hauptlast der Steuern und Abgaben. Und sofern Lohnarbeiter aus dem Staatstopf Subventionen bzw. Zuschüsse erhalten, sind diese immer mit peinlichen Bevormundungen und Schikanen verbunden. Insgesamt zahlen die Lohnarbeiter mehr für den Staat als sie erhalten.

2. Für die selbstarbeitenden Selbständigen (ca. 7 % der Erwerbstätigen) hat der Staat hundert legale und illegale Schlupflöcher gelassen, um Steuern zu sparen. Wer als kleiner Selbständiger meint, er zahle zuviel Steuern, der hat kein Augenmaß oder den falschen Steuerberater. Allerdings haben die kleinen Selbständigen nur relativ geringe Möglichkeiten vom Staat Subventionen zu erhalten. Im Saldo wird es so sein, dass auch sie – wie die Lohnarbeiter - mehr zahlen als erhalten.

3. Für die Kapitalisten gibt es einerseits noch mehr legale und illegale Schlupflöcher, um Steuern nicht zu bezahlen, außerdem haben sie noch hundert Möglichkeiten, Subventionen vom Staat zu bekommen - je größer ihr Kapital ist, desto größer die Subventionen.

4. Bis ins 19. Jahrhundert wurden Steuern noch zeitlich befristet und für bestimmte Zwecke bewilligt.
Jedes Management eines kapitalistischen Unternehmens kann ebenfalls nur zeitlich befristet und für festgelegte Zwecke über Gelder verfügen. Indem die Politiker ohne Einspruchsrecht von uns Steuern kassieren, benehmen sich aber nicht wie unsere Manager, sondern wie Eigentümer dieser Gesellschaft. Man sollte alle Politiker mindestens als Manager behandeln und ihnen das Geld, mit dem sie wirtschaften nur für feste Etats in begrenzten Summen und zeitlich befristet bewilligen.

Wal Buchenberg, 11.5.2003