(Natur)Wissenschaft Wissenschaft ist die Sammlung
und Analyse von allem Einzelwissen, seine Verallgemeinerung und
schriftliche Aufbewahrung als Erfahrungs- und Wissensschatz der gesamten
Menschheit - das Konzentrat des gesamten menschlichen Wissens.
1.
Menschliche Erkenntnisse stammen aus der gemeinsamen Erfahrung der
Wirklichkeit und ihrer praktischen Umgestaltung. „Bedarf es tiefer
Einsicht, um zu begreifen, dass mit den Lebensverhältnissen der Menschen,
mit ihren gesellschaftlichen Beziehungen, mit ihrem gesellschaftlichen
Dasein, auch ihre Vorstellungen, Anschauungen und Begriffe, mit einem
Worte auch ihr Bewusstsein sich ändert? Was beweist die Geschichte der
Ideen anderes, als dass die geistige Produktion sich mit der materiellen
umgestaltet?“ K. Marx, Kommunistisches Manifest, MEW 4, 480.
„Es ist nicht das Bewusstsein der
Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das
ihr Bewusstsein bestimmt.“ K. Marx, Kritik der Politischen Ökonomie, MEW
13, 9.
„... Wo wäre ohne Industrie und Handel die
Naturwissenschaft? Selbst diese ‚reine’ Wissenschaft erhält ja
ihren Zweck sowohl wie ihr Material erst durch Handel und Industrie, durch
sinnliche Tätigkeit der Menschen.“ K. Marx, F. Engels, Deutsche Ideologie,
MEW 3, 44.
„Die Entwicklung der Wissenschaft, besonders der
Naturwissenschaft, und mit ihr aller anderen, steht selbst wieder im
Verhältnis zur Entwicklung der materiellen Produktion.“ K. Marx,
Grundrisse, 592.
„Die Tatsache, dass unser subjektives Denken und
die objektive Welt denselben Gesetzen unterworfen sind und daher auch
beide in ihren Resultaten sich schließlich nicht widersprechen können,
sondern übereinstimmen müssen, beherrscht absolut unser gesamtes
theoretisches Denken. Sie ist seine unbewusste und unbedingte
Voraussetzung .... Andererseits hat die moderne Naturwissenschaft den Satz
vom erfahrungsmäßigen Ursprung alles Denkinhalts in einer Weise erweitert,
die seine alte metaphysische Begrenzung und Formulierung über den Haufen
wirft. Indem sie die Vererbung erworbener Eigenschaften anerkennt,
erweitert sie das Subjekt der Erfahrung vom Individuum auf die Gattung; es
ist nicht mehr notwendig das einzelne Individuum, das erfahren haben muss.
Seine Einzelerfahrung kann bis auf einen gewissen Grad ersetzt werden
durch die Resultate der Erfahrungen einer Reihe seiner Vorfahren. Wenn bei
uns z.B. die mathematischen Axiome jedem Kind von acht Jahren als
selbstverständlich, keines Erfahrungsbeweises bedürftig erscheinen, so ist
das lediglich Resultat ‚gehäufter Vererbung’.“ F. Engels, Naturdialektik,
MEW 20, 529.
„Es kommt überall nicht mehr darauf an, Zusammenhänge
im Kopf auszudenken, sondern sie in den Tatsachen zu entdecken.“ F.
Engels, Feuerbach, MEW 21, 306.
„alle Wissenschaft wäre
überflüssig, wenn die Erscheinungsform und das Wesen der Dinge unmittelbar
zusammenfielen...“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 825.
„Bei der
Analyse ökonomischer Formen kann außerdem weder das Mikroskop dienen noch
chemische Reagenzien. Die Abstraktionskraft muss beide ersetzen.“ K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 12.
„... Begreifen besteht aber nicht,
wie Hegel meint, darin, die Bestimmungen des logischen Begriffs überall
wiederzuerkennen, sondern die eigentümliche Logik des eigentümlichen
Gegenstandes zu fassen.“ K. Marx, Kritik des Hegelschen Staatsrechts, MEW
1, 296.
1.1. Die gesellschaftliche Praxis und ihre Resultate
sind das einzige Kriterium für Wahrheit und Richtigkeit unserer
Erkenntnisse. „Um zu wissen, was unser Denken ergründen kann, nützt
es nichts, 100 Jahre nach Kant die Tragweite des Denkens aus der Kritik
der Vernunft, der Untersuchung des Erkenntnis-Instruments, entdecken zu
wollen; ... Was unser Denken ergründen kann, sehen wir vielmehr aus dem,
was es bereits ergründet hat und noch täglich ergründet.“ F. Engels,
Naturdialektik, 20, 506f.
„Die Empirie der Beobachtung allein kann
nie die Notwendigkeit genügend beweisen. Wir beobachten immer nur die
Aufeinanderfolge von Ereignissen, wir sehen nicht die Ursachen. Dies ist so sehr richtig, dass aus
dem steten Aufgehen der Sonne des Morgens nicht folgt, sie werde morgen
wieder aufgehen, und in der Tat wissen wir jetzt, dass ein Moment kommen
wird, wo die Sonne eines Morgens nicht aufgeht. Aber der Beweis
der Notwendigkeit liegt in der menschlichen Tätigkeit, im Experiment, in
der Arbeit: Wenn wir etwas nachbilden können, dann beweist sich darin
unser Ursachenwissen.“ F. Engels, Naturdialektik, MEW 20,
497.
„Aber gerade die Veränderung der Natur durch den
Menschen, nicht die Natur als solche allein, ist die wesentlichste und
nächste Grundlage des menschlichen Denkens, und im Verhältnis, wie der
Mensch die Natur verändern lernte, in dem Verhältnis wuchs seine
Intelligenz.“ F. Engels, Naturdialektik, MEW 20, 498.
„Die Frage,
ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme - ist keine
Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis
muss der Mensch die Wahrheit, i.e. Wirklichkeit und Macht, ... beweisen.
Der Streit über die Wirklichkeit (= Wahrheit) oder
Nichtwirklichkeit (=Unwahrheit) des Denkens - das von der Praxis
isoliert ist - ist eine rein scholastische Frage.“ K. Marx, Thesen
über Feuerbach, MEW 3, 5.
2. Die produktive Anwendung der
Wissenschaft verschafft uns die Möglichkeiten zu größerer Freiheit und
Selbstbestimmung. „Freiheit besteht ... in der auf Erkenntnis der
Naturnotwendigkeiten gegründeten Herrschaft über uns selbst und über die
äußere Natur; sie ist damit notwendig ein Produkt der geschichtlichen
Entwicklung. Die ersten, sich vom Tierreich sondernden Menschen war in
allem Wesentlichen so unfrei wie die Tiere selbst; aber jeder Fortschritt
in der Kultur (und damit in dem Wissen, über das eine Gesellschaft
verfügte,) war ein Schritt zur Freiheit. An der Schwelle der
Menschheitsgeschichte steht die Entdeckung der Verwandlung von
mechanischer Bewegung in Wärme: die Erzeugung des Reibfeuers; am Abschluss
der bisherigen Entwicklung steht die Entwicklung der Verwandlung von Wärme
in mechanische Bewegung: die Dampfmaschine. ... Das Reibfeuer gab dem
Menschen zum erstenmal die Herrschaft über eine Naturkraft und trennte ihn
damit endgültig vom Tierreich. Mit Hilfe der Dampfmaschine und aller
sich an sie anlehnenden Produktivkräfte wird einen
Gesellschaftszustand ermöglicht, worin es keine Klassenunterschiede, keine
Sorgen um die individuellen Existenzmittel mehr gibt, und worin von
wirklicher menschlicher Freiheit, von einer Existenz in Harmonie mit den
erkannten Naturgesetzen zum erstenmal die Rede sein kann.“ F. Engels,
Anti-Dühring, MEW 20, 106f.
„... Wenn die Tiere eine dauerhafte
Einwirkung auf ihre Umgebung ausüben, so geschieht dies unabsichtlich und
ist, für diese Tiere selbst, etwas Zufälliges. Je mehr die Menschen sich
aber vom Tier entfernen, desto mehr nimmt ihre Einwirkung auf die Natur
den Charakter vorbedachter, planmäßiger, auf bestimmte, vorher bekannte
Ziele gerichteter Handlung an. Das Tier vernichtet die Vegetation eines
Landstrichs, ohne zu wissen, was es tut. Der Mensch vernichtet sie, um in
den freigewordenen Boden Feldfrüchte zu säen oder Bäume und Reben zu
pflanzen, von denen er weiß, dass sie ihm ein Vielfaches der Aussaat
einbringen werden.“ F. Engels, Menschwerdung des Affen, MEW 20,
451.
„Eine Spinne verrichtet Operationen, die denen des Webers
ähneln, und eine Biene beschämt durch den Bau ihrer Wachszellen manchen
menschlichen Baumeister. Was aber von vornherein den schlechtesten
Baumeister vor der besten Biene auszeichnet, ist, dass er die Zelle in
seinem Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut. Am Ende des
Arbeitsprozesses kommt ein Resultat heraus, das beim Beginn desselben
schon in der Vorstellung des Arbeiters, also schon ideell vorhanden war.
Nicht dass er nur eine Formveränderung des Natürlichen bewirkt; er
verwirklicht im Natürlichen zugleich seinen Zweck, den er weiß, der die
Art und Weise seines Tuns als Gesetz bestimmt und dem er seinen Willen
unterordnen muss.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 193.
„Die Arbeit ist
zunächst ein Prozess zwischen Mensch und Natur, ein Prozess, worin der
Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigne Tat vermittelt,
regelt und kontrolliert. Er tritt dem Naturstoff selbst als eine
Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte,
Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den
Naturstoff in einer für sein eignes Leben brauchbaren Form
anzueignen. Indem er durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt
und sie verändert, verändert er zugleich seine eigne Natur. Er entwickelt
die in ihr schlummernden Potenzen und unterwirft das Spiel ihrer Kräfte
seiner eignen Botmäßigkeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 192.
„Die
Produktivkraft der Arbeit ist durch mannigfache Umstände bestimmt, unter
anderem durch den Durchschnittsgrad des Geschickes der Arbeiter, die
Entwicklungsstufe der Wissenschaft und ihrer technologischen
Anwendbarkeit, die gesellschaftliche Kombination des Produktionsprozesses,
den Umfang und die Wirkungsfähigkeit der Produktionsmittel und durch
Naturverhältnisse.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 54.
3.
Wissenschaft ist Teil der menschlichen Geschichte. Erstes Medium der
Wissenschaft war die menschliche Sprache, mit der Einzelwissen gesammelt
und analysiert werden konnte. Mit Erfindung der Schrift wuchs dieser
gesellschaftliche Schatz des kollektiven, gesellschaftlichen
Wissens. „Wie die Menschen ursprünglich aus dem Tierreich - im
engeren Sinne - heraustreten, so treten sie in die Geschichte ein: noch
halb Tiere, roh, noch ohnmächtig gegenüber den Kräften der Natur, noch
unbekannt mit ihren eigenen; daher arm wie die Tiere und kaum produktiver
als sie.“ F. Engels, Anti-Dühring, MEW 20, 166.
„Es hängt
lediglich von der Ausdehnung des Verkehrs ab, ob die an einem Ort
gewonnenen Produktivkräfte namentlich Erfindungen, für die spätere
Entwicklung verloren gehen oder nicht. Solange noch kein über die
unmittelbare Nachbarschaft hinausgehender Verkehr existiert, muss jede
Erfindung an jedem Ort besonders gemacht werden, und bloße Zufälle,
wie Einfälle barbarischer Völker, selbst gewöhnliche Kriege,
reichen hin, ein Land mit entwickelten Produktivkräften und Bedürfnissen
dahin zu bringen, dass es wieder von vorne anfangen muss. In der
anfänglichen Geschichte musste jede Erfindung täglich neu und an jedem
Ort unabhängig gemacht werden ... Erst wenn der Verkehr zum
Weltverkehr geworden ist und die große Industrie zur Basis hat, ist die
Dauer der gewonnenen Produktivkräfte gesichert.“ K. Marx, MEW 3,
54.
„Die Entwicklung der Wissenschaft allein - i.e. der solidesten
Form des Reichtums, sowohl Produkt wie Produzent desselben - war
hinreichend diese antiken Gemeinwesen aufzulösen. Die Entwicklung
der Wissenschaft, dieses ideellen und zugleich praktischen Reichtums, ist
aber nur eine Seite, eine Form, worin die Entwicklung der menschlichen
Produktivkräfte, i.e. des Reichtums erscheint. Ideell betrachtet reichte
die Auflösung einer bestimmten Bewusstseinsform hin, um eine ganze Epoche
zu töten. Reell entspricht diese Schranke des Bewusstseins einem
bestimmten Grad der Entwicklung der materiellen Produktivkräfte und daher
des Reichtums.“ K. Marx, Grundrisse, 439.
„Nicht das tropische
Klima mit seiner überwuchernden Vegetation, sondern die gemäßigte Zone ist
das Mutterland des Kapitals. Es ist nicht die absolute Fruchtbarkeit des
Bodens, sondern seine Differenzierung, die Mannigfaltigkeit seiner
natürlichen Produkte, welche die Naturgrundlage der gesellschaftlichen
Teilung der Arbeit bildet, und den Menschen durch den Wechsel der
Naturumstände, innerhalb deren er haust, zur Vermannigfachung seiner
eigenen Bedürfnisse, Fähigkeiten, Arbeitsmittel und Arbeitsweisen
spornt. Die Notwendigkeit, eine Naturkraft gesellschaftlich zu
kontrollieren, damit hauszuhalten, sie durch Werke von Menschenhand auf
großem Maßstab erst anzueignen oder zu zähmen, spielt die entscheidendste
Rolle in der Geschichte der Industrie.“ K. Marx, Das Kapital I, MEW 23,
536f.
„Wie aber der Mensch eine Lunge zum Atmen braucht, braucht er
ein ‚Gebilde von Menschenhand’, um Naturkräfte produktiv zu konsumieren.
Ein Wasserrad ist nötig, um die Bewegungskraft des Wassers, eine
Dampfmaschine, um die Elastizität des Dampfs auszubeuten. Wie mit den
Naturkräften verhält es sich mit der Wissenschaft. Einmal entdeckt, kostet
das Gesetz über die
Abweichung der Magnetnadel im Wirkungskreise eines elektrischen Stroms
oder über die Erzeugung von Magnetismus im Eisen, um das ein elektrischer
Strom kreist, keinen Deut. Aber zur Ausbeutung dieser Gesetze für
Telegrafie usw. bedarf es eines sehr kostspieligen und weitläufigen
Apparates.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 407.
„Die Natur baut keine
Maschinen, keine Lokomotiven, Eisenbahnen, Telegraphen, Spinnautomaten.
Sie sind Produkte der menschlichen Industrie; natürliches Material,
verwandelt in Organe des menschlichen Willens über die Natur oder seiner
Betätigung in der Natur. Sie sind von der menschlichen Hand geschaffene
Organe des menschlichen Hirns; vergegenständliche Wissenskraft. Die
Entwicklung des fixen Kapitals (Technologie, Maschinerie, Gebäude
etc.) zeigt an, bis zu welchem Grad das allgemeine gesellschaftliche
Wissen, zur unmittelbaren Produktivkraft geworden ist und daher die
Bedingungen des gesellschaftlichen Lebensprozesses selbst unter die
Kontrolle des allgemeinen Intellekts gekommen, und ihm gemäß umgeschaffen
sind. Sie zeigt an, bis zu welchem Grad die gesellschaftlichen
Produktivkräfte produziert sind, nicht nur in der Form des Wissens,
sondern als unmittelbare Organe der gesellschaftlichen Praxis; des realen
Lebensprozesses.“ K. Marx, Grundrisse, 594.
„Die sozialen
Verhältnisse sind eng verknüpft mit den Produktivkräften. Mit der
Erwerbung neuer Produktivkräfte verändern die Menschen ihre
Produktionsweise, und mit der Veränderung der Produktionsweise, der Art,
ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern sie alle ihre
gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Handmühle ergibt eine Gesellschaft
mit Feudalherren, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit industriellen
Kapitalisten. ... Wir leben inmitten einer beständigen Bewegung des
Anwachsens der Produktivkräfte, der Zerstörung sozialer Verhältnisse, der
Bildung von neuen Ideen;“ K. Marx, Elend der Philosophie, 4,
130.
„Die Entwicklung der Wissenschaft, besonders der
Naturwissenschaft, und mit ihr aller anderen, steht selbst wieder im
Verhältnis zur Entwicklung der materiellen Produktion.“ K. Marx,
Grundrisse, 592.
3.1. Die industrielle Produktionsweise gab den
Wissenschaften großen Auftrieb und ein riesiges Arbeits- und
Experimentierfeld. „Die Bourgeoisie hat in ihrer kaum
hundertjährigen Klassenherrschaft massenhaftere und kolossalere
Produktionskräfte geschafften als alle vergangenen Generationen zusammen.
Unterjochung der Naturkräfte, Maschinerie, Anwendung der Chemie auf
Industrie und Ackerbau, Dampfschifffahrt, Eisenbahnen, elektrische
Telegrafen, Urbarmachung ganzer Weltteile, Schiffbarmachung der Flüsse,
ganze aus dem Boden hervorgestampfte Bevölkerungen - welches frühere
Jahrhundert ahnte, dass solche Produktionskräfte im Schoß der
gesellschaftlichen Arbeit schlummerten.“ K. Marx, Kommunistisches
Manifest, MEW 4, 467.
„Die Entwicklung der Produktivkräfte der
gesellschaftlichen Arbeit ist die historische Aufgabe und Berechtigung des
Kapitals. Eben damit schafft es unbewusst die materiellen Bedingungen
einer höheren Produktionsform.“
K. Marx, Kapital III. MEW 25, 269.
„Es ist eines der großen
Resultate der kapitalistischen Produktionsweise, dass sie ... die
Landwirtschaft aus einem bloß empirischen und mechanisch sich
forterbenden Verfahren des unentwickelsten Teils der Gesellschaft in
bewusste wissenschaftliche Anwendung der Agronomie verwandelt, soweit dies
überhaupt innerhalb der mit dem Privateigentum gegebenen Verhältnisse
möglich ist;“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 630.
3.1.1. Moderne
Technologie ist vergegenständlichte Wissenschaft. „Als Maschinerie
erhält das Arbeitsmittel eine materielle Existenzweise, welche Ersetzung
der Menschenkraft durch Naturkräfte und erfahrungsmäßiger Routine durch
bewusste Anwendung der Naturwissenschaft bedingt.“ K. Marx, Kapital I, MEW
23, 407.
„Es ist nicht mehr der Arbeiter, der einen
modifizierten Naturgegenstand als Mittelglied und Werkzeug zwischen
das Objekt und sich einschiebt; sondern den Naturprozess, den er in einen
industriellen umwandelt, schiebt er als Mittel zwischen sich und die
unorganische Natur, deren er sich bemeistert. Er tritt neben den
Produktionsprozess, statt sein Hauptagent zu sein.“ Marx, Grundrisse, S.
592f.
„Der Fabrikant, der mit der Dampfmaschine arbeitet, wendet
auch Naturkräfte an, die ihm nichts kosten, die aber die Arbeit
produktiver machen ... Der Fabrikant zahlt die Kohlen, aber nicht die
Fähigkeit des Wassers, seinen Aggregatzustand zu ändern, in Dampf überzugehen, nicht die Elastizität
des Dampfes usw. Diese Monopolisierung der Naturkräfte, d.h. der durch sie
bewirkten Steigerung der Arbeitskraft, ist allem Kapital gemeinsam, das
mit Dampfmaschinen arbeitet. ... Die gesteigerte Produktivkraft der Arbeit
(ist) hier der Anwendung einer Naturkraft geschuldet...“ K. Marx, Kapital
III. MEW 25, 656.
„Von dem Naturstoff abgesehen, können
Naturkräfte, die nichts kosten, als Agenten dem Produktionsprozess mit
stärkerer oder schwächerer Wirksamkeit einverleibt werden. Der Grad ihrer
Wirksamkeit hängt von Methoden und wissenschaftlichen Fortschritten ab,
die dem Kapitalisten nichts kosten.“ K. Marx, Kapital II. MEW 24,
356.
„In dem Maße aber, wie die große Industrie sich entwickelt,
wird die Schöpfung des wirklichen Reichtums abhängig weniger von der
Arbeitszeit und dem Quantum angewandter Arbeit, als von der Macht der
treibenden Kräften, die während der Arbeitszeit in Bewegung gesetzt
werden und die selbst wieder - ihre große Wirksamkeit - selbst
wieder in keinem Verhältnis steht zur unmittelbaren Arbeitszeit, die ihre
Produktion kostet, sondern vielmehr abhängt von allgemeinen Stand der
Wissenschaft und dem Fortschritt der Technologie.“ K. Marx, Grundrisse,
592.
Moderne Technologie ist „die Akkumulation des Wissens
und des Geschicks, der allgemeinen Produktivkräfte des gesellschaftlichen
Hirns...“ K. Marx, Grundrisse, 586.
„Die Maschinerie ... entwickelt
(sich) mit der Akkumulation der gesellschaftlichen Wissenschaft,
Produktivkraft überhaupt...“ K. Marx, Grundrisse, 586.
„Das Prinzip
des Maschinenbetriebs, den Produktionsprozess in seine konstituierenden
Phasen zu analysieren und die so gegebnen Probleme durch Anwendung der
Mechanik, Chemie usw. kurz der Naturwissenschaften zu lösen, wird überall
bestimmend.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 485.
3.1.2. Die moderne
Technologie scheint jedoch nur das Verdienst des Kapitals zu sein und für
den Verdienst der Kapitalisten da zu sein. „...In der
Maschine erscheint die realisierte Wissenschaft als Kapital den
Arbeitern gegenüber. Und in der Tat erscheinen alle diese auf
gesellschaftlicher Arbeit begründete Anwendung von Wissenschaft,
Naturkraft und Produkten der Arbeit in großen Massen ja selbst nur als
Ausbeutungsmittel der Arbeit, als Mittel, Mehrarbeit
anzueignen, daher als dem Kapital angehörige Kräfte gegenüber der
Arbeit. Das Kapital wendet natürlich alle diese Mittel nur an, um die
Arbeit auszubeuten, aber um sie auszubeuten, muss es sie auf die
Produktion anwenden, Und so erscheint die Entwicklung der
gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit und die Bedingungen
dieser Entwicklung als Tat des Kapitals, zu der sich der einzelne Arbeiter
nicht nur passiv verhält, sondern die im Gegensatz zu ihm vorgehen.“ K.
Marx, Theorien über den Mehrwert I. MEW 26.1, 367f.
„Alle
Fortschritte der Zivilisation daher, oder in anderen Worten alle
Vermehrung der gesellschaftlichen Produktivkräfte, meinetwegen auch
Produktivkräfte der Arbeit selbst, -
wie sie resultieren von Wissenschaft, Erfindungen, Teilung und
Kombination der Arbeit, verbesserten Kommunikationsmitteln, Schaffen des
Weltmarkts, Maschinerie etc. - bereichern nicht den Arbeiter, sondern das
Kapital;“ K. Marx, Grundrisse, 215.
„Jene Entwicklung der
Produktivkraft führt sich in letzter Instanz immer zurück auf den
gesellschaftlichen Charakter der in Tätigkeit gesetzten Arbeit; auf die
Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft auf die Entwicklung der
geistigen Arbeit, namentlich der Naturwissenschaft. Was der Kapitalist
hier benutzt sind die Vorteile des gesamten Systems der gesellschaftlichen
Arbeitsteilung.“ K. Marx, Kapital III. 92.
„Eine andere
Produktivkraft, die ihm nichts kostet, ist die wissenschaftliche Kraft.
(Dass es immer eine gewisse Abgabe zahlen muss für Pfaffen, Schulmeister
und Gelehrte, sie mögen große oder kleine wissenschaftliche Kraft
entwickeln, versteht sich von selbst.“ K. Marx, Grundrisse, 651. „Bei dem heutigen Stand der
Produktion produziert die menschliche Arbeitskraft nicht nur in einem Tag
einen größeren Wert, als sie selbst besitzt und kostet; mit jeder neuen
wissenschaftlichen Entdeckung, mit jeder neuen technischen Erfindung
steigert sich dieser Überschuss ihres Tagesprodukts über ihre Tageskosten,
verkürzt sich also derjenige Teil des Arbeitstages, worin der Arbeiter den
Ersatz seines Tageslohns herausarbeitet, und verlängert sich also
andererseits derjenige Teil des Arbeitstages, worin er dem Kapitalisten
seine Arbeit schenken muss, ohne dafür bezahlt zu werden.“ F. Engels, Zu
‚Lohnarbeit und Kapital’, MEW 6, 598.
„‚Kapitalistische‘ Aneignung
und ‚persönliche‘ Aneignung, sie es von Wissenschaft, sei es von
materiellem Reichtum, sind aber ganz und gar disparate Dinge. Dr. Ure
selbst bejammerte die grobe Unbekanntschaft seiner lieben, Maschinen
ausbeutenden Fabrikanten mit der Mechanik, und Liebig weiß von der
haarsträubenden Unwissenheit der englischen chemischen Fabrikanten in der
Chemie zu erzählen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, S. 407f, Anm.
108.
4. Wissenschaftliche Tätigkeit ist nur produktiv als
„allgemeine Arbeit“, wenn ihre Ergebnisse für die Gesellschaft nutzbar
gemacht werden können. „Nebenbei bemerkt, ist zu unterscheiden
zwischen allgemeiner Arbeit und gemeinschaftlicher Arbeit. Beide spielen
im Produktionsprozess ihre Rolle, beide gehen ineinander über, aber beide
unterscheiden sich auch. Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaftliche
Arbeit, alle Entdeckung, alle Erfindung. Sie ist bedingt teils durch
Kooperation mit Lebenden, teils durch Benutzung der Arbeiten Früherer.
Gemeinschaftliche Arbeit unterstellt die unmittelbare Kooperation der
Individuen.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 113f.
„Z.B. in
der Wissenschaft kann ein „Einzelner“ die allgemeine Angelegenheit
vollbringen ... Aber wirklich allgemein wird sie erst, wenn sie nicht mehr
die Sache des Einzelnen, sondern die der Gesellschaft ist.“ K. Marx,
Hegelsches Staatsrecht, MEW 1, 267.
4.1. Auch innerhalb des
Wissenschaftsbetriebs setzt sich zunehmend Teamarbeit und direkter Kontakt
zur materiellen Produktion durch. (Die Verhältnisse, die Marx
vor Augen hatte, war der selbständige Privatgelehrte, ein Angehöriger des
traditionellen Mittelstandes. Heute sind die Wissenschaftler längst zu
Lohnarbeitern geworden. Und der Teil von diesen wissenschaftlichen
Lohnarbeitern, der an staatlichen Einrichtungen arbeitet, wird immer
geringer.)
„Z.B. in der Wissenschaft kann ein „Einzelner“ die
allgemeine Angelegenheit vollbringen, und es sind immer Einzelne, die sie
vollbringen.“ K. Marx, Hegelsches Staatsrecht, MEW 1,
267.
„Allein
auch wenn ich wissenschaftlich etc. tätig bin, eine Tätigkeit, die
ich selten in unmittelbarer Gemeinschaft mit anderen ausführen kann, so
bin ich gesellschaftlich, weil als Mensch tätig. Nicht nur
das Material meiner Tätigkeit ist mir - wie selbst die Sprache, in der der
Denker tätig ist - als gesellschaftliches Produkt gegeben, mein eigenes
Dasein ist gesellschaftliche Tätigkeit; darum das, was ich aus mir
mache, ich aus mir für die Gesellschaft mache und mit dem Bewusstsein
meiner als eines gesellschaftlichen Wesens.“ K. Marx,
Ökonomisch-philosophische Manuskripte, EB, 538.
„Eine kritische
Geschichte der Technologie würde überhaupt nachweisen, wie wenig
irgendeine Erfindung des 18. Jahrhunderts einem einzelnen Individuum
gehört.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 392, Anm. 89.
„Die ‚fremde‘
Wissenschaft wird dem Kapital einverleibt wie fremde Arbeit.“ K. Marx,
Kapital I, MEW 23, S. 407f, Anm. 108.
„Das Produkt der geistigen
Arbeit - die Wissenschaft - steht immer tief unter ihrem Wert. Weil die
Arbeitszeit, die nötig ist, um sie zu reproduzieren, in gar keinem
Verhältnis steht zu der Arbeitszeit, die zu ihrer Originalproduktion
erforderlich ist. Z.B. den binomischen Lehrsatz kann ein Schuljunge in
einer Stunde lernen.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I., MEW 26.1,
329.
4.2. Wissenschaft als Selbst- oder Privatzweck ist
Wichserei. „Dass Erfindungen und Entdeckungen in manchen Fällen die
Produktivkraft der Arbeit steigern (in sehr vielen Fällen aber auch nicht,
wie die massenhafte Archivmakulatur aller Patentämter der Welt beweist),
das haben wir längst gewusst.“ F. Engels, Anti-Dühring, MEW 20,
205.
„Wie sich die Herrschaft des Kapitals entwickelte und in der
Tat auch die nicht direkt auf Schöpfung des materiellen Reichtums
bezüglichen Produktionssphären immer mehr von ihm abhängig wurden -
namentlich die positiven Wissenschaften (Naturwissenschaften) als Mittel
der materiellen Produktion dienstbar gemacht wurden -, glaubten
arschkriecherische Schreiberlinge der politischen Ökonomie jede
Wirkungssphäre dadurch verherrlichen zu müssen und rechtfertigen, dass sie
selbe ‚im Zusammenhang’ mit der Produktion des materiellen Reichtums
darstellten - als Mittel für denselben - und jeden damit beehrten, dass
sie ihn zum ‚produktiven Arbeiter’ im ‚ersten’ Sinn machten, nämlich zu
einem Arbeiter, der im Dienst des Kapitals arbeite, ihm in der einen oder
anderen Weise in seiner Bereicherung nützlich sei, etc.“ K. Marx, Theorien
über den Mehrwert I., MEW 26.1, 146.
„Wir hatten von vornherein
keinen besonderen Respekt vor diesen Meistern der Wissenschaft, deren
Hauptwissenschaft darin besteht, dass sie einander und sich selbst
fortwährend mit der größten Seelenruhe widersprechen.“ F. Engels,
Ökonomischer Kongress, MEW 4, 291.
„Und dann ist der deutsche
Professor der Gipfelpunkt des deutschen Kleinbürger- und Kleinstädtertums,
und das namentlich in Berlin. Wo anders könnte ein Mann z.B. von dem
wissenschaftlichen Ruf Virchows seinen höchsten Ehrgeiz darin suchen -
Stadtverordneter zu werden!“ F. Engels an W. Bracke, 25.6.1877, MEW 34,
279.
„Das Verfahren unseres Müller ist für die Romantik in allen
Fächern charakteristisch. Ihr Inhalt besteht in Alltagsvorurteilen,
abgeschöpft von dem oberflächlichsten Schein der Dinge, Diese falsche und
triviale Inhalt soll dann durch eine mystifizierende Ausdrucksweise
‚erhöht‘ und poetisiert werden.“ K. Marx, Kapital III. S.
411.
„Die Wissenschaft
reduziert sich für Proudhon auf den zwerghaften Umfang einer
wissenschaftlichen Formel; er ist der Mann auf der Jagd nach Formeln.“ K.
Marx, Über Proudhon, MEW 16, 29.
„Der wohlmeinende gute Wille, in
der bürgerlichen Welt die beste aller möglichen Welten zu entdecken,
ersetzt in der Vulgärökonomie jede Notwendigkeit der Wahrheitsliebe und
des wissenschaftlichen Forschungstriebs.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25,
852. Anm.
„...Das Denken (kann), ohne Böcke zu schießen, nur
diejenigen Bewusstseinselemente zu einer Einheit zusammenfassen, in denen
... diese Einheit schon vorher bestanden hat. Wenn ich
eine Schuhbürste unter die Einheit ‚Säugetier’ zusammenfasse, so bekommt
sie damit noch lange keine Milchdrüsen.“ F. Engels, Anti-Dühring, MEW 20,
39.
Hegel „entwickelt sein Denken nicht aus dem Gegenstand,
sondern den Gegenstand nach einem ... mit sich fertig gewordenen Denken.“
K. Marx, Kritik des Hegelschen Staatsrechts, MEW 1, 213.
„Freiheit
der Wissenschaft heißt, dass man über alles schreibt, was man nicht
gelernt hat, und dies für die einzig streng wissenschaftliche Methode
ausgibt. Herr Dühring aber ist einer der bezeichnendsten Typen dieser
vorlauten Pseudowissenschaft, die sich heutzutage in Deutschland überall
in den Vordergrund drängt und alles übertönt mit ihrem dröhnenden -
höheren Blech. Höheres Blech in der Poesie, in der Philosophie, in der
Politik, in der Ökonomie, in der Geschichtsschreibung, höheres Blech im
Hörsaal und in den Parlamenten, höheres Blech überall, höheres
Blech mit dem Anspruch auf Überlegenheit und Gedankentiefe ..., höheres
Blech das charakteristischste und massenhafteste Produkt der deutschen
intellektuellen Industrie, billig aber schlecht, ganz wie andere deutsche
Fabrikate...“ F. Engels, Anti-Dühring, MEW 20, 6f.
„Alle ...
epochemachenden Fortschritte der Naturwissenschaft gingen an Feuerbach
vorüber, ohne ihn wesentlich zu berühren. Es war dies nicht so sehr seine
Schuld, als die der elenden deutschen Verhältnisse, kraft deren die
Lehrstühle der Universitäten von hohlköpfigen, eklektischen Flohknackern
in Beschlag genommen wurden, während Feuerbach, der sie turmhoch
überragte, in einsamer Dorfabgeschiedenheit fast verbauern musste.“ F.
Engels, Dialektik der Natur, MEW 20, 470.
„Nur dadurch, dass man an
die Stelle der sich widersprechenden Dogmen die sich
widersprechenden Tatsachen und die realen Gegensätze stellt, die ihren
verborgenen Hintergrund bilden, kann man die politische Ökonomie in eine
positive Wissenschaft verwandeln.“ K. Marx an Engels, 10.10. 1868, MEW 32,
181.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich die Rechtschreibung,
veraltete Fremdwörter, Maßeinheiten und Zahlenangaben modernisiert. Diese
und alle erklärenden Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Wal Buchenberg, 26.6.2002. |