Ware Ware ist ein
Produkt oder eine Dienstleistung, in dem/in der Arbeit gebrauchsfähig
verkörpert ist und das/die für den Austausch hergestellt
wurde. "Wir bezeichnen als 'Warenproduktion' diejenige ökonomische Phase, in welcher die Gegenstände nicht nur für den Gebrauch der Produzenten, sondern auch für Zwecke des Austausches produziert werden, d.h. als Waren, nicht als Gebrauchswerte. Diese Phase reicht von den ersten Anfängen der Produktion für den Austausch bis herab in unsere gegenwärtige Zeit; sie erlangt ihre volle Entwicklung erst unter der kapitalistischen Produktion, d.h. unter Bedingungen, wo der Kapitalist, der Eigentümer der Produktionsmittel, gegen Lohn Arbeiter beschäftigt, Leute, die aller Produktionsmittel, ihre eigene Arbeitskraft ausgenommen, beraubt sind, und den Überschuss des Verkaufspreises der Produkte über seine Auslagen einsteckt." F. Engels, Einleitung (1892) zu 'Entwicklung des Sozialismus', MEW 19, 526. "Ein Arbeitsprodukt, für sich isoliert betrachtet, ist also nicht Werth, so wenig wie es Waare ist. Es wird nur Werth, in seiner Einheit mit andrem Arbeitsprodukt, oder in dem Verhältniß, worin die verschiedenen Arbeitsprodukte, als Krystalle derselben Einheit, der menschlichen Arbeit, einander gleichgesetzt sind." Karl Marx: MEGA II/6, 31 (zit. n. Wikipedia)
1. Die zwei Elemente
der Ware: Gebrauchswert und Wert
„Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ‚ungeheure Waren-sammlung‘, die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 49.
„Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z. B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 49.
„Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert. ... Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion. Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des – Tauschwerts.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 50.
„Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen, ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ... Betrachten wir die Sache näher.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 50f.
„Als Gebrauchswerte sind die Waren vor allem verschiedener Qualität, als Tauschwerte können sie nur verschiedener Quantität sein, ... Sieht man nun vom Gebrauchswert der Warenkörper ab, so bleibt ihnen nur noch eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodukten. ... Diese Dinge stellen nur noch dar, dass in ihrer Produktion menschliche Arbeitskraft verausgabt ... ist. Als Kristalle dieser ihnen gemeinschaftlichen gesellschaftlichen Substanz sind sie Werte – Warenwerte.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 52.
„Das Gemeinsame, was sich im Austauschverhältnis oder Tauschwert der Ware darstellt, ist also ihr Wert.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 53.
"Ich teile also nicht den Wert in Gebrauchswert und Tauschwert als Gegensätze, worin sich das Abstrakte, 'der Wert', spaltet ... 'Ware' ist einerseits Gebrauchswert und anderseits 'Wert', nicht Tauschwert, da die bloße Erscheinungsform nicht ihr eigener Inhalt ist." ... Der Tauschwert ist "nur Erscheinungsform des Wertes, aber nicht der 'Wert'..." K. Marx, Randglossen zu A. Wagner, MEW 19, 369.
„Ein Ding kann
Gebrauchswert sein, ohne Wert zu sein.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 55. Dies ist der Fall,
weil es keine Arbeit enthält wie Luft, wildwachsendes Holz
etc. „Ein Ding kann
nützlich und Produkt menschlicher Arbeit sein, ohne Ware zu sein. (Wenn es für den Eigenbedarf oder z. B. für
Familienmitglieder und nicht für den Verkauf, d. h. den Austausch, gemacht
worden ist.)
... Um Ware zu
werden, muss das Produkt dem anderen, dem es als Gebrauchswert dient,
durch den Austausch übertragen werden.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 55. „Endlich kann kein
Ding Wert sein, ohne Gebrauchsgegenstand zu sein. Ist es nutzlos, so ist
auch die in ihm enthaltene Arbeit nutzlos ... und bildet daher keinen
Wert.“ K. Marx, Kapital
I, MEW 23, 55. „Ein Gebrauchswert oder Gut hat also nur einen Wert, weil abstrakt menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht ... ist. Wie nun die Größe seines Werts messen? Durch die Menge der in ihm enthaltenen ‚wertbildenden Substanz‘ der Arbeit. Die Quantität der Arbeit selbst misst sich an ihrer Zeitdauer, ...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 53.
„Es könnte scheinen, dass ... je fauler oder ungeschickter ein Mann, desto wertvoller seine Ware, weil er desto mehr Zeit zu ihrer Verfertigung braucht. Die Arbeit jedoch, welche die Substanz der Werte bildet, ist gleiche menschliche Arbeit, ... Die gesamte Arbeitskraft der Gesellschaft ... gilt hier als eine und dieselbe menschliche Arbeitskraft, obgleich sie aus zahllosen individuellen Arbeitskräften besteht. Jede dieser individuellen Arbeitskräfte ist dieselbe menschliche Arbeitskraft wie die andere, soweit sie den Charakter einer gesellschaftlichen Durchschnitts-Arbeitskraft besitzt und als solche gesellschaftliche Durchschnitts-Arbeitskraft wirkt, also in der Produktion einer Ware auch nur die im Durchschnitt notwendige oder gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit braucht.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 53.
„Es ist also nur ... die zur Herstellung eines Gebrauchswerts gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, welche seine Wertgröße bestimmt. ... Waren, worin gleich große Arbeitsmengen enthalten sind oder die in derselben Arbeitszeit hergestellt werden können, haben daher dieselbe Wertgröße.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 54.
„Die Wertgröße einer
Ware bliebe daher konstant, wäre die zu ihrer Produktion benötigte
Arbeitszeit konstant. Letztere wechselt aber mit jedem Wechsel in der
Produktivkraft der Arbeit.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 54. „Allgemein: Je größer
die Produktivkraft der Arbeit, desto kleiner die zur Herstellung eines
Artikels benötigte Arbeitszeit, desto kleiner die in ihm
kristallisierte Arbeitsmasse, desto kleiner sein Wert.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 55. 2. Sonderformen der
Ware 2.1. Immaterielle
(geistig-künstlerische) Warenproduktion „A. Smith macht einen Fehler ..., indem er die Vergegenständlichung der Arbeit etwas zu grob auffasst als Arbeit, die sich in einem handgreiflichen Gegenstand fixiert. Dies ist aber Nebensache bei ihm, Unbeholfenheit des Ausdrucks.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 729.
„Bei der nicht
materiellen Produktion, selbst wenn sie rein für den Austausch betrieben
wird, also Waren produziert, ist zweierlei
möglich: 1. sie resultiert in
Waren, Gebrauchswerten, die eine von den Produzenten und
Konsumenten verschiedene selbständige Gestalt besitzen, also in einem
Intervall zwischen Produktion und Konsumtion bestehen können, ... wie bei
Büchern, Gemälden, kurz, allen Kunstprodukten, die von der Kunstleistung
des ausübenden Künstlers verschieden sind. Hier ist
kapitalistische Produktion nur in sehr beschränktem Maße anwendbar, soweit
z. B. ein Schriftsteller zu einem gemeinschaftlichen Werk –
Enzyklopädie z. B. – eine Masse anderer als Handlanger
ausbeutet. Es bleibt hier
meistens bei der Übergangsform zur kapitalistischen Produktion,
dass die verschiedenen wissenschaftlichen oder künstlerischen Produzenten,
Handwerker oder Professionelle, für ein gemeinschaftliches
Kaufmannskapital der Buchhändler arbeiten, ein Verhältnis, das mit der
eigentlichen kapitalistischen Produktionsweise nichts zu tun hat und
selbst formell noch nicht unter sie fällt. Dass in diesen
Übergangsformen die Ausbeutung der Arbeit gerade am größten
ist, ändert nichts an der Sache.“ K. Marx, Theorien über
den Mehrwert I, MEW 26.1, 385f. 2.2. Dienstleistungen
als Ware „2. Die
Produktion ist nicht trennbar von dem Akt des Produzierens wie bei allen
dienstleistenden Künstlern, Rednern, Schauspielern, Lehrern,
Ärzten, Pfaffen etc. Auch hier findet
kapitalistische Produktionsweise nur in geringem Umfang statt und kann der
Natur der Sache nach nur in einigen Branchen
stattfinden. Z. B. bei
Unterrichtsanstalten können die Lehrer bloße Lohnarbeiter für den
Unternehmer der Unterrichtsanstalt sein, wie derartige Unterrichtsfabriken
zahlreich in England existieren. Obgleich sie den Schülern gegenüber
keine produktiven Arbeiter sind, sind sie es ihrem
Unternehmer gegenüber. Er tauscht sein Kapital gegen ihre Arbeitsvermögen
und bereichert sich durch diesen Prozess. Ebenso bei
Unternehmungen von Theatern, Vergnügungsanstalten usw. Dem Publikum
verhält sich hier der Schauspieler gegenüber als Künstler, aber seinem
Unternehmer gegenüber ist er produktiver
Arbeiter. Alle diese
Erscheinungen der kapitalistischen Produktion auf diesem Gebiet sind so
unbedeutend, verglichen mit dem Ganzen der Produktion, dass sie gänzlich
unberücksichtigt bleiben können.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I,
MEW 26.1, 385f.
2.3 Ware durch Staatsproduktion"Wo der Staat selbst kapitalistischer Produzent (ist), wie bei der Ausbeutung von Minen, Waldungen etc. ist sein Produkt 'Ware' und besitzt daher den spezifischen Charakter jeder anderen Ware." Karl Marx, Randglossen zu A. Wagner, MEW 19, 370.
Anmerkung:
Seit Marx dies
schrieb, haben sich einige Änderungen ergeben: a) Durch die Erfindung
moderner Speicher- und Reproduktions-techniken (Filmrolle, Tonband,
Schallplatte, Diskette, DVD etc.) hat die Bedeutung der materiellen
Kunstproduktion, die greifbare Waren produziert, enorm zugenommen, auch
wenn die immaterielle Produktion als Urproduktion immer ihre Basis
bildet. b) Ebenso haben die
Branchen an Bedeutung gewonnen, in denen mittels kapitalistischer
Produktionsweise durch Ausbeutung von Lohnarbeit Kunst als Ware und damit
kapitalistischer Profit (Mehrwert) produziert werden: Kino, Radio,
Fernsehen etc. Siehe auch die Artikel: |
Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: „Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.
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