Produktion1. Produktion
ist gesellschaftlich organisierter
Stoffwechsel der Menschen mit der
Natur Alle Produktion ist Aneignung der Natur von Seiten des Individuums innerhalb und vermittelst einer bestimmten Gesellschaftsform. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 9. Die materialistische
Anschauung der Geschichte geht von dem Satz aus, dass die Produktion, und
nächst der Produktion der Austausch ihrer Produkte, die Grundlage aller
Gesellschaftsordnung ist; dass in jeder geschichtlich auftretenden
Gesellschaft die Verteilung der Produkte, und mit ihr die soziale
Gliederung in Klassen und Stände, sich danach richtet, was und wie
produziert und wie das Produzierte ausgetauscht
wird. Hiernach sind die
letzten Ursachen aller gesellschaftlicher Veränderungen und politischen
Umwälzungen zu suchen nicht in den Köpfen der Menschen, ... sondern in
Veränderungen der Produktions- und Austauschweise; sie sind zu suchen
nicht in der Philosophie, sondern in der Ökonomie der
betreffenden Epoche. F. Engels,
Anti-Dühring, MEW 20, 248f. Siehe auch den
Artikel: Geschichte 1.1. Produktion im
Allgemeinen Produktion bewirkt bezweckte (bewusste) Änderungen der Natur
(Produkt) und unbezweckte (unbewusste) Veränderungen von uns selbst wie
der Natur. Der Arbeitsprozess
ist ... zunächst unabhängig von jeder bestimmten gesellschaftlichen Form
zu betrachten. Die Arbeit ist zunächst ein Prozess zwischen Mensch und Natur, ein Prozess, worin der Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigene Tat vermittelt, regelt und kontrolliert. Er tritt dem Naturstoff selbst als eine Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eigenes Leben brauchbaren Form anzueignen. Indem der durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt und sie verändert, verändert er zugleich seine eigne Natur. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 192. Die
Menschen selbst fangen an,
sich von den Tieren zu unterscheiden, sobald sie anfangen, ihre
Lebensmittel zu produzieren ... Indem die Menschen ihre Lebensmittel produzieren, produzieren sie indirekt ihr materielles Leben selbst. K. Marx, Deutsche Ideologie, MEW 3, 21. Der Mensch kann in
seiner Produktion nur verfahren, wie die Natur selbst, d. h. nur die
Formen der Stoffe ändern. Noch mehr. In dieser Arbeit der Formung
selbst wird er beständig unterstützt von Naturkräften. Arbeit ist also
nicht die einzige Quelle der von ihr produzierten Gebrauchswerte, des
stofflichen Reichtums. Die Arbeit ist sein Vater ... und die Erde seine
Mutter. K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 57f. Im Übrigen produziert auch die Natur, soweit es sich um bloßen Gebrauchswert handelt. K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 232. ... Wenn die Tiere eine dauerhafte Einwirkung auf ihre Umgebung ausüben, so geschieht dies unabsichtlich und ist, für diese Tiere selbst, etwas Zufälliges. Je mehr die Menschen sich aber vom Tier entfernen, desto mehr nimmt ihre Einwirkung auf die Natur den Charakter vorbedachter, planmäßiger, auf bestimmte, vorher bekannte Ziele gerichteter Handlung an. Der Tier vernichtet die Vegetation eines Landstrichs, ohne zu wissen, was es tut. Der Mensch vernichtet sie, um in den freigewordenen Boden Feldfrüchte zu säen oder Bäume und Reben zu pflanzen, von denen er weiß, dass sie ihm ein Vielfaches der Aussaat einbringen werden. F. Engels, Menschwerdung des Affen, MEW 20, 451. Schmeicheln wir uns
indes nicht zu sehr mit unseren menschlichen Siegen über die Natur. Für
jeden solchen Sieg rächt sie sich an uns. Jeder hat in erster Linie zwar
die Folgen, auf die wir gerechnet, aber in zweiter und dritter Linie hat
er ganz andere, unvorhergesehene Wirkungen, die nur zu oft jene ersten
Folgen wieder aufheben. Die Leute, die in Mesopotamien, Griechenland,
Kleinasien und anderswo die Wälder ausrotteten, um urbares Land zu
gewinnen, träumten nicht, dass sie damit den Grund zur jetzigen Verödung
dieser Länder legten, indem sie ihnen mit den Wäldern die
Ansammlungszentren und Behälter der Feuchtigkeit entzogen.
... Und so werden wir bei
jedem Schritt daran erinnert, dass wir keineswegs die Natur beherrschen,
wie ein Eroberer ein fremdes Volk beherrscht, wie jemand, der außer der
Natur steht sondern dass wir mit Fleisch und Blut und Hirn ihr angehören
und mitten in ihr stehen, und dass unsere ganze Herrschaft über sie darin
besteht, ... ihre Gesetze erkennen und richtig anwenden zu
können. Und in der Tat lernen
wir mit jedem Tag ihre Gesetze richtiger verstehen und die näheren und
entfernteren Nachwirkungen unserer Eingriffe in den herkömmlichen Gang der
Natur erkennen. Vor allem seit den gewaltigen Fortschritten der
Naturwissenschaft in diesem Jahrhundert werden wir mehr und mehr in den
Stand gesetzt, auch die entfernteren natürlichen Nachwirkungen wenigstens
unserer gewöhnlichsten Produktionshandlungen kennen und damit beherrschen
zu lernen. Je mehr dies aber geschieht, desto mehr werden sich die
Menschen wieder als Eins mit der Natur nicht nur fühlen, sondern auch
wissen ... F. Engels,
Menschwerdung des Affen, MEW 20, 452f. Siehe auch den
Artikel: Natur 1.2. Elemente der
Produktion Die einfachen
Elemente des Arbeitsprozesses (d. h. der Produktion)
sind die zweckmäßige Tätigkeit oder die Arbeit selbst, ihr Gegenstand und
ihr Mittel. K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 193. 1.2.1. Produktive
Arbeit (Arbeitsprozess) Im Arbeitsprozess
bewirkt ... die Tätigkeit des Menschen durch das Arbeitsmittel eine von
vornherein bezweckte Veränderung des Arbeits-gegenstandes. K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 195. Betrachtet man den
ganzen Prozess vom Standpunkt seines Resultats, des Produkts, so
erscheinen beide, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand, als
Produktionsmittel und die Arbeit selbst als produktive Arbeit.
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 196. Wir unterstellen die
Arbeit in einer Form, worin sie dem Menschen ausschließlich angehört. Eine
Spinne verrichtet Operationen, die denen des Webers ähneln, und eine Biene
beschämt durch den Bau ihrer Wachszellen manchen menschlichen Baumeister.
Was aber von vornherein den schlechtesten Baumeister vor der besten Biene
auszeichnet, ist, dass er die Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bevor er
sie in Wachs baut. Am Ende des Arbeitsprozesses kommt ein Resultat heraus,
das beim Beginn desselben schon in der Vorstellung des Arbeiters (=
Produzenten), also schon ideell vorhanden war. Nicht dass er nur eine
Formänderung des Natürlichen bewirkt; er verwirklicht im Natürlichen
zugleich seinen Zweck, den er weiß, der die Art und Weise seines Tuns als
Gesetz bestimmt und dem er seinen Willen unterordnen muss. K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 193. Siehe auch den
Artikel: Arbeit 1.2.2. Arbeitsmittel,
d. h. Produktionsmittel Welches immer die gesellschaftlichen Formen der Produktion, Arbeiter (= Produzent) und Produktionsmittel bleiben stets ihre Faktoren. Aber die einen und die anderen sind dies nur der Möglichkeit nach im Zustand ihrer Trennung voneinander. Damit überhaupt produziert werde, müssen sie sich verbinden. Die besondere Art und Weise, worin diese Verbindung bewerkstelligt wird, unterscheidet die verschiedenen ökonomischen Epochen der Gesellschaftsstruktur. K. Marx, Kapital II, MEW 24, 42. Wenn ein
Gebrauchswert als Produkt aus dem Arbeitsprozess herauskommt, gehen andere
Gebrauchswerte, Produkte früherer Arbeitsprozesse, als Produktionsmittel
in ihn ein. Derselbe Gebrauchswert, der das Produkt dieser, bildet das
Produktionsmittel jener Arbeit. Produkte sind daher nicht nur Resultat,
sondern zugleich Bedingung des Arbeitsprozesses. K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 196. Siehe auch den
Artikel: Arbeitsmittel
1.2.3. Das
Produkt Das Produkt als Ergebnis der Produktion vereint notwendig
sowohl Kopf- wie Handarbeit, ganz gleich wie vorher der Arbeitsprozess
organisiert war. Der Prozess erlischt
im Produkt. Sein Produkt ist ein Gebrauchswert, ein durch Formveränderung
menschlichen Bedürfnissen angeeigneter Naturstoff. Die Arbeit hat sich mit
ihrem Gegenstand verbunden. Sie ist vergegenständlicht, und der Gegenstand
ist verarbeitet. Was auf Seiten des Arbeiters in der Form der Unruhe
erschien, erscheint nun als ruhende Eigenschaft, in der Form des Seins,
auf Seiten des Produkts. K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 195. Während des
Arbeitsprozesses setzt sich die Arbeit beständig aus der Form der Unruhe
in die des Seins, aus der Form der Bewegung in die der Gegenständlichkeit
um. K. Marx, Kapital
I, MEW 23, 204. Siehe auch die
Artikel: Immaterielle
Produktion,
Ware 2. Produktion im
Kapitalismus 2.1. Produktion von
Kapital ist Ziel und Zweck Produktion im Kapitalismus ist nicht einfach Produktion von
Gütern und Dienstleistungen (Gebrauchswerten), sondern vor allem
Produktion von Kapital. In der Tat ... haben
wir bisher offenbar nur eine Seite des Prozesses betrachtet. Wie die Ware
selbst Einheit von Gebrauchswert und Wert, muss ihr Produktionsprozess
Einheit von Arbeitsprozess und Wertbildungsprozess sein. K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 201. Der Kapitalist produziert nicht, um durch das Produkt ... Bedürfnisse zu befriedigen; er produziert überhaupt nicht mit unmittelbarer Rücksicht auf die Konsumtion. Er produziert, um Mehrwert zu produzieren. K. Marx, Theorien über den Mehrwert I, MEW 26.1, 61f. Für unseren
Kapitalisten handelt es sich um zweierlei. Erstens will er einen
Gebrauchswert produzieren, der einen Tauschwert hat, einen zum Verkauf
bestimmten Artikel, eine Ware. Und zweitens will er eine Ware produzieren,
deren Wert höher als die Wertsumme der zu ihrer Produktion nötigen
Waren, der Produktionsmittel und der Arbeitskraft, für die er sein gutes
Geld auf dem Warenmarkt vorschoss. Er will nicht nur einen Gebrauchswert produzieren, sondern eine Ware, nicht nur Gebrauchswert, sondern Wert, und nicht nur Wert, sondern auch Mehrwert. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 201. In der
kapitalistischen Produktion verengt sich der Begriff der produktiven
Arbeit. Die kapitalistische Produktion ist nicht nur Produktion von Ware,
sie ist wesentlich Produktion von Mehrwert. Der Arbeiter produziert nicht
für sich, sondern für das Kapital. Es genügt daher nicht länger, dass er
überhaupt produziert. Er muss Mehrwert produzieren. Nur der Arbeiter ist
produktiv, der Mehrwert für den Kapitalisten produziert oder zur
Selbstverwertung des Kapitals dient. Steht es frei, ein
Beispiel außerhalb der Sphäre der materiellen Produktion zu wählen, so ist
ein Schullehrer produktiver Arbeiter, wenn er nicht nur Kinderköpfe
bearbeitet, sondern sich selbst abarbeitet zur Bereicherung des
Unternehmers. Dass letzterer sein Kapital in einer Lehrfabrik angelegt
hat, statt in einer Wurstfabrik, ändert nichts an dem
Verhältnis. Der Begriff des
produktiven Arbeiters schließt daher keineswegs bloß ein Verhältnis
zwischen Tätigkeit und Nutzeffekt, zwischen Arbeiter und Arbeitsprodukt
ein, sondern auch ein spezifisch gesellschaftliches, geschichtlich
entstandenes Produktionsverhältnis, welches den Arbeiter zum unmittelbaren
Verwertungsmittel des Kapitals stempelt. Produktiver Arbeiter zu sein ist daher kein Glück, sondern ein Pech. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 532. Vergleichen wir nun
Wertbildungsprozess (= Schaffung von Warenwert) und
Verwertungsprozess (= Schaffung von Mehrwert bzw. Prozess zur
Kapitalvermehrung), so ist der Verwertungsprozess nichts als ein über
einen gewissen Punkt hinaus verlängerter
Wertbildungs-prozess. Dauert der letztere nur bis zu dem Punkt, wo der vom Kapital gezahlte Wert der Arbeitskraft durch ein neues Äquivalent (einen gleichen Gegenwert) ersetzt ist, so ist er einfacher Wertbildungsprozess. Dauert der Wertbildungsprozess über diesen Punkt hinaus, so wird er Verwertungsprozess. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 209. Die Verlängerung des
Arbeitstags über den Punkt hinaus, wo der Arbeiter nur ein Äquivalent
(einen Gegenwert) für den Wert seiner Arbeitskraft produziert
hätte, und die Aneignung dieser Mehrarbeit durch das Kapital das ist die
Produktion des absoluten Mehrwerts. Sie bildet die allgemeine Grundlage
des kapitalistischen Systems und den Ausgangspunkt der Produktion des
relativen Mehrwerts. Bei dieser ist der
Arbeitstag von vornherein in zwei Stücke geteilt: notwendige Arbeit und
Mehrarbeit. Um die Mehrarbeit zu verlängern, wird die notwendige Arbeit
verkürzt durch Methoden, vermittelst deren das Äquivalent (einen
Gegenwert) des Arbeitslohns in weniger Zeit produziert
wird. Die Produktion des absoluten Mehrwerts dreht sich nur um die Länge des Arbeitstags; die Produktion des relativen Mehrwerts revolutioniert durch und durch die technischen Prozesse der Arbeit und die gesellschaftlichen Gruppierungen. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 532. Als Einheit von
Arbeitsprozess und Wertbildungsprozess ist der Produktionsprozess
Produktionsprozess von Waren; als Einheit von Arbeitsprozess und
Verwertungsprozess (= Prozess zur Vermehrung von Kapital) ist er
kapitalistischer Produktionsprozess, kapitalistische Form der
Warenproduktion. K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 211. Man sieht: der früher
aus der Analyse der Ware gewonnene Unterschied zwischen der Arbeit, soweit
sie Gebrauchswert, und derselben Arbeit, soweit sie Wert schafft, hat sich
jetzt als Unterscheidung der verschiedenen Seiten des Produktionsprozesses
dargestellt. K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 211. Siehe auch die
Artikel: Ausbeutung,
Kapital 2.2. Kapitalistische
Produktion produziert nicht nur Kapital, sondern auch die
gesellschaftlichen Klassen Kapitalistische Produktion produziert und reproduziert
Lohnarbeiter auf der einen Seite, Kapitalisten, Grundbesitzer und ihr
gesamter unproduktiver Anhang (Staatsdiener und alle Dienstleister für das
private Wohlbefinden der Kapitalisten) auf der anderen
Seite. Einerseits verwandelt
der Produktionsprozess fortwährend den stofflichen Reichtum in Kapital, in
Verwertungs- und Genussmittel für den Kapitalisten. Andrerseits kommt der
Arbeiter beständig aus dem Prozess heraus, wie er in ihn eintrat
persönliche Quelle des Reichtums, aber entblößt von allen Mitteln, diesen
Reichtum für sich zu verwirklichen. ... Der Arbeiter selbst produziert daher beständig den objektiven Reichtum als Kapital, ihm fremde, ihn beherrschende und ausbeutende Macht, und der Kapitalist produziert ebenso beständig die Arbeitskraft als subjektive, von ihren eigenen Vergegenständlichungs- und Verwirklichungsmitteln getrennte, abstrakte, in der bloßen Leiblichkeit des Arbeiters existierende Reichtumsquelle, kurz den Arbeiter als Lohnarbeiter. Diese beständige Reproduktion oder Verewigung des Arbeiters ist die unerlässliche Voraussetzung der kapitalistischen Produktion. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 595f. Von
gesellschaftlichem Standpunkt ist also die Arbeiterklasse, auch außerhalb
des unmittelbaren Arbeitsprozesses, ebenso sehr Zubehör des Kapitals als
das tote Arbeitsinstrument. ... Der römische Sklave
war durch Ketten, der Lohnarbeiter ist durch unsichtbare Fäden an seinen
Eigentümer gebunden. Der Schein seiner Unabhängigkeit wird durch den
beständigen Wechsel der individuellen Lohnherrn und den rechtlichen
Schein des Kontrakts aufrechterhalten. Früher machte das
Kapital, wo es ihm nötig erschien, sein Eigentums-recht auf den freien
Arbeiter durch Zwangsgesetz geltend. So war z. B. die Emigration der
Maschinenarbeiter in England bis 1815 bei schwerer Strafe verboten.
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 599.
In
der DDR und den anderen Ländern des Sowjetsystems wurde durch
Ausreiseverbote und den Bau der Mauer demonstriert, dass die produktiven
Arbeiter im Sowjetsystem auch nicht sich selbst, sondern den
Planungsbürokraten gehörten. Der kapitalistische
Produktionsprozess reproduziert also durch seinen eigenen Vorgang die
Scheidung zwischen Arbeitskraft und Arbeits-bedingungen. Er reproduziert
und verewigt damit die Ausbeutungs-bedingungen des Arbeiters. Er
zwingt beständig den Arbeiter zum Verkauf seiner Arbeitskraft, um zu
leben, und befähigt beständig den Kapitalisten zu ihrem Kauf, um sich zu
bereichern. Es ist nicht mehr der Zufall, welcher Kapitalist und Arbeiter
als Käufer und Verkäufer einander auf dem Warenmarkt gegenüberstellt. Es
ist die Zwickmühle des Prozesses selbst, die den einen stets als Verkäufer
seiner Arbeitskraft auf den Warenmarkt zurückschleudert und sein eigenes
Produkt stets in das Kaufmittel des anderen
verwandelt. In der Tat gehört der
Arbeiter dem Kapital, bevor er sich dem Kapitalisten verkauft. Seine
ökonomische Hörigkeit ist zugleich vermittelt und zugleich versteckt durch
die periodische Erneuerung seines Selbstverkaufs, den Wechsel seiner
individuellen Lohnherrn und die Oszillation im Marktpreis der Arbeit.
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 603. Der kapitalistische Produktionsprozess, im Zusammenhang betrachtet oder als Reproduktionsprozess, produziert also nicht nur Ware, nicht nur Mehrwert, er produziert und reproduziert das Kapitalverhältnis selbst, auf der einen Seite den Kapitalisten, auf der anderen den Lohnarbeiter. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 604. Der Kapitalist, der
den Mehrwert produziert, d. h. unbezahlte Arbeit unmittelbar aus den
Arbeitern auspumpt und in Waren fixiert, ist zwar der erste Aneigner, aber
keineswegs der letzte Eigentümer dieses Mehrwerts. Er hat ihn hinterher zu
teilen mit Kapitalisten, die andere Funktionen im Großen und Ganzen der
gesellschaftlichen Produktion vollziehen, mit dem Grundeigentümer
usw. Der Mehrwert spaltet
sich daher in verschiedene Teile. Seine Bruch-stücke fallen verschiedenen
Kategorien von Personen zu und erhalten verschiedene, gegeneinander
selbständige Formen, wie Profit, Zins, Handelsgewinn, Grundrente usw.
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 589. Siehe auch die Artikel: Zins und
zinstragendes Kapital 3. Selbstbestimmte
(selbstverwaltete) Produktion Die Gestalt des gesellschaftlichen Lebensprozesses, d. h. des materiellen Produktionsprozesses, streift nur ihren mystischen Nebel-schleier ab, sobald sie als Produkt frei vergesellschafteter Menschen unter deren bewusster planmäßiger Kontrolle steht. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 94. Wie der Wilde mit der
Natur ringen muss, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, um sein Leben zu
erhalten, so muss es der Zivilisierte, und er muss es in allen
Gesellschaftsformen und unter allen möglichen
Produktionsweisen. Mit seiner Entwicklung erweitert sich dies Reich der Naturnotwendig-keit, weil die Bedürfnisse sich erweitern; aber zugleich erweitern sich die Produktivkräfte, die diese befriedigen. Die Freiheit in diesem Gebiet kann nur darin bestehen, dass der vergesellschaftete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden; ihn mit dem geringsten Kraftaufwand und unter den ihrer menschlichen Natur würdigsten und adäquatesten Bedingungen vollziehen. Aber es bleibt dies immer ein Reich der Notwendigkeit. Jenseits desselben beginnt die menschliche Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gilt, das wahre Reich der Freiheit, das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Basis aufblühen kann. Die Verkürzung des Arbeitstags ist die Grundbedingung. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 828. Intensität und Produktivkraft der Arbeit gegeben, ist der zur materiellen Produktion notwendige Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags umso kürzer, der für freie, geistige und gesellschaftlicher Betätigung der Individuen eroberte Zeitteil also umso größer, je gleichmäßiger die Arbeit unter alle werkfähigen Glieder der Gesellschaft verteilt ist, je weniger eine Gesellschaftsschicht die Naturnotwendigkeit der Arbeit von sich selbst ab- und einer anderen Schicht zuwälzen kann. Die absolute Grenze für die Verkürzung des Arbeitstags ist nach dieser Seite hin die Allgemeinheit der Arbeit. In der kapitalistischen Gesellschaft wird freie Zeit für eine Klasse produziert durch Verwandlung aller Lebenszeit der Massen in Arbeitszeit. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 552. Die Beseitigung der kapitalistischen Produktionsform erlaubt, den Arbeitstag auf die notwendige Arbeit zu beschränken. Jedoch würde letztere, unter sonst gleich bleibenden Umständen, ihren Raum ausdehnen. Einerseits weil die Lebensbedingungen des Arbeiters reicher und seine Lebensansprüche größer werden. Andererseits würde ein Teil der jetzigen Mehrarbeit zur notwendigen Arbeit zählen, nämlich die zur Erzielung eines gesellschaftlichen Reserve- und Akkumulationsfonds nötige Arbeit. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 552. Siehe auch die Artikel:
|
Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten. Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |