Preis und Wert
1. Ausgangsstufe: Der Preis einer Ware ist Ausdruck ihres Werts. Ihr Wert ist bestimmt
durch die durchschnittlich nötige Arbeitszeit ihrer
Herstellung „Der Preis ist der
Geldname der in der Ware vergegenständlichten Arbeit.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23,116. „Der Wert (der reale
Tauschwert) aller Waren ... ist durch ihre Produktionskosten bestimmt, in
anderen Worten durch die Arbeitszeit, die zu ihrer Hervorbringung
nötig wird.“ K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie, 55. Der Wert einer
kapitalistisch produzierten Ware setzt sich folgen-dermaßen
zusammen: „Der Wert einer Ware
ist gleich dem Wert des in ihr enthaltenen konstanten Kapitals plus dem
Wert des in ihr reproduzierten variablen Kapitals, plus dem Zuwachs
dieses variablen Kapitals, dem produzierten Mehrwert.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 159. Kürzer:
„Der
Wert jeder kapitalistisch produzierten Ware W stellt sich dar in der
Formel: W = c + v + m.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 34. „Der Preis der Ware ist ... ihr Tauschwert in Geld ausgedrückt.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 55. Aber in dieser embryonalen Form, wo der Preis einer Ware gleichsam nur die Außenseite ihres Werts ist, traten die Waren nur in vor- oder frühkapitalistischen Zeiten in den Austausch. „Der Austausch von
Waren zu ihren Werten oder annähernd zu ihren Werten erfordert ... eine
viel niedrigere Stufe als der Austausch zu Produktionspreisen, wozu ein
bestimmte Höhe kapitalistischer Entwicklung nötig ist.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 186. Es ist „also durchaus
sachgemäß, die Werte der Waren nicht nur theoretisch, sondern historisch
als das Frühere der Produktionspreise zu
betrachten. Es gilt dies für
Zustände, wo dem Arbeiter die Produktionsmittel gehören, und dieser
Zustand findet sich, in der alten wie in der modernen Welt, beim
selbstarbeitenden grundbesitzenden Bauer und beim
Handwerker. Es stimmt dies auch
mit unserer früher ausgesprochenen Ansicht, dass die Entwicklung der
Produkte zu Waren entspringt durch den Austausch zwischen verschiedenen
Gemeinwesen, nicht zwischen Gliedern einer und derselben
Gemeinde. Wie für diesen
ursprünglichen Zustand, so gilt es für die späteren Zustände, die auf
Sklaverei und Leibeigenschaft gegründet sind, und für die
Zunftorganisation des Handwerks, solange die in jedem Produktionszweig
festgelegten Produktionsmittel nur mit Schwierigkeit aus der einen Sphäre
in die andere übertragbar sind und die verschiedenen Produktionssphären
sich daher innerhalb gewisser Grenzen zueinander verhalten wie fremde
Länder oder kommunistische Gemeinwesen.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 186f. 2. Entwicklungsstufe: Der Preis ist Ausdruck
des Warenwerts, aber der Warenwert ist nicht nur bestimmt durch die Bedingungen der Produktion, sondern auch durch die Bedingungen der Reproduktion Der Wert einer kapitalistisch produzierten Ware ist jedoch
nicht durch die Arbeitszeit bestimmt, die wirklich in ihr steckt, also bei
ihrer Produktion verbraucht wurde, sondern durch die durchschnittlich
nötige Zeitdauer ihrer Reproduktionszeit. „Der Wert jeder Ware –
also auch der Waren, woraus das Kapital besteht – ist bedingt nicht durch
die in ihr selbst enthaltene notwendige Arbeitszeit, sondern durch die
gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, die zu ihrer Reproduktion
nötig ist. Diese Reproduktion kann erfolgen unter erschwerenden
oder unter erleichternden Umständen, verschieden von den Bedingungen der
ursprünglichen Produktion.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 150. Steigt oder fällt die Reproduktionszeit einer Ware aus
irgendeinem Grund, dann steigen oder fallen die Werte aller entsprechender
Waren und ihrer Folgeprodukte, ganz gleich, ob sie sich auf Lager oder
gerade in Produktion befinden: „Steigt der Preis des
Rohstoffs, z. B. der Baumwolle, so steigt auch der Preis der Baumwollwaren
– der Halbfabrikate, wie Garn, und der fertigen Waren, wie Gewebe etc. –,
die mit billigerer Baumwolle fabriziert wurden; ebenso steigt der
Wert der noch nicht verarbeiteten, auf Lager vorhandenen, wie der noch in
der Verarbeitung begriffenen Baumwolle. Letztere, weil sie
durch Rückwirkung Ausdruck von mehr Arbeitszeit wird, setzt dem Produkt,
worin sie als Bestandteil eingeht, höheren Wert zu als sie selbst
ursprünglich besaß und als der Kapitalist für sie gezahlt hat.“
K. Marx,
Kapital III, MEW 25, 122. 3. Entwicklungsstufe: Entstehung des
Kostpreises als vom Kapitalisten
bezahlter Teil des Warenwerts Die Kapitalisten berechnen ihre Preise nach Kostpreisen. Im
Kostpreis berechnen die Kapitalisten, was sie individuell für die
Produktion einer Ware vorgeschossen haben. Der Kostpreis des Kapitalisten
besteht daher aus der Summe von c + v. Der Kostpreis einer Ware ist also
kleiner als ihr Wert: „Der Kostpreis einer
Ware bezieht sich nur auf die Menge der in ihr enthaltenen
bezahlten Arbeit, der Wert auf die Gesamtmenge der in ihr
enthaltenen bezahlten und unbezahlten Arbeit;“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 175. Der Mehrwert entstammt
der in der Ware steckenden unbezahlten Arbeit. Diese unbezahlte Arbeit
kostet zwar den Kapitalisten nichts, aber natürlich „kostet“ sie die
Lohnarbeiter Arbeitseinsatz und Arbeitszeit und geht daher in den Wert
der Ware ein.
„Nennen wir den
Kostpreis k, so verwandelt sich die Formel W = c + v + m in die Formel: W
= k + m, oder Warenwert = Kostpreis + Mehrwert.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 34. In
dieser Berechnungsart verschwindet die Herkunft des Mehrwerts aus der
lebendigen Arbeit (= v). Für den Kapitalisten erscheint der Mehrwert als
ein Zusatz zu seinem Kostpreis: „Man sah bereits
früher, dass, obgleich m, der Mehrwert, nur aus einer Wertveränderung von
v, dem variablen Kapital entspringt und daher ursprünglich bloß ein
Zuwachs des variablen Kapitals ist, er dennoch nach beendigtem
Produktionsprozess ebenso sehr einen Wertzuwachs von c + v, dem
verausgabten Gesamtkapital bildet. Die Formel c + (v + m)
... stellt sich ebenso dar als (c + v) + m.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 44. 4. Entwicklungsstufe: Durch Aufschlag des
Durchschnittsprofits wird aus dem Kostpreis
der kapitalistische Produktionspreis Würden die Kapitalisten ihre Waren zu Kostpreisen plus ihrem
Mehrwert verkaufen, dann müssten sie wissen, wie hoch der Mehrwert ist,
der unter ihrem Kommando produziert worden ist, das können sie aber nicht
wissen und wollen es auch nicht wissen. Sie müssten sonst begreifen, dass
ihr Mehrwert aus unbezahlter Arbeit
stammt. Was die Kapitalisten aus Erfahrung wissen – und diese
Erfahrung geht auch als Obergrenze in die Festsetzung des banküblichen
Zinssatzes ein – ist, wie viel Profit man im Allgemeinen aus einem
vorgeschossenen Kapital herausschlagen
kann. Ein Kapital A von 500 macht im Allgemeinen vielleicht einen
Profit von 100 und ein Kapital B von 1.000 macht im Allgemeinen einen
Profit von 200. Vielleicht war das Kapital A zusammengesetzt aus 250 c + 250
v und hatte dann bei einer Ausbeutungsrate von z. B. 100 % einen Mehrwert
von 250 m. Das Kapital B war vielleicht zusammengesetzt als 900 c + 100
v und hatte dann bei einer Ausbeutungsrate von z. B. 150 % einen Mehrwert
von 150 m. Würde jedes Kapital seinen individuellen Mehrwert
realisieren, dann wäre das rückständige und niedriger zusammengesetzte
Kapital A profitabler als das technisch fortgeschrittene und höher
zusammengesetzte Kapital B. Das kann und darf nicht
sein. Indem die Kapitalisten den Durchschnittsprofit auf ihre
individuellen Kostpreise schlagen, erreichen sie, dass nicht die
organische Zusammensetzung des jeweiligen Kapitals (= das Wertverhältnis
des variablen Kapitals zum konstanten Kapital = v:c) und ihre individuelle
Ausbeutungsrate (= m:v) bestimmend in die Preisbildung und damit in ihren
Profit eingehen, sondern allein die Größe des vorgeschossenen
Gesamtkapitals. Auf ein größeres Kapital fällt so eine entsprechend größere
Masse Profit: „Man hat gesehen, wie die Abweichung der Produktionspreise von den Werten dadurch entspringt: ... dass zum Kostpreis einer Ware nicht der in ihr enthaltene Mehrwert, sondern der Durchschnittsprofit hinzugeschlagen wird; ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 216f. „Der Produktionspreis
schließt den Durchschnittsprofit ein. Wir gaben ihm den Namen
Produktionspreis; es ist tatsächlich dasselbe, was A. Smith natural price
nennt, Ricardo price of production, cost of production, die Physiokraten
prix nécessaire nennen – wobei keiner von ihnen den Unterschied des
Produktionspreises vom Wert entwickelt hat ... Man begreift auch, warum dieselben Ökonomen, die sich gegen die Bestimmung des Werts der Waren durch die Arbeitszeit, durch die in ihnen enthaltene Menge Arbeit sträuben, immer von den Produktionspreisen sprechen als von den Zentren, um die die Marktpreise schwanken. Sie können sich das erlauben, weil der Produktionspreis eine schon ganz veräußerlichte und scheinbar begriffslose Form des Warenwerts ist, eine Form, wie sie in der Konkurrenz erscheint, also auch im Bewusstsein des normalen Kapitalisten, also auch in dem der Vulgärökonomen vorhanden ist.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 208. „Was die Konkurrenz,
zunächst in einer Branche, fertig bringt, ist die Herstellung eines
gleichen Marktwerts und Marktpreises aus den verschiedenen individuellen
Werten der Waren. Die Konkurrenz der Kapitale in den verschiedenen Branchen aber bringt erst hervor den Produktionspreis, der die Profitraten zwischen den verschiedenen Branchen ausgleicht. Zu dem letzteren ist höhere Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise nötig als zu dem früheren.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 190. „Dasein und Begriff
des Produktionspreises und der allgemeinen Profitrate, die er einschließt,
beruhen darauf, dass die einzelnen Waren nicht zu ihrem Wert
verkauft werden. Die Produktionspreise
entspringen aus einer Ausgleichung der Warenwerte, die, nach
Rückerstattung der jeweiligen, in den verschiedenen Produktionssphären
aufgezehrten Kapitalwerte, den gesamten Mehrwert verteilt, nicht im
Verhältnis, worin er in den einzelnen Produktionssphären erzeugt ist und
daher in ihren Produkten steckt, sondern im Verhältnis zur Größe der
vorgeschossenen Kapitale. Nur so entspringt ein
Durchschnittsprofit und der Produktionspreis der Waren, dessen
charakteristisches Element er ist.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 769. Für die Gesamtmasse aller Waren gilt jedoch weiterhin, dass sie zu ihrem Wert verkauft werden, dass sich Preis und Wert entsprechen. „Es ist klar, dass der
Durchschnittsprofit nichts sein kann, als die Gesamtmasse des Mehrwerts,
verteilt auf die Kapitalmassen in jeder Produktionssphäre nach Verhältnis
ihrer Größen.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 183. Da
über den Durchschnittsprofit die Gesamtmasse des Mehrwerts auf alle
Kapitale entsprechend ihrer Größe verteilt wird, stimmt auch für die
Gesamtmasse der Waren – und nur für diese Gesamtmasse – die Formel: Der
Warenwert ist Kostpreis + Mehrwert (= c + v +
m). 5. Entwicklungsstufe: Produktionspreise
vereinheitlichen sich zum
Marktpreis Die Produktionspreise enthalten ein individuelles Element
des Einzelkapitals, den Kostpreis (c + v) und ein kollektives Element
aller Kapitale einer Volkswirtschaft, den Durchschnittsprofit. Die
Produktionspreise von z. B. acht verschiedenen Unternehmen, die eine
bestimmte Ware produzieren, beispielsweise Stahlbleche, müssen je nach der
jeweiligen Ausbeutungsrate, je nach der besonderen Zusammensetzung dieser
acht Kapitale immer noch verschieden sein, weil ihre Kostpreise
verschieden sind. Auf dem Markt vereinheitlichen sich aber alle Preise für ein
bestimmtes Produkt bestimmter Qualität zu einem einzigen Preis, dem
Marktpreis. Die Stahlbleche dieser acht Unternehmen verkaufen sich mehr
oder minder zu einem einzigen Preis. „Im Marktpreis ist ...
eingeschlossen, dass derselbe Preis für Waren derselben Art bezahlt wird,
obgleich diese unter sehr verschiedenen individuellen Bedingungen
produziert sein und daher sehr verschiedene Kostpreise haben mögen.“
K. Marx,
Kapital III, MEW 25, 209. Über die Marktpreise realisiert also der eine Kapitalist mehr, der andere weniger Profit: „... Die
Marktpreise, die die Profite hier über das allgemeine Niveau des
Durchschnitts erhöhen, dort sie darunter hinabdrücken.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 218. Über den Marktpreis werden also erfolgreiche Kapitale mit
Extragewinn belohnt, rückständige Kapitale mit Profitabzug
bestraft. Das gilt für den nationalen Markt ebenso wie für den
Weltmarkt. Was der eine Kapitalist gewinnt, verliert der
andere. Was sich die
Kapitalisten über die Marktpreise gegenseitig an Profit- oder
Mehrwertanteilen abjagen, berührt jedoch nicht die Ausbeutung der
Lohnarbeit. Die Ausbeutung der Lohnarbeit findet im Produk-tionsprozess
statt und ist mit der Produktion abgeschlossen – abgesehen von produktiven
Arbeiten innerhalb der Zirkulation wie Transport, Verpackung
etc. „Die gesamte
Warenmasse, das Gesamtprodukt, sowohl der Teil, der das konstante und
variable Kapital ersetzt, wie der Teil, der den Mehrwert darstellt,
muss verkauft werden. Geschieht das nicht oder nur zum Teil oder nur zu
Preisen, die unter den Produktionspreisen stehen, so ist der Arbeiter zwar
ausgebeutet, aber seine Ausbeutung realisiert sich nicht als solche für
den Kapitalisten, ...“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 254. 6. Entwicklungsstufe: Angebot und Nachfrage
modifizieren den Marktpreis Der Marktpreis schwankt um den Produktionspreis der Kapitale
mit durchschnittlicher Zusammensetzung. Seine Schwankungen werden aber
auch beeinflusst durch die Schwankungen von Angebot und
Nachfrage. „Nimm ... an, die
große Masse der auf den Markt geworfenen Waren sei ungefähr unter
denselben normalen gesellschaftlichen Bedingungen produziert, so dass
dieser Wert zugleich der individuelle Wert der diese Masse bildenden
einzelnen Waren ist. Wenn nun ein relativ
kleiner Teil unter, ein anderer über diesen Bedingungen produziert worden
ist, so dass der individuelle Wert des einen Teils größer, der des anderen
kleiner als der mittlere Wert des großen Teils der Waren ist, diese beiden
Extreme aber sich ausgleichen, so dass der Durchschnittswert der ihnen
angehörigen Waren gleich dem Wert der mittleren Masse angehörigen Waren
ist, dann ist der Marktwert bestimmt durch den Wert der unter
mittleren Bedingungen produzierten Waren. ...
(I.) Nimm dagegen an, die
Gesamtmenge der auf den Markt gebrachten fraglichen Ware bleibe dieselbe,
aber der Wert der unter den schlechteren Bedingungen produzierten Waren
gleiche sich nicht aus mit dem Wert der unter den besseren Bedingungen
produzierten, so dass der unter den schlechteren Bedingungen produzierte
Massenteil eine relativ bedeutende Größe bilde, sowohl gegen die mittlere
Masse wie gegen das andere Extrem, dann regelt die unter den schlechteren
Bedingungen produzierte Masse den Marktwert oder den gesellschaftlichen
Wert. (II.) Nimm endlich an, die
unter besseren als den mittleren Bedingungen produzierte Warenmasse
übertreffe bedeutend die unter den schlechteren Bedingungen produzierte
und bilde selbst eine bedeutende Größe gegen die unter mittleren
Verhältnisse produzierte; dann reguliert der unter den besten Bedingungen
produzierte Teil den Marktwert. (III.)“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 192. „In der Tat... ist im
Fall I (wo der Durchschnittswert bzw. Marktwert
durch die unter durchschnittlich-normalen Bedingungen produzierten
Warenwerte bestimmt wird) der durch die mittleren Werte
geregelte Marktwert der ganzen Masse gleich der Summe ihrer individuellen
Werte; ... Die am schlechtesten Extrem Produzierenden müssen ihre Waren
dann unter dem individuellen Wert verkaufen, die am besten Extrem
verkaufen sie darüber.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 193. „Im Fall II (wo der Markt- oder Durchschnittswert durch die
schlechteren/höheren Produktionspreise bestimmt wird) gleichen
sich die unter beiden Extremen produzierten individuellen Wertmassen nicht
aus, sondern gibt die unter den schlechten Bedingungen produzierte den
Ausschlag. ... Der so erhaltene Marktwert stände über dem individuellen Wert nicht nur der dem günstigen Extrem, sondern auch der mittleren Schicht angehörigen Waren; er stände aber immer noch niedriger als der individuelle Wert der auf dem ungünstigsten Extrem produzierten Waren.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 193f. „Nimmt endlich ... das
am günstigen Extrem produzierte Warenquantum größeren Raum ein, nicht nur
verglichen mit dem anderen Extrem, sondern mit den mittleren Bedingungen,
so fällt der Marktwert unter den mittleren Wert. ... Mit diesem individuellen Wert der unter den besten Bedingungen produzierten Waren kann der Marktwert nie zusammenfallen, außer bei sehr starkem Überwiegen der Zufuhr über die Nachfrage.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 194. „... Der durch die
Arbeitszeit bestimmte Wert der Waren ist nur ihr
Durchschnittswert ... Von diesem
Durchschnittswert der Ware ist ihr Marktwert stets verschieden und steht
stets entweder unter oder über ihm. ... Der Preis
unterscheidet sich also vom Wert ... dadurch, dass der letztere als Gesetz
der Bewegungen erscheint, die der erstere durchläuft. Sie sind aber
beständig verschieden und decken sich nie oder nur ganz zufällig und
ausnahmsweise ... Nachfrage und Zufuhr bestimmen beständig die Warenpreise, decken sich nie oder nur zufällig; aber die Produktionskosten bestimmen ihrerseits die Oszillationen der Nachfrage und Zufuhr.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 56f. „Decken sich Nachfrage und Angebot, so entspricht der Marktpreis der Ware ihrem Produktionspreis ..., da die Schwankungen von Nachfrage und Angebot nichts erklären als die Abweichungen der Marktpreise von den Produktionspreisen ... Sobald sie sich decken, hören diese Kräfte auf zu wirken, heben einander auf, und das allgemeine Gesetz der Preisbestimmung tritt dann auch als Gesetz des einzelnen Falls hervor; der Marktpreis entspricht dann ... dem Produktionspreis, der durch immanente Gesetze der Produktionsweise selbst geregelt ist.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 368. 7. Entwicklungsstufe: Die Warenpreise sinken
tendenziell Man muss annehmen, dass die Beeinflussung der Marktpreise
durch Angebot und Nachfrage immer nur kurzfristig ist. Steigt ein
Marktpreis deutlich über den durchschnittlichen Produktionspreis aufgrund
des zu geringen Angebots oder zu großer Nachfrage, dann steigen mehr
Kapitalisten in dieses profitable Geschäft
ein. Sinken die Marktpreise deutlich unter den durchschnittlichen
Produktionspreis, dann ziehen sich die Kapitalisten aus diesem Markt
zurück und reduzieren so das Angebot. „Stehen die Preise der
Waren in einer Branche unter oder über dem Produktionspreis (wobei
von den, jedem Geschäft eigenen und mit den verschiedenen Phasen des
industriellen Zyklus zusammenhängenden Schwankungen abgesehen wird), so
findet Ausgleichung statt durch Erweiterung oder Einengung der Produktion,
d. h. Ausdehnung oder Verkürzung der von den industriellen Kapitalen auf
den Markt geworfenen Warenmassen, vermittelt durch Ein- und Auswanderung
von Kapital mit Bezug auf die besonderen Produktionsbranchen.“
K. Marx,
Kapital III, MEW 25, 379. Auf lange Sicht werden die Marktpreise durch den
durchschnittlichen Produktionspreis bestimmt. Dieser hängt wieder von der
Durchschnittsprofitrate und den durchschnittlichen Kostpreisen
ab. Die Preise werden also langfristig einerseits durch die
Entwicklung der Durchschnittsprofitrate bestimmt sowie andererseits durch
die Entwicklung der Kostpreise. Hier wirken aber gegenläufige Kräfte: Die
Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit senkt langfristig die
Warenwerte: „... Die
absolute Erhöhung der Produktivkraft des angewandten Kapitals, bzw. der
von ihm angeeigneten Arbeit, ... (kann) überhaupt nur den Wert der Waren
vermindern ...“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 659. Gleichzeitig steigert
die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit die Masse und den Wert des
konstanten Kapitals, was die Kostpreise erhöht. „Eine vergleichende
Analyse der Preise handwerks- oder manufaktur-mäßig produzierter Waren und
der Preise derselben als Maschinen-produkt ergibt im Allgemeinen das
Resultat, dass beim Maschinen-produkt der dem Arbeitsmittel geschuldete
Wertbestandteil relativ wächst, aber absolut abnimmt. Das heißt, seine
absolute Größe nimmt ab, aber seine Größe im Verhältnis zum Gesamtwert des
(Einzel-)Produkts, z. B. eines Pfundes Garns, nimmt zu.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 411. In der Gesamtwirkung
auf lange Sicht ist jedoch von einer langfristig sinkenden Tendenz der
Warenpreise auszugehen. Nimmt man die inflationsbereinigten Rohstoffpreise
als Beispiel, so sind diese seit 1845 auf rund 25 % des damaligen
Preisniveaus gesunken. (Vgl.
The Economist, 4.9.2004.) Siehe auch die Artikel: |
Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: „Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |