Manufaktur 1.
Manufakturen waren die kapitalistische Vorform der modernen
Fabrik Manufakturen traten an die Stelle der selbständigen
handwerks-mäßigen Einzelarbeiter durch Zusammenfassung mehrerer
Hand-werker in einer Werkstatt. „Die auf
Teilung der Arbeit beruhende Kooperation schafft sich ihre klassische
Gestalt in der Manufaktur. ... Diese herrscht ...vor ... von
Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum letzten Drittel des achtzehnten Jahrhunderts ...“ K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 356. 1.1.
Doppelter Ursprung der Manufaktur „Die
Manufaktur entspringt auf doppelte Weise. Entweder werden Arbeiter von
verschiedenartigen, selbständigen Handwerken, durch deren Hände ein
Produkt bis zu seiner letzten Reife laufen muss, in eine Werkstatt unter
dem Kommando desselben Kapitalisten vereinigt.“ K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 356. (Beispiel: Kutschenherstellung
durch Zusammenfassung von Stellmacher, Sattler, Schlosser
etc.) „Die
Manufaktur entspringt aber auch auf entgegengesetztem Wege. Es werden
viele Handwerker, die dasselbe oder Gleichartiges tun, z. B. Papier oder
Typen oder Nadeln machen, von demselben Kapital gleichzeitig in derselben
Werkstatt beschäftigt. Es ist dies Kooperation in der einfachsten
Form. Jeder
dieser Handwerker ... macht diee ganze Ware ... Er arbeitet in seiner
alten handwerksmäßigen Weise fort. Indes
veranlassen bald äußere Umstände, die Konzentration der Arbeiter in
demselben Raum und die Gleichzeitigkeit ihrer Arbeiten anders zu
vernutzen. Es soll z. B. eine größere Menge fertiger Ware in
einer bestimmten Zeitfrist geliefert werden. Die Arbeit wird daher
verteilt. Statt die verschiedenen Operationen von demselben Handwerker in
einer zeitlichen Reihenfolge verrichten zu lassen, werden sie
voneinander losgelöst ..., jede derselben einem anderen Handwerker
zugewiesen und alle zusammen von den Kooperierenden gleichzeitig
ausgeführt. ... Aus dem
individuellen Produkt eines selbständigen Handwerkers, der vielerlei tut,
verwandelt sich die Ware in das gesellschaftliche Produkt eines Vereins
von Handwerkern, von denen jeder fortwährend nur eine und dieselbe
Teiloperation verrichtet.“ K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 357f. „Die
Ursprungsweise der Manufaktur, ihre Herausbildung aus dem Handwerk ist
also zweiseitig. Einerseits
geht sie von der Kombination verschiedenartiger, selbständiger Handwerker
aus ... Andererseits
geht sie von der Kooperation gleichartiger Handwerker aus, zersetzt
dasselbe individuelle Handwerk in seine verschiedenen besonderen
Operationen ... bis zu dem Punkt, wo jede derselben zur ausschließlichen
Funktion eines besonderen Arbeiters wird. ... Welches
aber immer ihr besonderer Ausgangspunkt, ihre Schlussgestalt ist
dieselbe – ein Produktionsmechanismus, dessen Organe Menschen sind.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 358. 1.2. Der
Teilarbeiter und sein Werkzeug „Gehen
wir nun näher auf das einzelne ein, so ist zunächst klar, dass ein
Arbeiter, der lebenslang eine und dieselbe einfache Operation verrichtet,
seinen ganzen Körper in ihr automatisch einseitiges Organ verwandelt und
daher weniger Zeit dazu verbraucht als der Handwerker, der eine ganze
Reihe von Operationen abwechselnd ausführt. Der kombinierte Gesamtarbeiter, der den lebendigen Mechanismus der Manufaktur bildet, besteht aber aus lauter solchen einseitigen Teil-arbeitern. Im Vergleich zum selbständigen Handwerk wird daher mehr in weniger Zeit produziert oder die Produktivkraft der Arbeit gesteigert.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 359. „Die
Produktivität der Arbeit hängt nicht nur von der Virtuosität des Arbeiters
ab, sondern auch von der Vollkommenheit seiner Werkzeuge. ... Die
Differenzierung der Arbeitsinstrumente ... und ihre Spezia-lisierung ...
charakterisieren die Manufaktur. Zu Birmingham allein produziert man
etwa 500 Varietäten von Hämmern, wovon jeder nicht nur für einen
besonderen Produktionsprozess, sondern eine Anzahl Varietäten oft nur für
verschiedene Operationen in demselben Prozess dient. Die
Manufakturperiode vereinfacht, verbessert und vermannig-facht die
Arbeitswerkzeuge durch deren Anpassung an die ausschließ-lichen
Sonderfunktionen der Teilarbeiter. Sie schafft damit zugleich eine
der materiellen Bedingungen der Maschinerie, die aus einer
Kombination einfacher Instrumente besteht.“ K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 361f. „Der Detailarbeiter und sein Instrument bilden die einfache Elemente der Manufaktur. Wenden wir uns jetzt zu ihrer Gesamtgestalt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 362. 1.3. Die
beiden Grundformen der Manufaktur – heterogene
und organische Manufaktur „Die
Gliederung der Manufaktur besitzt zwei Grundformen, ... Dieser
Doppelcharakter entspringt aus der Natur des darin hergestellten Produkts
selbst. Es wird entweder gebildet durch bloß mechanische Zusammensetzung
selbständiger Teilprodukte oder verdankt seine fertige Gestalt einer
Reihenfolge zusammenhängender Prozesse und Manipulationen.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 362. 1.3.1.
Heterogene Manufaktur: Uhrmanufaktur
„Nur
wenige Teile der Uhr laufen durch verschiedene Hände, und alle diese Einzelglieder sammeln sich
erst in der Hand, die sie schließlich in ein mechanisches Ganzes
verbindet. Dies äußerliche Verhältnis des fertigen Produkts zu
seinen verschiedenartigen Elementen lässt hier ... die Kombination der
Teilarbeiter in derselben Werkstatt zufällig sein. Die Teilarbeiten können
selbst wieder als voneinander unabhängige Handwerke betrieben werden, ...“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 363. 1.3.2.
Organische Manufaktur: Drahtmanufaktur
„Die zweite Art der Manufaktur, ihre vollendete Form, produziert Dinge, die zusammenhängende Entwicklungsphasen, eine Reihenfolge von Stufenprozessen durchlaufen, wie z. B. der Draht in der Nähnadel-manufaktur die Hände von 72 und selbst 92 spezifischen Teilarbeitern durchläuft.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 364. „Da das Teilprodukt jedes Teilarbeiters zugleich nur eine besondere Entwicklungsstufe desselben Produkts ist, liefert ein Arbeiter dem anderen oder eine Arbeitergruppe der anderen ihr Rohmaterial. Das Arbeitsresultat des einen bildet den Ausgangspunkt für die Arbeit des anderen. Der eine Arbeiter beschäftigt daher hier unmittelbar den anderen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 365. „Es ist
klar, dass diese unmittelbare Abhängigkeit der Arbeiten und daher der
Arbeiter voneinander jeden einzelnen zwingt, nur die notwendige Zeit
zu seiner Funktion zu verwenden, und so eine ganz andere Kontinuität,
Gleichförmigkeit, Regelmäßigkeit, Ordnung und namentlich auch Intensität
der Arbeit erzeugt wird als im unabhängigen Handwerk oder selbst der
einfachen Kooperation.“ K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 365f. „Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit ... schafft auch ein mathema-tisch festes Verhältnis für den quantitativen Umfang dieser Organe, d. h. für die relative Arbeiterzahl oder relative Größe der Arbeitergruppen in jeder Sonderfunktion. Sie entwickelt mit der qualitativen Gliederung die quantitative Regel und Proportionalität des gesellschaftlichen Arbeits-prozesses.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 366. „Die
Manufakturperiode ... entwickelt sporadisch auch den Gebrauch von
Maschinen, namentlich für gewisse einfache erste Prozesse, die
massenhaft und mit großem Kraftaufwand auszuführen sind. So wird z. B.
bald in der Papiermanufaktur das Zermalmen der Lumpen durch
Papiermühlen und in der Metallurgie das Zerstoßen der Erze durch so
genannte Pochmühlen verrichtet. Die elementarische Form aller Maschinen hatte das römische Kaiser-reich überliefert in der Wassermühle. ... Im Großen und Ganzen jedoch spielt die Maschinerie eine Nebenrolle, ...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 368f. „Die spezifische Maschinerie der Manufakturperiode bleibt der aus vielen Teilarbeitern kombinierte Gesamtarbeiter selbst. Die verschiedenen Operationen, die der Produzent der Ware abwechselnd verrichtet ... nehmen ihn verschiedenartig in Anspruch. In der einen muss er mehr Kraft entwickeln, in der anderen mehr Gewandtheit, in der dritten mehr geistige Aufmerksamkeit usw., und dasselbe Individuum besitzt diese Eigenschaften nicht in gleichem Grad. Nach der Trennung, Verselbständigung und Isolierung der verschiedenen Operationen werden die Arbeiter ihren vorwiegenden Eigenschaften gemäß geteilt, klassifiziert und gruppiert.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 369. „Da die verschiedenen Funktionen des Gesamtarbeiters einfacher oder zusammengesetzter, niedriger oder höher sind, erfordern seine Organe, die individuellen Arbeitskräfte, sehr verschiedene Grade der Ausbildung und besitzen daher sehr verschiedene Werte. Die Manufaktur entwickelt also eine Hierarchie der Arbeitskräfte, der eine Stufenleiter der Arbeitslöhne entspricht.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 370. „Die
Manufaktur erzeugt daher in jedem Handwerk, das sie ergreift, eine Klasse
so genannter ungeschickter Arbeiter, die der Handwerksbetrieb streng
ausschloss. Wenn die Manufaktur
die durchaus vereinseitigte Spezialität auf Kosten des ganzen
Arbeitsvermögens zur Virtuosität entwickelt, beginnt sie auch schon den
Mangel aller Entwicklung zu einer Spezialität zu
machen. Neben die hierarchische Abstufung tritt die einfache Scheidung der Arbeiter in geschickte und ungeschickte. Für letztere fallen die Erler-nungskosten ganz weg, für erstere sinken sie, im Vergleich zum Handwerker, infolge vereinfachter Funktion. In beiden Fällen sinkt der Wert der Arbeitskraft.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 371. „Der
Gesamtarbeiter besitzt jetzt alle produktiven Eigenschaften in gleich
hohem Grad der Virtuosität und verausgabt sie zugleich aufs ökonomischste,
indem er alle seine Organe, individualisiert in besonderen Arbeitern oder
Arbeitergruppen, ausschließlich zu ihren spezifischen Funktionen
verwendet. Die Einseitigkeit und selbst die Unvollkommenheit des Teilarbeiters werden zu einer Vollkommenheit als Glied des Gesamtarbeiters.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 369f. 2.
Teilung der Arbeit innerhalb der Manufaktur und Teilung
der Arbeit innerhalb der Gesellschaft „Wir
betrachteten erst den Ursprung der Manufaktur, dann ihre einfachen
Elemente, den Teilarbeiter und sein Werkzeug, endlich ihren
Gesamtmechanismus. Wir berühren jetzt kurz das Verhältnis zwischen der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit und der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit, welche die allgemeine Grundlage aller Warenproduktion bildet.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 371. „Hält man nur die Arbeit selbst im Auge, so kann man die Trennung der gesellschaftlichen Produktion in ihre großen Gattungen, wie Agrikultur, Industrie usw., als Teilung der Arbeit im Allgemeinen, die Sondierung dieser Produktionsgattungen in Arten und Unterarten als Teilung der Arbeit im Besonderen, und die Teilung der Arbeit innerhalb einer Werkstatt als Teilung der Arbeit im Einzelnen bezeichnen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 371. „Die
Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft und die entspre-chende
Beschränkung der Individuen auf besondere Berufssphären entwickelt
sich, wie die Teilung der Arbeit innerhalb der Manufaktur von
entgegengesetzten Ausgangspunkten. Innerhalb einer Familie ...
entspringt eine naturwüchsige Teilung der Arbeit aus den Geschlechts- und
Altersverschiedenheiten, also auf rein physiologischer Grundlage, die mit
der Ausdehnung des Gemeinwesens, der Zunahme der Bevölkerung und
namentlich dem Konflikt zwischen verschiedenen Stämmen und der
Unterjochung eines Stamms durch den anderen ihr Material
ausweitet. Andererseits,
wie ich früher bemerkt, entspringt der Produktenaustausch an den Punkten,
wo verschiedene Familien, Stämme, Gemeinwesen in Kontakt kommen, denn
nicht Privatpersonen, sondern Familien, Stämme usw. treten sich in den
Anfängen der Kultur selbständig gegenüber. Verschiedene
Gemeinwesen finden verschiedene Produktionsmittel und verschiedene
Lebensmittel in ihrer Naturumgebung vor. Ihre Produk-tionsweise,
Lebensweise und Produkte sind daher verschieden. Es ist diese
naturwüchsige Verschiedenheit, die bei dem Kontakt der Gemeinwesen
den Austausch der wechselseitigen Produkte und daher die allmähliche
Verwandlung dieser Produkte in Waren hervorruft. Der Austausch schafft
nicht den Unterschied der Produktionssphären, sondern setzt die
unterschiedenen Produktionssphären in Beziehung
und verwandelt sie so in mehr oder minder voneinander abhängige
Zweige einer gesellschaftlichen
Gesamtproduktion. Hier
entsteht die gesellschaftliche Teilung der Arbeit durch den Austausch
ursprünglich verschiedener, aber voneinander unabhängiger
Produktionssphären. Dort, wo die physiologische Teilung der Arbeit den
Ausgangspunkt bildet, lösen sich die besonderen Organe eines unmittelbar
zusammengehörigen Ganzen voneinander ab ... und verselb-ständigen
sich bis zu dem Punkt, wo der Zusammenhang der verschie-denen
Arbeiten durch Austausch der Produkte als Waren vermittelt
wird. Es ist in dem einen Fall Verunselbständigung der früher Selbständigen, in dem anderen Verselbständigung der früher Unselbständigen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 372f. „Die Grundlage aller entwickelten und durch Warenaustausch vermittelten Teilung der Arbeit ist die Scheidung von Stadt und Land. Man kann sagen, dass die ganze ökonomische Geschichte der Gesellschaft sich in der Bewegung dieses Gegensatzes resümiert ...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 373. „Trotz
der zahlreichen Analogien jedoch und der Zusammenhänge zwischen der
Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft und der Teilung innerhalb
einer Werkstatt sind beide nicht nur graduell, sondern wesentlich
unterschieden. ... Was aber
stellt den Zusammenhang her zwischen den unabhängigen Arbeiten von
Viehzüchter, Gerber, Schuster? Das Dasein ihrer respektiven Produkte als
Waren. Was
charakterisiert dagegen die manufakturmäßige Teilung der Arbeit? Dass der
Teilarbeiter keine Ware produziert. Erst das gemeinsame Produkt der
Teilarbeiter verwandelt sich in Ware. Die
Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft ist vermittelt durch den
Kauf und Verkauf der Produkte verschiedener Arbeitszweige, der
Zusammenhang der Teilarbeiten in der Manufaktur durch den Verkauf
verschiedener Arbeitskräfte an denselben Kapitalisten, der sie als
kombinierte Arbeitskraft verwendet. Die
manufakturmäßige Teilung der Arbeit unterstellt Konzentration der
Produktionsmittel in der Hand eines Kapitalisten, die
gesellschaftliche Teilung der Arbeit Zersplitterung der
Produktionsmittel unter viele voneinander unabhängige
Warenproduzenten. Statt dass in der Manufaktur das eherne Gesetz der Verhältniszahl oder Proportionalität bestimmte Arbeitermassen unter bestimmte Funktionen subsumiert, treiben Zufall und Willkür ihr buntes Spiel in der Verteilung der Warenproduzenten und ihrer Produk-tionsmittel unter die verschiedenen gesellschaftlichen Arbeitszweige.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 375f. „Die
manufakturmäßige Teilung der Arbeit unterstellt die unbedingte Autorität
des Kapitalisten über Menschen, die bloße Glieder eines ihm gehörigen
Gesamtmechanismus bilden; die gesellschaftliche Teilung der Arbeit
stellt unabhängige Warenproduzenten einander gegenüber, die keine andere
Autorität anerkennen als die der Konkurrenz, den Zwang, den der Druck
ihrer wechselseitigen Interessen auf sie ausübt, ...“ K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 377. „Während
die Teilung der Arbeit im Ganzen einer Gesellschaft, ob vermittelt oder
unvermittelt durch den Warenaustausch, den verschie-denartigsten
ökonomischen Gesellschaftsformationen angehört, ist die
manufakturmäßige Teilung der Arbeit eine ganz spezifische Schöpfung der
kapitalistischen Produktionsweise.“ K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 380. 3. Der
kapitalistische Charakter der Manufaktur „Eine
größere Arbeiteranzahl unter dem Kommando desselben Kapitals bildet den
naturwüchsigen Ausgangspunkt, wie der Kooperation überhaupt, so der
Manufaktur. Umgekehrt
entwickelt die manufakturmäßige Teilung der Arbeit das Wachstum der
angewandten Arbeiterzahl zur technischen Notwendig-keit. Das
Arbeiterminimum, das ein einzelner Kapitalist anwenden muss, ist ihm
jetzt durch die vorhandene Teilung der Arbeit vorgeschrieben. ... Mit dem
variablen muss aber auch der konstante Bestandteil des Kapitals wachsen
... Wachsender Minimalumfang von Kapital in der Hand der einzelnen Kapitalisten ... ist also ein aus dem technischen Charakter der Manufak-tur entspringendes Gesetz.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 380f. „Wie in
der einfachen Kooperation ist in der Manufaktur der funktio-nierende
Arbeitskörper eine Existenzform des Kapitals. Der aus vielen
individuellen Teilarbeitern zusammengesetzte gesellschaftliche
Produk-tionsmechanismus gehört dem Kapitalisten. Die aus der Kombination
der Arbeiten entspringende Produktivkraft erscheint daher als
Produktiv-kraft des Kapitals. ... Während
die einfache Kooperation die Arbeitsweise der einzelnen im Großen und
Ganzen unverändert lässt, revolutioniert die Manufaktur sie von Grund aus
und ergreift die individuelle Arbeitskraft an ihrer Wurzel. Sie
verkrüppelt den Arbeiter in eine Missbildung, indem sie sein
Detailgeschick treibhausmäßig fördert durch Unterdrückung einer Welt von
produktiven Trieben und Anlagen ... Die besonderen Teilarbeiten werden nicht nur unter verschiedene Individuen verteilt, sondern das Individuum selbst wird geteilt, in das automatische Triebwerk einer Teilarbeit verwandelt ...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 381. „Wenn der Arbeiter ursprünglich seine Arbeitskraft an das Kapital verkauft, weil ihm die materiellen Mittel zur Produktion einer Ware fehlen, versagt jetzt seine individuelle Arbeitskraft selbst ihren Dienst, sobald sie nicht an das Kapital verkauft wird. Sie funktioniert nur noch in einem Zusammenhang, der erst nach ihrem Verkauf existiert, in der Werkstatt des Kapitalisten. ... Wie dem auserwählten Volk auf der Stirn geschrieben stand, dass es das Eigentum Jehovas, so drückt die Teilung der Arbeit dem Manufakturarbeiter einen Stempel auf, der ihn zum Eigentum des Kapitals brandmarkt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 382. „Die Kenntnisse, die Einsicht und der Wille, die der selbständige Bauer oder Handwerker, wenn auch auf kleinem Maßstab entwickelt ... sind jetzt nur noch für das Ganze der Werkstatt verlangt. Die geistigen Potenzen der Produktion erweitern ihren Maßstab auf der einen Seite, weil sie auf vielen Seiten verschwinden. Was die Teilarbeiter verlieren, konzentriert sich ihnen gegenüber im Kapital. Es ist ein Produkt der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit, ihnen die geistigen Potenzen des materiellen Produktionsprozesses als fremdes Eigentum und sie beherrschende Macht gegenüberzustellen. Dieser Scheidungsprozess beginnt in der einfachen Kooperation, ... Er entwickelt sich in der Manufaktur, die den Arbeiter zum Teilarbeiter verstümmelt. Er vollendet sich in der großen Industrie, welche die Wissenschaft als selbständige Produktionspotenz von der Arbeit trennt und in den Dienst des Kapitals presst.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 382. „Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit ... entwickelt die gesell-schaftliche Produktivkraft der Arbeit nicht nur für den Kapitalisten, statt für den Arbeiter, sondern durch die Verkrüppelung des individuellen Arbeiters. Sie produziert neue Bedingungen der Herrschaft des Kapitals über die Arbeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 386. „Als spezifisch kapitalistische Form des gesellschaftlichen Produk-tionsprozesses ... ist sie nur eine besondere Methode, relativen Mehrwert zu erzeugen ...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 386. „Da das
Handwerksgeschick die Grundlage der Manufaktur bleibt und der in ihr
funktionierende Gesamtmechanismus kein von den Arbeitern selbst
unabhängiges objektives Skelett besitzt, ringt das Kapital beständig mit
dem Eigenwillen der Arbeiter.
... Durch die ganze Manufakturperiode läuft daher die Klage über den
Disziplinmangel der Arbeiter.“ K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 389f. „‚Ordnung‘
fehlte in der ... Manufaktur, und ‚Arkwright (der Erfinder der
Spinnmaschine) schuf die Ordnung‘. Zugleich konnte die Manufaktur die gesellschaftliche Produktion weder in ihrem ganzen Umfang ergreifen noch in ihrer Tiefe umwälzen. ... Ihre eigene enge technische Basis trat auf einem gewissen Entwicklungsgrad mit den von ihr selbst geschaffenen Produktionsbedürfnissen in Widerspruch.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 390. „Erst
Maschinen
heben die
handwerksmäßige Tätigkeit als das regelnde Prinzip der gesellschaftlichen
Produktion auf. So wird einerseits der technische Grund der lebenslangen Fesselung des Arbeiters an eine Teilfunktion weggeräumt. Andererseits fallen die Schranken, welche dasselbe Prinzip der Herrschaft des Kapitals noch auferlegte.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 390. Siehe auch die Artikel:
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Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: „Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |