Lohnarbeiter

Inhalt:

1. Ein Lohnarbeiter ist ein scheinbar freier Verkäufer seiner Arbeitskraft an das Kapital.
1.1. Scheinbar beruht Lohnarbeit auf einem freien Vertrag: Der Lohnarbeiter verkauft die Vernutzung seiner Arbeitskraft (Gebrauchswert seiner Arbeitskraft) und erhält dafür Lohn für seinen Lebensunterhalt (Preis bzw. Tauschwert seiner Arbeitskraft).
1.1.1. Historische Vorläufer der Lohnarbeiter
1.2. Der Lohnarbeiter ist ständiger Verkäufer seiner Arbeitskraft, der Kapitalist ständiger Käufer. Die Verhältnisse sorgen „automatisch“ dafür, dass das so bleibt. Die Lohnarbeiter sind nur „geistbegabte Produktionsinstrumente“ für das Kapital (K. Marx).


2. Besonderheiten der modernen Lohnarbeiter
2.1. Moderne Lohnarbeiter sind kollektive, vergesellschaftete Arbeiter. Kollektive Arbeit verbindet die begrenzten Fähigkeiten und Kenntnisse jedes einzelnen Lohnarbeiters zu der staunenswerten Geschicklichkeit und den wissenschaftlichen Kenntnissen eines produktiven Gesamtarbeiters, dessen Produkte alle Genieleistungen der handwerklichen, individuellen Produktionsweise in den Schatten stellen.
2.2. Ständiger Wechsel der Arbeit und Gleichgültigkeit gegen den Inhalt der Arbeit unterscheidet die modernen Lohnarbeiter vom handwerklichen Einzelarbeiter.
2.2.1. Die handwerkliche Produktionsweise hatte die Arbeiter an einen einzigen Beruf und einen einzigen Meister gefesselt.
2.2.2. Die werkstattmäßige Produktion (Manufaktur) des Frühkapitalismus befreite die Lohnarbeiter zwar von ihrer lebenslangen Bindung an einen Meister, fesselte sie aber ein eine einzige Teiltätigkeit.
2.2.3. Erst die maschinelle Großproduktion schafft die Voraussetzung für die Befreiung der Arbeiter von der Fesselung an eine Teiltätigkeit und macht sie mobil innerhalb der Fabrik wie innerhalb aller Wirtschaftszweige. Ständiger Wechsel der Arbeit, ständiger Fluss der Aufgaben, ist das Grundgesetz der modernen Industrie.
2.3. Der Lohnarbeiter ist ein potentieller Armer, der Reichtum schafft für andere. Keine Lohnarbeit mehr zu finden, und damit wirklich arm zu werden, ist seine ständige Gefahr. Die Gefahr, arbeitslos und arm zu werden, wächst mit dem Wachstum der kapitalistischen Produktivkräfte, die Arbeitskraft zunehmend überflüssig macht.

3. Bessere Arbeits- und Lebensbedingungen ändern nichts am Zwang der Lohnarbeit

4. Die produktive Lohnarbeiterklasse und ihre Unterteilungen
Marx unterteilte die Lohnarbeiterklasse nur hinsichtlich ihrer Qualifikation und hinsichtlich ihrer Stellung zur Mehrwert- bzw. Profitproduktion.
4.1. Qualifizierte und unqualifizierte Lohnarbeit
4.1.1. In der Marx’schen Unterscheidung von höher- und niedriger qualifizierter Arbeit verschwinden auch alle Unterschiede von Kopf- und Handarbeit
4.2. Je nachdem ob ein Arbeiter direkt Mehrwert produziert oder den geschaffenen Mehrwert realisieren hilft und damit Profit vergrößert, unterschied Marx die direkt produktiven Lohnarbeiter von den indirekt produktiven Lohnarbeitern, den „kommerziellen Arbeitern“ oder Zirkulationsarbeitern.

5. Nicht zur Lohnarbeiterklasse rechnete Marx die „Lumpenproletarier“ und die öffentliche und private Dienerklasse.
5.1. Lumpenproletariat
5.2. Öffentliche und private Dienerklasse
5.2.1. Private Bedientenklasse
5.2.2. Öffentliche Dienerklasse (Staatsdiener)

6. Anteil der Lohnarbeiter an der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft

7. Emanzipation der Lohnarbeiter ist nur möglich durch Abschaffung der Lohnarbeit

Text:
1. Ein Lohnarbeiter ist ein scheinbar freier Verkäufer seiner Arbeitskraft an das Kapital.
1.1. Scheinbar beruht Lohnarbeit auf einem freien Vertrag: Der Lohnarbeiter verkauft die Vernutzung seiner Arbeitskraft (Gebrauchswert seiner Arbeitskraft) und erhält dafür Lohn für seinen Lebensunterhalt (Preis bzw. Tauschwert seiner Arbeitskraft).
„Der Austausch des Arbeiters mit dem Kapitalisten ist ein einfacher Austausch; jeder erhält einen Gegenwert; der eine Geld (=Lohn), der andere eine Ware ..., für die er bezahlt;
was der Kapitalist in diesem einfachen Austausch erhält, ist ein Gebrauchswert: Disposition (Verfügungsgewalt) über fremde Arbeit. ...
Was der Arbeiter verkauft, ist die Verfügungsgewalt über seine Arbeitskraft, die eine ganz bestimmte ist, bestimmte Kunstfertigkeit etc.
Es ist ganz gleichgültig, was der Kapitalist mit seiner Arbeit macht... Wenn der Kapitalist sich begnügte mit der bloßen Dispositionsfähigkeit, ohne den Arbeiter wirklich arbeiten zu lassen, z.B. um seine Arbeit in Reserve zu haben etc. oder seinem Konkurrenten die Dispositionsfähigkeit zu entziehen (wie z.B. Schauspieldirektoren Sängerinnen für eine Saison kaufen, nicht um sie singen zu lassen, sondern damit sie nicht auf einem Konkurrenztheater singt), so hat der Austausch vollständig stattgefunden. ...
Die weitere Darstellung, wie der Arbeitslohn gemessen wird, gleich allen anderen Waren, durch die Arbeitszeit, die nötig ist, um den Arbeiter als solchen zu produzieren, gehört noch nicht hierher.“ K. Marx, Grundrisse, 193f.

„Unter Arbeitskraft oder Arbeitsvermögen verstehen wir den Inbegriff der physischen und geistigen Fähigkeiten, die in der Leiblichkeit, der lebendigen Persönlichkeit eines Menschen existieren und die er in Bewegung setzt, sooft er Gebrauchswerte irgendeiner Art produziert.
Damit jedoch der kapitalistische Geldbesitzer die Arbeitskraft als Ware auf dem Markt vorfinde, müssen verschiedene Bedingungen erfüllt sein. Der Warenaustausch schließt an und für sich keine anderen Abhängigkeitsverhältnisse ein als die aus seiner eigenen Natur entspringenden. Unter diesen Voraussetzungen kann die Arbeitskraft als Ware nur auf dem Markt erscheinen, sofern und weil sie von ihrem eigenen Besitzer, der Person, deren Arbeitskraft sie ist, als Ware angeboten oder verkauft wird. Damit ihr Besitzer sie als Ware verkaufe, muss er über sie verfügen können, also freier Eigentümer seines Arbeitsvermögens, seiner Person sein.
Er und der Geldbesitzer begegnen sich auf dem Markt und treten in Verhältnis zueinander als ebenbürtige Warenbesitzer, nur dadurch unterschieden, dass der eine Käufer, der andere Verkäufer ist, beide also juristisch gleiche Personen sind. Die Fortdauer dieses Verhältnisses macht es nötig, dass der Eigentümer der Arbeitskraft sie stets nur für bestimmte Zeit verkaufe, denn verkauft er sie in Bausch und Bogen, ein für allemal, so verkauft er sich selbst, verwandelt sich aus einem Freien in einen Sklaven, aus einem Warenbesitzer in einer Ware. Er als Person muss sich beständig zu seiner Arbeitskraft als seinem Eigentum und daher seiner eigenen Ware verhalten, und das kann er nur, soweit er sie dem Käufer stets nur vorübergehend, für einen bestimmten Zeitraum, zur Verfügung stellt, zum Verbrauch überlässt, also durch ihre Veräußerung nicht auf sein Eigentum an ihr verzichtet.
Die zweite wesentliche Bedingung, damit der Geldbesitzer die Arbeitskraft auf dem Markt als Ware vorfinde, ist die, dass ihr Besitzer, statt Waren verkaufen zu können, worin sich seine Arbeit vergegenständlicht hat, vielmehr seine Arbeitskraft selbst, die nur in seiner lebendigen Leiblichkeit existiert, als Ware anbieten muss.
Damit jemand von seiner Arbeitskraft unterschiedene Waren verkaufen kann, muss er natürlich Produktionsmittel besitzen, z.B. Rohstoffe, Arbeitsinstrumente usw. Er kann keine Stiefel machen ohne Leder. Er bedarf außerdem Lebensmittel. Niemand ... kann von Produkten der Zukunft zehren, ... und wie am ersten Tag seiner Erscheinung auf der Erdbühne, muss der Mensch noch jeden Tag konsumieren, bevor und während er produziert.
Werden die Produkte als Waren produziert, so müssen sie verkauft werden, nachdem sie produziert sind, und können die Bedürfnisse des Produzenten erst nach dem Verkauf befriedigen. Zur Produktionszeit kommt die für den Verkauf nötige Zeit hinzu. (Vom Kredit einmal abgesehen.)
Zur Verwandlung von Geld in Kapital muss der kapitalistische Geldbesitzer also den freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei in dem Doppelsinn, dass er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, dass er andererseits andere Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen. ...
Eins ist jedoch klar. Die Natur produziert nicht auf der einen Seite Geld- oder Warenbesitzer und auf der anderen Seite bloße Besitzer der eigenen Arbeitskräfte. Dies Verhältnis ist kein naturgeschichtliches und ebenso wenig ein gesellschaftliches, das allen Geschichtsperioden gemein wäre. Es ist offenbar selbst das Resultat einer vorausgegangenen historischen Entwicklung, das Produkt vieler ökonomischen Umwälzungen, des Untergangs einer ganzen Reihe älterer Formationen der gesellschaftlichen Produktion.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 181-183.

„Eigentümer seiner Arbeitskraft ist der Arbeiter, solange er als Verkäufer derselben mit dem Kapitalist marktet, und er kann nur verkaufen, was er besitzt, sein individuelle, vereinzelte Arbeitskraft.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 352.

1.1.1. Historische Vorläufer der Lohnarbeiter
„In Zeiten der Auflösung vorbürgerlicher Verhältnisse kommen sporadisch freie Arbeiter vor, deren Dienstleistung gekauft wird, nicht zum Zweck der Konsumtion, sondern der Produktion; aber erstens auf großer Stufenleiter selbst nur zur Produktion von unmittelbaren Gebrauchswerten; nicht von Werten; und zweitens, wenn der Adelige z.B. den freien Arbeiter zuzieht zu seinen Leibeigenen, auch Teil seines Produkts wieder verkauft, und der freie Arbeiter ihm so Wert schaffte, so findet dieser Austausch nur für den Überfluss statt und geschieht nur im Interesse des Überflusses, der Luxuskonsumtion; ist also im Grunde genommen nur ein verkleideter Ankauf fremder Arbeit für unmittelbaren Konsum oder als Gebrauchswert.
Übrigens, wo diese freien Arbeiter sich vermehren, und dies Verhältnis zunimmt, ist die alte Produktionsweise - Gemeinde - patriarchalische - feudale etc. -  in der Auflösung begriffen und bereiten sich die Elemente für die wirkliche Lohnarbeit vor. Diese freien Knechte können aber auch auftauchen, wie z.B. in Polen etc. und wieder verschwinden; ohne dass sich die Produktionsweise änderte.“ K. Marx, Grundrisse, 373.

„...Woher (kommt) die sonderbare Erscheinung ..., dass wir auf dem Markt eine Gruppe Käufer finden, die Besitzer von Boden, Maschinerie, Rohstoff und Lebensmitteln sind, die alle, abgesehen von Boden in seinem rohen Zustand, Produkte der Arbeit sind, und auf der anderen Seite eine Gruppe Verkäufer, die nichts zu verkaufen haben außer ihrer Arbeitskraft, ihre werktätigen Arme und Hirne. Dass die eine Gruppe ständig kauft, um Profite zu machen und sich zu bereichern, während die andere ständig verkauft, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Die Untersuchung dieser Frage wäre eine Untersuchung über das, was die Ökonomen ‚... ursprüngliche Akkumulation’ nennen, was aber ursprüngliche Enteignung genannt werden sollte. Wir würden finden, dass diese sogenannte ursprüngliche Akkumulation nichts anderes bedeutet als eine Reihe historischer Prozesse, die in einer Auflösung der ursprünglichen Einheit zwischen dem Arbeitenden und seinen Arbeitsmitteln resultieren. ...
Sobald einmal die Trennung zwischen dem Mann der Arbeit und den Mitteln der Arbeit vollzogen ist, wird sich dieser Zustand erhalten und auf ständig wachsender Stufenleiter reproduzieren, bis eine neue und gründliche Umwälzung der Produktionsweise ihn wieder umstürzt und die ursprüngliche Einheit in neuer historischer Form wieder herstellt.“ K. Marx, Lohn, Preis und Profit, MEW 16, 130f.

1.2. Der Lohnarbeiter ist ständiger Verkäufer seiner Arbeitskraft, der Kapitalist ständiger Käufer. Die Verhältnisse sorgen „automatisch“ dafür, dass das so bleibt. Die Lohnarbeiter sind nur „geistbegabte Produktionsinstrumente“ für das Kapital (K. Marx).
„...Genauer betrachtet zeigt sich, dass der Arbeiter, der seine Arbeitskraft verkauft, im Austauschprozess die Form W - G - G - W durchmacht.“ K. Marx, Grundrisse, 202.
Das heißt:
W = Ware Arbeitskraft wird getauscht in G = Geld als Lohn - G = Lohn wird ausgegeben in W= Konsum- oder Lebensmittel für die Wiederherstellung der Arbeitskraft.
Der Arbeiter kommt also normalerweise aus dem Geschäft heraus, wie er hineingegangen ist: als Besitzer von nichts anderem als seiner Arbeitskraft. Der Verkauf seiner Arbeitskraft ermöglicht ihm nichts als den mehr oder minder reichlichen Lebensunterhalt.

Aber womit bezahlt der Kapitalist den Lohnarbeiter, womit bezahlt er die Vernutzung seiner Arbeitskraft? Mit einem Teil des Produkts, das der Lohnarbeiter für ihn geschaffen hat.

„Der eine Kontrahent verkauft seine Arbeitskraft, der andere kauft sie. Der erstere empfängt den Wert seiner Ware, deren Gebrauchswert - die Arbeit - damit an den zweiten veräußert ist. Dieser verwandelt nunmehr ihm bereits gehörende Produktionsmittel mit Hilfe von ihm ebenfalls gehörender Arbeit in ein neues Produkt, das ihm ebenfalls von Rechts wegen gehört.
Der Wert dieses Produkts schließt ein: erstens den Wert der verbrauchten Produktionsmittel. Die nützliche Arbeit kann diese Produktionsmittel nicht verbrauchen, ohne ihren Wert auf das neue Produkt zu übertragen; um aber verkäuflich zu sein, muss die Arbeitskraft imstande sein, in dem Industriezweig, wo sie verwandt werden soll, nützliche Arbeit zu liefern.
Der Wert des neuen Produkts schließt ferner ein: den Gegenwert des Werts der Arbeitskraft und einen Mehrwert. Und zwar deshalb, weil die für einen bestimmten Zeitraum, Tag, Woche etc. verkaufte Arbeitskraft weniger Wert besitzt, als ihr Gebrauch während dieser Zeit schafft. Der Arbeiter aber hat den Tauschwert seiner Arbeitskraft bezahlt erhalten und hat damit ihren Gebrauchswert veräußert - wie das bei jedem Kauf und Verkauf der Fall ist.
Dass diese besondere Ware Arbeitskraft den eigentümlichen Gebrauchswert hat, mehr Arbeit zu liefern, also Wert zu schaffen, das kann allgemeine Gesetz der Warenproduktion nicht berühren. Wenn also die in Arbeitslohn vorgeschossene Wertsumme sich in Produkt nicht bloß einfach wieder vorfindet, sondern um einen Mehrwert vermehrt vorfindet, so rührt dies nicht her aus einer Übervorteilung des Verkäufers, der ja den Wert seiner Ware Arbeitskraft erhalten hat, sondern nur aus dem Verbrauch dieser Ware durch den Käufer.
Das Gesetz des Austausches bedingt Gleichheit nur für die Tauschwerte der gegeneinander weggegebenen Waren. Es bedingt sogar von vornherein Verschiedenheit ihrer Gebrauchswerte und hat absolut nichts zu schaffen mit ihrem Verbrauch, der erst nach geschlossenem und vollzogenem Handel beginnt.
Die ursprüngliche Verwandlung des Geldes in Kapital vollzieht sich also im genauesten Einklang mit den ökonomischen Gesetzen der Warenproduktion und mit dem daraus sich ableitenden Eigentumsrecht. Trotzdem aber hat sie zum Ergebnis:
1. dass das Produkt dem Kapitalisten gehört und nicht dem Arbeiter;
2. dass der Wert dieses Produkts, außer dem Wert des vorgeschossenen Kapitals, einen Mehrwert einschließt, der dem Arbeiter Arbeit, dem Kapitalisten aber nichts gekostet hat und der dennoch das rechtmäßige Eigentum des Kapitalisten wird;
3. dass der Arbeiter seine Arbeitskraft forterhalten hat und sie aufs neue verkaufen kann, wenn er einen Käufer findet.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 610f.

„Bei der Sklaverei etc. wo nicht der falsche Schein durch die vorherige Verwandlung des Produkts - soweit es in Lohn ausgelegt wird - in Geld bewirkt, ist es auch handgreiflich, dass das, was der Sklave als Lohn erhält, in der Tat nichts ist, was der Sklaveneigner ihm „vorstreckt“, sondern nur der Teil der realisierten Arbeit des Sklaven ist, der ihm in der Form von Lebensmitteln wieder zuströmt.
Ebenso beim Kapitalist. Er streckt nur dem Schein nach vor. Was er dem Arbeiter als Lohn ... zahlt, ... ist ein Teil des von dem Arbeiter produzierten und bereits in Geld verwandelten Produkts. .... Ein Teil des Produkts des Arbeiters, ... fließt ihm in der Form des Lohns ... zu.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III., MEW 26.3, 88f.

„Sofern... der Kapitalist stets die Arbeitskraft kauft, der Arbeiter sie stets verkauft, und wir wollen annehmen selbst zu ihrem wirklichen Wert verkauft, schlägt offenbar das auf Warenproduktion und Warenzirkulation beruhende Gesetz der Aneignung oder Gesetz des Privateigentums durch seine eigne, innere, unvermeidliche Dialektik in sein direktes Gegenteil um. Der Austausch von gleichen Werten, der als die ursprüngliche Operation erschien, hat sich so gedreht, dass nur zum Schein ausgetauscht wird, indem erstens der gegen Arbeitskraft ausgetauschte Kapitalteil selbst nur ein Teil des ohne Gegenwert angeeigneten fremden Arbeitsproduktes ist und zweitens von seinem Produzenten, dem Arbeiter nicht nur ersetzt, sondern mit neuem Mehrwert ersetzt werden muss. ...
Der beständige Kauf und Verkauf der Arbeitskraft ist die Form. Der Inhalt ist, dass der Kapitalist einen Teil der bereits vergegenständlichten fremden Arbeit, die er sich unaufhörlich ohne Gegenwert aneignet, stets wieder gegen größeres Quantum lebendiger fremder Arbeit umsetzt.
Ursprünglich erschien uns das Eigentumsrecht gegründet auf eigne Arbeit. ... Eigentum erscheint jetzt auf Seite des Kapitalisten als das Recht, fremde unbezahlte Arbeit oder ihr Produkt sich anzueignen, auf Seite des Arbeiters als Unmöglichkeit, sich sein eignes Produkt anzueignen.
Die Trennung zwischen Eigentum und Arbeit wird zur notwendigen Konsequenz eines Gesetzes, das scheinbar von ihrer Zusammengehörigkeit ausging.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 609-610.

„In diesem Austausch gibt also der Arbeiter ... seine wertschaffende und wertvermehrende lebendige Arbeitszeit. Er verkauft sich als Effekt. Als Ursache und Tätigkeit wird er aufgesaugt vom Kapital und verwandelt sich selbst in Kapital.
So schlägt der Austausch in sein Gegenteil um, und die Gesetze des Privateigentums - die Freiheit, Gleichheit, Eigentum - das Eigentum an der eigenen Arbeit und die freie Disposition darüber - schlagen um in Eigentumslosigkeit des Arbeiters und Entäußerung seiner Arbeit, sein Verhalten zu ihr als fremdem Eigentum und umgekehrt.“ K. Marx, Grundrisse, 566.

„Der kapitalistische Produktionsprozess reproduziert also durch seinen eignen Vorgang die Scheidung zwischen Arbeitskraft und Arbeitsbedingungen. Er reproduziert und verewigt damit die Ausbeutungsbedingungen des Arbeiters. Er zwingt beständig den Arbeiter zum Verkauf seiner Arbeitskraft, um zu leben, und befähigt beständig den Kapitalisten zu ihrem Kauf, um sich zu bereichern.
Es ist nicht mehr der Zufall, welcher Kapitalist und Arbeiter als Käufer und Verkäufer einander auf dem Warenmarkt gegenüberstellt. Es ist die Zwickmühle des Prozesses selbst, die den einen stets als Verkäufer seiner Arbeitskraft auf den Warenmarkt zurückschleudert und sein eigenes Produkt stets in das Geld des anderen verwandelt.
In der Tat gehört der Arbeiter dem Kapital, bevor er sich dem Kapitalisten verkauft. Seine ökonomische Hörigkeit ist zugleich vermittelt und zugleich versteckt durch die periodische Erneuerung seines Selbstverkaufs, den Wechsel seiner individuellen Lohnherrn und die Schwankungen im Marktpreis der Arbeit (=Lohn).“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 603.

Ricardo: „Der Arbeitslohn ist die Aneignung eines Teils des Arbeitsprodukts durch jene, die es produziert haben.“ zitiert von: K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 381.

„Der Arbeiter verlässt den Kapitalisten, dem er sich vermietet, sooft er will, und der Kapitalist entlässt ihn, sooft er es für gut findet, sobald er keinen Nutzen oder nicht den beabsichtigten Nutzen mehr aus ihm zieht. Aber der Arbeiter, dessen einzige Erwerbsquelle der Verkauf der Arbeitskraft ist, kann nicht die ganze Klasse der Käufer, d.h. die Kapitalistenklasse verlassen, ohne auf seine Existenz zu verzichten. Er gehört nicht diesem oder jenem Kapitalisten, aber der ... Kapitalistenklasse....“ K. Marx, Lohnarbeit und Kapital, MEW 6, 401.

„Von gesellschaftlichem Standpunkt ist also die Arbeiterklasse, auch außerhalb des unmittelbaren Produktionsprozesses, ebenso sehr Zubehör des Kapitals als das tote Arbeitsinstrument. Selbst ihr privater Konsum ist innerhalb gewisser Grenzen nur ein Element des Reproduktionsprozesses des Kapitals.
Der Prozess aber sorgt dafür, dass diese geistbegabten Produktionsinstrumente nicht weglaufen, indem er ihr Produkt beständig vom ... Pol der Arbeit zum Gegenpol des Kapitals entfernt.
Der private Konsum der Lohnarbeiter sorgt einerseits für ihre eigene Erhaltung und Reproduktion, andererseits durch Vernichtung der Lebensmittel für ... das beständige Wiedererscheinen der Lohnarbeiter auf dem Arbeitsmarkt.
Der römische Sklave war durch Ketten, der Lohnarbeiter ist durch unsichtbare Fäden an seinen Eigentümer gebunden. Der Schein seiner Unabhängigkeit wird durch den beständigen Wechsel der individuellen Lohnherrn und die juristische Illusion des Kontrakts aufrechterhalten. Früher machte das Kapital, wo es ihm nötig erschien, sein Eigentumsrecht auf den freien Arbeiter durch Zwangsgesetz geltend. So war z. B. die Emigration der Maschinenarbeiter in England bis 1815 bei schwerer Strafe verboten.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 599.

2. Besonderheiten der modernen Lohnarbeiter
2.1. Moderne Lohnarbeiter sind kollektive, vergesellschaftete Arbeiter. Kollektive Arbeit verbindet die begrenzten Fähigkeiten und Kenntnisse jedes einzelnen Lohnarbeiters zu der staunenswerten Geschicklichkeit und den wissenschaftlichen Kenntnissen eines produktiven Gesamtarbeiters, dessen Produkte alle Genieleistungen der handwerklichen, individuellen Produktionsweise in den Schatten stellen.
„Soweit der Arbeitsprozess ein rein individueller ist (wie beim selbständigen Bauern oder Handwerker), vereinigt derselbe Arbeiter alle Funktionen, die sich später trennen. In der individuellen Aneignung von Naturgegenständen zu seinen Lebenszwecken kontrolliert er sich selbst. Später wird er kontrolliert (als Sklave, unfreier Bauer oder Lohnarbeiter).
Der einzelne Mensch kann nicht auf die Natur wirken ohne Betätigung seiner eigenen Muskeln unter Kontrolle seines eigenen Hirns. Wie im Natursystem Kopf und Hand zusammengehören, vereint der Arbeitsprozess Kopfarbeit und Handarbeit. ...
Das Produkt verwandelt sich im Kapitalismus überhaupt aus dem unmittelbaren Produkt des individuellen Produzenten in ein gesellschaftliches, in das gemeinsame Produkt eines Gesamtarbeiters, d.h. eines kombinierten Arbeitspersonals, dessen Glieder der Handhabung des Arbeitsgegenstandes näher oder ferner stehen.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 531.

„Die Maschinerie, mit einigen später zu erwähnenden Ausnahmen, funktioniert nur in der Hand unmittelbar vergesellschafteter oder gemeinsamer Arbeit. Der kooperative Arbeitsprozess wird jetzt also durch die Natur des Arbeitsmittels selbst diktierte technische Notwendigkeit.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 407.

„Mit der Entwicklung der spezifisch kapitalistischen Produktionsweise wo viele Arbeiter an der Produktion derselben Ware zusammenarbeiten, muss natürlich das Verhältnis, worin ihre Arbeit unmittelbar zum Gegenstand der Produktion steht, sehr verschieden sein. Z.B. die ... Handlanger in einer Fabrik haben nichts direkt mit der Bearbeitung des Rohstoffs zu tun. Die Arbeiter, die die Aufseher der direkt mit dieser Bearbeitung zu tun Habenden bilden, stehen einen Schritt weiter ab; der Ingenieur hat wieder ein andres Verhältnis und arbeitet hauptsächlich mit seinem Kopfe etc.
Aber das Ganze dieser Arbeiter, die Arbeitsvermögen von verschiednem Werte besitzen, ... produzieren das Resultat...; und alle zusammen, als Werkstatt, sind die lebendige Produktionsmaschine dieser Produkte, wie sie, den gesamten Produktionsprozess betrachtet, ihre Arbeit gegen Kapital austauschen und das Geld der Kapitalisten als Kapital reproduzieren, d.h. als sich verwertenden Wert, sich vergrößernden Wert.
Es ist ja eben das Eigentümliche der kapitalistischen Produktionsweise, die verschiedenen Arbeiten, also auch die Kopf- und Handarbeiten — oder die Arbeiten, in denen die eine oder die andre Seite vorwiegt, — zu trennen und an verschiedene Personen zu verteilen, was jedoch nicht hindert, dass das materielle Produkt das gemeinsame Produkt dieser Personen ist oder ihr gemeinsames Produkt in materiellem Reichtum vergegenständlicht;
was andrerseits ebenso wenig hindert oder gar nichts daran ändert, dass das Verhältnis jeder einzelnen dieser Personen das des Lohnarbeiters zum Kapital und in diesem eminenten Sinn das des produktiven Arbeiters ist.
Alle diese Personen sind nicht nur unmittelbar in der Produktion von materiellem Reichtum beschäftigt, sondern sie tauschen ihre Arbeit unmittelbar gegen das Geld als Kapital aus und reproduzieren daher unmittelbar außer ihrem Lohn einen Mehrwert für den Kapitalisten. Ihre Arbeit besteht aus bezahlter Arbeit plus unbezahlter Mehrarbeit.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I., MEW 26.1, 386f.

„A. Smith (schließt) natürlich ein in die Arbeit, die sich fixiert und realisiert in einer käuflichen und tauschbaren Ware, alle intellektuellen Arbeiten, die direkt in der materiellen Produktion konsumiert werden.
Nicht nur der direkte Handarbeiter oder Maschinenarbeiter, sondern Aufseher, Ingenieur, Manager, Commis (Geschäftsführer) etc., kurz die Arbeit des ganzen Personals, das in einer bestimmten Sphäre der materiellen Produktion nötig ist, um eine bestimmte Ware zu produzieren, dessen Zusammenwirken von Arbeiten (Kooperation) notwendig zur Herstellung der Waren ist.
In der Tat fügen sie dem konstanten Kapital ihre Gesamtarbeit hinzu und erhöhen den Wert des Produkts um diesen Betrag.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I., MEW 26.1, 134.

„Im planmäßigen Zusammenwirken mit andern streift der Arbeiter seine individuellen Schranken ab und entwickelt sein Gattungsvermögen.“  K. Marx, Kapital I. MEW 23, 347-349.

„Jene Entwicklung der Produktivkraft führt sich in letzter Instanz immer zurück auf den gesellschaftlichen Charakter der in Tätigkeit gesetzten Arbeit;
auf die Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft;
auf die Entwicklung der geistigen Arbeit, namentlich der Naturwissenschaft.
Was der Kapitalist hier benutzt, sind die Vorteile des gesamten Systems der gesellschaftlichen Arbeitsteilung.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 92.

„Nebenbei bemerkt, ist zu unterscheiden zwischen allgemeiner Arbeit und gemeinschaftlicher Arbeit. Beide spielen im Produktionsprozess ihre Rolle, beide gehen ineinander über, aber beide unterscheiden sich auch.
Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaftliche Arbeit, alle Entdeckung, alle Erfindung (soweit sie produktiv nutzbar ist, wb). Sie ist bedingt teils durch Kooperation mit Lebenden, teils durch Benutzung der Arbeiten Früherer.
Gemeinschaftliche Arbeit unterstellt die unmittelbare Kooperation der Individuen.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 113f.

„Eine kritische Geschichte der Technologie würde überhaupt nachweisen, wie wenig irgendeine Erfindung des 18. Jahrhunderts einem einzelnen Individuum gehört.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 392, Anm. 89.

„Die Natur baut keine Maschinen, keine Lokomotiven, Eisenbahnen, Telegraphen, Spinnautomaten. Sie sind Produkte der menschlichen Industrie; natürliches Material, verwandelt in Organe des menschlichen Willens über die Natur oder seiner Betätigung in der Natur. Sie sind von der menschlichen Hand geschaffene Organe des menschlichen Hirns; vergegenständliche Wissenskraft.
Die Entwicklung des fixen Kapitals (d. h. der Maschinerie und Technologie) zeigt an, bis zu welchem Grad das allgemeine gesellschaftliche Wissen, zur unmittelbaren Produktivkraft geworden ist und daher die Bedingungen des gesellschaftlichen Lebensprozesses selbst unter die Kontrolle des allgemeinen Intellekts gekommen, und ihm gemäß umgeschaffen sind.
Die Entwicklung des fixen Kapitals zeigt an, bis zu welchem Grad die gesellschaftlichen Produktivkräfte produziert sind, nicht nur in der Form des Wissens, sondern als unmittelbare Organe der gesellschaftlichen Praxis; des realen Lebensprozesses.“ K. Marx, Grundrisse, 594

2.2. Ständiger Wechsel der Arbeit und Gleichgültigkeit gegen den Inhalt der Arbeit unterscheidet die modernen Lohnarbeiter vom handwerklichen Einzelarbeiter.
2.2.1. Die handwerkliche Produktionsweise hatte die Arbeiter an einen einzigen Beruf und einen einzigen Meister gefesselt.
„Im großen und ganzen blieben der Arbeiter und seine Produktionsmittel miteinander verbunden wie die Schnecke mit dem Schneckenhaus....”  K. Marx, Kapital I. MEW 23, 380.

„... der Charakter der Handwerker, Zunftgenossen etc., deren ökonomischer Charakter gerade in der Bestimmtheit ihrer Arbeit und dem Verhältnis zu einem bestimmten Meister liegt etc....”  K. Marx, Grundrisse, 204.

„Daher ging aber auch jeder mittelalterliche Handwerker ganz in seiner Arbeit auf, hatte ein gemütliches Knechtschaftsverhältnis zu ihr und war viel mehr als der moderne Arbeiter, dem seine Arbeit gleichgültig ist, seiner besonderen Arbeit unterworfen.”  K. Marx, Dt. Ideologie MEW 3, 52.

2.2.2. Die werkstattmäßige Produktion (Manufaktur) des Frühkapitalismus befreite die Lohnarbeiter zwar von ihrer lebenslangen Bindung an einen Meister, fesselte sie aber ein eine einzige Teiltätigkeit.
„Aus dem individuellen Produkt eines selbständigen Handwerkers, der vielerlei tut, verwandelt sich die Ware in das gesellschaftliche Produkt eines Vereins von Handwerkern, von denen jeder fortwährend nur eine und dieselbe Teiloperation verrichtet.”  K. Marx, Kapital I, MEW 23, S. 358.

„Die besonderen Teilarbeiten werden nicht nur unter verschiedene Individuen verteilt, sondern das Individuum selbst wird geteilt, in das automatische Triebwerk einer Teilarbeit verwandelt...Wenn der Arbeiter ursprünglich seine Arbeitskraft an das Kapital verkauft, weil ihm die materiellen Mittel zur Produktion einer Ware fehlen, versagt jetzt seine individuelle Arbeitskraft selbst ihren Dienst, sobald sie nicht das Kapital verkauft wird. Sie funktioniert nur noch in einem Zusammenhang, der erst nach ihrem Verkauf existiert, in der Werkstatt des Kapitalisten.” K. Marx, Kapital I, MEW 23, 381.

2.2.3. Erst die maschinelle Großproduktion schafft die Voraussetzung für die Befreiung der Arbeiter von der Fesselung an eine Teiltätigkeit und macht sie mobil innerhalb der Fabrik wie innerhalb aller Wirtschaftszweige. Ständiger Wechsel der Arbeit, ständiger Fluss der Aufgaben, ist das Grundgesetz der modernen Industrie.
„Maschinen ... heben die handwerksmäßige Tätigkeit als das regelnde Prinzip der gesellschaftlichen Produktion auf. So wird einerseits der technische Grund der lebenslangen Fesselung des Arbeiters an eine Teilfunktion weggeräumt. Andererseits fallen die Schranken, welche dasselbe Prinzip der Herrschaft des Kapitals noch auferlegte.” K. Marx, Kapital I, MEW 23, 390.

„Mit dem Arbeitswerkzeug geht auch die Virtuosität in seiner Führung vom Arbeiter auf die Maschine über. Die Leistungsfähigkeit des Werkzeugs ist emanzipiert von den persönlichen Schranken menschlicher Arbeitskraft. Damit ist die technische Grundlage aufgehoben, worauf die Teilung der Arbeit in der Manufaktur beruht.” K. Marx, Kapital I, MEW 23, S. 442.

„Was von der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit im Innern der Werkstatt, gilt von der Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft. Solange Handwerk und Manufaktur die allgemeine Grundlage der gesellschaftlichen Produktion bilden, ist die Unterordnung des Produzenten unter einen ausschließlichen Produktionszweig, die Zerreißung seiner ursprünglichen Mannigfaltigkeit seiner Beschäftigungen, ein notwendiges Entwicklungsmoment.”  K. Marx, Kapital I, MEW 23, 510.

„Was die Teilung der Arbeit in der mechanischen Fabrik kennzeichnet, ist, dass sie jeden Spezialcharakter verloren hat. Aber von dem Augenblick an, wo jede besondere Entwicklung aufhört, macht sich das Bedürfnis nach Universalität, des Bestreben nach einer allseitigen Entwicklung des Individuums fühlbar. Die automatische Fabrik beseitigt die Spezialisten und den Fachidiotismus.”  K. Marx, Elend der Philosophie, MEW 4, 157.

„Die moderne Industrie betrachtet und behandelt die vorhandene Form eines Produktionsprozesses nie als festgelegt. Ihre technische Basis ist daher revolutionär, während die aller früheren Produktionsweisen wesentlich konservativ war. Durch Maschinerie, chemische Prozesse und andere Methoden wälzt sie beständig mit der technischen Grundlage der Produktion die Funktionen der Arbeiter und die gesellschaftlichen Kombinationen des Arbeitsprozesses um. Sie revolutioniert damit ebenso beständig die Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft und schleudert unaufhörlich Kapitalmassen und Arbeitermassen aus einem Produktionszweig in den anderen. Die Natur der großen Industrie bedingt daher Wechsel der Arbeit, Fluss der Funktionen, allseitige Beweglichkeit des Arbeiters. ...
Man hat gesehen, wie dieser absolute Widerspruch alle Ruhe, Festigkeit, Sicherheit der Lebenslage des Arbeiters aufhebt, ihm mit dem Arbeitsmittel beständig das Lebensmittel aus der Hand zu schlagen und mit seiner Teilfunktion ihn selbst überflüssig zu machen droht...
Dies ist die negative Seite.
Wenn aber der Wechsel der Arbeit sich jetzt nur als überwältigendes Naturgesetz und mit der blind zerstörenden Wirkung eines Naturgesetzes durchsetzt, das überall auf Hindernisse stößt, macht die große Industrie durch ihre Katastrophen selbst es zur Frage von Leben oder Tod, den Wechsel der Arbeiten und daher möglichste Vielseitigkeit der Arbeiter als allgemeines gesellschaftliches Produktionsgesetz anzuerkennen und seiner normalen Verwirklichung die Verhältnisse anzupassen. Sie macht es zu einer Frage von Leben oder Tod, die Ungeheuerlichkeit einer elenden, für das wechselnde Ausbeutungsbedürfnis des Kapitals in Reserve gehaltenen, verfügbaren Arbeiterbevölkerung zu ersetzen durch die absolute Verfügbarkeit des Menschen für wechselnde Arbeitserfordernisse; das Teilindividuum, den bloßen Träger einer gesellschaftlichen Detailfunktion (zu ersetzen) durch das total entwickelte Individuum, für welches verschiedene gesellschaftliche Funktionen einander ablösende Betätigungsweisen sind.”  K. Marx, Kapital I, MEW 23, 512.

„Andererseits ist der Arbeiter selbst absolut gleichgültig gegen die Bestimmtheit seiner Arbeit; sie hat als solche nicht Interesse für ihn, sondern nur soweit sie überhaupt Arbeit ... ist...
Dies ist nicht die Art und Weise der Handwerker, Zunftgenossen etc, deren ökonomischer Charakter gerade in der Bestimmtheit ihrer Arbeit und dem Verhältnis zu einem bestimmten Meister liegt etc....“K. Marx, Grundrisse, 204.

2.3. Der Lohnarbeiter ist ein potentieller Armer, der Reichtum schafft für andere. Keine Lohnarbeit mehr zu finden, und damit wirklich arm zu werden, ist seine ständige Gefahr. Die Gefahr, arbeitslos und arm zu werden, wächst mit dem Wachstum der kapitalistischen Produktivkräfte, die Arbeitskraft zunehmend überflüssig macht.
Lohnarbeit ist „sich selbst entfremdeten Arbeit, ... der von ihr geschaffene Reichtum ist... fremder Reichtum, ihre eigene Produktivkraft ist... Produktivkraft ihres Produkts, ihre Bereicherung ist... Selbstverarmung, ihre gesellschaftliche Macht ist... Macht der Gesellschaft über sie...“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III., MEW 26.3, 255.

„In dem Begriff des freien Arbeiters liegt schon, dass er Armer ist, potentieller Armer. Er ist seinen ökonomischen Bedingungen nach bloßes lebendiges Arbeitsvermögen, ... Bedürftigkeit nach allen Seiten hin, ohne materielle Mittel, seine Arbeitskraft für sich zu nutzen. Kann der Kapitalist seine Mehrarbeit nicht brauchen, so kann er seine notwendige Arbeit für seinen Lebensunterhalt nicht verrichten, seine Lebensmittel nicht produzieren.
Er kann sie dann nicht durch den Austausch erhalten, sondern, wenn er sie erhält, nur dadurch, dass Almosen von dem Einkommen anderer Klassen für ihn abfallen.
Als Arbeiter kann er nur leben, soweit er sein Arbeitsvermögen gegen den Teil des Kapitals austauscht, der den Lohnfonds bildet. Dieser Austausch selbst ist an für ihn zufällige, gegen seine Person gleichgültige Bedingungen geknüpft.
Er ist also potentieller Armer.
Da ferner die Bedingungen der auf das Kapital gegründeten Produktion ist, dass er immer mehr Mehrarbeit produziert, so wird immer mehr notwendige Arbeit frei. Die Chancen seiner Armut vermehren sich also. Der Entwicklung der Mehrarbeit entspricht die der Massenarbeitslosigkeit. ... Arbeitslosigkeit ist ... identisch mit Armut....
Es ist nur in der auf das Kapital gegründeten Produktionsweise, dass die Armut erscheint als Resultat der Arbeit selbst, der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit.“ K. Marx, Grundrisse, 497f.

„Je größer der gesellschaftliche Reichtum, das funktionierende Kapital, Umfang und Energie seines Wachstums, also auch die absolute Größe des Proletariats und die Produktivkraft seiner Arbeit, desto größer das Arbeitslosenheer. Die verfügbare Arbeitskraft wird durch dieselben Ursachen entwickelt wie die Expansivkraft des Kapitals. Die verhältnismäßige Größe des Arbeitslosenheers wächst also mit den Potenzen des Reichtums. Je größer aber diese Arbeitslosenarmee im Verhältnis zur aktiven Arbeiterarmee, desto massenhafter die chronische Arbeiter-Überbevölkerung, deren Elend im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Arbeitsqual steht. Je größer endlich die Armenschicht in der Arbeiterklasse und das Arbeitslosenheer, desto größer die offizielle Zahl der Armen.
Dies ist das absolute, allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 673-674.

„... die Armut der großen Masse, die immer noch, aller Arbeit zum Trotz, nichts zu verkaufen hat als sich selbst, und der Reichtum der wenigen, der fortwährend wächst, obgleich sie längst aufgehört haben zu arbeiten.” K. Marx, Kapital I, MEW 23, 741f.

Der Lohnarbeiter ist „persönliche Quelle des Reichtums, aber entblößt von allen Mitteln, diesen Reichtum für sich zu verwirklichen.... Der Arbeiter selbst produziert daher beständig den objektiven Reichtum als Kapital, ihm fremde, ihn beherrschende und ausbeutende Macht, und der Kapitalist produziert ebenso beständig die Arbeitskraft als subjektive, von ihren eignen Vergegenständlichungs- und Verwirklichungsmitteln getrennte, abstrakte, in der bloßen Leiblichkeit des Arbeiters existierende Reichtumsquelle, kurz den Arbeiter als Lohnarbeiter.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 596.

3. Bessere Arbeits- und Lebensbedingungen ändern nichts am Zwang der Lohnarbeit
„Keine Form der Lohnarbeit, obgleich die eine Missstände der anderen beseitigen mag, kann die Missstände der Lohnarbeit selbst beseitigen.
Ein Hebel mag besser den Widerstand der ruhenden Materie überwinden als der andere. Jeder beruht darauf, dass der Widerstand bleibt.“ K. Marx, Grundrisse, 43.

„Gleichzeitig ... sollte die Arbeiterklasse die endgültige Wirksamkeit dieser tagtäglichen gewerkschaftlichen Kämpfe nicht überschätzen. Sie sollte nicht vergessen, dass sie gegen Wirkungen kämpft, nicht aber gegen die Ursachen dieser Wirkungen; dass sie zwar die Abwärtsbewegung verlangsamt, nicht aber ihre Richtung ändert; dass sie Beruhigungsmittel anwendet, die das Übel nicht kurieren. Sie sollte daher nicht ausschließlich in diesem unvermeidlichen Kleinkrieg aufgehen, der aus den nie enden wollenden Gewalttaten des Kapitals oder aus den Marktschwankungen unaufhörlich hervorgeht. Sie sollte begreifen, dass das gegenwärtige System bei all dem Elend, das es über sie verhängt, zugleich schwanger geht mit den materiellen Bedingungen und den gesellschaftlichen Formen, die für eine ökonomische Umgestaltung der Gesellschaft notwendig sind. Statt des konservativen Mottos: ‚Ein guter Lohn für gute Arbeit!’ sollte sie auf ihr Banner die revolutionäre Losung schreiben: ‚Nieder mit dem Lohnsystem!’ K. Marx, Lohn, Preis und Profit, MEW 16, 152.

4. Die produktive Lohnarbeiterklasse und ihre Unterteilungen
Marx unterteilte die Lohnarbeiterklasse nur hinsichtlich ihrer Qualifikation und hinsichtlich ihrer Stellung zur Mehrwert- bzw. Profitproduktion.
4.1. Qualifizierte und unqualifizierte Lohnarbeit
Hinsichtlich der Qualifikation betonte K. Marx die „Scheidung der Arbeiter in geschickte und ungeschickte(K. Marx, Kapital I. MEW 23, 371), soll heißen qualifizierte und unqualifizierte.
In Deutschland haben derzeit von allen Erwerbstätigen rund 25 % keinen Berufsabschluss (niedrig qualifizierte Arbeitskraft), 63 % einen Berufsabschluss (normal qualifizierte Arbeitskraft), 12 % einen Hochschulabschluss (höher qualifizierte Arbeitskraft).
Entsprechend der Marx`schen Werttheorie schafft höherqualifizierte Arbeit auch höheren Wert und damit größeren Mehrwert. Andererseits sind die Ausbildungs- und Reproduktionskosten dieser Arbeitskraft höher, sie muss also auch mit höherem Lohn bezahlt werden.
Lohnunterschiede müssen daher in der Regel auf Qualifikationsunterschiede zurückgeführt werden:

„Andere Unterschiede, z.B. in der Höhe des Arbeitslohns, beruhen großenteils auf dem schon im Eingang zu Buch I, S. 19 erwähnten Unterschied zwischen einfacher und komplizierter Arbeit und berühren, obgleich sie das Los der Arbeiter in verschiedenen Produktionssphären sehr verungleichen, keineswegs den Ausbeutungsgrad der Arbeit in diesen verschiedenen Sphären.
Wird z.B. die Arbeit eines Goldschmieds teurer bezahlt als die eines Taglöhners, so stellt die Mehrarbeit des Goldschmieds ... auch größeren Mehrwert her als die des Taglöhners.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 151. (Heute muss man sagen: Wird z.B. die Arbeit einer Lufthansa-Pilotin teurer bezahlt als die einer Stewardess, so stellt die Mehrarbeit der Pilotin auch größeren Mehrwert für die Lufthansa-Kapitalisten her als die der Stewardess.)

Auch den Begriff
„Arbeiteraristokratie“, in den später viel hineingeheimst wurde, bezog Marx nur auf beste Bezahlung, weil beste Qualifikation: der „bestbezahlte Teil der Arbeiterklasse, ... ihre Aristokratie“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 697. Es hat nichts mit der Marx’schen Klassenanalyse zu tun, wenn der Begriff „Arbeiteraristokratie“ polemisch mit bestimmten Tätigkeiten, z.B. Gewerkschaftsfunktionen, verbunden wird.

4.1.1. In der Marx’schen Unterscheidung von höher- und niedriger qualifizierter Arbeit verschwinden auch alle Unterschiede von Kopf- und Handarbeit
Meist ist Kopfarbeit qualifiziertere Arbeit. Wie jedoch die Werkzeugmaschinen die Dequalifizierung der Großzahl der geschickten Handwerker brachten, so erzwingen heute Computer die Dequalifizierung der Großzahl der Kopfarbeiter.

Ein Kopf-Lohnarbeiter kann einerseits für das Kapital ein fertiges Produkt erstellen, z.B. einen ausgebildeten Schülerkopf an einer Privatschule:
„Steht es frei, ein Beispiel außerhalb der Sphäre der materiellen Produktion zu wählen, so ist ein Lehrer produktiver Arbeiter, wenn er nicht nur Kinderköpfe bearbeitet, sondern sich selbst abarbeitet zur Bereicherung des Unternehmers.
Dass letzterer sein Kapital in einer Lehrfabrik angelegt hat, statt in einer Wurstfabrik, ändert nichts an dem Verhältnis.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 532.

In der Regel aber geht Kopfarbeit als notwendige Teilarbeit in die kombinierte Arbeit des produktiven Gesamtarbeiters eines Unternehmens oder der ganzen Gesellschaft ein:
„Wie im Natursystem Kopf und Hand zusammengehören, vereint der Arbeitsprozess Kopfarbeit und Handarbeit. ... Das Produkt verwandelt sich überhaupt aus dem unmittelbaren Produkt des individuellen Produzenten in ein gesellschaftliches, in das gemeinsame Produkt eines Gesamtarbeiters, d.h. eines kombinierten Arbeitspersonals, dessen Glieder der Handhabung des Arbeitsgegenstandes näher oder ferner stehen...
Um produktiv zu arbeiten, ist es nun nicht mehr nötig, selbst Hand anzulegen; es genügt, Organ des Gesamtarbeiters zu sein, irgendeine seiner Unterfunktionen zu vollziehen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 531.
Vergleiche dazu: Punkt 2.1. Moderne Lohnarbeiter sind kollektive, vergesellschaftete Arbeiter.

4.2. Je nachdem ob ein Arbeiter direkt Mehrwert produziert oder den geschaffenen Mehrwert realisieren hilft und damit Profit vergrößert, unterschied Marx die direkt produktiven Lohnarbeiter von den indirekt produktiven Lohnarbeitern, den „kommerziellen Arbeitern“ oder Zirkulationsarbeitern.
„Der Arbeiter produziert nicht für sich, sondern für das Kapital. Es genügt daher nicht länger, dass er überhaupt produziert. Er muss Mehrwert produzieren. Nur der Arbeiter ist produktiv, der Mehrwert für den Kapitalisten produziert oder zur Selbsterhaltung des Kapitals dient.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 532.
Wer „Mehrwert für den Kapitalisten produziert“ ist direkt produktiv. Es ist jedoch aus der Wertlehre bekannt, dass innerhalb der Zirkulation (Handel, Banken, Versicherungen etc.) nur ausnahmsweise Mehrwert produziert wird. Manche Marxisten haben daher vereinfachend diesen ganzen Bereich als „unproduktiv“ und die dortigen Lohnarbeiter als „unproduktive Arbeiter“ bezeichnet.
Diese absurde Ansicht, geht davon aus, dass das Kapital überhaupt „unproduktive Arbeiter“ beschäftigen würde, also Arbeiter, die das vorgeschossene Kapital nicht vergrößern. Diese absurde Ansicht, rechnet zwar die Bank- und Handelskapitalisten zur Kapitalistenklasse, nicht aber die Lohnarbeiter dieser Kapitalisten zur produktiven Lohnarbeiterklasse.
Richtig ist, dass in Handel, Banken und Versicherungen in der Regel kein Mehrwert produziert wird, aber dennoch wird hier kapitalistischer Profit vergrößert. Diese Bereiche sind für das Gesellschaftskapital (indirekt) produktiv, weil sie
„zur Selbsterhaltung des Kapitals dienen“.
„Dass Ursachen den Profit erhöhen oder erniedrigen, überhaupt beeinflussen können, wenn der Mehrwert gegeben ist, übersieht Ricardo.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 378. Und mit Ricardo übersehen das viele Marxisten. Für sie gilt auch, was Marx von Ricardo sagte:„Der Unterschied des Profits vom Mehrwert existiert für Ricardo nicht, Beweis, dass er weder über die Natur des einen noch des anderen klar ist. K. Marx, Grundrisse, 450. Wenn der Mehrwert gegeben ist, so beeinflusst doch die schnellere oder kürzere Umschlagszeit des Kapitals wie die Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals die Profitrate. (vgl. dazu: 4. und 5. Kapitel des Kapital III, MEW 25).
Die spezielle Aufgabe der Zirkulationsarbeiter ist es gerade, entweder die Zirkulationszeit des Kapitals zu beschleunigen (Handel, Banken) oder die Kosten für das konstante Kapital zu senken (Buchhaltung, Versicherung etc.). Indem sie das tun, vergrößern sie die Profitrate des Kapitals, vergrößern den Profit und vermehren das Kapital.

„Es fragt sich jetzt: Wie verhält es sich mit den kaufmännischen Lohnarbeitern, die der kaufmännische Kapitalist, hier der Warenhändler, beschäftigt?
Nach einer Seite hin ist ein solcher kaufmännischer Arbeiter Lohnarbeiter wie ein anderer. Erstens, insofern die Arbeit gekauft wird vom variablen Kapital des Kaufmanns, nicht von dem als privater Konsum verausgabten Geld, und daher auch nur gekauft wird nicht für Privatbedienung, sondern zum Zweck der Selbstverwertung des darin vorgeschossenen Kapitals.
Zweitens, sofern der Wert seiner Arbeitskraft und daher sein Arbeitslohn bestimmt ist, wie bei allen anderen Lohnarbeitern, durch die Produktions- und Reproduktionskosten seiner spezifischen Arbeitskraft, nicht durch das Produkt seiner Arbeit.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 303f.

Falls ein Produktionsunternehmen einen kommerziellen Arbeiter als Einkäufer, Buchhalter oder Verkäufer beschäftigt, so trägt dieser zur Vergrößerung des gesellschaftlichen Profits der Kapitalistenklasse bei, „nicht indem er direkt Mehrwert schafft, aber indem der die Kosten der Realisierung des Mehrwerts vermindern hilft...“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 311.
Soweit diese kommerziellen Arbeiter in Handel, Banken und Versicherungen beschäftigt sind, sind ihre Lohnkosten „für das merkantile Kapital eine produktive Anlage. Also ist auch die kommerzielle Arbeit, die es kauft, für es unmittelbar produktiv.“ K. Marx, Kapital III, 313.

Die Unterscheidung von direkt produktiven Produktions- und indirekt produktiven Zirkulationsarbeitern spielt insofern eine ökonomische Rolle, weil die relative Zahl der Zirkulationsarbeiter mit Entwicklung des Kapitalismus tendenziell abnimmt:
„Das industrielle Kapital verhält sich ... nicht in derselben Weise zu seinen kommerziellen wie zu seinen produktiven Lohnarbeitern. Je mehr von diesen letzteren bei sonst gleichbleibenden Umständen angewandt werden, um so massenhafter die Produktion, um so größer der Mehrwert oder Profit. Umgekehrt dagegen bei seinen kommerziellen Arbeitern.“ K. Marx, Kapital III, 310f.
Mit der Beseitigung der Warenproduktion fallen mit der Zirkulationsarbeit auch die Zirkulationsarbeiter ganz weg.

Eine Nebenrolle spielte diese Unterscheidung von Produktionsarbeiter und Zirkulationsarbeiter insofern diese Unterscheidung historisch mit dem Unterschied von höher und niedriger qualifizierten Arbeit bzw. mit der künstlichen Unterscheidung von Arbeitern und Angestellten zusammenfiel. Vor allem in Großunternehmen waren die Zirkulationsarbeiter als Einkäufer, Buchhalter, Verkäufer etc. wie die Bankangestellten meist höher qualifizierte Lohnarbeiter:
„Der eigentlich kaufmännische Arbeiter (= Angestellte) gehört zu der besser bezahlten Klasse von Lohnarbeitern, zu denen, deren Arbeit geschickte Arbeit ist, die über der Durchschnittsarbeit steht.
Indes hat der Lohn die Tendenz zu fallen, selbst im Verhältnis zur Durchschnittsarbeit, im Fortschritt der kapitalistischen Produktionsweise. Teils durch Teilung der Arbeit innerhalb des Kontors...
Zweitens, weil die Vorbildung, Handels- und Sprachkenntnisse usw. mit dem Fortschritt der Wissenschaft und Volksbildung immer rascher, leichter, allgemeiner, billiger reproduziert werden...
Die Verallgemeinerung des Volksunterrichts erlaubt, diese Sorte aus Klassen zu rekrutieren, die früher davon ausgeschlossen, an schlechtere Lebensweise gewöhnt waren. Dazu vermehrt sie den Zudrang und damit die Konkurrenz.
Mit einigen Ausnahmen entwertet sich daher im Fortgang der kapitalistischen Produktion die Arbeitskraft dieser Leute; ihr Lohn sinkt, während ihre Arbeitsfähigkeit zunimmt.“ K. Marx, Kapital III, 311f.

5. Nicht zur Lohnarbeiterklasse rechnete Marx die „Lumpenproletarier“ und die öffentliche und private Dienerklasse.
5.1. Lumpenproletariat
„So kann auch der einzelne Arbeiter aufhören, auf seine Arbeit angewiesen zu sein; er kann Geld erben, stehlen etc. Aber dann hört er auf Arbeiter zu sein.“ K. Marx, Grundrisse, 211.

Zum Lumpenproletariat gehört - freiwillig oder nicht - , wer besitzlos ist und nicht arbeiten kann oder nicht arbeiten will: „der Spitzbube, Gauner, Bettler, der Unbeschäftigte, der verhungernde, der elende und verbrecherische Arbeitsmensch“. K. Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte, MEW 40, 523.
Diese Leute werden manchmal als „echte Proletarier“ oder als „Lebenskünstler“ romantisiert, sie leben aber nur „auf Kosten der arbeitenden Nation“. K. Marx, Der achtzehnte Brumaire, MEW 8, 161.

5.2. Öffentliche und private Dienerklasse
5.2.1. Private Bedientenklasse
Wer keine eigenen Produktionsmittel besitzt, muss vom Verkauf seiner Arbeitskraft leben. Aber nicht alle diese Lohnarbeiter gehören zur Lohnarbeiterklasse. Marx trennte davon die „Bedientenklasse, die direkten Lohnarbeiter der müßigen Kapitalisten“ ab. K. Marx, Kapital II, MEW 24, 481.
Diese Bediensteten sind der von dem Mehrprodukt lebende „Teil der dienenden Klasse, der nicht von Kapital, sondern von Revenue (privater Konsum der Ausbeuter) lebt“. K. Marx, Grundrisse, 305 Anm.
Es besteht ein „wesentlicher Unterschied“ zwischen „dieser dienenden und der arbeitenden Klasse“. K. Marx, Grundrisse, 305 Anm.
Dieser wesentliche Unterschied betrifft die Unterscheidung von produktiver und unproduktiver Arbeit, die Marx wie Smith allein vom Standpunkt des Kapitals aus traf: „Produktiv“ ist die Vergrößerung des kapitalistischen Reichtums, „unproduktiv“ ist der Verzehr des kapitalistischen Reichtums.
Unter Berufung auf A. Smith schrieb Marx: „
Nur die Arbeit, die Kapital produziert, ist produktive Arbeit.K. Marx, Theorien über produktive und unproduktive Arbeit, MEW 26.1, 126.
Damit ist auch absolut festgesetzt, was unproduktive Arbeit ist. Es ist Arbeit, die sich nicht gegen Kapital, sondern unmittelbar gegen Revenue austauscht, also gegen Lohn oder Profit (natürlich auch gegen die verschiedenen Rubriken, die als Teilhaber am Profit des Kapitalisten partizipieren, wie Zins und Renten).“ K. Marx, Theorien über produktive und unproduktive Arbeit, MEW 26.1, 127.
Revenue sind hier die private Konsumausgaben aller Gesellschaftsklassen einschließlich der Lohnarbeiter. Im „Kapital“ wird von Marx mit „Revenue“ jedoch nur der Konsumtionsfonds der Ausbeuterklassen bezeichnet.
Ein Schauspieler z.B. ... ist hiernach ein produktiver Arbeiter, wenn er im Dienst eines Kapitalisten ... arbeitet, dem er mehr Arbeit zurückgibt, als er in der Form des Lohns von ihm erhält, während ein Flickschneider, der zu dem Kapitalisten ins Haus kommt und ihm seine Hosen flickt, ... ein unproduktiver Arbeiter ist.
Die Arbeit des ersteren tauscht sich gegen Kapital aus, die des zweiten gegen Revenue. Die erstere schafft Mehrwert; in der zweiten verzehrt sich eine Revenue.“ K. Marx, Theorien über produktive und unproduktive Arbeit, MEW 26.1, 127.
„Unproduktive Arbeiter“ sind also solche, die vom privaten Reichtum der Kapitalisten zehren. Man sieht, das hat nicht das Geringste zu tun mit der Arbeit der Zirkulationsarbeiter.

Zu dieser unproduktiven, weil vom privaten Reichtum zehrenden, aber lohnabhängigen Dienerklasse gehören das gesamte Hauspersonal der Reichen, ihre Geliebten und alle anderen, die aus den Privatschatullen (= Revenue) der Kapitalisten und Grundbesitzer leben und nur dazu da sind, den Reichen das Leben angenehm zu machen.
Gemeinsam mit allen Lohnarbeitern haben diese unproduktiven Dienstleister, dass sie von eigener Arbeit leben müssen. Aber ihren Lohn zahlen die Kapitalisten nicht als Vorschuss aus ihrem Kapital, um von ihnen ein vergrößertes Produkt und daraus ein vermehrtes Kapital zu erhalten. Die Kapitalisten und Grundbesitzer bezahlen diese Dienstleister aus ihrem privaten Konsumtionsfonds für private Bedienung. Daher haben diese Bediensteten gemeinsame Interessen mit ihren Herren: Je reicher ihr Herr, desto mehr fällt auch für den Bedienten ab. Sie empfangen „
für ihre Dienste einen Teil der Luxusausgabe der Kapitalisten ... (diese Arbeiter selbst sind insgesamt Luxusartikel) ...“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 409.
Und als kapitalistische „Luxusartikel“ werden diese Arbeiter mit Beseitigung des Kapitals verschwinden.
Im England von 1861 war diese lohnabhängige Bedientenklasse zahlenmäßig größer als die produktive Arbeiterklasse. Heute macht ihr Anteil an der Erwerbsbevölkerung in Deutschland nur noch rund 5 % aus, weil der private Luxus der Reichen nicht mehr wie früher in jedem Haushalt in Form von Bediensteten vorrätig gehalten wird, sondern zunehmend als Ware bzw. Dienstleistung gekauft wird: Beim Schönheitschirurg, im Luxus-Restaurant, beim privaten Flugdienst, im Luxushotel usw.

5.2.2. Öffentliche Dienerklasse (Staatsdiener)
Zu dieser unproduktiven, aber lohnabhängigen Bedientenklasse zählte Marx auch alle Staatsdiener - ausgenommen die produktiven Arbeiter im Staatsdienst bei der Bahn, der Post usw.
Im ersten Band des Kapitals rechnete Karl Marx „
Regierung, Pfaffen, Juristen, Militär usw.(K. Marx, Kapital I, MEW 23, 469) ausdrücklich aus der produktiven Lohnarbeiterklasse heraus.
In den „Grundrissen der Kritik der Politischen Ökonomie“ heißt es über die private und öffentliche Dienerklasse: „
In der bürgerlichen Gesellschaft selbst gehört in diese Rubrik aller Austausch persönlicher Dienstleistungen - auch Arbeit für persönlichen Konsum, Kochen, Nähen etc. Gartenarbeit etc. bis herauf zu den sämtlichen unproduktiven Klassen, Staatsdiener, Ärzte, Advokaten, Gelehrte etc. - gegen Revenue in diese Kategorie. Alles Hauspersonal etc. Alle diese Arbeiter, vom geringsten bis zum höchsten, vermitteln sich durch ihre Dienstleistungen - oft aufgezwungene - einen Anteil am Mehrprodukt, an der Revenue des Kapitalisten. Es fällt aber niemand ein zu denken, dass durch Austausch seiner Revenue gegen solche Dienstleistungen, d.h. durch seinen Privatkonsum, der Kapitalist sich als Kapital setzt. Er verausgabt vielmehr dadurch die Früchte seines Kapitals.“ K. Marx, Grundrisse, 372.

Zu Marx Zeiten wurden die Staatsdiener noch hauptsächlich durch Besteuerung der Reichen bezahlt. Dass heute die Lohnarbeiter die Staatsmacht durch Lohn- und Verbrauchssteuern weitgehend mitfinanzieren, ist nur ein doppeltes Ärgernis und bewirkt keineswegs, dass Legislative und Exekutive, dass Parlamentarier, Richter, Polizisten oder Professoren auf Seiten der Lohnarbeiter stehen. Die Erhaltung und der Ausbau des Staatsapparates fügt der „direkten ökonomischen Ausbeutung eine zweite Ausbeutung des Volkes hinzu.K. Marx, Bürgerkrieg in Frankreich, MEW 17, 540.
Dabei werden die „Gebildeten der Massen“ gerne „in die unteren Stellen der Hierarchie“ (K. Marx, Bürgerkrieg in Frankreich, MEW 17, 544) aufgenommen:
Je mehr eine herrschende Klasse fähig ist, die bedeutendsten Männer der beherrschten Klasse in sich aufzunehmen, desto solider und gefährlicher ist ihre Herrschaft.K. Marx, Kapital III, MEW 25, 614.
Die höheren Stellen des Staates sind in der Regel den Bourgeoiskindern und ihrer Klientel vorbehalten. So ergänzt die herrschende Klasse „in der Form von Staatsgehalten, was sie nicht in der Form von Profiten, Zinsen, Renten und Honoraren einstecken kann.“ K. Marx, Der achtzehnte Brumaire ..., MEW 8, 151.

Die gesamte Beamtenschaft ist in sich ein Hindernis für die Emanzipation der Gesellschaft. Ihre hoheitlichen, bevormundenden Funktionen werden ganz verschwinden. Funktionen, die für die Gesellschaft nützlich sind, werden von behördlicher Bevormundung befreit, d.h. unter die direkte Kontrolle des Volkes gestellt werden.
Marx nahm an, dass die lohnabhängige Bedientenklasse - einschließlich der Staatsdiener - im Kapitalismus anwächst:
Endlich erlaubt die außerordentlich erhöhte Produktivkraft in den Sphären der großen Industrie, begleitet, wie sie ist, von intensiv und extensiv gesteigerter Ausbeutung der Arbeitskraft in allen übrigen Produktionssphären, einen stets größeren Teil der Arbeiterklasse unproduktiv zu verwenden ...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 469.

6. Anteil der Lohnarbeiter an der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft
Nach dem Verständnis von Karl Marx von der „Lohnarbeiterklasse“ (= „modernes Proletariat“) ergibt sich ungefähr folgende soziale Zusammensetzung (Klassenstruktur) der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft - wegen der absichtsvoll ungenauen bürgerlichen Statistik ist eine Fehlerquote von plus/minus 1,5 % einzukalkulieren:

- Kapitalistenklasse und Grundbesitzer: 3 %.
- Traditionelle selbstarbeitende Eigentümer: 7 %;
- unproduktive Dienerklasse (mit Beamten): 12 %;
- Lumpenproletariat: 1 %;
- Produktive Lohnarbeiterklasse: 77 %;

7. Emanzipation der Lohnarbeiter ist nur möglich durch Abschaffung der Lohnarbeit
„...Die fortschreitende industrielle Entwicklung (hat) ... die Einzelarbeit in allen großen Industriezweigen längst vernichtet ... und vernichtet sie in den kleineren und kleinsten Zweigen täglich mehr; die industrielle Entwicklung setzt an ihre Stelle die gesellschaftliche Arbeit..., unterstützt von Maschinen und dienstbar gemachten Naturkräften, deren fertiges, sofort austauschbares oder verbrauchbares Produkt das gemeinsame Werk vieler Einzelner ist, durch deren Hände (und Köpfe) es hat gehen müssen.
Und gerade durch diese industrielle Revolution hat die Produktionskraft der menschlichen Arbeit einen solchen Höhegrad erreicht, dass die Möglichkeit gegeben ist - zum erstenmal, solange Menschen existieren -, bei verständiger Verteilung der Arbeit unter alle, nicht nur genug für die reichliche Konsumtion aller Gesellschaftsmitglieder und für einen ausgiebigen Reservefonds hervorzubringen, sondern auch jedem Einzelnen hinreichend Muße zu lassen, damit dasjenige, was aus der geschichtlich überkommenen Bildung - Wissenschaft, Kunst, Umgangsformen usw. - wirklich wert ist, erhalten zu werden, nicht nur erhalten, sondern aus einem Monopol der herrschenden Klasse in ein Gemeingut der ganzen Gesellschaft verwandelt und weiter vorgebildet werde. (Und mit dem Monopol auf Bildung und Kenntnisse wird auch jedes Monopol auf Leitungsfunktionen beseitigt. wb)
Und hier liegt der entscheidende Punkt. Sobald die Produktionskraft der menschlichen Arbeit sich bis auf diesen Höhegrad entwickelt hat, verschwindet jeder Vorwand für den Bestand einer herrschenden Klasse. War doch der letzte Grund, womit der Klassenunterschied verteidigt wurde, stets: Es muss eine Klasse geben, die sich nicht mit der Produktion ihres täglichen Lebensunterhalts abzuplacken hat, damit sie Zeit behält, die geistige Arbeit der Gesellschaft zu besorgen. Diesem Gerede, das bisher seine große geschichtliche Berechtigung hatte, ist durch die industrielle Revolution der letzten hundert Jahre ein für allemal die Wurzel abgeschnitten.“ F. Engels, Wohnungsfrage, MEW 18, 220f.

„Aber wenn hiernach die Einteilung in Klassen eine gewisse geschichtliche Berechtigung hat, so hat sie eine solche doch nur für einen gegebenen Zeitraum, für gegebene gesellschaftliche Bedingungen. Sie gründet sich auf die Unzulänglichkeit der Produktion; sie wird weggefegt werden durch die volle Entfaltung der modernen Produktivkräfte.
Und in der Tat hat die Abschaffung der gesellschaftlichen Klassen zur Voraussetzung einen geschichtlichen Entwicklungsgrad, auf dem das Bestehen nicht bloß dieser oder jener bestimmten herrschenden Klasse, sondern einer herrschenden Klasse überhaupt, also des Klassenunterschiedes selbst ... veraltet ist.
Sie hat also zur Voraussetzung einen Höhegrad der Entwicklung der Produktion, auf dem die Aneignung der Produktionsmittel und Produkte und damit der politischen Herrschaft, des Monopols der Bildung und der geistigen Leitung durch eine besondere Gesellschaftsklasse nicht nur überflüssig, sondern auch ökonomisch, politisch und intellektuell ein Hindernis der Entwicklung geworden ist.
Dieser Punkt ist jetzt erreicht.“ F. Engels, Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, MEW 19, 225.

„Die freie Arbeit entwickelt sich innerhalb der kapitalistischen Produktion als gesellschaftliche Arbeit. Dass sie Eigentümer der Produktionsbedingungen wird, heißt also, dass diese den vergesellschafteten Arbeitern gehören und diese als solche produzieren, ihre eigene Produktion ... sich als vergesellschaftete unterordnen.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 514.

„Wir anerkennen die Kooperativbewegung als eine der Triebkräfte zur Umwandlung der gegenwärtigen Gesellschaft; die auf Klassengegensätzen beruht. Ihr großes Verdienst besteht darin, praktisch zu zeigen, dass das bestehende despotische und Armut hervorbringende System der Unterjochung der Arbeit unter das Kapital verdrängt werden kann durch das demokratische und segensreiche System der Assoziation von freien und gleichen Produzenten.“ K. Marx, Forderungen der IAA, MEW 16, 195.

„Und dass wir beim Übergang in die volle kommunistische Wirtschaft den genossenschaftlichen Betrieb als Mittelstufe in ausgedehntem Maß werden anwenden müssen, daran haben Marx und ich nie gezweifelt.
Nur muss die Sache so eingerichtet werden, dass die Gesellschaft ... das Eigentum an den Produktionsmitteln behält und so die Sonderinteressen der Genossenschaft, gegenüber der Gesellschaft im Ganzen, sich nicht festsetzen können.“ F. Engels an Bebel, 20.1.1886. MEW 36, 426.

„Dies ist der sehr große Unterschied: Ob die vorhandenen Produktionsmittel den Arbeitenden als Kapital gegenüberstehen, ... ob diese Produktionsmittel sie beschäftigen, oder ob sie, als Subjekte, die Produktionsmittel - im Akkusativ - anwenden, um Reichtum für sich selbst zu erzeugen.
Natürlich ist dabei vorausgesetzt, dass die kapitalistische Produktion bereits die Produktivkräfte der Arbeit überhaupt zu der nötigen Höhe entwickelt hat, worauf diese Revolution eintreten kann.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 583.

„... die Gesellschaft (konnte) doch niemals ohne eine Klasse von Produzenten leben. Diese Klasse ist also unter allen Umständen notwendig - wenn auch die Zeit kommen muss, in der sie nicht länger eine Klasse sein, sondern die ganze Gesellschaft umfassen wird.“ F. Engels, Gesellschaftsklassen, MEW 19, 287.

„Einmal die Arbeit emanzipiert, so wird jeder Mensch ein Arbeiter, und produktive Arbeit hört auf, eine Klasseneigenschaft zu sein."  K. Marx, Bürgerkrieg in Frankreich, 1871, MEW 17, 342.

„Im planmäßigen Zusammenwirken mit andern streift der Arbeiter seine individuellen Schranken ab und entwickelt sein Gattungsvermögen.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 349.

„Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die Produzenten ...
Der Kampf ums Einzeldasein hört auf. Damit erst scheidet der Mensch, in gewissem Sinn, endgültig aus dem Tierreich, tritt aus tierischen Daseinsbedingungen in wirklich menschliche. Der Umkreis der die Menschen umgebenden Lebensbedingungen, der die Menschen bis jetzt beherrschte, tritt jetzt unter die Herrschaft und Kontrolle der Menschen, die nun zum ersten Male bewusste, wirkliche Herren der Natur, weil und indem sie Herren ihrer eigenen Vergesellschaftung werden.
Die Gesetze ihres eigenen gesellschaftlichen Tuns, die ihnen bisher als fremde, sie beherrschende Naturgesetze gegenüberstanden, werden dann von den Menschen mit voller Sachkenntnis angewandt und damit beherrscht. Die eigene Vergesellschaftung der Menschen, die ihnen bisher als von Natur und Geschichte aufgezwungen gegenüberstand, wird jetzt ihre eigene freie Tat. Die objektiven, fremden Mächte, die bisher die Geschichte beherrschten, treten unter die Kontrolle der Menschen selbst.
Erst von da an werden die Menschen ihre Geschichte mit vollem Bewusstsein selbst machen, erst von da an werden die von ihnen in Bewegung gesetzten gesellschaftlichen Ursachen vorwiegend und in stets steigendem Maße auch die von ihnen gewollten Wirkungen haben.
Es ist der Sprung der Menschheit aus dem Reiche der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit.“ F. Engels Anti-Dühring, MEW 20, 264.

„Der Kommunismus unterscheidet sich von allen bisherigen Bewegungen dadurch, dass er die Grundlage aller bisherigen Produktions- und Verkehrsverhältnisse umwälzt und alle naturwüchsigen Voraussetzungen zum ersten Mal mit Bewusstsein als Geschöpfe der bisherigen Menschen behandelt, ihrer Naturwüchsigkeit entkleidet und der Macht der vereinigten Individuen unterwirft.“ K. Marx, Deutsche Ideologie, MEW 3, 70.

Wo es dem Verständnis dient, habe ich die Rechtschreibung, veraltete Fremdwörter, Maßeinheiten und Zahlenangaben modernisiert. Diese und alle erklärenden Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Wal Buchenberg, 23.5.2002