Lohnarbeiter
Inhalt:
1. Ein
Lohnarbeiter ist ein scheinbar freier Verkäufer seiner Arbeitskraft an das
Kapital.
1.1. Scheinbar beruht Lohnarbeit auf einem freien Vertrag: Der
Lohnarbeiter verkauft die Vernutzung seiner Arbeitskraft (Gebrauchswert
seiner Arbeitskraft) und erhält dafür Lohn für seinen Lebensunterhalt
(Preis bzw. Tauschwert seiner Arbeitskraft).
1.1.1. Historische
Vorläufer der Lohnarbeiter
1.2. Der Lohnarbeiter ist ständiger
Verkäufer seiner Arbeitskraft, der Kapitalist ständiger Käufer. Die
Verhältnisse sorgen „automatisch“ dafür, dass das so bleibt. Die
Lohnarbeiter sind nur „geistbegabte Produktionsinstrumente“ für das
Kapital (K. Marx).
2. Besonderheiten der modernen
Lohnarbeiter
2.1. Moderne Lohnarbeiter sind kollektive,
vergesellschaftete Arbeiter. Kollektive Arbeit verbindet die begrenzten
Fähigkeiten und Kenntnisse jedes einzelnen Lohnarbeiters zu der
staunenswerten Geschicklichkeit und den wissenschaftlichen Kenntnissen
eines produktiven Gesamtarbeiters, dessen Produkte alle Genieleistungen
der handwerklichen, individuellen Produktionsweise in den Schatten
stellen.
2.2. Ständiger Wechsel der Arbeit und Gleichgültigkeit gegen
den Inhalt der Arbeit unterscheidet die modernen Lohnarbeiter vom
handwerklichen Einzelarbeiter.
2.2.1. Die handwerkliche
Produktionsweise hatte die Arbeiter an einen einzigen Beruf und einen
einzigen Meister gefesselt.
2.2.2. Die werkstattmäßige Produktion
(Manufaktur) des Frühkapitalismus befreite die Lohnarbeiter zwar von ihrer
lebenslangen Bindung an einen Meister, fesselte sie aber ein eine einzige
Teiltätigkeit.
2.2.3. Erst die maschinelle Großproduktion schafft die
Voraussetzung für die Befreiung der Arbeiter von der Fesselung an eine
Teiltätigkeit und macht sie mobil innerhalb der Fabrik wie innerhalb aller
Wirtschaftszweige. Ständiger Wechsel der Arbeit, ständiger Fluss der
Aufgaben, ist das Grundgesetz der modernen Industrie.
2.3. Der
Lohnarbeiter ist ein potentieller Armer, der Reichtum schafft für andere.
Keine Lohnarbeit mehr zu finden, und damit wirklich arm zu werden, ist
seine ständige Gefahr. Die Gefahr, arbeitslos und arm zu werden, wächst
mit dem Wachstum der kapitalistischen Produktivkräfte, die Arbeitskraft
zunehmend überflüssig macht.
3. Bessere Arbeits- und
Lebensbedingungen ändern nichts am Zwang der Lohnarbeit
4. Die
produktive Lohnarbeiterklasse und ihre Unterteilungen
Marx unterteilte
die Lohnarbeiterklasse nur hinsichtlich ihrer Qualifikation und
hinsichtlich ihrer Stellung zur Mehrwert- bzw. Profitproduktion.
4.1.
Qualifizierte und unqualifizierte Lohnarbeit
4.1.1. In der Marx’schen
Unterscheidung von höher- und niedriger qualifizierter Arbeit verschwinden
auch alle Unterschiede von Kopf- und Handarbeit
4.2. Je nachdem ob ein
Arbeiter direkt Mehrwert produziert oder den geschaffenen Mehrwert
realisieren hilft und damit Profit vergrößert, unterschied Marx die direkt
produktiven Lohnarbeiter von den indirekt produktiven Lohnarbeitern, den
„kommerziellen Arbeitern“ oder Zirkulationsarbeitern.
5. Nicht zur
Lohnarbeiterklasse rechnete Marx die „Lumpenproletarier“ und die
öffentliche und private Dienerklasse.
5.1. Lumpenproletariat
5.2.
Öffentliche und private Dienerklasse
5.2.1. Private
Bedientenklasse
5.2.2. Öffentliche Dienerklasse
(Staatsdiener)
6. Anteil der Lohnarbeiter an der gegenwärtigen
deutschen Gesellschaft
7. Emanzipation der Lohnarbeiter ist nur
möglich durch Abschaffung der Lohnarbeit
Text:
1. Ein
Lohnarbeiter ist ein scheinbar freier Verkäufer seiner Arbeitskraft an das
Kapital.
1.1. Scheinbar beruht Lohnarbeit auf einem freien Vertrag: Der
Lohnarbeiter verkauft die Vernutzung seiner Arbeitskraft (Gebrauchswert
seiner Arbeitskraft) und erhält dafür Lohn für seinen Lebensunterhalt
(Preis bzw. Tauschwert seiner Arbeitskraft).
„Der Austausch des
Arbeiters mit dem Kapitalisten ist ein einfacher Austausch; jeder erhält
einen Gegenwert; der eine Geld (=Lohn), der andere eine Ware
..., für die er bezahlt;
was der Kapitalist in diesem einfachen
Austausch erhält, ist ein Gebrauchswert: Disposition
(Verfügungsgewalt) über fremde Arbeit. ...
Was der
Arbeiter verkauft, ist die Verfügungsgewalt über seine
Arbeitskraft, die eine ganz bestimmte ist, bestimmte
Kunstfertigkeit etc.
Es ist ganz gleichgültig, was der Kapitalist mit
seiner Arbeit macht... Wenn der Kapitalist sich begnügte mit der bloßen
Dispositionsfähigkeit, ohne den Arbeiter wirklich arbeiten zu lassen, z.B.
um seine Arbeit in Reserve zu haben etc. oder seinem Konkurrenten die
Dispositionsfähigkeit zu entziehen (wie z.B. Schauspieldirektoren
Sängerinnen für eine Saison kaufen, nicht um sie singen zu lassen, sondern
damit sie nicht auf einem Konkurrenztheater singt), so hat der Austausch
vollständig stattgefunden. ...
Die weitere Darstellung, wie der
Arbeitslohn gemessen wird, gleich allen anderen Waren, durch die
Arbeitszeit, die nötig ist, um den Arbeiter als solchen zu produzieren,
gehört noch nicht hierher.“ K. Marx, Grundrisse, 193f.
„Unter
Arbeitskraft oder Arbeitsvermögen verstehen wir den Inbegriff der
physischen und geistigen Fähigkeiten, die in der Leiblichkeit, der
lebendigen Persönlichkeit eines Menschen existieren und die er in Bewegung
setzt, sooft er Gebrauchswerte irgendeiner Art produziert.
Damit jedoch
der kapitalistische Geldbesitzer die Arbeitskraft als Ware auf dem
Markt vorfinde, müssen verschiedene Bedingungen erfüllt sein. Der
Warenaustausch schließt an und für sich keine anderen
Abhängigkeitsverhältnisse ein als die aus seiner eigenen Natur
entspringenden. Unter diesen Voraussetzungen kann die Arbeitskraft als
Ware nur auf dem Markt erscheinen, sofern und weil sie von ihrem eigenen
Besitzer, der Person, deren Arbeitskraft sie ist, als Ware
angeboten oder verkauft wird. Damit ihr Besitzer sie als Ware
verkaufe, muss er über sie verfügen können, also freier Eigentümer seines
Arbeitsvermögens, seiner Person sein.
Er und der Geldbesitzer begegnen
sich auf dem Markt und treten in Verhältnis zueinander als ebenbürtige
Warenbesitzer, nur dadurch unterschieden, dass der eine Käufer, der andere
Verkäufer ist, beide also juristisch gleiche Personen sind. Die
Fortdauer dieses Verhältnisses macht es nötig, dass der Eigentümer
der Arbeitskraft sie stets nur für bestimmte Zeit verkaufe, denn verkauft
er sie in Bausch und Bogen, ein für allemal, so verkauft er sich selbst,
verwandelt sich aus einem Freien in einen Sklaven, aus einem Warenbesitzer
in einer Ware. Er als Person muss sich beständig zu seiner Arbeitskraft
als seinem Eigentum und daher seiner eigenen Ware verhalten, und das kann
er nur, soweit er sie dem Käufer stets nur vorübergehend, für einen
bestimmten Zeitraum, zur Verfügung stellt, zum Verbrauch überlässt, also
durch ihre Veräußerung nicht auf sein Eigentum an ihr verzichtet.
Die
zweite wesentliche Bedingung, damit der Geldbesitzer die Arbeitskraft auf
dem Markt als Ware vorfinde, ist die, dass ihr Besitzer, statt Waren
verkaufen zu können, worin sich seine Arbeit vergegenständlicht hat,
vielmehr seine Arbeitskraft selbst, die nur in seiner lebendigen
Leiblichkeit existiert, als Ware anbieten muss.
Damit jemand von
seiner Arbeitskraft unterschiedene Waren verkaufen kann, muss er
natürlich Produktionsmittel besitzen, z.B. Rohstoffe, Arbeitsinstrumente
usw. Er kann keine Stiefel machen ohne Leder. Er bedarf außerdem
Lebensmittel. Niemand ... kann von Produkten der Zukunft zehren, ... und
wie am ersten Tag seiner Erscheinung auf der Erdbühne, muss der Mensch
noch jeden Tag konsumieren, bevor und während er produziert.
Werden die
Produkte als Waren produziert, so müssen sie verkauft werden, nachdem sie
produziert sind, und können die Bedürfnisse des Produzenten erst nach dem
Verkauf befriedigen. Zur Produktionszeit kommt die für den Verkauf nötige
Zeit hinzu. (Vom Kredit einmal abgesehen.)
Zur Verwandlung von
Geld in Kapital muss der kapitalistische Geldbesitzer also den
freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei in dem Doppelsinn, dass
er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, dass
er andererseits andere Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei
ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen.
...
Eins ist jedoch klar. Die Natur produziert nicht auf der einen
Seite Geld- oder Warenbesitzer und auf der anderen Seite bloße Besitzer
der eigenen Arbeitskräfte. Dies Verhältnis ist kein naturgeschichtliches
und ebenso wenig ein gesellschaftliches, das allen Geschichtsperioden
gemein wäre. Es ist offenbar selbst das Resultat einer vorausgegangenen
historischen Entwicklung, das Produkt vieler ökonomischen Umwälzungen, des
Untergangs einer ganzen Reihe älterer Formationen der gesellschaftlichen
Produktion.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 181-183.
„Eigentümer
seiner Arbeitskraft ist der Arbeiter, solange er als Verkäufer derselben
mit dem Kapitalist marktet, und er kann nur verkaufen, was er besitzt,
sein individuelle, vereinzelte Arbeitskraft.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23,
352.
1.1.1. Historische Vorläufer der Lohnarbeiter
„In
Zeiten der Auflösung vorbürgerlicher Verhältnisse kommen sporadisch
freie Arbeiter vor, deren Dienstleistung gekauft wird, nicht zum Zweck der
Konsumtion, sondern der Produktion; aber erstens auf großer
Stufenleiter selbst nur zur Produktion von unmittelbaren
Gebrauchswerten; nicht von Werten; und zweitens, wenn der
Adelige z.B. den freien Arbeiter zuzieht zu seinen Leibeigenen, auch Teil
seines Produkts wieder verkauft, und der freie Arbeiter ihm so Wert
schaffte, so findet dieser Austausch nur für den Überfluss statt und
geschieht nur im Interesse des Überflusses, der Luxuskonsumtion;
ist also im Grunde genommen nur ein verkleideter Ankauf fremder Arbeit für
unmittelbaren Konsum oder als Gebrauchswert.
Übrigens, wo diese freien
Arbeiter sich vermehren, und dies Verhältnis zunimmt, ist die alte
Produktionsweise - Gemeinde - patriarchalische - feudale etc. - in der Auflösung begriffen und
bereiten sich die Elemente für die wirkliche Lohnarbeit vor. Diese freien
Knechte können aber auch auftauchen, wie z.B. in Polen etc. und wieder
verschwinden; ohne dass sich die Produktionsweise änderte.“ K. Marx,
Grundrisse, 373.
„...Woher (kommt) die sonderbare Erscheinung ...,
dass wir auf dem Markt eine Gruppe Käufer finden, die Besitzer von Boden,
Maschinerie, Rohstoff und Lebensmitteln sind, die alle, abgesehen von
Boden in seinem rohen Zustand, Produkte der Arbeit sind, und auf
der anderen Seite eine Gruppe Verkäufer, die nichts zu verkaufen haben
außer ihrer Arbeitskraft, ihre werktätigen Arme und Hirne. Dass die eine
Gruppe ständig kauft, um Profite zu machen und sich zu bereichern, während
die andere ständig verkauft, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Die
Untersuchung dieser Frage wäre eine Untersuchung über das, was die
Ökonomen ‚... ursprüngliche Akkumulation’ nennen, was aber
ursprüngliche Enteignung genannt werden sollte. Wir würden
finden, dass diese sogenannte ursprüngliche Akkumulation nichts
anderes bedeutet als eine Reihe historischer Prozesse, die in einer
Auflösung der ursprünglichen Einheit zwischen dem Arbeitenden und
seinen Arbeitsmitteln resultieren. ...
Sobald einmal die
Trennung zwischen dem Mann der Arbeit und den Mitteln der Arbeit
vollzogen ist, wird sich dieser Zustand erhalten und auf ständig
wachsender Stufenleiter reproduzieren, bis eine neue und gründliche
Umwälzung der Produktionsweise ihn wieder umstürzt und die ursprüngliche
Einheit in neuer historischer Form wieder herstellt.“ K. Marx, Lohn, Preis
und Profit, MEW 16, 130f.
1.2. Der Lohnarbeiter ist ständiger
Verkäufer seiner Arbeitskraft, der Kapitalist ständiger Käufer. Die
Verhältnisse sorgen „automatisch“ dafür, dass das so bleibt. Die
Lohnarbeiter sind nur „geistbegabte Produktionsinstrumente“ für das
Kapital (K. Marx).
„...Genauer betrachtet zeigt sich, dass der
Arbeiter, der seine Arbeitskraft verkauft, im Austauschprozess die
Form W - G - G - W durchmacht.“ K. Marx, Grundrisse, 202.
Das
heißt:
W = Ware Arbeitskraft wird getauscht in G = Geld als Lohn - G =
Lohn wird ausgegeben in W= Konsum- oder Lebensmittel für die
Wiederherstellung der Arbeitskraft.
Der Arbeiter kommt also
normalerweise aus dem Geschäft heraus, wie er hineingegangen ist: als
Besitzer von nichts anderem als seiner Arbeitskraft. Der Verkauf seiner
Arbeitskraft ermöglicht ihm nichts als den mehr oder minder reichlichen
Lebensunterhalt.
Aber womit bezahlt der Kapitalist den
Lohnarbeiter, womit bezahlt er die Vernutzung seiner Arbeitskraft? Mit
einem Teil des Produkts, das der Lohnarbeiter für ihn geschaffen
hat.
„Der eine Kontrahent verkauft seine Arbeitskraft, der andere
kauft sie. Der erstere empfängt den Wert seiner Ware, deren Gebrauchswert
- die Arbeit - damit an den zweiten veräußert ist. Dieser verwandelt
nunmehr ihm bereits gehörende Produktionsmittel mit Hilfe von ihm
ebenfalls gehörender Arbeit in ein neues Produkt, das ihm ebenfalls von
Rechts wegen gehört.
Der Wert dieses Produkts schließt ein: erstens den
Wert der verbrauchten Produktionsmittel. Die nützliche Arbeit kann diese
Produktionsmittel nicht verbrauchen, ohne ihren Wert auf das neue Produkt
zu übertragen; um aber verkäuflich zu sein, muss die Arbeitskraft imstande
sein, in dem Industriezweig, wo sie verwandt werden soll, nützliche Arbeit
zu liefern.
Der Wert des neuen Produkts schließt ferner ein: den
Gegenwert des Werts der Arbeitskraft und einen Mehrwert. Und zwar
deshalb, weil die für einen bestimmten Zeitraum, Tag, Woche etc. verkaufte
Arbeitskraft weniger Wert besitzt, als ihr Gebrauch während dieser Zeit
schafft. Der Arbeiter aber hat den Tauschwert seiner Arbeitskraft bezahlt
erhalten und hat damit ihren Gebrauchswert veräußert - wie das bei jedem
Kauf und Verkauf der Fall ist.
Dass diese besondere Ware
Arbeitskraft den eigentümlichen Gebrauchswert hat, mehr Arbeit zu
liefern, also Wert zu schaffen, das kann allgemeine Gesetz der
Warenproduktion nicht berühren. Wenn also die in Arbeitslohn
vorgeschossene Wertsumme sich in Produkt nicht bloß einfach wieder
vorfindet, sondern um einen Mehrwert vermehrt vorfindet, so rührt dies
nicht her aus einer Übervorteilung des Verkäufers, der ja den Wert seiner
Ware Arbeitskraft erhalten hat, sondern nur aus dem
Verbrauch dieser Ware durch den Käufer.
Das Gesetz des Austausches
bedingt Gleichheit nur für die Tauschwerte der gegeneinander weggegebenen
Waren. Es bedingt sogar von vornherein Verschiedenheit ihrer
Gebrauchswerte und hat absolut nichts zu schaffen mit ihrem Verbrauch, der
erst nach geschlossenem und vollzogenem Handel beginnt.
Die
ursprüngliche Verwandlung des Geldes in Kapital vollzieht sich also im
genauesten Einklang mit den ökonomischen Gesetzen der Warenproduktion und
mit dem daraus sich ableitenden Eigentumsrecht. Trotzdem aber hat sie zum
Ergebnis:
1. dass das Produkt dem Kapitalisten gehört und nicht dem
Arbeiter;
2. dass der Wert dieses Produkts, außer dem Wert des
vorgeschossenen Kapitals, einen Mehrwert einschließt, der dem Arbeiter
Arbeit, dem Kapitalisten aber nichts gekostet hat und der dennoch das
rechtmäßige Eigentum des Kapitalisten wird;
3. dass der Arbeiter seine
Arbeitskraft forterhalten hat und sie aufs neue verkaufen kann, wenn er
einen Käufer findet.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 610f.
„Bei der
Sklaverei etc. wo nicht der falsche Schein durch die vorherige Verwandlung
des Produkts - soweit es in Lohn ausgelegt wird - in Geld bewirkt, ist es
auch handgreiflich, dass das, was der Sklave als Lohn erhält, in der Tat
nichts ist, was der Sklaveneigner ihm „vorstreckt“, sondern nur der Teil
der realisierten Arbeit des Sklaven ist, der ihm in der Form von
Lebensmitteln wieder zuströmt.
Ebenso beim Kapitalist. Er streckt nur
dem Schein nach vor. Was er dem Arbeiter als Lohn ... zahlt, ...
ist ein Teil des von dem Arbeiter produzierten und bereits in Geld
verwandelten Produkts. .... Ein Teil des Produkts des Arbeiters, ...
fließt ihm in der Form des Lohns ... zu.“ K. Marx, Theorien über den
Mehrwert III., MEW 26.3, 88f.
„Sofern... der Kapitalist stets die
Arbeitskraft kauft, der Arbeiter sie stets verkauft, und wir wollen
annehmen selbst zu ihrem wirklichen Wert verkauft, schlägt offenbar
das auf Warenproduktion und Warenzirkulation beruhende Gesetz der
Aneignung oder Gesetz des Privateigentums durch seine eigne, innere,
unvermeidliche Dialektik in sein direktes Gegenteil um. Der Austausch von
gleichen Werten, der als die ursprüngliche Operation erschien, hat
sich so gedreht, dass nur zum Schein ausgetauscht wird, indem erstens der
gegen Arbeitskraft ausgetauschte Kapitalteil selbst nur ein Teil des ohne
Gegenwert angeeigneten fremden Arbeitsproduktes ist und zweitens
von seinem Produzenten, dem Arbeiter nicht nur ersetzt, sondern mit neuem
Mehrwert ersetzt werden muss. ...
Der beständige Kauf und
Verkauf der Arbeitskraft ist die Form. Der Inhalt ist, dass der Kapitalist
einen Teil der bereits vergegenständlichten fremden Arbeit, die er sich
unaufhörlich ohne Gegenwert aneignet, stets wieder gegen größeres
Quantum lebendiger fremder Arbeit umsetzt.
Ursprünglich erschien uns
das Eigentumsrecht gegründet auf eigne Arbeit. ... Eigentum erscheint
jetzt auf Seite des Kapitalisten als das Recht, fremde unbezahlte Arbeit
oder ihr Produkt sich anzueignen, auf Seite des Arbeiters als
Unmöglichkeit, sich sein eignes Produkt anzueignen.
Die Trennung
zwischen Eigentum und Arbeit wird zur notwendigen Konsequenz eines
Gesetzes, das scheinbar von ihrer Zusammengehörigkeit ausging.“ K.
Marx, Kapital I, MEW 23, 609-610.
„In diesem Austausch gibt also
der Arbeiter ... seine wertschaffende und wertvermehrende lebendige
Arbeitszeit. Er verkauft sich als Effekt. Als Ursache und Tätigkeit
wird er aufgesaugt vom Kapital und verwandelt sich selbst in
Kapital.
So schlägt der Austausch in sein Gegenteil um, und die
Gesetze des Privateigentums - die Freiheit, Gleichheit, Eigentum - das
Eigentum an der eigenen Arbeit und die freie Disposition darüber -
schlagen um in Eigentumslosigkeit des Arbeiters und Entäußerung seiner
Arbeit, sein Verhalten zu ihr als fremdem Eigentum und umgekehrt.“
K. Marx, Grundrisse, 566.
„Der kapitalistische
Produktionsprozess reproduziert also durch seinen eignen Vorgang die
Scheidung zwischen Arbeitskraft und Arbeitsbedingungen. Er reproduziert
und verewigt damit die Ausbeutungsbedingungen des Arbeiters. Er
zwingt beständig den Arbeiter zum Verkauf seiner Arbeitskraft, um zu
leben, und befähigt beständig den Kapitalisten zu ihrem Kauf, um sich zu
bereichern.
Es ist nicht mehr der Zufall, welcher Kapitalist und
Arbeiter als Käufer und Verkäufer einander auf dem Warenmarkt
gegenüberstellt. Es ist die Zwickmühle des Prozesses selbst, die den einen
stets als Verkäufer seiner Arbeitskraft auf den Warenmarkt
zurückschleudert und sein eigenes Produkt stets in das Geld des
anderen verwandelt.
In der Tat gehört der Arbeiter dem Kapital, bevor
er sich dem Kapitalisten verkauft. Seine ökonomische Hörigkeit ist
zugleich vermittelt und zugleich versteckt durch die periodische
Erneuerung seines Selbstverkaufs, den Wechsel seiner individuellen
Lohnherrn und die Schwankungen im Marktpreis der Arbeit (=Lohn).“
K. Marx, Kapital I, MEW 23, 603.
Ricardo: „Der Arbeitslohn
ist die Aneignung eines Teils des Arbeitsprodukts durch jene, die es
produziert haben.“ zitiert von: K. Marx, Theorien über den Mehrwert
II., MEW 26.2, 381.
„Der Arbeiter verlässt den Kapitalisten, dem er
sich vermietet, sooft er will, und der Kapitalist entlässt ihn, sooft er
es für gut findet, sobald er keinen Nutzen oder nicht den beabsichtigten
Nutzen mehr aus ihm zieht. Aber der Arbeiter, dessen einzige Erwerbsquelle
der Verkauf der Arbeitskraft ist, kann nicht die ganze Klasse der
Käufer, d.h. die Kapitalistenklasse verlassen, ohne auf seine Existenz zu
verzichten. Er gehört nicht diesem oder jenem Kapitalisten, aber der ...
Kapitalistenklasse....“ K. Marx, Lohnarbeit und Kapital, MEW 6,
401.
„Von gesellschaftlichem Standpunkt ist also die
Arbeiterklasse, auch außerhalb des unmittelbaren Produktionsprozesses,
ebenso sehr Zubehör des Kapitals als das tote Arbeitsinstrument. Selbst
ihr privater Konsum ist innerhalb gewisser Grenzen nur ein
Element des Reproduktionsprozesses des Kapitals.
Der Prozess
aber sorgt dafür, dass diese geistbegabten Produktionsinstrumente
nicht weglaufen, indem er ihr Produkt beständig vom ... Pol der
Arbeit zum Gegenpol des Kapitals entfernt.
Der private Konsum
der Lohnarbeiter sorgt einerseits für ihre eigene Erhaltung und
Reproduktion, andererseits durch Vernichtung der Lebensmittel für ...
das beständige Wiedererscheinen der Lohnarbeiter auf dem
Arbeitsmarkt.
Der römische Sklave war durch Ketten, der Lohnarbeiter
ist durch unsichtbare Fäden an seinen Eigentümer gebunden. Der Schein
seiner Unabhängigkeit wird durch den beständigen Wechsel der individuellen
Lohnherrn und die juristische Illusion des Kontrakts
aufrechterhalten. Früher machte das Kapital, wo es ihm nötig erschien,
sein Eigentumsrecht auf den freien Arbeiter durch Zwangsgesetz geltend. So
war z. B. die Emigration der Maschinenarbeiter in England bis 1815 bei
schwerer Strafe verboten.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 599.
2.
Besonderheiten der modernen Lohnarbeiter
2.1. Moderne Lohnarbeiter sind
kollektive, vergesellschaftete Arbeiter. Kollektive Arbeit verbindet die
begrenzten Fähigkeiten und Kenntnisse jedes einzelnen Lohnarbeiters zu der
staunenswerten Geschicklichkeit und den wissenschaftlichen Kenntnissen
eines produktiven Gesamtarbeiters, dessen Produkte alle Genieleistungen
der handwerklichen, individuellen Produktionsweise in den Schatten
stellen.
„Soweit der Arbeitsprozess ein rein individueller
ist (wie beim selbständigen Bauern oder Handwerker),
vereinigt derselbe Arbeiter alle Funktionen, die sich später trennen. In
der individuellen Aneignung von Naturgegenständen zu seinen Lebenszwecken
kontrolliert er sich selbst. Später wird er kontrolliert (als Sklave,
unfreier Bauer oder Lohnarbeiter).
Der einzelne Mensch kann nicht
auf die Natur wirken ohne Betätigung seiner eigenen Muskeln unter
Kontrolle seines eigenen Hirns. Wie im Natursystem Kopf und Hand
zusammengehören, vereint der Arbeitsprozess Kopfarbeit und Handarbeit.
...
Das Produkt verwandelt sich im Kapitalismus überhaupt aus
dem unmittelbaren Produkt des individuellen Produzenten in ein
gesellschaftliches, in das gemeinsame Produkt eines Gesamtarbeiters, d.h.
eines kombinierten Arbeitspersonals, dessen Glieder der Handhabung des
Arbeitsgegenstandes näher oder ferner stehen.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
531.
„Die Maschinerie, mit einigen später zu erwähnenden
Ausnahmen, funktioniert nur in der Hand unmittelbar vergesellschafteter
oder gemeinsamer Arbeit. Der kooperative Arbeitsprozess wird jetzt also
durch die Natur des Arbeitsmittels selbst diktierte technische
Notwendigkeit.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 407.
„Mit der
Entwicklung der spezifisch kapitalistischen Produktionsweise wo viele
Arbeiter an der Produktion derselben Ware zusammenarbeiten, muss natürlich
das Verhältnis, worin ihre Arbeit unmittelbar zum Gegenstand der
Produktion steht, sehr verschieden sein. Z.B. die ... Handlanger in einer
Fabrik haben nichts direkt mit der Bearbeitung des Rohstoffs zu
tun. Die Arbeiter, die die Aufseher der direkt mit dieser Bearbeitung zu
tun Habenden bilden, stehen einen Schritt weiter ab; der Ingenieur hat
wieder ein andres Verhältnis und arbeitet hauptsächlich mit seinem Kopfe
etc.
Aber das Ganze dieser Arbeiter, die Arbeitsvermögen
von verschiednem Werte besitzen, ... produzieren das Resultat...; und alle
zusammen, als Werkstatt, sind die lebendige Produktionsmaschine
dieser Produkte, wie sie, den gesamten Produktionsprozess
betrachtet, ihre Arbeit gegen Kapital austauschen und das Geld der
Kapitalisten als Kapital reproduzieren, d.h. als sich verwertenden Wert,
sich vergrößernden Wert.
Es ist ja eben das Eigentümliche der
kapitalistischen Produktionsweise, die verschiedenen Arbeiten, also auch
die Kopf- und Handarbeiten — oder die Arbeiten, in denen die eine oder die
andre Seite vorwiegt, — zu trennen und an verschiedene Personen zu
verteilen, was jedoch nicht hindert, dass das materielle Produkt das
gemeinsame Produkt dieser Personen ist oder ihr gemeinsames
Produkt in materiellem Reichtum vergegenständlicht;
was andrerseits
ebenso wenig hindert oder gar nichts daran ändert, dass das Verhältnis
jeder einzelnen dieser Personen das des Lohnarbeiters zum Kapital und in
diesem eminenten Sinn das des produktiven Arbeiters
ist.
Alle diese Personen sind nicht nur unmittelbar
in der Produktion von materiellem Reichtum beschäftigt, sondern sie
tauschen ihre Arbeit unmittelbar gegen das Geld als Kapital
aus und reproduzieren daher unmittelbar außer ihrem Lohn einen
Mehrwert für den Kapitalisten. Ihre Arbeit besteht aus bezahlter Arbeit
plus unbezahlter Mehrarbeit.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I., MEW
26.1, 386f.
„A. Smith (schließt) natürlich ein in die Arbeit,
die sich fixiert und realisiert in einer käuflichen und tauschbaren
Ware, alle intellektuellen Arbeiten, die direkt in der materiellen
Produktion konsumiert werden.
Nicht nur der direkte Handarbeiter oder
Maschinenarbeiter, sondern Aufseher, Ingenieur, Manager, Commis
(Geschäftsführer) etc., kurz die Arbeit des ganzen Personals, das
in einer bestimmten Sphäre der materiellen Produktion nötig ist, um
eine bestimmte Ware zu produzieren, dessen Zusammenwirken von
Arbeiten (Kooperation) notwendig zur Herstellung der Waren ist.
In der
Tat fügen sie dem konstanten Kapital ihre Gesamtarbeit hinzu und erhöhen
den Wert des Produkts um diesen Betrag.“ K. Marx, Theorien über den
Mehrwert I., MEW 26.1, 134.
„Im planmäßigen Zusammenwirken mit
andern streift der Arbeiter seine individuellen Schranken ab und
entwickelt sein Gattungsvermögen.“
K. Marx, Kapital I. MEW 23, 347-349.
„Jene Entwicklung der
Produktivkraft führt sich in letzter Instanz immer zurück auf den
gesellschaftlichen Charakter der in Tätigkeit gesetzten Arbeit;
auf die
Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft;
auf die Entwicklung der
geistigen Arbeit, namentlich der Naturwissenschaft.
Was der Kapitalist
hier benutzt, sind die Vorteile des gesamten Systems der
gesellschaftlichen Arbeitsteilung.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25,
92.
„Nebenbei bemerkt, ist zu unterscheiden zwischen allgemeiner
Arbeit und gemeinschaftlicher Arbeit. Beide spielen im Produktionsprozess
ihre Rolle, beide gehen ineinander über, aber beide unterscheiden sich
auch.
Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaftliche Arbeit, alle
Entdeckung, alle Erfindung (soweit sie produktiv nutzbar ist, wb).
Sie ist bedingt teils durch Kooperation mit Lebenden, teils durch
Benutzung der Arbeiten Früherer.
Gemeinschaftliche Arbeit unterstellt
die unmittelbare Kooperation der Individuen.“ K. Marx, Kapital III. MEW
25, 113f.
„Eine kritische Geschichte der Technologie würde
überhaupt nachweisen, wie wenig irgendeine Erfindung des 18. Jahrhunderts
einem einzelnen Individuum gehört.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 392, Anm.
89.
„Die Natur baut keine Maschinen, keine Lokomotiven,
Eisenbahnen, Telegraphen, Spinnautomaten. Sie sind Produkte der
menschlichen Industrie; natürliches Material, verwandelt in Organe des
menschlichen Willens über die Natur oder seiner Betätigung in der Natur.
Sie sind von der menschlichen Hand geschaffene Organe des menschlichen
Hirns; vergegenständliche Wissenskraft.
Die Entwicklung des fixen
Kapitals (d. h. der Maschinerie und Technologie) zeigt an, bis zu
welchem Grad das allgemeine gesellschaftliche Wissen, zur unmittelbaren
Produktivkraft geworden ist und daher die Bedingungen des
gesellschaftlichen Lebensprozesses selbst unter die Kontrolle des
allgemeinen Intellekts gekommen, und ihm gemäß umgeschaffen
sind.
Die Entwicklung des fixen Kapitals zeigt an, bis zu
welchem Grad die gesellschaftlichen Produktivkräfte produziert sind, nicht
nur in der Form des Wissens, sondern als unmittelbare Organe der
gesellschaftlichen Praxis; des realen Lebensprozesses.“ K. Marx,
Grundrisse, 594
2.2. Ständiger Wechsel der Arbeit und
Gleichgültigkeit gegen den Inhalt der Arbeit unterscheidet die modernen
Lohnarbeiter vom handwerklichen Einzelarbeiter.
2.2.1. Die
handwerkliche Produktionsweise hatte die Arbeiter an einen einzigen Beruf
und einen einzigen Meister gefesselt.
„Im großen und ganzen blieben
der Arbeiter und seine Produktionsmittel miteinander verbunden wie die
Schnecke mit dem Schneckenhaus....”
K. Marx, Kapital I. MEW 23, 380.
„... der Charakter der
Handwerker, Zunftgenossen etc., deren ökonomischer Charakter gerade in der
Bestimmtheit ihrer Arbeit und dem Verhältnis zu einem bestimmten Meister
liegt etc....” K. Marx,
Grundrisse, 204.
„Daher ging aber auch jeder mittelalterliche
Handwerker ganz in seiner Arbeit auf, hatte ein gemütliches
Knechtschaftsverhältnis zu ihr und war viel mehr als der moderne Arbeiter,
dem seine Arbeit gleichgültig ist, seiner besonderen Arbeit
unterworfen.” K. Marx,
Dt. Ideologie MEW 3, 52.
2.2.2. Die werkstattmäßige Produktion
(Manufaktur) des Frühkapitalismus befreite die Lohnarbeiter zwar von ihrer
lebenslangen Bindung an einen Meister, fesselte sie aber ein eine einzige
Teiltätigkeit.
„Aus dem individuellen Produkt eines selbständigen
Handwerkers, der vielerlei tut, verwandelt sich die Ware in das
gesellschaftliche Produkt eines Vereins von Handwerkern, von denen jeder
fortwährend nur eine und dieselbe Teiloperation verrichtet.” K. Marx, Kapital I, MEW 23, S.
358.
„Die besonderen Teilarbeiten werden nicht nur unter
verschiedene Individuen verteilt, sondern das Individuum selbst wird
geteilt, in das automatische Triebwerk einer Teilarbeit verwandelt...Wenn
der Arbeiter ursprünglich seine Arbeitskraft an das Kapital verkauft, weil
ihm die materiellen Mittel zur Produktion einer Ware fehlen, versagt jetzt
seine individuelle Arbeitskraft selbst ihren Dienst, sobald sie nicht das
Kapital verkauft wird. Sie funktioniert nur noch in einem Zusammenhang,
der erst nach ihrem Verkauf existiert, in der Werkstatt des Kapitalisten.”
K. Marx, Kapital I, MEW 23, 381.
2.2.3. Erst die maschinelle
Großproduktion schafft die Voraussetzung für die Befreiung der Arbeiter
von der Fesselung an eine Teiltätigkeit und macht sie mobil innerhalb der
Fabrik wie innerhalb aller Wirtschaftszweige. Ständiger Wechsel der
Arbeit, ständiger Fluss der Aufgaben, ist das Grundgesetz der modernen
Industrie.
„Maschinen ... heben die handwerksmäßige Tätigkeit als
das regelnde Prinzip der gesellschaftlichen Produktion auf. So wird
einerseits der technische Grund der lebenslangen Fesselung des Arbeiters
an eine Teilfunktion weggeräumt. Andererseits fallen die Schranken, welche
dasselbe Prinzip der Herrschaft des Kapitals noch auferlegte.” K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 390.
„Mit dem Arbeitswerkzeug geht auch die
Virtuosität in seiner Führung vom Arbeiter auf die Maschine über. Die
Leistungsfähigkeit des Werkzeugs ist emanzipiert von den persönlichen
Schranken menschlicher Arbeitskraft. Damit ist die technische Grundlage
aufgehoben, worauf die Teilung der Arbeit in der Manufaktur beruht.” K.
Marx, Kapital I, MEW 23, S. 442.
„Was von der manufakturmäßigen
Teilung der Arbeit im Innern der Werkstatt, gilt von der Teilung der
Arbeit im Innern der Gesellschaft. Solange Handwerk und Manufaktur die
allgemeine Grundlage der gesellschaftlichen Produktion bilden, ist die
Unterordnung des Produzenten unter einen ausschließlichen
Produktionszweig, die Zerreißung seiner ursprünglichen Mannigfaltigkeit
seiner Beschäftigungen, ein notwendiges Entwicklungsmoment.” K. Marx, Kapital I, MEW 23,
510.
„Was die Teilung der Arbeit in der mechanischen Fabrik
kennzeichnet, ist, dass sie jeden Spezialcharakter verloren hat. Aber von
dem Augenblick an, wo jede besondere Entwicklung aufhört, macht sich das
Bedürfnis nach Universalität, des Bestreben nach einer allseitigen
Entwicklung des Individuums fühlbar. Die automatische Fabrik beseitigt die
Spezialisten und den Fachidiotismus.” K. Marx, Elend der Philosophie,
MEW 4, 157.
„Die moderne Industrie betrachtet und behandelt die
vorhandene Form eines Produktionsprozesses nie als festgelegt. Ihre
technische Basis ist daher revolutionär, während die aller früheren
Produktionsweisen wesentlich konservativ war. Durch Maschinerie, chemische
Prozesse und andere Methoden wälzt sie beständig mit der technischen
Grundlage der Produktion die Funktionen der Arbeiter und die
gesellschaftlichen Kombinationen des Arbeitsprozesses um. Sie
revolutioniert damit ebenso beständig die Teilung der Arbeit im Innern der
Gesellschaft und schleudert unaufhörlich Kapitalmassen und Arbeitermassen
aus einem Produktionszweig in den anderen. Die Natur der großen Industrie
bedingt daher Wechsel der Arbeit, Fluss der Funktionen, allseitige
Beweglichkeit des Arbeiters. ...
Man hat gesehen, wie dieser absolute
Widerspruch alle Ruhe, Festigkeit, Sicherheit der Lebenslage des Arbeiters
aufhebt, ihm mit dem Arbeitsmittel beständig das Lebensmittel aus der Hand
zu schlagen und mit seiner Teilfunktion ihn selbst überflüssig zu machen
droht...
Dies ist die negative Seite.
Wenn aber der Wechsel der
Arbeit sich jetzt nur als überwältigendes Naturgesetz und mit der blind
zerstörenden Wirkung eines Naturgesetzes durchsetzt, das überall auf
Hindernisse stößt, macht die große Industrie durch ihre Katastrophen
selbst es zur Frage von Leben oder Tod, den Wechsel der Arbeiten und daher
möglichste Vielseitigkeit der Arbeiter als allgemeines gesellschaftliches
Produktionsgesetz anzuerkennen und seiner normalen Verwirklichung die
Verhältnisse anzupassen. Sie macht es zu einer Frage von Leben oder Tod,
die Ungeheuerlichkeit einer elenden, für das wechselnde
Ausbeutungsbedürfnis des Kapitals in Reserve gehaltenen, verfügbaren
Arbeiterbevölkerung zu ersetzen durch die absolute Verfügbarkeit des
Menschen für wechselnde Arbeitserfordernisse; das Teilindividuum, den
bloßen Träger einer gesellschaftlichen Detailfunktion (zu ersetzen) durch
das total entwickelte Individuum, für welches verschiedene
gesellschaftliche Funktionen einander ablösende Betätigungsweisen
sind.” K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 512.
„Andererseits ist der Arbeiter selbst absolut
gleichgültig gegen die Bestimmtheit seiner Arbeit; sie hat als solche
nicht Interesse für ihn, sondern nur soweit sie überhaupt Arbeit
... ist...
Dies ist nicht die Art und Weise der Handwerker,
Zunftgenossen etc, deren ökonomischer Charakter gerade in der
Bestimmtheit ihrer Arbeit und dem Verhältnis zu einem bestimmten
Meister liegt etc....“K. Marx, Grundrisse, 204.
2.3. Der
Lohnarbeiter ist ein potentieller Armer, der Reichtum schafft für andere.
Keine Lohnarbeit mehr zu finden, und damit wirklich arm zu werden, ist
seine ständige Gefahr. Die Gefahr, arbeitslos und arm zu werden, wächst
mit dem Wachstum der kapitalistischen Produktivkräfte, die Arbeitskraft
zunehmend überflüssig macht.
Lohnarbeit ist „sich selbst
entfremdeten Arbeit, ... der von ihr geschaffene Reichtum ist...
fremder Reichtum, ihre eigene Produktivkraft ist... Produktivkraft
ihres Produkts, ihre Bereicherung ist... Selbstverarmung, ihre
gesellschaftliche Macht ist... Macht der Gesellschaft über sie...“
K. Marx, Theorien über den Mehrwert III., MEW 26.3, 255.
„In dem
Begriff des freien Arbeiters liegt schon, dass er
Armer ist, potentieller Armer. Er ist seinen
ökonomischen Bedingungen nach bloßes lebendiges Arbeitsvermögen,
... Bedürftigkeit nach allen Seiten hin, ohne materielle Mittel, seine
Arbeitskraft für sich zu nutzen. Kann der Kapitalist seine
Mehrarbeit nicht brauchen, so kann er seine notwendige Arbeit
für seinen Lebensunterhalt nicht verrichten, seine Lebensmittel nicht
produzieren.
Er kann sie dann nicht durch den Austausch
erhalten, sondern, wenn er sie erhält, nur dadurch, dass Almosen von
dem Einkommen anderer Klassen für ihn abfallen.
Als Arbeiter
kann er nur leben, soweit er sein Arbeitsvermögen gegen den Teil des
Kapitals austauscht, der den Lohnfonds bildet. Dieser Austausch
selbst ist an für ihn zufällige, gegen seine Person
gleichgültige Bedingungen geknüpft.
Er ist also potentieller
Armer.
Da ferner die Bedingungen der auf das Kapital gegründeten
Produktion ist, dass er immer mehr Mehrarbeit produziert, so wird
immer mehr notwendige Arbeit frei. Die Chancen seiner Armut
vermehren sich also. Der Entwicklung der Mehrarbeit entspricht die
der Massenarbeitslosigkeit. ... Arbeitslosigkeit ist ...
identisch mit Armut....
Es ist nur in der auf das Kapital
gegründeten Produktionsweise, dass die Armut erscheint als Resultat
der Arbeit selbst, der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit.“ K.
Marx, Grundrisse, 497f.
„Je größer der gesellschaftliche Reichtum,
das funktionierende Kapital, Umfang und Energie seines Wachstums, also
auch die absolute Größe des Proletariats und die Produktivkraft seiner
Arbeit, desto größer das Arbeitslosenheer. Die verfügbare
Arbeitskraft wird durch dieselben Ursachen entwickelt wie die
Expansivkraft des Kapitals. Die verhältnismäßige Größe des
Arbeitslosenheers wächst also mit den Potenzen des Reichtums. Je
größer aber diese Arbeitslosenarmee im Verhältnis zur aktiven
Arbeiterarmee, desto massenhafter die chronische
Arbeiter-Überbevölkerung, deren Elend im umgekehrten Verhältnis zu
ihrer Arbeitsqual steht. Je größer endlich die Armenschicht in der
Arbeiterklasse und das Arbeitslosenheer, desto größer die
offizielle Zahl der Armen.
Dies ist das absolute, allgemeine Gesetz der
kapitalistischen Akkumulation.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
673-674.
„... die Armut der großen Masse, die immer noch,
aller Arbeit zum Trotz, nichts zu verkaufen hat als sich selbst, und der
Reichtum der wenigen, der fortwährend wächst, obgleich sie längst
aufgehört haben zu arbeiten.” K. Marx, Kapital I, MEW 23,
741f.
Der Lohnarbeiter ist „persönliche Quelle des
Reichtums, aber entblößt von allen Mitteln, diesen Reichtum für sich zu
verwirklichen.... Der Arbeiter selbst produziert daher beständig den
objektiven Reichtum als Kapital, ihm fremde, ihn beherrschende und
ausbeutende Macht, und der Kapitalist produziert ebenso beständig die
Arbeitskraft als subjektive, von ihren eignen Vergegenständlichungs- und
Verwirklichungsmitteln getrennte, abstrakte, in der bloßen Leiblichkeit
des Arbeiters existierende Reichtumsquelle, kurz den Arbeiter als
Lohnarbeiter.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 596.
3. Bessere
Arbeits- und Lebensbedingungen ändern nichts am Zwang der
Lohnarbeit
„Keine Form der Lohnarbeit, obgleich die eine Missstände
der anderen beseitigen mag, kann die Missstände der Lohnarbeit
selbst beseitigen.
Ein Hebel mag besser den Widerstand der
ruhenden Materie überwinden als der andere. Jeder beruht darauf, dass der
Widerstand bleibt.“ K. Marx, Grundrisse, 43.
„Gleichzeitig ...
sollte die Arbeiterklasse die endgültige Wirksamkeit dieser tagtäglichen
gewerkschaftlichen Kämpfe nicht überschätzen. Sie sollte nicht
vergessen, dass sie gegen Wirkungen kämpft, nicht aber gegen die Ursachen
dieser Wirkungen; dass sie zwar die Abwärtsbewegung verlangsamt, nicht
aber ihre Richtung ändert; dass sie Beruhigungsmittel anwendet, die
das Übel nicht kurieren. Sie sollte daher nicht ausschließlich in diesem
unvermeidlichen Kleinkrieg aufgehen, der aus den nie enden wollenden
Gewalttaten des Kapitals oder aus den Marktschwankungen unaufhörlich
hervorgeht. Sie sollte begreifen, dass das gegenwärtige System bei all dem
Elend, das es über sie verhängt, zugleich schwanger geht mit den
materiellen Bedingungen und den gesellschaftlichen Formen, die für
eine ökonomische Umgestaltung der Gesellschaft notwendig sind. Statt des
konservativen Mottos: ‚Ein guter Lohn für gute
Arbeit!’ sollte sie auf ihr Banner die revolutionäre Losung
schreiben: ‚Nieder mit dem Lohnsystem!’ K. Marx, Lohn, Preis und
Profit, MEW 16, 152.
4. Die produktive Lohnarbeiterklasse und
ihre Unterteilungen
Marx unterteilte die Lohnarbeiterklasse nur
hinsichtlich ihrer Qualifikation und hinsichtlich ihrer Stellung zur
Mehrwert- bzw. Profitproduktion.
4.1. Qualifizierte und
unqualifizierte Lohnarbeit
Hinsichtlich der Qualifikation
betonte K. Marx die „Scheidung der Arbeiter in geschickte und
ungeschickte“ (K. Marx, Kapital I. MEW 23, 371), soll heißen
qualifizierte und unqualifizierte.
In Deutschland haben derzeit von
allen Erwerbstätigen rund 25 % keinen Berufsabschluss (niedrig
qualifizierte Arbeitskraft), 63 % einen Berufsabschluss (normal
qualifizierte Arbeitskraft), 12 % einen Hochschulabschluss (höher
qualifizierte Arbeitskraft).
Entsprechend der Marx`schen Werttheorie
schafft höherqualifizierte Arbeit auch höheren Wert und damit größeren
Mehrwert. Andererseits sind die Ausbildungs- und Reproduktionskosten
dieser Arbeitskraft höher, sie muss also auch mit höherem Lohn bezahlt
werden.
Lohnunterschiede müssen daher in der Regel auf
Qualifikationsunterschiede zurückgeführt werden:
„Andere
Unterschiede, z.B. in der Höhe des Arbeitslohns, beruhen großenteils auf
dem schon im Eingang zu Buch I, S. 19 erwähnten Unterschied zwischen
einfacher und komplizierter Arbeit und berühren, obgleich sie das Los der
Arbeiter in verschiedenen Produktionssphären sehr verungleichen,
keineswegs den Ausbeutungsgrad der Arbeit in diesen verschiedenen
Sphären.
Wird z.B. die Arbeit eines Goldschmieds teurer bezahlt als die
eines Taglöhners, so stellt die Mehrarbeit des Goldschmieds ... auch
größeren Mehrwert her als die des Taglöhners.“ K. Marx, Kapital III. MEW
25, 151. (Heute muss man sagen: Wird z.B. die Arbeit einer
Lufthansa-Pilotin teurer bezahlt als die einer Stewardess, so stellt die
Mehrarbeit der Pilotin auch größeren Mehrwert für die
Lufthansa-Kapitalisten her als die der Stewardess.)
Auch den
Begriff „Arbeiteraristokratie“, in den später viel hineingeheimst
wurde, bezog Marx nur auf beste Bezahlung, weil beste Qualifikation: der
„bestbezahlte Teil der Arbeiterklasse, ... ihre Aristokratie“ K. Marx,
Kapital I. MEW 23, 697. Es hat nichts mit der Marx’schen Klassenanalyse
zu tun, wenn der Begriff „Arbeiteraristokratie“ polemisch mit
bestimmten Tätigkeiten, z.B. Gewerkschaftsfunktionen, verbunden
wird.
4.1.1. In der Marx’schen Unterscheidung von höher- und
niedriger qualifizierter Arbeit verschwinden auch alle Unterschiede von
Kopf- und Handarbeit
Meist ist Kopfarbeit qualifiziertere
Arbeit. Wie jedoch die Werkzeugmaschinen die Dequalifizierung der Großzahl
der geschickten Handwerker brachten, so erzwingen heute Computer die
Dequalifizierung der Großzahl der Kopfarbeiter.
Ein
Kopf-Lohnarbeiter kann einerseits für das Kapital ein fertiges Produkt
erstellen, z.B. einen ausgebildeten Schülerkopf an einer Privatschule:
„Steht es frei, ein Beispiel außerhalb der Sphäre der materiellen
Produktion zu wählen, so ist ein Lehrer produktiver Arbeiter, wenn er
nicht nur Kinderköpfe bearbeitet, sondern sich selbst abarbeitet zur
Bereicherung des Unternehmers.
Dass letzterer sein Kapital in einer
Lehrfabrik angelegt hat, statt in einer Wurstfabrik, ändert nichts an dem
Verhältnis.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 532.
In der Regel aber
geht Kopfarbeit als notwendige Teilarbeit in die kombinierte Arbeit des
produktiven Gesamtarbeiters eines Unternehmens oder der ganzen
Gesellschaft ein:
„Wie im Natursystem Kopf und Hand
zusammengehören, vereint der Arbeitsprozess Kopfarbeit und Handarbeit. ...
Das Produkt verwandelt sich überhaupt aus dem unmittelbaren Produkt des
individuellen Produzenten in ein gesellschaftliches, in das gemeinsame
Produkt eines Gesamtarbeiters, d.h. eines kombinierten Arbeitspersonals,
dessen Glieder der Handhabung des Arbeitsgegenstandes näher oder ferner
stehen...
Um produktiv zu arbeiten, ist es nun nicht mehr nötig, selbst
Hand anzulegen; es genügt, Organ des Gesamtarbeiters zu sein, irgendeine
seiner Unterfunktionen zu vollziehen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23,
531.
Vergleiche dazu: Punkt 2.1. Moderne Lohnarbeiter sind
kollektive, vergesellschaftete Arbeiter.
4.2. Je nachdem
ob ein Arbeiter direkt Mehrwert produziert oder den geschaffenen Mehrwert
realisieren hilft und damit Profit vergrößert, unterschied Marx die direkt
produktiven Lohnarbeiter von den indirekt produktiven Lohnarbeitern, den
„kommerziellen Arbeitern“ oder Zirkulationsarbeitern.
„Der Arbeiter
produziert nicht für sich, sondern für das Kapital. Es genügt daher nicht
länger, dass er überhaupt produziert. Er muss Mehrwert produzieren. Nur
der Arbeiter ist produktiv, der Mehrwert für den Kapitalisten produziert
oder zur Selbsterhaltung des Kapitals dient.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
532.
Wer „Mehrwert für den Kapitalisten produziert“ ist
direkt produktiv. Es ist jedoch aus der Wertlehre bekannt, dass innerhalb
der Zirkulation (Handel, Banken, Versicherungen etc.) nur ausnahmsweise
Mehrwert produziert wird. Manche Marxisten haben daher vereinfachend
diesen ganzen Bereich als „unproduktiv“ und die dortigen Lohnarbeiter als
„unproduktive Arbeiter“ bezeichnet.
Diese absurde Ansicht, geht davon
aus, dass das Kapital überhaupt „unproduktive Arbeiter“ beschäftigen
würde, also Arbeiter, die das vorgeschossene Kapital nicht vergrößern.
Diese absurde Ansicht, rechnet zwar die Bank- und Handelskapitalisten zur
Kapitalistenklasse, nicht aber die Lohnarbeiter dieser Kapitalisten zur
produktiven Lohnarbeiterklasse.
Richtig ist, dass in Handel, Banken und
Versicherungen in der Regel kein Mehrwert produziert wird, aber dennoch
wird hier kapitalistischer Profit vergrößert. Diese Bereiche sind für das
Gesellschaftskapital (indirekt) produktiv, weil sie „zur
Selbsterhaltung des Kapitals dienen“.
„Dass Ursachen den Profit erhöhen
oder erniedrigen, überhaupt beeinflussen können, wenn der Mehrwert
gegeben ist, übersieht Ricardo.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II.,
MEW 26.2, 378. Und mit Ricardo übersehen das viele Marxisten. Für sie
gilt auch, was Marx von Ricardo sagte:„Der Unterschied des
Profits vom Mehrwert existiert für Ricardo nicht,
Beweis, dass er weder über die Natur des einen noch des anderen klar ist.
K. Marx, Grundrisse, 450. Wenn der Mehrwert gegeben ist, so beeinflusst
doch die schnellere oder kürzere Umschlagszeit des Kapitals wie die
Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals die Profitrate.
(vgl. dazu: 4. und 5. Kapitel des Kapital III, MEW 25).
Die
spezielle Aufgabe der Zirkulationsarbeiter ist es gerade, entweder die
Zirkulationszeit des Kapitals zu beschleunigen (Handel, Banken) oder die
Kosten für das konstante Kapital zu senken (Buchhaltung, Versicherung
etc.). Indem sie das tun, vergrößern sie die Profitrate des Kapitals,
vergrößern den Profit und vermehren das
Kapital.
„Es fragt sich jetzt: Wie verhält es
sich mit den kaufmännischen Lohnarbeitern, die der kaufmännische
Kapitalist, hier der Warenhändler, beschäftigt?
Nach einer Seite hin
ist ein solcher kaufmännischer Arbeiter Lohnarbeiter wie ein
anderer. Erstens, insofern die Arbeit gekauft wird vom variablen Kapital
des Kaufmanns, nicht von dem als privater Konsum verausgabten Geld,
und daher auch nur gekauft wird nicht für Privatbedienung, sondern zum
Zweck der Selbstverwertung des darin vorgeschossenen
Kapitals.
Zweitens, sofern der Wert seiner Arbeitskraft und daher sein
Arbeitslohn bestimmt ist, wie bei allen anderen Lohnarbeitern, durch die
Produktions- und Reproduktionskosten seiner spezifischen Arbeitskraft,
nicht durch das Produkt seiner Arbeit.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25,
303f.
Falls ein Produktionsunternehmen einen kommerziellen
Arbeiter als Einkäufer, Buchhalter oder Verkäufer beschäftigt, so trägt
dieser zur Vergrößerung des gesellschaftlichen Profits der
Kapitalistenklasse bei, „nicht indem er direkt Mehrwert schafft, aber
indem der die Kosten der Realisierung des Mehrwerts vermindern hilft...“
K. Marx, Kapital III. MEW 25, 311.
Soweit diese kommerziellen
Arbeiter in Handel, Banken und Versicherungen beschäftigt sind, sind ihre
Lohnkosten „für das merkantile Kapital eine produktive Anlage. Also
ist auch die kommerzielle Arbeit, die es kauft, für es unmittelbar
produktiv.“ K. Marx, Kapital III, 313.
Die Unterscheidung von
direkt produktiven Produktions- und indirekt produktiven
Zirkulationsarbeitern spielt insofern eine ökonomische Rolle, weil die
relative Zahl der Zirkulationsarbeiter mit Entwicklung des Kapitalismus
tendenziell abnimmt:
„Das industrielle Kapital verhält sich ...
nicht in derselben Weise zu seinen kommerziellen wie zu seinen produktiven
Lohnarbeitern. Je mehr von diesen letzteren bei sonst gleichbleibenden
Umständen angewandt werden, um so massenhafter die Produktion, um so
größer der Mehrwert oder Profit. Umgekehrt dagegen bei seinen
kommerziellen Arbeitern.“ K. Marx, Kapital III, 310f.
Mit der
Beseitigung der Warenproduktion fallen mit der Zirkulationsarbeit auch die
Zirkulationsarbeiter ganz weg.
Eine Nebenrolle spielte diese
Unterscheidung von Produktionsarbeiter und Zirkulationsarbeiter insofern
diese Unterscheidung historisch mit dem Unterschied von höher und
niedriger qualifizierten Arbeit bzw. mit der künstlichen Unterscheidung
von Arbeitern und Angestellten zusammenfiel. Vor allem in Großunternehmen
waren die Zirkulationsarbeiter als Einkäufer, Buchhalter, Verkäufer etc.
wie die Bankangestellten meist höher qualifizierte Lohnarbeiter: „Der
eigentlich kaufmännische Arbeiter (= Angestellte) gehört zu der
besser bezahlten Klasse von Lohnarbeitern, zu denen, deren Arbeit
geschickte Arbeit ist, die über der Durchschnittsarbeit steht.
Indes
hat der Lohn die Tendenz zu fallen, selbst im Verhältnis zur
Durchschnittsarbeit, im Fortschritt der kapitalistischen Produktionsweise.
Teils durch Teilung der Arbeit innerhalb des Kontors...
Zweitens, weil
die Vorbildung, Handels- und Sprachkenntnisse usw. mit dem Fortschritt der
Wissenschaft und Volksbildung immer rascher, leichter, allgemeiner,
billiger reproduziert werden...
Die Verallgemeinerung des
Volksunterrichts erlaubt, diese Sorte aus Klassen zu rekrutieren, die
früher davon ausgeschlossen, an schlechtere Lebensweise gewöhnt waren.
Dazu vermehrt sie den Zudrang und damit die Konkurrenz.
Mit einigen
Ausnahmen entwertet sich daher im Fortgang der kapitalistischen Produktion
die Arbeitskraft dieser Leute; ihr Lohn sinkt, während ihre
Arbeitsfähigkeit zunimmt.“ K. Marx, Kapital III, 311f.
5. Nicht
zur Lohnarbeiterklasse rechnete Marx die „Lumpenproletarier“ und die
öffentliche und private Dienerklasse.
5.1. Lumpenproletariat
„So
kann auch der einzelne Arbeiter aufhören, auf seine Arbeit
angewiesen zu sein; er kann Geld erben, stehlen etc. Aber dann hört er
auf Arbeiter zu sein.“ K. Marx, Grundrisse, 211.
Zum
Lumpenproletariat gehört - freiwillig oder nicht - , wer besitzlos ist
und nicht arbeiten kann oder nicht arbeiten will: „der Spitzbube,
Gauner, Bettler, der Unbeschäftigte, der verhungernde, der elende und
verbrecherische Arbeitsmensch“. K. Marx, Ökonomisch-philosophische
Manuskripte, MEW 40, 523.
Diese Leute werden manchmal als „echte
Proletarier“ oder als „Lebenskünstler“ romantisiert, sie leben aber
nur „auf Kosten der arbeitenden Nation“. K. Marx, Der
achtzehnte Brumaire, MEW 8, 161.
5.2. Öffentliche und private
Dienerklasse
5.2.1. Private Bedientenklasse
Wer keine eigenen
Produktionsmittel besitzt, muss vom Verkauf seiner Arbeitskraft leben.
Aber nicht alle diese Lohnarbeiter gehören zur Lohnarbeiterklasse. Marx
trennte davon die „Bedientenklasse, die direkten Lohnarbeiter der
müßigen Kapitalisten“ ab. K. Marx, Kapital II, MEW 24,
481.
Diese Bediensteten sind der von dem Mehrprodukt lebende
„Teil der dienenden Klasse, der nicht von Kapital, sondern von Revenue
(privater Konsum der Ausbeuter) lebt“. K. Marx, Grundrisse,
305 Anm.
Es besteht ein „wesentlicher Unterschied“
zwischen „dieser dienenden und der arbeitenden Klasse“. K.
Marx, Grundrisse, 305 Anm.
Dieser wesentliche Unterschied betrifft
die Unterscheidung von produktiver und unproduktiver Arbeit, die Marx wie
Smith allein vom Standpunkt des Kapitals aus traf: „Produktiv“ ist die
Vergrößerung des kapitalistischen Reichtums, „unproduktiv“ ist der Verzehr
des kapitalistischen Reichtums.
Unter Berufung auf A. Smith schrieb
Marx: „Nur die Arbeit, die Kapital produziert, ist produktive
Arbeit.“ K. Marx, Theorien über produktive und unproduktive Arbeit,
MEW 26.1, 126.
„Damit ist auch absolut festgesetzt, was
unproduktive Arbeit ist. Es ist Arbeit, die sich nicht gegen Kapital,
sondern unmittelbar gegen Revenue austauscht, also gegen
Lohn oder Profit (natürlich auch gegen die verschiedenen Rubriken, die
als Teilhaber am Profit des Kapitalisten partizipieren, wie Zins und
Renten).“ K. Marx, Theorien über produktive und unproduktive Arbeit, MEW
26.1, 127.
Revenue sind hier die private Konsumausgaben aller
Gesellschaftsklassen einschließlich der Lohnarbeiter. Im „Kapital“ wird
von Marx mit „Revenue“ jedoch nur der Konsumtionsfonds der
Ausbeuterklassen bezeichnet.
„Ein Schauspieler z.B. ... ist
hiernach ein produktiver Arbeiter, wenn er im Dienst eines Kapitalisten
... arbeitet, dem er mehr Arbeit zurückgibt, als er in der Form des Lohns
von ihm erhält, während ein Flickschneider, der zu dem Kapitalisten ins
Haus kommt und ihm seine Hosen flickt, ... ein unproduktiver Arbeiter
ist.
Die Arbeit des ersteren tauscht sich gegen Kapital aus, die des
zweiten gegen Revenue. Die erstere schafft Mehrwert; in der zweiten
verzehrt sich eine Revenue.“ K. Marx, Theorien über produktive und
unproduktive Arbeit, MEW 26.1, 127.
„Unproduktive Arbeiter“ sind
also solche, die vom privaten Reichtum der Kapitalisten zehren. Man sieht,
das hat nicht das Geringste zu tun mit der Arbeit der
Zirkulationsarbeiter.
Zu dieser unproduktiven, weil vom privaten
Reichtum zehrenden, aber lohnabhängigen Dienerklasse gehören das gesamte
Hauspersonal der Reichen, ihre Geliebten und alle anderen, die aus den
Privatschatullen (= Revenue) der Kapitalisten und Grundbesitzer leben und
nur dazu da sind, den Reichen das Leben angenehm zu machen.
Gemeinsam
mit allen Lohnarbeitern haben diese unproduktiven Dienstleister, dass sie
von eigener Arbeit leben müssen. Aber ihren Lohn zahlen die Kapitalisten
nicht als Vorschuss aus ihrem Kapital, um von ihnen ein vergrößertes
Produkt und daraus ein vermehrtes Kapital zu erhalten. Die Kapitalisten
und Grundbesitzer bezahlen diese Dienstleister aus ihrem privaten
Konsumtionsfonds für private Bedienung. Daher haben diese Bediensteten
gemeinsame Interessen mit ihren Herren: Je reicher ihr Herr, desto mehr
fällt auch für den Bedienten ab. Sie empfangen „für ihre Dienste einen
Teil der Luxusausgabe der Kapitalisten ... (diese Arbeiter selbst sind
insgesamt Luxusartikel) ...“ K. Marx, Kapital II, MEW 24,
409.
Und als kapitalistische „Luxusartikel“ werden diese Arbeiter
mit Beseitigung des Kapitals verschwinden.
Im England von 1861 war
diese lohnabhängige Bedientenklasse zahlenmäßig größer als die produktive
Arbeiterklasse. Heute macht ihr Anteil an der Erwerbsbevölkerung in
Deutschland nur noch rund 5 % aus, weil der private Luxus der Reichen
nicht mehr wie früher in jedem Haushalt in Form von Bediensteten vorrätig
gehalten wird, sondern zunehmend als Ware bzw. Dienstleistung gekauft
wird: Beim Schönheitschirurg, im Luxus-Restaurant, beim privaten
Flugdienst, im Luxushotel usw.
5.2.2. Öffentliche
Dienerklasse (Staatsdiener)
Zu dieser unproduktiven, aber
lohnabhängigen Bedientenklasse zählte Marx auch alle Staatsdiener -
ausgenommen die produktiven Arbeiter im Staatsdienst bei der Bahn, der
Post usw.
Im ersten Band des Kapitals rechnete Karl Marx
„Regierung, Pfaffen, Juristen, Militär usw.“ (K. Marx, Kapital
I, MEW 23, 469) ausdrücklich aus der produktiven Lohnarbeiterklasse
heraus.
In den „Grundrissen der Kritik der Politischen Ökonomie“ heißt
es über die private und öffentliche Dienerklasse: „In der bürgerlichen
Gesellschaft selbst gehört in diese Rubrik aller Austausch persönlicher
Dienstleistungen - auch Arbeit für persönlichen Konsum, Kochen, Nähen etc.
Gartenarbeit etc. bis herauf zu den sämtlichen unproduktiven Klassen,
Staatsdiener, Ärzte, Advokaten, Gelehrte etc. - gegen Revenue in diese
Kategorie. Alles Hauspersonal etc. Alle diese Arbeiter, vom
geringsten bis zum höchsten, vermitteln sich durch ihre Dienstleistungen -
oft aufgezwungene - einen Anteil am Mehrprodukt, an der Revenue des
Kapitalisten. Es fällt aber niemand ein zu denken, dass durch Austausch
seiner Revenue gegen solche Dienstleistungen, d.h. durch seinen
Privatkonsum, der Kapitalist sich als Kapital setzt. Er verausgabt
vielmehr dadurch die Früchte seines Kapitals.“ K. Marx, Grundrisse, 372.
Zu Marx Zeiten wurden die Staatsdiener noch hauptsächlich durch
Besteuerung der Reichen bezahlt. Dass heute die Lohnarbeiter die
Staatsmacht durch Lohn- und Verbrauchssteuern weitgehend mitfinanzieren,
ist nur ein doppeltes Ärgernis und bewirkt keineswegs, dass Legislative
und Exekutive, dass Parlamentarier, Richter, Polizisten oder Professoren
auf Seiten der Lohnarbeiter stehen. Die Erhaltung und der Ausbau des
Staatsapparates fügt der „direkten ökonomischen Ausbeutung eine zweite
Ausbeutung des Volkes hinzu.“ K. Marx, Bürgerkrieg in Frankreich,
MEW 17, 540.
Dabei werden die „Gebildeten der Massen“ gerne
„in die unteren Stellen der Hierarchie“ (K. Marx, Bürgerkrieg in
Frankreich, MEW 17, 544) aufgenommen:
„Je mehr eine herrschende
Klasse fähig ist, die bedeutendsten Männer der beherrschten Klasse in sich
aufzunehmen, desto solider und gefährlicher ist ihre Herrschaft.“
K. Marx, Kapital III, MEW 25, 614.
Die höheren Stellen des
Staates sind in der Regel den Bourgeoiskindern und ihrer Klientel
vorbehalten. So ergänzt die herrschende Klasse „in der Form von
Staatsgehalten, was sie nicht in der Form von Profiten, Zinsen, Renten und
Honoraren einstecken kann.“ K. Marx, Der achtzehnte Brumaire ..., MEW 8,
151.
Die gesamte Beamtenschaft ist in sich ein Hindernis für die
Emanzipation der Gesellschaft. Ihre hoheitlichen, bevormundenden
Funktionen werden ganz verschwinden. Funktionen, die für die Gesellschaft
nützlich sind, werden von behördlicher Bevormundung befreit, d.h. unter
die direkte Kontrolle des Volkes gestellt werden.
Marx nahm an, dass
die lohnabhängige Bedientenklasse - einschließlich der Staatsdiener - im
Kapitalismus anwächst:
„Endlich erlaubt die außerordentlich erhöhte
Produktivkraft in den Sphären der großen Industrie, begleitet, wie sie
ist, von intensiv und extensiv gesteigerter Ausbeutung der Arbeitskraft in
allen übrigen Produktionssphären, einen stets größeren Teil der
Arbeiterklasse unproduktiv zu verwenden ...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23,
469.
6. Anteil der Lohnarbeiter an der gegenwärtigen deutschen
Gesellschaft
Nach dem Verständnis von Karl Marx von der
„Lohnarbeiterklasse“ (= „modernes Proletariat“) ergibt sich ungefähr
folgende soziale Zusammensetzung (Klassenstruktur) der gegenwärtigen
deutschen Gesellschaft - wegen der absichtsvoll ungenauen bürgerlichen
Statistik ist eine Fehlerquote von plus/minus 1,5 %
einzukalkulieren:
- Kapitalistenklasse und
Grundbesitzer: 3 %.
- Traditionelle selbstarbeitende Eigentümer:
7 %;
- unproduktive Dienerklasse (mit Beamten): 12
%;
- Lumpenproletariat: 1 %;
- Produktive
Lohnarbeiterklasse: 77 %;
7. Emanzipation der Lohnarbeiter ist
nur möglich durch Abschaffung der Lohnarbeit
„...Die
fortschreitende industrielle Entwicklung (hat) ... die Einzelarbeit in
allen großen Industriezweigen längst vernichtet ... und vernichtet
sie in den kleineren und kleinsten Zweigen täglich mehr; die
industrielle Entwicklung setzt an ihre Stelle die gesellschaftliche
Arbeit..., unterstützt von Maschinen und dienstbar gemachten Naturkräften,
deren fertiges, sofort austauschbares oder verbrauchbares Produkt das
gemeinsame Werk vieler Einzelner ist, durch deren Hände (und Köpfe)
es hat gehen müssen.
Und gerade durch diese industrielle Revolution hat
die Produktionskraft der menschlichen Arbeit einen solchen Höhegrad
erreicht, dass die Möglichkeit gegeben ist - zum erstenmal, solange
Menschen existieren -, bei verständiger Verteilung der Arbeit unter alle,
nicht nur genug für die reichliche Konsumtion aller
Gesellschaftsmitglieder und für einen ausgiebigen Reservefonds
hervorzubringen, sondern auch jedem Einzelnen hinreichend Muße zu lassen,
damit dasjenige, was aus der geschichtlich überkommenen Bildung -
Wissenschaft, Kunst, Umgangsformen usw. - wirklich wert ist, erhalten zu
werden, nicht nur erhalten, sondern aus einem Monopol der herrschenden
Klasse in ein Gemeingut der ganzen Gesellschaft verwandelt und weiter
vorgebildet werde. (Und mit dem Monopol auf Bildung und Kenntnisse wird
auch jedes Monopol auf Leitungsfunktionen beseitigt. wb)
Und hier
liegt der entscheidende Punkt. Sobald die Produktionskraft der
menschlichen Arbeit sich bis auf diesen Höhegrad entwickelt hat,
verschwindet jeder Vorwand für den Bestand einer herrschenden Klasse. War
doch der letzte Grund, womit der Klassenunterschied verteidigt wurde,
stets: Es muss eine Klasse geben, die sich nicht mit der Produktion ihres
täglichen Lebensunterhalts abzuplacken hat, damit sie Zeit behält, die
geistige Arbeit der Gesellschaft zu besorgen. Diesem Gerede, das bisher
seine große geschichtliche Berechtigung hatte, ist durch die industrielle
Revolution der letzten hundert Jahre ein für allemal die Wurzel
abgeschnitten.“ F. Engels, Wohnungsfrage, MEW 18,
220f.
„Aber wenn hiernach die Einteilung in Klassen eine
gewisse geschichtliche Berechtigung hat, so hat sie eine solche doch nur
für einen gegebenen Zeitraum, für gegebene gesellschaftliche Bedingungen.
Sie gründet sich auf die Unzulänglichkeit der Produktion; sie wird
weggefegt werden durch die volle Entfaltung der modernen
Produktivkräfte.
Und in der Tat hat die Abschaffung der
gesellschaftlichen Klassen zur Voraussetzung einen geschichtlichen
Entwicklungsgrad, auf dem das Bestehen nicht bloß dieser oder jener
bestimmten herrschenden Klasse, sondern einer herrschenden Klasse
überhaupt, also des Klassenunterschiedes selbst ... veraltet ist.
Sie
hat also zur Voraussetzung einen Höhegrad der Entwicklung der Produktion,
auf dem die Aneignung der Produktionsmittel und Produkte und damit
der politischen Herrschaft, des Monopols der Bildung und der geistigen
Leitung durch eine besondere Gesellschaftsklasse nicht nur überflüssig,
sondern auch ökonomisch, politisch und intellektuell ein Hindernis der
Entwicklung geworden ist.
Dieser Punkt ist jetzt erreicht.“ F. Engels,
Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, MEW 19,
225.
„Die freie Arbeit entwickelt sich innerhalb der
kapitalistischen Produktion als gesellschaftliche Arbeit. Dass sie
Eigentümer der Produktionsbedingungen wird, heißt also, dass diese
den vergesellschafteten Arbeitern gehören und diese als solche
produzieren, ihre eigene Produktion ... sich als vergesellschaftete
unterordnen.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3,
514.
„Wir anerkennen die Kooperativbewegung als eine der
Triebkräfte zur Umwandlung der gegenwärtigen Gesellschaft; die auf
Klassengegensätzen beruht. Ihr großes Verdienst besteht darin, praktisch
zu zeigen, dass das bestehende despotische und Armut hervorbringende
System der Unterjochung der Arbeit unter das Kapital verdrängt
werden kann durch das demokratische und segensreiche System der
Assoziation von freien und gleichen Produzenten.“ K. Marx,
Forderungen der IAA, MEW 16, 195.
„Und dass wir beim Übergang in
die volle kommunistische Wirtschaft den genossenschaftlichen Betrieb als
Mittelstufe in ausgedehntem Maß werden anwenden müssen, daran haben Marx
und ich nie gezweifelt.
Nur muss die Sache so eingerichtet werden, dass
die Gesellschaft ... das Eigentum an den Produktionsmitteln behält und so
die Sonderinteressen der Genossenschaft, gegenüber der Gesellschaft im
Ganzen, sich nicht festsetzen können.“ F. Engels an Bebel, 20.1.1886. MEW
36, 426.
„Dies ist der sehr große Unterschied: Ob die vorhandenen
Produktionsmittel den Arbeitenden als Kapital gegenüberstehen, ...
ob diese Produktionsmittel sie beschäftigen, oder ob sie, als
Subjekte, die Produktionsmittel - im Akkusativ - anwenden, um Reichtum für
sich selbst zu erzeugen.
Natürlich ist dabei vorausgesetzt, dass die
kapitalistische Produktion bereits die Produktivkräfte der Arbeit
überhaupt zu der nötigen Höhe entwickelt hat, worauf diese Revolution
eintreten kann.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2,
583.
„... die
Gesellschaft (konnte) doch niemals ohne eine Klasse von Produzenten leben.
Diese Klasse ist also unter allen Umständen notwendig - wenn auch die Zeit
kommen muss, in der sie nicht länger eine Klasse sein, sondern die ganze
Gesellschaft umfassen wird.“ F. Engels, Gesellschaftsklassen, MEW 19,
287.
„Einmal die Arbeit emanzipiert, so wird jeder Mensch ein
Arbeiter, und produktive Arbeit hört auf, eine Klasseneigenschaft zu
sein." K. Marx, Bürgerkrieg
in Frankreich, 1871, MEW 17, 342.
„Im planmäßigen
Zusammenwirken mit andern streift der Arbeiter seine individuellen
Schranken ab und entwickelt sein Gattungsvermögen.“ K. Marx, Kapital I.
MEW 23, 349.
„Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch
die Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt und damit die
Herrschaft des Produkts über die Produzenten ...
Der Kampf ums
Einzeldasein hört auf. Damit erst scheidet der Mensch, in gewissem Sinn,
endgültig aus dem Tierreich, tritt aus tierischen Daseinsbedingungen in
wirklich menschliche. Der Umkreis der die Menschen umgebenden
Lebensbedingungen, der die Menschen bis jetzt beherrschte, tritt jetzt
unter die Herrschaft und Kontrolle der Menschen, die nun zum ersten Male
bewusste, wirkliche Herren der Natur, weil und indem sie Herren ihrer
eigenen Vergesellschaftung werden.
Die Gesetze ihres eigenen
gesellschaftlichen Tuns, die ihnen bisher als fremde, sie beherrschende
Naturgesetze gegenüberstanden, werden dann von den Menschen mit voller
Sachkenntnis angewandt und damit beherrscht. Die eigene Vergesellschaftung
der Menschen, die ihnen bisher als von Natur und Geschichte
aufgezwungen gegenüberstand, wird jetzt ihre eigene freie Tat. Die
objektiven, fremden Mächte, die bisher die Geschichte beherrschten, treten
unter die Kontrolle der Menschen selbst.
Erst von da an werden die
Menschen ihre Geschichte mit vollem Bewusstsein selbst machen, erst von da
an werden die von ihnen in Bewegung gesetzten gesellschaftlichen Ursachen
vorwiegend und in stets steigendem Maße auch die von ihnen gewollten
Wirkungen haben.
Es ist der Sprung der Menschheit aus dem Reiche der
Notwendigkeit in das Reich der Freiheit.“ F. Engels Anti-Dühring, MEW 20,
264.
„Der Kommunismus unterscheidet sich von allen bisherigen
Bewegungen dadurch, dass er die Grundlage aller bisherigen Produktions-
und Verkehrsverhältnisse umwälzt und alle naturwüchsigen Voraussetzungen
zum ersten Mal mit Bewusstsein als Geschöpfe der bisherigen Menschen
behandelt, ihrer Naturwüchsigkeit entkleidet und der Macht der vereinigten
Individuen unterwirft.“ K. Marx, Deutsche Ideologie, MEW 3,
70.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich die Rechtschreibung,
veraltete Fremdwörter, Maßeinheiten und Zahlenangaben modernisiert. Diese
und alle erklärenden Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift.
Wal Buchenberg,
23.5.2002
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