Lohn
1. Lohn wird scheinbar für eine bestimmte Arbeitsmenge gezahlt, die in einer bestimmten Arbeitszeit geleistet wird „Auf der Oberfläche
der bürgerlichen Gesellschaft erscheint der Lohn des Arbeiters als Preis
der Arbeit, eine bestimmte Menge Geld, das für eine
bestimmte Menge Arbeit gezahlt wird. Man spricht hier vom Wert der
Arbeit ... Aber was ist der Wert
einer Ware? Gegenständliche Form der in ihrer Produktion verausgabten
gesellschaftlichen Arbeit. Und wodurch messen wir
die Größe ihres Werts? Durch die Größe der in ihr enthaltenen
Arbeit. Wodurch wäre also der
Wert z. B. eines achtstündigen Arbeitstags bestimmt? Durch die
in einem Arbeitstag von 8 Stunden enthaltenen 8
Arbeitsstunden, was offenbar Unsinn ist. ... Der Arbeitstag von
8 Stunden stellt sich z. B. in einem Geldwert von 100
Euro dar. Entweder werden gleiche Werte ausgetauscht, und dann
erhält der Arbeiter für achtstündige Arbeit 100 Euro. Der
Preis seiner Arbeit wäre gleich dem Preis seines Produkts. In diesem Fall
produzierte er keinen Mehrwert für den Käufer seiner Arbeit, die 100
Euro verwandelten sich nicht in Kapital, die Grundlage der
kapitalistischen Produktion verschwände, aber gerade auf dieser Grundlage
verkauft er seine Arbeit und ist seine Arbeit
Lohnarbeit. Oder er erhält für
8 Stunden Arbeit weniger als 100 Euro, d. h. weniger als 8
Stunden Arbeit. Acht Stunden Arbeit tauschen sich aus gegen
6, 4 usw. Stunden Arbeit. Diese Gleichsetzung ungleicher Größen
hebt nicht nur die Wertbestimmung auf. Ein solcher sich selbst aufhebender
Widerspruch kann überhaupt nicht als Gesetz auch nur ausgesprochen oder
formuliert werden.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 557f. „Stellen wir uns auf
den Standpunkt des Arbeiters, der für achtstündige Arbeit
z. B. ... 100 Euro erhält, so ist für ihn in der Tat seine
achtstündige Arbeit das Kaufmittel der 100 Euro.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 563.
Der Lohnarbeiter wird „für acht Stunden“ bezahlt, also
scheint es sich für ihn bei allen acht Stunden um „bezahlte Arbeit“ zu
handeln. „Nehmen wir
andererseits den Kapitalisten, so will er zwar möglichst viel Arbeit für
möglichst wenig Geld erhalten. Praktisch interessiert ihn daher nur die
Differenz zwischen dem Preis der Arbeitskraft (= Lohn) und dem
Wert, den ihre Anwendung schafft. Aber er sucht alle Ware möglichst
billig zu kaufen und erklärt sich überall seinen Profit aus der
einfachen Prellerei, dem Kauf unter und dem Verkauf über dem Wert. Er
kommt daher nicht zur Einsicht, dass, wenn so ein Ding wie Wert der Arbeit
wirklich existierte, und er diesen Wert wirklich zahlte, kein Kapital
existieren, sein Geld sich nicht in Kapital verwandeln würde.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 564. „Was dem Geldbesitzer
auf dem Warenmarkt direkt gegenübertritt, ist in der Tat nicht die Arbeit,
sondern der Arbeiter. Was letzterer verkauft, ist seine Arbeitskraft.
Sobald seine Arbeit wirklich beginnt, hat sie bereits aufgehört, ihm zu
gehören, kann also nicht mehr von ihm verkauft werden. Die Arbeit ist die
Substanz und das immanente Maß der Werte, aber sie selbst hat keinen
Wert.“ K.
Marx, Kapital I, MEW 23, 559. „Was die politische
Ökonomie also Wert der Arbeit (value of labour) nennt, ist in der Tat
der Wert der Arbeitskraft, die in der Persönlichkeit des Arbeiters
existiert und von ihrer Funktion, der Arbeit, ebenso verschieden ist wie
eine Maschine von ihren Operationen.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 560f. „Seit
Lassalles (zeitgenössischer deutscher Sozialist) Tode hat sich die
wissenschaftliche Einsicht in unserer Partei Bahn gebrochen,
dass der Arbeitslohn nicht das ist, was
er zu sein scheint, nämlich der Wert bzw. Preis der Arbeit, sondern nur eine
maskierte Form für den Wert resp. Preis der Arbeitskraft. Damit war die
ganze bisherige bürgerliche Auffassung des Arbeitslohnes sowie die ganze
bisher gegen selbe gerichtete Kritik ein für allemal über den Haufen
geworfen und klargestellt, dass der Lohnarbeiter nur die Erlaubnis hat,
für sein eigenes Leben zu arbeiten, d. h. zu leben, soweit er gewisse
Zeit umsonst für den Kapitalisten (daher auch für dessen Mitzehrer am
Mehrwert) arbeitet; dass das ganze kapitalistische Produktionssystem sich
darum dreht, diese Gratisarbeit zu verlängern durch Ausdehnung des
Arbeitstages oder durch Entwicklung der Produktivität, größere Spannung
der Arbeitskraft etc.; dass also das System der Lohnarbeit ein System der
Sklaverei, und zwar einer Sklaverei ist, die im selben Maß härter wird,
wie sich die gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit entwickeln, ob
nun der Arbeiter bessere oder schlechtere Zahlung empfange.“ K.
Marx, Kritik des Gothaer Programms, MEW 19, 25 „Wer Arbeitsvermögen
sagt, sagt nicht Arbeit, so wenig als wer Verdauungsvermögen sagt,
Verdauen sagt. Zum letzteren Prozess ist bekanntlich mehr als ein guter
Magen erfordert. ... Wird das Arbeits-vermögen nicht verkauft, so
nützt es dem Arbeiter nichts, so empfindet er es vielmehr als eine
grausame Naturnotwendigkeit, dass sein Arbeitsvermögen eine bestimmte
Menge Lebensmittel zu seiner Produktion verlangt hat und
stets wieder von neuem zu seiner Repro-duktion verlangt. Er
entdeckt dann ... :‚Das Arbeitsvermögen ... ist nichts, wenn es nicht
verkauft wird.‘“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 187. „Zudem zeigt die
wirkliche Bewegung des Arbeitslohns Phänomene, die zu beweisen scheinen,
dass nicht der Wert der Arbeitskraft bezahlt wird, sondern der Wert ihrer
Funktion, der Arbeit selbst. Diese Phänomene können wir auf zwei große
Klassen zurückführen. Erstens: Wechsel des
Arbeitslohns mit wechselnder Länge des Arbeits-tags.
... Zweitens: Der
individuelle Unterschied in den Arbeitslöhnen verschie-dener Arbeiter,
welche dieselbe Funktion verrichten. Diesen individuellen Unterschied findet man aber ohne Anlass zu Illusionen, auch im System der Sklaverei, wo frank und frei, ohne Schnörkel, die Arbeitskraft selbst verkauft wird. Nur fällt der Vorteil einer Arbeitskraft, die über dem Durchschnitt, oder der Nachteil einer Arbeitskraft, die unter dem Durchschnitt steht, im Sklavensystem dem Sklaveneigner zu, im System der Lohnarbeit dem Arbeiter selbst, weil seine Arbeitskraft in dem einen Fall von ihm selbst, in dem anderen von einer dritten Person verkauft wird.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 564. „Die Form des
Arbeitslohns löscht also jede Spur der Teilung des Arbeitstags in
notwendige Arbeit und Mehrarbeit, in bezahlte und unbezahlte Arbeit aus.
Alle Arbeit erscheint als bezahlte Arbeit. Bei der Fronarbeit
unterscheiden sich räumlich und zeitlich, handgreiflich sinnlich, die
Arbeit des Fronbauern für sich selbst und seine Zwangsarbeit für
den Grundherrn. Bei der Sklavenarbeit
erscheint selbst der Teil des Arbeitstags, worin der Sklave nur den Wert
seiner eigenen Lebensmittel ersetzt, den er in der Tat also für sich
selbst arbeitet, als Arbeit für seinen Meister. Alle seine Arbeit
erscheint als unbezahlte Arbeit. Bei der Lohnarbeit
erscheint umgekehrt selbst die Mehrarbeit oder unbezahlte Arbeit als
bezahlt. Dort verbirgt das Eigentumsverhältnis das Fürsichselbstarbeiten
des Sklaven, hier das Geldverhältnis das Umsonstarbeiten des
Lohnarbeiters. ... Auf dieser
Erscheinungsform, die das wirkliche Verhältnis unsichtbar macht und gerade
sein Gegenteil zeigt, beruhen alle Rechtsvorstellungen des Arbeiters wie
des Kapitalisten, alle Selbsttäuschungen der kapitalistischen
Produktionsweise, alle ihre Freiheitsillusionen, alle
beschönigenden Flausen der Vulgärökonomie.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 562. 2. Lohnarbeiter
verkaufen für Lohn Lohn ist der Preis für eine bestimmte Qualität von
Arbeitsvermögen, die dem Kapitalisten für bestimmte Zeit überlassen
wird. „Der Austausch des
Arbeiters mit dem Kapitalisten ist ein einfacher Austausch; jeder erhält
einen Gegenwert; der eine Geld (= Lohn), der andere eine
Ware ..., für die er bezahlt; was der Kapitalist in diesem
einfachen Austausch erhält, ist ein Gebrauchswert: Verfügungsgewalt
über fremde Arbeit. ... Was der
Arbeiter verkauft, ist die Verfügungsgewalt über seine
Arbeitskraft, die eine ganz bestimmte ist, bestimmte
Kunstfertigkeit etc. Es ist ganz gleichgültig, was der Kapitalist mit seiner Arbeit macht, obgleich er sie natürlich nur ihrer Qualifikation nach verwenden kann, und seine Verfügungsgewalt selbst sich nur auf eine bestimmte Arbeit und eine zeitlich bestimmte Verfügung über dieselbe (so und so viel Arbeitszeit) beschränkt. Wenn der Kapitalist sich begnügte mit der bloßen Dispositionsfähigkeit, ohne den Arbeiter wirklich arbeiten zu lassen, z. B. um seine Arbeit in Reserve zu haben etc. oder seinem Konkurrenten die Dispositionsfähigkeit zu entziehen (wie z. B. Schauspieldirektoren Sängerinnen für eine Saison kaufen, nicht um sie singen zu lassen, sondern damit sie nicht auf einem Konkurrenztheater singen), so hat der Austausch vollständig stattgefunden.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 192f. „Unter Arbeitskraft
oder Arbeitsvermögen verstehen wir den Inbegriff der physischen und
geistigen Fähigkeiten, die in der Leiblichkeit, der lebendigen
Persönlichkeit eines Menschen existieren und die er in Bewegung setzt,
sooft er Gebrauchswerte irgendeiner Art produziert.
... Damit jemand von
seiner Arbeitskraft unterschiedene Waren verkaufen kann, muss er
natürlich Produktionsmittel besitzen, z. B. Rohstoffe,
Arbeitsinstrumente usw. Er kann keine Stiefel machen ohne Leder. Er bedarf
außerdem Lebensmittel. Niemand ... kann von Produkten der Zukunft zehren,
... und wie am ersten Tag seiner Erscheinung auf der Erdbühne, muss der
Mensch noch jeden Tag konsumieren, bevor und während er
produziert. Werden die Produkte
als Waren produziert, so müssen sie verkauft werden, nachdem sie
produziert sind, und können die Bedürfnisse des Produzenten erst nach dem
Verkauf befriedigen. Zur Produktionszeit kommt die für den Verkauf nötige
Zeit hinzu. (Vom Kredit einmal abgesehen.) Zur Verwandlung von Geld in Kapital muss der kapitalistische Geldbesitzer also den freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei in dem Doppelsinn, dass er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, dass er andererseits andere Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 181ff. „Könnte der Arbeiter seiner Arbeitskraft ... eine selbständige Existenz geben, so würde er Ware verkaufen und nicht Arbeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 558. 2.1. Der Arbeitslohn ist ein Teil des eigenen Arbeitsprodukts „Da der Wert der
Arbeit nur ein unsinniger Ausdruck für den Wert der Arbeitskraft
ist, ergibt sich von selbst, dass der Wert der Arbeit stets kleiner sein
muss als ihr Wertprodukt, denn der Kapitalist lässt die Arbeitskraft stets
länger funktionieren, als zur Reproduktion ihres eigenen Werts nötig
ist. Im obigen Beispiel ist
der Wert der während 8 Stunden angewandten Arbeitskraft
100 Euro, ein Wert, zu dessen Reproduktion sie 4
Stunden braucht. Ihr Wertprodukt (= Wert der produzierten
Ware) ist dagegen 200 Euro, weil die Arbeitskraft in der
Tat während 8 Stunden angewandt wird, und ihr Wertprodukt
nicht von ihrem eigenen Wert, sondern von der Zeitdauer ihrer
Anwendung abhängt.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 561. „... Genauer
betrachtet zeigt sich, dass der Arbeiter, der seine Arbeitskraft
verkauft, im Austauschprozess die Form W – G – G – W durchmacht.“
K. Marx,
Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 202. Dies heißt: Der
Lohnarbeiter tauscht seine Arbeitskraft = W in G = Geld (Lohn)
–
G (Lohn) wird ausgegeben in W = Konsum- oder Lebensmittel für die
Wiederherstellung der Arbeitskraft. Der Arbeiter kommt also normalerweise aus dem Geschäft heraus, wie er hineingegangen ist: als Besitzer von nichts anderem als seiner Arbeitskraft. Der Verkauf seiner Arbeitskraft ermöglicht ihm nichts anderes als den mehr oder minder reichlichen Lebensunterhalt bzw. die Wiederherstellung seiner Arbeitskraft für ihren erneuten Verkauf. Aber womit bezahlt der Kapitalist den Lohnarbeiter, womit bezahlt er die Vernutzung seiner Arbeitskraft? Mit einem Teil des Produkts, das der Lohnarbeiter für ihn geschaffen hat. „Der einzelne Arbeiter zum Ersatz seines Lohnes reproduziert ... Ware vom Wert seiner Lebensmittel, oder er produziert den Wert seiner Lebensmittel. D. h. also, wenn wir seinen täglichen Durchschnitts-konsum betrachten: Die Arbeitszeit, die in den täglichen Lebensmitteln enthalten ist, bildet einen Teil seines Arbeitstages. ... Es hängt vom Wert dieser Lebensmittel ab (also von der gesellschaftlichen Produktivität der Arbeit ... ein wie großer Teil seines Arbeitstages der Reproduktion oder Produktion des Werts, i. e. des Gegenwerts für seine Lebensmittel, gewidmet ist.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 407. „Bei der Sklaverei
etc. wo nicht der falsche Schein durch die vorherige Verwandlung des
Produkts – soweit es in Lohn ausgelegt wird – in Geld bewirkt, ist es auch
handgreiflich, dass das, was der Sklave als Lohn erhält, in der Tat nichts
ist, was der Sklaveneigner ihm „vorstreckt“, sondern nur der Teil der
realisierten Arbeit des Sklaven ist, der ihm in der Form von
Lebensmitteln wieder zuströmt. Ebenso beim Kapitalist. Er streckt nur dem Schein nach vor. Was er dem Arbeiter als Lohn ... zahlt, ... ist ein Teil des von dem Arbeiter produ-zierten und bereits in Geld verwandelten Produkts. .... Ein Teil des Produkts des Arbeiters, ... fließt ihm in der Form des Lohns ... zu.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 88f. „Es ist ein Teil des vom Arbeiter selbst beständig reproduzierten Pro-dukts, das ihm in der Form des Arbeitslohns beständig zurückfließt. ... Es ist seine Arbeit von voriger Woche oder vom letzten halben Jahre, womit seine Arbeit von heute oder vom nächsten halben Jahr gezahlt wird.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 592f. Ricardo: „Der Arbeitslohn ist die Aneignung eines Teils des Arbeits-produkts durch jene, die es produziert haben.“ Zit. n. K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 381. „Der Arbeitslohn ist
der Preis der notwendigen Arbeit.“ K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie, 464. „...Sofern
... der Kapitalist stets die Arbeitskraft kauft, der Arbeiter sie stets
verkauft, und wir wollen annehmen selbst zu ihrem wirklichen Wert
verkauft, schlägt offenbar das auf Warenproduktion und
Warenzirku-lation beruhende Gesetz der Aneignung oder Gesetz des
Privateigentums durch seine eigene, innere, unvermeidliche Dialektik in
sein direktes Gegenteil um. Der Austausch von gleichen Werten, der
als die ursprüngliche Operation erschien, hat sich so gedreht, dass nur
zum Schein ausgetauscht wird, indem erstens der gegen Arbeitskraft
ausgetauschte Kapitalteil selbst nur ein Teil des ohne Gegenwert
angeeigneten fremden Arbeitsproduktes ist und zweitens von seinem
Produzenten, dem Arbeiter nicht nur ersetzt, sondern mit neuem
Mehrwert ersetzt werden muss. ... Der beständige Kauf
und Verkauf der Arbeitskraft ist die Form. Der Inhalt ist, dass der
Kapitalist einen Teil der bereits vergegenständlichten fremden Arbeit, die
er sich unaufhörlich ohne Gegenwert aneignet, stets wieder gegen
eine größere Menge lebendiger fremder Arbeit
umsetzt. Ursprünglich erschien
uns das Eigentumsrecht gegründet auf eigene Arbeit. ... Eigentum erscheint
jetzt auf Seite des Kapitalisten als das Recht, fremde unbezahlte Arbeit
oder ihr Produkt sich anzueignen, auf Seite des Arbeiters als
Unmöglichkeit, sich sein eigenes Produkt anzueignen. Die Trennung zwischen Eigentum und Arbeit wird zur notwendigen Konsequenz eines Gesetzes, das scheinbar von ihrer Zusammen-gehörigkeit ausging.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 609f. „In diesem Austausch
gibt also der Arbeiter ... seine wertschaffende und wertvermehrende
lebendige Arbeitszeit. Er verkauft sich als Effekt. Als Ursache und
Tätigkeit wird er aufgesaugt vom Kapital und verwandelt sich selbst in
Kapital. So schlägt der Austausch in sein Gegenteil um, und die Gesetze des Privateigentums – die Freiheit, Gleichheit, Eigentum – das Eigentum an der eigenen Arbeit und die freie Disposition darüber – schlagen um in Eigentumslosigkeit des Arbeiters und Entäußerung seiner Arbeit, sein Verhalten zu ihr als fremdem Eigentum und umgekehrt.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 566. „Der kapitalistische
Produktionsprozess reproduziert also durch seinen eigenen Vorgang die
Scheidung zwischen Arbeitskraft und Arbeits-bedingungen. Er reproduziert
und verewigt damit die Ausbeutungs-bedingungen des Arbeiters. Er
zwingt beständig den Arbeiter zum Verkauf seiner Arbeitskraft, um zu
leben, und befähigt beständig den Kapitalisten zu ihrem Kauf, um sich zu
bereichern. Es ist nicht mehr der
Zufall, welcher Kapitalist und Arbeiter als Käufer und Verkäufer einander
auf dem Warenmarkt gegenüberstellt. Es ist die Zwickmühle des Prozesses
selbst, die den einen stets als Verkäufer seiner Arbeitskraft auf den
Warenmarkt zurückschleudert und sein eigenes Produkt stets in das
Geld des anderen verwandelt. In der Tat gehört der
Arbeiter dem Kapital, bevor er sich dem Kapitalisten verkauft. Seine
ökonomische Hörigkeit ist zugleich vermittelt und zugleich versteckt durch
die periodische Erneuerung seines Selbstverkaufs, den Wechsel seiner
individuellen Lohnherrn und die Schwankungen im Marktpreis der Arbeit
(= Lohn).“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 603. 2.2. Was Lohnarbeiter
über ihren Lohn hinaus schaffen, fällt als Mehrwert an
den Kapitalisten „Der eine Kontrahent
verkauft seine Arbeitskraft, der andere kauft sie. Der erstere empfängt
den Wert seiner Ware, deren Gebrauchswert – die Arbeit – damit an den
zweiten veräußert ist. Dieser verwandelt nunmehr ihm bereits
gehörende Produktionsmittel mit Hilfe von ihm ebenfalls gehörender
Arbeit in ein neues Produkt, das ihm ebenfalls von Rechts wegen
gehört. Der Wert dieses
Produkts schließt ein: erstens den Wert der verbrauch-ten
Produktionsmittel. Die nützliche Arbeit kann diese Produktions-mittel
nicht verbrauchen, ohne ihren Wert auf das neue Produkt zu übertragen; um
aber verkäuflich zu sein, muss die Arbeitskraft imstande sein, in dem
Industriezweig, wo sie verwandt werden soll, nützliche Arbeit zu
liefern. Der Wert des neuen
Produkts schließt ferner ein: den Gegenwert des Werts der
Arbeitskraft und einen Mehrwert. Und zwar deshalb, weil die für einen
bestimmten Zeitraum, Tag, Woche etc., verkaufte Arbeitskraft weniger Wert
besitzt, als ihr Gebrauch während dieser Zeit schafft. Der Arbeiter aber
hat den Tauschwert seiner Arbeitskraft bezahlt erhalten und hat damit
ihren Gebrauchswert veräußert –- wie das bei jedem Kauf und Verkauf der
Fall ist. Dass diese besondere
Ware Arbeitskraft den eigentümlichen Gebrauchs-wert hat, mehr
Arbeit zu liefern, also Wert zu schaffen, das kann allgemeine Gesetz der
Warenproduktion nicht berühren. Wenn also die in Arbeitslohn
vorgeschossene Wertsumme sich in Produkt nicht bloß einfach wieder
vorfindet, sondern um einen Mehrwert vermehrt vorfindet, so rührt dies
nicht her aus einer Übervorteilung des Verkäufers, der ja den Wert seiner
Ware Arbeitskraft erhalten hat, sondern nur aus dem
Verbrauch dieser Ware durch den Käufer. Das Gesetz des
Austausches bedingt Gleichheit nur für die Tauschwerte der gegeneinander
weggegebenen Waren. Es bedingt sogar von vornherein Verschiedenheit ihrer
Gebrauchswerte und hat absolut nichts zu schaffen mit ihrem Verbrauch, der
erst nach geschlossenem und vollzogenem Handel
beginnt. Die ursprüngliche
Verwandlung des Geldes in Kapital vollzieht sich also im genauesten
Einklang mit den ökonomischen Gesetzen der Warenproduktion und mit dem
daraus sich ableitenden Eigentumsrecht. Trotzdem aber hat sie zum
Ergebnis: 1. dass das Produkt
dem Kapitalisten gehört und nicht dem Arbeiter; 2. dass der Wert
dieses Produkts, außer dem Wert des vorgeschossenen Kapitals, einen
Mehrwert einschließt, der dem Arbeiter Arbeit, dem Kapitalisten aber
nichts gekostet hat und der dennoch das rechtmäßige Eigentum des
Kapitalisten wird; 3. dass der Arbeiter seine Arbeitskraft forterhalten hat und sie aufs neue verkaufen kann, wenn er einen Käufer findet.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 610f. „Die Auffassung des
relativen Arbeitslohns ist eines der größten Verdienste Ricardos. Es liegt
darin, dass der Wert des Lohns (und daher auch des Profits) absolut
abhängt von dem Teil des Arbeitstages, den der Arbeiter für sich selbst
arbeitet (zur Produktion oder Reproduktion seines Lohns) im
Verhältnis zu dem Teil seiner Zeit, der dem Kapitalisten
gehört. Es ist dieses ökonomisch wichtig, in der Tat nur ein anderer Ausdruck für die wahre Theorie des Mehrwerts. Es ist ferner wichtig für das soziale Verhältnis beider Klassen.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 27. „Da der Wert der Waren
bestimmt ist durch die Menge der in ihnen enthaltenen Arbeit, und
da Lohn und Mehrwert (Profit) nur Teile sind, Proportionen, worin
zwei Klassen von Produzenten den Wert der Ware unter sich verteilen, ist
es klar, dass Steigen oder Fallen des Lohns zwar die Rate des
Mehrwerts (Profits) bestimmt, den Wert der Ware oder ihren Preis ... aber
unberührt lässt. Die Proportion, wie ein Ganzes geteilt wird zwischen zwei Teilhabern, macht das Ganze selbst weder größer noch kleiner. Es ist also ein falsches Vorurteil, dass Steigen der Löhne die Warenpreise erhöht; es macht nur den Profit (Mehrwert) fallen.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 419f. „Wenn man eine gegebene Größe nimmt und sie in zwei Teile teilt, so ist klar, dass der eine Teil nur zunehmen kann, soweit der andere abnimmt und umgekehrt. Aber bei wachsenden Größen ... ist dies keineswegs der Fall.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 410. 3.
Arbeitslohn bezahlt „Gerechter Lohn“ ist ein Lohn, der den vollen Wert dieser Arbeitskraft zahlt. Wie hoch ist der volle Wert der Arbeitskraft? 3.1. Zunächst wird der
Wert der Arbeitskraft bestimmt durch die
(Wieder-)Herstellungskosten der jeweiligen
Arbeitskraft „Diese eigentümliche
Ware, die Arbeitskraft, ist nun näher zu betrachten. Gleich allen anderen
Waren besitzt sie einen Wert. Wie wird er bestimmt? Der Wert der
Arbeitskraft, gleich dem jeder anderen Ware, ist bestimmt durch die zur
Produktion, also auch Reproduktion (= Wiederher-stellung) dieses
spezifischen Artikels notwendige Arbeitszeit. ... Die Arbeitskraft
existiert nur als Anlage des lebendigen Individuums. Ihre Produktion setzt
also seine Existenz voraus. Die Existenz des Individuums gegeben, besteht
die Produktion der Arbeitskraft in seiner eigenen Reproduktion oder
Erhaltung. Zu seiner Erhaltung bedarf das lebendige Individuum einer
gewissen Summe von Lebensmitteln. Die zur Produktion der Arbeitskraft
notwendige Arbeitszeit löst sich also auf in die zur Produktion dieser
Lebensmittel notwendige Arbeitszeit, oder der Wert der Arbeitskraft ist
der Wert der zur Erhaltung ihres Besitzers notwendigen
Lebensmittel. Die Arbeitskraft verwirklicht sich jedoch nur durch ihre Äußerung, betätigt sich nur in der Arbeit. Durch ihre Betätigung, die Arbeit, wird aber eine bestimmte Menge von menschlichem Muskel, Nerv, Hirn usw. verbraucht, die wieder ersetzt werden muss. Diese vermehrte Ausgabe bedingt eine vermehrte Einnahme. Wenn der Eigentümer der Arbeitskraft heute gearbeitet hat, muss er denselben Prozess morgen unter denselben Bedingungen von Kraft und Gesundheit wiederholen können. Die Summe der Lebensmittel muss also hinreichen, das arbeitende Individuum als arbeitendes Individuum in seinem normalen Lebenszustand zu erhalten.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 184f. „Der Wert der
Arbeitskraft löst sich auf in den Wert einer bestimmten Summe von
Lebensmitteln.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 186. „Ein Teil der
Lebensmittel, z. B. Nahrungsmittel, Heizungsmittel usw. werden täglich neu
verzehrt und müssen täglich neu ersetzt werden. Andere Lebensmittel, wie
Kleider, Möbel usw. verbrauchen sich in längeren Zeiträumen und sind daher
nur in längeren Zeiträumen zu ersetzen. Waren einer Art müssen täglich,
andere wöchentlich, vierteljährlich usf. gekauft oder gezahlt werden. Wie
sich die Summe dieser Ausgaben aber immer während eines Jahres
z. B. verteilen möge, sie muss gedeckt sein durch die
Durchschnittseinnahme tagein, tagaus. Wäre die Masse der
täglich zur Produktion der Arbeitskraft nötigen Waren = A, die der
wöchentlich nötigen = B, die der vierteljährlich nötigen = C
usw., so wäre der tägliche Durchschnitt dieser Waren = (365 A + 52 B + 4 C
+ usw.) : 365. ... Diese zu ihrer täglichen Produktion nötige Arbeitsmenge bildet den Tageswert der Arbeitskraft oder den Wert der täglich reproduzierten Arbeitskraft.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 186f. Der „wirkliche Lohn ...
sind die dem Arbeiter zur Verfügung gestellten Lebensmittel“.
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 584. 3.2. Die Arbeitskraft
ist keine normale Ware, daher bestimmen zusätzliche Faktoren ihren Wert 3.2.1. Historisch und
gesellschaftlich normale Unterhaltungskosten „Der Arbeitslohn ...
ist nach einer Seite hin durch ein Naturgesetz reguliert; seine
Minimalgrenze ist gegeben durch das physische Minimum von Lebensmitteln,
das der Arbeiter beziehen muss, um seine Arbeitskraft zu erhalten und zu
reproduzieren; also durch eine bestimmte Menge Waren. Der Wert
dieser Waren ist bestimmt durch die Arbeitszeit, die für ihre Reproduktion
nötig ist ... Der wirkliche Wert seiner Arbeitskraft weicht von diesem physischen Minimum ab; er ist verschieden je nach dem Klima und dem Stand der gesellschaftlichen Entwicklung; er hängt ab nicht nur von den physischen, sondern auch von den historisch entwickelten gesellschaftlichen Bedürfnissen, die zur zweiten Natur werden.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 866. „Die natürlichen
Bedürfnisse selbst, wie Nahrung, Kleidung, Heizung, Wohnung usw. sind
verschieden je nach den klimatischen und anderen natürlichen
Eigentümlichkeiten eines Landes. Andererseits ist der Umfang sog.
notwendiger Bedürfnisse, wie die Art ihrer Befriedigung, selbst ein
historisches Produkt und hängt daher großenteils von der Kulturstufe eines
Landes, unter anderem auch wesentlich davon ab, unter welchen Bedingungen,
und daher mit welchen Gewohnheiten und Lebensansprüchen die Klasse der
freien Arbeiter sich gebildet hat. Im Gegensatz zu
anderen Waren enthält also die Wertbestimmung der Arbeitskraft ein
historisches und moralisches Element.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 185. 3.2.2.
Ausbildungskosten und eigene Ausbildungsarbeit. Höher qualifizierte
Arbeitskraft muss mit höherem Lohn bezahlt
werden „Um die allgemein
menschliche Natur so zu modifizieren, dass sie Geschick und Fertigkeit in
einem bestimmten Arbeitszweig erlangt, entwickelte und spezifische
Arbeitskraft wird, bedarf es einer bestimmten Bildung oder Erziehung,
welche ihrerseits eine größere oder geringere Summe von
Dienstleistungen und Waren kostet. Je nach dem mehr oder minder qualifizierten Charakter der Arbeitskraft sind ihre Bildungskosten verschieden. Diese Erlernungskosten ... gehen also ein in den Umkreis der zu ihrer Produktion verausgabten Werte.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 186. „... Unterschiede ... in der Höhe des Arbeitslohns beruhen großenteils auf dem schon im Eingang zu Buch I, S. 59 erwähnten Unterschied zwischen einfacher und komplizierter (= qualifizierter) Arbeit ..., die das Los der Arbeiter in verschiedenen Produktionssphären sehr ungleich macht ...“ K. Max, Kapital III, MEW 25, 151. „Kompliziertere (= qualifiziertere) Arbeit gilt nur als potenzierte oder multiplizierte einfache Arbeit, so dass eine kleinere Menge kompli-zierter Arbeit gleich einer größeren Menge einfacher Arbeit ist.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 59. „... Ich muss diese Gelegenheit zu der Feststellung benutzen, dass, genauso wie die Produktionskosten für Arbeitskräfte verschiedener Qualität nun einmal verschieden sind, auch die Werte der in verschie-denen Geschäftszweigen beschäftigten Arbeitskräfte verschieden sein müssen. Der Ruf nach Gleichheit der Löhne beruht daher auf einem Irrtum, ist unerfüllbarer, törichter Wunsch.“ K. Marx, Lohn, Preis und Profit, MEW 16, 131. „Je weniger Bildungszeit eine Arbeit ... erfordert, desto geringer sind die Produktionskosten des Arbeiters, umso niedriger ist der Preis seiner Arbeitskraft, sein Arbeitslohn. In den Industriezweigen, wo fast gar keine Lernzeit erforderlich ist und die bloße leibliche Existenz des Arbeiters genügt, beschränken sich die zu seiner Herstellung erforderlichen Produktionskosten fast nur auf die Waren, die erforderlich sind, um ihn am Leben zu erhalten. Der Preis seiner Arbeitskraft wird daher durch den Preis der notwendigen Lebensmittel bestimmt sein.“ K. Marx, Lohnarbeit und Kapital, MEW 6, 406. „Übrigens, wenn ein
Teil der Arbeiter verhungert, mag ein anderer Teil sich besser nähren,
besser kleiden, ebenso die unproduktiven Arbeiter und die Mittelstufen
zwischen Arbeiter und Kapitalist.“ K. Marx, Theorien über
den Mehrwert II, MEW 26.2, 563. 3.2.3. Höher
qualifizierte Arbeit „Ist die
Arbeitskraft eines Goldschmieds teurer als die eines Arbeiters, so
ist die Mehrarbeitszeit des Goldschmieds im selben Verhältnis
teurer als die des Ungelernten.“ K. Marx, Theorien
über den Mehrwert II, MEW 26.2, 386. „Wird z. B. die
Arbeit eines Goldschmieds teurer bezahlt als die eines Taglöhners, so
stellt die Mehrarbeit des Goldschmieds in demselben Verhältnis auch
größeren Mehrwert her als die des Taglöhners.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 151. Heute muss man sagen: Wird die Arbeitskraft einer
Lufthansapilotin teurer bezahlt als die einer Stewardess, so stellt die
Mehrarbeit der Pilotin in demselben Verhältnis für die
Lufthansakapitalisten auch größeren Mehrwert her als die
Stewardess. Höherer Lohn heißt
also nicht unbedingt weniger Profit des Kapita-listen: „Die Differenz
zwischen dem Wert und der Verwertung des Arbeitsvermögens (hängt) durchaus
nicht davon ab, ob man den Wert der Arbeitskraft groß oder klein
annimmt.“ K. Marx, Theorien über
den Mehrwert I, MEW 26.1, 13f. Es
hängt ganz allein von der Größe des von einer spezifischen Arbeitskraft
produzierten Wertes ab, ob ihr hoher Lohn den Profit schmälert oder
nicht. 3.2.4. Kosten und
Erziehungsarbeit für Aufzucht der Kinder „Der Eigentümer der
Arbeitskraft ist sterblich. Soll also seine Erscheinung auf dem Markt eine
kontinuierliche sein, wie die kontinuierliche Verwandlung von Geld in
Kapital voraussetzt, so muss der Verkäufer der Arbeitskraft sich
verewigen, ‚wie jedes lebendige Individuum sich verewigt, durch
Fortpflanzung‘. Die durch Abnutzung und Tod dem Markt entzogenen
Arbeitskräfte müssen zum allermindesten durch eine gleiche Anzahl neuer
Arbeitskräfte beständig ersetzt werden. Die Summe der zur Produktion der Arbeitskraft notwendigen Lebens-mittel schließt also die Lebensmittel der Ersatzmänner ein, d. h. der Kinder der Arbeiter, so dass sich diese Rasse eigentümlicher Warenbesitzer auf dem Warenmarkte verewigt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 185f. 3.2.5. Landesübliche
Zeitdauer und Intensität der Arbeit „In jedem Lande gilt
eine gewisse mittlere Intensität der Arbeit, ... Die mittlere Intensität
der Arbeit wechselt von Land zu Land; sie ist hier größer, dort kleiner.
... Verglichen mit der weniger intensiven, produziert also die intensivere nationale Arbeit in gleicher Zeit mehr Wert, der sich in mehr Geld (d. h. mehr Gewinn) ausdrückt. Im Maß, wie in einem Lande die kapitalistische Produktion entwickelt ist, im selben Maß erheben sich dort auch die nationale Intensität und Produktivität der Arbeit über das internationale Niveau.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 583f. 3.2.6. Mindestlöhne
zahlen nicht den Wert der Arbeitskraft „Die letzte Grenze
oder Minimalgrenze des Werts der Arbeitskraft wird gebildet durch den Wert
einer Warenmasse, ohne deren tägliche Zufuhr der Träger der Arbeitskraft,
der Mensch, seinen Lebensprozess nicht erneuern kann, also durch den Wert
der physisch unentbehrlichen Lebensmittel. Sinkt der Preis der
Arbeitskraft auf dieses Minimum, so sinkt er unter ihren Wert, denn sie
kann sich so nur in verkümmerter Form erhalten und
entwickeln. Der Wert jeder Ware ist aber bestimmt durch die Arbeitszeit, erfordert, um sie in normaler Güte zu liefern.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 187. „Einzelne Arbeiter, Millionen von Arbeitern erhalten nicht genug, um existieren und sich fortpflanzen zu können.“ K. Marx, Lohnarbeit und Kapital, MEW 6, 407. 3.2.7. Nationale
Verschiedenheit der Arbeitslöhne „Im fünfzehnten
Kapitel (im ersten Band des ‚Kapitals‘: Größenwechsel von Preis der
Arbeitskraft und Mehrwert) beschäftigten uns die mannigfachen
Kombinationen, welche einen Wechsel in der absoluten oder relativen (d. h.
mit dem Mehrwert verglichenen) Wertgröße der Arbeitskraft hervorbringen
kann, während andererseits wieder die Menge von Lebensmitteln,
worin der Preis der Arbeitskraft realisiert wird, von dem Wechsel dieses
Preises unabhängige oder verschiedene Bewegungen durchlaufen konnte.
... Was innerhalb dieser Bewegung als wechselnde Kombination auftritt, kann für verschiedene Länder als gleichzeitige Verschiedenheit nationaler Arbeitslöhne erscheinen. Beim Vergleich nationaler Arbeitslöhne sind also alle den Wechsel in der Wertgröße der Arbeitskraft bestimmende Elemente zu erwägen, Preis und Umfang der natürlichen und historisch entwickelten ersten Lebensbedürfnisse, Erziehungskosten des Arbeiters, Rolle der Weiber- und Kinderarbeit, Produktivität der Arbeit, ihre extensive und intensive Größe.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 583. „In rohen Zuständen mag das Minimum des Lohns wegen noch nicht entwickelter sozialer Bedürfnisse sehr klein sein (quantitativ den Gebrauchswerten nach) und doch viel Arbeit kosten.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 409. 3.3. Relativer
Lohn und
Ausbeutungsrate „Der Arbeitslohn ist
vor allem noch bestimmt durch sein Verhältnis zum Gewinn, zum Profit des
Kapitalisten – verhältnismäßiger, relativer
Arbeitslohn. Der Reallohn
drückt den Preis der Arbeitskraft im Verhältnis zum Preise der
übrigen Waren aus, der relative Arbeitslohn dagegen ... den
verhältnismäßigen Wert von Lohnarbeit und Kapital, den wechsel-seitigen
Wert der Kapitalisten und Arbeiter. Der Reallohn mag
derselbe bleiben, er mag selbst steigen, und der relative Arbeitslohn kann
nichtsdestoweniger fallen.“ K. Marx, Lohnarbeit
und Kapital, MEW 6, 413. „Da der Wert des
variablen Kapitals gleich dem Wert der von ihm gekauften
Arbeitskraft ist, da der Wert dieser Arbeitskraft den notwendigen
Teil des Arbeitstags bestimmt, der Mehrwert seinerseits aber bestimmt ist
durch den überschüssigen Teil des Arbeitstags, so
folgt: Der Mehrwert verhält
sich zum variablen Kapital, wie die Mehrarbeit zur notwendigen, oder die
Rate des Mehrwerts m : v = Mehrarbeit : Not-wendige
Arbeit. Beide Proportionen
drücken dasselbe Verhältnis in verschiedener Form aus, das eine Mal in der
Form vergegenständlichter, das andere Mal in der Form flüssiger
Arbeit. Die Rate des Mehrwerts ist daher der exakte Ausdruck für den Aus-beutungsgrad der Arbeitskraft durch das Kapital oder des Arbeiters durch den Kapitalisten.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 231f. „Umgekehrtes Verhältnis von Profit und Lohn. Gegensatz der beiden Klassen, deren ökonomisches Dasein der Profit und der Lohn sind.“ K. Marx, Arbeitslohn, MEW 6, 535. „Die Stellung der Klassen zueinander bedingt mehr durch das relative Gewicht der Löhne als durch die absolute Höhe der Löhne.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 420f. 4. Sinken oder Steigen des Werts der Arbeitskraft 4.1. Der Wert der
Arbeitskraft sinkt insgesamt durch den steigenden Anteil der Frauenarbeit,
d. h. die Verteilung des Familienlohns auf mehr
Köpfe „Der Wert der
Arbeitskraft war bestimmt nicht nur durch die zur Erhaltung des
individuellen erwachsenen Arbeiters, sondern durch die zur Erhaltung der
Arbeiterfamilie nötige Arbeitszeit. Indem die Maschinerie alle Glieder der
Arbeiterfamilie auf den Arbeitsmarkt wirft, verteilt sie den Wert der
Arbeitskraft des Mannes über seine ganze Familie. Sie entwertet daher
seine Arbeitskraft. Der Ankauf der in 2 Arbeitskräfte z. B. aufgeteilten Familie kostet vielleicht mehr als früher der Ankauf der Arbeitskraft des Familienhaupts, aber dafür treten 2 Arbeitstage an die Stelle von einem, und ihr Preis fällt im Verhältnis zum Überschuss der Mehrarbeit der zwei über die Mehrarbeit des einen. Zwei müssen nun nicht nur Arbeit, sondern Mehrarbeit für das Kapital liefern, damit eine Familie lebe.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 417. „Steigen des
nominellen Tages- oder Wochenlohns mag ... begleitet sein von gleich
bleibendem oder sinkendem Preis der Arbeit (= Lohnkosten pro
Arbeitsstunde für das Kapital). Dasselbe gilt von der Einnahme der
Arbeiterfamilie, sobald die vom Familienoberhaupt gelieferte
Arbeitsmenge durch die Arbeit der Familienglieder vermehrt wird.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 566 f. Der Lohn eines allein verdienenden Familienoberhauptes lag
z. B. bei 2.000 Euro. Die Kapitalisten hatten dann auch Lohnkosten
pro Lohnarbeiter von 2.000 Euro. Mit Entwicklung der Frauenarbeit erhält ein anderer Mann
dann z. B. 1.900, seine Frau 1.500 Euro. Als „Doppelverdiener“ haben
sie ein Familieneinkommen von 3.400 Euro. Für die Kapitalisten sind aber
die durchschnittlichen Lohnkosten pro Lohnarbeiter von 2.000 auf 1.700
gefallen. Der Wert der Arbeitskraft insgesamt ist gefallen, obwohl die
„Doppelverdiener“ als Familie nun über einen höheren Lohn verfügen als der
ursprüngliche Alleinverdiener. Dieselbe Wirkung hat es, wenn Teile des Unternehmens in Niedriglohnländer ausgelagert werden. Die Gesamtlohnkosten pro Arbeitsstunde sinken dann entsprechend. 4.2. Der Wert der
Arbeitskraft sinkt oder steigt durch den Wechsel der
Lebenshaltungskosten Die Lebenshaltungskosten fallen aber mit steigender
Produktivität. Der Reallohn (die Menge der vom Lohn konsumierbaren Güter
und Dienstleistung) kann dabei gleich bleiben oder sogar
wachsen. „Der Wert der Arbeitskraft ist bestimmt durch den Wert der gewohnheitsmäßig notwendigen Lebensmittel des Durchschnitt-arbeiters. Die Masse dieser Lebensmittel, obgleich ihre Form wechseln mag, ist in einer bestimmten Epoche einer bestimmten Gesellschaft gegeben und daher als konstante Größe zu behandeln. Was wechselt, ist der Wert dieser Masse.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 542. „Der Wert der Arbeitskraft löst sich auf in den Wert einer bestimmten Summe von Lebensmitteln. Er wechselt daher auch mit dem Wert dieser Lebensmittel, d. h. der Größe der zu ihrer Produktion nötigen Arbeits-zeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 186. „Eine solche Senkung
des Werts der Arbeitskraft um z. B. 1/10 bedingt aber
ihrerseits, dass dieselbe Masse Lebensmittel, die früher in 60
Minuten, jetzt in 54 Minuten produziert werden. Dies ist jedoch
unmöglich ohne eine Erhöhung der Produktivkraft der
Arbeit. Mit gegebenen Mitteln
kann ein Schuster z. B. ein Paar Stiefel in einem Arbeitstag von
8 Stunden machen. Soll er in derselben Zeit zwei Paar Stiefel
machen, so muss sich die Produktivkraft seiner Arbeit verdoppeln, und sie
kann sich nicht verdoppeln ohne eine Änderung in seinen Arbeitsmitteln
oder seiner Arbeitsmethoden oder beiden zugleich. Es muss daher eine
Revolution in den Produktionsbedingungen seiner Arbeit eintreten,
d. h. seiner Produktionsweise und daher im Arbeitsprozess
selbst. Unter Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit verstehen wir hier überhaupt eine Veränderung im Arbeitsprozess, wodurch die zur Produktion einer Ware gesellschaftlich nötige Arbeitszeit verkürzt wird, eine kleinere Menge Arbeit also die Kraft erwirbt, eine größere Menge Gebrauchswert zu produzieren.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 333. „Um den Wert der
Arbeitskraft zu senken, muss die Steigerung der Produktivkraft
Industriezweige ergreifen, deren Produkte den Wert der Arbeitskraft
bestimmen, also entweder dem Umkreis der gewohnheits-mäßigen Lebensmittel
angehören oder sie ersetzen können. Der Wert einer Ware
ist aber nicht nur bestimmt durch die Menge der Arbeit, welche ihr
die letzte Form gibt, sondern ebenso wohl durch die in ihren
Produktionsmitteln enthaltene Arbeitsmasse. Z. B. der Wert eines
Stiefels nicht nur durch die Schusterarbeit, sondern auch durch den Wert
von Leder, Pech, Draht usw. Steigerung der Produktivkraft und
entsprechende Verbilligung der Waren in den Industrien, welche die
stofflichen Elemente des konstanten Kapitals, die Arbeitsmittel und das
Arbeitsmaterial, zur Erzeugung der notwendigen Lebensmittel liefern,
senken also ebenfalls den Wert der Arbeitskraft. In Produktionszweigen
dagegen, die weder notwendige Lebensmittel liefern, noch Produktionsmittel
zu ihrer Herstellung, lässt die erhöhte Produktivkraft den Wert der
Arbeitskraft unverändert. Die verbilligte Ware senkt natürlich den Wert der Arbeitskraft nur insgesamt, d. h. nur im Verhältnis, worin sie in die Reproduktion der Arbeitskraft eingeht. Hemden z. B. sind ein notwendiges Lebensmittel, aber nur eins von vielen. Ihre Verbilligung vermindert bloß die Ausgabe des Arbeiters für Hemden. Die Gesamtsumme der notwendigen Lebensmittel besteht jedoch nur aus verschiedenen Waren, lauter Produkten besonderer Industrien, und der Wert jeder solche Ware bildet stets einen bestimmten Anteil vom Wert der Arbeitskraft.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 334. 4.2.1. Mit steigender Produktivität wird das Arbeitsprodukt größer, von dem die Kapitalisten einen Teil als Lohn zurückgeben Das ermöglicht sowohl das gleichzeitige Anwachsen der
Reallöhne und der Gewinne wie auch ein langsamerer Anstieg der Reallöhne
als der Gewinne. Trotz etwas besserer Lebensbedingungen werden die
Lohnarbeiter dann stärker ausgebeutet (= relative
Verelendung). „Der Wert der
Arbeitskraft ist bestimmt durch den Wert einer bestimmten Menge von
Lebensmitteln. Was mit der Produktivkraft der Arbeit wechselt, ist der
Wert dieser Lebensmittel, nicht ihre Masse. Die Masse selbst kann, bei
steigender Produktivkraft der Arbeit, für Arbeiter und Kapitalist
gleichzeitig und in demselben Verhältnis wachsen ohne irgendeinen
Größenwechsel zwischen Preis der Arbeitskraft und
Mehrwert. Ist der ursprüngliche
Wert der Arbeitskraft 100 Euro am Tag und beträgt die notwendige
Arbeitszeit vier Stunden, ist der Mehrwert ebenfalls 100
Euro oder beträgt die Mehrarbeit auch vier Stunden, so würde
eine Verdoppelung in der Produktivkraft der Arbeit, bei gleich bleibender
Teilung des Arbeitstags, Preis der Arbeitskraft und Mehrwert unverändert
lassen. Nur stellte sich jeder derselben in doppelt so vielen, aber
verhältnismäßig billigeren Gebrauchswerten dar. Obgleich der Preis
der Arbeitskraft unverändert 100 Euro am Tag wäre, wäre er über
ihren Wert gestiegen. Fiele der Preis der
Arbeitskraft, aber nicht bis zu der durch ihren neuen Wert gegebenen
Minimalgrenze von 50 Euro (die dann so viel kauft wie vorher 100
Euro!), sondern auf 60, 70, 80 Euro usw., so repräsentierte
dieser fallende Preis immer noch eine wachsende Masse von
Lebensmitteln. Der Preis der
Arbeitskraft könnte so bei steigender Produktivkraft der Arbeit beständig
fallen mit gleichzeitigem, fortwährendem Wachstum der Lebensmittelmasse
des Arbeiters. Relativ aber, d. h.
verglichen mit dem Mehrwert, sänke der Wert der Arbeitskraft beständig und
erweiterte sich also die Kluft zwischen den Lebenslagen von Arbeiter und
Kapitalist.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 545f. „Der Wert der Waren
steht in umgekehrten Verhältnis zur Produktivkraft der Arbeit. Ebenso,
weil durch Warenwerte bestimmt, der Wert der Arbeitskraft. Dagegen steht
der relative Mehrwert in direktem Verhältnis zur Produktivkraft der
Arbeit. Er steigt mit steigender und fällt mit fallender
Produktivkraft. Ein gesellschaftlicher
Durchschnittsarbeitstag von 8 Stunden, Geldwert als gleich bleibend
vorausgesetzt, produziert z. B. stets dasselbe Wertprodukt von
400 Euro, wie diese Wertsumme sich immer verteile zwischen dem
Gegenwert für den Wert der Arbeitskraft und
Mehrwert. Fällt aber infolge
gesteigerter Produktivkraft der Wert der täglichen Lebensmittel und daher
der Tageswert der Arbeitskraft von 100 Euro auf 75 Euro, so
wächst der Mehrwert von 100 Euro auf 125 Euro. Um den Wert
der Arbeitskraft zu reproduzieren, waren vier und sind jetzt nur
noch 3 Arbeitsstunden nötig. Eine Arbeitsstunde ist frei
geworden und kann der ... Mehrarbeit einverleibt
werden. Es ist daher der
innere Trieb und die beständige Tendenz des Kapitals, die
Produktivkraft der Arbeit zu steigern, um die Ware und durch die
Verbilligung der Ware den Arbeiter selbst zu verbilligen.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 338. „Der Wert des
Arbeitslohns ist zu schätzen nicht nach der Quantität Lebensmittel, die
der Arbeiter erhält, sondern nach der Quantität Arbeit, die diese
Lebensmittel kosten (d. h. der Proportion des Arbeitstages,
die er sich selbst aneignet), nach dem proportionalen Anteil, den
der Arbeiter vom Gesamtprodukt oder vielmehr vom Gesamtwert dieses
Produkts erhält. Es ist möglich, dass
in Gebrauchswerten geschätzt (Quantität von Ware oder Geld) sein
Arbeitslohn steigt (bei steigender Produktivität) und doch dem Wert nach
fällt und umgekehrt. ... Die Stellung der
Klassen zueinander ist bedingt mehr durch die relativen Löhne als
durch den absoluten Betrag der Löhne.“ K. Marx, Theorien über
den Mehrwert II, MEW 26.2, 420f. „Soweit der Wert der Arbeitskraft steigt, weil der Wert der zu ihrer Reproduktion nötigen Lebensmittel steigt, oder umgekehrt fällt, weil der Wert dieser Lebensmittel fällt – und Wertsteigerung und Entwertung des variablen Kapitals drücken weiter nichts aus als diese beiden Fälle –, so entspricht, bei gleich bleibender Länge des Arbeitstags, Fallen des Mehrwerts dieser Wertsteigerung und Wachsen des Mehrwerts dieser Entwertung.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 124. „Die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, innerhalb der kapitalistischen Produktion, bezweckt, den Teil des Arbeitstags, den der Arbeiter für sich selbst arbeiten muss, zu verkürzen, um gerade dadurch den anderen Teil des Arbeitstags, den er für den Kapitalisten umsonst arbeiten kann, zu verlängern.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 340. „Die Arbeitsproduktivität in (West)Deutschland stieg von 1960 bis 1995 um 207 %, hat sich also mehr als verdreifacht.“ (Statistisches Bundesamt) In Gebrauchswerten ausgedrückt heißt das, dass sich in dieser Zeit die Waren- und Dienstleistungsmenge verdreifacht hat, die die Lohnarbeiter für das Kapital herstellen, und von der sie ihren Lohn zurückerhalten. 5.
Wechsel und Unterschiede in der Höhe des
Lohns, die nicht in der Wertänderung der Arbeitskraft begründet sind 5.1. Kapitalistische
Konjunkturen Kapitalistische Konjunkturen beeinflussen die Zahl der
Arbeitslosen und damit die Konkurrenzbedingungen der Lohnarbeiter und die
Lohnhöhe „Im Großen und Ganzen
sind die allgemeinen Bewegungen des Arbeits-lohns ausschließlich reguliert
durch die Expansion und Kontraktion der industriellen Reservearmee, welche
dem Periodenwechsel des industriellen Zyklus
entsprechen. Sie sind also nicht bestimmt durch die Bewegung der absoluten Anzahl der Arbeiterbevölkerung, sondern durch das wechselnde Verhältnis, worin die Arbeiterklasse in aktive Armee und Reservearmee zerfällt, durch die Zunahme und Abnahme des relativen Umfangs der Arbeiter-Übervölkerung, durch den Grad, worin sie bald in Arbeit kommen, bald wieder arbeitslos werden.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 666. „Wächst die Menge der
von der Arbeiterklasse gelieferten und von der Kapitalistenklasse
akkumulierten, unbezahlten Arbeit rasch genug, um nur durch einen
außergewöhnlichen Zuschuss bezahlter Arbeit sich in Kapital verwandeln zu
können, so steigt der Lohn, und alles andere gleichgesetzt, nimmt die
unbezahlte Arbeit im Verhältnis ab. Sobald aber diese
Abnahme den Punkt berührt, wo die das Kapital ernährende Mehrarbeit nicht
mehr in normaler Menge angeboten wird, so tritt eine Reaktion ein: ein
geringerer Teil des kapitalistischen Einkommens wird kapitalisiert,
die Akkumulation erlahmt, und die steigende Lohnbewegung empfängt einen
Gegenschlag. Die Erhöhung des Arbeitspreises bleibt also eingebannt in
Grenzen, die die Grundlagen des kapitalistischen Systems nicht nur
unangetastet lassen, sondern auch seine Reproduktion auf wachsender
Stufenleiter sichern. Das ... Gesetz der
kapitalistischen Akkumulation drückt also in der Tat nur aus, dass ihre
Natur jede solche Abnahme im Ausbeutungsgrad der Arbeit oder jede
solche Steigerung des Arbeitspreises ausschließt, welche die stetige
Reproduktion des Kapitalverhältnisses und seine Wiederherstellung
auf erweiterter Stufenleiter ernsthaft gefährden
könnte. Es kann nicht anders sein in einer Produktionsweise, worin der Arbeiter für die Verwertungsbedürfnisse vorhandener Werte, statt umgekehrt der gegenständliche Reichtum für die Entwicklungsbedürfnisse des Arbeiters da ist.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 649. 5.2.
Konkurrenz beeinflusst dreifach den Preis der
Arbeitskraft 5.2.1. Konkurrenz
zwischen Kapitalisten Die Kapitalisten machen sich gegenseitig Konkurrenz um die
qualifiziertesten, fleißigsten und billigsten Lohnarbeiter: Die
Unternehmen, die Extraprofite machen, können auch bis zu einem gewissen
Grad höhere Löhne zahlen als die Konkurrenz. Gleichzeitig produzieren die
produktivsten Unternehmen wachsende Arbeits-losigkeit und drücken so auf
das Lohnniveau, indem sie gerade die Unternehmen vom Markt verdrängen, die
überproportional viel Arbeitskraft beschäftigen und daher unproduktiver
wirtschaften. „Die neue und
produktivere Maschine produziert relativen Mehrwert ... auch, indem
sie bei ihrer ersten sporadischen Einführung die vom Maschinenbesitzer
verwandte Arbeit in potenzierte Arbeit verwandelt, den gesellschaftlichen
Wert des Maschinenprodukts über seinen individuellen Wert erhöht und den
Kapitalisten so befähigt, mit geringerem Wertteil des Tagesprodukts den
Tageswert der Arbeitskraft zu ersetzen. Während dieser Übergangsperiode,
worin der Maschinenbetrieb eine Art Monopol bleibt, sind daher die Gewinne
außerordentlich, ...“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 428f. Der Kapitalist, der mit einem Produktivitätsvorsprung
produziert, kann seine Lohnarbeiter höher bezahlten als seine Konkurrenten
und macht dennoch einen höheren Profit als
diese. 5.2.2. Konkurrenz
zwischen den Arbeitern „Von 1.000 Arbeitern
von gleicher Qualifikation bestimmen den Arbeitslohn nicht die 950
beschäftigten, sondern die 50 unbeschäftigten. ... Die Arbeiter machen
sich Konkurrenz, nicht nur, indem einer sich billiger anbietet als der
andere, sondern indem einer für zwei arbeitet. Vorteil des
unverheirateten Arbeiters über den verheirateten usw. Konkurrenz unter den
Arbeitern vom Land und den Städten.“ K. Marx, Arbeitslohn,
MEW 6, 542. „Die Konkurrenz der
Arbeiter unter sich ist nur eine andere Form der Konkurrenz der
Kapitalien.“ K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie, 544. 5.2.3. Konkurrenz
(Kräfteverhältnis) Der „Lebensstandard kann
für verschiedene Schichten der Arbeiter sehr verschieden sein. Das große
Verdienst der Gewerkschaften in ihrem Kampf um Erhöhung der Löhne
und Verringerung der Arbeitszeit besteht darin, dass sie danach streben,
den Lebensstandard zu erhalten und zu heben.“ F. Engels, Lohnsystem,
MEW 19, 252. „Der Grad des Falls ... hängt von dem relativen Gewicht ab, das der Druck des Kapitals von der einen Seite, der Widerstand der Arbeiter von der anderen Seite in die Waagschale wirft.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 545. „Das Wachstum der
Steuern und die größere Kostspieligkeit des Staatshaushalts, denn
obgleich, wie wir gesehen haben, das Abschaffen einer Steuer dem Arbeiter
nichts nützt, so schadet ihm das Auflegen jeder neuen, solange das Minimum
des Lohns noch nicht auf seinen letztmöglichen Ausdruck gesunken
ist ...“ K. Marx, Arbeitslohn,
MEW 6, 544. „Die Ausbeutung des Arbeiters beginnt von neuem, sobald er den Preis für seine Arbeit wieder gegen andere Waren austauscht – Einzelhändler, Pfandleiher, Hausbesitzer, alle beuten ihn noch einmal aus.“ K. Marx, Arbeitslohn, MEW 6, 541. 5.2.4. Wachsende
Akkumulation des Kapitals Durch wachsende Akkumulation des Kapitals werden
Qualifikationen entwertet und steigende Arbeitslosigkeit produziert, was
das Kräfteverhältnis zwischen Lohnarbeit und Kapital für die Lohn-arbeiter
verschlechtert. „Nämlich, was heißt
das: Wachstum des produktiven Kapitals, und unter welchen Bedingungen geht
es vor sich? Wachstum des Kapitals
ist gleich Akkumulation und Konzentration des Kapitals. In
demselben Maß, wie das Kapital sich akkumuliert und konzentriert, führt
es: zur Arbeit auf einer
größeren Stufenleiter und daher zu einer neuen Arbeitsteilung, die die
Arbeit noch mehr vereinfacht; dann zur Einführung
der Maschinerie auf einer größeren Stufenleiter und zur Einführung von
neuen Maschinen. Das heißt also, in
demselben Maß, wie das produktive Kapital wächst, wächst die Konkurrenz
unter den Arbeitern, weil die Arbeitsteilung sich vereinfacht und jeder
Arbeitszweig jedem zugänglich ist. Die Konkurrenz wächst ferner unter ihnen, weil sie in demselben Maß mit den Maschinen zu konkurrieren haben und von ihnen außer Brot geworfen werden ...“ K. Marx, Arbeitslohn, MEW 6, 548. „Je größer der
gesellschaftliche Reichtum, das funktionierende Kapital, Umfang und
Energie seines Wachstums, also auch die absolute Größe des Proletariats
und die Produktivkraft seiner Arbeit, desto größer das
Arbeitslosenheer. Die verfügbare Arbeitskraft wird durch dieselben
Ursachen entwickelt wie die Expansivkraft des Kapitals. Die
verhältnismäßige Größe des Arbeitslosenheers wächst also mit den
Potenzen des Reichtums. Je größer aber diese Arbeitslosenarmee im
Verhältnis zur aktiven Arbeiterarmee, desto massenhafter die chronische
Arbeiter-Überbevölkerung, deren Elend im umgekehrten Verhältnis
zu ihrer Arbeitsqual steht. Je größer endlich die Armenschicht in
der Arbeiterklasse und das Arbeitslosenheer, desto größer die
offizielle Zahl der Armen. Dies ist das absolute, allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 673f. 6.
Lohnformen. Zeit- und
Akkordlohn „Der Arbeitslohn nimmt
selbst wieder sehr mannigfaltige Formen an ... Dagegen sind die zwei
herrschenden Grundformen hier kurz zu entwickeln.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 565. 6.1.
Zeitlohn „Der Verkauf der
Arbeitskraft findet ... stets für bestimmte Zeitperioden statt. Die
verwandelte Form, worin der Tageswert, Wochenwert usw. der Arbeitskraft
sich unmittelbar darstellt, ist daher die des ‚Zeitlohns‘, also Tageslohn
usw. Es ist nun zunächst zu
bemerken, dass die im fünfzehnten Kapitel (Größenwechsel von Preis der
Arbeitskraft und Mehrwert) dargestellten Gesetze über den
Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft und Mehrwert sich durch einfache
Formveränderung in Gesetze des Arbeitslohns verwandeln. Ebenso erscheint
der Unterschied zwischen dem Tauschwert der Arbeitskraft und der Masse der
Lebensmittel, worin sich dieser Wert umsetzt, jetzt als Unterschied von
nominellem und reellem Arbeitslohn. Es wäre nutzlos, in der
Erscheinungsform zu wiederholen, was in der wesentlichen Form bereits
entwickelt. Wir beschränken uns daher auf wenige, den Zeitlohn
charakterisierende Punkte.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 565. „Die Maßeinheit des
Zeitlohns, der Preis der Arbeitsstunde, ist der Quotient des Tageswerts
der Arbeitskraft, dividiert durch die Stundenzahl des gewohnheitsmäßigen
Arbeitstags.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 567. „Die Geldsumme, die
der Arbeiter für seine Tagesarbeit, Wochenarbeit usw. erhält, bildet den
Betrag seines nominellen ... Arbeitslohns. Es ist aber klar, dass
je nach der Länge des Arbeitstags, also je nach der täglich von ihm
gelieferten Quantität Arbeit, derselbe Tageslohn, Wochenlohn usw. einen
sehr verschiedenen Preis der Arbeit, d. h. sehr verschiedene Geldsummen
für dieselbe Menge Arbeit darstellen kann.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 565. „Ist z. B. der
Tageswert der Arbeitskraft 100 Euro, das Wertprodukt von 4
Arbeitsstunden, und ist der Arbeitstag achtstündig, so ist der
Preis einer Arbeitsstunde 12,50 Euro. Der so gefundene Preis der
Arbeitsstunde dient als Einheitsmaß für den Preis der
Arbeit. Es folgt daher, dass
der Taglohn, Wochenlohn usw. derselbe bleiben kann, obgleich der Preis der
Arbeit fortwährend sinkt. War z. B. der gewohnheitsmäßige Arbeitstag
8 Stunden und der Tageswert der Arbeitskraft 100 Euro, so
betrug der Preis der Arbeitsstunde 12,50 Euro. Er sinkt auf
11,11 Euro, sobald der Arbeitstag zu 9 Stunden, und auf
10 Euro, sobald er zu 10 Stunden steigt.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 566. „Die Bestimmung des
Arbeitspreises durch Tageswert der Arbeitskraft geteilt durch die
Arbeit von gegebener Stundenzahl ergibt, dass bloße Verlängerung des
Arbeitstages den Arbeitspreis senkt, wenn keine Kompensation eintritt.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 571. „Bei längerer
Beschäftigung und größerer Anstrengung können die Arbeitslöhne
beträchtlich anwachsen, während der Preis der Arbeit derselbe bleiben
kann.“ K.
Marx, Kapital I, MEW 23, 566, Anm. 32. Beispiel: Tageslohn = 100 Euro für 8 Stunden. Steigt der
Lohn auf 125 Euro für 10 Stunden, dann bleibt der Preis der Arbeitsstunde
derselbe. Überstundenzuschläge
bei niedrigem Lohnniveau führen dazu „... dass der
niedrige Preis der Arbeit während der sog. Normalzeit dem Arbeiter die
besser bezahlte Überzeit aufzwingt, will er überhaupt einen genügenden
Arbeitslohn herausschlagen. Gesetzliche Beschränkung des Arbeitstags macht
diesem Vergnügen ein Ende.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 569. „Es ist allgemein
bekannte Tatsache, dass, je länger der Arbeitstag in einem Industriezweig,
um so niedriger der Arbeitslohn... Die Niedrigkeit des Arbeitspreises
wirkt hier als Sporn zur Verlängerung der Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 570. „Steigen des
nominellen Tages- oder Wochenlohns mag ... begleitet sein von
gleichbleibendem oder sinkendem Reallohn.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 566. „Bei längerer
Beschäftigung und größerer Anstrengung können die Arbeitslöhne
beträchtlich anwachsen, während der Reallohn derselbe bleiben
kann.“ K.
Marx, Kapital I, MEW 23, 566 Anm. 32. „Es gibt also von der Schmälerung des nominellen Tages- oder Wochenlohns unabhängige Methoden zur Herabsetzung des Reallohnes.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 567. 6.2. Akkordlohn ist
eine verwandelte Form des Zeitlohns „Der Stücklohn ist
nichts als verwandelte Form des Zeitlohns, wie der Zeitlohn die
verwandelte Form des Wertes oder Preises der Arbeitskraft ist.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 574. „Es handelt sich nicht darum, den Wert des Stücks durch die in ihm verkörperte Arbeitszeit zu messen, sondern umgekehrt die vom Arbeiter verausgabte Arbeit durch die Zahl der von ihm produzierten Stücke. Beim Zeitlohn misst sich die Arbeit an ihrer unmittelbaren Zeitdauer, beim Stücklohn an der Produktmenge, worin Arbeit während bestimmter Zeitdauer verdichtet. ... Der Stücklohn ist also nur eine modifizierte Form des Zeitlohns.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 576. „Betrachten wir nun
etwas näher die charakteristischen Eigentüm-lichkeiten des
Stücklohns. Die Qualität der
Arbeit ist hier durch das Werk selbst kontrolliert, das die
durchschnittliche Güte besitzen muss, ... Der Stücklohn wird nach dieser
Seite hin zu fruchtbarster Quelle von Lohnabzügen und kapitalis-tischer
Prellerei. Er bietet den
Kapitalisten ein ganz bestimmtes Maß für die Intensität der Arbeit. Nur
Arbeitszeit, die sich in einer vorher bestimmten und erfahrungsmäßig
festgesetzten Waren verkörpert, gilt als gesellschaft-lich notwendige
Arbeitszeit und wird als solche bezahlt.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 576. „Da Qualität und
Intensität der Arbeit hier durch die Form des Arbeitslohns selbst
kontrolliert werden, macht sie großen Teil der Arbeitsaufsicht
überflüssig. ... Den Stücklohn gegeben, ist es natürlich das persönliche Interesse des Arbeiters, seine Arbeitskraft möglichst intensiv anzuspannen, was dem Kapitalisten eine Erhöhung des Normalgrads der Intensität erleichtert.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 577. „Die Erhöhung des Arbeitslohns führt Überarbeitung unter den Arbeitern herbei. Je mehr sie verdienen wollen, je mehr müssen sie ihre Zeit aufopfern und vollständig sich entäußernd im Dienst der Habsucht Sklavenarbeit vollziehen. Dabei kürzen sie dadurch ihre Lebenszeit ab. Diese Verkürzung ihrer Lebensdauer ist ein günstiger Umstand für die Arbeiterklasse im Ganzen, weil dadurch immer neue Zufuhr nötig wird. Diese Klasse muss immer einen Teil ihrer selbst opfern, um nicht ganz zugrunde zu gehen.“ K. Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte, MEW 40, 473. „Beim Zeitlohn
herrscht mit wenigen Ausnahmen gleicher Arbeitslohn für dieselben
Funktionen, während beim Stücklohn der Preis der Arbeitszeit zwar durch
eine bestimmte Produktenmenge gemessen ist, der Tages- oder
Wochenlohn dagegen wechselt mit der individuellen Verschiedenheit der
Arbeiter, wovon der eine nur das Minimum des Produkts in einer gegebenen
Zeit liefert, der andere den Durchschnitt, der dritte mehr als den
Durchschnitt. In Bezug auf die
wirkliche Einnahme treten hier also große Differenzen ein je nach dem
verschiedenen Geschick, Kraft, Energie, Ausdauer usw. der
individuellen Arbeiter. Dies ändert natürlich
nichts an dem allgemeinen Verhältnis zwischen Kapital und
Lohnarbeit. Erstens gleichen sich
die individuellen Unterschiede für die Gesamt-werkstatt aus, so dass sie
in einer bestimmten Arbeitszeit das Durchschnittsprodukt liefert und der
gezahlte Gesamtlohn der Durchschnittslohn des Geschäftszweigs sein
wird. Zweitens bleibt die Proportion zwischen Arbeitslohn und Mehrwert unverändert, da dem individuellen Lohn des einzelnen Arbeiters die von ihm individuell gelieferte Masse von Mehrwert entspricht.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 578f. „Aber der größere
Spielraum, den der Stücklohn der Individualität bietet, strebt einerseits
dahin, die Individualität und damit Freiheitsgefühl, Selbständigkeit und
Selbstkontrolle der Arbeiter zu entwickeln, andererseits ihre Konkurrenz
unter- und gegeneinander. Er hat daher die Tendenz, mit der Erhebung
individueller Arbeitslöhne über das Durch-schnittsniveau dies Niveau
selbst zu senken.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 579. „In den dem Fabrikgesetz unterworfenen Werkstätten wird Stücklohn allgemeine Regel, weil das Kapital dort den Arbeitstag nur noch intensiv ausweiten kann.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 581. „Aus der bisherigen
Darstellung ergibt sich, dass der Stücklohn die der kapitalistischen
Produktionsweise entsprechendste Form des Arbeitslohns ist.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 580. 6.3. Stücklohn bei
Revolutionen in der Technologie „Mit der wechselnden
Produktivität der Arbeit stellt dieselbe Produktenmenge
wechselnde Arbeitszeiten dar. Also wechselt auch der Stücklohn, da er
Preisausdruck einer bestimmten Arbeitszeit ist. .. In anderen
Worten: Der Stücklohn wird in demselben Verhältnis heruntergesetzt, worin
die Zahl der während derselben Zeit produzierten Stücke wächst, also die
auf dasselbe Stück verwandte Arbeitszeit abnimmt. Dieser Wechsel des
Stücklohns ... ruft beständige Kämpfe zwischen Kapitalist und Arbeiter
hervor. Entweder, weil der Kapitalist den Vorwand benutzt, um wirklich den
Preis der Arbeit herabzusetzen, oder weil die gesteigerte Produktivkraft
der Arbeit von gesteigerter Intensität derselben begleitet ist. Oder weil
der Arbeiter den Schein des Stücklohns, als ob ihm sein Produkt gezahlt
werde und nicht seine Arbeitskraft, ernst nimmt und sich daher gegen eine
Lohnherabsetzung sträubt.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 581f. 7. Bessere Bezahlung
und „humane“ Arbeitsbedingungen ändern nichts am Zwangscharakter der
Lohnarbeit „Eine
gesetzliche Erhöhung des Arbeitslohns (von allen anderen
Schwierigkeiten abgesehen, abgesehen davon, dass sie als eine Anomalie
auch nur gewaltsam aufrechtzuerhalten wäre) wäre also nichts als eine
bessere Entlöhnung der Sklaven und hätte weder dem Arbeiter noch
der Arbeit ihre menschliche Bestimmung und Würde
erobert. Ja selbst die Gleichheit der Löhne, wie sie der französische Sozialist Proudhon fordert, verwandelt nur das Verhältnis des jetzigen Arbeiters zu seiner Arbeit in das Verhältnis aller Menschen zur Arbeit. Die Gesellschaft wird dann als abstrakter Kapitalist gefasst.“ K. Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte, MEW 40, 516f. „Seit Lassalles Tod
hat sich die wissenschaftliche Einsicht in unserer Partei Bahn
gebrochen, dass der Arbeitslohn nicht das ist, was er zu sein
scheint, nämlich der Wert bzw. der Preis der
Arbeit, sondern nur eine maskierte Form für den Wert bzw. Preis der
Arbeitskraft. Damit war die ganze bisherige bürgerliche Auffassung des Arbeitslohns sowie die ganze bisher gegen selbe gerichtete Kritik ein für allemal über den Haufen geworfen und klargestellt, dass der Lohnarbeiter nur die Erlaubnis hat, für sein eigenes Leben zu arbeiten, d. h. zu leben, soweit er gewisse Zeit umsonst für den Kapitalisten (daher auch für dessen Mitzehrer am Mehrwert) arbeitet; dass das ganze kapitalistische Produktionssystem sich darum dreht, diese Gratisarbeit zu verlängern durch Ausdehnung des Arbeitstags oder durch die Entwicklung der Produktivität, größere Spannung der Arbeitskraft etc.; dass also das System der Lohnarbeit ein System der Sklaverei, und zwar einer Sklaverei ist, die im selben Maß härter wird, wie sich die geschicht-lichen Produktivkräfte der Arbeit entwickeln, ob nun der Arbeiter bessere oder schlechtere Zahlung empfange.“ K. Marx, Kritik des Gothaer Programms, MEW 19, 25f. „Die mehr oder minder günstigen Umstände, worin sich die Lohnarbeiter erhalten und vermehren, ändern jedoch nichts am Grundcharakter der kapitalistischen Produktion.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 641. „Unter den bisher unterstellten, den Arbeiter günstigsten Akkumula-tionsbedingungen kleidet sich ihr Abhängigkeitsverhältnis vom Kapital in erträgliche ... Formen. Statt intensiver zu werden mit dem Wachstum des Kapitals, wird es nur extensiver, ... Von ihrem eigenen anschwel-lenden und schwellend in Zusatzkapital verwandelten Mehrprodukt strömt ihnen ein größerer Teil in der Form von Zahlungsmitteln zurück, so dass sie den Kreis ihrer Genüsse erweitern, ihren Konsumtionsfonds von Kleidern, Möbeln usw. besser ausstatten und kleine Reservefonds von Geld bilden können. So wenig aber bessere Kleidung, Nahrung, Behandlung und ein größeres anvertrautes Vermögen ... das Abhängigkeitsverhältnis und die Ausbeutung des Sklaven aufheben, so wenig die des Lohnarbeiters. Steigender Preis der Arbeit infolge der Akkumulation des Kapitals besagt in der Tat nur, dass der Umfang und die Wucht der goldnen Kette, die der Lohnarbeiter sich selbst bereits geschmiedet hat, ihre losere Spannung erlauben.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 645f. F. Engels 1885 im Rückblick auf 1845: „Und so hat die Entwicklung der kapitalistischen Produktion allein hingereicht, wenigstens in den leitenden Industriezweigen ... alle jene kleineren Beschwerden zu beseitigen, die in früheren Jahren das Los des Arbeiters verschlimmerten. Und so tritt mehr und mehr in den Vordergrund die große Hauptursache, dass die Ursache des Elends der Arbeiterklasse zu suchen ist nicht in jenen kleineren Übelständen, sondern im kapitalistischen System selbst.“ F. Engels, Zur amerikanischen Ausgabe von „Lage der arbeitenden Klasse in England“’, MEW 21, 252. „Die mehr oder minder
günstigen Umstände, worin sich die Lohn-arbeiter erhalten und vermehren,
ändern jedoch nichts am Grund-charakter der kapitalistischen Produktion.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 641. Siehe auch die Artikel: |
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Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: „Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |