Ökonomie des konstanten Kapitals

 

Die verschiedenen Methoden der Sparsamkeit bei Anwendung des konstanten Kapitals steigern alle den kapitalistischen Profit ohne den Mehrwert zu ändern.

Die Profitrate berechnet sich durch das Verhältnis des Mehrwerts zum gesamten vorgeschossenen Kapital:

p' = m : C oder

p' = m : (c + v).

Die Profitrate und damit auch der Profit können also erstens gesteigert werden durch Vergrößerung von m. (Vergleiche die Abschnitte „Produktion des absoluten Mehrwerts“ und „Produktion des relativen Mehrwerts“ in „Kapital I“.)

Zweitens gilt: „Wenn der Mehrwert gegeben ist, kann die Profitrate nur vermehrt werden, durch Verminderung des Werts des zur Warenproduktion nötigen konstanten Kapitals.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 90.

Es gibt also Methoden zur Steigerung des Profits, die von der Vergrößerung des Mehrwerts ganz unabhängig sind.

 

Dass Ursachen den Profit erhöhen oder erniedrigen, überhaupt beeinflussen können, wenn der Mehrwert gegeben ist, übersieht Ricardo.K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 378.

Und wie Ricardo übersehen das die Marxisten, wenn sie nicht verstehen, wie die angeblich „unproduktive“ Zirkulationsarbeit zur Profitvergrößerung beiträgt.

Siehe auch den Artikel: Zirkulationsarbeit und Zirkulationskosten.

 

1. Verlängerung des Arbeitstags

ohne entsprechende Vergrößerung des konstanten Kapitals

„Die Vermehrung des absoluten Mehrwerts oder die Verlängerung der Mehrarbeit und darum des Arbeitstags ... senkt relativ den Wert des konstanten Kapitals gegenüber dem Gesamtkapital und dem variablen Kapital und erhöht dadurch die Profitrate, ...

Der Umfang des fixen Teils des konstanten Kapitals, Fabrikgebäude, Maschinerie etc. bleibt derselbe, ob 16 oder 12 Stunden damit ge-arbeitet wird.

Die Verlängerung des Arbeitstags macht keine neue Auslage in diesem, dem kostspieligsten Teil des konstanten Kapitals, nötig.

Es kommt hinzu, dass der Wert des fixen Kapitals so in einer kürzeren Reihe von Umschlagsperioden reproduziert, also die Zeit verkürzt wird, für die es vorgeschossen werden muss, um einen bestimmten Profit zu machen.

Die Verlängerung des Arbeitstags steigert daher den Profit, selbst wenn die Überzeit bezahlt, und bis zu einer gewissen Grenze, selbst wenn sie höher bezahlt wird als die normalen Arbeitsstunden.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 87.

 

„Eine ganze Reihe laufender Unkosten bleibt sich beinahe oder ganz gleich bei längerem wie bei kürzerem Arbeitstag. Die Aufsichtskosten sind geringer für 500 Arbeiter bei 18 Arbeitsstunden als für 750 bei 12 Stunden. ... Staats- und Gemeindesteuern, Feuerversicherung, Lohn verschiedener ständiger Angestellter, Entwertung der Maschinerie und verschiedene andere Unkosten einer Fabrik laufen unverändert voran bei langer oder kurzer Arbeitszeit; ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 88.

 

 

2. Verkürzung der Umschlagszeit

„Die Zeitdauer, worin sich der Wert der Maschinerie und anderer Bestandteile des fixen Kapitals reproduziert, ist praktisch bestimmt nicht durch die Zeit ihrer bloßen Dauer, sondern durch die Gesamtdauer des Arbeitsprozesses, während dessen sie wirkt und vernutzt wird.

Müssen die Arbeiter 9 Stunden statt 7,5 schanzen, so gibt dies einen Tag mehr auf die Woche, vier Wochen werden so zu fünf Wochen und vier Jahre werden zu fünf Jahren.K. Marx, Kapital III, MEW 25, 88.

 

 

3. Ökonomisierung des konstanten Kapitals

„Wie das Kapital die Tendenz hat, in der direkten Anwendung der lebendigen Arbeit sie auf notwendige Arbeit zu reduzieren und die zur Herstellung eines Produkts notwendige Arbeit stets abzukürzen..., also die direkt angewandte lebendige Arbeit möglichst zu ökonomisieren, so hat es auch die Tendenz, diese auf ihre notwendiges Maß reduzierte Arbeit unter den ökonomischsten Bedingungen anzuwenden, d. h. den Wert des angewandten konstanten Kapitals auf sein möglichstes Minimum zu reduzieren.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 97.

 

 

3.1. Produktion auf großer Stufenleiter

„Auch bei gleich bleibender Arbeitsweise bewirkt die gleichzeitige Anwendung einer größeren Arbeiteranzahl eine Revolution in den gegenständlichen Bedingungen des Arbeitsprozesses. Baulichkeiten, worin viele arbeiten, Lager für Rohmaterial usw., Gefäße, Instrumente, Apparate usw., die vielen gleichzeitig oder abwechselnd dienen, kurz ein Teil der Produktionsmittel wird jetzt gemeinsam im Arbeitsprozess konsumiert. ...

Aber die Produktion einer Werkstatt für 20 Personen kostet weniger Arbeit als die von 10 Werkstätten für je zwei Personen, und so wächst überhaupt der Wert massenweise konzentrierter und gemeinsamer Produktionsmittel nicht verhältnismäßig mit ihrem Umfang und ihrem Nutzeffekt.

Gemeinsam vernutzte Produktionsmittel geben geringeren Wertbe-standteil an das einzelne Produkt ab, ... Damit sinkt ein Wertbestandteil des konstanten Kapitals, also proportional zu seiner Größe auch der Gesamtwert der Ware. Die Wirkung ist dieselbe, als ob die Produk-tionsmittel der Ware billiger produziert würden.

Diese Ökonomie in der Anwendung der Produktionsmittel entspringt nur aus ihrem gemeinsamen Konsum im Arbeitsprozess vieler.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 343f.

 

„Die Ökonomie der Produktionsmittel ist überhaupt von doppeltem Gesichtspunkt zu betrachten. Das eine Mal, soweit sie Waren verbilligt und dadurch den Wert der Arbeitskraft senkt. Das andere Mal, soweit sie das Verhältnis des Mehrwerts zum vorgeschossenen Gesamtkapital, d. h. zur Wertsumme seiner konstanten und variablen Bestandteile, verändert.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 344.

 

„Eine ... Steigerung der Profitrate entspringt ... aus der Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals selbst.

Durch die Konzentration der Arbeiter und ihre Kooperation auf großem Maßstab wird einerseits konstantes Kapital gespart. Dieselben Gebäude, Heiz- und Beleuchtungsvorrichtungen usw. kosten verhältnismäßig weniger für große als für kleine Produktionsstufen. Dasselbe gilt von der Kraft- und Arbeitsmaschinerie.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 92.

 

„In einer großen Fabrik mit einem oder zwei Zentralmotoren wachsen die Kosten dieser Motoren nicht in demselben Verhältnis wie ihre Pferdekraft und daher ihre mögliche Wirkungssphäre; die Kosten der Übertragungsmaschinerie wachsen nicht in demselben Verhältnis wie die Masse der Arbeitsmaschinen, denen sie die Bewegung mitteilt; ...

Die Konzentration der Produktionsmittel erspart ferner Baulichkeiten aller Art, nicht nur für die eigentlichen Werkstätten, sondern auch für die Lagerlokale usw. ...

Andere Produktionsbedingungen bleiben dieselben, ob von wenigen oder vielen benutzt.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 89.

 

„Wie bereits bei der Darstellung der Kooperation, der Teilung der Arbeit und der Maschinerie (vgl. Band I, 343f.) hervorgehoben wurde, entspringt die Ökonomie in den Produktionsbedingungen, welche die Produktion auf großer Stufenleiter charakterisiert, wesentlich daraus, dass diese Bedingungen als Bedingungen ... gesellschaftlich kombi-nierter Arbeit ... wirken. Sie werden gemeinsam im Produktionsprozess konsumiert, vom Gesamtarbeiter, statt in zersplitterter Form von einer Masse unzusammenhängender oder höchstens auf kleinem Maßstab unmittelbar kooperierender Arbeiter.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 89.

 

„Diese ganze Ökonomie, die aus der Konzentration der Produktions-mittel und ihrer massenhaften Anwendung entspringt, setzt ... als wesentliche Bedingung die Anhäufung und das Zusammenwirken der Arbeiter voraus, also gesellschaftliche Kombination der Arbeit. ...

Selbst die beständigen Verbesserungen, die hier möglich und notwendig sind, entspringen einzig und allein aus den gesellschaftlichen Erfah-rungen und Beobachtungen, welche die Produktion des auf großer Stufenleiter kombinierten Gesamtarbeiters gewährt und erlaubt.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 89.

 

„Diese Ersparungen in Anwendung des fixen Kapitals sind wie gesagt, das Resultat davon, dass die Arbeitsbedingungen auf großer Stufenleiter angewandt werden, ...

Es ist dies einesteils die Bedingung, worunter allein die mechanischen und chemischen Erfindungen angewandt werden können, ohne den Preis der Ware zu verteuern, ...

Andernteils werden erst bei großer Stufenleiter der Produktion Ökonomien möglich, die aus der gemeinschaftlichen produktiven Konsumtion hervorfließen. Endlich aber entdeckt und zeigt erst die Erfahrung des kombinierten Arbeiters, wo und wie zu ökonomisieren, wie die bereits gemachten Entdeckungen am einfachsten auszuführen, welche praktischen Komplikationen bei Ausführung der Theorie – ihrer Anwendung auf den Produktionsprozess – zu überwinden usw.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 113.

 

 

3.2. Erfindungen und technische Verbesserungen

Alles, was den Verschleiß der Maschinerie und überhaupt des fixen Kapitals für eine gegebene Produktionsperiode vermindert, verbilligt nicht nur die einzelne Ware, ... sondern vermindert die anteilige Kapitalauslage für diese Periode.

Reparaturarbeiten u. dgl. ... zählen bei der Rechnung zu den Original-kosten der Maschinerie. Ihre Verminderung infolge der größeren Dauerhaftigkeit der Maschinerie, vermindert insgesamt deren Preis.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 91.

 

 „Das Charakteristische dieser Art der Ökonomie des konstanten Kapitals, die aus der fortschreitenden Entwicklung der Industrie hervor-geht, ist, dass hier das Steigen der Profitrate in einem Industriezweig geschuldet wird der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit in einem anderen. Was hier dem Kapitalisten zugute kommt, ist wieder ein Gewinn, der das Produkt der gesellschaftlichen Arbeit ist, wenn auch nicht das Produkt der direkt von ihm selbst ausgebeuteten Arbeiter.

Jene Entwicklung der Produktivkraft führt sich in letzter Instanz immer zurück auf den gesellschaftlichen Charakter der in Tätigkeit gesetzten Arbeit;

auf die Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft;

auf die Entwicklung der geistigen Arbeit, namentlich der Naturwissen-schaft.

Was der Kapitalist hier benutzt, sind die Vorteile des gesamten Systems der gesellschaftlichen Arbeitsteilung.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 92.

 

„Nebenbei bemerkt, ist zu unterscheiden zwischen allgemeiner Arbeit und gemeinschaftlicher Arbeit. Beide spielen im Produktionsprozess ihre Rolle, beide gehen ineinander über, aber beide unterscheiden sich auch.

Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaftliche Arbeit, alle Entdeckung, alle Erfindung. Sie ist bedingt teils durch Kooperation mit Lebenden, teils durch Benutzung der Arbeiten Früherer.

Gemeinschaftliche Arbeit unterstellt die unmittelbare Kooperation der Individuen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 113f.

 

Anmerkung: Einige Marxisten der DDR wollten auf der Basis dieser Textstelle eine Wissenschaftstheorie errichten, die jede wissen-schaftliche Tätigkeit in die Kategorie „allgemeine Arbeit“ einschloss. Tatsächlich fasste Marx nur solche wissenschaftliche Ergebnisse unter den allgemeinen Arbeitsbegriff, die das konstante Kapital ökonomisieren und damit die gesellschaftlich organisierte Arbeit erleichtern. Für wissenschaftliche Arbeit gilt, was von jeder Arbeit gilt: sofern sie keinen gesellschaftlichen Nutzen hat, keinen Gebrauchswert liefert, ist sie verschwendete Zeit und müßiger Kraftaufwand – und nicht „allgemeine Arbeit“.

 

 

3.3. Abfallverwertung

„Dasselbe gilt von dem zweiten großen Zweig der Ökonomie in den Produktionsbedingungen. Wir meinen die Rückverwandlung der Exkremente der Produktion, ihrer so genannten Abfälle, in neue Produktionselemente sei es desselben, sei es eines anderen Industriezweigs; ...

Auch dieser Zweig der Ersparungen, auf den wir später etwas näher eingehen, ist das Resultat der gesellschaftlichen Arbeit auf großer Stufenleiter. Es ist die ihr entsprechende Massenhaftigkeit dieser Abfälle, die sie selbst wieder zu Handelsgegenständen und damit zu neuen Elementen der Produktion macht.

Nur als Abfälle gemeinsamer Produktion, und daher der Produktion auf großer Stufenleiter, erhalten sie diese Wichtigkeit für den Produktionsprozess, bleiben sie Träger von Tauschwert.

Diese Abfälle ... verbilligen ... die Kosten des Rohstoffs, in welche immer sein normaler Abfall eingerechnet ist, ... Die Verminderung der Kosten dieses Teils des konstanten Kapitals erhöht insgesamt die Profitrate bei gegebener Größe des variablen Kapitals und gegebener Rate des Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 89f.

„Im Ganzen sind die Bedingungen dieser Wiederbenutzung: Massenhaftigkeit solcher Exkremente, die sich nur ergibt bei Arbeit auf großer Stufenleiter; Verbesserung der Maschinerie, womit Stoffe, die in ihrer gegebenen Form früher unbrauchbar, in eine der Neuproduktion dienstbare Gestalt übergeführt werden; Fortschritt der Wissenschaft, speziell der Chemie, welche die nutzbaren Eigenschaften solcher Abfälle entdeckt.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 111.

„Das schlagendste Beispiel von Verwendung von Abfällen liefert die chemische Industrie. Sie verbraucht nicht nur ihre eigenen Abfälle, indem sie neue Verwendung dafür findet, sondern auch diejenigen der verschiedenartigsten anderen Industrien und verwandelt z. B. den früher fast nutzlosen Gasteer in Anilinfarben, Krappfarbstoff (Alizarin), und neuerdings auch in Medikamente.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 112.

„Andererseits aber erscheint hier die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit in einem Produktionszweig, z. B. in der Produktion von Eisen, Kohlen, Maschinen, in der Baukunst usw., die zum Teil wieder zusammenhängen mag mit Fortschritten im Gebiet der geistigen Produktion, namentlich der Naturwissenschaft und ihrer Anwendung, als die Bedingung der Verminderung des Werts und damit der Kosten, der Produktionsmittel in anderen Industriezweigen, z. B. der Textilindustrie oder dem Ackerbau.

Es ergibt sich dies von selbst, da die Ware, die als Produkt aus einem Industriezweig herauskommt, als Produktionsmittel in den anderen wieder eingeht. Ihre größere oder geringere Billigkeit hängt ab von der Produktivität der Arbeit in dem Produktionszweig, aus dem sie als Produkt herauskommt, und ist gleichzeitig Bedingung nicht nur für die Verbilligung der Waren, in deren Produktion sie als Produktionsmittel eingeht, sondern auch für die Wertverminderung des konstanten Kapitals, dessen Element sie hier wird und daher für die Erhöhung der Profitrate.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 91f.

„Von dieser Ökonomie der Exkremente der Produktion, durch ihre Wiederbenutzung, ist zu unterscheiden die Ökonomie bei der Erzeugung von Abfall, also die Reduktion der Produktionsexkremente auf ihr Minimum, und die unmittelbare Vernutzung, bis zum Maximum, aller in die Produktion eingehenden Roh- und Hilfsstoffe.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 112.

Siehe auch die Artikel:

Abfall

Erfindungen

Konstantes und variables Kapital

Naturwissenschaft

Profit und Mehrwert

Umschlag des Kapitals

Wissenschaft

 

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Zur Zitierweise:

Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396.

Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.