Kooperation (gesellschaftliche Arbeit)
„Die
Form der Arbeit vieler, die in demselben Produktionsprozess oder in
verschiednen, aber zusammenhängenden Produktionsprozessen planmäßig neben-
und miteinander arbeiten, heißt Kooperation.
Wie die Angriffskraft
einer Kavallerieschwadron oder die Widerstandskraft eines
Infanterieregiments wesentlich verschieden ist von der Summe der von jedem
Kavalleristen und Infanteristen vereinzelt entwickelten Angriffs- und
Widerstandskräfte, so die mechanische Kraftsumme vereinzelter Arbeiter von
der gesellschaftlichen Kraftpotenz, die sich entwickelt, wenn viele Hände
gleichzeitig in derselben ungeteilten Operation zusammenwirken... Die
Wirkung der kombinierten Arbeit könnte hier von der vereinzelten gar nicht
oder nur in viel längren Zeiträumen oder nur auf einem Zwergmaßstab
hervorgebracht werden.
Es handelt sich hier nicht nur um Erhöhung der
individuellen Produktivkraft durch die Kooperation, sondern um die
Schöpfung einer Produktivkraft, die an und für sich Massenkraft sein
muss.
Abgesehen von der neuen Kraftpotenz, die aus der Verschmelzung
vieler Kräfte in eine Gesamtkraft entspringt, erzeugt bei den meisten
produktiven Arbeiten der bloße gesellschaftliche Kontakt einen Wetteifer
und eine eigene Steigerung der Lebensgeister ..., welche die
individuelle Leistungsfähigkeit der einzelnen erhöhen, so dass ein
zehn Personen zusammen in einem gleichzeitigen Arbeitstag von 80
Stunden ein viel größeres Gesamtprodukt liefern als zehn
vereinzelte Arbeiter, von denen jeder 8 Stunden, oder als ein
Arbeiter, der zehn Tage nacheinander arbeitet.
Dies rührt daher,
dass der Mensch von Natur, wenn nicht, wie Aristoteles meint, ein
politisches, jedenfalls ein gesellschaftliches Tier ist.“ K. Marx, Kapital
I. MEW 23, 344f.
1. Moderne, industrielle Arbeit ist kollektive,
d.h. gesellschaftliche Arbeit.
„Um unmittelbaren Austausch
erscheint die vereinzelte unmittelbare Arbeit als realisiert in einem
besonderen Produkt oder Teil des Produkts und ihr gemeinschaftlicher
gesellschaftlicher Charakter ... nur gesetzt durch den
Austausch.
Dagegen in dem Produktionsprozess der großen Industrie, wie
einerseits in der Produktivkraft des zum automatischen Prozess
entwickelten Arbeitsmittels die Unterwerfung der Naturkräfte unter den
gesellschaftlichen Verstand Voraussetzung ist, so andererseits die
Arbeit des Einzelnen ... als gesellschaftliche Arbeit.“ K. Marx,
Grundrisse, 597.
„Soweit der Arbeitsprozess ein rein
individueller ist (wie beim selbständigen Bauern oder
Handwerker), vereinigt derselbe Arbeiter alle Funktionen, die sich
später trennen. In der individuellen Aneignung von Naturgegenständen zu
seinen Lebenszwecken kontrolliert er sich selbst. Später wird er
kontrolliert (als Sklave, unfreier Bauer oder Lohnarbeiter).
Der
einzelne Mensch kann nicht auf die Natur wirken ohne Betätigung seiner
eigenen Muskeln unter Kontrolle seines eigenen Hirns. Wie im Natursystem
Kopf und Hand zusammengehören, vereint der Arbeitsprozess Kopfarbeit und
Handarbeit. ...
Das Produkt verwandelt sich im Kapitalismus
überhaupt aus dem unmittelbaren Produkt des individuellen Produzenten in
ein gesellschaftliches, in das gemeinsame Produkt eines Gesamtarbeiters,
d.h. eines kombinierten Arbeitspersonals, dessen Glieder der Handhabung
des Arbeitsgegenstandes näher oder ferner stehen.“ K. Marx, Kapital I. MEW
23, 531.
2. Arten der Kooperation
2.1. Einfache
Kooperation
2.1.1. Viele tun Gleiches gleichzeitig
nacheinander:
„Z.B. wenn Maurer eine Reihe von Händen bilden, um
Bausteine vom Fuß eines Gestells bis zu seiner Spitze zu befördern, tut
jeder von ihnen dasselbe, aber dennoch bilden die einzelnen Verrichtungen
kontinuierliche Teile einer Gesamtverrichtung, ....wodurch ... die
20 Hände des Gesamtarbeiters die Backsteine rascher in
die Höhe befördern als die zwei Hände jedes einzelnen Arbeiters, der
das Gerüst auf- und abstiege.
Der Arbeitsgegenstand durchläuft
denselben Raum in kürzerer Zeit.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
346
2.1.2.
Viele tun Gleiches gleichzeitig nebeneinander:
„Andererseits findet
Kombination von Arbeit statt, wenn ein Bau z.B. von verschiedenen Seiten
gleichzeitig angegriffen wird, obgleich die Kooperierenden dasselbe oder
Gleichartiges tun.
Der kombinierte Arbeitstag von 80 Stunden, der den
Arbeitsgegenstand vielseitig im Raum angreift, weil der kombinierte
Arbeiter oder Gesamtarbeiter vorn und hinten Augen und Hände hat und in
gewissem Grad Allgegenwart besitzt, fördert das Gesamtprodukt rascher als
10 achtstündige Arbeitstage mehr oder minder vereinzelter Arbeiter,
die ihr Werk einseitiger angreifen müssen.
In derselben Zeit reifen
verschiedne Raumteile des Produkts.
Wir betonten, dass die vielen, die
einander ergänzen, dasselbe oder Gleichartiges tun, weil diese einfachste
Form gemeinsamer Arbeit auch in der ausgebildetsten Gestalt der
Kooperation eine große Rolle spielt.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
346.
2.2. Kooperation durch Arbeitsteilung
„Ist der
Arbeitsprozess kompliziert, so erlaubt die bloße Masse der
Zusammenarbeitenden, die verschiednen Operationen unter verschiedne Hände
zu verteilen, daher gleichzeitig zu verrichten und dadurch die zur
Herstellung des Gesamtprodukts nötige Arbeitszeit zu verkürzen.
In
vielen Produktionszweigen gibt es kritische Momente, d.h. durch die Natur
des Arbeitsprozesses selbst bestimmte Zeitepochen, während deren bestimmte
Arbeitsresultate erzielt werden müssen. Soll z.B. eine Herde Schafe
geschoren oder eine Morgenanzahl Kornland gemäht und geerntet
werden, so hängt Quantität und Qualität des Produkts davon ab, dass die
Operation zu einer gewissen Zeit begonnen und zu einer gewissen Zeit
beendet wird. Der Zeitraum, den der Arbeitsprozess einnehmen darf, ist
hier vorgeschrieben...
Der einzelne kann aus einem Tag nur einen
Arbeitstag herausschneiden, sage von 12 Stunden, aber die Kooperation von
100 z.B. erweitert einen zwölfstündigen Tag zu einem Arbeitstag von 1200
Stunden.
Die Kürze der Arbeitsfrist wird hier kompensiert durch die
Größe der Arbeitsmasse, die im entscheidenden Augenblick auf das
Produktionsfeld geworfen wird. Die rechtzeitige Wirkung hängt hier ab von
der gleichzeitigen Anwendung vieler kombinierter Arbeitstage, der Umfang
des Nutzeffekts von der Arbeiteranzahl, die jedoch stets kleiner bleibt
als die Anzahl der Arbeiter, die vereinzelt in demselben Zeitraum
denselben Wirkungsraum ausfüllen würden. ...
Auf der einen Seite
erlaubt die Kooperation, die Raumsphäre der Arbeit auszudehnen, und
wird daher für gewisse Arbeitsprozesse schon durch die räumliche
Ausdehnung des Arbeitsgegenstandes nötig, wie bei
Trockenlegung von Land, Eindämmung, Bewässerung, Kanal-, Straßen-,
Eisenbahnbauten usw.
Andrerseits ermöglicht sie,
verhältnismäßig zur Stufenleiter der Produktion, räumliche Verengung des
Produktionsgebiets.
Diese Beschränkung der Raumsphäre der Arbeit bei
gleichzeitiger Ausdehnung ihrer Wirkungssphäre, wodurch eine Masse
toter Kosten erspart werden, entspringt aus Zusammenballung
der Arbeiter, dem Zusammenrücken verschiedner Arbeitsprozesse und der
Konzentration der Produktionsmittel.
Verglichen mit einer gleich großen
Summe vereinzelter individueller Arbeitstage, produziert der kombinierte
Arbeitstag größre Massen von Gebrauchswert und vermindert daher die zur
Produktion eines bestimmten Nutzeffekts nötige Arbeitszeit.
Ob der
Arbeitstag „im gegebnen Fall diese gesteigerte Produktivkraft erhält,
weil er die mechanische Kraftpotenz der Arbeit erhöht oder ihre räumliche
Wirkungssphäre ausdehnt oder das räumliche Produktionsfeld im Verhältnis
zur Stufenleiter der Produktion verengt oder im kritischen Moment viel
Arbeit in wenig Zeit flüssig macht oder den Wetteifer der einzelnen erregt
und ihre Lebensgeister spannt oder den gleichartigen Verrichtungen vieler
den Stempel der Kontinuität und Vielseitigkeit aufdrückt, oder verschiedne
Operationen gleichzeitig verrichtet oder die Produktionsmittel durch ihren
gemeinschaftlichen Gebrauch ökonomisiert oder der individuellen Arbeit den
Charakter gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit verleiht, unter allen
Umständen ist die spezifische Produktivkraft des kombinierten Arbeitstags
gesellschaftlicher Produktivkraft der Arbeit oder Produktivkraft
gesellschaftlicher Arbeit. Sie entspringt aus der Kooperation
selbst.
Im planmäßigen Zusammenwirken mit andern streift der Arbeiter
seine individuellen Schranken ab und entwickelt sein
Gattungsvermögen.“ K. Marx,
Kapital I. MEW 23, 347-349.
„In der Fabrik, d.h. in dem auf
Maschinenbetrieb gegründeten Betrieb, erscheint jedes Mal die einfache
Kooperation wieder, und zwar zunächst (wir sehen hier vom Arbeiter ab) als
räumliche Zusammenballung gleichartiger und gleichzeitiger
zusammenwirkender Arbeitsmaschinen. So wird die Webfabrik durch das
Nebeneinander vieler mechanischer Webstühle und eine Nähfabrik durch das
Nebeneinander vieler Nähmaschinen in demselben Arbeitsgebäude gebildet.
...
Ein eigentliches Maschinensystems tritt aber erst an die Stelle der
einzelnen selbständigen maschine, wo der Arbeitsgegenstand eine
zusammenhängende Reihe verschiedener Stufenprozesse durchläuft, die von
einer Kette verschiedenartiger, aber einander ergänzender
Werkzeugmaschinen ausgeführt werden. ...
Jede Teilmaschine liefert der
zunächst folgenden ihr Rohmaterial, und da sie alle gleichzeitig wirken,
befindet sich das Produkt ebenso fortwährend auf den verschiedenen Stufen
seines Bildungsprozesses, wie im Übergang aus einer Produktionsphase in
die andere. ...
Die kombinierte Arbeitsmaschine ... ist umso
vollkommener, je kontinuierlicher ihr Gesamtprozess, d.h. mit je weniger
Unterbrechung das Rohmaterial von seiner ersten Phase zu seiner letzten
übergeht, je mehr also statt der Menschenhand der Mechanismus selbst es
von einer Produktionsphase in die andere fördert. ...
Ein System der
Maschinerie, beruhe es nun auf bloßer Kooperation gleichartiger Maschinen,
wie in der Weberei, oder auf einer Kombination verschiedenartiger, wie in
der Spinnerei, bildet an und für sich einen großen Automaten, sobald es
von einem ... Motor getrieben wird.“
K. Marx, Kapital I. MEW 23, 399-401.
„Die Maschinerie, mit
einigen später zu erwähnenden Ausnahmen, funktioniert nur in der Hand
unmittelbar vergesellschafteter oder gemeinsamer Arbeit. Der kooperative
Arbeitsprozess wird jetzt also durch die Natur des Arbeitsmittels selbst
diktierte technische Notwendigkeit.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
407.
3. Industrielle, gesellschaftliche Arbeit verbindet die
begrenzten Fähigkeiten und Kenntnisse jedes Einzelnen zu staunenswerten
kollektiven Ergebnissen, die alle Genieleistungen der handwerklichen,
individuellen Produktionsweise in den Schatten stellen.
„Mit der
Entwicklung der spezifisch kapitalistischen Produktionsweise wo viele
Arbeiter an der Produktion derselben Ware zusammenarbeiten, muss natürlich
das Verhältnis, worin ihre Arbeit unmittelbar zum Gegenstand der
Produktion steht, sehr verschieden sein. Z.B. die ... Handlanger in einer
Fabrik haben nichts direkt mit der Bearbeitung des Rohstoffs zu
tun. Die Arbeiter, die die Aufseher der direkt mit dieser Bearbeitung zu
tun Habenden bilden, stehen einen Schritt weiter ab; der Ingenieur hat
wieder ein andres Verhältnis und arbeitet hauptsächlich mit seinem Kopfe
etc.
Aber das Ganze dieser Arbeiter, die Arbeitsvermögen
von verschiednem Werte besitzen, ... produzieren das Resultat...; und alle
zusammen, als Werkstatt, sind die lebendige Produktionsmaschine
dieser Produkte, wie sie, den gesamten Produktionsprozess
betrachtet, ihre Arbeit gegen Kapital austauschen und das Geld der
Kapitalisten als Kapital reproduzieren, d.h. als sich verwertenden Wert,
sich vergrößernden Wert.
Es ist ja eben das Eigentümliche der
kapitalistischen Produktionsweise, die verschiedenen Arbeiten, also auch
die Kopf- und Handarbeiten — oder die Arbeiten, in denen die eine oder die
andre Seite vorwiegt, — zu trennen und an verschiedene Personen zu
verteilen, was jedoch nicht hindert, dass das materielle Produkt das
gemeinsame Produkt dieser Personen ist oder ihr gemeinsames
Produkt in materiellem Reichtum vergegenständlicht;
was andrerseits
ebenso wenig hindert oder gar nichts daran ändert, dass das Verhältnis
jeder einzelnen dieser Personen das des Lohnarbeiters zum Kapital und in
diesem eminenten Sinn das des produktiven Arbeiters
ist.
Alle diese Personen sind nicht nur unmittelbar
in der Produktion von materiellem Reichtum beschäftigt, sondern sie
tauschen ihre Arbeit unmittelbar gegen das Geld als Kapital
aus und reproduzieren daher unmittelbar außer ihrem Lohn einen
Mehrwert für den Kapitalisten. Ihre Arbeit besteht aus bezahlter Arbeit
plus unbezahlter Mehrarbeit.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I., MEW
26.1, 386f.
„A. Smith (schließt) natürlich ein in die Arbeit, die
sich fixiert und realisiert in einer käuflichen und tauschbaren Ware, alle
intellektuellen Arbeiten, die direkt in der materiellen Produktion
konsumiert werden.
Nicht nur der direkte Handarbeiter oder
Maschinenarbeiter, sondern Aufseher, Ingenieur, Manager, Commis
(Geschäftsführer) etc., kurz die Arbeit des ganzen Personals, das
in einer bestimmten Sphäre der materiellen Produktion erheischt ist, um
eine bestimmte Ware zu produzieren, dessen Zusammenwirken von
Arbeiten (Kooperation) notwendig zur Herstellung der Waren ist.
In der
Tat fügen sie dem konstanten Kapital ihre Gesamtarbeit hinzu und erhöhen
den Wert des Produkts um diesen Betrag.“ K. Marx, Theorien über den
Mehrwert I., MEW 26.1, 134.
„Wie die durch die
Kooperation entwickelte Produktivkraft der Arbeit als Produktivkraft des
Kapitals erscheint, so die Kooperation selbst als eine spezifische Form
des kapitalistischen Produktionsprozesses im Gegensatz zum
Produktionsprozess vereinzelter unabhängiger Arbeiter oder auch
Kleinkapitalisten.
Es ist die erste Änderung, welche der
wirkliche Arbeitsprozess durch seine Unterwerfung unter das Kapital
erfährt. ...
Die Voraussetzung der Kooperation, gleichzeitige
Beschäftigung einer größeren Anzahl von Lohnarbeitern in demselben
Arbeitsprozess, bildet den Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktion.
...
Wenn sich die kapitalistische Produktionsweise daher einerseits als
historische Notwendigkeit für die Verwandlung des Arbeitsprozesses in
einen gesellschaftlichen Prozess darstellt, so andrerseits diese
gesellschaftliche Form des Arbeitsprozesses als eine vom Kapital
angewandte Methode, um ihn durch Steigerung seiner Produktivkraft
profitlicher auszubeuten.
Die Kooperation bleibt
die Grundform der kapitalistischen Produktionsweise...“ K. Marx, Kapital
I. MEW 23, 354.
„Wie bereits bei der Darstellung der Kooperation, der
Teilung der Arbeit und der Maschinerie (vgl. Band I,: 343 - 344)
hervorgehoben wurde, entspringt die Ökonomie in den
Produktionsbedingungen, welche die Produktion auf großer Stufenleiter
charakterisiert, wesentlich daraus, dass diese Bedingungen als Bedingungen
... gesellschaftlich kombinierter Arbeit ... wirken. Sie werden
gemeinsam im Produktionsprozess konsumiert, vom Gesamtarbeiter, statt in
zersplitterter Form von einer Masse unzusammenhängender oder höchstens auf
kleinem Maßstab unmittelbar kooperierender Arbeiter.“ K. Marx, Kapital
III. MEW 25, 89.
„Diese ganze Ökonomie, die aus der Konzentration
der Produktionsmittel und ihrer massenhaften Anwendung entspringt, setzt
... als wesentliche Bedingung die Anhäufung und das Zusammenwirken der
Arbeiter voraus, also gesellschaftliche Kombination der Arbeit.
... Selbst die beständigen Verbesserungen, die hier möglich und
notwendig sind, entspringen einzig und allein aus den gesellschaftlichen
Erfahrungen und Beobachtungen, welche die Produktion des auf großer
Stufenleiter kombinierten Gesamtarbeiters gewährt und erlaubt.“ K. Marx,
Kapital III. MEW 25, 89. „Diese Ersparungen in Anwendung des fixen
Kapitals sind wie gesagt, das Resultat davon, dass die Arbeitsbedingungen
auf großer Stufenleiter angewandt werden... Es ist einesteils die
Bedingung, worunter allein die mechanischen und chemischen Erfindungen
angewandt werden können, ohne den Preis der Ware zu
verteuern... Andernteils werden erst bei großer Stufenleiter der
Produktion Ökonomien möglich, die aus der gemeinschaftlichen produktiven
Konsumtion hervorfließen. Endlich aber entdeckt und zeigt erst die
Erfahrung des kombinierten Arbeiters, wo und wie zu ökonomisieren, wie die
bereits gemachten Entdeckungen am einfachsten auszuführen, welche
praktischen Komplikationen bei Ausführung der Theorie - ihrer
Anwendung auf den Produktionsprozess - zu überwinden usw.“ K. Marx,
Kapital III. MEW 25, 113.
„Alles, was den Verschleiß der
Maschinerie und überhaupt des fixen Kapitals für eine gegebene
Produktionsperiode vermindert, verbilligt nicht nur die einzelne
Ware, ... sondern vermindert die anteilige Kapitalauslage für diese
Periode. Reparaturarbeiten u. dgl. ... zählen bei der Rechnung zu den
Originalkosten der Maschinerie. Ihre Verminderung infolge der größeren
Dauerhaftigkeit der Maschinerie, vermindert insgesamt deren Preis.“
K. Marx, Kapital III. MEW 25, 91.
„Das Charakteristische dieser Art
der Ökonomie bei Anwendung der
Produktionsmittel, die aus der fortschreitenden Entwicklung der
Industrie hervorgeht, ist, dass hier das Steigen der Profitrate in
einem Industriezweig geschuldet wird der Entwicklung der
Produktivkraft der Arbeit in einem andern. Was hier dem
Kapitalisten zugute kommt, ist wieder ein Gewinn, der das Produkt der
gesellschaftlichen Arbeit ist, wenn auch nicht das Produkt der direkt von
ihm selbst ausgebeuteten Arbeiter. Jene Entwicklung der
Produktivkraft führt sich in letzter Instanz immer zurück auf den
gesellschaftlichen Charakter der in Tätigkeit gesetzten Arbeit; auf die
Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft; auf die Entwicklung der
geistigen Arbeit, namentlich der Naturwissenschaft. Was der Kapitalist
hier benutzt, sind die Vorteile des gesamten Systems der
gesellschaftlichen Arbeitsteilung.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25,
92.
„Nebenbei bemerkt, ist zu unterscheiden zwischen allgemeiner
Arbeit und gemeinschaftlicher Arbeit. Beide spielen im Produktionsprozess
ihre Rolle, beide gehen ineinander über, aber beide unterscheiden sich
auch. Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaftliche Arbeit, alle
Entdeckung, alle Erfindung. Sie ist bedingt teils durch Kooperation mit
Lebenden, teils durch Benutzung der Arbeiten
Früherer. Gemeinschaftliche Arbeit unterstellt die unmittelbare
Kooperation der Individuen.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25,114. „Die
Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals, nach welcher Seite sie
immer betrachtet werde, ist das Resultat, teils ... davon, dass die
Produktionsmittel als gemeinschaftliche Produktionsmittel des kombinierten
Arbeiters wirken und verbraucht werden, so dass diese Ökonomie
selbst als ein Produkt des gesellschaftlichen Charakters der unmittelbar
produktiven Arbeit erscheint; teils aber ist sie das Resultat der
Entwicklung der Produktivität der Arbeit in den Sphären, die dem Kapital seine
Produktionsmittel liefern.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 94.
4. Gesellschaftliche Arbeit erfordert Koordination der
Arbeit. 4.1. Die Leitung der modernen Arbeitskooperation war zunächst
Aufgabe der Kapitalisten. „Mit der Kooperation vieler Lohnarbeiter
entwickelt sich das Kommando des Kapitals zum Gebot für die
Ausführung des Arbeitsprozesses selbst, zu einer wirklichen
Produktionsbedingung. Der Befehl des Kapitalisten auf dem Produktionsfeld
wird jetzt so unentbehrlich wie der Befehl des Generals auf dem
Schlachtfeld. Alle unmittelbar gesellschaftliche oder gemeinschaftliche
Arbeit auf größrem Maßstab bedarf mehr oder minder einer Direktion, welche
die Harmonie der individuellen Tätigkeiten vermittelt und die allgemeinen
Funktionen vollzieht, die aus der Bewegung des produktiven Gesamtkörpers
im Unterschied von der Bewegung seiner selbständigen Organe entspringen.
Ein einzelner Violinspieler dirigiert sich selbst, ein Orchester bedarf
des Musikdirektors. Diese Funktion der Leitung, Überwachung und
Vermittlung, wird zur Funktion des Kapitals, sobald die ihm untergeordnete
Arbeit kooperativ wird. Als spezifische Funktion des Kapitals erhält die
Funktion der Leitung spezifische Merkmale... Die Leitung des
Kapitalisten ist nicht nur eine aus der Natur des gesellschaftlichen
Arbeitsprozesses entspringende und ihm angehörige besondre Funktion, sie
ist zugleich Funktion der Ausbeutung eines gesellschaftlichen
Arbeitsprozesses und daher bedingt durch den unvermeidlichen Antagonismus
zwischen dem Ausbeuter und dem Rohmaterial seiner Ausbeutung.“ K. Marx,
Kapital I. MEW 23, 350.
„Die Arbeit der Leitung und Oberaufsicht,
soweit sie nicht eine besondere aus der Natur aller kombinierten
gesellschaftlichen Arbeit hervorgehende Funktion ist, sondern aus dem
Gegensatz zwischen dem Eigentümer der Produktionsmittel und dem Eigentümer
der bloßen Arbeitskraft entspringt ..., diese aus der Knechtschaft des
unmittelbaren Produzenten entspringende Funktion ist oft genug zum
Rechtfertigungsgrund dieses Leitungsarbeit selbst gemacht
worden, und die Ausbeutung, die Aneignung fremder
unbezahlter Arbeit ist ebenso oft als der dem Eigentümer des Kapitals
gebührende Arbeitslohn dargestellt worden.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25,
398f.
„Der Kapitalist ist nicht Kapitalist, weil er industrieller
Leiter ist, sondern er wird industrieller Befehlshaber, weil er Kapitalist
ist. Der Oberbefehl in der Industrie wird Attribut des Kapitals, wie zur
Feudalzeit der Oberbefehl in Krieg und Gericht Attribut des Grundeigentums
war.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 352.
4.2. Die Kapitalisten
gaben und geben ihre Leitungsfunktionen immer mehr an Lohnarbeiter
(Manager) ab. „Wie der Kapitalist zunächst entbunden wird von der
Handarbeit, sobald sein Kapital jene Minimalgröße erreicht hat, womit die
eigentlich kapitalistische Produktion erst beginnt, so tritt er jetzt die
Funktion unmittelbarer und fortwährender Beaufsichtigung der einzelnen
Arbeiter und Arbeitergruppen selbst wieder ab an eine besondre Sorte von
Lohnarbeitern. Wie eine Armee militärischer Offiziere braucht, bedarf
eine unter dem Kommando desselben Kapitals zusammenwirkende Arbeitermasse
industrieller Oberoffiziere (Manager) und Unteroffiziere (Meister,
Vorarbeiter, etc.). Die Arbeit der Oberaufsicht befestigt sich zu ihrer
ausschließlichen Funktion.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 351.
„Die
Arbeit der Oberaufsicht und Leitung, soweit sie aus dem gegensätzlichen
Charakter, aus der Herrschaft des Kapitals über die Arbeit entspringt und
daher allen auf dem Klassengegensatz beruhenden Produktionsweisen mit der
kapitalistischen gemeinsam ist, ist auch im kapitalistischen System
unmittelbar und unzertrennbar verquickt mit den produktiven Funktionen,
die alle kombinierte gesellschaftliche Arbeit einzelnen Individuen als
besondere Arbeit auferlegt. Der Arbeitslohn eines Manager ...
trennt sich vollständig vom Profit und nimmt auch die Form des
Arbeitslohns für geschickte Arbeit an, sobald das Geschäft auf hinreichend
großer Stufenleiter betrieben wird, um einen solchen Dirigenten (Manager)
zu zahlen... Dass nicht die industriellen Kapitalisten, sondern die
industriellen Manager ‚die Seele unseres Industriesystems‘ sind, hat schon
Herr Ure bemerkt. Die kapitalistische Produktion selbst hat es dahin
gebracht, dass die Arbeit der Oberleitung, ganz getrennt vom
Kapitaleigentum, auf der Straße herumläuft. Es ist daher nutzlos geworden,
dass diese Arbeit der Oberleitung vom Kapitalisten ausgeübt werde. Ein
Musikdirektor braucht durchaus nicht Eigentümer der Instrumente des
Orchesters zu sein, noch gehört es zu seiner Funktion als Dirigent, dass
er irgendetwas mit dem Einkommen der übrigen Musikanten zu tun
hat. Die Kooperativfabriken liefern den Beweis, dass der Kapitalist als
Funktionär der Produktion ... überflüssig geworden ist... Soweit
die Arbeit des Kapitalisten nicht aus dem Produktionsprozess als bloß
kapitalistischem hervorgeht, also nicht mit dem Kapital von selbst
aufhört; soweit sie sich nicht auf die Funktion beschränkt, fremde Arbeit
auszubeuten; soweit sie also aus der Form der Arbeit als
gesellschaftlicher hervorgeht, aus der Kombination und Kooperation vieler
zu einem gemeinsamen Resultat, ist sie ganz ebenso unabhängig vom Kapital,
wie diese Form der Arbeitskooperation selbst, sobald sie die
kapitalistische Hülle gesprengt hat.“ K. Marx, Kapital III.,
399f.
4.3. Sobald das gesamte Management von der Belegschaft und
nicht vom Aufsichtsrat beauftragt wird, und niemand mehr zeitlebens
Manager ist, sondern diese Funktion zeitweise wie alle anderen verrichtet,
dann verliert diese notwendige Koordination kooperativer Arbeit ihren
Herrschaftscharakter. „Wir anerkennen die Kooperativbewegung als
eine der Triebkräfte zur Umwandlung der gegenwärtigen Gesellschaft; die
auf Klassengegensätzen beruht. Ihr großes Verdienst besteht darin,
praktisch zu zeigen, dass das bestehende despotische und Armut
hervorbringende System der Unterjochung der Arbeit unter das
Kapital verdrängt werden kann durch das demokratische und
segensreiche System der Assoziation von freien und gleichen
Produzenten.“ K. Marx, Forderungen der IAA, MEW 16, 195.
„Und
dass wir beim Übergang in die volle kommunistische Wirtschaft den
genossenschaftlichen Betrieb als Mittelstufe in ausgedehntem Maß werden
anwenden müssen, daran haben Marx und ich nie gezweifelt. Nur muss die
Sache so eingerichtet werden, dass die Gemeinschaft ... das Eigentum an
den Produktionsmitteln behält und so die Sonderinteressen der
Genossenschaft, gegenüber der Gesellschaft im Ganzen, sich nicht
festsetzen können.“ F. Engels an Bebel, 20.1.1886. MEW 36, 426.
„Um
die gesellschaftliche Produktion in ein umfassendes und harmonisches
System freier Kooperativarbeit zu verwandeln, bedarf es allgemeiner
gesellschaftlicher Veränderungen, Veränderungen der allgemeinen
Bedingungen der Gesellschaft, die nur verwirklicht werden können durch den
Übergang der organisierten Gewalt der Gesellschaft, d.h. der Staatsmacht,
aus den Händen der Kapitalisten und Grundbesitzer in die Hände der
Produzenten selbst.“ K. Marx, Forderungen der IAA, MEW 16,
195.
„Die freie Arbeit entwickelt sich innerhalb der
kapitalistischen Produktion als gesellschaftliche Arbeit. Dass sie
Eigentümer der Produktionsbedingungen werden, heißt also, dass
diese den vergesellschafteten Arbeitern gehören und diese als solche
produzieren, ihre eigene Produktion unter sich als vergesellschaftet
unterordnen.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26,3,
514.
„Einmal die
Arbeit emanzipiert, so wird jeder Mensch ein Arbeiter, und produktive
Arbeit hört auf, eine Klasseneigenschaft zu sein." K. Marx, Bürgerkrieg in
Frankreich, 1871, MEW 17, 342.
„Die Buchführung als Kontrolle und
ideelle Zusammenfassung des Prozesses wird um so notwendiger, je mehr der
Prozess auf gesellschaftlicher Stufenleiter vorgeht und den rein
individuellen Charakter verliert ... notwendiger bei gemeinschaftlicher
Produktion als bei kapitalistischer. Die Kosten der Buchführung
reduzieren sich aber mit der Konzentration der Produktion und je mehr sie
sich in gesellschaftliche Buchführung verwandelt.“ K. Marx, Kapital II.
MEW 24, 136f.
„Gemeinschaftliche Produktion vorausgesetzt, bleibt
die Zeitbestimmung natürlich wesentlich. Je weniger Zeit die Gesellschaft
bedarf, um Weizen, Vieh etc. zu produzieren, desto mehr Zeit gewinnt sie
zu anderer Produktion, materieller oder geistiger. Wie bei einem einzelnen
Individuum, hängt die Allseitigkeit ihrer Entwicklung, ihres Genusses und
ihrer Tätigkeit von Zeitersparnis ab. Ökonomie der Zeit, darein löst sich
schließlich alle Ökonomie auf. Ebenso muss die Gesellschaft ihre Zeit
zweckmäßig einteilen, um eine ihren Gesamtbedürfnissen gemäße Produktion
zu erzielen; wie jeder Einzelne seine Zeit richtig einteilen muss, um sich
Kenntnisse in angemessnen Proportionen zu erwerben oder um den
verschiedenen Anforderungen an seine Tätigkeit Genüge zu leisten. Ökonomie
der Zeit, sowohl wie planmäßige Verteilung der Arbeitszeit auf die
verschiedenen Zweige der Produktion, bleibt also erstes ökonomisches
Gesetz auf Grundlage der gemeinschaftlichen Produktion. Es wird sogar in
viel höherem Grade Gesetz.“ K. Marx, Grundrisse, 89.
„Mit der
Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die
Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die
Produzenten ... Der Kampf ums Einzeldasein hört auf. Damit erst
scheidet der Mensch, in gewissem Sinn, endgültig aus dem Tierreich, tritt
aus tierischen Daseinsbedingungen in wirklich menschliche. Der Umkreis der
die Menschen umgebenden Lebensbedingungen, der die Menschen bis jetzt
beherrschte, tritt jetzt unter die Herrschaft und Kontrolle der Menschen,
die nun zum ersten Male bewusste, wirkliche Herren der Natur, weil und
indem sie Herren ihrer eigenen Vergesellschaftung werden. Die Gesetze
ihres eigenen gesellschaftlichen Tuns, die ihnen bisher als fremde, sie
beherrschende Naturgesetze gegenüberstanden, werden dann von den Menschen
mit voller Sachkenntnis angewandt und damit beherrscht. Die eigene
Vergesellschaftung der Menschen, die ihnen bisher als von Natur und
Geschichte aufgezwungen gegenüberstand, wird jetzt ihre eigene
freie Tat. Die objektiven, fremden Mächte, die bisher die Geschichte
beherrschten, treten unter die Kontrolle der Menschen selbst. Erst von
da an werden die Menschen ihre Geschichte mit vollem Bewusstsein selbst
machen, erst von da an werden die von ihnen in Bewegung gesetzten
gesellschaftlichen Ursachen vorwiegend und in stets steigendem Maße auch
die von ihnen gewollten Wirkungen haben. Es ist der Sprung der
Menschheit aus dem Reiche der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit.“ F.
Engels Anti-Dühring, MEW 20, 264.
Wo es dem Verständnis dient,
habe ich die Rechtschreibung, veraltete Fremdwörter, Maßeinheiten und
Zahlenangaben modernisiert. Diese und alle erklärenden Textteile, die
nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Wal
Buchenberg, 30.4.2002.
|