Konsumtionsmittel u. Produktionsmittel
Konsumtionsmittel werden individuell konsumiert, sie gehen
in den individuellen Verbrauch als menschliche Lebensmittel ein. Resultat
der individuellen Konsumtion ist die Erhaltung bzw. Reproduktion der
Individuen. Produktionsmittel sind nötig, um Konsumtionsmittel zu
produzieren. Produktionsmittel werden durch die Arbeit konsumiert.
Resultat der produktiven Konsumtion ist ein vom Produzenten verschiedenes
Produkt. Waren werden gekauft als Produktionsmittel oder als Lebensmittel wobei es nichts ändert, dass manche Sorten Waren beiden Zwecken dienen können , um in die produktive oder individuelle Konsumtion einzugehen. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 197. 1. Konsumtionsmittel
sind Lebensmittel im weitesten Sinn: Wohnung, Nahrung,
Kleidung, Bildung, Kommunikation,
Dienstleistungen ... Wie am ersten Tag seiner Erscheinung auf der Erdbühne, muss der Mensch noch jeden Tag konsumieren, bevor und während er produziert. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 183. Das Produkt der
Konsumtionsgüterindustrie besteht aus den mannig-faltigsten
Indus-triezweigen, die aber mit Bezug auf ihre Produkte in zwei große
Unterabteilungen zerfällt werden können: a) Konsumtionsmittel,
die in den Konsum der Arbeiterklasse eingehen und, soweit sie notwendige
Lebensmittel, wenn auch oft der Qualität und dem Wert nach verschiedenen
von denen der Arbeiter, auch einen Teil der Konsumtion der
Kapitalistenklasse bilden. Diese ganze Unterabteilung können wir für
unseren Zweck zusammenfassen unter der Rubrik: Notwendige
Konsumtionsmittel, wobei es ganz gleichgültig, ob ein solches Produkt, wie
z. B. Tabak, vom physiologischen Standpunkt aus ein notwendiges
Konsumtionsmittel ist oder nicht; es genügt, dass es
gewohnheitsmäßig ein solches ist. b) Luxus-Konsumtionsmittel, die nur in den Konsum der Kapitalisten-klasse eingehen, also nur gegen verausgabten Mehrwert umgesetzt werden können, der dem Arbeiter nie zufällt. K. Marx, Kapital II, MEW 24, 402. Der
Lohnarbeiter ist aber nicht an
besondere Gegenstände seines Konsums, noch an eine besondere Weise
seines Konsums gebunden. Er ist nicht qualitativ vom ...
Kreis der Genüsse ... ausgeschlossen, sondern nur quantitativ. Dies
unterscheidet ihn vom Sklaven, Leibeigenen etc. ... So viel kann indes nebenbei bemerkt werden ..., dass die relative, nur quantitative, nicht qualitative, und nur durch die Quantität gesetzte qualitative Beschränkung des Kreises der Genüsse der Arbeiter ihnen auch als Konsumenten ... eine ganz andere Wichtigkeit als Agenten der Produktion gibt, als die sie z. B. in der antiken Zeit oder im Mittelalter oder in Asien besitzen oder besaßen. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 194. Was den Fonds
angeht, woraus die Kapitalisten und Grundbesitzer ihren
Lebensunterhalt ziehen, andererseits der Fonds, woraus die
Arbeiter ihn ziehen, so ist zunächst das Gesamtprodukt der
Konsum-güterindustrie dieser gemeinsame Fonds. Ein großer Teil der
Produkte, die in die Konsumtion der Kapitalisten und Grundbesitzer
eingehen, geht nicht in die Konsumtion der Arbeiter
ein. Andererseits gehen ...
tatsächlich mehr oder minder alle Produkte, die in die Konsumtion der
Arbeiter eingehen, auch in die der Grundbesitzer und Kapitalisten, ihre
Dienstleute, Schmarotzer, Hunde und Katzen eingerechnet, ein.
... Das Wichtige ist, welche jeweiligen Anteile jede der Partien aus diesem gemeinschaftlichen Fonds ziehen. ... Es folgt daraus nicht, dass der Fonds, woraus die Arbeiter ihren Lebensunterhalt ziehen, absolut vermindert wird, sondern nur relativ im Verhältnis zum Gesamtergebnis ihrer Produktion. Und das ist das einzige Wichtige zur Bestimmung des Anteils, den sie von dem von ihnen selbst geschaffenen Reichtum sich aneignen. K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 567. 2.
Produktionsmittel sind die stofflichen Elemente, die im Arbeitsprozesses
konsumiert werden: Manche Waren können
nur industriell konsumiert werden, wie Maschinerie, Rohmaterial,
Halbfabrikate etc. Andere, wie Häuser, Pferde, Weizen, Korn (aus dem Branntwein oder Stärke etc. gemacht wird) etc., können industriell und individuell konsumiert werden. K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 484. Die Arbeit verbraucht ihre stofflichen Elemente,
ihren Gegenstand und ihr Mittel, verspeist dieselben und ist also
Konsumtionsprozess. Diese
produktive Konsumtion unterscheidet sich dadurch von der individuellen
Konsumtion, dass letztere die Produkte als Lebensmittel des lebendigen
Individuums, erstere sie als Lebensmittel der Arbeit, seiner sich
betätigenden Arbeitskraft, verzehrt. Das
Produkt der individuellen Konsumtion ist daher der Konsument selbst, das
Resultat der produktiven Konsumtion ein vom Konsumenten unterschiedenes
Produkt. Sofern ihr Mittel und ihr Gegenstand selbst schon Produkte sind, verzehrt die Arbeit Produkte, um Produkte zu schaffen, oder vernutzt Produkte als Produktionsmittel von Produkten. Wie der Arbeitsprozess aber ursprünglich nur zwischen dem Menschen und der ohne sein Zutun vorhandenen Erde vorgeht, dienen in ihm immer noch auch solche Produktionsmittel, die von Natur vorhanden sind und keine Verbindung von Naturstoff und menschlicher Arbeit darstellen (z. B. Erze im Bergwerk, Luft zur Kühlung etc.). K. Marx, Kapital I, MEW 23, 198. 2.1. Rohmaterial ist
der Haupt- oder Hilfsstoff, der im Arbeitsprozess
be- und umgearbeitet wird Ist der Arbeitsgegenstand ... selbst schon sozusagen durch frühere Arbeit filtriert, so nennen wir ihn Rohmaterial. ... Rohmaterial ist der Arbeitsgegenstand nur, sobald er bereits eine durch Arbeit vermittelte Veränderung erfahren hat. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 193. Mit Ausnahme der extraktiven Industrie, die ihren Arbeitsgegenstand von Natur vorfindet, wie Bergbau, Jagd, Fischfang usw. (...), behandeln alle Industriezweige einen Gegenstand, der Rohmaterial, d. h. bereits durch die Arbeit filtrierter Arbeitsgegenstand, selbst schon Arbeits-produkt ist. So z. B. der Samen in der Agrikultur. Tiere und Pflanzen, die man als Naturprodukte zu betrachten pflegt, sind nicht nur Produkte vielleicht der Arbeit vom vorigen Jahr, sondern, in ihren jetzigen Formen, Produkte einer durch viele Generationen unter menschlicher Kontrolle, vermittelst menschlicher Arbeit, fortgesetzten Umwandlung. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 196. Das Rohmaterial kann die Hauptsubstanz eines Produkts bilden oder nur als Hilfsstoff in seine Bildung eingehen. Der Hilfsstoff wird vom Arbeitsmittel konsumiert, wie Kohle von der Dampfmaschine, Öl vom Rade, Heu vom Zugpferd, oder dem Rohmaterial zugesetzt, um darin eine stoffliche Veränderung zu bewirken, wie Chlor zur ungebleichten Leinwand, Kohle zum Eisen, Farbe zur Wolle, oder er unterstützt die Verrichtung der Arbeit selbst, wie z. B. zur Beleuchtung und Heizung des Arbeitslokals verwandte Stoffe. Der Unterschied zwischen Hauptstoff und Hilfsstoff verschwimmt in der eigentlichen chemischen Fabrikation, weil keines der angewandten Rohmaterialien als die Substanz des Produkts wieder erscheint. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 196. ...: Ob ein Gebrauchswert als Rohmaterial, Arbeitsmittel oder Produkt erscheint, hängt ganz und gar ab von seiner bestimmten Funktion im Arbeitsprozesse, von der Stelle, die er in ihm einnimmt, und mit dem Wechsel dieser Stelle wechseln jene Bestimmungen. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 197. 2.2.
Arbeitsmittel sind Werkzeuge, Maschinerie, Gebäude etc. Das Arbeitsmittel ist ein Ding oder ein Komplex von Dingen, die der Arbeiter zwischen sich und den Arbeitsgegenstand schiebt und die ihm als Leiter seiner Tätigkeit auf diesen Gegenstand dienen. Er benutzt die mechanischen, physikalischen, chemischen Eigenschaften der Dinge, um sie als Machtmittel auf andere Dinge, seinem Zweck gemäß, wirken zu lassen. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 194. Sobald
überhaupt der Arbeitsprozess nur einigermaßen entwickelt ist, bedarf er
bereits bearbeiteter Arbeitsmittel. K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 194. Die Arbeitsmittel sind nicht nur Gradmesser der Entwicklung der menschlichen Arbeitskraft, sondern auch Anzeiger der gesellschaft-lichen Verhältnisse, worin gearbeitet wird. Unter den Arbeitsmitteln selbst bieten die mechanischen Arbeitsmittel ... viel entscheidendere Charaktermerkmale einer gesellschaftlichen Produktionsepoche als solche Arbeitsmittel, die nur zu Behältern des Arbeitsgegenstandes dienen ... Erst in der chemischen Fabrikation spielen sie eine bedeutungsvolle Rolle. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 195. 2.3. Reproduktion der
Produktionsmittel Die Bedingungen der Produktion sind zugleich die Bedingungen der Reproduktion. Keine Gesellschaft kann fortwährend produzieren, d. h. reproduzieren, ohne fortwährend einen Teil ihrer Produkte in Produktionsmittel oder Elemente der Neuproduktion rückzuverwandeln. Unter sonst gleich bleibenden Umständen kann sie ihren Reichtum nur auf derselben Stufenleiter reproduzieren oder erhalten, indem sie die, während des Jahres z. B., verbrauchten Produktionsmittel, d. h. Arbeitsmittel, Rohmateriale und Hilfsstoffe, in natura durch eine gleiche Menge neuer Exemplare ersetzt, welches von der jährlichen Produkten-masse abgeschieden und von neuem dem Produktionsprozess einverleibt wird. Eine bestimmte Menge des jährlichen Produkts gehört also der Produktion. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 591. 3. Produktionsmittel
und Konsumtionsmittel bilden zwei große
Produktionsabteilungen Damit Arbeitszeit und Arbeitsmittel nicht verschwendet
werden, müssen die relativen Größen dieser beiden Abteilungen aufeinander
abgestimmt sein. Produktionsmittel dienen letztlich nur dazu, Lebensmittel
(Konsum-tionsmittel) zu produzieren. Werden zu wenig Produktionsmittel
produziert, dann fehlen in Zukunft bald Lebensmittel. Werden relativ zu
viele Produktionsmittel produziert, dann geschieht das einerseits auf
Kosten der Herstellung von Lebensmitteln, andererseits bleiben die zuviel
produzierten Produktionsmittel später ungenutzt und
verrotten. I. Das gesellschaftliche Jahresprodukt besteht aus zwei Abteilungen; die erste umfasst die Produktionsmittel, die zweite die Konsumtionsmittel; beide sind getrennt zu behandeln. K. Marx, Kapital II, MEW 24, 368. Das
Gesamtprodukt, also auch die Gesamtproduktion, der Gesellschaft zerfällt
in zwei große Abteilungen: I. Produktionsmittel, Waren, welche
eine Form besitzen, worin sie in die produktive Konsumtion eingehen
müssen oder wenigstens eingehen können. II. Konsumtionsmittel, Waren, welche
eine Form besitzen, worin sie in die individuelle Konsumtion der
Kapitalisten- und Arbeiterklasse eingehen. In jeder dieser Abteilungen bilden sämtliche verschiedene ihr angehörige Produktionszweige einen einzigen großen Produktionszweig, die einen den der Produktionsmittel, die anderen den der Konsumtionsmittel. Das in jedem der beiden Produktionszweige angewandte gesamte Kapital bildet eine besondere große Abteilung des gesellschaftlichen Kapitals. K. Marx, Kapital II, MEW 24, 394. In
jeder Abteilung zerfällt das Kapital in zwei
Bestandteile: 1. Variables Kapital. Dies, dem Wert nach betrachtet, ist gleich
dem Wert der in diesem Produktionszweig angewandten gesellschaftlichen
Arbeitskraft, also gleich der Summe der dafür gezahlten
Arbeitslöhne. Dem
Stoff nach betrachtet, besteht es aus der sich betätigenden Arbeitskraft
selbst, d. h. aus der von diesem Kapitalwert in Bewegung gesetzten
lebendigen Arbeit. 2. Konstantes Kapital, d. h. den
Wert aller zur Produktion in diesem Zweig angewandten
Produktionsmittel. Diese zerfallen ihrerseits wieder in fixes Kapital: Maschinen,
Arbeitswerkzeuge, Baulichkeiten, Arbeitsvieh etc.; und in zirkulierendes konstantes
Kapital: Produk-tionsmaterialien, wie Roh- und Hilfsstoffe, Halbfabrikate
etc. K.
Marx, Kapital II, MEW 24, 395. 3.
Mehrwert: Der
Wert des mit Hilfe dieses Kapitals in jeder der beiden Abteilungen
erzeugten gesamten Jahresprodukts (c + v + m) zerfällt in einen
Wertteil, der das in der Produktion aufgezehrte und seinem Wert nach auf
das Produkt nur übertragene konstante Kapital c darstellt, und in den
durch die gesamte Jahresarbeit zugesetzten
Wertteil. Dieser
letztere zerfällt wieder in den Ersatz des vorgeschossenen variablen
Kapitals v und in den Überschuss darüber, der den Mehrwert m bildet.
Wie der Wert jeder einzelnen Ware, so zerfällt also auch der des gesamten
Jahresprodukts jeder Abteilung in c + v + m. K. Marx, Kapital II,
MEW 24, 395. Die Analyse und Berechnung der notwendigen
Größenverhältnisse von beiden volkswirtschaftlichen Abteilungen zueinander
macht den Hauptinhalt des zweiten Bandes des Kapitals aus. Vergleiche
dazu: K. Marx, Kapital II, MEW 24, Dritter Abschnitt, insbesondere die
Seiten 394521. 4.
Ausblick Ist die
kapitalistische Form der Reproduktion einmal beseitigt, so kommt die
Sache darauf hinaus, dass die Größe des absterbenden und daher in
natura zu ersetzenden Teils des fixen Kapitals (hier des in der
Erzeugung der Konsumtionsmittel fungierenden) in verschiedenen aufeinander folgenden Jahren
wechselt. Ist er
in einem Jahr groß (über die Durchschnittssterblichkeit, wie bei
Menschen), so im Folgenden sicher umso geringer. Die zur jährlichen
Produktion der Konsumtionsmittel nötige Masse von Rohstoffen,
Halbfabrikaten und Hilfsstoffen sonst gleich bleibende Umstände
vorausgesetzt nimmt deswegen nicht ab; die Gesamtproduktion der
Produktionsmittel müsste also im einen Fall zunehmen, im anderen
abnehmen. Diesem
kann nur abgeholfen werden durch fortwährende relative
Überproduktion; einerseits eine gewisse Menge fixes
Kapital, das mehr produziert wird, als direkt nötig ist; andererseits
und vor allem Vorrat von
Rohstoff etc., der über die unmittelbaren Bedürfnisse hinausgeht (dies
gilt ganz besonders von Lebensmitteln). Solche Art Überproduktion ist gleich mit Kontrolle der Gesellschaft über die gegenständlichen Mittel ihrer eigenen Reproduktion. Innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft aber ist sie ein anarchisches Element. K. Marx, Kapital II, MEW 24, 464f. Siehe auch die Artikel: Ökonomie
der Produktionsmittel
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Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten. Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |