Kapitalismus 1.
Entwicklungsphasen des Kapitalismus 1.1. Bürgertum der
mittelalterlichen Handwerkerstädte „Aus den Leibeigenen
des Mittelalters gingen die Pfahlbürger der ersten Städte hervor; aus
dieser Pfahlbürgerschaft entwickelten sich die ersten Elemente der
Bourgeoisie.“ K. Marx,
Kommunistisches Manifest, MEW 4, 463. „Obgleich die ersten
Anfänge kapitalistischer Produktion uns schon im 14. und 15. Jahrhundert
in einigen Städten am Mittelmeer sporadisch entgegentreten, datiert die
kapitalistische Ära erst vom 16. Jahrhundert. Dort, wo sie auftritt, ist
die Aufhebung der Leibeigenschaft längst vollbracht und der Glanzpunkt des
Mittelalters, der Bestand souveräner Städte, seit geraumer Zeit im
Erbleichen.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 743. „Die Klasse der
Lohnarbeiter, die in der letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstand,
bildete damals und im folgenden Jahrhundert nur einen sehr geringen
Volksbestandteil, der in seiner Stellung stark beschützt war durch die
selbständige Bauernwirtschaft auf dem Land und die Zunftorganisation der
Stadt. In Land und Stadt standen sich Meister und Arbeiter sozial nahe.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 766. Siehe auch den
Artikel: Kleinbürger 1.2. Entwicklung des
Weltmarktes und Entstehung der Manufakturen (ca.
1500–1800) „Die Entdeckung
Amerikas, die Umschiffung Afrikas schufen der aufkommenden Bourgeoisie ein
neues Terrain. Der ostindische und chinesische Markt, die Kolonisierung
von Amerika, der Austausch mit den Kolonien, die Vermehrung der
Tauschmittel und der Waren überhaupt gaben dem Handel, der Schifffahrt,
der Industrie einen nie gekannten Aufschwung und damit dem revolutionären
Element in der zerfallenden feudalen Gesellschaft eine rasche
Entwicklung. Die bisherige feudale
oder zünftige Betriebsweise der Industrie reichte nicht mehr aus für den
mit den neuen Märkten anwachsenden Bedarf. Die Manufaktur trat an ihre
Stelle. Die Zunftmeister
wurden verdrängt durch den industriellen Mittelstand; die Teilung der
Arbeit zwischen den verschiedenen Korporationen verschwand vor der Teilung
der Arbeit in der einzelnen Werkstatt selbst.“ K. Marx,
Kommunistisches Manifest, MEW 4, 463. „Die Entdeckung der
Gold- und Silberländer in (Süd- und Mittel-)Amerika, die
Ausrottung, Versklavung und Vergrabung der eingeborenen Bevölkerung in die
Bergwerke, die beginnende Eroberung und Ausplünderung von Ostindien, die
Verwandlung von Afrika in ein Gehege zur Handelsjagd auf Schwarzhäute
bezeichnen die Morgenröte der kapitalistischen Produktionsära. Diese ...
Prozesse sind Hauptmomente der ursprünglichen Akkumulation (d. h.
der erstmaligen Anhäufung von großem Kapital). Auf dem Fuß folgt der
Handelskrieg der europäischen Nationen, mit dem Erdenrund als Schauplatz.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 779. „Die plötzliche
Ausdehnung des Weltmarkts, die Vervielfältigung der umlaufenden Waren, der
Wetteifer unter den europäischen Nationen, sich der asiatischen Produkte
und der südamerikanischen Schätze zu bemächtigen, das
Kolonialsystem, trugen wesentlich bei zur Sprengung der feudalen Schranken
der Produktion. ... Und wenn im 16. und
zum Teil noch im 17. Jahrhundert die plötzliche Ausdehnung des Handels und
die Schöpfung eines neuen Weltmarkts einen überwiegenden Einfluss auf den
Untergang der alten und den Aufschwung der kapitalistischen
Produktionsweise ausübten, so geschah dies umgekehrt auf Basis der einmal
geschaffenen kapitalistischen Produktionsweise. Der Weltmarkt bildet
selbst die Basis dieser Produktionsweise.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 345. „Die Genesis des
industriellen Kapitalisten ging nicht in derselben allmählichen Weise vor
wie die des Pächters. Zweifelsohne verwandelten sich manche kleine
Zunftmeister und noch mehr selbständige kleine Handwerker oder auch
Lohnarbeiter in kleine Kapitalisten und durch allmählich ausgedehntere
Ausbeutung von Lohnarbeit und entsprechende Akkumulation in
Kapitalisten schlechthin.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 777. Siehe auch die
Artikel: Ursprüngliche
Akkumulation,
Ausbeutung, Kapital
, Kolonialismus, Manufaktur
1.3.
Industrialisierung (ca. 1800 bis heute) „Aber immer wuchsen
die Märkte, immer stieg der Bedarf. Auch die Manufaktur reichte nicht mehr
aus. Da revolutionierte der Dampf und die Maschinerie die industrielle
Produktion. An die Stelle der Manufaktur trat die moderne große Industrie,
an die Stelle des industriellen Mittelstandes traten die industriellen
Millionäre, die Chefs ganzer industrieller Armeen, die modernen
Bourgeois. Die große Industrie
hat den Weltmarkt hergestellt, den die Entdeckung Amerikas vorbereitete.
Der Weltmarkt hat dem Handel, der Schifffahrt, den Landkommunikationen
eine unermessliche Entwicklung gegeben. Diese hat wieder auf die
Ausdehnung der Industrie zurückgewirkt, und in demselben Maße, worin
Industrie, Handel, Schifffahrt, Eisenbahnen sich ausdehnten, in demselben
Maße entwickelte sich die Bourgeoisie, vermehrte sie ihre Kapitalien,
drängte sie alle vom Mittelalter her überlieferten Klassen in den
Hintergrund.“ K. Marx,
Kommunistisches Manifest, MEW 4, 463. „Die aus dem Untergang
der feudalen Gesellschaft hervorgegangene moderne bürgerliche Gesellschaft
hat die Klassengegensätze nicht aufgehoben. Sie hat nur neue Klassen, neue
Bedingungen der Unterdrückung, neue Gestaltungen des Kampfes an die Stelle
der alten gesetzt. – Unsere Epoche, die
Epoche der Bourgeoisie zeichnet sich dadurch aus, dass sie die
Klassengegensätze vereinfacht hat. Die ganze Gesellschaft spaltet sich
mehr und mehr in zwei große feindliche Lager, in zwei große, einander
direkt gegenüberstehende Klasse: Bourgeoisie und Proletariat.“
K. Marx,
Kommunistisches Manifest, MEW 4, 463. „Wir sehen also, wie
die moderne Bourgeoisie selbst das Produkt eines langen
Entwicklungsganges, einer Reihe von Umwälzungen in der Produktions- und
Verkehrsweise ist. Jede dieser
Entwicklungsstufen der Bourgeoisie war begleitet von einem entsprechenden
politischen Fortschritt. Unterdrückter Stand
unter der Herrschaft der Feudalherren, bewaffnete und sich selbst
verwaltende Vereinigungen in der hochmittelalterlichen Stadt
... dann zur Zeit der Manufakturen Gegengewicht gegen den Adel in der
ständischen oder in der absoluten Monarchie und Hauptgrundlage der großen
Monarchien überhaupt, erkämpfte sie sich endlich seit der Herstellung der
großen Industrie und des Weltmarktes im modernen Repräsentativstaat die
ausschließliche politische Herrschaft. Die moderne
Staatsgewalt ist nur ein Ausschuss, der die gemeinschaftlichen Geschäfte
der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet.“ K. Marx,
Kommunistisches Manifest, MEW 4, 464. Siehe auch die
Artikel: Arbeitsproduktivität, Industrie und
Industrialisierung, Lohnarbeit, Maschinerie
2. Umwälzung aller
Verhältnisse durch den Kapitalismus „Die sozialen
Verhältnisse sind eng verknüpft mit den Produktivkräften. Mit der
Erwerbung neuer Produktivkräfte verändern die Menschen ihre
Produktionsweise, und mit der Veränderung der Produktionsweise, der Art,
ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern sie alle ihre
gesell-schaftlichen Verhältnisse. Die Handmühle ergibt
eine Gesellschaft mit Feudalherren, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit
industriellen Kapitalisten. ... Wir leben inmitten
einer beständigen Bewegung des Anwachsens der Produktivkräfte, der
Zerstörung sozialer Verhältnisse, der Bildung von neuen Ideen; ...“
K. Marx,
Elend der Philosophie, MEW 4, 130. Siehe auch die Artikel: Arbeitsproduktivität, Lohnarbeiter 2.1. Entwicklung von
Wissenschaft und Technik „Die Entwicklung der
Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit ist die historische Aufgabe
und Berechtigung des Kapitals. Eben damit schafft es unbewusst die
materiellen Bedingungen einer höheren Produktionsform.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 269. „Die Bourgeoisie hat
in ihrer kaum hundertjährigen Klassenherrschaft massenhaftere und
kolossalere Produktionskräfte geschaffen als alle vergangenen Generationen
zusammen. Unterjochung der Naturkräfte, Maschinerie, Anwendung der Chemie
auf Industrie und Ackerbau, Dampfschifffahrt, Eisenbahnen, elektrische
Telegrafen, Urbarmachung ganzer Weltteile, Schiffbarmachung der Flüsse,
ganze aus dem Boden hervorgestampfte Bevölkerungen – welches frühere
Jahrhundert ahnte, dass solche Produktionskräfte im Schoß der
gesellschaftlichen Arbeit schlummerten.“ K. Marx,
Kommunistisches Manifest, MEW 4, 467. Siehe auch den
Artikel: Wissenschaft 2.2. Kapitalisierung
der ganzen Welt (Globalisierung) „Die Bourgeoisie hat
durch die Ausbeutung des Weltmarkts die Produktion und Konsumtion aller
Länder globalisiert. Sie hat zum großen Bedauern der Reaktionäre
den nationalen Boden der Industrie unter den Füßen weggezogen. Die uralten
nationalen Industrien sind vernichtet worden und werden noch täglich
vernichtet. Sie werden verdrängt durch neue Industrien, deren Einführung
eine Lebensfrage für alle zivilisierten Nationen wird, durch Industrien,
die nicht mehr einheimische Rohstoffe, sondern den entlegensten Zonen
angehörige Rohstoffe verarbeiten und deren Fabrikate nicht nur im Lande
selbst, sondern in allen Weltteilen zugleich verbraucht
werden. An die Stelle der
alten, durch Landeserzeugnisse befriedigten Bedürfnisse treten neue,
welche die Produkte der entferntesten Länder und Klimazonen zu
ihrer Befriedigung erfordern. An die Stelle der
alten lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeit und Abgeschlossenheit
tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige Abhängigkeit der Nationen
voneinander. Und wie in der materiellen, so auch in der geistigen
Produktion. ... Die Bourgeoisie reißt
durch die rasche Verbesserung aller Produktions-instrumente, durch die
unendlich erleichterten Kommunikationen alle, auch die barbarischsten
Nationen in die Zivilisation. Die billigen Preise ihrer Waren sind
die schwere Artillerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund
schießt, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhass der
unterentwickelten Völker zur Kapitulation
zwingt. Sie zwingt alle
Nationen, die Produktionsweise der Bourgeoisie sich anzueignen, wenn sie
nicht zugrunde gehen wollen; sie zwingt sie, die so genannte Zivilisation
bei sich selbst einzuführen, d. h. Bourgeois zu
werden. Mit einem Wort, sie
schafft sich eine Welt nach ihrem eigenen Bilde.“ K. Marx,
Kommunistisches Manifest, MEW 4, 466. Siehe auch die Artikel: Imperialismus, Kolonialismus, Weltmarkt 2.3. Ersetzung von
lebenslangen und isolierten Tätigkeiten (Lebensberuf) durch gemeinsame,
gesellschaftlich organisierte Arbeit mit ständigem Wechsel der
Tätigkeit „Man hat gesehen, dass
die große Industrie die manufakturmäßige Teilung der Arbeit mit ihrer
lebenslänglichen Fesselung eines ganzen Menschen an eine
Detailoperation technisch aufhebt, ...“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 508. „Die moderne Industrie
betrachtet und behandelt die vorhandene Form eines Produktionsprozesses
nie als definitiv. Ihre technische Basis ist daher revolutionär, während
die aller früheren Produktionsweisen wesentlich konservativ
war. Durch Maschinerie,
chemische Prozesse und andere Methoden wälzt sie beständig mit der
technischen Grundlage der Produktion die Funktionen der Arbeiter und die
gesellschaftlichen Kombinationen des Arbeits-prozesses um. Sie
revolutioniert damit ebenso beständig die Teilung der Arbeit im Innern der
Gesellschaft und schleudert unaufhörlich Kapitalmassen und Arbeitermassen
aus einem Produktionszweig in den anderen. Die Natur der großen
Industrie bedingt daher Wechsel der Arbeit, Fluss der Funktion, allseitige
Beweglichkeit des Arbeiters. ... Wenn aber der Wechsel
der Arbeit sich jetzt nur als überwältigendes Naturgesetz und mit der
blind zerstörenden Wirkung eines Natur-gesetzes durchsetzt, das überall
auf Hindernisse stößt, macht die große Industrie durch ihre Katastrophen
selbst es zur Frage von Leben oder Tod, den Wechsel der Arbeiten und daher
möglichste Vielseitigkeit der Arbeiter als allgemeines gesellschaftliches
Produktionsgesetz anzuer-kennen und seiner normalen Verwirklichung die
Verhältnisse anzupassen. Sie macht es zu einer Frage von Leben oder Tod, die Ungeheuerlichkeit einer elenden, für das wechselnde Ausbeutungsbedürfnis des Kapitals in Reserve gehaltenen, verfügbaren Arbeiterbevölkerung zu ersetzen durch die absolute freie Verfügbarkeit des Menschen für wechselnde Arbeitserfordernisse; das Teilindividuum, den bloßen Träger einer gesellschaftlichen Detailfunktion, durch das total entwickelte Indivi-duum, für welches verschiedene gesellschaftliche Funktionen einander ablösende Betätigungsweisen sind.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 510ff. „Die Gleichgültigkeit
gegen eine bestimmte Art der Arbeit setzt eine sehr entwickelte Totalität
wirklicher Arbeitsarten voraus, von denen keine mehr die alles
beherrschende ist ... Die Gleichgültigkeit gegen die bestimmte Arbeit
entspricht einer Gesellschaftsform, worin die Indivi-duen mit Leichtigkeit
aus einer Arbeit in die andere übergehen und die bestimmte Art der Arbeit
ihnen zufällig, daher gleichgültig ist. Die Arbeit ... hat aufgehört als Bestimmung mit den Individuen in einer Besonderheit verwachsen zu sein.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politi-schen Ökonomie, 25. In der industriellen
Produktion ist „,fast jedes Produkt
von Kunstfertigkeit und Geschicklichkeit ... das Resultat gemeinsamer
und kombinierter Arbeit.‘ (Dies ist ein
Resultat der kapitalistischen Produktion.) ‚So abhängig ist der Mensch vom Menschen und so sehr wächst diese Abhängigkeit, je mehr die Gesellschaft fortschreitet, dass kaum die Arbeit irgendeines einzelnen Individuums ... vom geringsten Wert ist, wenn sie nicht einen Teil der großen gesellschaftlichen Arbeit bildet.‘“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 307. „Wenn der Mensch von Natur gesellschaftlich ist, so entwickelt er seine wahre Natur erst in der Gesellschaft, und man muss die Macht seiner Natur nicht an der Macht des einzelnen Individuums, sondern an der Macht der Gesellschaft messen.“ K. Marx, Hl. Familie, MEW 2, 138. 2.4. Besondere Aufgabe
der Kapitalisten war zunächst die Leitung der gesellschaftlich
organisierten Arbeit Ihre Leitungsfunktionen haben die Kapitalisten zunehmend an
bezahlte Lohnarbeiter (Manager)
abgegeben. „Mit der Kooperation
vieler Lohnarbeiter entwickelt sich das Kommando des Kapitals zum
Erfordernis für die Ausführung des Arbeitsprozesses selbst, zu
einer wirklichen Produktionsbedingung. Der Befehl des Kapitalisten auf dem
Produktionsfeld wird jetzt so unentbehrlich wie der Befehl des Generals
auf dem Schlachtfeld. ... Diese Funktion der Leitung, Überwachung und Vermittlung, wird zur Funktion des Kapitals, sobald die ihm untergeordnete Arbeit kooperativ wird.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 350. „Der Kapitalist ist nicht Kapitalist, weil er industrieller Leiter ist, sondern er wird industrieller Befehlshaber, weil er Kapitalist ist.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 352. „Innerhalb des
Produktionsprozesses entwickelte sich das Kapital zum Kommando über
die Arbeit, d. h. über die sich betätigende Arbeitskraft oder den Arbeiter
selbst. Das personifizierte Kapital, der Kapitalist, passt auf, dass der Arbeiter sein Werk ordentlich und mit dem gehörigen Grad von Intensität verrichte.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 328. „Wie der Kapitalist zunächst entbunden wird von der Handarbeit, sobald sein Kapital jene Minimalgröße erreicht hat, womit die eigentlich kapitalistische Produktion erst beginnt, so tritt er jetzt die Funktion unmittelbarer und fortwährender Beaufsichtigung der einzelnen Arbeiter und Arbeitergruppen selbst wieder ab an eine besondere Sorte von Lohnarbeitern ... (Manager, ... Arbeitsaufseher ...). Die Arbeit der Oberaufsicht befestigt sich zu ihrer ausschließlichen Funktion.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 351. „Indem ... aber der bloße Manager, der das Kapital unter keinerlei Titel besitzt, weder leihweise noch sonst wie, alle realen Funktionen versieht, die dem fungierenden Kapitalisten als solchem zukommen, bleibt nur der Funktionär und verschwindet der Kapitalist als überflüssige Person aus dem Produktionsprozess.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 401. „Dass nicht die
industriellen Kapitalisten, sondern die industriellen Manager ‚die Seele
unseres Industriesystems‘ sind, hat schon Herr Ure bemerkt.
... Die kapitalistische
Produktion selbst hat es dahin gebracht, dass die Arbeit der Oberleitung,
ganz getrennt vom Kapitaleigentum, auf der Straße herumläuft. Es ist daher
nutzlos geworden, dass diese Arbeit der Oberleitung vom Kapitalisten
ausgeübt werde. Ein Musikdirektor
braucht durchaus nicht Eigentümer der Instrumente des Orchesters zu sein,
noch gehört es zu seiner Funktion als Dirigent, dass er irgendetwas mit
dem ,Lohn‘ der übrigen Musikanten zu tun hat. Die Kooperativfabriken
liefern den Beweis, dass der Kapitalist als Funktionär der Produktion
ebenso überflüssig geworden ... Soweit die Arbeit des
Kapitalisten ... sich nicht auf die Funktion beschränkt, fremde Arbeit
auszubeuten; soweit sie also aus der Form der Arbeit als
gesellschaftlicher hervorgeht, aus der Kombination und Kooperation vieler
zu einem gemeinsamen Resultat, ist sie ganz ebenso unabhängig vom Kapital,
wie diese Form selbst, sobald sie die kapitalistische Hülle gesprengt hat.
... Die Aktienunternehmen überhaupt ... haben die Tendenz, diese Verwaltungsarbeit als Funktion mehr und mehr zu trennen von dem Besitz des Kapitals, sei es eigenes oder geborgtes; ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 400ff. „In den
Aktiengesellschaften ist die Funktion getrennt vom Kapitaleigentum, also
auch die Arbeit gänzlich getrennt vom Eigentum an den Produktionsmitteln
und an der Mehrarbeit. Es ist dies Resultat
der höchsten Entwicklung der kapitalistischen Produktion ein notwendiger
Durchgangspunkt zur Rückverwandlung des Kapitals in Eigentum der
Produzenten, aber nicht mehr als das Privateigentum vereinzelter
Produzenten, sondern als das Eigentum ihrer als assoziierter, als
unmittelbares Gesellschaftseigentum. Es ist andererseits Durchgangspunkt zur Verwandlung aller mit dem Kapitaleigentum bisher noch verknüpften Funktionen im Reproduk-tionsprozess in bloße Funktionen der assoziierten Produzenten, in gesellschaftliche Funktionen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 453. „Der Widerspruch zwischen der allgemeinen gesellschaftlichen Macht, zu der sich das Kapital gestaltet, und der Privatmacht der einzelnen Kapitalisten über diese gesellschaftlichen Produktionsbedingungen entwickelt sich immer schreiender und schließt die Auflösung dieses Verhältnisses ein, indem sie zugleich die Herausarbeitung der Produktionsbedingungen zu allgemeinen, gemeinschaftlichen, gesell-schaftlichen Produktionsbedingungen einschließt.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 274. „Zwei Haupttatsachen
der kapitalistischen Produktion: Erstens Konzentration der
Produktionsmittel in wenigen Händen, wodurch sie aufhören, als
unmittelbares Eigentum des einzelnen Arbeiters zu erscheinen, sondern als
Potenzen der gesellschaftlichen Produktion, wenn auch noch zunächst als
Eigentum der nicht arbeitenden Kapitalisten; diese sind ihre
Treuhänder in der bürgerlichen Gesellschaft und genießen alle
Früchte dieser Treuhandschaft. Zweitens: Organisation
der Arbeit selbst als gesellschaftliche durch Kooperation, Teilung der
Arbeit und Verbindung der Arbeit mit den Resultaten der gesellschaftlichen
Herrschaft über die Naturkräfte. Nach beiden Seiten hin hebt die kapitalistische Produktion Privat-eigentum und Privatarbeit auf, wenn auch noch in gegensätzlichen Formen.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 418. Siehe auch die Artikel: Aktiengesellschaften, Kooperativen, Leitungsarbeit, Manager 3. Der
Kapitalismus ist Wegbereiter einer selbstbestimmten
Gesellschaft „Wir sahen ...: das
Kapital – und der Kapitalist ist nur das personifizierte Kapital ... –,
also das Kapital pumpt in dem ihm entsprechenden Produktionsprozess
eine bestimmte Menge Mehrarbeit aus den unmittelbaren
Produzenten oder Arbeitern heraus, Mehrarbeit, die jenes ohne
Gegenwert erhält und die ihrem Wesen nach immer Zwangsarbeit
bleibt, wie sehr sie auch als das Resultat freier vertraglicher
Übereinkunft erscheinen mag. ... Es ist eine der
zivilisatorischen Seiten des Kapitals, dass es diese Mehrarbeit in einer
Weise und unter Bedingungen erzwingt, die der Entwicklung der
Produktivkräfte, der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Schöpfung der
Elemente für eine höhere Neubildung vorteilhafter sind als unter den
früheren Formen der Sklaverei, Leibeigenschaft usw. Es führt so einerseits
eine Stufe herbei, wo der Zwang und die Monopolisierung der
gesellschaftlichen Entwicklung (einschließlich ihrer materiellen und
intellektuellen Vorteile) durch einen Teil der Gesellschaft auf Kosten des
anderen wegfällt; andererseits schafft sie die materiellen Mittel und den
Keim zu Verhältnisses, die in einer höheren Form der Gesellschaft
erlauben, diese Mehrarbeit zu verbinden mit einer größeren Beschränkung
der materiellen Arbeit überhaupt gewidmeten Zeit.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 827. „Von dem Moment aber,
wo die bürgerliche Produktionsweise und die ihr entsprechenden
Produktions- und Distributionsverhältnisse als geschichtliche erkannt
sind, hört der Wahn, sie als Naturgesetze der Produktion zu betrachten,
auf, und eröffnet sich die Aussicht auf eine neue Gesellschaft,
ökonomische Gesellschaftsform, wozu sie nur den Übergang bildet.“
K. Marx,
Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 422. „Mit der
Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die
Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die
Produzenten ... Der Umkreis der die
Menschen umgebenden Lebensbedingungen, der die Menschen bis jetzt
beherrschte, tritt jetzt unter die Herrschaft und Kontrolle der Menschen,
die nun zum ersten Male bewusste, wirkliche Herren der Natur, weil und
indem sie Herren ihrer eigenen Vergesellschaftung
werden. Die Gesetze ihres
eigenen gesellschaftlichen Tuns, die ihnen bisher als fremde, sie
beherrschende Naturgesetze gegenüberstanden, werden dann von den Menschen
mit voller Sachkenntnis angewandt und damit beherrscht. Die eigene
Vergesellschaftung der Menschen, die ihnen bisher als von Natur und
Geschichte aufgezwungen gegenüberstand, wird jetzt ihre eigene
freie Tat. Die objektiven, fremden Mächte, die bisher die Geschichte
beherrschten, treten unter die Kontrolle der Menschen
selbst. Erst von da an werden
die Menschen ihre Geschichte mit vollem Bewusstsein selbst machen, erst
von da an werden die von ihnen in Bewegung gesetzten gesellschaftlichen
Ursachen vorwiegend und in stets steigendem Maße auch die von ihnen
gewollten Wirkungen haben. Es ist der Sprung der Menschheit aus dem Reiche der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit.“ F. Engels Anti-Dühring, MEW 20, 264. Siehe auch den Artikel: |
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Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: „Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |