Fixes und zirkulierendes (flüssiges)Kapital Mit „fix“ und „zirkulierend (=flüssig)“ unterschied Karl
Marx Kapitalteile, die sich stofflich und wertmäßig während eines
Kapitalumschlags verschieden verhalten. 1. Was ist ein
Kapitalumschlag? „Für den Kapitalisten
ist die Umschlagszeit seines Kapitals die Zeit, während deren er sein
Kapital vorschießen muss, um es zu verwerten und in der ursprünglichen
Gestalt zurückzuerhalten.“ K. Marx, Kapital II,
MEW 24, 157. „Nennen wir das Jahr
als Maßeinheit der Umschlagszeit U (= ein Jahr oder 12 Monate), die
Umschlagszeit eines bestimmten Kapitals u, die Anzahl seiner Umschläge n,
so ist n = U:u. Beträgt also z. B. die
Umschlagszeit u = 3 Monate, so n = 12/3 = 4; ...“ K. Marx, Kapital II,
MEW 24, 157. Dieses Kapital macht
also vier Umschläge im Jahr. „Bevor wir den
Einfluss des Umschlags auf den Produktions- und Verwertungsprozess näher
untersuchen, sind zwei neue Formen zu betrachten, die dem Kapital aus dem
Zirkulationsprozess entstehen und auf die Form seines Umschlags
einwirken.“ K. Marx, Kapital II,
MEW 24, 157. 2.
Fixes Kapital geht nicht stofflich, aber sein Wert geht stückweise in das
produzierte Produkt ein „Man sah
Buch I, Kapitel VI (Konstantes
Kapital und variables Kapital): Ein Teil des konstanten Kapitals
behält die bestimmte Gebrauchsform, worin es in den Produktionsprozess
eingeht, gegenüber den Produkten, zu deren Bildung es beiträgt. Es
verrichtet also während einer kürzeren oder längeren Periode in stets
wiederholten Arbeits-prozessen stets wieder dieselben Funktionen. So
z. B. Arbeitsgebäude, Maschinen etc., kurz alles, was wir unter
der Bezeichnung Arbeitsmittel
zusammenfassen. Dieser Teil des konstanten Kapitals gibt Wert an das Produkt ab im Verhältnis, worin er mit seinem eigenen Gebrauchswert seinen eigenen Tauschwert verliert. Diese Wertabgabe ... auf das Produkt ... wird bestimmt durch eine Durchschnittsrechnung; es wird gemessen durch die Durchschnittsdauer seiner Funktion von dem Augenblick, worin das Produktionsmittel in den Produktionsprozess eingeht, bis zu dem Augenblick, wo es ganz abgenutzt ... ist ...“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 158. „Beträgt
die Funktionsdauer einer Maschine, sage zum Wert von 1.000.000 Euro, z. B. 10 Jahre, so
beträgt die Umschlagszeit des in ihr ursprünglich vorgeschossenen
Werts 10 Jahre. Vor Ablauf dieser Zeit ist sie nicht zu erneuern, sondern
wirkt in ihrer Naturalform fort. Ihr Wert zirkuliert unterdes stückweise als Wertteil der Waren, zu deren kontinuierlicher Produktion sie dient, und wird so allmählich in Geld umgesetzt, bis er schließlich am Ende der 10 Jahre ganz in Geld verwandelt und aus Geld in eine Maschine rückverwandelt worden ist, also seinen Umschlag vollzogen hat. Bis zum Eintritt dieser Reproduktionszeit wird ihr Wert allmählich zunächst in der Form eines Geldreservefonds akkumuliert.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 164. „Das
Eigentümliche dieses Teils des konstanten Kapitals – der eigentlichen
Arbeitsmittel – ist also dies: ... Ein Teil
des vorgeschossenen Kapitalwerts ist in diese, durch die Funktion der
Arbeitsmittel im Produktionsprozess bestimmte Form
fixiert. Mit der Funktion und
daher der Abnutzung des Arbeitsmittels geht ein Teil seines Werts auf das
Produkt über, ein anderer bleibt fixiert im Arbeitsmittel und daher im
Produktionsprozess. Der so fixierte Wert nimmt beständig ab, bis das
Arbeitsmittel ausgedient und daher auch sein Wert sich in einer
längeren oder kürzeren Periode über eine Masse von Produkten verteilt hat,
die aus einer Reihe beständig wiederholter Arbeitsprozesse
hervorgehen. Solange es aber noch als Arbeitsmittel wirksam ist, also nicht durch ein neues Exemplar derselben Art ersetzt werden muss, bleibt stets konstanter Kapitalwert in ihm fixiert, ... Je länger das Arbeitsmittel ausdauert, je langsamer es verschleißt, desto länger bleibt der konstante Kapitalwert in dieser Gebrauchsform fixiert.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 158f. „Dieser
im Arbeitsmittel fixierte Teil des Kapitalwerts zirkuliert so gut wie
jeder andere. Wir haben überhaupt gesehen, dass der ganze Kapitalwert in
beständiger Zirkula-tion begriffen und in diesem Sinn daher alles Kapital
zirkulierendes Kapital ist. Aber die Zirkulation des hier
betrachteten Kapitalteils ist eigentümlich. Erstens
zirkuliert er nicht in seiner Gebrauchsform, sondern nur sein Wert
zirkuliert, und zwar allmählich, bruchweise, im Maß, wie er von ihm
auf das Produkt übergeht, das als Ware zirkuliert. Während seiner ganzen
Funktionsdauer bleibt ein Teil seines Werts stets in ihm fixiert ... Durch
diese Eigentümlichkeit erhält dieser Teil des konstanten Kapitals die
Form: Fixes Kapital. Alle anderen stofflichen Bestandteile des im Produktionsprozess vorgeschossenen Kapitals dagegen bilden im Gegensatz dazu: Zirkulierendes oder flüssiges Kapital.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 159. „Die übrigen Elemente des produktiven Kapitals (= zirkulierendes oder flüssiges Kapital) bestehen teils aus den in Hilfsstoffen (vgl. 2.1.) und Rohstoffen (vgl. 2.2.) existierenden Elementen des konstanten Kapitals, teils aus variablem (vgl. 2.3.), in Arbeitskraft ausgelegtem.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 164. 2.1.
Hilfsstoffe gehen als Wert ganz in das Produkt ein, „Ein
Teil der Produktionsmittel – solche Hilfsstoffe nämlich, die von den
Arbeitsmitteln selbst während ihrer Funktion konsumiert werden, wie
Kohle von der Dampfmaschine; oder die nur den Vorgang unterstützen, wie Kühlwasser, das verdampft, etc. –
gehen nicht stofflich in das Produkt ein. Nur ihr
Wert bildet einen Teil des Produktwerts. In seiner eigenen Zirkulation
zirkuliert das Produkt ihren Wert. Dies haben sie gemein mit dem fixen
Kapital. Aber in jedem Arbeitsprozess, worin sie eingehen, werden sie ganz
konsumiert und müssen also für jeden neuen Arbeitsprozess ganz ersetzt
werden durch neue Exemplare derselben Art. Sie bewahren nicht ihre selbständige Gebrauchsgestalt während ihrer Funktion. Es bleibt also auch während ihrer Funktion kein Teil des Kapitalwerts in ihrer alten Gebrauchsgestalt, ihrer Naturalform fixiert.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 159f. „Andererseits
sind Dinge, die wirklich im Produktionsprozess fixiert sind, in ihm leben
und sterben und ihn nie, nachdem sie in ihn eingetreten, wieder verlassen,
flüssige Bestandteile des produktiven Kapitals. Z. B. die Kohle, die zum
Betrieb der Maschine im Produk-tionsprozess, das Gas, das zur Beleuchtung
im Fabrikgebäude verzehrt wird usw. Sie sind flüssig, nicht weil sie leiblich mit dem Produkt den Produktionsprozess verlassen und als Ware zirkulieren, sondern weil ihr Wert ganz in den Wert der Ware eingeht, den sie produzieren helfen, also auch ganz aus dem Verkauf der Ware ersetzt werden muss.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 213. 2.2.
Rohstoffe gehen als Wert ganz in das Produkt ein, „Der
Teil der Produktionsmittel, der stofflich in das Produkt eingeht, also
Rohstoff etc., erhält dadurch zum Teil Formen, worin er später als Gebrauchsgegenstand in die
individuelle Konsumtion eingehen kann.“ K. Marx,
Kapital II, MEW 24, 160. „Man hat
gesehen, dass z. B. in der chemischen Fabrikation Rohmaterial und
Hilfsstoff ineinander verschwimmen. So auch Arbeitsmittel und Hilfsstoff und Rohmaterial. So gehen im Ackerbau z. B. die in Bodenverbesserungen zugesetzten Stoffe zum Teil als Produktbildner in das Pflanzenprodukt ein. Andererseits ist ihre Wirkung über eine längere Periode, z. B. 4–5 Jahre verteilt. Ein Teil derselben geht daher stofflich in das Produkt ein und überträgt damit zugleich seinen Wert auf das Produkt, während ein anderer Teil in seiner alten Gebrauchsform auch seinen Wert fixiert. Er dauert fort als Produktionsmittel und erhält daher die Form von fixem Kapital.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 160. „Vieh als Arbeitsvieh ist fixes Kapital; als Mastvieh ist es Rohmaterial, das schließlich als Produkt in die Zirkulation tritt, ist dann also nicht fixes, sondern zirkulierendes Kapital.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 162. „Samen z. B. ist kein fixes Kapital, sondern nur Rohmaterial, das während ungefähr eines Jahres im Produktionsprozess fixiert ist. ... Ob, je nach der Art des Produktionsprozesses oder dem bezweckten Nutzeffekt, dies Fixiertsein länger oder kürzer dauert, bewirkt nicht den Unterschied von fixem und zirkulierendem Kapital.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 162f. „Soweit Hilfs- und Rohstoffe ganz verzehrt werden in der Bildung ihres Produkts, übertragen sie ihren ganzen Wert auf das Produkt. Er wird daher auch ganz durch das Produkt zirkuliert, verwandelt sich in Geld und aus Geld zurück in die Produktionselemente der Ware.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 165. 2.3.
Variables Kapital (Arbeitslohn) geht als Wert ganz in das Produkt
ein „Was den
variablen, in Arbeitskraft ausgelegten Bestandteil des produktiven
Kapitals betrifft: Die Arbeitskraft wird für eine bestimmte Zeitfrist
gekauft. Sobald der Kapitalist sie gekauft hat und dem Produktionsprozess
einverleibt hat, bildet sie einen Bestandteil seines Kapitals, und zwar
dessen variablen Bestandteil. Sie wirkt täglich während eines Zeitraums,
worin sie nicht nur ihren Tageswert, sondern noch einen
überschüssigen Mehrwert, von dem wir hier zunächst absehen, dem Produkt
zusetzt. Nachdem
die Arbeitskraft, für eine Woche z. B., gekauft ist und gewirkt hat, muss
der Kauf beständig in den gewohnheitsmäßigen Terminen erneuert werden. Das
Äquivalent ihres Werts, das die Arbeitskraft während ihrer Funktion dem
Produkt zusetzt und das mit der Zirkulation des Produkts in Geld
verwandelt wird, muss aus Geld beständig in Arbeitskraft rückverwandelt
werden ..., d. h. umschlagen, wenn der Kreislauf der kontinuierlichen
Produktion nicht unterbrochen werden soll. Der in
Arbeitskraft vorgeschossene Wert des produktiven Kapitals geht also ganz
auf das Produkt über (wir sehen hier fortwährend vom Mehrwert ab), ...
Wie
verschieden die Arbeitskraft sich also auch sonst, mit Bezug auf die
Wertbildung, zu den kein
fixes Kapital bildenden Bestandteilen des konstanten Kapitals verhält,
diese Art des Umschlags ihres Werts hat sie mit ihnen gemein im
Gegensatz zum fixen Kapital. Diese Bestandteile des produktiven Kapitals – die in Arbeitskraft und in nicht fixes Kapital bildenden Produktionsmitteln ausgelegten Wertteile desselben – stehen durch diesen ihren gemeinschaftlichen Charakter des Umschlags dem fixen Kapital als zirkulierendes oder flüssiges Kapital gegenüber.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 165. „Der
Wert des flüssigen Kapitals – in Arbeitskraft und Produktions-mitteln –
ist vorgeschossen nur für die Zeit, während welcher das Produkt fertig
gemacht wird, ... Dieser Wert geht ganz in das Produkt ein, kehrt also durch den Verkauf des Produkts ganz wieder aus der Zirkulation zurück und kann von neuem vorgeschossen werden.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 166f. 3. Resümee „... Vom
Standpunkt des Zirkulationsprozesses stehen auf der einen Seite die
Arbeitsmittel: fixes Kapital, auf der anderen Seite Arbeitsmaterial
und Arbeitslohn: flüssiges Kapital. Dagegen vom Standpunkt des Arbeits- und Verwertungsprozesses steht auf der einen Seite: Produktionsmittel (Arbeitsmittel und Arbeitsmaterial), konstantes Kapital; auf der anderen Seite Arbeitskraft, variables Kapital.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 218. „Aus dem
Bisherigen ergibt sich Folgendes: 1. Die
Formbestimmtheiten von fixem und flüssigem Kapital entsprin-gen nur aus
dem verschiedenen Umschlag des im Produktionsprozess fungierenden
Kapitalwerts oder produktiven
Kapitals. Diese Verschiedenheit des Umschlags entspringt
ihrerseits aus der verschie-denen Weise, worin die verschiedenen
Bestandteile des produktiven Kapitals ihren Wert auf das Produkt
übertragen, ... Die
Verschiedenheit der Abgabe des Werts an das Produkt endlich ... entspringt
aus der Verschiedenheit der stofflichen Gestalten, worin das produktive
Kapital existiert, und wovon ein Teil während der Bildung des einzelnen
Produkts ganz konsumiert, an anderer nur allmählich vernutzt wird. Es ist
also nur das produktive Kapital, das sich in fixes und flüs-siges
spalten kann. Dagegen existiert dieser Gegensatz nicht für die beiden anderen Daseinsweisen des industriellen Kapitals, also weder für das Warenkapital, noch für das Geldkapital, noch als Gegensatz beider gegen das produktive Kapital. Er existiert nur für das produktive Kapital und innerhalb desselben.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 167f. „2. Der
Umschlag des fixen Kapitalbestandteils, also auch die dazu nötige
Umschlagszeit, umfasst mehrere Umschläge der flüssigen
Kapitalbestandteile. In derselben Zeit, worin das fixe Kapital einmal
umschlägt, schlägt das flüssige Kapital mehrmals um.
... 3. Der
im fixen Kapital ausgelegte Wertteil des produktiven Kapitals ist ganz,
auf einmal vorgeschossen worden, für die ganze Funktionsdauer ... Dieser
Wert wird also auf einmal vom Kapitalisten in die Zirkulation geworfen; er
wird aber der Zirkulation nur stückweise und allmählich wieder entzogen
durch die Realisierung der Wertteile, die das fixe Kapital den Waren
stückweise zusetzt. Andererseits:
Die Produktionsmittel selbst, worin ein Bestandteil des produktiven
Kapitals fixiert wird, werden auf einmal der Zirkulation entzogen, um dem
Produktionsprozess für ihre ganze Funktionsdauer einverleibt zu
werden, aber sie bedürfen für dieselbe Zeit nicht ... der Reproduktion.
... Während dieser Zeit benötigen sie also auch
ihrerseits keine Erneuerung des Vorschusses von Seiten des
Kapitalisten. Endlich:
Der im fixen Kapital ausgelegte Kapitalteil durchläuft den Kreislauf
seiner Formen während der Funktionsdauer der Produktionsmittel ...
nicht stofflich, sondern nur für seinen Wert, und auch das nur teilweise
und allmählich. D. h. ein Teil seines Werts wird fortwährend als Wertteil
der Ware zirkuliert und in Geld verwandelt, ohne sich aus Geld in seine
ursprüngliche Naturalform rückzuverwandeln. Diese Rückverwandlung des
Gelds in die Naturalform des Produktionsmittels findet erst statt am
Schluss seiner Funktionsperiode, wenn das Produktionsmittel gänzlich
verbraucht ist. 4. Die
Elemente des flüssigen Kapitals sind ebenso beständig im
Produktionsprozess – soll er kontinuierlich sein – fixiert wie die
Elemente des fixen Kapitals. Aber die so fixierten Elemente des ersteren
werden beständig in natura erneuert ... Es
befinden sich beständig Roh- und Hilfsstoffe im Produktionsprozess, aber
immer neue Exemplare derselben Art, nachdem die alten in der Bildung des
fertigen Produkts verzehrt sind. Es befindet sich ebenso beständig Arbeitskraft im Produktionsprozess, aber nur durch beständige Erneuerung ihres Kaufs, und oft mit Wechsel der Personen.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 168f. Siehe auch die Artikel: |
|
Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: „Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |