Investitionen Investitionen sind – abgesehen von der Erstanlage eines
Kapitals – die Form, in der Kapital vergrößert, also akkumuliert
wird. „Es ist bei der
Darstellung der einfachen Reproduktion vorausgesetzt worden, dass der
ganze Mehrwert ... als Revenue (= Konsum des Kapitalisten)
verausgabt wird. In der Tat aber wird
ein Teil des Mehrwerts als Revenue verausgabt, ein anderer Teil in Kapital
verwandelt.“ K. Marx, Kapital II,
MEW 24, 498. Es ist „an und für sich schon falsch, den ganzen Profit als ,Revenue‘ (= privater Konsum) des Kapitalisten aufzufassen. Das Gesetz der kapitalistischen Produktion macht vielmehr nötig, dass ein Teil der Mehrarbeit, der unbezahlten Arbeit, die der Arbeiter verrichtet, in Ka-pital verwandelt wird“. K. Marx, Theorien über den Mehrwert I, MEW 26.1, 140. „Ein Teil des
Mehrwerts muss in Kapital verwandelt werden, statt als Revenue aufgegessen
zu werden. Er muss teils in konstantes Kapital (=
Produktionsmittel), teils in variables Kapital (= Lohn bzw.
Arbeitskraft) verwandelt werden.“ K. Marx, Theorien über
den Mehrwert II, MEW 26.2, 478. „Anwendung von Mehrwert als Kapital oder Rückverwandlung von Mehrwert in Kapital heißt Akkumulation des Kapitals.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 605. „Akkumulation
wird jetzt die ... Rückverwandlung des Profits oder Mehrprodukts in
Kapital ... Damit wird es aber auch zur spezifischen Funktion des Kapitalisten, zu akkumulieren, d. h. einen Teil des Mehrprodukts in Arbeitsbedingungen rückzuverwandeln.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 267f. 1. Akkumulation ist
für das Kapital nötig „Der Konkurrenzkampf
wird durch Verbilligung der Waren geführt. Die Billigkeit
der Waren hängt – unter sonst gleichen Umständen – von der
Produktivität der Arbeit ab. Die größeren Kapitale schlagen daher die
kleineren. Man erinnert sich ferner, dass mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise der Minimalumfang des individuellen Kapitals wächst, das nötig ist, um ein Geschäft unter seinen normalen Bedingungen zu betreiben.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 654. „Außerdem macht die Entwicklung der kapitalistischen Produktion eine fortwährende Steigerung des in einem industriellen Unternehmen angelegten Kapitals zur Notwendigkeit, und die Konkurrenz herrscht jedem individuellen Kapitalisten die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise als äußere Zwangsgesetze auf. Sie zwingt ihn, sein Kapital fortwährend auszudehnen, um es zu erhalten, und ausdehnen kann er es nur vermittelst progressiver Akkumulation.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 618. „Der
Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion und Akkumulation
bedingt Arbeitsprozesse auf steigend größerer Stufen-leiter und damit
steigend größeren Dimensionen und dementsprechend steigende
Kapitalvorschüsse für jedes einzelne Unternehmen. Wachsende
Konzentration der Kapitale (begleitet zugleich, doch in geringerem Maß,
von wachsender Zahl der Kapitalisten) ist daher sowohl eine ihrer
materiellen Bedingungen wie eins der von ihr selbst produzierten
Resultate. Hand in
Hand, in Wechselwirkung damit, geht fortschreitende Enteig-nung der mehr oder minder
unmittelbaren Produzenten. So versteht es sich für die einzelnen Kapitalisten, dass sie über wachsend große Arbeiterarmeen kommandieren (so sehr auch für sie das variable im Verhältnis zum konstanten Kapital fällt), dass die Masse des von ihnen angeeigneten Mehrwerts und daher Profits wächst, gleichzeitig mit und trotz dem Fall in der Profitrate.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 229. 2. Herkunft der
Investitionen 2.1. Investitionen
sind kein Resultat des Sparens „Ein
Teil des Mehrwerts wird vom Kapitalisten als Revenue (= Konsumtionsfonds) verzehrt, ein
anderer Teil als Kapital angewandt und akkumuliert. Bei
gegebener Masse des Mehrwerts wird der eine dieser Teile umso größer sein,
je kleiner der andere ist. Alle anderen Umstände als gleich bleibend
genommen, bestimmt das Verhältnis, worin diese Teilung sich vollzieht, die
Größe der Akkumulation. Wer aber
diese Teilung vornimmt, das ist der Eigentümer des Mehrwerts, der
Kapitalist. Sie ist also sein Willensakt. Von dem Teil des von ihm erhobenen Tributs, den er akkumuliert, sagt man, er spare ihn, weil er ihn nicht aufisst, d. h. weil er seine Funktion als Kapitalist ausübt, nämlich die Funktion, sich zu bereichern.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 617f. „Es wird ein Teil des Mehrwerts als Revenue verausgabt, ein anderer Teil in Kapital verwandelt. Wirkliche Akkumulation findet nur unter dieser Voraussetzung statt. Dass die Akkumulation sich auf Kosten der Konsumtion vollziehe, ist – so allgemein gefasst – selbst eine Illusion, die dem Wesen der kapitalistischen Produktion widerspricht, indem sie voraussetzt, dass ihr Zweck und treibendes Motiv die Konsumtion sei, nicht aber die Ergatterung von Mehrwert und seine Kapitalisation, d. h. Akkumulation.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 498f. 2.2. Nur zu Beginn des
Kapitalismus stammten Investitionen „Gegenüber der
altadligen Gesinnung, die, wie Hegel richtig sagt, ‚im Verzehren des
Vorhandenen besteht‘ und namentlich auch im Luxus persönlicher Dienste
sich breit macht, war es für die bürgerliche Ökonomie entscheidend
wichtig, die Akkumulation des Kapitals als erste Bürgerpflicht zu
verkünden ...“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 614. „In den historischen
Anfängen der kapitalistischen Produktionsweise – und jeder kapitalistische
Emporkömmling macht dies historische Stadium individuell durch –
herrschen Bereicherungstrieb und Geiz als absolute Leidenschaften vor.
Aber der Fortschritt der kapitalistischen Produktion schafft nicht nur
eine Welt von Genüssen. Er öffnet mit der Spekulation und dem Kreditwesen
tausend Quellen plötzlicher Berei-cherung. Auf einer gewissen
Entwicklungshöhe wird ein gewöhnlicher Grad von Verschwendung, die
zugleich Schaustellung des Reichtums und daher Kreditmittel ist, sogar zu
einer Geschäftsnotwendigkeit des ‚unglücklichen‘ Kapitalisten. Der Luxus
geht in die Repräsentations-kosten des Kapitals ein. Ohnehin bereichert sich der Kapitalist nicht, gleich dem Schatzbildner, im Verhältnis seiner persönlichen Arbeit und seines persönlichen Nichtkonsums, sondern im Maß, worin er fremde Arbeitskraft aussaugt und dem Arbeiter Entsagung aller Lebensgenüsse aufzwingt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 620. 2.3. Über Kredit wird
auch Erspartes zu Kapital „Was die
Akkumulation des Geldkapitals aus Grundrente, Arbeitslohn etc.
angeht, so ist es überflüssig, hier darauf einzugehen. Nur dies
Moment ist hervorzuheben, dass das Geschäft des wirklichen Sparens
und Entsagens (...), soweit es Elemente der Akkumulation liefert, durch
die Teilung der Arbeit im Fortschritt der kapitalistischen Produktion
denen überlassen wird, die das Minimum solcher Elemente beziehen und oft
genug noch ihr Erspartes verlieren, wie die Arbeiter bei Bankrotten von
Banken. Einerseits
wird das Kapital des industriellen Kapitalisten nicht von ihm selbst
‚erspart‘, sondern im Verhältnis zur Größe seines Kapitals verfügt er
über fremde Ersparungen; andererseits macht der Geldkapitalist die fremden
Ersparungen zu seinem Kapital und den Kredit, den sich die reproduktiven
Kapitalisten untereinander geben und den ihnen das Publikum gibt, zu
seiner privaten Bereicherungsquelle. Die letzte Illusion des kapitalistischen Systems, als ob Kapital der Sprössling eigener Arbeit und Ersparung wäre, geht damit in die Brüche. Nicht nur besteht der Profit in Aneignung fremder Arbeit, sondern das Kapital, womit diese fremde Arbeit in Bewegung gesetzt und ausgebeutet wird, besteht aus fremdem Eigentum, das der Geldkapitalist dem industriellen Kapitalisten zur Verfügung stellt und wofür er diesen seinerseits ausbeutet.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 524. „Man
begreift das Vergnügen, wenn innerhalb des Kreditwesens alle diese
potenziellen Kapitale durch ihre Konzentration in Händen von Banken
usw. zu verfügbarem Kapital, Leihkapital, Geldkapital werden,
und zwar nicht mehr zu passivem und als Zukunftsmusik, sondern zu
aktivem, wucherndem (hier wuchern im Sinn des Wachsens).“ K. Marx,
Kapital II, MEW 24, 489.
3. Schaffung von Arbeitsplätzen ist weder Zweck von Investitionen, noch ist es notwendig ihr Resultat 3.1.
Ricardo behauptete, jede Neuinvestition schaffe neue
Arbeitsplätze „Ich habe gezeigt, dass die Verwandlung von Revenue (privatem Konsumfonds) in Kapital keineswegs gleichbedeutend ist mit Verwandlung von Revenue in variables Kapital oder mit Auslegen derselben in Arbeitslohn. Dies ist jedoch Ricardos Meinung.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 536. „Was bei Ricardo ...
im Hintergrund steckt: Er ging ursprünglich von der Voraussetzung aus,
dass jede Akkumulation des Kapitals = Vermehrung des variablen Kapitals,
die Nachfrage nach Arbeit daher direkt zunimmt – im selben Verhältnis, wie
das Kapital sich akkumuliert. Dies ist aber
falsch, da mit der Akkumulation des Kapitals eine Veränderung in seiner
organischen Zusammensetzung eintritt und der konstante Teil desselben in
rascherer Progression wächst als der variable. Dies verhindert aber nicht,
dass die Revenue beständig wächst, dem Wert und der Quantität nach. Aber
deswegen wird nicht in demselben Verhältnis ein großer Teil des
Gesamtprodukts in Arbeitslohn ausgelegt. Die nicht von der
Arbeit direkt lebenden Klassen und Unterklassen vermehren sich, leben
besser als früher, und ebenso vermehrt sich die Zahl der unproduktiven
Arbeiter.“ K. Marx,
Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 564. 3.2. Je nach
Konjunktur und Kapitalzusammensetzung fließen Investitionen
eher in Erweiterungen oder eher in
Rationalisierungen Je nach Zusammensetzung des neu investierten Kapitals nimmt
die Zahl der Lohnarbeiter absolut zu oder sie nimmt relativ zum
Gesamtkapital ab oder sie nimmt auch absolut
ab. Wenn z. B. ein Kapital von 1 Million Euro, das 50 Arbeiter
beschäftigt, auf 1,2 Millionen Euro akkumuliert und anschließend 60
Arbeiter beschäftigt, dann ist die Zahl der Lohnarbeiter zwar absolut
gestiegen, aber relativ gleich
geblieben. Ausgangskapital wie akkumuliertes Kapital haben eine
Zusammen-setzung von 20.000 Euro pro Arbeiter. Eine solche
Akkumulation des Kapitals setzt jedoch voraus, dass mit der Expansion
keine technische Modernisierung verbunden war. Das ist der seltenste Fall.
In der Regel steigt die Zahl der Arbeiter langsamer als die Größe des
Kapitals, weil mit jeder Kapitalvergrößerung technische Neuerungen
eingeführt werden, die die Produktivität erhöhen, also Arbeitskraft
einsparen. „Es ist eines der großen Verdienste Ricardos, die Maschinerie nicht nur als Produk-tionsmittel von Waren, sondern auch von ‚überschüssiger Arbeitsbevölkerung‘ begriffen zu haben.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 430 Anm. 154. „,Und daher wird mit jeder Vermehrung des Kapitals ein größerer Teil davon, in Maschinen angelegt. Die Nachfrage nach Arbeit wird sich weiter erhöhen bei einer Vermehrung des Kapitals, jedoch nicht proportional zu dessen Vermehrung; das Verhältnis wird notwendigerweise kleiner werden.‘ (Ricardo). In dem letzten Satz spricht Ricardo das richtige Gesetz des Wachstums des Kapitals aus.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 578f. „Der Kapitalist verwandelt vielleicht auch das Zusatzkapital in eine Maschine, die den Produzenten des Zusatzkapitals aufs Pflaster wirft.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 608. „Einerseits ist es die
Tendenz des Kapitals, die zur Produktion einer Ware nötige Arbeitszeit auf
ein fallendes Minimum zu reduzieren, also auch die Anzahl der produktiven
Bevölkerung im Verhältnis zur Masse des Produkts. (Diese Tendenz vermindert die Anzahl der Lohnarbeiter und
vergrößert die Arbeitslosigkeit.) Andererseits aber ist es die Tendenz umgekehrt, zu akkumulieren, Profit in Kapital zu verwandeln, möglichste Menge fremder Arbeit anzueignen. (Diese Tendenz vergrößert die Zahl der Lohnarbeiter und verringert die Arbeitslosigkeit.)“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I, MEW 26.1, 199. „Es liegt in der Natur des Kapitals, einen Teil der Arbeiterbevölkerung zu überarbeiten und einen anderen zu verarmen.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 300. Siehe auch die Artikel: |
Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: „Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |