Immigration
1.
Wirtschaftliche Migration ist in erster Linie Export bzw. Import von
Lohnarbeitern. Zu Kolonialzeiten wurden noch Lohnarbeiter aus den
Metropolen in die Kolonien exportiert .... „Man könnte sagen, dass
nicht nur Kapital, sondern auch Arbeiter, in Form der Emigration, jährlich
aus England exportiert werden.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 639, Anm.
69.
Seitdem werden meist Lohnarbeiter aus den Randzonen in die
Metropolen des kapitalistischen Reichtums importiert: „Die Kunst
ist, ... Habenichtse ... zu importieren und so dem Herrn Kapitalisten
seinen Lohnarbeitsmarkt voll zu halten.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23,
800.
Engels schrieb 1882 über die USA: „Und diese fabelhafte
Reichtumsakkumulation wird durch die enorme Einwanderung in Amerika noch
von Tag zu Tag gesteigert. Denn direkt und indirekt kommt dieselbe in
erster Linie den Kapitalmagnaten zugute. Direkt, indem sie die Ursache
einer rapiden Steigerung der Bodenpreise ist, indirekt, indem die Mehrzahl
der Einwanderer den Lebensstandard der amerikanischen Arbeiter
herabdrückt. ... Auf diese Weise trägt der Auswandererstrom, den Europa
jetzt jährlich nach Amerika entsendet, nur dazu bei, die kapitalistische
Wirtschaft mit all ihren Folgen auf die Spitze zu treiben, so dass über
kurz oder lang ein kolossaler Krach drüben unvermeidlich wird. Dann wird
der Auswandererstrom stocken oder vielleicht gar seinen Lauf
zurücknehmen... Darum, so sehr wir auch mit der
(deutschsprachigen) ‚New Yorker Volkszeitung’ die Auswanderung aus
Deutschland bedauern, so sehr wir überzeugt sind, dass dieselbe zunächst
eine wesentliche Verschlechterung der Lage der amerikanischen Arbeiter im
Gefolge haben wird, und so sehr wir ferner mit der
‚Volkszeitung’ wünschten, dass die deutschen Arbeiter ihr ganzes
Augenmerk ausschließlich auf die Verbesserung ihrer Lage in Deutschland
richten, so können wir den Pessimismus der ‚Volkszeitung’ nicht
teilen. Wir müssen eben mit den Verhältnissen rechnen...“ F. Engels im
‚Sozialdemokrat’, 18.5.1882. MEW 19, 307.
2. Politisch
motivierte Migration fällt zahlenmäßig weniger, politisch mehr ins
Gewicht. „Ich weiß aus Erfahrung, was eine Bewegung wie die in der
kleinen russischen Kolonie im Westen bedeutet. Einer kennt den anderen,
steht in persönlichen freundschaftlichen oder feindseligen Beziehungen,
und infolgedessen ist die ganze Entwicklung natürlich von
Meinungsverschiedenheiten, Spaltungen und Polemiken begleitet und nimmt
einen überaus persönlichen Charakter an. Das gehört zu jeder politischen
Emigration und wir haben von 1849 - 1860 genug davon gehabt.“ F. Engels an
Vera Sassulitsch MEW 37, 391.
„Aus eigener Erfahrung (1849 - 1852)
weiß ich, wie sich jede politische Emigration unweigerlich in verschiedene
Gruppen spaltet, solange es im Mutterland ruhig bleibt. Der
leidenschaftliche Wunsch zu handeln, trotz der Unmöglichkeit, etwas
Wirksames zu tun, ruft in vielen klugen und energischen Köpfen
übereifriges geistiges Spekulieren hervor, Versuche, neue und beinahe
wunderbare Aktionsmittel zu entdecken oder zu erfinden.“ F. Engels an
Gurwitsch, 27.5.1893., MEW 39, 75.
„Die größte Gefahr jeder
politischen Emigration liegt im Tatendrang; es muss doch was geschehen; es
muss doch was getrieben werden! Und so geschehen Dinge, deren Tragweite
man nicht übersieht und die, wie man später selbst einsieht, besser
unterblieben wären.“ F. Engels an E. Bernstein, 4.11.1882, MEW 35,
394.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich die Rechtschreibung,
veraltete Fremdwörter, Maßeinheiten und Zahlenangaben modernisiert. Diese
und alle erklärenden Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Wal Buchenberg,
25.09.2001
Vergleiche:
Immigration
nach Deutschland
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