Herrschaft Herrschaft ist der
Zwang eines fremden Willens, den wir aufgrund unserer Lage dauerhaft
akzeptieren. „Zum Tier, Boden, etc. kann im Grunde genommen kein Herrschafts-verhältnis stattfinden durch die Aneignung, obgleich das Tier dient. Die Unterwerfung fremden Willens ist Voraussetzung des Herrschafts-verhältnisses. Das Willenlose also, wie Tier z. B. kann zwar dienen, aber es macht den Eigner nicht zum Herren.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 400. 1. Lohnarbeit ist
wesentlich Zwangsarbeit „Wir sahen ferner: Das
Kapital – und der Kapitalist ist nur das personifizierte Kapital, fungiert
im Produktionsprozess nur als Träger des Kapitals -, also das Kapital
pumpt in dem ihm entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsprozess ein
bestimmtes Quantum Mehrarbeit aus den unmittelbaren Produzenten oder
Arbeitern heraus, Mehrarbeit, die jenes ohne Äquivalent (= gleichen
Gegenwert) erhält und die ihrem Wesen nach immer Zwangsarbeit bleibt,
wie sehr sie auch als das Resultat freier kontraktlicher Übereinkunft
erscheinen mag.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 827. Das Kapital ist produktiv, „sofern es als Zwang über die Lohnarbeit sie zwingt, Mehrarbeit zu arbeiten ...“. K. Marx, Theorien über den Mehrwert I, MEW 26.1, 64. „Die
Produktivität des Kapitals besteht zunächst ... in dem Zwang
zur Mehrarbeit, zum Arbeiten über die unmittelbare Bedürftigkeit
hinaus, einem Zwang, den die kapitalistische Produktionsweise mit früherer
Produktionsweise teilt, aber in einer der Produktion günstigeren Weise
ausübt, vollbringt.“ K. Marx, Theorien über
den Mehrwert I, MEW 26.1, 366. Marx über das Zitat von Hodgskin: „,Fixes Kapital zieht seine Nützlichkeit nicht aus vergangener, sondern aus gegenwärtiger Arbeit, und es bringt seinem Besitzer einen Profit ..., weil es ein Mittel ist, Kommando über Arbeit zu erlangen.‘ Hier ist endlich die Natur des Kapitals richtig gefasst.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 292. „Wenn das Produkt der
Arbeit nicht dem Arbeiter gehört, eine fremde Macht ihm gegenüber ist, so
ist dies nur dadurch möglich, dass es einem anderen Menschen außer dem
Arbeiter gehört. Wenn seine Tätigkeit ihm Qual ist, so muss sie einem
anderen Genuss und die Lebensfreude eines anderen sein.
... Wenn der
Lohnarbeiter sich zu seiner eigenen Tätigkeit als einer unfreien
verhält, so verhält er sich zu ihr als der Tätigkeit im Dienst, unter der
Herrschaft, dem Zwang und dem Joch eines anderen Menschen.“ K. Marx,
Ökonomisch-philosophische Manuskripte, MEW 40,
519. „Selbst wo ein
vermögensloser Mann als Industrieller oder Kaufmann Kredit erhält,
geschieht es in dem Vertrauen, dass er als Kapitalist fungieren,
unbezahlte Arbeit aneignen wird mit dem geliehenen Kapital. Es wird ihm
Kredit gegeben als potenziellem Kapitalisten. Und dieser Umstand
..., dass ein Mann ohne Vermögen, aber mit Energie, Solidität, Fähigkeit
und Geschäftskenntnis sich in dieser Weise in einen Kapitalisten
verwandeln kann ..., befestigt die Herrschaft des Kapitals selbst,
erweitert ihre Basis und erlaubt ihr, sich mit stets neuen Kräften aus der
gesellschaftlichen Unterlage zu rekrutieren. Ganz wie der Umstand, dass
die katholische Kirche im Mittelalter ihre Hierarchie ohne Ansehen von
Stand, Geburt, Vermögen aus den besten Köpfen im Volk bildete, ein
Hauptbefestigungsmittel der Pfaffenherrschaft und der Unterdrückung der
Laien war. Je mehr eine herrschende Klasse fähig ist, die bedeutendsten Männer der beherrschten Klassen in sich aufzunehmen, desto solider und gefährlicher ist ihre Herrschaft.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 614. „Es kostet Jahrhunderte, bis der ‚freie‘ Arbeiter infolge entwickelter kapitalistischer Produktion sich freiwillig dazu versteht, d. h. gesellschaftlich dazu gezwungen ist, für den Preis seiner gewohnheits-mäßigen Lebensmittel seine ganze aktive Lebenszeit, ja seine Arbeitsfähigkeit selbst ... zu verkaufen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 287. „Die
Alleinherrschaft des Fabrikregimes zerstört alle altertümlichen und
Übergangsformen, wohinter sich die Herrschaft des Kapitals noch teilweise
versteckt, und ersetzt sie durch seine direkte, unverhüllte Herrschaft.
... Während sie in den
individuellen Werkstätten Gleichförmigkeit, Regelmäßigkeit, Ordnung und
Ökonomie erzwingt, vermehrt sie durch den ungeheuren Sporn, den Schranke
und Regel des Arbeitstags der Technik aufdrücken, die Anarchie und
Katastrophen der kapitalistischen Produktion im Großen und Ganzen, die
Intensität der Arbeit und die Konkurrenz der Maschinerie mit dem Arbeiter.
... Mit den materiellen Bedingungen und der gesellschaftlichen Kombination des Produktionsprozesses reift sie die Widersprüche und Antagonismen seiner kapitalistischen Form, daher gleichzeitig die Bildungselemente einer neuen und die Umwälzungselemente der alten Gesellschaft.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 526. „Das Material, das
der Lohnarbeiter bearbeitet, ist fremdes Material; ebenso
das Instrument fremdes Instrument; ... Seine eigene Arbeit ist ihm
... ebenso fremd – und sie ist es auch ihrer Fremdbestimmtheit etc.
nach – wie das Material und Instrument. Daher ihm denn auch
das Produkt als eine Kombination fremden Materials, fremden Instruments
und fremder Arbeit – als fremdes Eigentum erscheint
... Die Erkennung der Produkte als seiner eigenen und die Beurteilung der Trennung von den Bedingungen seiner Verwirklichung als einer ungehörigen, zwangsweisen – ist ein enormes Bewusstsein, selbst das Produkt der auf dem Kapital ruhenden Produktionsweise, und so sehr bedeutet das das Läuten seiner Totenglocke, wie mit dem Bewusstsein des Sklaven, dass er nicht das Eigentum eines Dritten sein kann, seinem Bewusstsein als Person, die Sklaverei nur noch ein künstliches Dasein fortvegetiert und aufgehört hat als Basis der Produktion fortdauern zu können.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 366f. 2. Rückgrat der
Kapitalherrschaft „Die politische Gewalt
im eigentlichen Sinn ist die organisierte Gewalt einer Klasse zur
Unterdrückung einer anderen.“ K. Marx,
Kommunistisches Manifest, MEW 4, 482. „Worin bestand die
charakteristische Eigenschaft des bisherigen Staats? Die Gesellschaft
hatte zur Besorgung ihrer gemeinsamen Interessen, ursprünglich durch
einfache Arbeitsteilung, sich eigene Organe geschaffen. Aber diese Organe,
deren Spitze die Staatsgewalt (war), hatten sich mit der Zeit, im Dienst
ihrer eigenen Sonderinteressen, aus Dienern der Gesellschaft zu Herren
über dieselbe verwandelt. Wie dies z. B. nicht bloß in der erblichen
Monarchie, sondern ebenso gut in der demokratischen Republik zu sehen
ist.“ F.
Engels, Einleitung von 1891 zu „K. Marx: Bürgerkrieg in Frankreich“,
MEW 17, 624. „...
Die demokratische Republik weiß offiziell nichts mehr von
Besitzunterschieden. In ihr übt der Reichtum seine Macht indirekt, aber
umso sicherer aus.“ F. Engels, Ursprung
des Staates, MEW 21, 167. 3. Wodurch erreichen
wir Selbstbestimmung? Um Selbstbestimmung
zu
erreichen, müssen wir „alle Verhältnisse
umwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein
verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“. K. Marx, Kritik der
Hegelschen Rechtsphilosophie, MEW 1, 385. „Die Gesellschaft kann
sich selbstredend nicht befreien, ohne dass jeder Einzelne befreit wird.
Die alte Produktionsweise muss also von Grund aus umgewälzt werden ...“
F.
Engels, Anti-Dühring, MEW 20, 273. Das
Proletariat „kann sich aber nicht
selbst befreien, ohne seine eigenen Lebensbedingungen aufzuheben. Es kann
seine eigenen Lebens-bedingungen nicht aufheben, ohne alle unmenschlichen
Lebensbe-dingungen der heutigen Gesellschaft, die sich in seiner Situation
zusammenfassen, aufzuheben.“ K. Marx, Hl. Familie,
MEW 2, 38. „In Erwägung, –
dass die Emanzipation
der Arbeiterklasse durch die Arbeiterklasse selbst erobert werden
muss; dass der Kampf für die
Emanzipation der Arbeiterklasse kein Kampf für Klassenvorrechte ... ist,
sondern ... für die Vernichtung aller
Klassen-herrschaft; dass die ökonomische
Unterwerfung des Arbeiters unter den Aneigner der Arbeitsmittel ... der
Knechtschaft in allen ihren Formen zugrunde liegt – allem
gesellschaftlichem Elend, aller geistigen Verkümmerung und politischen
Abhängigkeit; dass die ökonomische
Emanzipation der Arbeiterklasse daher der große Endzweck ist, dem jede
politische Bewegung, als Mittel, unterzuordnen ist; dass die Emanzipation
der Arbeiterklasse weder ein lokale, noch eine nationale, sondern eine
soziale Aufgabe ist, welche alle Länder umfasst, in denen die moderne
Gesellschaft besteht, und deren Lösung vom praktischen und theoretischen
Zusammenwirken der fortgeschrittensten Länder
abhängt; dass die gegenwärtig
sich erneuernde Bewegung der Arbeiterklasse in den industriellsten Ländern
Europas, während sie neue Hoffnungen wachruft, zugleich feierliche Warnung
erteilt, gegen einen Rückfall in die alten Irrtümer und zur sofortigen
Zusammenfassung der noch zusammenhanglosen Bewegung
drängt; – aus diesen Gründen haben die unterzeichneten Mitglieder des Komitees ... die notwendigen Schritte zur Gründung der Internationalen Arbeiter-Assoziation getan.“ K. Marx, Provisorische Statuten der IAA, MEW 16, 14. „Eine unterdrückte
Klasse ist die Lebensbedingung jeder auf Klassen-gegensatz begründeten
Gesellschaft. Die Befreiung der unterdrückten Klasse schließt also
notwendigerweise die Schaffung einer neuen Gesellschaft ein. ... Heißt
dies, dass es nach dem Sturz der alten Gesellschaft eine neue
Klassenherrschaft geben wird, die in einer neuen politischen Gewalt
gipfelt? Nein. Die Bedingung der Befreiung der arbeitenden Klasse ist die
Abschaffung jeder Klasse. ... Die arbeitende Klasse wird im Laufe der Entwicklung an die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft eine Assoziation (= freie Vereinigung) setzen, welche die Klassen und ihren Gegensatz ausschließt, und es wird keine eigentliche politische Gewalt mehr geben, weil gerade die politische Gewalt der offizielle Ausdruck des Klassengegensatzes innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft ist. ... Nur bei einer Ordnung der Dinge, wo es keine Klassen und keinen Klassengegensatz gibt, werden die gesellschaftlichen Evolutionen aufhören, politische Revolutionen zu sein.“ K. Marx, Elend der Philosophie, MEW 4, 181f. „Marx
und ich haben, seit 1845, die Ansicht gehabt, dass eine der
schließlichen Folgen der künftigen proletarischen Revolution sein wird die
allmähliche Auflösung und endlich das Verschwinden der mit dem Namen
Staat bezeichneten politischen Organisation, einer Organisation,
deren Hauptzweck von jeher war, durch bewaffnete Gewalt, die ökono-mische
Unterdrückung der arbeitenden Mehrzahl durch die begüterte Minderzahl
sicherzustellen. Mit
dem Verschwinden einer begüterten Minderzahl verschwindet auch die
Notwendigkeit einer bewaffneten Unterdrückungs- oder Staatsgewalt.“
F.
Engels, Brief an Van Patten (1883), MEW 36, 11. „Sind im Laufe der Entwicklung die Klassenunterschiede verschwunden und ist alle Produktion in den Händen der assoziierten Individuen konzentriert, so verliert die öffentliche Gewalt den politischen Charakter. Die politische Gewalt im eigentlichen Sinn ist die organisierte Gewalt einer Klasse zur Unterdrückung einer anderen. Wenn das Proletariat im Kampfe gegen die Bourgeoisie sich notwendig zur Klasse vereint, durch eine Revolution sich zur herrschenden Klasse macht und als herrschende Klasse gewaltsam die alten Produktions-verhältnisse aufhebt, so hebt es mit diesen Produktionsverhältnissen die Existenzbedingung des Klassengegensatzes, der Klassen überhaupt, und damit seine eigene Herrschaft als Klasse auf. An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation (= freiwilliger Zusammenschluss), worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist.“ K. Marx, Kommunistisches Manifest, MEW 4, 482. Siehe auch die Artikel: |
Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: „Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |