Geld

Entstehung (A) und Funktionen (B) des Geldes

 

 

A: Entstehung des Geldes

„Aber was ist Geld? Geld ist kein Ding, sondern eine bestimmte Form des Werts, ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 870.

„Das Geld ist nicht eine Sache, sondern ein gesellschaftliches Verhältnis.“ K. Marx, Elend der Philosophie, MEW 4, 107.

„Das Geld entsteht nicht durch Konvention... Es entsteht aus dem Austausch und im Austausch naturwüchsig, ist ein Produkt desselben.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 83.

Was Geld ist und was es leistet, ist nur aus seiner Entwicklung zu begreifen. Vergleiche zur Einführung: W. Buchenberg: Entstehung des Geldes im alten Griechenland.

 

 

1. Geld entwickelte sich aus und mit dem einfachen Warentausch

„Jedermann weiß, wenn er auch sonst nichts weiß, dass die Waren eine ... ge­meinsame Wertform besitzen – die Geldform. Hier gilt es ... die Entstehung die­ser Geldform nachzuweisen, also die Entwicklung des im Wertverhältnis der Wa­ren enthaltenen Wertausdrucks von seiner einfachsten unscheinbarsten Gestalt bis zur blendenden Geldform zu verfolgen. Damit verschwindet zugleich das Geldrätsel.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 62.

„Man mag ... eine einzelne Ware drehen und wenden, wie man will, sie bleibt un­fassbar als Wertding. Erinnern wir uns jedoch, dass die Waren nur Wertgegen­ständlichkeit besitzen, sofern sie Ausdrücke derselben gesellschaftlichen ... Arbeit sind, dass ihre Wertgegenständlichkeit also rein gesellschaftlich ist, so versteht sich auch von selbst, dass sie nur im gesellschaftlichen Verhältnis von Ware zu Ware erscheinen kann.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 62.

Nur die Gleichsetzung verschiedenartiger Waren bringt den spezifischen Cha­rak­ter der wertbildenden Arbeit zum Vorschein, indem es die in den verschieden­artigen Waren steckenden, verschiedenartigen Arbeiten tatsächlich auf ihr Ge­meinsames reduziert, auf menschliche Arbeit überhaupt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 65.

„Das einfachste Wertverhältnis ist offenbar das Wertverhältnis einer Ware zu ei­ner einzigen verschiedenartigen Ware, gleichgültig welcher (x Ware A = y Ware B). Das Wertverhältnis zweier Waren liefert daher den einfachsten Wertausdruck für eine Ware.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 62.

 

1.1. Form I: einfache, einzelne oder zufällige Wertform -

Wertvergleich in einfachster und vereinzelter Form

20 Ellen Leinwand sind 1 Rock wert.

oder

20 Ellen Leinwand = 1 Rock

oder

x Ware A = y Ware B

Die Menge einer bestimmten Ware A wird direkt gegen eine bestimmte Menge ei­ner anderen Ware B getauscht. Damit dieser Tausch zustande kommen kann, muss vorher der Wert der Ware A im Vergleich zum Wert der Ware B bestimmt werden.

„Diese Form kommt offenbar praktisch nur vor in den ersten Anfängen, wo Ar­beits­pro­dukte durch zufälligen und gelegentlichen Austausch in Waren verwan­delt werden.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 80.

„Das Geheimnis aller Wertform steckt in dieser einfachen Wertform. Ihre Analy­se bietet daher die eigentliche Schwierigkeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 63.

 

1.1.1. Die beiden Pole des Wertausdrucks –

Relative Wertform und Äquivalentform

„Der Wert der Leinwand kann ... nur relativ ausgedrückt werden, d. h. in anderer Ware.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 63.

„Die erste Ware spielt eine aktive, die zweite eine passive Rolle. Der Wert der ersten Ware ist als relativer Wert dargestellt, oder sie befindet sich in relativer Wertform. Die zweite Ware funktioniert als Äquivalent (Wertgleiches) oder be­findet sich in Äquivalentform.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 63.

Der Wert der Leinwand wird gesucht:

Wie viel sind diese 20 Ellen Leinwand wert?

Die Leinwand sucht das Verhältnis zu einem ihr gleichen Wert = aktiv = relative Wertform.

Der Wert der Leinwand wird im Rock gefunden:

Die 20 Ellen Leinwand sind diesen Rock wert!

Der Rock dient hier der Leinwand als Wertgleiches = passiv = Äquivalentform.

„Ob eine Ware sich nun in relativer Wertform befindet oder in der entgegenge­setzten Äquivalentform, hängt ausschließlich ab von ihrer jedesmaligen Stelle im Wertausdruck, d. h. davon, ob sie die Ware ist, deren Wert (Leinwand), oder aber die Ware, worin Wert ausgedrückt wird (Rock).“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 64.

Im Folgenden werden die beiden Glieder dieses Wertvergleichs oder „Wertausdrucks“, nämlich die „relative Wertform“ und die „Äqui-valent­form“ näher untersucht. Mithilfe dieser Untersuchungs-ergebnisse erklärt Karl Marx dann, was Geld ist.

 

1.1.1.1. Die relative Wertform

Mit der Frage: „Wie viel sind diese 20 Ellen Leinwand wert?“ sucht man für eine Ware eine Verkörperung von Wert oder den Wertvergleich. Hat man einen Ver­gleichswert gefunden, so hat man einen Wertausdruck.

 

a) Gehalt der relativen Wertform

„Der Wert der Ware Leinwand wird daher ausgedrückt im Körper der Ware Rock, der Wert einer Ware im Gebrauchswert der anderen. Als Gebrauchswert ist die Leinwand ein vom Rock sinnlich verschiedenes Ding, als Wert ist sie ‚Rock­gleiches‘ ...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 66.

„Im Wertverhältnis der Leinwand gilt der Rock als ihr qualitativ Gleiches, als Ding von derselben Natur, weil er ein Wert ist. Er gilt hier daher als ein Ding, worin Wert erscheint oder welches in seiner handgreiflichen Naturalform Wert darstellt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 66.

„... Im Wertverhältnis einer Ware zu anderen tritt ... ihr Wertcharakter ... hervor durch ihre eigene Beziehung zu der anderen Ware.

Indem z. B. der Rock als Wertding der Leinwand gleichgesetzt wird, wird die in ihm steckende Arbeit der in ihr steckenden Arbeit gleichgesetzt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 65.

„Vermittelst des Wertverhältnisses (x Ware A = y Ware B) wird also die Natural­form der Ware B (Rock) zur Wertform der Ware A (Leinwand) oder der Körper der Ware B (Rock) zum Wertspiegel der Ware A (Leinwand).“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 67.

 

b) Quantitative Bestimmtheit der relativen Wertform

„Jede Ware, deren Wert ausgedrückt werden soll, ist ein Gebrauchsgegenstand von gegebenem Quantum (Menge), ... Dieses gegebene Warenquantum enthält ein be­stimm­tes Quantum menschlicher Arbeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 67.

„Die Gleichung: ‚20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder: 20 Ellen Leinwand sind 1 Rock wert‘ setzt voraus, dass in 1 Rock gerade so viel Wertsubstanz steckt als in 20 Ellen Leinwand, dass beide Warenmengen also gleich viel Arbeit kosten oder gleich große Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 67.

„Der Wert der Ware A wird qualitativ ausgedrückt durch die unmit-telbare Aus­tauschbarkeit der Ware B mit der Ware A. Er wird quantitativ ausgedrückt durch die Austauschbarkeit eines bestimmten Quantums der Ware B mit dem gegebe­nen Quantum der Ware A.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 74.

 

1.1.1.2. Die Äquivalentform

Eine ganz bestimmte Menge einer Ware dient der ersten Ware als Wertgleiches oder Verkörperung von Wert: Diese 20 Ellen Leinwand sind wie viel wert? So viel wie dieser Rock!

„Die Leinwand drückt also in der Tat ihr eigenes Wertsein dadurch aus, dass der Rock unmittelbar mit ihr austauschbar ist. Die Äquivalentform einer Ware ist folglich die Form ihrer unmittelbaren Austauschbarkeit mit anderer Ware.“ KMarx, Kapital I, MEW 23, 70.

„Der Körper der Ware, die zum Äquivalent (Wertgleiches, hier: Rock) dient, gilt stets als Verkörperung abstrakt menschlicher Arbeit und ist stets das Produkt ei­ner bestimmten nützlichen, konkreten Arbeit. Diese konkrete Arbeit wird also zum Ausdruck abstrakt menschlicher Arbeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 72.

 

1.1.2. Das Ganze der einfachen Wertform

x Ware A = y Ware B

„Die einfache Wertform einer Ware ist enthalten in ihrem Wert-verhältnis zu einer verschiedenartigen Ware oder im Austauschverhältnis mit derselben.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 74.

„Die nähere Betrachtung des im Wertverhältnis zur Ware B (Rock) enthaltenen Wertausdrucks der Ware A (Leinwand) hat gezeigt, dass innerhalb desselben die Naturalform der Ware A (Leinwand) nur als Gestalt von Gebrauchswert, die Na­turalform der Ware B (Rock) nur als Wertform oder Wertgestalt gilt. Der in der Ware eingehüllte innere Gegensatz von Gebrauchswert und Wert wird also darge­stellt durch einen äußeren Gegensatz, d. h. durch das Verhältnis zweier Waren, worin die eine Ware, deren Wert ausgedrückt werden soll (Leinwand), unmittel­bar nur als Gebrauchswert, die andere Ware hingegen, worin Wert ausgedrückt wird (Rock), unmittelbar nur als Tauschwert gilt. Die einfache Wertform einer Ware ist also die einfache Erscheinungsform des in ihr enthaltenen Gegensatzes von Gebrauchswert und Wert.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 75f.

Im Austausch werden zwei Waren mit verschiedenem Gebrauchswert miteinander gleichgesetzt. Es muss also etwas in ihnen gleich sein. Was diese beide Waren gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass menschliche Arbeit in ihnen steckt. Und die Ware B zeigt, wie viel menschliche Arbeit in der Ware A steckt. Die Wa­re B kann das nur, wenn sie als eine bestimmte Menge quantifiziert wird. So haben sich Gebrauchswert und Warenwert, die in jeder Ware stecken, im Wertausdruck auf zwei verschiedene Waren aufgeteilt: Eine bestimmte Menge Gebrauchskörper der Ware B zeigt den Wert der Ware A. Das ist die erste Ent­wicklungsstufe, die einfache Wertform oder Form I. Die weiteren Formen bis zur Form des Geldes entwi­ckelten sich daraus.

 

1.2. Form II: totale oder entfaltete Wertform

„Der erste Blick zeigt das Unzulängliche der einfachen Wertform, dieser Keim­form, die erst durch eine Reihe von Verwandlungen zur Preis­form heranreift. ...

Indes geht die einzelne Wertform von selbst in eine vollständigere Form über. ... Je nachdem sie also zu dieser oder jener anderen Warenart in ein Wertverhältnis tritt, entstehen verschiedene einfache Wertausdrücke einer und derselben Ware. ...

Ihr vereinzelter Wertausdruck verwandelt sich daher in die stets verlängerbare Reihe ihrer verschiedenen einfachen Wertausdrücke.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 76.

 

1.2.1. Die entfaltete relative Wertform

20 Ellen Leinwand = 1 Rock

20 Ellen Leinwand = 10 Pfd. Tee

20 Ellen Leinwand = 2 Unzen Gold

20 Ellen Leinwand = ½ Tonne Eisen ... usw.

Oder

x Ware A = y Ware B

x Ware A = z Ware C

x Ware A = usw.

„Der Wert einer Ware, der Leinwand z. B., ist jetzt ausgedrückt in zahllosen an­de­ren Elementen der Warenwelt. Jeder andere Warenkörper wird zum Spiegel des Leinwandwerts. ... (Anm. 23: Man spricht deshalb vom Rockwert der Lein­wand, wenn man ihren Wert in Röcken, von ihrem Kornwert, wenn man ihn in Korn darstellt etc.). ...

Durch ihre Wertform steht die Leinwand daher jetzt auch in gesellschaftlichem Verhältnis nicht mehr zu nur einer einzelnen anderen Warenart, sondern zur Wa­renwelt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 77.

„Das zufällige Verhältnis zweier individueller Warenbesitzer fällt fort. Es wird offenbar, dass nicht der Austausch die Wertgröße der Ware, sondern umgekehrt die Wertgröße der Ware ihre Austauschverhältnisse reguliert.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 78.

 

1.2.2. Die besondere Äquivalentform

„Jede Ware, Rock, Tee, Weizen, Eisen usw. gilt im Wertausdruck der Leinwand (= für die Leinwand) als Äquivalent und daher als Wertkörper.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 78.

 

1.2.3. Mängel der totalen oder entfalteten Wertform

„Erstens ist der relative Wertausdruck der Ware unfertig, weil seine Darstellungs­reihe nie abschließt. Die Kette ... bleibt fortwährend ver-längerbar durch jede neu auftretende Warenart ... Zweitens bildet sie ein buntes Mosaik auseinander fallen­der und verschiedenartiger Wert-ausdrücke.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 78.

Die Verkörperung des Werts (Äquivalent) drückt sich in beliebig vielen Waren aus und besitzt „keine einheitliche Erscheinungsform“. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 79.

 

1.3. Form III: allgemeine Wertform

„Kehren wir also die Reihe: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder = 10 Pfd. Tee ... usw. um, ... so erhalten wir:“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 79.

1 Rock = 20 Ellen Leinwand

10 Pfd. Tee = 20 Ellen Leinwand

2 Unzen Gold = 20 Ellen Leinwand

x Ware A = 20 Ellen Leinwand

... usw.= 20 Ellen Leinwand

„Die entfaltete Wertform kommt zuerst tatsächlich vor, sobald ein Arbeitspro­dukt, Vieh z. B., nicht mehr ausnahmsweise, sondern schon gewohnheitsmäßig mit verschiedenen anderen Waren ausgetauscht wird.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 80.

 

1.3.1. Veränderter Charakter der Wertform

„Die Waren stellen ihre Werte jetzt 1. einfach dar, weil in einer einzigen Ware und 2. einheitlich, weil in derselben Ware. Ihre Wertform ist einfach und gemein­schaftlich, daher allgemein.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 79.

„Die neu gewonnene Form drückt die Werte der Warenwelt in einer und dersel­ben von ihr abgesonderten Warenart aus, z. B. in Leinwand, und stellt so die Werte aller Waren dar durch ihre Gleichheit mit Leinwand. ... Erst diese Form bezieht daher wirklich die Waren aufeinander als Werte oder lässt sie einander als Tauschwerte erscheinen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 80.

„Eine Ware gewinnt nur allgemeinen Wertausdruck, weil gleichzeitig alle ande­ren Waren ihren Wert in demselben Äquivalent (Wertgleiches) ausdrücken. ... Es kommt damit zum Vorschein, dass die Wertgegenständlichkeit der Waren, weil sie das bloß ‚gesellschaftliche Dasein‘ dieser Dinge ist, auch nur durch ihre allsei­tige gesellschaftliche Beziehung ausgedrückt werden kann, ihre Wertform daher gesellschaft-lich gültige Form sein muss.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 80f.

„Ihre Körperform gilt als die sichtbare Inkarnation, die allgemeine, gesellschaft­liche Verpuppung aller menschlichen Arbeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 81.

 

1.3.2. Entwicklungsverhältnis
von relativer Wertform und Äquivalentform

„Die einfache oder vereinzelte relative Wertform einer Ware macht eine andere Ware zum einzelnen Äquivalent (Form I). Die entfaltete Form des ... Ausdrucks des Werts einer Ware in allen anderen Waren prägt ihnen die Form verschieden­ar­tiger besonderer Äquivalente auf (Form II). Endlich erhält eine besondere Wa­renart die allgemeine Äquivalentform (Form III), weil alle anderen Waren sie zum Material ihrer einheitlichen, allgemeinen Wertform machen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 82.

 

1.3.3. Übergang aus der allgemeinen Wertform zur Geldform

„Die allgemeine Äquivalentform ist eine Form des Werts überhaupt. Sie kann al­so jeder Ware zukommen. ... Die spezifische Warenart nun, mit deren Natural­form die Äquivalentform gesellschaftlich verwächst, wird zur Geldware oder funktioniert als Geld. ... Diesen bevorzugten Platz hat unter den Waren ... eine be­stimmte Ware historisch erobert, das Gold.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 83f.

 

1.4. Form IV: Geldform

20 Ellen Leinwand                  = 2 Unzen Gold

1 Rock                                    = 2 Unzen Gold

10 Pfd. Tee                            = 2 Unzen Gold

x Ware A                                = 2 Unzen Gold

... usw.                                    = 2 Unzen Gold

„Es finden wesentliche Veränderungen statt beim Übergang von Form I zu Form II, von Form II zu Form III, Dagegen unterscheidet Form IV sich durch nichts von Form III, außer dass jetzt statt Leinwand Gold die allgemeine Äquivalent­form be­sitzt. Gold bleibt in Form IV, was die Leinwand in Form III war – allge­meines Äquivalent (d. h. Wertver-körperung für alle Waren und gesellschaftlicher Wert­maßstab). ...

Gold tritt den anderen Waren nur als Geld gegenüber, weil es ihnen bereits zuvor als Ware gegenüberstand. Gleich allen anderen Waren funktionierte es auch als Äquivalent (Wertgleiches), sei es als einzelnes Äquivalent, in vereinzelten Aus­tauschakten ... Nach und nach funktio-nierte es in engeren oder weiteren Kreisen als allgemeines Äquiva­lent. Sobald es das Monopol dieser Stelle im Wertaus­druck der Warenwelt ero­bert hat, wird es Geldware, und erst von dem Augen­blick, wo es bereits Geldware geworden ist, unterscheidet sich Form IV von Form III, oder ist die allgemeine Wertform verwandelt in die Geldform.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 84.

„Die Schwierigkeit im Begriff der Geldform beschränkt sich auf das Begreifen der ... allgemeinen Wertform überhaupt, der Form III, Form III löst sich rückbe­züglich auf in Form II, ... und ihr konstituierendes Element ist Form I: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder x Ware A = y Ware B. Die einfache Warenform ist da­her der Keim der Geldform.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 85.

 

2. Der Fetischcharakter der Ware und sein Geheimnis

„... Sobald die Menschen in irgendeiner Weise füreinander arbeiten, erhält ihre Arbeit auch eine gesellschaftliche Form. Woher entspringt also der rätselhafte Charakter des Arbeitsprodukts, sobald es Waren-form annimmt? Offenbar aus die­ser Form selbst.

Die Gleichheit der menschlichen Arbeiten erhält die sachliche Form der gleichen Wertgegenständlichkeit der Arbeitsprodukte, das Maß der Verausgabung mensch­licher Arbeitskraft durch ihre Zeitdauer erhält die Form der Wertgröße der Ar­beits­produkte, endlich die Verhältnisse der Produzenten, worin jene gesellschaft­lichen Bestimmungen ihrer Arbeiten bestätigt werden, erhalten die Form eines gesellschaftlichen Verhältnisses der Arbeitsprodukte. ...

Es ist nur das bestimmte gesellschaftliche Verhältnis der Menschen selbst, wel­ches hier für sie die trügerische Form eines Verhältnisses von Dingen annimmt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 86.

„In der Tat befestigt sich der Wertcharakter der Arbeitsprodukte erst durch ihre Betätigung als Wertgrößen. Die letzteren wechseln beständig, unabhängig vom Willen, Vorwissen und Tun der Austauschenden. Ihre eigene gesellschaftliche Bewegung besitzt für sie die Form einer Bewegung von Sachen, unter deren Kontrolle sie stehen, statt sie zu kontrollieren.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 89.

„Die Gestalt des gesellschaftlichen Lebensprozesses, d. h. des materiellen Pro­duktions­prozesses, streift nur ihren mystischen Nebel-schleier ab, sobald sie als Produkt frei vergesellschafteter Menschen unter deren bewusster planmäßiger Kontrolle steht.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 94.

 

3. Resümee

Karl Marx unterschied bei der Entstehung des Geldes aus dem Warenverkehr vier Entwicklungsstufen:

Stufe I: Einfacher (zufälliger) Warentausch

Eine einzelne Ware wird zufällig mit einer anderen Ware getauscht.

Das kam historisch bei isolierten Gemeinschaften vor, die nur für ihren Eigenbe­darf produzierten und zufällig aufeinander trafen und dann einen einmaligen Tauschhandel vereinbarten. Davon berichtet u. a. der griechische Histo­riker He­rodot (Buch IV, 152). Die Völker-kunde kennt davon auch Beispiele.

 

Stufe II: Entfalteter (entwickelter) Warentausch

Eine einzelne Ware wird mit vielen verschiedenen Waren getauscht.

Das kam bei Produzenten vor, die ein einzelnes Hauptprodukt für den Austausch produzierten (z. B. Olivenöl oder Wein) und für dieses einzelne Produkt viele ver­schiedene Waren eintauschten. Auch dafür gibt es historische Beispiele und Bei­spiele aus der Völkerkun­de.

 

Stufe III: Allgemeine Wertform

Auf dieser Entwicklungsstufe hat sich schon eine bestimmte Ware als Geldware abgesondert (z. B. Vieh oder Eisen).

Jeder Tauschende beschafft sich erst für sein eigenes Überschussprodukt diese Geldware. Mit dieser tauscht er dann alle Waren ein, die er benötigt. Das ist die Entwicklungsstufe, wie sie uns in früher griechischer Zeit begegnet.

 

Stufe IV: Geldform

Eine Geldware (Edelmetall) scheidet aus dem normalen Gebrauch aus und fun­giert hauptsächlich als allgemeines Tauschmittel und allgemeiner Wertausdruck für alle Waren. Diese Entwicklungsstufe wurde in klassischer griechischer Zeit erreicht.

Jede Ware kann prinzipiell zur Geldware werden und als Geld fungieren. Histo­risch entwickelte sich dazu Edelmetall (Gold). Das moderne Papier­geld ist eine noch relative junge Entwicklung.

 

B: Funktionen von Geld

„Die besonderen Geldformen, bloßes Warenäquivalent oder Zirkulationsmittel oder Zahlungsmittel, Schatz und Weltgeld, deuten, je nach dem verschiedenen Umfang und dem relativen Vorwiegen einer oder der anderen Funktion, auf sehr verschiedene Stufen des gesellschaftlichen Produktionsprozesses. Dennoch genügt erfahrungs-mäßig eine relativ schwach entwickelte Warenzirkulation zur Bildung aller dieser Formen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 184.

Die Funktionen des Geldes, die Formen, in denen Geld fungiert, sind:

1) Geld als Maß der Werte (allgemeines Äquivalent und Rechen-geld)

„Als Maß dient das Geld stets als Rechengeld, und als Preis ist die Ware stets nur ideell in das Geld verwandelt.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 105.

2) Zirkulationsmittel

„Als Vermittler der Warenzirkulation erhält das Geld die Funktion des Zirkulationsmittels.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 128.

3) Schatz

„Mit der ersten Entwicklung der Warenzirkulation selbst entwickelt sich die Notwendigkeit und die Leidenschaft, ... die verwandelte Gestalt der Ware oder ihre Goldpuppe festzuhalten. Ware wird verkauft, nicht um Ware zu kaufen, sondern um Warenform durch Geldform zu ersetzen. ... Das Geld versteinert damit zum Schatz, und der Warenverkäufer wird Schatzbildner.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 144.

4) Zahlungsmittel

„... Als Kaufmittel und als Zahlungsmittel realisiert Geld nur den Preis der Ware, die es kauft oder zahlt, ...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 181.

5) Weltgeld

Weltgeld ist Geld, das im Warenaustausch zwischen Staaten akzeptiert wird.

 

Diese fünf Geldfunktionen werden nun näher erläutert:

1. Geld als Maß der Werte

„Ich setze überall in dieser Schrift (dem ,Kapital‘), der Vereinfachung halber, Gold als die Geldware voraus.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 109.

„Die erste Funktion des Goldes besteht darin, der Warenwelt das Material ihres Wertausdrucks zu liefern oder die Warenwerte als gleichnamige Größen, qualitativ gleiche und quantitativ vergleichbare, darzustellen.

So funktioniert es als allgemeines Maß der Werte, und nur durch diese Funktion wird Gold, die spezifische Äquivalentware, zunächst Geld.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 109.

„Der Wertausdruck einer Ware in Gold – x Ware A = y Geldware – ist ihre Geldform oder ihr Preis.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 110.

„Der Preis oder die Geldform der Waren ist ... eine von ihrer handgreiflich reellen Körperform unterschiedene, also nur ideelle oder vorgestellte Form. Der Wert von Eisen, Leinwand, Weizen usw. existiert, obgleich unsichtbar, in diesen Dingen selbst; er wird vorgestellt durch ihre Gleichheit mit Gold, eine Beziehung zum Gold, die sozusagen nur in ihren Köpfen spukt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 3, 110.

„Der Preis ist der Geldname der in der Ware vergegenständlichten Arbeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 116.

Aber Preis der Ware und Wert der Ware können und müssen voneinander abweichen. „Die Möglichkeit ... der Abweichung des Preises von der Wertgröße, liegt ... in der Preisform selbst. Es ist dies kein Mangel dieser Form, sondern macht sie umgekehrt zur adäquaten Form einer Produktionsweise, worin sich die Regel nur als blindwirkendes Durchschnittsgesetz der Regellosigkeit durchsetzen kann.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 117.

Der Preis kann sich ganz vom Wert ablösen: „Dinge, die an und für sich keine Waren sind, z. B. Gewissen, Ehre usw. können ihren Besitzern für Geld verkäuflich sein und so durch ihren Preis die Warenform erhalten. Ein Ding kann daher formell einen Preis haben, ohne einen Wert zu haben. Der Preisausdruck wird hier imaginär...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 117.

„Die Warenwerte sind daher verwandelt in vorgestellte Goldmengen von verschiedener Größe, ... Als solche verschiedene Goldmengen vergleichen und messen sie sich untereinander, und es entwickelt sich technisch die Notwendigkeit, sie auf ein fixiertes Quantum Gold als ihre Maßeinheit zu beziehen. ...

Vor ihrer Geldwerdung besitzen Gold, Silber, Kupfer bereits solche Maßstäbe in ihren Metallgewichten, ... Bei aller metallischen Zirku-lation bilden daher die vorgefundenen Namen des Gewichtsmaßstabs auch die ursprünglichen Namen des Geldmaßstabs oder Maßstabs der Preise.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 112.

„Als Maß der Werte kann Gold nur dienen, weil es selbst Arbeitsprodukt, also der Möglichkeit nach ein veränderlicher Wert ist.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 113.

„Wertmaß ist das Gold, weil sein Wert veränderlich ist, Maßstab der Preise, weil es als unveränderliche Gewichtseinheit fixiert wird.“ K. Marx, Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, 55.

„Als Maß der Werte und als Maßstab der Preise verrichtet das Gold zwei ganz verschiedene Funktionen. Maß der Werte ist es als die gesellschaftliche Inkarnation der menschlichen Arbeit, Maßstab der Preise als ein festgesetztes Metallgewicht.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 113.

„Der Wertwechsel des Goldes verhindert auch nicht seine Funktion als Wertmaß. Er trifft alle Waren gleichzeitig, lässt also unter sonst gleichen Bedingungen ihre wechselseitigen relativen Werte unverändert, obgleich sie sich nun alle in höheren oder niedrigeren Goldpreisen als zuvor ausdrücken.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 113.

„Da der Geldmaßstab einerseits rein konventionell ist, andererseits allgemeiner Gültigkeit bedarf, wird er zuletzt gesetzlich geregelt.

Ein bestimmter Gewichtsteil des edlen Metalls, z. B. eine Unze Gold, wird offiziell abgeteilt in aliquote Teile, die legale Taufnamen erhalten, wie Pfund, Taler usw. Solcher aliquote Teil, der dann als die eigentliche Maßeinheit des Geldes gilt, wird untergeteilt in andere aliquote Teile mit gesetzlichen Taufnamen, wie Shilling, Penny etc.

Nach wie vor bleiben bestimmte Metallgewichte Maßstab des Metallgeldes. Was sich geändert, ist Einteilung und Namensgebung.

Die Preise, oder die Goldmengen, worin die Werte der Waren ideell verwandelt sind, werden jetzt also ausgedrückt in den Geldnamen oder gesetzlich gültigen Rechennamen des Goldmaßstabs.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 115.

 

2. Geld als Zirkulationsmittel

2.1. Die Verwandlung der Waren

Der Austauschprozess produziert eine Verdopplung der Ware in Ware und Geld, ... In diesem Gegensatz treten die Waren als Gebrauchswerte dem Geld als Tauschwert gegenüber. Andererseits sind beide Seiten des Gegensatzes Waren, also Einheiten von Gebrauchswert und Wert.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 119.

„Begleiten wir nun irgendeinen Warenbesitzer ... zur Szene des Austauschprozesses, dem Warenmarkt. ...

Der Austauschprozess der Ware vollzieht sich ... in zwei entgegen-gesetzten und einander ergänzenden Verwandlungen – Verwandlung der Ware in Geld und ihre Rückverwandlung aus Geld in Ware.

Die Momente der Warenverwandlung sind zugleich Tätigkeiten des Warenbesitzers – Verkauf, Austausch der Ware mit Geld; Kauf, Austausches des Gelds mit Ware, und Einheit beider Akte: verkaufen, um zu kaufen. ... Von seinem Standpunkt vermittelt der ganze Prozess nur den Austausch seines Arbeitsprodukts mit fremdem Arbeitsprodukt, den Produktentausch.

Der Austauschprozess der Ware vollzieht sich also in folgendem Formwechsel:

Ware – Geld – Ware

W – G – W.

Nach ihrem stofflichen Inhalt ist die Bewegung W – W, Austausch von Ware gegen Ware, Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit, ...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 119f.

„Soweit der Austauschprozess Waren aus der Hand, worin sie Nicht-Gebrauchswerte sind, in die Hand überträgt, worin sie Gebrauchswerte sind, ist er gesellschaftlicher Stoffwechsel. Das Produkt einer nützlichen Arbeitsweise ersetzt das der anderen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 119.

„Die Teilung der Arbeit verwandelt das Arbeitsprodukt in Ware und macht dadurch seine Verwandlung in Geld notwendig. Sie macht es zugleich zufällig, ob diese Verwandlung der Körper gelingt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 122.

„Als Vermittler der Warenzirkulation erhält das Geld die Funktion des Zirkulationsmittels.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 128.

„Die Gesamtverwandlung einer Ware unterstellt, in ihrer einfachsten Form, vier Extreme und drei handelnde Personen.

Erst tritt der Ware das Geld als ihre Wert-Gestalt gegenüber, ... So tritt dem Warenbesitzer ein Geldbesitzer gegenüber.

Sobald die Ware nun in Geld verwandelt, wird letzteres zu ihrer verschwindenden Äquivalentform, deren Gebrauchswert oder Inhalt diesseits in anderen Warenkörpern existiert.

Als Endpunkt der ersten Warenwandlung ist das Geld zugleich Ausgangspunkt der zweiten.

So wird der Verkäufer des ersten Akts Käufer im zweiten, wo ihm ein dritter Warenbesitzer als Verkäufer gegenübertritt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 125.

„Der Kreislauf, den die Verwandlungsreihe jeder Ware beschreibt, verschlingt sich also unentwirrbar mit den Kreisläufen anderer Waren. Der Gesamtprozess stellt sich dar als Warenzirkulation.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 126.

„Die Warenzirkulation ist nicht nur formell, sondern wesentlich vom unmittelbaren Produktentausch unterschieden. ... Es entwickelt sich ein ganzer Kreis von den handelnden Personen unkontrollierbarer, gesellschaftlicher Naturzusammenhänge.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 126.

„Die Zirkulation sprengt die zeitlichen, örtlichen und individuellen Schranken des Produktenaustausches eben dadurch, dass sie die hier vorhandene unmittelbare Identität zwischen dem Austausch des eigenen und dem Eintausch des fremden Arbeitsprodukts in den Gegensatz von Verkauf und Kauf spaltet.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 127.

 

2.2. Umlauf des Geldes

„Der Umlauf des Geldes zeigt beständige, eintönige Wiederholung desselben Prozesses. Die Ware steht stets auf Seite des Verkäufers, das Geld stets auf Seite des Käufers, als Kaufmittel. Es funktioniert als Kaufmittel, indem es den Preis der Ware realisiert.

Indem es ihn realisiert, überträgt es die Ware aus der Hand des Verkäufers in die Hand des Käufers, während es die Ware aus der Hand des Käufers in die des Verkäufers entfernt, um denselben Prozess mit einer anderen Ware zu wiederholen.

Dass diese einseitige Form der Geldbewegung aus der doppelseitigen Formbewegung der Ware entspringt, ist verhüllt. ... Das Resultat der Warenzirkulation, Ersatz von Ware durch andere Ware, erscheint daher nicht durch ihren eigenen Formwechsel vermittelt, sondern durch die Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel, ... “ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 129f.

 

2.2.1. Wie viel Geld ist nötig für die Zirkulation der Waren zu einem bestimmten Zeitabschnitt?

„Preissumme der Waren geteilt durch die Umlaufsanzahl gleichnamiger Geldstücke = Masse des als Zirkulationsmittel funktionierenden Geldes.

Dies Gesetz gilt allgemein.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 133.

„Die drei Faktoren: die Preisbewegung, die zirkulierende Warenmasse und endlich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, können aber in verschiedener Richtung und verschiedenen Verhältnisses wechseln, ... also sehr zahlreiche Kombinationen durchmachen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 135

„Das Gesetz, dass die Quantität der Zirkulationsmittel bestimmt ist durch die Preissumme der zirkulierenden Waren und die Durch-schnittsgeschwindigkeit des Geldumlaufs, kann auch so ausgedrückt werden, dass bei gegebner Wertsumme der Waren und gegebener Durchschnittsgeschwindigkeit ihrer Verwandlungen, die Quantität des umlaufendes Geldes oder des Geldmaterials von seinem eigenen Wert abhängt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 136.

Silberwährung erfordert also mehr umlaufendes Geld als Goldwährung, die Euro-Währung weniger als die D-Mark.

 

2.3. Münzgeld statt Goldbarren und die Entstehung von Papiergeld

„Aus der Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel entspringt seine Münzgestalt. Der in dem Preise oder Geldnamen der Waren vorgestellte Gewichtsteil Gold muss ihnen in der Zirkulation als gleichnamiges Goldstück oder Münze gegenübertreten. ... In den verschiedenen Nationaluniformen, die Gold und Silber als Münzen tragen, auf dem Weltmarkt aber wieder ausziehen, erscheint die Scheidung zwischen den inneren oder nationalen Sphären der Warenzirkulation und ihrer allgemeinen Weltmarktsphäre.

Goldmünze und Barrengold unterscheiden sich also von Haus aus nur durch die Figur, und das Gold ist beständig aus einer Form in die andere verwandelbar.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 138f.

„Der Weg aus der Münze ist aber zugleich der Gang zum Schmelztiegel. Im Umlauf verschleißen nämlich die Goldmünzen, ... Goldtitel und Goldsubstanz, Nominalgehalt und Realgehalt beginnen ihren Scheidungsprozess. ...

Das Gold als Zirkulationsmittel weicht ab vom Gold als Maßstab der Preise und hört damit auch auf, wirkliches Äquivalent (Gegenwert) der Waren zu sein, deren Preise es realisiert.

Die Geschichte dieser Wirren bildet die Münzgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis ins 18. Jahrhundert.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 139.

„Wenn der Geldumlauf selbst den Realgehalt vom Normalgehalt der Münze scheidet, ihr Metalldasein von ihrem funktionellen Dasein, so enthält er die Möglichkeit latent, das Metallgeld in seiner Münzfunktion durch Marken aus anderem Material oder Symbole zu ersetzen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 140.

„Nur bedarf das Zeichen des Geldes seiner eigenen objektiv gesellschaftlichen Gültigkeit, und diese erhält das Papiersymbol durch den Zwangskurs. Nur innerhalb der von den Grenzen eines Gemein-wesens umschriebenen oder inneren Zirkulationssphäre gilt dieser Staatszwang, aber auch nur hier geht das Geld völlig auf in seine Funktion als Zirkulationsmittel oder Münze und kann daher im Papiergeld eine von seiner Metallsubstanz äußerlich getrennte oder bloß funktionelle Existenzweise erhalten.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 143.

„Staatspapiergeld mit Zwangskurs ist die vollendete Form des Wertzeichens, und die einzige Form des Papiergeldes, die unmittelbar aus ... der einfachen Warenzirkulation selbst herauswächst.“ K. Marx, Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, 95.

„Weil Geld in bestimmten Funktionen durch bloße Zeichen seiner Zeichen seiner selbst ersetzt werden kann, entsprang der ... Irrtum, es sei ein bloßes Zeichen. Andererseits lag darin die Ahnung, dass die Geldform des Dings ihm selbst äußerlich und bloße Erscheinungsform dahinter versteckter menschlicher Verhältnisse ist.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 105.

„In der Zirkulation der Wertzeichen (Papiergeld) erscheinen alle Gesetze der wirklichen Geldzirkulation umgekehrt und auf den Kopf gestellt.

Während das Gold zirkuliert, weil es Wert hat, hat das Papier Wert, weil es zirkuliert.

Während bei gegebenem Tauschwert der Waren die Quantität des zirkulierenden Goldes von seinem eigenen Wert abhängt, hängt der Wert des Papiers von seiner zirkulierenden Quantität ab.

Während die Quantität des zirkulierenden Goldes steigt oder fällt mit dem Steigen oder Fallen der Warenpreise, scheinen die Warenpreise zu steigen oder zu fallen mit dem Wechsel in der Quantität des zirkulierenden Papiers.

Während die Warenzirkulation nur bestimmte Quantität Goldmünze absorbieren kann, daher abwechselnde Kontraktion und Expansion des zirkulierenden Geldes sich als notwendiges Gesetz darstellt, scheint das Papiergeld in jeder beliebigen Ausdehnung in die Zirkulation einzugehen.

Während der Staat die Gold- und Silbermünze verfälscht ..., sollte er die Münze auch nur 1/100 Gramm unter ihrem Nominalgehalt ausgeben, vollzieht er eine völlig richtige Operation in der Ausgabe wertloser Papierzettel ...

Während die Goldmünze augenscheinlich nur den Wert der Waren repräsentiert, soweit dieser selbst in Gold geschätzt oder als Preis dargestellt ist, scheint das Wertzeichen (Papiergeld) den Wert der Ware unmittelbar zu repräsentieren.

Es leuchtet daher ein, warum Beobachter, die die Phänomene der Geldzirkulation einseitig an der Zirkulation von Papiergeld mit Zwangskurs studierten, alle inneren Gesetze der Geldzirkulation verkennen mussten.

In der Tat erscheinen diese Gesetze nicht nur verkehrt in der Zirkulation des Papiergelds, sondern ausgelöscht, da das Papiergeld, wenn in richtiger Quantität ausgegeben, Bewegungen vollzieht, die ihm nicht als Wertzeichen eigentümlich sind, während seine eigentümliche Bewegung, statt direkt aus der Verwandlung der Waren zu stammen, aus Verletzung seiner richtigen Proportion zum Gold entspringt.“ K. Marx, Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, 100f.

„Ein spezifisches Gesetz der Papierzirkulation kann nur aus ihrem Repräsentationsverhältnis zum Gold entspringen. Und dies Gesetz ist einfach dies, dass die Ausgabe des Papiergelds auf die Quantität zu beschränken ist, worin das von ihm symbolisch dargestellte Gold (bzw. Silber) wirklich zirkulieren müsste.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 141.

Siehe auch den Artikel: Gold- und Papierwährung

 

3. Schatzbildung

Sobald das Geld als Verkörperung von Wert festgehalten wird, wird die Einheit von Verkauf und Kauf unterbrochen.

„Das Geld versteinert damit zum Schatz, und der Warenverkäufer wird zum Schatzbildner.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 144.

„Die Schatzbildung erfüllt verschiedene Funktionen in der Ökonomie der metallischen Zirkulation. ... Man hat gesehen, wie mit den beständigen Schwankungen der Warenzirkulation in Umfang, Preisen und Geschwindigkeit die Umlaufsmasse des Geldes rastlos ebbt und flutet. Sie muss also der Kontraktion und Expansion fähig sein. ...

Damit die wirklich umlaufende Geldmasse dem Sättigungsgrad der Zirkulation stets entspreche, muss das in einem Lande befindliche Gold- oder Silberquantum größer sein als das in Münzfunktion begriffene. Diese Bedingung wird erfüllt durch die Schatzform des Geldes. Die Schatzreservoirs dienen zugleich als Abfuhr- und Zufuhrkanäle des zirkulierenden Geldes, welches seine Umlaufskanäle daher nie überfüllt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 148.

„In den Ländern rein metallischer Zirkulation oder unentwickelter Produktionsstufe sind die Schätze unendlich zersplittert und zerstreut über die ganze Oberfläche des Landes, während sie in bürgerlich entwickelten Ländern in den Bankreservoirs konzentriert werden.“ K. Marx, Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, 114.

 

4. Geld als Zahlungsmittel (einer Schuldforderung)

„Mit der Entwicklung der Warenzirkulation entwickeln sich jedoch Verhältnisse, wodurch die Veräußerung der Ware von der Realisierung ihres Preises zeitlich getrennt wird. Es genügt, die einfachsten dieser Verhältnisse hier anzudeuten.

Die eine Warenart benötigt längere, die andere kürzere Zeitdauer zu ihrer Produktion. Die Produktion verschiedener Waren ist an verschiedene Jahreszeiten geknüpft. Die eine Ware wird auf ihrem Marktplatz geboren, die andere muss zu entferntem Markt reisen. Der eine Warenbesitzer kann daher als Verkäufer auftreten, bevor der andere als Käufer auftreten kann. ... Andererseits wird die Benutzung gewisser Warenarten, z. B. eines Hauses, für einen bestimmten Zeitraum verkauft. Erst nach Ablauf des Termins hat der Käufer den Gebrauchswert der Ware wirklich erhalten. Er kauft sie daher, bevor er sie zahlt. ...

Der Verkäufer wird Gläubiger, der Käufer Schuldner. Da ... erhält auch das Geld eine andere Funktion. Es wird Zahlungsmittel.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 149.

„Die gleichzeitige Erscheinung der Äquivalente Ware und Geld auf den beiden Polen des Verkaufsprozesses hat aufgehört.

Das Geld funktioniert jetzt erstens als Wertmaß in der Preisbestimmung der verkauften Ware. Ihr vertraglich festgesetzter Preis misst die Obligation des Käufers, d. h. die Geldsumme, die er an einem bestimmten Zeittermin schuldet.

Es funktioniert zweitens als ideelles Kaufmittel. Obgleich es nur im Geldversprechen des Käufers existiert, bewirkt es den Händewechsel der Ware. Erst am fälligen Zahlungstermin tritt das Zahlungsmittel wirklich in die Zirkulation, d. h. geht aus der Hand des Käufers in die des Verkäufers über. ... Das Zahlungsmittel tritt in die Zirkulation hinein, aber nachdem die Ware bereits aus ihr ausgetreten ist. Das Geld vermittelt nicht mehr den Prozess. Es schließt ihn selbständig ab, als absolutes Dasein des Tauschwerts oder allgemeine Ware.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 150.

„Betrachten wir nun die Gesamtsumme des in einem gegebenen Zeitabschnitt umlaufenden Geldes, so ist sie, bei gegebener Umlaufsgeschwindigkeit der Zirkulations- und Zahlungsmittel, gleich der Summe der zu realisierenden Warenpreise plus der Summe der fälligen Zahlungen, minus der sich ausgleichenden Zahlungen, minus endlich der Anzahl der Umläufe, worin dasselbe Geldstück abwechselnd bald als Zirkulations-, bald als Zahlungsmittel funktioniert.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 153.

 

4.1. Schuldverhältnisse

„Es ist indes klar, dass mit der Ausdehnung des Kreditwesens, also der bürgerlichen Produktion überhaupt, die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel sich ausdehnen wird auf Kosten seiner Funktion als Kaufmittel und noch mehr als Element der Schatzbildung.“ K. Marx, Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, 119.

„Die Entwicklung des Geldes als Zahlungsmittel ernötigt Geldakkumulation für die Verfalltermine der geschuldeten Summen. Während die Schatzbildung als selbständige Bereicherungsform verschwindet mit dem Fortschritt der bürgerlichen Gesellschaft, wächst sie umgekehrt mit demselben in der Form von Reservefonds der Zahlungsmittel.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 156.

„Das Kreditgeld entspringt unmittelbar aus der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, indem Schuldzertifikate für die verkauften Waren selbst wieder zur Übertragung der Schuldforderungen zirkulieren.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 153f.

„Bei gewissem Höhegrad und Umfang der Warenproduktion greift die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel über die Sphäre der Warenzirkulation hinaus. Es wird die allgemeine Ware der Kontrakte.

Renten, Steuern usw. verwandeln sich aus Naturallieferungen in Geldzahlungen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 154.

 

5. Weltgeld

„Mit dem Verlassen der Landesgrenzen, seiner inneren Zirkulationssphäre, streift das Geld die dortigen Lokalformen von Maßstab der Preise, Münze, Scheidemünze und Wertzeichen, wieder ab und fällt in die ursprüngliche Barrenform der edlen Metalle zurück. Im Welthandel entfalten die Waren ihren Wert universell. ... Erst auf dem Weltmarkt funktioniert das Geld in vollem Umfang als die Ware, deren Naturalform zugleich unmittelbar gesellschaftliche Verwirklichungs-form der abstrakten menschlichen Arbeit ist. ...

Das Weltgeld funktioniert als allgemeines Zahlungsmittel, allgemeines Kaufmittel und absolut gesellschaftliche Verkörperung des Reichtums überhaupt (...). Die Funktion als Zahlungsmittel, zur Ausgleichung internationaler Bilanzen, herrscht vor. ...

Wie für seine innere Zirkulation, braucht jedes Land für die Weltmarktzirkulation einen Reservefonds.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 156ff.

Siehe auch den Artikel:

Gold- und Papierwährung


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Zur Zitierweise:

Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396.

Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.