Bankkapital (Geldhandlungskapital)

Es „bildet sich mit der kapitalistischen Produktion eine ganz neue Macht, das Kreditwesen, das in seinen Anfängen verstohlen, als bescheidene Beihilfe der Akkumulation, sich einschleicht, durch unsichtbare Fäden die über die Oberfläche der Gesellschaft in größeren oder kleineren Massen zersplitterten Geldmittel in die Hände individueller oder assoziierter Kapitalisten zieht, aber bald eine neue und furchtbare Waffe im Konkurrenzkampf wird und sich schließlich in einen ungeheuren sozialen Mechanismus zur Zentralisation der Kapitale verwandelt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 655.

„Die rein technischen Bewegungen, die das Geld durchmacht im Zirkulationsprozess des industriellen Kapitals und ... des Warenhandlungskapitals ... – diese Bewegungen, verselbständigt zur Funktion eines besonderen Kapitals, das sie, und nur sie, als ihm eigentümliche Operationen ausübt, verwandeln dies Kapital in Geldhandlungskapital. ... Von dem Gesamtkapital sondert sich nun ab und verselbständigt sich ein bestimmter Teil in Form von Geldkapital, dessen kapitalistische Funktion ausschließlich darin besteht, für die gesamte Klasse der industriellen und kommerziellen Kapitalisten diese Operationen auszuführen.

Wie beim Warenhandlungskapital trennt sich ein Teil des im Zirkulationsprozess in der Gestalt von Geldkapital vorhandenen industriellen Kapitals ab und verrichtet diese Operationen des Reproduktionsprozesses für das gesamte übrige Kapital.

Die Bewegungen dieses Geldkapitals sind also wiederum nur Bewegungen eines verselbständigten Teils des in seinem Reproduktionsprozess begriffenen industriellen Kapitals.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 327.

 

1. Zur Geschichte des Kredits und der Banken

„Die Entwicklung des Kreditwesens vollbringt sich als Reaktion gegen den Wucher. ...

Es bedeutet nichts mehr und nichts weniger als die Unterordnung des zinstragenden Kapitals unter die Bedingungen und Bedürfnisse der kapitalistischen Produktionsweise. Im Großen und Ganzen wird das zinstragende Kapital im modernen Kreditsystem den Bedingungen der kapitalistischen Produktion angepasst.

Der Wucher als solcher existiert nicht nur fort, sondern wird bei Völkern entwickelter kapitalistischer Produktion von den Schranken befreit, die ihm alle ältere Gesetzgebung gezogen hat. Das zinstragende Kapital behält die Form von Wucherkapital gegenüber Personen und Klassen oder in Verhältnissen, wo nicht im Sinn der kapitalistischen Produktionsweise geborgt wird und geborgt werden kann; wo aus individueller Not geborgt wird wie im Pfandhaus; wo dem genießenden Reichtum für Verschwendung geborgt wird; oder wo der Produzent nichtkapitalistischer Produzent ist, kleiner Bauer, Handwerker etc. ...; endlich wo der kapitalistische Produzent selbst auf so kleiner Stufenleiter operiert, dass er sich jenen selbst arbeitenden Produzenten nähert.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 613f.

„Was das zinstragende Kapital, soweit es ein wesentliches Element der kapitalistischen Produktionsweise bildet, vom Wucherkapital unterscheidet, ist in keiner Weise die Natur oder der Charakter dieses Kapitals selbst. Es sind nur die veränderten Bedingungen, unter denen es fungiert, und daher auch die total verwandelte Gestalt des Borgers, der dem Geldverleiher gegenübertritt. ... Statt des Bannfluchs gegen das zinstragende Kapital überhaupt, ist es daher umgekehrt sein ausdrückliche Anerkennung, wovon die Initiatoren des modernen Kreditsystems ausgehen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 614.

„Die Kreditgesellschaften, die sich im 12. und 14. Jahrhundert in Venedig und Genua bildeten, entsprangen aus dem Bedürfnis des Seehandels und des auf denselben gegründeten Großhandels, sich von der Herrschaft des altmodischen Wuchers und den Monopolisierern des Geldhandels zu emanzipieren.

Wenn die eigentlichen Banken, die in diesen Stadtrepubliken gestiftet wurden, zugleich als Anstalten für den öffentlichen Kredit sich darstellen, von denen der Staat Vorschüsse auf einzunehmende Steuern erhielt, so darf nicht vergessen werden, dass die Kaufleute, die jene Assoziationen bildeten, selbst die ersten Leute jener Staaten und ebenso interessiert waren, die Regierung wie sich selbst vom Wucher zu emanzipieren und zugleich sich den Staat dadurch mehr und sicherer zu unterwerfen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 615.

„Während des ganzen 18. Jahrhunderts ertönt – und die Gesetzgebung handelt in diesem Sinn – ... der Schrei nach gewaltsamer Herabsetzung des Zinsfußes, um das zinstragende Kapital dem kommerziellen und industriellen unterzuordnen statt umgekehrt.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 616.

„Diese gewaltsame Bekämpfung des Wuchers, diese Forderung der Unterordnung des zinstragenden unter das industrielle Kapital ist nur der Vorläufer der organischen Schöpfungen, die diese Bedingungen der kapitalistischen Produktion im modernen Bankwesen herstellen, das einerseits das Wucherkapital seines Monopols beraubt, indem es alle tot liegenden Geldreserven konzentriert und auf den Geldmarkt wirft, andererseits das Monopol der edlen Metalle selbst durch Schöpfung des Kreditgelds beschränkt.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 617.

„Das Banksystem ist, der formellen Organisation und Zentralisation nach ... das künstlichste und ausgebildetste Produkt, wozu es die kapitalistische Produktionsweise überhaupt bringt. Daher die ungeheure Macht eines Instituts wie die Bank von England bzw. heute die US-Notenbank auf Handel und Industrie, obgleich deren wirkliche Bewegung ganz außerhalb ihres Bereichs bleibt und sie sich passiv dazu verhält. Es ist damit allerdings die Form einer allgemeinen Buchführung und Verteilung der Produktionsmittel auf gesellschaftlicher Stufenleiter gegeben, aber auch nur die Form.

Wir haben gesehen, dass der Durchschnittsprofit des einzelnen Kapitalisten, oder jedes besonderen Kapitals, bestimmt ist nicht durch die Mehrarbeit, die dies Kapital in erster Hand aneignet, sondern durch die Menge von Gesamtmehrarbeit, die das Gesamtkapital aneignet und wovon jedes besondere Kapital nur als proportionaler Teil des Gesamtkapitals seine Dividende zieht. Dieser gesellschaftliche Charakter des Kapitals wird erst vermittelt und vollauf verwirklicht durch volle Entwicklung des Kredit- und Banksystems.

Andererseits geht dies weiter. Es stellt den industriellen und kommerziellen Kapitalisten alles verfügbare und selbst potenzielle, nicht bereits aktiv engagierte Kapital der Gesellschaft zur Verfügung, so dass weder der Verleiher noch der Anwender dieses Kapitals dessen Eigentümer oder Produzenten sind.

Es hebt damit den Privatcharakter des Kapitals auf und enthält so an sich (im Keim) ... die Aufhebung des Kapitals selbst.

Durch das Bankwesen ist die Verteilung des Kapitals den Händen der Privatkapitalisten und Wucherer als ein besonderes Geschäft, als gesellschaftliche Funktion entzogen. Bank und Kredit werden aber dadurch zugleich das kräftigste Mittel, die kapitalistische Produktion über ihre eigenen Schranken hinauszutreiben, und eins der wirksamsten Vehikel der Krisen und des Schwindels.

Das Banksystem zeigt ferner durch die Ersetzung verschiedener Formen von zirkulierendem Kredit (Banknoten, Papiergeld) an Stelle des Geldes, dass das Geld in der Tat nichts anderes ist als ein besonderer Ausdruck des gesellschaftlichen Charakters der Arbeit und ihrer Produkte, der aber als im Gegensatz zu der Basis der Privatproduktion stets in letzter Instanz als ein Ding, als besondere Ware neben anderen Waren sich darstellen muss.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 620f.

„Endlich unterliegt es keinem Zweifel, dass das Kreditsystem als ein mächtiger Hebel dienen wird während des Übergangs aus der kapitalistischen Produktionsweise in die Produktionsweise der assoziierten Arbeit; jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit anderen großen organischen Umwälzungen der Produktionsweise selbst.

Dagegen entspringen die Illusionen über die Wunder wirkende Macht des Kredit- und Bankwesens, im sozialistischen Sinn, aus völliger Unkenntnis der kapitalistischen Produktionsweise und des Kreditwesens als einer ihrer Formen.

Sobald die Produktionsmittel aufgehört haben, sich in Kapital zu verwandeln (worin auch die Aufhebung des Privateigentums eingeschlossen ist), hat der Kredit als solcher keinen Sinn mehr ...

Solange andererseits die kapitalistische Produktionsweise fortdauert, dauert das zinstragende Kapital als eine ihrer Formen fort und bildet in der Tat die Basis ihres Kreditsystems.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 621.

 

2. Funktionen des Geldhandlungskapitals

„Soweit das industrielle Kapital, vom Austritt aus der Produktionssphäre bis zum Wiedereintritt in dieselbe, die Verwandlung W' – G – W durchzumachen hat, ist ... G in der Tat nur das Endresultat der einen Phase der Verwandlung, um der Ausgangspunkt der entgegengesetzten, sie ergänzenden zu sein. ...

Das Handelskapital macht aber gleichzeitig die Akte W – G und G – W durch. D. h. nicht nur ein Kapital befindet sich im Stadium W – G, während das andere sich im Stadium G – W befindet, sondern dasselbe Kapital kauft beständig und verkauft beständig gleichzeitig wegen der Kontinuität des Produktionsprozesses; es befindet sich fortwährend gleichzeitig in beiden Stadien. Während ein Teil desselben sich in Geld verwandelt, um sich später in Ware rückzuverwandeln, verwandelt der andere sich gleichzeitig in Ware, um sich in Geld rückzuverwandeln.“ K. Marx, Kapital III,. MEW 25, 327f.

„Ob das Geld hier als Zirkulationsmittel (das den Kauf und Verkauf, also den Warenaustausch vermittelt und ermöglicht) oder als Zahlungsmittel (das eine Schuld begleicht, also dem schon vollzogenen Warentausch nach festgesetzter Zeit nachfolgt) fungiert, hängt von der Form des Warenaustausches ab.

In beiden Fällen hat der Kapitalist beständig an viele Personen Geld auszuzahlen und beständig von vielen Personen Geld in Zahlung zu empfangen. Diese bloß technische Operation des Geldzahlens und des Geldeinkassierens bildet Arbeit für sich, die, soweit das Geld als Zahlungsmittel fungiert, Bilanzberechnungen, Akte der Ausgleichung nötig macht.

Diese Arbeit ist eine Zirkulationskost, keine wertschaffende Arbeit. Sie wird dadurch abgekürzt, dass sie von einer besonderen Abteilung von Agenten oder Kapitalisten für die ganze übrige Kapitalistenklasse ausgeführt wird.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 328.

„Ein bestimmter Teil des Kapital muss beständig als Schatz, potenzielles Geldkapital, vorhanden sein: Reserve von Kaufmitteln, Reserve von Zahlungsmitteln, unbeschäftigtes, in Geldform seiner Anwendung harrendes Kapital; und ein Teil des Kapitals strömt beständig in dieser Form zurück. Dies macht, außer Einkassieren, Zahlen und Buchhalten, Aufbewahrung des Schatzes nötig, was wieder eine besondere Operation ist.

Es ist also in der Tat die beständige Auflösung des Schatzes in Zirkulationsmittel und Zahlungsmittel und seine Rückbildung aus im Verkauf erhaltenem Geld und fällig gewordener Zahlung; diese beständige Bewegung des als Geld existierenden Teils des Kapitals, getrennt von der Kapitalfunktion selbst, diese rein technische Operation ist es, die besondere Arbeit und Kosten verursacht – Zirkulationskosten.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 328.

„Die Teilung der Arbeit bringt es mit sich, dass diese technischen Operationen, die durch die Funktionen des Kapital bedingt sind, soweit wie möglich für die ganze Kapitalistenklasse von einer Abteilung von Agenten oder Kapitalisten als ausschließliche Funktionen verrichtet werden oder sich in ihren Händen konzentrieren.

Es ist hier, wie beim Kaufmannskapital, Teilung der Arbeit in doppeltem Sinn. Es wird besonderes Geschäft, und weil es als besonderes Geschäft für den Geldmechanismus der ganzen Klasse verrichtet wird, wird es konzentriert auf großer Stufenleiter ausgeübt; und nun findet wieder Teilung der Arbeit innerhalb dieses besonderen Geschäfts statt, sowohl durch Spaltung in verschiedene voneinander unabhängige Zweige, wie durch Ausbildung des Einzelbetriebs innerhalb dieser Zweige (große Büros, zahlreiche Buchhalter und Kassierer, weit getriebene Arbeitsteilung).

Auszahlung des Geldes, Einkassierung, Ausgleichung der Bilanzen, Führung laufender Rechnungen, Aufbewahren des Geldes etc., getrennt von den Akten, wodurch diese technischen Operationen nötig werden, machen das in diesen Funktionen vorgeschossene Kapital zum Geldhandlungskapital (= Bankkapital).“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 328f.

„Die verschiedenen Operationen, aus deren Verselbständigung zu besonderen Geschäften der Geldhandel entspringt, ergeben sich aus den verschiedenen Bestimmtheiten des Geldes selbst und aus seinen Funktionen, die also auch das Kapital in der Form von Geldkapital durchzumachen hat.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 329.

„Ich habe früher darauf hingewiesen, wie das Geldwesen überhaupt sich ursprünglich entwickelt im Produktenaustausch zwischen verschiedenen Gemeinwesen. Es entwickelt sich der Geldhandel, der Handel mit der Geldware, daher zunächst aus dem internationalen Verkehr.

Sobald verschiedene Landesmünzen existieren, haben die Kaufleute, die in fremden Ländern einkaufen, ihre Landesmünze in die Lokalmünze umzusetzen, und umgekehrt oder auch verschiedene Münzen gegen ungemünztes reines Silber oder Gold als Weltgeld. Daher das Wechselgeschäft, das als eine der naturwüchsigen Grundlagen des modernen Geldhandels zu betrachten ist.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 329.

„Wie die ganze Geldzirkulation in ihrem Umfang, ihren Formen und ihren Bewegungen bloßes Resultat der Warenzirkulation ist, die vom kapitalistischen Standpunkt aus selbst nur den Zirkulationsprozess des Kapitals darstellt ..., so versteht es sich ganz von selbst, dass der Geldhandel nicht ... die Geldzirkulation vermittelt.

Diese Geldzirkulation selbst, als ein Moment der Warenzirkulation, ist für ihn gegeben. Was er vermittelt, sind ihre technischen Operationen, die er konzentriert, abkürzt und vereinfacht.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 333.

„Der Geldhandel bildet nicht die Schätze, sondern liefert die technischen Mittel, um diese Schatzbildung, soweit sie freiwillig ist (also nicht Ausdruck von unbeschäftigtem Kapital oder von Störung des Reproduktionsprozesses), auf ihr ökonomisches Minimum zu reduzieren, indem die Reservefonds für Kauf- und Zahlungsmittel, wenn sie für die ganze Kapitalistenklasse verwaltet werden, nicht so groß zu sein brauchen, als wenn sie von jedem Kapitalisten besonders verwaltet werden.

Der Geldhandel kauft nicht die edlen Metalle, sondern vermittelt nur ihre Verteilung, sobald der Warenhandel sie gekauft hat.

Der Geldhandel erleichtert die Ausgleichung der Bilanzen, soweit das Geld als Zahlungsmittel fungiert, und vermindert durch den ... Mechanismus dieser Ausgleichungen die dazu nötige Geldmasse; aber er bestimmt weder den Zusammenhang noch den Umfang der wechselseitigen Zahlungen. ...

Soweit das Geld als Kaufmittel zirkuliert, sind Umfang und Anzahl der Käufe und Verkäufe durchaus unabhängig vom Geldhandel. Er kann nur die technischen Operationen, die sie begleiten, verkürzen, und dadurch die Masse des zu ihrem Umschlag nötigen baren Geldes vermindern.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 333f.

„Der Geldhandel in der reinen Form, worin wir ihn hier betrachten, d. h. getrennt vom Kreditwesen, hat es also nur zu tun mit der Technik eines Moments der Warenzirkulation, nämlich der Geldzirkulation und den daraus entspringenden verschiedenen Funktionen des Geldes.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 334.

„Dies unterscheidet den Geldhandel wesentlich vom Warenhandel, der die Verwandlung der Ware und den Warenaustausch vermittelt oder selbst diesen Prozess des Warenkapitals als Prozess eines vom industriellen Kapital gesonderten Kapitals erscheinen lässt. Wenn daher das Warenhandlungskapital eine eigene Form der Zirkulation zeigt, G – W – G, wo die Ware zweimal die Stelle wechselt und dadurch das Geld zurückfließt, ..., so kann keine solche besondere Form für das Geldhandlungskapital nachgewiesen werden.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 334.

„Soweit Geldkapital in dieser technischen Vermittlung der Geldzirkulation von einer besonderen Abteilung Kapitalisten vorgeschossen wird ..., ist die allgemeine Form des Kapitals G – G' auch hier vorhanden. ... Aber die Vermittlung von G – G' bezieht sich hier nicht auf die sachlichen, sondern nur auf die technischen Elemente der Verwandlung.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 334.

 

 

3. Bestandteile des Bankkapitals

Es ist nun nötig, näher anzusehen, woraus das Bankkapital besteht. ...

Das Bankkapital besteht

1. aus barem Geld, Gold oder Noten,

2. Wertpapieren. Diese können wir wieder in zwei Teile teilen: Handelspapiere, Wechsel, die ... von Zeit zu Zeit verfallen und in deren Diskontierung das eigentliche Geschäft des Bankiers gemacht wird; und öffentliche Wertpapiere, wie Staatspapiere, Schatzscheine, Aktien aller Art, kurz zinstragende Papiere, die sich aber wesentlich von den Wechseln unterscheiden. Hierzu können auch Hypotheken gerechnet werden.

Das aus diesen sachlichen Bestandteilen sich zusammensetzende Kapital scheidet sich wieder in das Anlagekapital des Bankiers selbst und in die Depositen, die sein ... geborgtes Kapital bilden. Bei den Banken mit Notenausgabe kommen noch die Noten hinzu. Die Depositen und Noten lassen wir zunächst außer Acht.

So viel ist klar, dass es an den wirklichen Bestandteilen des Bankierkapitals – Geld, Wechsel, Depotpapiere – nichts ändert, ob diese verschiedenen Elemente sein eigenes Kapital repräsentieren oder Depositen, das Kapital anderer Leute. Dieselbe Einteilung bliebe, sowohl wenn er bloß mit eigenem Kapital sein Geschäft betriebe, wie wenn bloß mit bei ihm deponierten Kapital.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 481f.

(Zu 2. Wertpapiere:) „Ein Teil des Bankierkapitals ist nun angelegt in ... so genannten zinstragenden Papieren. Es ist dies selbst ein Teil des Reservekapitals, das nicht im wirklichen Bankgeschäft fungiert. Der bedeutendste Teil besteht aus Wechseln, d. h. Zahlungsversprechen von industriellen Kapitalisten oder Kaufleuten. Für den Geldverleiher sind diese Wechsel zinstragende Papiere; d. h. wenn er sie kauft, zieht er den Zins ab für die Zeit, die sie noch zu laufen haben. Dies ist, was man diskontieren nennt. Es hängt also vom jedesmaligen Zinsfuß ab, wie groß der Abzug ist von der Summe, die der Wechsel vorstellt.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 487.

(Zu 1. Geldreserven:) „Der letzte Teil des Kapitals des Bankiers endlich besteht aus seiner Geldreserve von Gold oder Noten.

Die Depositen (Konten), wenn nicht für längere Zeit vertraglich ausbedungen, stehen stets zur Verfügung der Kontoinhaber. Sie befinden sich in beständiger Fluktuation. Aber, wenn von den einen entzogen, werden sie von den anderen ersetzt, so dass der allgemeine Durchschnittsbetrag in Zeiten normalen Geschäftsverlaufs wenig schwankt.

Die Reservefonds der Banken, in Ländern entwickelter kapitalistischer Produktion, drücken immer im Durchschnitt die Größe des als Schatz vorhandenen Geldes aus, und ein Teil dieses Schatzes besteht selbst wieder aus Papier, bloßen Anweisungen auf Gold, die aber keine Selbstwerte sind.

Der größte Teil des Bankierkapitals ist daher rein fiktiv und besteht aus Schuldforderungen (Wechseln), Staatspapieren (die vergangenes Kapital repräsentieren) und Aktien (Anweisungen auf künftigen Ertrag).

Wobei nicht vergessen werden darf, dass der Geldwert des Kapitals, den diese Papiere in den Panzerschränken des Bankiers vorstellen, selbst soweit sie Anweisungen auf sichere Erträge (wie bei den Staatspapieren) oder soweit sie Eigentumstitel auf wirkliches Kapital (wie bei den Aktien) sind, durchaus fiktiv ist und von dem Wert des wirklichen Kapitals, das sie wenigstens teilweise vorstellen, abweichend reguliert wird; oder wo sie bloße Forderungen auf Erträge vorstellen und kein Kapital, die Forderung auf denselben Betrag in beständig wechselndem fiktivem Geldkapital ausdrückt. (Falls nämlich die allgemeine Zinsrate schwankt.)

Außerdem kommt noch hinzu, dass dies fiktive Bankkapital großenteils nicht sein Kapital, sondern das des Publikums vorstellt, das bei ihm deponiert ist, sei es mit, sei es ohne Zinsen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 487.

 

4. Die Rolle des Kredits im Kapitalismus

„Die eingehende Analyse des Kreditwesens und der Instrumente, die es sich schafft (Kreditgeld usw.) liegt außerhalb unseres Planes. Es sind hier nur einige wenige Punkte hervorzuheben, notwendig zur Charakteristik der kapitalistischen Produktionsweise überhaupt. Wir haben es dabei nur mit dem kommerziellen und Bankierkredit zu tun. Der Zusammenhang zwischen dessen Entwicklung und der des öffentlichen Kredits bleibt außer Betracht.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 413.

„Ich habe früher (Buch I, Kap. III, 3, b Zahlungsmittel) gezeigt, wie sich aus der einfachen Warenzirkulation die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel und damit ein Verhältnis von Gläubiger und Schuldner unter den Warenproduzenten und Warenhändlern bildet. Mit der Entwicklung des Handels und der kapitalistischen Produktionsweise, die nur mit Rücksicht auf die Zirkulation produziert, wird diese naturwüchsige Grundlage des Kreditsystems erweitert, verallgemeinert, ausgearbeitet.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 413.

„Im Großen und Ganzen fungiert hier das Geld nur als Zahlungsmittel, d. h. die Ware wird verkauft nicht gegen Geld, sondern gegen ein schriftliches Versprechen der Zahlung an einem bestimmten Termin. Diese Zahlungsversprechen können wir der Kürze halber sämtlich unter der allgemeinen Kategorie von Wechseln zusammenfassen. Bis zu ihrem Verfall- und Zahlungstage zirkulieren solche Wechsel selbst wieder als Zahlungsmittel; und sie bilden das eigentliche Handelsgeld.

Soweit sie schließlich durch Ausgleichung von Forderung und Schuld sich aufheben, fungieren sie absolut als Geld, indem dann keine schließliche Verwandlung in Geld stattfindet.

Wie diese wechselseitigen Vorschüsse der Produzenten und Kaufleute untereinander die eigentliche Grundlage des Kredits bilden, so bildet deren Zirkulationsinstrument, der Wechsel, die Basis des eigentlichen Kreditgelds, der Banknoten usw.

Diese beruhen nicht auf der Geldzirkulation, sei es von metallischem Geld oder von Staatspapiergeld, sondern auf der Wechselzirkulation.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 413.

„Die andere Seite des Kreditwesens schließt sich an die Entwicklung des Geldhandels, die natürlich in der kapitalistischen Produktion Schritt hält mit der Entwicklung des Warenhandels.

Wir haben im vorigen Abschnitt (Kapitel XIX Das Geldhandlungskapital) gesehen, wie sich die Aufbewahrung der Reservefonds der Geschäftsleute, die technischen Operationen des Geldeinnehmens und Auszahlens, der internationalen Zahlungen, und damit der Barrenhandel, in den Händen der Geldhändler konzentriert. Im Anschluss an diesen Geldhandel entwickelt sich die andere Seite des Kreditwesens, die Verwaltung des zinstragenden Kapitals oder des Geldkapitals, als besondere Funktion der Geldhändler. Das Borgen und Verleihen des Geldes wird ihr besonderes Geschäft. Sie treten als Vermittler zwischen den wirklichen Verleiher und den Borger von Geldkapital.

Allgemein ausgedrückt besteht das Bankiergeschäft nach dieser Seite darin, das verleihbare Geldkapital in seiner Hand zu großen Massen zu konzentrieren, so dass statt des einzelnen Geldverleihers die Bankiers als Repräsentanten aller Geldverleiher den industriellen und kommerziellen Kapitalisten gegenübertreten. Sie werden die allgemeinen Verwalter des Geldkapitals.

Andererseits konzentrieren sie, allen Verleihern gegenüber, die Borger, indem sie für die ganze Handelswelt borgen.

Eine Bank stellt auf der einen Seite die Zentralisation des Geldkapitals, der Verleiher, auf der anderen die Zentralisation der Borger dar. Ihr Profit besteht im Allgemeinen darin, dass sie zu niedrigeren Zinsen borgt, als sie ausleiht.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 415f.

„Der Kredit nun, den der Bankier gibt, kann in verschiedenen Formen gegeben werden, z. B. in Wechseln auf andere Banken, Schecks auf solche, Krediteröffnungen derselben Art, endlich, bei Banken mit Notenausgabe, in den eigenen Banknoten der Bank.

Die Banknote ist nichts als ein Wechsel (Zahlungsversprechen) auf den Bankier, zahlbar jederzeit an den Inhaber ... Die letztere Form des Kredits erscheint dem Laien besonders frappant und wichtig, erstens weil diese Art Kreditgeld aus der bloßen Handelszirkulation heraus in die allgemeine Zirkulation tritt und hier als Geld fungiert; auch weil in den meisten Ländern die Hauptbanken, welche Noten ausgeben, als sonderbarer Mischmasch zwischen Nationalbank und Privatbank in der Tat den Nationalkredit hinter sich haben und ihre Noten mehr oder minder gesetzliches Zahlungsmittel sind; weil es hier sichtbar wird, dass das, worin der Bankier handelt, der Kredit selbst ist, indem die Banknote nur ein zirkulierendes Kreditzeichen vorstellt.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 417.

 

1) „Einerseits sind alle Methoden, die Zirkulationsmittel ersparen, begründet auf den Kredit. ...

Das bloße Ökonomisieren des Zirkulationsmittels erscheint am höchsten entwickelt im Clearing House, dem bloßen Austausch von fälligen Wechseln, und der vorwiegenden Funktion des Geldes als Zahlungsmittel zum Ausgleich bloßer Überschüsse.

Aber das Dasein dieser Wechsel beruht selbst wieder auf dem Kredit, den sich die Industriellen und Kaufleute untereinander geben. Nimmt dieser Kredit ab, so nimmt die Zahl der Wechsel ab, ...

Und diese Ökonomie, die in der Beseitigung des Geldes aus den Umsätzen besteht und die ganz auf der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel beruht, welche wieder auf dem Kredit beruht, kann ... nur zweierlei Art sein: Wechselseitige Schuldforderungen, repräsentiert durch Wechsel oder Schecks, gleichen sich aus entweder bei demselben Bankier, der nur die Forderung vom Konto des einen auf das des anderen überschreibt; oder die verschiedenen Bankiers gleichen untereinander aus.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 536f.

„Wir sehen hier also, wie die Banken Kredit und Kapital schaffen: 1. durch Ausgabe eigener Banknoten; 2. durch Ausstellung von Anweisungen ... mit bis zu 21 Tagen Laufzeit, die ihnen aber bei Ausstellung gleich bar bezahlt werden; 3. durch Wegzahlung diskontierter Wechsel, deren Kreditfähigkeit zunächst und wesentlich, wenigstens bei den betreffenden Lokalbezirk, durch das Endossement der Bank hergestellt wurde.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 558.

 

2) „Andererseits hängt die Geschwindigkeit des als Zirkulationsmittel umlaufenden Geldes (wodurch es auch ökonomisiert wird) ganz ab von dem Fluss der Käufe und Verkäufe, oder auch von der Verkettung der Zahlungen, soweit sie nacheinander in Geld erfolgen. Aber der Kredit vermittelt und erhöht dadurch die Geschwindigkeit der Zirkulation.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 537.

„Es ist bereits bei Betrachtung der einfachen Geldzirkulation (Buch I, Kap. III, 2 Zirkulationsmittel) nachgewiesen worden, dass die Masse des wirklich zirkulierenden Geldes, Geschwindigkeit der Zirkulation und Ökonomie der Zahlungen als gegeben vorausgesetzt, bestimmt ist durch die Preise der Waren und die Masse der Transaktionen. Dasselbe Gesetz herrscht bei der Notenzirkulation.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 538.

„Es sind also nur die Bedürfnisse des Geschäfts selbst, die einen Einfluss auf die Quantität des zirkulierendes Geldes – Noten und Gold – ausüben.

Hier kommen zunächst die periodischen Schwankungen in Betracht, die sich jedes Jahr wiederholen, was auch die allgemeine Geschäftslage sein mag ...

So gehen im August jedes Jahres einige Millionen, meist in Gold, aus der Bank von England in die inländische Zirkulation, um die Kosten der Ernte zu zahlen; ...

Bis Jahresschluss ist dies Geld der Bank dann wieder zurückgeströmt. ... Die Notenzirkulation der Bank von England erfährt auch vierteljährlich eine momentane Schwankung infolge der vierteljährlichen Zahlung der ‚Dividenden‘, d. h. der Zinsen der Staatsschuld, wodurch zuerst Banknoten der Zirkulation entzogen und dann wieder unter das Publikum geworfen werden; sie fließen aber sehr bald wieder zurück.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 541f.

„Viel bedeutender und nachhaltiger sind die Schwankungen im Betrag des umlaufenden Mittels, die den verschiedenen Phasen des industriellen Zyklus entsprechen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 542.

„Solange die Geschäftslage derart ist, dass die Rückflüsse für die gemachten Vorschüsse regelmäßig eingehen und also der Kredit unerschüttert bleibt, richtet sich die Ausdehnung und Zusammenziehung der Zirkulation einfach nach den Bedürfnissen der Industriellen und Kaufleute. ...

In der stillen Zeit nach der Krise läuft am wenigsten um, mit der Wiederbelebung der Nachfrage tritt auch größerer Bedarf an Umlaufsmitteln ein, der sich steigert mit der steigenden Prosperität; den Höhepunkt erreicht die Menge des Umlaufsmittels in der Periode der Überspannung und Überspekulation – da bricht die Krise herein, und über Nacht sind die gestern noch so reichlichen Banknoten vom Markt verschwunden und mit ihnen die Diskontierer von Wechseln, die Vorschussleister auf Wertpapiere, die Käufer von Waren. ...

Sowie die Krise hereinbricht, handelt es sich nur noch um Zahlungsmittel. Da aber jeder vom anderen abhängig ist für den Eingang dieser Zahlungsmittel und keiner weiß, ob der andere imstande sein wird, am Verfalltag zu zahlen, tritt ein vollständiges Kirchturmrennen ein um die im Markt befindlichen Zahlungsmittel, d. h. für Banknoten. Jeder häuft davon auf, so viele er erhalten kann, und so verschwinden die Noten aus der Zirkulation am selben Tag, wo man sie am nötigsten braucht.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 543.

 

3) „Die Macht der Bank von England zeigt sich in ihrer Regulierung der Marktrate des Zinsfußes. In Zeiten normalen Geschäftsverlaufs kann es vorkommen, dass die Bank von England einem mäßigen Goldabfluss aus ihrem Metallschatz nicht durch Erhöhung der Diskontrate einen Riegel vorschieben kann, weil der Bedarf an Zahlungsmitteln durch die Privat- und Aktienbanken und Wechselhändler ... befriedigt wird. Sie hat dann andere Mittel anzuwenden. Aber für kritische Momente gilt noch immer, was der Bankier Glyn ... aussagte: ... ‚In Zeiten großer Klemme im Lande kommandiert die Bank von England den Zinsfuß.‘“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 558f.

„Das Kreditsystem, das seinen Mittelpunkt hat in den angeblichen Nationalbanken und den großen Geldverleihern und Wucherern um sie herum, ist eine enorme Zentralisation und gibt dieser Parasitenklasse eine fabelhafte Macht, nicht nur die industriellen Kapitalisten periodisch zu dezimieren, sondern auf die gefährlichste Weise in die wirkliche Produktion einzugreifen – und diese Bande weiß nichts von der Produktion und hat nichts mit ihr zu tun.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 560.

 

 

5. Resümee

„Die allgemeinen Bemerkungen, wozu das Kreditwesen uns bis jetzt Veranlassung gab, waren folgende:

I. Notwendige Bildung desselben, um die Ausgleichung der Profitrate zu vermitteln oder die Bewegung dieser Ausgleichung, worauf die ganze kapitalistische Produktion beruht.

II. Verringerung der Zirkulationskosten.

1. Eine Hauptzirkulationskost ist das Geld selbst, ... Es wird in dreifacher Art durch den Kredit ökonomisiert.

A. Indem es für einen großen Teil der Transaktionen ganz wegfällt.

B. Indem die Zirkulation des umlaufenden Mediums beschleunigt wird. ...

C. Ersetzung von Goldgeld durch Papier.

2. Beschleunigung des Reproduktionsprozesses des Kapitals durch den Kredit, der einzelnen Phasen der Zirkulation oder der Warenverwandlung, weiter der Verwandlung des Kapitals und damit Beschleunigung des Reproduktionsprozesses überhaupt. (Andererseits erlaubt der Kredit, die Akte des Kaufens und Verkaufens länger auseinander zu halten, und dient daher der Spekulation als Basis.)

Kontraktion der Reservefonds, was doppelt betrachtet werden kann: einerseits als Verminderung des zirkulierenden Mediums, andererseits als Beschränkung des Teils des Kapitals, der stets in Geldform existieren muss.

III. Bildung von Aktiengesellschaften.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 451f.

„IV. Abgesehen von dem Aktienwesen – das eine Aufhebung der kapitalistischen Privatindustrie auf Grundlage des kapitalistischen Systems selbst ist, und in demselben Umfang, worin es sich ausdehnt und neue Produktionssphären ergreift, die Privatindustrie vernichtet –, bietet der Kredit dem einzelnen Kapitalisten oder dem, der für einen Kapitalisten gilt, eine ... Verfügung über fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch über fremde Arbeit.

Verfügung über gesellschaftliches, nicht eigenes Kapital, gibt ihm Verfügung über gesellschaftliche Arbeit. Das Kapital selbst, das man wirklich oder in der Meinung des Publikums besitzt, wird nur noch die Basis zum Kreditüberbau. ...

Alle Maßstäbe, alle mehr oder minder innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise noch berechtigten Erklärungsgründe verschwinden hier. Was der spekulierende Großhändler riskiert, ist gesellschaftliches, nicht sein Eigentum.

Ebenso abgeschmackt wird die Phrase vom Ursprung des Kapitals aus der Ersparung, da jener gerade verlangt, dass andere für ihn sparen sollen. ...

Der anderen Phrase von der Entsagung (bei den Privatausgaben) schlägt sein Luxus, der nun auch selbst Kreditmittel wird, direkt ins Gesicht.

Vorstellungen, die auf einer minder entwickelten Stufe der kapitalistischen Produktion noch einen Sinn haben, werden hier völlig sinnlos.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 454f.

„Das Gelingen und Misslingen führen hier gleichzeitig zur Zentralisation der Kapitale und daher zur Enteignung auf der enormsten Stufenleiter. Die Enteignung erstreckt sich hier von den unmittelbaren Produzenten auf die kleineren und mittleren Kapitalisten selbst.

Diese Enteignung ist der Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktionsweise; ihre Durchführung ist ihr Ziel, und zwar in letzter Instanz die Enteignung aller einzelnen von den Produktionsmitteln, die mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion aufhören, Mittel der Privatproduktion und Produkte der Privatproduktion zu sein, und die nur noch Produktionsmittel in der Hand der assoziierten Produzenten, daher ihr gesellschaftliches Eigentum, sein können, wie sie ihr gesellschaftliches Produkt sind.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 455f.

„Wir haben bisher die Entwicklung des Kreditwesens – und die darin enthaltene latente Aufhebung des Kapitaleigentums – mit Bezug hauptsächlich auf das industrielle Kapital betrachtet. Wir betrachten in den folgenden Kapiteln den Kredit mit Bezug auf das zinstragende Kapital als solches, sowohl seinen Effekt auf dieses wie die Form, die er hierbei annimmt; ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 457.

„Wenn das Kreditwesen als Haupthebel der Überproduktion und Überspekulation im Handel erscheint, so nur, weil der Reproduktionsprozess, der seiner Natur nach elastisch ist, hier bis zur äußersten Grenze angetrieben wird, und zwar deshalb angetrieben wird, weil ein großer Teil des gesellschaftlichen Kapitals von den Nichteigentümern desselben angewandt wird, die daher ganz anders ins Zeug gehen als der ängstlich die Schranken seines Privatkapitals erwägende Eigentümer, soweit er selbst fungiert.

Es tritt damit nur hervor, dass die auf den gegensätzlichen Charakter der kapitalistischen Produktion gegründete Verwertung des Kapitals die wirkliche, freie Entwicklung nur bis zu einem gewissen Punkt erlaubt, also in der Tat, eine immanente Fessel und Schranke der Produktion bildet, die beständig durch das Kreditwesen durchbrochen wird.

Das Kreditwesen beschleunigt daher die materielle Entwicklung der Produktivkräfte und die Herstellung des Weltmarkts, die als materielle Grundlagen der neuen Produktionsform bis auf einen gewissen Höhegrad herzustellen, die historische Aufgabe der kapitalistischen Produktionsweise ist. Gleichzeitig beschleunigt der Kredit die gewaltsamen Ausbrüche dieses Widerspruchs, die Krisen, und damit die Elemente der Auflösung der alten Produktionsweise.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 457.

„Die dem Kreditsystem immanenten doppelseitigen Charaktere: einerseits die Triebfeder der kapitalistischen Produktion, Bereicherung durch Ausbeutung fremder Arbeit, zum reinsten und kolossalsten Spiel- und Schwindelsystem zu entwickeln und die Zahl der den gesellschaftlichen Reichtum ausbeutenden Wenigen immer mehr zu beschränken; andererseits aber die Übergangsform zu einer neuen Produktionsweise zu bilden, – diese Doppelseitigkeit ist es, die den Hauptverkündern des Kredits von Law bis Isaak Péreire ihren angenehmen Mischcharakter von Schwindler und Prophet gibt.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 457.

 

 

6. Angebot und Nachfrage von Geldkapital (Zinsfuß)

„Die Verwandlung von Geld in leihbares Geldkapital ist eine viel einfachere Geschichte als die Verwandlung von Geld in produktives Kapital.

Aber wir haben hier zweierlei zu unterscheiden:

1. die bloße Verwandlung von Geld in Leihkapital;

2. die Verwandlung von Kapital oder Revenue in Geld, das in Leihkapital verwandelt wird. Es ist bloß der letztere Punkt, der eine, mit der wirklichen Akkumulation des industriellen Kapitals zusammenhängende, positive Akkumulation des Leihkapitals einschließen kann.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 511.

 

 

6.1. Angebot an Geldkapital

„Wir haben  ... gesehen, wie sich die Aufbewahrung der Reservefonds der Geschäftsleute, die technischen Operationen des Geldeinnehmens und Auszahlens, der internationalen Zahlungen, und damit der Barrenhandel, in den Händen der Geldhändler konzentriert.

Im Anschluss an diesen Geldhandel entwickelt sich die andere Seite des Kreditwesens, die Verwaltung des zinstragenden Kapitals oder des Geldkapitals, als besondere Funktion der Geldhändler. Das Borgen und Verleihen des Geldes wird ihr besonderes Geschäft. Sie treten als Vermittler zwischen den wirklichen Verleiher und den Borger von Geldkapital.

Allgemein ausgedrückt besteht das Bankiergeschäft nach dieser Seite darin, das verleihbare Geldkapital in seiner Hand zu großen Massen zu konzentrieren, so dass statt des einzelnen Geldverleihers die Bankiers als Repräsentanten aller Geldverleiher den industriellen und kommerziellen Kapitalisten gegenübertreten. Sie werden die allgemeinen Verwalter des Geldkapitals.

Andererseits konzentrieren sie, allen Verleihern gegenüber, die Borger, indem sie für die ganze Handelswelt borgen.

Eine Bank stellt auf der einen Seite die Zentralisation des Geldkapitals, der Verleiher, auf der anderen die Zentralisation der Borger dar.

Ihr Profit besteht im Allgemeinen darin, dass sie zu niedrigeren Zinsen borgt, als sie ausleiht.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 415f.

 

 

6.1.1. Verwandlung von Geld in Leihkapital

(relative Akkumulation von Leihkapital)

Eine bestimmte Gesamtgeldmenge an Zirkulations- und Zahlungsmitteln ist nötig, um die Warenverwandlungen sowohl zur produktiven wie individuellen Konsumtion zu bewerkstelligen.

„Nach den für die einfache Warenzirkulation entwickelten Gesetzen (Buch I, Kap. III Das Geld oder die Warenzirkulation) muss die Masse des im Lande vorhandenen Metallgelds nicht nur hinreichen, um die Waren zu zirkulieren. Sie muss hinreichen für die Schwankungen des Geldumlaufs, die teils entspringen aus Fluktuationen in der Geschwindigkeit der Zirkulation, teils aus dem Preiswechsel der Waren, teils aus den verschiedenen und wechselnden Proportionen, worin das Geld als Zahlungsmittel oder als eigentliches Zirkulationsmittel fungiert.

Das Verhältnis, worin die vorhandene Geldmasse sich in Schatz und umlaufendes Geld spaltet, wechselt beständig, aber die Masse des Geldes ist stets gleich der Summe des als Schatz und als umlaufendes Geld vorhandenen Gelds.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 327.

Soweit diese Geldmenge als Zirkulations- und Zahlungsmittel nötig ist, kann sie nicht gleichzeitig verliehen bzw. als Leihkapital benutzt werden. Die verleihbare Geldmenge ist also von der umlaufenden Geldmenge zu unterscheiden:

„Die Masse des Leihkapitals ist übrigens durchaus verschieden von der Quantität der Zirkulation. Unter Quantität der Zirkulation verstehen wir hier die Summe aller in einem Lande befindlichen, zirkulierenden Banknoten und alles Hartgeldes, inkl. der Barren von Edelmetallen. Ein Teil dieser Quantität bildet die ihrer Größe nach stets wechselnde Reserve der Banken.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 515.

„Sonst wirkt die absolute Masse der Zirkulation nicht auf den Zinsfuß, da sie – Ökonomie und Geschwindigkeit des Umlaufs als konstant vorausgesetzt – erstens bestimmt ist durch die Preise der Waren und die Masse der Transaktionen ... und endlich durch den Stand des Kredits, während sie keineswegs umgekehrt den letzteren bestimmt, und da zweitens Warenpreise und Zins in keinem notwendigen Zusammenhang stehen. ... Seit den Goldentdeckungen hat sich der Geldumlauf in ganz Europa expandiert, der Zinsfuß stieg. Der Zinsfuß hängt also nicht ab von der Menge des umlaufenden Geldes.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 546.

Für Störungen und plötzliche Wertveränderungen der Waren muss jedoch eine bestimmte Menge dieser umlaufenden Gelder auf Vorrat liegen. Diese Umlaufreserve kann durch die Banken in Leihkapital verwandelt werden. Damit werden Umlaufmittel in Anlagemittel bzw. umlaufende Gelder in Leihkapital verwandelt. Die Menge dieser als Leihkapital verfügbaren Gelder wird innerhalb der vorhandenen Gesamtgeldmenge allein durch den Überschuss über die notwendigen Umlaufmittel gebildet und unterliegt keinerlei Gesetzmäßigkeiten.

„Diese Schatzbildung ... unterstellt in keiner Weise zusätzlichen Edelmetallreichtum, sondern nur veränderte Funktion von bisher umlaufendem Geld.

Eben fungierte es als Zirkulationsmittel, jetzt fungiert es als Schatz, als sich bildendes, virtuell neues Geldkapital.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 493.

„Dieser Schatz ist beständig fließend, ergießt sich beständig in die Zirkulation und kehrt beständig aus ihr zurück.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 331.

Indem die Banken die Verwendung der Umlaufmittel ökonomisieren, vermindern sie die Menge der für die Zirkulation nötigen Umlaufmittel. Durch Verringerung der für die Zirkulation nötigen Geldmenge wird automatisch das freigesetzte Geld in potenzielles Geldkapital verwandelt, das Anlage sucht.

Hier wird nicht Geldkapital absolut geschaffen, sondern vorhandene Zirkulationsmittel werden erspart und in Anlagemittel, also Leihkapital verwandelt. Es handelt sich nur um eine relative Vermehrung des Leihkapitals.

Falls dann Störungen, d. h. Liquiditätsschwierigkeiten, auftreten und die Geldmenge an Zirkulations- und Zahlungsmitteln nicht ausreicht, dann muss potenzielles oder wirkliches Geldkapital wieder in Zirkulations- und Zahlungsmittel rückverwandelt werden.

„Eine Ausweitung des Geldkapitals, die daraus entsteht, dass infolge der Ausbreitung des Bankwesens (...) das, was früher Privatschatz oder Münzreserve war, sich für bestimmte Zeit oder immer in leihbares Kapital verwandelt, drückt ebenso wenig ein Wachsen des produktiven Kapitals aus wie die wachsenden Depositen bei den Londoner Aktienbanken, sobald diese anfingen, Zinsen auf Depositen zu zahlen.

Solange die Produktionsleiter dieselbe bleibt, bewirkt diese Expansion nur Reichlichkeit des leihbaren Geldkapitals gegenüber dem produktiven. Daher niedriger Zinsfuß.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 505.

„Wir haben ... gesehen, dass eine Akkumulation des Leihkapitals stattfinden kann, ohne alle wirkliche Akkumulation, durch bloß technische Mittel, wie Ausdehnung und Konzentration des Bankwesens, Ersparung der Zirkulationsreserve oder auch der Reservefonds von Zahlungsmitteln der Privaten, die dadurch immer für kurze Zeiten in Leihkapital verwandelt werden. ... Die Masse des leihbaren Geldkapitals ... wächst so in der Tat ganz unabhängig von der wirklichen Akkumulation.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 512.

 

 

6.1.2. Verwandlung von Kapital oder Revenue
in Leihkapital

(absolute Akkumulation von Leih- oder Geldkapital)

„Das verleihbare Kapital, worüber die Banken verfügen, fließt ihnen in mehrfacher Weise zu.

Zunächst konzentriert sich in ihrer Hand, da sie Kassierer der industriellen Kapitalisten sind, das Geldkapital, das jeder Produzent und Kaufmann als Reservefonds hält oder das ihm als Zahlung zufließt. Diese Fonds verwandeln sich so in verleihbares Geldkapital. Dadurch wird der Reservefonds der Handelswelt, weil als gemeinschaftlicher konzentriert, auf das nötige Minimum beschränkt, und ein Teil des Geldkapitals, der sonst als Reservefonds schlummern würde, wird ausgeliehen ...

Zweitens bildet sich ihr verleihbares Kapital aus den Depositen der Geldkapitalisten, die ihnen das Ausleihen derselben überlassen.

Mit der Entwicklung des Banksystems und namentlich, sobald sie Zins für Depositen zahlen, werden ferner die Geldersparnisse und das augenblicklich unbeschäftigte Geld aller Klassen bei ihnen deponiert. Kleine Summen, jede für sich unfähig, als Geldkapital zu wirken, werden zu großen Massen vereinigt und bilden so eine Geldmacht.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 416.

„... Verwandlung von Kapital oder Revenue in Geld, das in Leihkapital verwandelt wird. Es ist bloß dieser Punkt, der eine, mit der wirklichen Akkumulation des industriellen Kapitals zusammenhängende, positive Akkumulation des Leihkapitals einschließen kann.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 511.

„Was die Geldakkumulation der übrigen Klassen von Kapitalisten anbetrifft, so sehen wir ab von dem Teil, der in zinstragenden Papieren angelegt wird und in dieser Form akkumuliert.

Wir betrachten bloß den Teil, der als leihbares Geldkapital auf den Markt geworfen wird.

Wir haben hier erstens den Teil des Profits, der nicht als Revenue verausgabt, sondern zur Akkumulation bestimmt wird, wofür aber die industriellen Kapitalisten zunächst keine Verwendung in ihrem eigenen Geschäft haben. Unmittelbar existiert dieser Profit im Warenkapital, von dessen Wert er einen Teil ausmacht, und wird mit diesem in Geld realisiert. Wird er nun nicht (...) rückverwandelt in die Produktionselemente des Warenkapitals, so muss er eine Zeitlang in Form des Geldes verharren. Diese Masse steigt mit der Masse des Kapitals selbst, auch bei abnehmender Profitrate.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 519f.

Gleichzeitig muss aber der Kapitalist (wie in Band 2 des Kapitals, MEW 24, entwickelt, Schätze für verschiedene Zwecke anlegen. Wobei der wichtigste Grund für Schatzbildung – neben den Rücklagen für den eigenen Konsum – die Rücklagen für Akkumulation in konstantes Kapital sind.

„Die zweite Form des Schatzes ist nun die von brachliegendem, augenblicklich unbeschäftigtem Kapital in Geldform, wozu auch neu akkumuliertes, noch nicht angelegtes Geldkapital gehört.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 331.

„Da die Proportionen, worin der Produktionsprozess erweiterbar, nicht willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben sind, so kann der realisierte Mehrwert, obgleich zur Kapitalisierung bestimmt, oft erst durch die Wiederholung verschiedener Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen (muss also bis dahin aufgehäuft werden), worin er wirklich als zuschüssiges Kapital fungieren ... kann.

Der Mehrwert erstarrt also zum Schatz und bildet in dieser Form latentes Geldkapital.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 82f.

„... der Schatz ist nur Bildung von Geldkapital, einstweilen in latenter Form, bestimmt, als produktives Kapital zu fungieren.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 350.

„Was nun den anderen Teil des Profits angeht, der nicht bestimmt ist, als Revenue konsumiert zu werden, so verwandelt er sich nur in Geldkapital, wenn nicht unmittelbar anwendbar zur Erweiterung des Geschäfts in der Produktionssphäre, worin er gemacht ist.

Dies kann aus zwei Gründen herrühren. Entweder weil diese Sphäre mit Kapital gesättigt ist. Oder weil die Akkumulation, um als Kapital fungieren zu können, erst einen gewissen Umfang erreicht haben muss, ...

Sie verwandelt sich also zunächst in leihbares Geldkapital und dient zur Erweiterung der Produktion in anderen Sphären. ...

Stößt aber diese neue Akkumulation in ihrer Anwendung auf Schwierigkeiten, auf Mangel an Anlagesphären, findet also Überfüllung der Produktionszweige und Überangebot von Leihkapital statt, so beweist diese Überfülle des leihbaren Geldkapitals nichts als die Schranken der kapitalistischen Produktion.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 523.

 

 

6.1.3. Verwandlung von Geldvorräten aller Klassen

in Leihkapital

„Endlich werden auch die Revenuen, die nur allmählich verzehrt werden sollen, bei den Banken deponiert.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 416.

„Mit der Entwicklung des Kreditwesens und seiner Organisation drückt sich also das Steigen der Revenue, d. h. der Konsumtion der industriellen und kommerziellen Kapitalisten aus als Akkumulation von Leihkapital.

Und dies gilt von allen Revenuen, soweit sie nach und nach verzehrt werden, also von Grundrente, Arbeitslohn in seinen höheren Formen, Einnahme der unproduktiven Klassen etc.

Sie alle nehmen für eine gewisse Zeit die Form der Geldrevenue an und sind daher verwandelbar in Depositen und damit in Leihkapital.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 519f.

„Dasselbe Geld, das die Revenue repräsentiert, das als bloßer Vermittler der Konsumtion dient, verwandelt sich regelmäßig für eine Zeitlang in leihbares Geldkapital.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 521.

„Die Entwicklung des Kreditsystems und die damit beständig wachsende, durch die Bankiers vermittelte, Verfügung der Industriellen und Kaufleute über alle Geldersparnisse aller Klassen der Gesellschaft und die fortschreitende Konzentration dieser Ersparnisse zu den Massen, worin sie als Geldkapital wirken können, muss ebenfalls auf den Zinsfuß drücken.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 374.

Denn: „Kleine Summen, jede für sich unfähig, als Geldkapital zu wirken, werden zu großen Massen vereinigt und bilden so eine Geldmacht.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 416.

„Endlich wird Akkumulation von Geldkapital bewirkt durch die Anzahl von Leuten, die ihr Schäfchen ins Trockene gebracht und die sich von der Reproduktion zurückziehen.

Je mehr Profite im Lauf des industriellen Zyklus gemacht worden, desto größer ihre Anzahl. Hier drückt die Akkumulation des leihbaren Geldkapitals einerseits wirkliche Akkumulation aus (ihrem relativen Umfang nach); andererseits bloß den Umfang der Verwandlung industrieller Kapitalisten in bloße Geldkapitalisten.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 522f.

„Was die Akkumulation des Geldkapitals aus Grundrente, Arbeitslohn etc. angeht, so ist es überflüssig, hier darauf einzugehen. Nur dies Moment ist hervorzuheben, dass das Geschäft des wirklichen Sparens und Entsagens (...), soweit es Elemente der Akkumulation liefert, durch die Teilung der Arbeit im Fortschritt der kapitalistischen Produktion denen überlassen wird, die das Minimum solcher Elemente beziehen und oft genug noch ihr Erspartes verlieren, wie die Arbeiter bei Bankrotten von Banken.

Einerseits wird das Kapital des industriellen Kapitalisten nicht von ihm selbst ‚erspart‘, sondern im Verhältnis zur Größe seines Kapitals verfügt er über fremde Ersparungen; andererseits macht der Geldkapitalist die fremden Ersparungen zu seinem Kapital und den Kredit, den sich die reproduktiven Kapitalisten untereinander geben und den ihnen das Publikum gibt, zu seiner privaten Bereicherungsquelle.

Die letzte Illusion des kapitalistischen Systems, als ob Kapital der Sprössling eigener Arbeit und Ersparung wäre, geht damit in die Brüche. Nicht nur besteht der Profit in Aneignung fremder Arbeit, sondern das Kapital, womit diese fremde Arbeit in Bewegung gesetzt und ausgebeutet wird, besteht aus fremdem Eigentum, das der Geldkapitalist dem industriellen Kapitalisten zur Verfügung stellt und wofür er diesen seinerseits ausbeutet.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 524.

„Man begreift das Vergnügen, wenn innerhalb des Kreditwesens alle diese potenziellen Kapitale durch ihre Konzentration in Händen von Banken usw. zu verfügbarem Kapital, Leihkapital, Geldkapital werden, und zwar nicht mehr zu passivem und als Zukunftsmusik, sondern zu aktivem, wucherndem (hier wuchern im Sinn des Wachsens).“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 489.

 

 

6.1.4. Schaffung von fiktivem Kapital

Die Akkumulation von Kapital als einzige wirkliche Quelle des Geldkapitals wird künstlich und zeitweilig ergänzt durch den Kredit und durch Spekulation, die eine vermutete Höhe dieser Umwandlung von produzierten Waren in Geld (W' – G') vorwegnehmen und daher Geld auf den Markt werfen, bevor die Waren produziert sind, deren Wert dieses Geld repräsentiert.

Siehe auch den Artikel: Fiktives Kapital

 

 

6.1.5. Unfreiwillige Geldkapitalbildung

„Es sind nun noch einige besondere Formen der Akkumulation von Geldkapital anzuführen. Es wird Kapital freigesetzt, z. B. durch Fall im Preis der Produktionselemente, Rohstoffe etc.

Kann der Industrielle nicht unmittelbar seinen Reproduktionsprozess ausdehnen, so wird ein Teil seines Geldkapitals als überschüssig aus dem Kreislauf ausgestoßen und verwandelt sich in leihbares Geldkapital.

Zweitens aber wird Kapital in Geldform freigesetzt, namentlich beim Kaufmann, sobald Unterbrechungen im Geschäft eintreten. Hat der Kaufmann ein Reihe von Geschäften erledigt und kann infolge solcher Unterbrechungen die neue Reihe erst später beginnen, so repräsentiert das realisierte Geld für ihn nur Schatz, überschüssiges Kapital. Aber zugleich stellt es unmittelbar Akkumulation von leihbarem Geldkapital dar. Im ersten Fall drückt die Akkumulation des Geldkapitals Wiederholung des Reproduktionsprozesses unter günstigeren Bedingungen aus ... Im anderen Fall dagegen bloße Unterbrechung des Flusses der Transaktionen. Aber in beiden Fällen verwandelt es sich in leihbares Geldkapital, stellt Akkumulation desselben dar ..., obgleich es hier Beförderung, dort Hemmung des wirklichen Akkumulationsprozesses ausdrückt.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 522.

 

 

6.1.6. Selbstvermehrung des vorhandenen Geldkapitals

(Akkumulation des Geldkapitals als Geldkapital)

„Allen Profit aber, den die Geldkapitalisten machen und den sie in Kapital rückverwandeln, verwandeln sie zunächst in leihbares Geldkapital. Die Akkumulation des letzteren, als unterschieden von der wirklichen Akkumulation, obgleich deren Sprössling, folgt also schon, wenn wir nur die Geldkapitalisten, Bankiers etc. selbst betrachten, als Akkumulation dieser besonderen Klasse von Kapitalisten. Und sie muss wachsen mit jeder Ausdehnung des Kreditwesens, wie es die wirkliche Erweiterung des Reproduktionsprozesses begleitet.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 519.

„Die Akkumulation aller Geld verleihenden Kapitalisten geschieht selbstredend stets unmittelbar in der Geldform, während wir gesehen haben, dass die wirkliche Akkumulation der industriellen Kapitalisten in der Regel durch Vermehrung der Elemente des reproduktiven Kapitals selbst sich vollzieht.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 518f.

„Die Entwicklung des Kreditwesens und die ungeheure Konzentration des Geld verleihenden Geschäfts in den Händen großer Banken muss also an und für sich schon die Akkumulation des leihbaren Kapitals beschleunigen als eine von der wirklichen Akkumulation verschiedene Form. Diese rasche Entwicklung des Leihkapitals ist daher ein Resultat der wirklichen Akkumulation, denn sie ist die Folge der Entwicklung des Reproduktionsprozesses, und der Profit, der die Akkumulationsquelle dieser Geldkapitalisten bildet, ist nur ein Abzug von dem Mehrwert, den die Reproduktiven herausschlagen (zugleich Aneignung eines Teils des Zinses von fremden Ersparungen). Das Leihkapital akkumuliert auf Kosten zugleich der Industriellen und Kommerziellen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 519.

 

 

6.1.7. Geldzufluss aus dem Ausland

„Außer diesen ... Fällen kann Akkumulation von Geldkapital entstehen durch außergewöhnlichen Goldzufluss, wie 1852 und 1853 infolge der australischen und kalifornischen neuen Goldminen. Solches Gold wurde in der Bank von England deponiert. Die Depositoren nahmen Noten dagegen, die sie nicht wieder direkt bei Bankiers deponierten. Dadurch wurde das zirkulierende Mittel außergewöhnlich vermehrt.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 518.

 

6.2. Nachfrage nach Geldkapital

6.2.1. Die Nachfragenden nach Leihkapital sind in erster Linie die kommerziellen und industriellen Kapitalisten

„Man hat gesehen, dass, ... eine von der Ware absolut verschiedene Kategorie, das zinstragende Kapital, zur Ware eigener Art ... wird... Die Geldkapitalisten führen diese Ware zu, und die fungierenden Kapitalisten kaufen sie, bilden die Nachfrage dafür.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 379.

Diese Nachfrage der Kapitalisten nach Geldkapital ist aber konjunkturabhängig. Der Zins steigt bei wachsender Nachfrage und fällt bei sinkender Nachfrage.

„Wenn man die Umschlagszyklen betrachtet, worin sich die moderne Industrie bewegt – Zustand der Ruhe, wachsende Belebung, Prosperität, Überproduktion, Krach, Stagnation, Zustand der Ruhe etc., Zyklen, deren weitere Analyse außerhalb unserer Betrachtung fällt –, so wird man finden, dass meist niedriger Stand des Zinses den Perioden der Prosperität oder des Extraprofits entspricht, Steigen des Zinses der Scheide zwischen der Prosperität und ihrem Umschlag, Maximum des Zinses bis zur äußersten Wucherhöhe aber der Krisis. ... Allerdings kann andererseits niedriger Zins mit Stockung, und mäßig steigender Zins mit wachsender Belebung zusammengehen.

Der Zinsfuß erreicht seine äußerste Höhe während der Krisen, wo geborgt werden muss, um zu zahlen, was es auch koste. Es ist dies zugleich, da dem Steigen des Zinses ein Fallen im Preis der Wertpapiere entspricht, eine sehr artige Gelegenheit für Leute mit verfügbarem Geldkapital, um sich zu Spottpreisen solcher zinstragenden Papiere zu bemächtigen ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 372f.

 

 

6.2.2. Wichtigster Einzelnachfragender

nach Leihkapital ist der Staat

Durch die Staatsanleihen werden Steuereinnahmen benutzt, nicht um gesellschaftlichen Bedarf zu befriedigen, sondern um Zinsen und Leihkapital an die Geldkapitalisten zurückzuzahlen. Öffentliche Gelder werden über Staatsanleihen reprivatisiert. Hier wird Leihkapital auch zu einer zusätzlichen und absoluten Quelle von Geldkapital.

Das Steigen der Staatsschulden vermindert die Menge des Anlage suchenden Geldes, das Sinken oder Stagnieren der Staatsschulden vermindert dessen Abfluss und vermehrt durch Zinszahlungen das Anlage suchende Geld.

„Die Akkumulation des Kapitals der Staatsschuld heißt ... weiter nichts als Vermehrung einer Klasse von Staatsgläubigern, die gewisse Summen auf den Betrag der Steuern für sich vorwegzunehmen berechtigt sind.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 493.

 

 

Siehe auch die Artikel:

Finanzkapital


Fiktives Kapital


Zinstragendes Kapital

 

-> Diskussionsforum

Zur Zitierweise:

Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396.

Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.