Arbeitsmittel

(Arbeitsinstrumente und Arbeitsmaterial)

 

1. Arbeitsinstrumente (Werkzeug oder Maschine)

Die Produktivität der Arbeit hängt nicht nur von der Virtuosität des Arbeiters ab, sondern auch von der Vollkommenheit seiner Werkzeuge. ... Die Differenzierung der Arbeitsinstrumente ... und ihre Spezialisierung ... charakterisieren die Manufaktur. Zu Birmingham allein produziert man etwa 500 Varietäten von Hämmern, wovon jeder nicht nur für einen besonderen Produktionsprozess, sondern eine Anzahl Varietäten oft nur für verschiedene Operationen in demselben Prozess dient. Die Manufakturperiode vereinfacht, verbessert und vervielfacht die Arbeitswerkzeuge durch deren Anpassung an die ausschließlichen Sonderfunktionen der Teilarbeiter. Sie schafft damit zugleich eine der materiellen Bedingungen der Maschinerie, die aus einer Kombination einfacher Instrumente besteht. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 361f.

 

1.1. Entwicklung der Maschinerie

Die Umwälzung der Produktionsweise nimmt in der Manufaktur die Arbeitskraft zum Ausgangspunkt, in der großen Industrie das Arbeitsmittel. Es ist also zunächst zu untersuchen, wodurch das Arbeitsmittel aus einem Werkzeug in eine Maschine verwandelt wird oder wodurch sich die Maschine vom Handwerksinstrument unterscheidet. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 391.

 

Alle entwickelte Maschinerie besteht aus drei wesentlich verschiedenen Teilen, der Bewegungsmaschine, dem Transmissions-mechanismus, endlich der Werkzeugmaschine oder Arbeitsmaschine. ... Dieser Teil der Maschinerie, die Werkzeugmaschine, ist es, wovon die industrielle Revolution im 18. Jahrhundert ausgeht. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 393.

 

Die Dampfmaschine selbst, wie sie Ende des 17. Jahrhunderts während der Manufakturperiode erfunden wurde und bis zum Anfang der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts fortexistierte, rief keine industrielle Revolution hervor. Es war vielmehr umgekehrt die Schöpfung der Werkzeugmaschinen, welche die revolutionierte Dampfmaschine notwendig machte. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 395f.

 

Die Maschine, wovon die industrielle Revolution ausgeht, ersetzt den Arbeiter, der ein einzelnes Werkzeug handhabt, durch einen Mechanismus, der mit einer Masse derselben oder gleichartiger Werkzeuge auf einmal operiert und von einer einzigen Triebkraft ... bewegt wird. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 396.

 

Die Erweiterung des Umfangs der Arbeitsmaschine und der Zahl ihrer gleichzeitig operierenden Werkzeuge bedingt einen massenhafteren Bewegungsmechanismus, und dieser Mechanismus erfordert zur Überwältigung seines eigenen Widerstands eine mächtigere Triebkraft als die menschliche, abgesehen davon, dass der Mensch ein sehr unvollkommenes Produktionsinstrument gleichförmiger und kontinu-ierlicher Bewegung ist. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 396.

 

Der Wind war zu unstet und unkontrollierbar, und die Anwendung der Wasserkraft überwog ... in England, dem Geburtsort der großen Industrie, schon während der Manufakturperiode. ... Indes war auch der Gebrauch der Wasserkraft als herrschender Triebkraft mit erschwe-renden Umständen verbunden. Sie konnte nicht beliebig erhöht und ihrem Mangel nicht abgeholfen werden, sie versagte zuweilen und war vor allem rein lokaler Natur. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 397f.

 

Erst mit Watts zweiter, sog. doppelt wirkender Dampfmaschine war ein erster Motor gefunden, der seine Bewegungskraft selbst erzeugt aus der Verspeisung von Kohlen und Wasser, dessen Kraftpotenz ganz unter menschlicher Kontrolle steht, der mobil und ... städtisch und nicht gleich dem Wasserrad ländlich war, die Konzentration der Produktion in den Städten erlaubt, statt sie wie das Wasserrad über das Land zu zerstreuen, und universell in seiner technologischen Anwendung ist. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 398.

 

Nachdem erst die Werkzeuge aus Werkzeugen des menschlichen Organismus in Werkzeuge eines mechanischen Apparats, der Werkzeugmaschine, verwandelt waren, erhielt nun auch die Bewe-gungsmaschine eine selbständige, von den Schranken menschlicher Kraft völlig emanzipierte Form. Damit sinkt die einzelne Werk-zeugmaschine, die wir bisher betrachtet hatten, zu einem bloßen Element der maschinenmäßigen Produktion herab. Eine Bewegungs-maschine konnte jetzt viele Arbeitsmaschinen gleichzeitig treiben. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 398.

 

Es ist nun zweierlei zu unterscheiden, Kooperation vieler gleichartiger Maschinen und Maschinensystem. In dem einen Fall wird das ganze Machwerk von derselben Arbeitsmaschine verrichtet. Sie führt alle die verschiedenen Operationen aus, welche ein Handwerker mit seinem Werkzeug, z. B. der Weber mit seinem Webstuhl, verrichtete oder welche Handwerker mit verschiedenen Werkzeugen ... der Reihe nach ausführten. Z. B. in der modernen Manufaktur von Briefkuverts faltete ein Arbeiter das Papier mit dem Falzbein, ein anderer legte den Gummi auf, ein dritter schlug die Klappe um, ... und bei jeder dieser Teiloperationen musste jedes einzelne Kuvert die Hände wechseln. Eine einzige Kuvertmaschine verrichtet alle diese Operationen auf einen Schlag und macht 3.000 und mehr Briefkuverts in einer Stunde. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 399.

 

... In der Fabrik, d. h. in der auf Maschinenbetrieb gegründeten Werk-statt, erscheint ... die einfache Kooperation wieder, und zwar zunächst, (wir sehen hier vom Arbeiter ab) als räumliche Zusammenballung gleichartiger und gleichzeitig zusammenwirkender Arbeitsmaschinen. So wird eine Webfabrik durch das Nebeneinander vieler mechanischer Webstühle und eine Nähfabrik durch das Nebeneinander vieler Nähmaschinen in demselben Arbeitsgebäude gebildet. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 399f.

 

Ein eigentliches Maschinensystem tritt aber erst an die Stelle der einzelnen selbständigen Maschine, wo der Arbeitsgegenstand eine zusammenhängende Reihe verschiedener Stufenprozesse durchläuft, die von einer Kette verschiedenartiger, aber einander ergänzender Werk-zeugmaschinen ausgeführt werden. Hier erscheint die der Manufaktur eigentümliche Kooperation durch Teilung der Arbeit wieder, aber jetzt als Kombination von Teilarbeitsmaschinen. Die spezifischen Werkzeuge der verschiedenen Teilarbeiter, in der Wollmanufaktur z. B. der Wollschläger, Wollkämmer, Wollscherer, Wollspinner usw., verwan-deln sich jetzt in die Werkzeuge spezifizierter Arbeitsmaschinen, von denen jede ein besonderes Organ für eine besondere Funktion im System des kombinierten Werkzeugmechanismus bildet. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 400.

 

Die kombinierte Arbeitsmaschine ... ist umso vollkommener, je kontinuierlicher ihr Gesamtprozess ist, d. h. mit je weniger Unter-brechung das Rohmaterial von seiner ersten Phase zu seiner letzten übergeht, je mehr also statt der Menschenhand der Mechanismus selbst es von einer Produktionsphase in die andere fördert. Wenn in der Manufaktur die Isolierung der Sonderprozesse ein durch die Teilung der Arbeit selbst gegebenes Prinzip ist, so herrscht dagegen in der entwickelten Fabrik die Kontinuität der Sonderprozesse. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 401.

 

2. Arbeitsmaterial (Rohstoff)

... In Bezug auf die Arbeit als Tätigkeit hat der Stoff, die vergegenständlichte Arbeit, nur zwei Beziehungen, die des Rohstoffs, d. h. des formlosen Stoffs, des bloßen Materials für die formsetzende, zweckmäßige Tätigkeit der Arbeit, und die des Arbeitsinstruments, des selbst gegenständlichen Mittels, wodurch die subjektive Tätigkeit zwischen sich und den Gegenstand, selbst einen Gegenstand als ihren Leiter schiebt. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 206.

 

Der Rohstoff wird konsumiert, indem er verändert wird, geformt durch die Arbeit, und das Arbeitsinstrument wird konsumiert, indem es verbraucht wird in diesem Prozess, aufgenutzt wird. Andererseits wird die Arbeit ebenfalls konsumiert, indem sie angewandt, in Bewegung gesetzt wird und so eine bestimmte Menge Muskelkraft etc. des Arbeiters verausgabt wird, wodurch er sich erschöpft. Aber sie wird nicht nur konsumiert, sondern zugleich aus der Form der Tätigkeit in der des Gegenstandes, der Ruhe fixiert, materialisiert; als Veränderung im Gegenstand verändert sie ihre eigene Gestalt und wird aus Tätigkeit Sein. Das Ende des Prozesses ist das Produkt, worin der Rohstoff als mit der Arbeit verbunden erscheint, und das Arbeitsinstrument aus der bloßen Möglichkeit sich ebenfalls in Wirklichkeit übersetzt hat ...

Alle drei Momente des Prozesses, das Material, das Instrument, die Arbeit fallen zusammen in ein neutrales Resultat, das Produkt. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 208.

 

 3. Arbeitsmittel und Arbeitsmaterial bilden konstantes Kapital

als Produktionsmittel in den Händen von Kapitalisten

Das in dem Produktionsprozess selbst sich konsumierende Kapital oder konstantes Kapital ist im engeren Sinn Produktionsmittel. Als solches Produktionsmittel kann sein Gebrauchswert darin bestehen, dass es nur technologische Bedingung für das Vorsichgehen des Prozesses ist (die Stätte, worin der Produktionsprozess vorgeht), wie bei Baulichkeiten etc. oder dass es unmittelbare Bedingung für das Wirken des eigentlichen Produktionsmittels ist, wie alle Instrumente und Maschinen. Diese Arbeitsmittel dienen nur innerhalb der Produktion und zur Produktion und haben keinen anderen Gebrauchswert. Das Kapital sondert sich ... in gewisse qualitativ verschiedene Portionen ab, als Arbeitsmaterial (dies, nicht Rohmaterial ist der richtige und begriffliche Ausdruck), Arbeitsmittel (= konstantes Kapital) und lebendige Arbeit (= variables Kapital). K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 582f.

 

Produktionsmittel auf der einen Seite, Arbeitskraft auf der anderen sind nur die verschiedenen Existenzformen, die der ursprüngliche Kapitalwert annahm bei Abstreifung seiner Geldform und seiner Ver-wandlung in die Faktoren des Arbeitsprozesses. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 223.

 

Siehe die Artikel:

 

Konstantes Kapital

Maschinerie

Produktionsmittel

 

Zur Zitierweise:

Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete Fremdwörter, alte Maß-einheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum Beispiel in Arbeits-zeitberechnungen modernisiert und der Euro als Währungseinheit ver-wendet. Dass es Karl Marx in Beispiel-rechnungen weder auf absolute Größen noch auf Währungs-einheiten ankam, darauf hatte er selbst einmal hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten. Kapital II, MEW 24, 396.

Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.

-> Diskussionsforum