Arbeiterklasse (produktive Lohnarbeiter)

 

 

1. Ein Lohnarbeiter ist ein scheinbar freier Verkäufer seiner Arbeitskraft

1.1. Scheinbar beruht Lohnarbeit auf einem freien Vertrag

Der Lohnarbeiter verkauft die Vernutzung seiner Arbeitskraft (den Gebrauchswert seiner Arbeitskraft) und erhält dafür Lohn für seinen Lebensunterhalt (den Preis bzw. Tauschwert seiner Arbeitskraft).  Siehe den Artikel: Lohnarbeit.

„Der Austausch des Arbeiters mit dem Kapitalisten ist ein einfacher Austausch; jeder erhält einen Gegenwert; der eine Geld (= Lohn), der andere eine Ware ..., für die er bezahlt; was der Kapitalist in diesem einfachen Austausch erhält, ist ein Ge-brauchswert: Disposition (Verfügungsgewalt) über fremde Arbeit. ...

Was der Arbeiter verkauft, ist die Verfügungsgewalt über seine Arbeitskraft, die eine ganz bestimmte ist, bestimmte Kunst-fertigkeit etc.

Es ist ganz gleichgültig, was der Kapitalist mit seiner Arbeit macht ... Wenn der Kapitalist sich begnügte mit der bloßen Dispositionsfähigkeit, ohne den Arbeiter wirklich arbeiten zu lassen, z. B. um seine Arbeit in Reserve zu haben etc. oder seinem Konkurrenten die Dispositionsfähigkeit zu entziehen (wie z. B. Schauspieldirektoren Sängerinnen für eine Saison kaufen, nicht um sie singen zu lassen, sondern damit sie nicht auf einem Konkurrenztheater singen), so hat der Austausch vollständig stattgefunden. ...

Die weitere Darstellung, wie der Arbeitslohn gemessen wird, gleich allen anderen Waren, durch die Arbeitszeit, die nötig ist, um den Arbeiter als solchen zu produzieren, gehört noch nicht hierher.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 193f.

 

„Unter Arbeitskraft oder Arbeitsvermögen verstehen wir den Inbegriff der physischen und geistigen Fähigkeiten, die in der Leiblichkeit, der lebendigen Persönlichkeit eines Menschen existieren und die er in Bewegung setzt, sooft er Gebrauchswerte irgendeiner Art produziert.

Damit jedoch der kapitalistische Geldbesitzer die Arbeitskraft als Ware auf dem Markt vorfinde, müssen verschiedene Bedingungen erfüllt sein. Der Warenaustausch schließt an und für sich keine anderen Abhängigkeitsverhältnisse ein als die aus seiner eigenen Natur entspringenden. Unter dieser Voraussetzung kann die Arbeitskraft als Ware nur auf dem Markt erscheinen, sofern und weil sie von ihrem eigenen Besitzer, der Person, deren Arbeitskraft sie ist, als Ware angeboten oder verkauft wird. Damit ihr Besitzer sie als Ware verkaufe, muss er über sie verfügen können, also freier Eigentümer seines Arbeitsvermögens, seiner Person sein.

Er und der Geldbesitzer begegnen sich auf dem Markt und treten in Verhältnis zueinander als ebenbürtige Warenbesitzer, nur dadurch unterschieden, dass der eine Käufer, der andere Ver-käufer ist, beide also juristisch gleiche Personen sind. Die Fort-dauer dieses Verhältnisses macht es nötig, dass der Eigentümer der Arbeitskraft sie stets nur für bestimmte Zeit verkaufe, denn verkauft er sie in Bausch und Bogen, ein für allemal, so verkauft er sich selbst, verwandelt sich aus einem Freien in einen Sklaven, aus einem Warenbesitzer in eine Ware. Er als Person muss sich beständig zu seiner Arbeitskraft als seinem Eigentum und daher seiner eigenen Ware verhalten, und das kann er nur, soweit er sie dem Käufer stets nur vorübergehend, für einen bestimmten Zeittermin, zur Verfügung stellt, zum Verbrauch überlässt, also durch ihre Veräußerung nicht auf sein Eigentum an ihr verzichtet.

Die zweite wesentliche Bedingung, damit der Geldbesitzer die Arbeitskraft auf dem Markt als Ware vorfinde, ist die, dass ihr Besitzer, statt Waren verkaufen zu können, worin sich seine Arbeit vergegenständlicht hat, vielmehr seine Arbeitskraft selbst, die nur in seiner lebendigen Leiblichkeit existiert, als Ware anbieten muss.

Damit jemand von seiner Arbeitskraft unterschiedene Waren verkaufen kann, muss er natürlich Produktionsmittel besitzen, z. B. Rohstoffe, Arbeitsinstrumente usw. Er kann keine Stiefel machen ohne Leder. Er bedarf außerdem Lebensmittel. Niemand ... kann von Produkten der Zukunft zehren, ... und wie am ersten Tag seiner Erscheinung auf der Erdbühne, muss der Mensch noch jeden Tag konsumieren, bevor und während er produziert.

Werden die Produkte als Waren produziert, so müssen sie verkauft werden, nachdem sie produziert sind, und können die Bedürfnisse des Produzenten erst nach dem Verkauf befriedigen. Zur Produktionszeit kommt die für den Verkauf nötige Zeit hinzu. (Vom Kredit einmal abgesehen.)

Zur Verwandlung von Geld in Kapital muss der kapitalistische Geldbesitzer also den freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei in dem Doppelsinn, dass er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, dass er andererseits andere Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen. ...

Eins ist jedoch klar. Die Natur produziert nicht auf der einen Seite Geld- oder Warenbesitzer und auf der anderen Seite bloße Besitzer der eigenen Arbeitskräfte. Dies Verhältnis ist kein naturgeschichtliches und ebenso wenig ein gesellschaftliches, das allen Geschichtsperioden gemein wäre. Es ist offenbar selbst das Resultat einer vorhergegangenen historischen Entwicklung, das Produkt vieler ökonomischen Umwälzungen, des Untergangs einer ganzen Reihe älterer Formationen der gesellschaftlichen Produktion.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 181ff.

 

„Eigentümer seiner Arbeitskraft ist der Arbeiter, solange er als Verkäufer derselben mit dem Kapitalist verhandelt, und er kann nur verkaufen, was er besitzt, seine individuelle, vereinzelte Arbeitskraft.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 352.

 

 

1.2. Historische Vorläufer der Lohnarbeiter

„In Zeiten der Auflösung vorbürgerlicher Verhältnisse kommen sporadisch freie Arbeiter vor, deren Dienstleistung gekauft wird, nicht zum Zweck der Konsumtion, sondern der Produktion; aber erstens auf großer Stufenleiter selbst nur zur Produktion von unmittelbaren Gebrauchswerten; nicht von Werten; und zweitens, wenn der Adelige z. B. den freien Arbeiter zuzieht zu seinen Leibeigenen, auch Teil seines Produkts wieder verkauft, und der freie Arbeiter ihm so Wert schaffte, so findet dieser Austausch nur für den Überfluss statt und geschieht nur im Interesse des Überflusses, der Luxuskonsumtion; ist also im Grunde genommen nur ein verkleideter Ankauf fremder Arbeit für unmittelbaren Konsum oder als Gebrauchswert.

Übrigens, wo diese freien Arbeiter sich vermehren, und dies Verhältnis zunimmt, ist die alte Produktionsweise – Gemeinde – patriarchalische – feudale etc. – in der Auflösung begriffen und bereiten sich die Elemente für die wirkliche Lohnarbeit vor. Diese freien Knechte können aber auch auftauchen, wie z. B. in Polen etc., und wieder verschwinden; ohne dass sich die Produktions-weise änderte.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 373.

„... Woher (kommt) die sonderbare Erscheinung ..., dass wir auf dem Markt eine Gruppe Käufer finden, die Besitzer von Boden, Maschinerie, Rohstoff und Lebensmitteln sind, die alle, abgesehen von Boden in seinem rohen Zustand, Produkte der Arbeit sind, und auf der anderen Seite eine Gruppe Verkäufer, die nichts zu verkaufen haben außer ihrer Arbeitskraft, ihre werktätigen Arme und Hirne. Dass die eine Gruppe ständig kauft, um Profite zu machen und sich zu bereichern, während die andere ständig verkauft, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Die Untersuchung dieser Frage wäre eine Untersuchung über das, was die Ökonomen ‚... ursprüngliche Akkumulation’ nennen, was aber ursprüngliche Enteignung genannt werden sollte. Wir würden finden, dass diese so genannte ursprüngliche Akkumulation nichts anderes bedeutet als eine Reihe historischer Prozesse, die in einer Auflösung der ursprünglichen Einheit zwischen dem Arbeitenden und seinen Arbeitsmitteln resultieren. ...

Sobald einmal die Trennung zwischen dem Mann der Arbeit und den Mitteln der Arbeit vollzogen ist, wird sich dieser Zustand erhalten und auf ständig wachsender Stufenleiter reproduzieren, bis eine neue und gründliche Umwälzung der Produktionsweise ihn wieder umstürzt und die ursprüngliche Einheit in neuer historischer Form wieder herstellt.“ K. Marx, Lohn, Preis und Profit, MEW 16, 130f.

Siehe auch den Artikel: Ursprüngliche Akkumulation

 

2. Besonderheiten der modernen Lohnarbeiter

2.1. Moderne Lohnarbeiter sind vergesellschaftete, kollektive Arbeiter

Kollektive Arbeit verbindet die begrenzten Fähigkeiten und Kenntnisse jedes einzelnen Lohnarbeiters zu der staunenswerten Geschicklichkeit und den wissenschaftlichen Kenntnissen eines produktiven Gesamtarbeiters, dessen Produkte alle Genie-leistungen der handwerklichen, individuellen Produktionsweise in den Schatten stellen.

„Soweit der Arbeitsprozess ein rein individueller ist (wie beim selbständigen Bauern oder Handwerker), vereinigt derselbe Arbeiter alle Funktionen, die sich später trennen. In der individuellen Aneignung von Naturgegenständen zu seinen Lebens-zwecken kontrolliert er sich selbst. Später wird er kontrolliert (als Sklave, unfreier Bauer oder Lohnarbeiter).

Der einzelne Mensch kann nicht auf die Natur wirken ohne Betätigung seiner eigenen Muskeln unter Kontrolle seines eigenen Hirns. Wie im Natursystem Kopf und Hand zusammengehören, vereint der Arbeitsprozess Kopfarbeit und Handarbeit. ...

Das Produkt verwandelt sich im Kapitalismus überhaupt aus dem unmittelbaren Produkt des individuellen Produzenten in ein gesellschaftliches, in das gemeinsame Produkt eines Gesamt-arbeiters, d. h. eines kombinierten Arbeitspersonals, dessen Glieder der Handhabung des Arbeitsgegenstandes näher oder ferner stehen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 531.

„Die Maschinerie, mit einigen später zu erwähnenden Ausnahmen, funktioniert nur in der Hand unmittelbar vergesellschafteter oder gemeinsamer Arbeit. Der kooperative Charakter des Arbeits-prozesses wird jetzt also durch die Natur des Arbeitsmittels selbst diktierte technische Notwendigkeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 407.

 

„Mit der Entwicklung der spezifisch kapitalistischen Produktions-weise, wo viele Arbeiter an der Produktion derselben Ware zusammenarbeiten, muss natürlich das Verhältnis, worin ihre Arbeit unmittelbar zum Gegenstand der Produktion steht, sehr verschieden sein. Z. B. die ... Handlanger in einer Fabrik haben nichts direkt mit der Bearbeitung des Rohstoffs zu tun. Die Arbeiter, die die Aufseher der direkt mit dieser Bearbeitung zu tun Habenden bilden, stehen einen Schritt weiter ab; der Ingenieur hat wieder ein anderes Verhältnis und arbeitet hauptsächlich mit seinem Kopfe etc.

Aber das Ganze dieser Arbeiter, die Arbeitsvermögen von verschiedenem Werte besitzen, ... produzieren das Resultat ...; und alle zusammen, als Werkstatt, sind die lebendige Produktions-maschine dieser Produkte, wie sie, den gesamten Produktions-prozess betrachtet, ihre Arbeit gegen Kapital austauschen und das Geld der Kapitalisten als Kapital reproduzieren, d. h. als sich verwertenden Wert, sich vergrößernden Wert.

Es ist ja eben das Eigentümliche der kapitalistischen Produktions-weise, die verschiedenen Arbeiten, also auch die Kopf- und Handarbeiten – oder die Arbeiten, in denen die eine oder die andere Seite vorwiegt, – zu trennen und an verschiedene Personen zu verteilen, was jedoch nicht hindert, dass das materielle Produkt das gemeinsame Produkt dieser Personen ist oder ihr gemein-sames Produkt in materiellem Reichtum vergegenständlicht; was andererseits ebenso wenig hindert oder gar nichts daran ändert, dass das Verhältnis jeder einzelnen dieser Personen das des Lohnarbeiters zum Kapital und in diesem eminenten Sinn das des produktiven Arbeiters ist.

Alle diese Personen sind nicht nur unmittelbar in der Produktion von materiellem Reichtum beschäftigt, sondern sie tauschen ihre Arbeit unmittelbar gegen das Geld als Kapital aus und repro-duzieren daher unmittelbar außer ihrem Lohn einen Mehrwert für den Kapitalisten. Ihre Arbeit besteht aus bezahlter Arbeit plus unbezahlter Mehrarbeit.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I, MEW 26.1, 386f.

 

„A. Smith (schließt) natürlich ein in die Arbeit, die sich fixiert und realisiert in einer käuflichen und tauschbaren Ware, alle intel-lektuellen Arbeiten, die direkt in der materiellen Produktion konsumiert werden.

Nicht nur der direkte Handarbeiter oder Maschinenarbeiter, sondern Aufseher, Ingenieur, Manager, Commis (= Geschäfts-führer) etc., kurz die Arbeit des ganzen Personals, das in einer bestimmten Sphäre der materiellen Produktion nötig ist, um eine bestimmte Ware zu produzieren, dessen Zusammenwirken von Arbeiten (Kooperation) notwendig zur Herstellung der Waren ist.

In der Tat fügen sie dem konstanten Kapital ihre Gesamtarbeit hinzu und erhöhen den Wert des Produkts um diesen Betrag.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I, MEW 26.1, 134.

„Im planmäßigen Zusammenwirken mit andern streift der Arbeiter seine individuellen Schranken ab und entwickelt sein Gattungs-vermögen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 349.

„Jene Entwicklung der Produktivkraft führt sich in letzter Instanz immer zurück auf den gesellschaftlichen Charakter der in Tätigkeit gesetzten Arbeit;

auf die Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft;

auf die Entwicklung der geistigen Arbeit, namentlich der Natur-wissenschaft.

Was der Kapitalist hier benutzt, sind die Vorteile des gesamten Systems der gesellschaftlichen Arbeitsteilung.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 92.

 

„Nebenbei bemerkt, ist zu unterscheiden zwischen allgemeiner Arbeit und gemeinschaftlicher Arbeit. Beide spielen im Pro-duktionsprozess ihre Rolle, beide gehen ineinander über, aber beide unterscheiden sich auch.

Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaftliche Arbeit, alle Ent-deckung, alle Erfindung (soweit sie produktiv nutzbar ist). Sie ist bedingt teils durch Kooperation mit Lebenden, teils durch Benutzung der Arbeiten Früherer.

Gemeinschaftliche Arbeit unterstellt die unmittelbare Kooperation der Individuen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 113f.

„Eine kritische Geschichte der Technologie würde überhaupt nachweisen, wie wenig irgendeine Erfindung des 18. Jahrhunderts einem einzelnen Individuum gehört.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 392, Anm. 89.

„Die Natur baut keine Maschinen, keine Lokomotiven, Eisen-bahnen, Telegraphen, Spinnautomaten. Sie sind Produkte der menschlichen Industrie; natürliches Material, verwandelt in Organe des menschlichen Willens über die Natur oder seiner Betätigung in der Natur. Sie sind von der menschlichen Hand geschaffene Organe des menschlichen Hirns; vergegenständliche Wissens-kraft.

Die Entwicklung des fixen Kapitals (d. h. der Maschinerie und Technologie) zeigt an, bis zu welchem Grad das allgemeine gesellschaftliche Wissen ... zur unmittelbaren Produktivkraft geworden ist und daher die Bedingungen des gesellschaftlichen Lebensprozesses selbst unter die Kontrolle des allgemeinen Intellekts gekommen, und ihm gemäß umgeschaffen sind.

Die Entwicklung des fixen Kapitals zeigt an, bis zu welchem Grad die gesellschaftlichen Produktivkräfte produziert sind, nicht nur in der Form des Wissens, sondern als unmittelbare Organe der gesellschaftlichen Praxis; des realen Lebensprozesses.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 594.

 

 

2.2. Kooperation, Arbeitswechsel und Gleichgültigkeit gegen Arbeitsinhalteunterscheidet moderne Lohnarbeiter vom selbständigen Einzelarbeiter

„Im Fortgang der kapitalistischen Produktion entwickelte sich eine Arbeiterklasse, die aus Erziehung, Tradition, Gewohnheit die Anforderungen jener Produktionsweise als selbstverständliche Naturgesetze anerkennt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 765.

 

 

2.2.1. Die handwerkliche Produktionsweise hatte die Arbeiter an einen einzigen Beruf und einen einzigen Meister gefesselt

„Im Großen und Ganzen blieben der Arbeiter und seine Produktionsmittel miteinander verbunden wie die Schnecke mit dem Schneckenhaus, ...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 380.

„... Der Charakter der Handwerker, Zunftgenossen etc., deren ökonomischer Charakter gerade in der Bestimmtheit ihrer Arbeit und dem Verhältnis zu einem bestimmten Meister liegt etc. ...“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 204.

„Daher ging aber auch jeder mittelalterliche Handwerker ganz in seiner Arbeit auf, hatte ein gemütliches Knechtschaftsverhältnis zu ihr und war viel mehr als der moderne Arbeiter, dem seine Arbeit gleichgültig ist, seiner besonderen Arbeit unterworfen.“ K. Marx, Deutsche Ideologie MEW 3, 52.

 

 

2.2.2. Die werkstattmäßige Produktion (Manufaktur) des Frühkapitalismus befreite die Lohnarbeiter zwar von ihrer lebenslangen Bindung an einen Meister, fesselte sie aber an eine einzige Teiltätigkeit

„Aus dem individuellen Produkt eines selbständigen Handwerkers, der vielerlei tut, verwandelt sich die Ware in das gesellschaftliche Produkt eines Vereins von Handwerkern, von denen jeder fortwährend nur eine und dieselbe Teiloperation verrichtet.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 357f.

„Die besonderen Teilarbeiten werden nicht nur unter verschiedene Individuen verteilt, sondern das Individuum selbst wird geteilt, in das automatische Triebwerk einer Teilarbeit verwandelt...Wenn der Arbeiter ursprünglich seine Arbeitskraft an das Kapital verkauft, weil ihm die materiellen Mittel zur Produktion einer Ware fehlen, versagt jetzt seine individuelle Arbeitskraft selbst ihren Dienst, sobald sie nicht an das Kapital verkauft wird. Sie funktioniert nur noch in einem Zusammenhang, der erst nach ihrem Verkauf existiert, in der Werkstatt des Kapitalisten.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 381f.

 

 

2.2.3. Ständiger Wechsel der Arbeit und ständiger Fluss der Aufgaben ist das Grundgesetz der modernen Industrie

„... Maschinen ... heben die handwerksmäßige Tätigkeit als das regelnde Prinzip der gesellschaftlichen Produktion auf. So wird einerseits der technische Grund der lebenslangen Fesselung des Arbeiters an eine Teilfunktion weggeräumt. Andererseits fallen die Schranken, welche dasselbe Prinzip der Herrschaft des Kapitals noch auferlegte.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 390.

 

„Mit dem Arbeitswerkzeug geht auch die Virtuosität in seiner Führung vom Arbeiter auf die Maschine über. Die Leistungs-fähigkeit des Werkzeugs ist emanzipiert von den persönlichen Schranken menschlicher Arbeitskraft. Damit ist die technische Grundlage aufgehoben, worauf die Teilung der Arbeit in der Manufaktur beruht.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 442.

„Was von der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit im Innern der Werkstatt, gilt von der Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft. Solange Handwerk und Manufaktur die allgemeine Grundlage der gesellschaftlichen Produktion bilden, ist die Unterordnung des Produzenten unter einen ausschließlichen Produktionszweig, die Zerreißung der ursprünglichen Mannig-faltigkeit seiner Beschäftigungen, ein notwendiges Entwicklungs-moment.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 519f.

„Was die Teilung der Arbeit in der mechanischen Fabrik kennzeichnet, ist, dass sie jeden Spezialcharakter verloren hat. Aber von dem Augenblick an, wo jede besondere Entwicklung aufhört, macht sich das Bedürfnis nach Universalität, des Be-streben nach einer allseitigen Entwicklung des Individuums fühl-bar. Die automatische Fabrik beseitigt die Spezialisten und den Fachidiotismus.“ K. Marx, Elend der Philosophie, MEW 4, 157.

„Die moderne Industrie betrachtet und behandelt die vorhandene Form eines Produk-tionsprozesses nie als festgelegt. Ihre technische Basis ist daher revolutionär, während die aller früheren Produktionsweisen wesentlich konservativ war. Durch Maschi-nerie, chemische Prozesse und andere Methoden wälzt sie beständig mit der technischen Grundlage der Produktion die Funktionen der Arbeiter und die gesellschaftlichen Kombinationen des Arbeitsprozesses um. Sie revolutioniert damit ebenso beständig die Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft und schleudert unaufhörlich Kapitalmassen und Arbeitermassen aus einem Produktionszweig in den anderen. Die Natur der großen Industrie bedingt daher Wechsel der Arbeit, Fluss der Funktionen, allseitige Beweglichkeit des Arbeiters. ...

Man hat gesehen, wie dieser absolute Widerspruch alle Ruhe, Festigkeit, Sicherheit der Lebenslage des Arbeiters aufhebt, ihm mit dem Arbeitsmittel beständig das Lebensmittel aus der Hand zu schlagen und mit seiner Teilfunktion ihn selbst überflüssig zu machen droht; ...

Dies ist die negative Seite.

Wenn aber der Wechsel der Arbeit sich jetzt nur als überwälti-gendes Naturgesetz und mit der blind zerstörenden Wirkung eines Naturgesetzes durchsetzt, das überall auf Hindernisse stößt, macht die große Industrie durch ihre Katastrophen selbst es zur Frage von Leben oder Tod, den Wechsel der Arbeiten und daher möglichste Vielseitigkeit der Arbeiter als allgemeines gesellschaft-liches Produktionsgesetz anzuerkennen und seiner normalen Verwirklichung die Verhältnisse anzupassen. Sie macht es zu einer Frage von Leben oder Tod, die Ungeheuerlichkeit einer elenden, für das wechselnde Ausbeutungsbedürfnis des Kapitals in Reserve gehaltenen, verfügbaren Arbeiterbevölkerung zu ersetzen durch die absolute Verfügbarkeit des Menschen für wechselnde Arbeitserfordernisse; das Teilindividuum, den bloßen Träger einer gesellschaftlichen Detailfunktion zu ersetzen, durch das total entwickelte Individuum, für welches verschiedene gesellschaftliche Funktionen einander ablösende Betätigungsweisen sind.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 510ff.

 

„Andererseits ist der Arbeiter selbst absolut gleichgültig gegen die Bestimmtheit seiner Arbeit; sie hat als solche nicht Interesse für ihn, sondern nur soweit sie überhaupt Arbeit ... ist ...

Dies ist nicht die Art und Weise der Handwerker, Zunftgenossen etc., deren ökonomischer Charakter gerade in der Bestimmtheit ihrer Arbeit und dem Verhältnis zu einem bestimmten Meister liegt etc. ...“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 204.

 

 

2.3. Der Lohnarbeiter ist ein potenzieller Armer,

der fremden Reichtum schafft

Die Gefahr, arbeitslos und damit wirklich arm zu werden, wächst mit dem Wachstum der kapitalistischen Produktivkräfte, das den Einsatz von Arbeitskraft zunehmend überflüssig macht.

Lohnarbeit ist „sich selbst entfremdete Arbeit, ... der von ihr geschaffene Reichtum ist ... fremder Reichtum, ihre eigene Pro-duktivkraft ist ... Produktivkraft ihres Produkts, ihre Bereicherung ist ... Selbstverarmung, ihre gesellschaftliche Macht ist ... Macht der Gesellschaft über sie ...“. K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 255.

 

„In dem Begriff des freien Arbeiters liegt schon, dass er Armer ist, potenzieller Armer. Er ist seinen ökonomischen Bedingungen nach bloßes lebendiges Arbeitsvermögen, ... Bedürftigkeit nach allen Seiten hin, ohne materielle Mittel, seine Arbeitskraft für sich zu nutzen. Kann der Kapitalist seine Mehrarbeit nicht brauchen, so kann er seine notwendige Arbeit für seinen Lebensunterhalt nicht verrichten, seine Lebensmittel nicht produzieren.

Er kann sie dann nicht durch den Austausch erhalten, sondern, wenn er sie erhält, nur dadurch, dass Almosen von dem Ein-kommen anderer Klassen für ihn abfallen.

Als Arbeiter kann er nur leben, soweit er sein Arbeitsvermögen gegen den Teil des Kapitals austauscht, der den Lohnfonds bildet. Dieser Austausch selbst ist an für ihn zufällige, gegen seine Person gleichgültige Bedingungen geknüpft.

Er ist also potentieller Armer.

Da ferner die Bedingungen der auf das Kapital gegründeten Produktion ist, dass er immer mehr Mehrarbeit produziert, so wird immer mehr notwendige Arbeit frei. Die Chancen seiner Armut vermehren sich also. Der Entwicklung der Mehrarbeit entspricht die der Massenarbeitslosigkeit. ... Arbeitslosigkeit ist ... identisch mit Armut ...

Es ist nur in der auf das Kapital gegründeten Produktionsweise, dass die Armut erscheint als Resultat der Arbeit selbst, der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 497f.

 

„Je größer der gesellschaftliche Reichtum, das funktionierende Kapital, Umfang und Energie seines Wachstums, also auch die absolute Größe des Proletariats und die Produktivkraft seiner Arbeit, desto größer das Arbeitslosenheer. Die verfügbare Arbeitskraft wird durch dieselben Ursachen entwickelt wie die Expansivkraft des Kapitals. Die verhältnismäßige Größe des Arbeitslosenheers wächst also mit den Potenzen des Reichtums. Je größer aber diese Arbeitslosenarmee im Verhältnis zur aktiven Arbeiterarmee, desto massenhafter die chronische Arbeiter-Überbevölkerung, deren Elend im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Arbeitsqual steht. Je größer endlich die Armenschicht in der Arbeiterklasse und das Arbeitslosenheer, desto größer die offizielle Zahl der Armen.

Dies ist das absolute, allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 673f.

 

„... Die Armut der großen Masse, die immer noch, aller Arbeit zum Trotz, nichts zu verkaufen hat als sich selbst, und der Reichtum der wenigen, der fortwährend wächst, obgleich sie längst aufgehört haben zu arbeiten.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 741f.

 

Der Lohnarbeiter ist „persönliche Quelle des Reichtums, aber entblößt von allen Mitteln, diesen Reichtum für sich zu verwirklichen. ... Der Arbeiter selbst produziert daher beständig den objektiven Reichtum als Kapital, ihm fremde, ihn beherr-schende und ausbeutende Macht, und der Kapitalist produziert ebenso beständig die Arbeitskraft als subjektive, von ihren eigenen Vergegenständlichungs- und Verwirklichungsmitteln getrennte, abstrakte, in der bloßen Leiblichkeit des Arbeiters existierende Reichtumsquelle, kurz den Arbeiter als Lohnarbeiter.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 596.

 

 

2.4. Bessere Arbeits- und Lebensbedingungen

ändern nichts am Zwangscharakter der Lohnarbeit

„Keine Form der Lohnarbeit, obgleich die eine Missstände der anderen beseitigen mag, kann die Missstände der Lohnarbeit selbst beseitigen.

Ein Hebel mag besser den Widerstand der ruhenden Materie überwinden als der andere. Jeder beruht darauf, dass der Wider-stand bleibt.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 43.

„Gleichzeitig ... sollte die Arbeiterklasse die endgültige Wirksamkeit dieser tagtäglichen gewerkschaftlichen Kämpfe nicht überschätzen. Sie sollte nicht vergessen, dass sie gegen Wirkungen kämpft, nicht aber gegen die Ursachen dieser Wirkungen; dass sie zwar die Abwärtsbewegung verlangsamt, nicht aber ihre Richtung ändert; dass sie Beruhigungsmittel anwendet, die das Übel nicht kurieren. Sie sollte daher nicht ausschließlich in diesem unvermeidlichen Kleinkrieg aufgehen, der aus den nie enden wollenden Gewalttaten des Kapitals oder aus den Marktschwankungen unaufhörlich hervorgeht. Sie sollte begreifen, dass das gegenwärtige System bei all dem Elend, das es über sie verhängt, zugleich schwanger geht mit den materiellen Bedingungen und den gesellschaftlichen Formen, die für eine ökonomische Umgestaltung der Gesellschaft notwendig sind. Statt des konservativen Mottos: ‚Ein guter Lohn für gute Arbeit!‘ sollte sie auf ihr Banner die revolutionäre Losung schreiben: ‚Nieder mit dem Lohnsystem!‘“ K. Marx, Lohn, Preis und Profit, MEW 16, 152.

 

 

3. Die produktive Lohnarbeiterklasse und ihre Unterteilung

Karl Marx sah im Wesentlichen nur zwei Unterteilungen der produktiven Lohnarbeiterklasse:

Hinsichtlich der Qualifikation betonte Karl Marx die „Scheidung der Arbeiter in geschickte und ungeschickte“ (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 371) bzw. die Scheidung in „komplizierte Arbeit“ und „einfache Arbeit“ (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 59), d. h. qualifizier-te und unqualifizierte Arbeit.

Zweitens unterschied Marx die Zirkulationsarbeiter von den direkt produktiven Lohnarbeitern.

 

3.1. Qualifizierte und unqualifizierte Lohnarbeiter

In Deutschland haben derzeit von allen Erwerbstätigen rund 25 % keinen Berufsabschluss (niedrig qualifizierte Arbeitskraft = einfache Arbeit), 63 % einen Berufsabschluss (normal qualifizierte Arbeitskraft = mittel-komplizierte Arbeit), 12 % einen Hochschulabschluss (höher qualifizierte Arbeitskraft = komplizierte Arbeit).

Entsprechend der Marx’schen Werttheorie schafft höher qualifizierte oder komplizierte Arbeit höheren Wert und damit größeren Mehrwert für das Kapital. Andererseits sind die Ausbildungs- und Reproduktionskosten dieser Arbeitskraft höher, sie muss also auch mit höherem Lohn bezahlt werden.

 Siehe auch den Artikel: Lohn.

Ihr höherer Lohn ist daher keineswegs Ausdruck einer geringeren Ausbeutung als bei ihren weniger qualifizierten Kollegen.

... Ich muss diese Gelegenheit zu der Feststellung benutzen, dass, genauso wie die Produktionskosten für Arbeitskräfte ver-schiedener Qualität nun einmal verschieden sind, auch die Werte der in verschiedenen Geschäftszweigen beschäftigten Arbeits-kräfte verschieden sein müssen. Der Ruf nach Gleichheit der Löhne beruht daher auf einem Irrtum, ist unerfüllbarer, törichter Wunsch. Auf Basis des Lohnsystems wird der Wert der Arbeitskraft in derselben Weise festgesetzt wie der jeder anderen Ware; und da verschiedene Arten Arbeitskraft verschiedene Werte haben oder verschiedene Arbeitsquanta zu ihrer Produktion erfordern, so müssen sie auf dem Arbeitsmarkt verschiedene Preise erzielen. K. Marx, Lohn, Preis und Profit, MEW 16, 131.

Höher qualifizierte Lohnarbeiter kosten das Kapital zwar mehr Lohn, liefern aber auch Mehrwert.

... Unterschiede, ... in der Höhe des Arbeitslohns, beruhen großenteils auf dem schon ... erwähnten Unterschied zwischen einfacher und komplizierter Arbeit und berühren, obgleich sie das Los der Arbeiter in verschiednen Produktionssphären sehr ungleich machen, keineswegs den Ausbeutungsgrad der Arbeit in diesen verschiedenen Sphären. Wird z. B. die Arbeit eines Gold-schmieds teurer bezahlt als die eines Taglöhners, so stellt die Mehrarbeit des Goldschmieds in demselben Verhältnis auch größeren Mehrwert her als die des Taglöhners. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 151.

Heute müssen wir sagen: Wird die Arbeit einer Lufthansapilotin teurer bezahlt als die einer Stewardess, so stellt die Mehrarbeit der Pilotin für das Kapital der Lufthansa in demselben Ver-hältnis auch größeren Mehrwert her als die der Stewardess.

An anderer Stelle stellte Marx fest: Ist die Arbeit eines Gold-schmieds teurer als die eines Arbeiters, so ist die Mehrarbeitszeit des Goldschmieds im selben Verhältnis teurer als die des Ungelernten. K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 386. Ebenso Friedrich Engels: „Bei zwei Arbeitern, auch desselben Geschäftszweigs, wird sich das Wertprodukt der Arbeitsstunde immer nach Intensität der Arbeit und Qualifikation verschieden stellen; ...“ F. Engels, Anti-Dühring. MEW 20, 186.

Auch den Begriff „Arbeiteraristokratie“, in den später viel hineingeheimst wurde, bezog Marx nur auf beste Bezahlung aufgrund bester Qualifikation, auf den bestbezahlten Teil der Arbeiterklasse, ... ihre Aristokratie ... K. Marx, Kapital I, MEW 23, 697.

Es hat nichts mit der Klassenanalyse von Marx zu tun, wenn der Begriff „Arbeiteraristokratie “ polemisch mit bestimmten Tätigkeiten, z. B. Gewerkschaftsfunktionen, verbunden wird.

 

3.2. Kopf- und Handarbeiter

In der Marx’schen Unterscheidung von einfacher und kompli-zierter Arbeit verschwinden alle Unterschiede von Kopf- und Handarbeit. Meist ist lohnabhängige Kopfarbeit für das Kapital qualifiziertere oder komplizierte Arbeit. Wie jedoch die Werkzeugmaschinen die Dequalifizierung der Großzahl der geschickten Handwerker mit sich brachten, so erzwingen heute Computer die Dequalifizierung der Großzahl der Kopfarbeiter.

Ein Kopf-Lohnarbeiter kann einerseits für das Kapital fertige Produkte herstellen, wie beispielsweise ein Lehrer „gedrillte Schülerköpfe“ an einer Privatschule herstellt: „Steht es frei, ein Beispiel außerhalb der Sphäre der materiellen Produktion zu wählen, so ist ein Schulmeister produktiver Arbeiter, wenn er nicht nur Kinderköpfe bearbeitet, sondern sich selbst abarbeitet zur Bereicherung des Unternehmers. Dass letzterer sein Kapital in einer Lehrfabrik angelegt hat, statt in einer Wurstfabrik, ändert nichts an dem Verhältnis. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 532.

Andererseits kann Kopfarbeit als notwendige Teilarbeit in die kombinierte Arbeit des produktiven Gesamtarbeiters eines Unternehmens oder der ganzen Gesellschaft eingehen.

Wie im Natursystem Kopf und Hand zusammengehören, vereint der Arbeitsprozess Kopfarbeit und Handarbeit. ... Das Produkt verwandelt sich überhaupt aus dem unmittelbaren Produkt des individuellen Produzenten in ein gesellschaftliches, in das gemein-same Produkt eines Gesamtarbeiters, d. h. eines kombinierten Arbeitspersonals, dessen Glieder der Handhabung des Arbeits-gegenstandes näher oder ferner stehen. Mit dem kooperativen Charakter des Arbeitsprozesses selbst erweitert sich daher notwendig der Begriff der produktiven Arbeit und ihres Trägers, des produktiven Arbeiters. Um produktiv zu arbeiten, ist es nun nicht mehr nötig, selbst Hand anzulegen; es genügt, Organ des Gesamtarbeiters zu sein, irgendeine seiner Unterfunktionen zu vollziehen. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 531.

„Gesamtarbeiter“ ist der wissenschaftliche Begriff für die Lohnarbeiterklasse, für das moderne Proletariat.

Karl Marx sprach daher vom Kampf zwischen dem Gesamt-kapitalisten, d. h. der Klasse der Kapitalisten, und dem Gesamt-arbeiter oder der Arbeiterklasse .... K. Marx, Kapital I, MEW 23, 249.

 

Indem die moderne Lohnarbeit ihren kooperativen, d. h. gesellschaftlichen, Charakter entfaltete und auf immer mehr Gesellschaftsmitglieder verteilt wurde, verschwand notwendig das traditionelle und enge „Arbeitermilieu“, dem allein unsere Linken hinterhertrauern.

Alle intellektuellen Arbeiten, die direkt in der materiellen Produktion konsumiert werden, schloss Karl Marx ganz wie Adam Smith, natürlich ein in die Arbeit, die sich fixiert und sich realisiert in einer käuflichen und austauschbaren Ware ... Nicht nur der direkte Handarbeiter oder Maschinenarbeiter, sondern Aufseher, Ingenieur, Manager, Commis (= Geschäftsführer) etc., kurz die Arbeit des ganzen Personals, das in einer bestimmten Sphäre der materiellen Produktion nötig ist, um eine bestimmte Ware zu produzieren, dessen Zusammenwirken von Arbeiten (Kooperation) notwendig zur Herstellung der Waren ist. In der Tat fügen sie dem konstanten Kapital ihre Gesamtarbeit hinzu und erhöhen den Wert des Produkts um diesen Betrag. K. Marx, Theorien über produktive und unproduktive Arbeit, MEW 26.1, 134.

 

3.3. Zirkulationsarbeiter und direkt produktive Lohnarbeiter

Hinsichtlich der Stellung der Lohnarbeiter zur Mehrwert-produktion unterschied Marx die Produktionsarbeiter von den kommerziellen oder Zirkulationsarbeitern.

Dass die Handels-, Bank- und Versicherungskapitalisten zur Kapitalistenklasse zählen, das haben Marxisten nie bezweifelt. Seltsamerweise streiten sie sich aber immer noch darüber, ob die Lohnarbeiter im Handel, bei Banken und Versicherungen zur (produktiven) Arbeiterklasse zählen oder nicht.

Marx stellte zwar fest, dass diese Zirkulationsarbeiter ein anderes Verhältnis zur Mehrwertproduktion haben als die Produktionsarbeiter, ließ aber nie einen Zweifel daran, dass die Zirkulationsarbeit zur Vergrößerung des kapitalistischen Profits beiträgt, dass ihre Arbeit also für das Kapital produktiv ist.

Der Unterschied ist kurzgefasst der, dass die Produktions-arbeiter den Mehrwert direkt produzieren, während der kommerzielle Arbeiter zwar nicht den vom Produktionsarbeiter geschaffenen Mehrwert, aber den Profit der Kapitalistenklasse vergrößert.

„Der kommerzielle Arbeiter produziert nicht direkt Mehrwert.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 311.

Die Zirkulationskosten als solche, d. h. die durch die Operation des Austauschs und durch eine Reihe von Austauschoperationen verursachte Konsumtion von Arbeitszeit oder ... Werten, sind ... Abzug entweder von der auf die Produktion verwandten Zeit, oder von den durch die Produktion gesetzten Werten. Sie können nie den Wert vermehren. Sie gehören zu den toten Kosten der ... auf dem Kapital beruhenden Produktion. ...

Insofern das Kaufmannsgeschäft und noch mehr das eigentliche Geldgeschäft diese toten Kosten vermindern, fügen sie der Produktion zu, nicht dadurch, dass sie Wert schaffen, sondern die Negation der geschaffenen Werte vermindern. ... Befähigen sie die Produzenten mehr Werte zu schaffen, als sie ohne diese Teilung der Arbeit könnten, und zwar so viel mehr, dass ein Mehr bleibt nach Bezahlung dieser Funktion, so haben sie faktisch die Produktion vermehrt. Die Werte sind dann aber vermehrt, nicht weil die Zirkulationsoperationen Wert geschaffen, sondern weil sie weniger Wert absorbiert haben, als sie im anderen Fall getan hätten.K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 526f.

Die Zirkulationsarbeit dient dem gesamten Kapital einer Gesellschaft als Hebel, eine größere Menge Kapital in Profit zu verwandeln, als das ohne diese Zirkulationsarbeit möglich wäre.

Dass Ursachen den Profit erhöhen oder erniedrigen, überhaupt beeinflussen können, wenn der Mehrwert gegeben ist, übersieht Ricardo.K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 378. Und wie Ricardo übersahen das die meisten Marxisten.

Der kommerzielle Arbeiter produziert nicht direkt Mehrwert. Aber der Preis seiner Arbeit ist durch den Wert seiner Arbeits-kraft, also deren Produktionskosten, bestimmt, während die Ausübung dieser Arbeitskraft, als eine Anspannung, Kraft-äußerung und Abnutzung, wie bei jedem anderen Lohnarbeiter, keineswegs durch den Wert seiner Arbeitskraft begrenzt ist. Sein Lohn steht daher in keinem notwendigen Verhältnis zu der Masse des Profits, die er dem Kapitalisten realisieren hilft.

Was er dem Kapitalisten kostet, und was er ihm einbringt, sind verschiedene Größen. Er bringt ihm ein, nicht indem er direkt Mehrwert schafft, aber indem er die Kosten der Realisierung des Mehrwerts vermindern hilft, soweit er, zum Teil unbezahlte, Arbeit verrichtet.K. Marx, Kapital III, MEW 25, 311.

Die kommerziellen Lohnarbeiter im Handel, bei den Banken und Versicherungen vermehren also durch ihre unbezahlte Arbeit das Kapital. Daher sind sie (indirekt) produktive Lohnarbeiter, deren Ausbeutung Kapital verwertet oder ver-größert.

Im zentralen Abschnitt des „Kapitals“, Band I, in dem Karl Marx die Besonderheiten der produktiven Lohnarbeit im modernen Kapitalismus erläuterte, heißt es ganz unmiss-verständlich: Nur der Arbeiter ist produktiv, der Mehrwert für den Kapitalisten produziert oder zur Selbstverwertung des Kapitals dient. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 532.

Den kapitalistischen Mehrwert produzieren alle direkt produkti-ven Lohnarbeiter (Hand- und Kopfarbeiter). Zur „Selbstverwer-tung des Kapitals“ – das heißt zur Vermehrung des Kapitals – tragen auch die Zirkulationsarbeiter im Handel, bei den Banken und Versicherungen bei, ohne dass sie direkt an der Mehrwert-produktion beteiligt sind. Wer immer die Zirkulationsarbeiter als „unproduktiv“ bezeichnet, der kann sich weder auf die Marx’-sche Definition von unproduktiver Arbeit noch auf seine Defini-tion von produktiver Arbeit berufen.

Zirkulationsarbeiter und Produktionsarbeiter zusammen bilden den produktiven Gesamtarbeiter, der für das Kapital schafft und dabei Kapital schafft. Beide vergrößern als produktive Lohn-arbeiter das Kapital, das sich ihre unbezahlte Mehrarbeit an-eignet, – ... Mehrarbeit, die jenes ohne Äquivalent (= ohne Gegenwert) erhält und die ihrem Wesen nach immer Zwangsarbeit bleibt, wie sehr sie auch als das Resultat freier vertraglicher Übereinkunft erscheinen mag. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 827.

Die Unterscheidung von Produktions- und Zirkulationsarbeitern spielt insofern eine ökonomische Rolle, als die relative Zahl der Zirkulationsarbeiter mit der Entwicklung des Kapitalismus tendenziell abnimmt. (Vgl. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 310f. ) Mit der Beseitigung der Warenproduktion fallen mit der Zirkula-tionsarbeit auch die Zirkulationsarbeiter ganz weg.

Eine historische Nebenrolle spielte diese Unterscheidung in Produktionsarbeiter und Zirkulationsarbeiter, insoweit sie mit dem Unterschied von höher und niedriger qualifizierter Arbeit zusammenfiel.

Der eigentlich kommerzielle Arbeiter (im Handel, bei den Ban-ken und Versicherungen) gehört zu der besser bezahlten Klasse von Lohnarbeitern, zu denen, deren Arbeit geschickte Arbeit ist, die über der Durchschnittsarbeit steht.

Indes hat der Lohn die Tendenz zu fallen, selbst im Verhältnis zur Durchschnittsarbeit, im Fortschritt der kapitalistischen Produk-tionsweise. Teils durch Teilung der Arbeit innerhalb des Kontors; ...

Zweitens, weil die Vorbildung, Handels- und Sprachkenntnisse usw. mit dem Fortschritt der Wissenschaft und Volksbildung immer rascher, leichter, allgemeiner, billiger reproduziert werden, ...

Die Verallgemeinerung des Volksunterrichts erlaubt, diese Sorte aus Klassen zu rekrutieren, die früher davon ausgeschlossen, an schlechtere Lebensweise gewöhnt waren. Dazu vermehrt sie den Zudrang und damit die Konkurrenz.

Mit einigen Ausnahmen entwertet sich daher im Fortgang der kapitalistischen Produktion die Arbeitskraft dieser Leute; ihr Lohn sinkt, während ihre Arbeitsfähigkeit zunimmt. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 311f.

Aus den hier erläuterten Kriterien der Klassenbestimmung von Karl Marx ergibt sich ungefähr folgende soziale Zusammen-setzung der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft (berechnet auf die 42 Millionen Erwerbspersonen des Jahres 2004):

- produktive Lohnarbeiterklasse: 77 %;

- lohnabhängige Dienerklasse (öffentliche u. private): 12 %;

- Lumpenproletarier: 1 %;

- traditionelle, selbst arbeitende Eigentümer: 7 %;

- Kapitalistenklasse und Grundbesitzer: 3 %.

 

4. Selbstbestimmung der Produzenten ist nur möglich

durch Abschaffung der Lohnarbeit

„... Die fortschreitende industrielle Entwicklung (hat) ... die Einzelarbeit in allen großen Industriezweigen längst vernichtet ... und vernichtet sie in den kleineren und kleinsten Zweigen täglich mehr; die industrielle Entwicklung setzt an ihre Stelle die gesellschaftliche Arbeit ..., unterstützt von Maschinen und dienst-bar gemachten Naturkräften, deren fertiges, sofort austauschbares oder verbrauchbares Produkt das gemeinsame Werk vieler Einzelner ist, durch deren Hände (und Köpfe) es hat gehen müssen. Und gerade durch diese industrielle Revolution hat die Produktionskraft der menschlichen Arbeit einen solchen Höhegrad erreicht, dass die Möglichkeit gegeben ist – zum ersten Mal, solange Menschen existieren –, bei verständiger Verteilung der Arbeit unter alle, nicht nur genug für die reichliche Konsumtion aller Gesellschaftsmitglieder und für einen ausgiebigen Reserve-fonds hervorzubringen, sondern auch jedem Einzelnen hinreichend Muße zu lassen, damit dasjenige, was aus der geschichtlich überkommenen Bildung – Wissenschaft, Kunst, Umgangsformen usw. – wirklich wert ist, erhalten zu werden, nicht nur erhalten, sondern aus einem Monopol der herrschenden Klasse in ein Gemeingut der ganzen Gesellschaft verwandelt und weiter vorgebildet werde. (Und mit dem Monopol auf Bildung und Kenntnisse wird auch jedes Monopol auf Leitungsfunktionen beseitigt.)

Und hier liegt der entscheidende Punkt. Sobald die Produktions-kraft der menschlichen Arbeit sich bis auf diesen Höhegrad entwickelt hat, verschwindet jeder Vorwand für den Bestand einer herrschenden Klasse. War doch der letzte Grund, womit der Klassenunterschied verteidigt wurde, stets: Es muss eine Klasse geben, die sich nicht mit der Produktion ihres täglichen Lebensunterhalts abzuplacken hat, damit sie Zeit behält, die geistige Arbeit der Gesellschaft zu besorgen. Diesem Gerede, das bisher seine große geschichtliche Berechtigung hatte, ist durch die industrielle Revolution der letzten hundert Jahre ein für allemal die Wurzel abgeschnitten.“ F. Engels, Wohnungsfrage, MEW 18, 220f.

„Aber wenn hiernach die Einteilung in Klassen eine gewisse geschichtliche Berechtigung hat, so hat sie eine solche doch nur für einen gegebenen Zeitraum, für gegebene gesellschaftliche Bedingungen. Sie gründet sich auf die Unzulänglichkeit der Produktion; sie wird weggefegt werden durch die volle Entfaltung der modernen Produktivkräfte.

Und in der Tat hat die Abschaffung der gesellschaftlichen Klassen zur Voraussetzung einen geschichtlichen Entwicklungsgrad, auf dem das Bestehen nicht bloß dieser oder jener bestimmten herrschenden Klasse, sondern einer herrschenden Klasse über-haupt, also des Klassenunterschiedes selbst ... veraltet ist.

Sie hat also zur Voraussetzung einen Höhegrad der Entwicklung der Produktion, auf dem die Aneignung der Produktionsmittel und Produkte und damit der politischen Herrschaft, des Monopols der Bildung und der geistigen Leitung durch eine besondere Gesell-schaftsklasse nicht nur überflüssig, sondern auch ökonomisch, politisch und intellektuell ein Hindernis der Entwicklung geworden ist.

Dieser Punkt ist jetzt erreicht.“ F. Engels, Entwicklung des Sozialismus, MEW 19, 225.

„Die freie Arbeit entwickelt sich innerhalb der kapitalistischen Produktion als gesellschaftliche Arbeit. Dass sie Eigentümer der Produktionsbedingungen wird, heißt also, dass diese den ver-gesellschafteten Arbeitern gehören und diese als solche pro-duzieren, ihre eigene Produktion ... sich als vergesellschaftete unterordnen.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 514.

„Wir anerkennen die Kooperativbewegung als eine der Triebkräfte zur Umwandlung der gegenwärtigen Gesellschaft; die auf Klassengegensätzen beruht. Ihr großes Verdienst besteht darin, praktisch zu zeigen, dass das bestehende despotische und Armut hervorbringende System der Unterjochung der Arbeit unter das Kapital verdrängt werden kann durch das demokratische und segensreiche System der Assoziation von freien und gleichen Produzenten.“ K. Marx, Forderungen der IAA, MEW 16, 195.

„Und dass wir beim Übergang in die volle kommunistische Wirtschaft den genossenschaftlichen Betrieb als Mittelstufe in ausgedehntem Maß werden anwenden müssen, daran haben Marx und ich nie gezweifelt.

Nur muss die Sache so eingerichtet werden, dass die Gesellschaft ... das Eigentum an den Produktionsmitteln behält und so die Sonderinteressen der Genossenschaft, gegenüber der Gesellschaft im Ganzen, sich nicht festsetzen können.“ F. Engels an Bebel (1886), MEW 36, 426.

„Dies ist der sehr große Unterschied: Ob die vorhandenen Produktionsmittel den Arbeitenden als Kapital gegenüberstehen, ... ob diese Produktionsmittel sie beschäftigen, oder ob sie, als Subjekte, die Produktionsmittel – im Akkusativ – anwenden, um Reichtum für sich selbst zu erzeugen.

Natürlich ist dabei vorausgesetzt, dass die kapitalistische Produktion bereits die Produktivkräfte der Arbeit überhaupt zu der nötigen Höhe entwickelt hat, worauf diese Revolution eintreten kann.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 583.

„... Die Gesellschaft (konnte) doch niemals ohne eine Klasse von Produzenten leben. Diese Klasse ist also unter allen Umständen notwendig – wenn auch die Zeit kommen muss, in der sie nicht länger eine Klasse sein, sondern die ganze Gesellschaft umfassen wird.“ F. Engels, Gesellschaftsklassen, MEW 19, 287.

„Einmal die Arbeit emanzipiert, so wird jeder Mensch ein Arbeiter, und produktive Arbeit hört auf, eine Klasseneigenschaft zu sein.“ K. Marx, Bürgerkrieg in Frankreich, MEW 17, 342.

„Im planmäßigen Zusammenwirken mit anderen streift der Arbeiter seine individuellen Schranken ab und entwickelt sein Gattungs-vermögen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 349.

„Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die Produzenten ...

Der Kampf ums Einzeldasein hört auf. Damit erst scheidet der Mensch, in gewissem Sinn, endgültig aus dem Tierreich, tritt aus tierischen Daseinsbedingungen in wirklich menschliche. Der Umkreis der die Menschen umgebenden Lebensbedingungen, der die Menschen bis jetzt beherrschte, tritt jetzt unter die Herrschaft und Kontrolle der Menschen, die nun zum ersten Male bewusste, wirkliche Herren der Natur, weil und indem sie Herren ihrer eigenen Vergesellschaftung werden.

Die Gesetze ihres eigenen gesellschaftlichen Tuns, die ihnen bisher als fremde, sie beherrschende Naturgesetze gegenüberstanden, werden dann von den Menschen mit voller Sachkenntnis angewandt und damit beherrscht. Die eigene Vergesellschaftung der Menschen, die ihnen bisher als von Natur und Geschichte aufgezwungen gegenüberstand, wird jetzt ihre eigene freie Tat. Die objektiven, fremden Mächte, die bisher die Geschichte beherrschten, treten unter die Kontrolle der Menschen selbst.

Erst von da an werden die Menschen ihre Geschichte mit vollem Bewusstsein selbst machen, erst von da an werden die von ihnen in Bewegung gesetzten gesellschaftlichen Ursachen vorwiegend und in stets steigendem Maße auch die von ihnen gewollten Wirkungen haben.

Es ist der Sprung der Menschheit aus dem Reiche der Not-wendigkeit in das Reich der Freiheit.“ F. Engels Anti-Dühring, MEW 20, 264.

„Der Kommunismus unterscheidet sich von allen bisherigen Bewegungen dadurch, dass er die Grundlage aller bisherigen Produktions- und Verkehrsverhältnisse umwälzt und alle naturwüchsigen Voraussetzungen zum ersten Mal mit Bewusstsein als Geschöpfe der bisherigen Menschen behandelt, ihrer Naturwüchsigkeit entkleidet und der Macht der vereinigten Individuen unterwirft.“ K. Marx, Deutsche Ideologie, MEW 3, 70.

Siehe auch die Artikel:

Ausbeutung

Emanzipation

Lohnarbeit

 

Zur Zitierweise:

Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete Fremdwörter, alte Maß-einheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum Beispiel in Arbeits-zeitberechnungen modernisiert und der Euro als Währungseinheit ver-wendet. Dass es Karl Marx in Beispiel-rechnungen weder auf absolute Größen noch auf Währungs-einheiten ankam, darauf hatte er selbst einmal hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396.

Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.

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