Usrael
Aus: Financial Times Deutschland, 4.4.2001
„(...) Wegen ihrer Funktion als Schutzmacht Israels kommt den USA im Nahost-Konflikt eine Schlüsselrolle zu. Die weitere Eskalation der Gewalt würde zwar ein Eingreifen Washingtons erfordern – (...) "Ich glaube, er muss sich viel stärker einbringen", so der Senator Arlen Specter.
Auch der demokratische Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Senat, Joseph Biden, forderte am Wochenende: "Etwas Dramatisches muss passieren. Das heißt, der Präsident muss mehr Engagement zeigen". Bush selbst weist die Vorwürfe weit von sich: Er stehe in ständigem Kontakt mit den Führern in der Region.
Tatsache ist jedoch, dass es längst um weit mehr als die Forderung geht, dass Bush seine Zurückhaltung aufgibt. (...)

Die derzeitige Nahost-Politik der USA zeigt auch ein grundsätzliches Problem: Der nach dem 11. September eingeschlagene Kurs, Außenpolitik vor allem an der Terrorbekämpfung zu orientieren, führt nun in eine Zwickmühle. Damals taktierte Scharon geschickt, in dem er sein hartes Vorgehen als israelische Version des Anti-Terror-Kampfes darstellte. Und tatsächlich bezeichnete Bush die radikale Hamas-Organisation als "unseren Feind" und ließ die palästinensischen al-Aksa-Brigaden auf die US-Liste terroristischer Gruppen setzen.
Andererseits - und das ist das Dilemma - sucht Bush <b>für die geplante Entmachtung des irakischen Präsidenten Saddam Hussein </b> <i>(Hervorhebung von wb)</i> die Unterstützung der arabischen Welt. (...)
Denn bei den Arabern stößt die harte Haltung der USA gegenüber den Palästinensern auf harsche Kritik. Der kühle Empfang, der Vizepräsident Dick Cheney jüngst bei seiner Nahostreise bereitet wurde, war bezeichnend. Zuerst das Palästinenserproblem, dann - vielleicht - Saddam, war die Botschaft der Araber. (...)“
Aus: Financial Times Deutschland, 3.4.2002

Anmerkung:
Erinnern wir uns:

Der Sonderbeauftragte des US-Präsidenten Zinni reiste tagelang durch die Gegend. Dann kommt noch der US-Außenminister Cheney hinzu, versuchte die arabischen Staaten zu Teilnahme am US-Krieg gegen den Irak zu bewegen, - ohne Erfolg. Er blitzte bei allen arabischen Regierungen ab. (Ein Hoch an die "rückständigen" arabischen Länder!!)
Dann parlierte Cheney mit Sharon und die beiden schienen sich prächtig zu verstehen. (Ihre Pressekonferenz gabs live zu sehen).
Cheney reiste aus dem Nahen Osten ab, und wenige Tage später dreht Israel weiter an der Kriegsschraube. Nach dem Motto, so lange zündeln, bis alle Welt schreit: USA greift ein! Helft den armen Palästinensern!.
Aber die US-Regierung ziert sich. Ist ja sooo eine gefährliche Gegend! Wir würden uns da ja lieber raushalten, aber wenn ihr wirklich wollt, dass wir uns engagieren, dann aber bitte mit Gegenleistung! Wir haben ja da noch unseren Erzfeind Saddam Hussein....
So oder ähnlich sieht die Taktik von USA und Israel aus.
Soll uns doch keiner erzählen, die jetzigen Aktionen von Israel seien nicht mit Cheney und Zinni abgesprochen worden! Die Teilmobilmachung der israelischen Armee, wurde ausgerufen, einige Stunden nachdem Cheney in seinen Flieger nach Hause gestiegen war.
Glauben die europäischen und arabischen Regierungen vielleicht, sie könnten von den Bush-Kriegern Zugeständnisse in der Palästina-Frage abpressen, so wird umgekehrt ein Schuh daraus:
Die USA erpressen mit ihrem Hilfssheriff Israel die Regierungen der Welt, indem sie solange nicht in Palästina schlichten und ihren Bluthund Israel an die Leine nehmen, so lange sie nicht ihren Krieg im Irak gegen Saddam Hussein kriegen.
Die USA sind die treibende Kraft hinter Israel und sie treiben nichts Gutes damit.
Wem diese Behauptung abenteuerlich vorkommt, der findet im ‚Economist’ (30.3.2002) genau diese erpresserische Drohung formuliert:

“none of the issuses ... - the fate of Israeli settlements and Palestinian refugees, the future of Jerusalem – can be resolved in a manner or a time-frame that avoids the need for hard decisions over Iraq.“
Wal Buchenberg