Economist: Weltreich USA - Amerikas neue Rolle in der Welt
(Auszug engl. u. dt.)
 “America again leads the world in all dimensions of power - military, economic, cultural, scientific … - by a margin out of all proportion to its population.”
In allen Machtbereichen - dem Militär, der Wirtschaft, der Kultur, der Wissenschaft - haben die USA in der Welt einen Vorsprung der ihren Anteil an der Weltbevölkerung deutlich übertrifft.



“There is, to be sure, no blueprint currently on White House desks for changing the world. … two immediate things make change a likelier outcome than stasis. One is that the attacks on September 11th, and the fear of more in future on an even more devastating scale, have given the United States a powerful new motive for global activism, while persuading most other countries, whatever their snarls of criticism or resentment, not to stand in its way - at least for the time being.
The second is that the actions implied by that motive are likely then to draw America into new acts and new types of engagement, whether it likes it or not.”
Sicherlich liegt auf Schreibtischen des Weißen Hauses kein ausgearbeiteter Plan zur Weltveränderung. ... Zwei aktuelle Dinge machen jedoch einen Wandel wahrscheinlicher als einen Fortbestand der Verhältnisse. Zum einen haben die Attacken des 11. September, und die Angst vor mehr und noch zerstörerischen Attacken in der Zukunft den USA ein mächtiges neues Motiv für weltweite Aktivitäten verschafft, mit dem sie die meisten anderen Länder - zumindest zeitweise - davon abhalten können, sich den USA in den Weg zu stellen, ganz egal ob ihnen dabei vor Kritik oder Ärger die Galle platzt.
Zum andern werden die Maßnahmen, die aus diesem Motiv erfolgen, in ihrer Konsequenz die USA - ob sie wollen oder nicht - wahrscheinlich in neue Verhaltensweisen und in neuartige Engagements hineinziehen.

“What began as a fight against the perpetrators of those attacks, … has rightly been broadened further to include rogue states developing weapons of mass destruction.”
Was als Kampf gegen die verbrecherischen Angreifer begonnen hat, ... wurde richtigerweise ausgeweitet gegen alle Schurkenstaaten, die Massenvernichtungswaffen entwickeln.

“An old taboo, on ‘nation-building’ abroad will have to be put aside. Then there is the decidedly unsmall business of handling the often prickly relationships with bigger powers such as Russia, China, India, Japan und the European allies, whose interests will be affected, for better and worse, by all this activism.”
Das überholte Tabu, keine abhängige Regierungen im Ausland zu installieren (‚nation-building’), muss verschwinden. Dann bleibt immer noch das unzweifelhaft nicht unbedeutende Geschäft, die nicht immer einfachen Beziehungen mit Großmächten wie Russland, China, Indien, Japan und den europäischen Verbündeten zu regeln, deren Interessen von dem amerikanischen Tatendrang in der einen oder anderen Weise betroffen werden.

“It was not that it had been idle during the 1990s, nor isolationist. It mobilised 500.000 troops for the Gulf war in 1991. At the end of the decade, it led - in effect, conducted - NATO’s war with Serbia over Kosovo. During those ten years, American military interventions overseas were more numerous, if on a smaller scale, than during the whole four decades of the cold war.”
Keineswegs waren die USA während der 90er Jahre untätig oder nur mit sich beschäftigt. Sie hatten 500.000 Soldaten im Golfkrieg des Jahres 1991 mobilisiert. Am Ende des Jahrzehnts führten, bzw. im Endeffekt dirigierten, die USA den Kosovo-Krieg der NATO gegen Serbien. Die USA intervenierten militärisch in diesen 10 Jahren häufiger, wenn auch im Umfang geringer, als während der gesamten 40 Jahre des Kalten Krieges.

“In other areas too - trade rules, financial crisis, human rights, war crimes, mediation - America played an active international role. But it did so hesitantly against a backdrop of declining domestic interest in foreign affairs. … It acted by improvisation, with no clear sense of purpose or coherent strategy… That is what has now changed. There may not yet be a coherent strategy, but there is certainly a clear sense of purpose.”
Auch auf anderen Feldern wie Handelsregeln, Finanzkrisen, Menschenrechten, Kriegsverbrechen und Vermittlerdiensten spielten die USA eine aktive internationale Rolle. ... Aber sie taten dies nur zögerlich vor dem Hintergrund eines abnehmenden politischen Interesse der amerikanischen Öffentlichkeit an Außenpolitik.

”In 1997 Richard Haass … wrote a book that called America ‘The Reluctant Sheriff’ … Mr. Haass says that if he were writing the book now he would delete the word ‘reluctant’.
Another word, once considered rather daring, is becoming commonplace in policy seminars and on talk-shows: empire.”
1997 schrieb Richard Haass an Buch mit dem Titel „Widerwilliger Weltpolizist USA“. Wenn er jetzt zu dem Thema schreiben würde, sagt er, würde er das Wort „widerwillig“ streichen.
Ein anderes Stichwort, das man früher nur ungern in den Mund nahm, wurde zum Schlagwort in Politik-Seminaren und Talkshows: Weltreich.

“ … There is a strong, sometimes hubristic, sense that America has the opportunities, obligations and threats associated in the past with empires: that it can set the rules that govern international relations, while at times operating outside them itself; but also that ultimately it alone can enforce those rules…”
Es gibt in den USA den selbstbewussten, manchmal überheblichen Standpunkt, dass das Land dieselben Möglichkeiten, Verpflichtungen und Herausforderungen besitzt, die man früher Weltreichen zuschrieb: Dass es die Regeln vorschreiben kann, die die internationalen Beziehungen bestimmen, - wenn es sich selber auch nicht immer an diese Regeln hält, - und dass es zu guter Letzt als einziges Land die Macht hat, seine Regeln durchzusetzen.

“After a decade of urging America to do more abroad, plenty of outsiders now worry that this sole superpower may soon do too much.”
Nachdem die USA ein Jahrzehnt lang aufgefordert wurden, sie sollten sich in der Welt mehr engagieren, so fürchten heute ein Menge Querköpfe, dass die USA als einzig verbliebene Supermacht sich bald zuviel engagieren werden.

“During the 1990s there was much enthusiasm for the idea that, contrary to the United Nations Charter of 1945, countries should intervene in others affairs, preferably through the UN, when they thought that some other country was doing terrible things to its people. Such beastly behaviour would mean,… that the normal rights of sovereignty could be waived. Now America is developing a similar argument for its own pre-emptive intervention in cases such as Iraq, where it suspects a dictator of planning to develop weapons of mass destruction.”
In den 90er Jahren gab es viel Unterstützung für die Idee, dass Länder - trotz der gegenlautenden UN-Charta von 1945 - in anderen Ländern - möglichst mit Zustimmung der UNO - intervenieren sollten, wenn sie meinten, dass eine Regierung ihrem Volk Schreckliches antut. Solche Grausamkeiten hätten zur Folge, ... dass man auf übliche Respektierung der Souveränität anderer Staaten verzichten könnte.
Die USA formulieren heute eine ähnliche Begründung für ihre präventiven Interventionen in Fällen wie dem Irak, wo sie vermuten, dass ein Diktator Massenvernichtungswaffen entwickelt.

There “is a strengthened belief that it is in America’s long-term national interest to help more countries to take part in the process of international trade, investment and technology transfer that is popularly known as globalisation, and that to do so they need accountable, stable and legitimate governments. Mr. Haass … described this as an emerging doctrine of ‘integration’.”
Es wächst die Überzeugung, dass es im langfristigen amerikanischen Interesse ist, andere Länder bei der Teilnahme am internationalen Handel, am internationalen Kapitalverkehr und dem Austausch von Know-how zu unterstützen, was allgemein „Globalisierung“ genannt wird. Dabei benötigen die USA berechenbare, stabile und legitime Regierungen. Mr. Haass ... bezeichnet dies als neue Doktrin der „Integration“.

“By promoting integration and acting as sheriff, the United States of America could do a lot of good in the world in the next few years. But since it would be doing so not just by handing out bags of money but by exerting and even extending its power, pressing or forcing people to change their ways, the very idea makes a lot of people uncomfortable. Might there be a backlash against a bossy, unilateralist America?”
Durch Förderung solcher Integration und durch eine aktive Rolle als Weltpolizist könnten die USA der Welt in den nächsten paar Jahren einen großen Nutzen erweisen. Allerdings würden die USA das nicht durch Verteilen von Geldgeschenken erreichen, sondern durch Ausübung und auch Ausdehnung ihrer Macht, durch Druck oder Zwang, um Verhaltensänderungen zu erreichen. Diese Vorstellung passt einer Menge Leute nicht in den Kram. Wird das etwa eine Gegenbewegung gegen ein herrisches, auftrumpfendes Amerika auslösen?

“The question, though, is what weight to give to such sniping. If you were to take it literally, you might worry, along with quite a few international-relations theorists, that today’s American dominance will lead inexorably to global or local alliances against it. … Or you might worry that a resented America will increasingly have to act alone, as it did in Vietnam, and that it will again be weakened or disheartened when it fails.”
Es bliebe zu fragen, wie gefährlich solche Kritiker werden können. Wer sie ernst nimmt, der wird - wie etliche Beobachter der internationalen Politik - befürchten, dass die heutige amerikanische Vorherrschaft unvermeidlich zu weltweiten oder regionalen antiamerikanischen Zusammenschlüssen führen wird. ... Oder man wird sich einbilden, dass ein gereiztes Amerika wie zu Vietnam-Zeiten zunehmend auf sich allein gestellt ist, und dass es wie damals geschwächt bzw. mutlos wird, wenn sich der Erfolg nicht einstellt.

“This survey will explore those topics, and the questions they raise. Its answers - be warned - will be optimistic, and will generally be favorable to the United States.”
Unser Überblick will solche Themen und die Fragen, die daraus entstehen, analysieren. Damit aber keine Missverständnisse aufkommen: Unsere Antworten werden optimistisch und im Allgemeinen zugunsten der USA ausfallen.

 “America’s lead over others on pure economic and military measures is far larger than that held by Britain in 1870, and the lead on military measures is larger than America itself held in 1950. The military gap in particular, has been getting larger since 1989, and continues to do so.”
Die USA sind mit wirtschaftlichen oder militärischen Kriterien gemessen weitaus überlegener als Großbritannien im Jahr 1870, und der militärische Abstand der USA zu anderen Ländern ist heute größer als 1950. Und vor allem die militärische Überlegenheit gegenüber allen anderen Ländern hat seit 1989 zugenommen und nimmt weiter zu.
Anmerkung: Hier wird als Stärke ausgegeben, was Indizien des Niedergangs sind: Erstens verlor die Weltmacht England seit 1870 jedes Jahr mehr von seinem wirtschaftlichen Vorsprung sowohl gegenüber den USA wie gegenüber dem europäischen Festland. Zweitens blieb von der großen wirtschaftlichen Überlegenheit der Weltmacht USA seit 1950 nicht mehr viel übrig. Übrig blieb nur ihre militärische Überlegenheit, und diese soll jetzt zunehmend in klassisch imperialistischer Weise „versilbert“ werden. Krieg als Mittel der Wirtschaftspolitik.

 “Even during the second world war, when nearly 300.000 American lives were lost, it can be argued that America won by using millions of Russian soldiers as its proxies against Hitler, rather as it recently used the Northern Alliance in Afghanistan. Still, given that America has 725 military installations outside its own territory, of which 17 are fully fledged bases, and that of its 1.4m active servicemen 250.000 are deployed overseas, it cannot really be accused of hiding in a continental shell.”
Es gibt die These, dass die USA nur deshalb aus dem II. Weltkrieg, als fast 300.000 Amerikaner ihr Leben ließen, als Sieger hervorgingen, weil sie Millionen von russischen Soldaten als Kanonenfutter gegen Hitler eingesetzt hatten, so wie sie kürzlich die Nordallianz in Afghanistan als Kanonenfutter benutzten. Wenn man sich jedoch vor Augen führt, dass die USA 725 militärische Einrichtungen im Ausland unterhalten, von denen 17 voll ausgebaute Militärbasen sind, und dass von den 1,4 Millionen Amerikanern unter Waffen, 250.000 in aller Welt stationiert sind, so kann man den USA nicht vorwerfen, sie würden sich in ein nordamerikanisches Schneckenhaus verkriechen.

“America is newly motivated to act as the world’s enforcer-of-last-resort.”
Die USA sind neu motiviert, in der Welt als Vollstrecker letzter Instanz zu handeln.
“For sure, the United States is, by its very nature, a selfish superpower. Its sheer power allows it to override objections from others and sometimes to be careless, since it knows - or thinks - it will be able to sort messes out later.”
Sicherlich sind die USA eine durch und durch egoistische Supermacht. Ihre bloße Überlegenheit erlaubt es, Einwände von anderen Ländern niederzubügeln oder etwas schleifen zu lassen, weil die USA wissen oder glauben, sie können die Sache auch später noch in Ordnung bringen.

“Yet America’s national interest is special, and not only to starry American eyes. It offers the closest match there is to a world interest.”
Dennoch sind die nationalen Interessen der USA etwas Besonderes, und das nicht nur in blauäugiger amerikanischer Sicht: Die amerikanischen Interessen bieten die größtmögliche Annäherung an die Interessen der ganzen Welt.

USA und Russland
“With the two superpowers generally on the same side, a great strategic change would have taken place. But it didn’t - until now. One unexpected consequence of September 11th has been that this at last seems to be happening. …”
Hätten die beiden Supermächte USA und Sowjetunion an einem Strang gezogen, so hätte das einen fundamentalen Strategiewechsel nach sich gezogen. Aber diese Möglichkeit trat nicht ein - bis heute. Eine der überraschenden Auswirkungen des 11. September scheint die Annäherung von USA und Russland zu sein.

“A stronger, more confident relationship with Russia … could offer some strategic advantages that will help with the terrorist problems too:
- It could make America’s military access to Central Asia permanent rather than just a temporary expedient. …
- It could bring useful intelligence co-operation, particularly in Central Asia, Iraq and the rest of the Middle East, reinforcing gains made in Afghanistan. …
- It could ensure that Russia backs American efforts not only to force Saddam Hussein to allow UN weapons inspectors back into Iraq but also for any military action against him, as well as helping in subsequent efforts to rebuild the country. …
- It could dissuade China from seeking a Russian alliance to put pressure on the United States. …”
Ein intensiveres, vertrauensvolleres Verhältnis der USA zu Russland ... könnte den USA einige strategische Vorteile bringen, auch im Kampf gegen den Terrorismus:
- Es könnte den militärischen Zugang der USA nach Zentralasien, der jetzt nur ein zeitweiser Notbehelf ist, dauerhaft absichern.
- Es könnte vor allem in Zentralasien, im Irak und dem ganzen Nahen Osten eine nützliche Kooperation der Geheimdienste herbeiführen, was die erreichten Erfolge in Afghanistan absicherte.
- Es würde sicherstellen, dass Russland nicht nur die amerikanischen Bemühungen unterstützt, wenn es darum geht, Saddam Hussein zu zwingen, wieder ausländische Waffeninspektoren ins Land zu lassen, sondern auch bei einer militärischen Aktion gegen den Irak und bei der sich anschließenden Installation einer neuen Regierung. ...
- Es würde China davon abhalten, mit Russland eine antiamerikanische Allianz zu bilden. ...

USA und der Irak
“But what can be done now? All the options are terrible … There will be a multilateral process along the lines of option two (Demand that Iraq submit to a new inspections regime). It will fail. And then America will invade. … It will be right to do so.”
Was aber kann in der Irak-Frage getan werden? Alle Option sind schrecklich ...
Es wird ein internationales Vorgehen entlang der zweiten Option geben. (Option 2) = Die Forderung, dass der Irak erneute Waffeninspektionen akzeptiert.) Dieses Vorgehen wird ohne Erfolg bleiben. Dann werden die USA den Irak angreifen ... und sie werden das mit vollem Recht tun.

“But when? America has been saying at least since 1997 that it wants Saddam’s regime to go. The case for acting soon is that it has already been left so long that America’s credibility is damaged. … In practice, the timing will be determined pragmatically. America will attack once the multilateral process has been under way for a while and has failed, and at a time that looks propitious.”
Aber wann? Die USA sagen mindestens seit 1997, dass sie das Regime von Saddam Hussein weghaben wollen. Die Sache zieht sich schon so lange hin, dass die Glaubwürdigkeit der USA Schaden genommen hat. ... Tatsächlich wird die Zeit zum Eingreifen pragmatisch festgelegt. Die USA werden den Irak angreifen, wenn das multilaterale Vorgehen nach einiger Zeit keinen Erfolg gebracht hat, zu einer Zeit, die günstig scheint.

“There are … big strategic gains to be had from a successful invasion, which are likely in the end to make the effort irresistible.
First, there is the potential effect on would-be weapons proliferators all around the globe of a signal that international norms will ultimately be enforced…
Second Depending an what regime replaces Saddam’s a pacified Iraq could help tilt the balance inside its neighbour, Iran … During the Iran-Iraq war of the 1980s, America supplied Iraq with some weapons in order to prevent Iran from dominating the region…
Third, a pacified, disarmed Iraq, under a new government, would provide the change for a new start in America’s dealings with the rest of the Arab world.”
Eine erfolgreiche Invasion im Irak würde so große strategische Vorteile für die USA bringen, dass ein Scheitern der Aktion ziemlich unwahrscheinlich ist.
Erstens sendet das möglicherweise ein Signal an alle Möchtegern-Waffenlieferanten in der Welt, dass internationale Normen letztlich auch durchgesetzt werden.
Zweitens wird ein mögliches Nachfolgeregime im Irak die politische Balance im Iran günstig beeinflussen. ... Während des Krieges zwischen dem Iran und dem Irak in den 80er Jahren versorgten die USA den Irak mit bestimmten Waffen, um zu verhindern, dass der Iran die Golfregion beherrscht. ...
Drittens würde ein befriedeter und entwaffneter Irak unter neuer Führung im Verhältnis der USA zur restlichen arabischen Welt die Karten neu mischen.

“The United States is going to have to get involved with country-building in at least two places: Afghanistan and, assuming it invades successfully, Iraq.”
Die USA werden in mindestens zwei Ländern abhängige Regierungen einsetzen: In Afghanistan und im Irak, vorausgesetzt die amerikanische Invasion wird erfolgreich.

“A stable Afghanistan is vital to help keep Pakistan friendly and Iran on the straight and narrow, as well as steadying its other neighbours, Uzbekistan and Tajikistan. A stable post-Saddam Iraq will also be vital.”
Ein stabiles Afghanistan ist lebensnotwendig, um Pakistan an der Seite der USA zu halten, um den Iran von Seitensprüngen abzuhalten, und um die anderen afghanischen Nachbarn, Usbekistan und Tajikistan zu stabilisieren. Auch eine stabile Regierung nach dem Sturz von Saddam Hussein wird lebensnotwendig sein.

“America may invade with only British and perhaps Turkish support. Russia may provide moral backing, and will be first in the queue of countries hoping to mop up oil contracts in the aftermath. But America may have to take on the initial policing and peacekeeping tasks virtually alone, as well as being the principal supervisor of the process of forming a new government.”
Wahrscheinlich werden die USA im Irak nur mit britischer und türkischer Unterstützung einfallen. Russland wird vielleicht moralische Unterstützung geben, aber dann als erstes Land Hier! schreien, wenn es nach dem Sieg um die Verteilung der Ölkonzessionen geht. Aber die USA werden die politische und militärische Initiative allein ergreifen müssen. Und die USA werden die Oberaufsicht führen, wenn es um die Bildung einer neuen Regierung im Irak geht.

“It will be a tricky business in both places. In Iraq, at least, the venture will have an imperial flavour, but America will want to avoid making the new country look like a colony.”
Es wird in beiden Ländern keine leichte Aufgabe werden. Mindestens im Irak wird das Unternehmen nach Imperialismus schmecken, aber die USA wollen vermeiden, dass das Land nach dem Sturz von Saddam Hussein wie eine amerikanische Kolonie erscheint.
Anmerkung: Nein, viel schlimmer: es wird wie ein zweites Israel im Nahen Osten erscheinen!

“Afghanistan and Iraq will be special cases, taken on because of their strategic importance. Will these, though, lead to more? Will George Bush become a global social worker? He has given some indications that he might.”
Afghanistan und der Irak werden wegen ihrer strategischen Wichtigkeit Sonderfälle bleiben. Aber wohin wird das alles führen? Wird Georg Bush zum weltweiten Sozialarbeiter? Es gibt Hinweise, dass er das möchte.

“There are … other ways, however, in which American involvement in this sort of thing could sensibly increase. One is already in use, in the Philippines, Pakistan, and Yemen: joint operations with and training for armies and police forces trying to deal with terrorism.
Although not often thought of in this way, this is classic country-building, albeit well targeted on strengthening a specific branch of government. Given that al-Qaeda is said to have cells in more than 60 countries, and that other terrorist groups can also be found in many places, this effort is likely to grow.”
Es gibt jedoch noch ... andere Wege, auf denen das amerikanische Engagement im Kampf gegen den Terror sichtlich größer werden könnte. Ein Weg wird schon in den Philippinnen, in Pakistan und im Jemen beschritten: Dort werden gemeinsame Polizeiaktionen und Trainingsprogramme für die Armeen und die Polizei durchgeführt, um den Terrorismus besser zu bekämpfen.
Auch das ist „Aufbau des Landes“, wenn sich dieser Aufbau auch auf einen bestimmten Zweig der Regierungsgewalt konzentriert.
Geht man davon aus, dass Al-Kaida Organisationszellen in mehr als 60 Länder hat, und dass andere terroristische Organisationen ebenfalls an vielen Orten anzutreffen sind, dann wird diese Art der Zusammenarbeit wohl zunehmen.

Die USA und multilaterale Organisationen
“Since the 1940, moreover, America has helped to establish and then use big multilateral institutions with collectively set rules - the International Monetary Fund, the World Bank, the General Agreement on Tariffs and Trade, and GATT’s successor, the World Trade Organisation - to regulate trade and stabilise international finance.
This has long been thought of as a cost-effective way to make the world more to America’s liking - to export American norms and to make the world easier for Americans (and everyone else) to trade in, travel in and fight wars in.
That, indeed, is what critics of America have often argued in the past, … that these multilateral institutions are America’s secret empire, through which its government and mega-corporations control the world.”
Mindestens seit 1940 hatten die USA die Gründung und die Arbeit von großen multilateralen Institutionen mit gemeinsam vereinbarten Regeln unterstützt: den Weltwährungsfonds, die Weltbank, das GATT und seinen Nachfolger, die Welthandelsorganisation, um dadurch den Handel zu regulieren und die Weltfinanzen zu stabilisieren.
Lange galten diese Institutionen als preiswertes Mittel, die Welt den USA genehm zu machen - für den Export amerikanischer Werte. Und sie galten als Mittel, die Welt für die Amerikaner (und jeden anderen) bequem zu machen: bequem um Handel zu treiben, bequem um zu reisen und bequem um Kriege zu führen.
Tatsächlich haben das die Kritiker der USA schon oft behauptet, dass diese multilateralen Institutionen das Instrument seien, mit denen die US-Regierung und die Großkonzerne die Welt beherrschen.

”Like it or loathe it, the effort continues; even since September 11th the United States has led multilateral efforts to make rules against money-laundering binding on all countries…
But this approach is under challenge - or at least in doubt. … Why the challenge to the multilateral approach? …
Even before September 11th, there was a strong view in the Bush administration that the treaties and conventions governing the proliferation of weapons of mass destruction had failed. … This norms of good behaviour had to be enforced with the thread of military power and even, if necessary, the use of it.”
Ob man es gut findet oder nicht, diese amerikanischen Bemühungen um multilaterale Konsensbildung wurden sogar nach dem 11. September fortgesetzt, um weltweit bindende Regeln gegen Geldwäsche festzusetzen.
Aber diese multilaterale Vorgehensweise steht nun in der Kritik, bzw. wird ihr Nutzen in Zweifel gezogen. Warum?
Schon vor dem 11. September gab es in der Bush-Regierung eine einflussreiche Auffassung, dass die Verträge und Abkommen über die Weitergabe von Massenvernichtungswaffen nichts gebracht hatten. ... Daher müssten die Regeln des guten Benehmens mit der Drohung oder sogar, wenn nötig, dem Einsatz militärischer Gewalt durchgesetzt werden.

“America has the world’s biggest economy and is the biggest trader, but it is matched by the similarly sized European Union, which speaks with one voice on trade policy, and by the second-biggest national economy, Japan. It cannot automatically get its way in the running of the World Bank and the International Monetary Fund, despite being their biggest share-holder; it has voluntarily (if grudgingly) pooled its sovereignty in the World Trade Organisation;”
Die USA verfügen über die reichste Wirtschaft und sind die größte Handelsmacht, allerdings erreicht die Europäische Union, die in Wirtschaftsfragen als einheitlicher Block auftritt, eine vergleichbare Größe. Japan ist die zweitgrößte Wirtschaftsnation. Daher können die USA nicht automatisch ihren Willen in der Weltbank und dem Weltwährungsfonds durchsetzen, obwohl sie ihr größter Anteilseigner sind. Und die USA haben freiwillig, wenn auch ungern, Teile ihrer Souveränität an die Welthandelsorganisation abgegeben.

“And many more countries have, in the past dozen years, opted to join the American-led system of liberal trade and capital flows.”
Und mehr und mehr Länder sind in den letzten Dutzend Jahren dem von den USA geführten System des freien Handels und des ungehemmten Kapitalverkehrs beigetreten.

“What anti-treaty Americans dislike most - and this is nothing new - is when a proposed treaty threatens to restrain America itself from doing something it might like to do. …
treaties and other quasi-legal arrangements restrain the autonomy of the United States undesirably.”
Was die Amerikaner an internationalen Verträgen am wenigsten mögen - auch das ist keineswegs neu - ist die Möglichkeit, dass ein vorgeschlagener Vertrag die Freiheit der USA bedrohen könnte, das zu tun, was ihnen beliebt. … Verträge und andere quasi-gesetzliche Vereinbaren beeinträchtigen die Autonomie der USA in unerwünschter Weise.

“Why the apparent hypocrisy, or at least stand-offishness? ‘Exceptionalism’ is often offered as the answer - the American ideology, laid down in the early constitutional documents, of being both separate and different. But … there is a simpler explanation: that America is a superpower and so con get away with it;”
Wie lässt sich diese offensichtliche Doppelmoral oder diese Distanz zu internationalen Abkommen begründen? Die “Außergewöhnlichkeit” der USA, eine Theorie, die schon in den amerikanischen Verfassungsdokumenten enthalten ist, wird oft als Erklärung angeführt. Die USA seien halt eigen. Es gibt auch die einfachere Erklärung: Die USA sind eben eine Supermacht und können es sich leisten.

“When it needs others to help get things done, it values diplomacy. Yet when others are wanting it to do things, the superpower can shrug its shoulders.”
Wenn die USA die Hilfe anderer Länder brauchen, ist internationale Diplomatie wichtig. Wenn jedoch andere die Hilfe der USA brauchen, dann kann eine Supermacht es sich leisten, mit den Schultern zu zucken.

“The American armed forces are more active around the world than any other, and America feels the need to do more pragmatic, realpolitik deals with dodgy regimes than any other country. It is therefore understandably keen to avoid international conventions being used as a weapon against its own soldiers, or to name it as an accomplice to somebody else’s sins.”
Die amerikanischen Truppen sind rund um den Globus im Einsatz - mehr als die Soldaten jeder anderen Nation, daher sieht die US-Regierung eher als andere Länder die Notwendigkeit, auch mit nicht ganz einwandfreien Regimen pragmatische und realpolitische Deals zu machen. Es ist von daher verständlich, dass vermieden werden muss, dass internationale Abkommen als Instrument direkt gegen amerikanische Soldalten oder indirekt gegen sie als angebliche Komplizen von anderer Leute Verbrechen benutzt werden.

“The burdens of America’s world role are large and expanding, but not overwhelming. The resources produced by America’s economy are vast, and the country recovered quickly from last year’s brief and mild recession. Even so, the stretch is going to increase during the next few years. The real question is not whether America can afford its global burdens, it is whether it is going to want to afford them.”
Die Lasten von Amerikas Rolle in der Welt sind groß und werden noch größer, aber sie sind nicht untragbar. Die Ressourcen der amerikanischen Wirtschaft sind riesig und das Land erholte sich schnell von der kurzen und milden Rezession des letzten Jahres. Aber dennoch wird die Belastung in den kommenden Jahren größer werden. Die wirkliche Frage wird nicht sein, ob die USA die Last ihrer Weltrolle tragen können, sondern ob sie sie tragen wollen.

”America’s military chiefs do not, though, think that next year’s enlarged budget is anywhere near large enough. … The services already have trouble recruiting enough men and women for what is a 1.4m-strong force, and there has been no rush to volunteer since September 11th. The cost of recruiting each extra soldier is said to average $ 15.000. More will be needed, and restoring conscription is for the moment a political non-starter. … Defence spending is thus likely to rise quite sharply for several years…”
Die militärischen Führer der USA sind keineswegs der Meinung, dass die Ausweitung des Militärhaushaltes im nächsten Jahr auch nur annähernd ausreichend sei. ...
Das Militär hat jetzt schon Probleme, genug junge Männer und Frauen für den Militärdienst beim jetzigen Umfang von 1,4 Millionen zu finden. Es gab auch keine Welle der freiwilligen Meldungen nach dem 11. September. Es heißt, die Kosten für jeden zusätzlichen Soldaten belaufen sich durchschnittlich auf 15.000 US-Dollar. Es werden noch mehr Kosten kommen, denn die Rückkehr zur Wehrpflicht ist im Moment politisch nicht durchsetzbar. ...
Die Militärausgaben werden daher in den nächsten paar Jahren stark ansteigen.

“Inflation may not jump as a result, because the Federal Reserve can be relied upon to raise interest rates if necessary.”
Es ist nicht damit zu rechnen, dass die Inflation dadurch ansteigt, weil die US-Notenbank notfalls die Zinsen erhöhen kann.

“Share prices crashed most spectacularly in the Nasdaq high-tech market in 2000-01, but the more conventional Dow Jones Industrial Average also slumped. In history such crashes have always produced economic traumas of some kind, generally a combination of banking collapses, corporate bankruptcies, accounting scandals and waning confidence among consumers and investors. Bit by bit, these elements are emerging.”
Die Aktienkurse vor allem des High-Tech-Bereichs im Nasdaq brachen 2000 und 2001 spektakulär zusammen. Auch der Kurs des traditionelleren Dow Jones hat viel verloren. Früher hatten solche Aktienstürze immer irgendwelche traumatische Folgen für die Wirtschaft, meistens als Kombination von Bankzusammenbrüchen, Unternehmenspleiten, Buchführungsskandale und schwindendes Vertrauen bei den Konsumenten und den Investoren. Stück für Stück tauchen solche Faktoren auf.

“The determination to fight against al-Qaeda terrorists and, in due course, against Saddam Hussein, will surely not be affected.”
Die Entschlossenheit, die Al-Kaida-Terroristen zu bekämpfen und bei dieser Gelegenheit auch Saddam Hussein, kann dadurch sicherlich nicht berührt werden.

“The opportunities are great. The resources with which to grasp them are great, as is the determination. Yet the obstacles are great too. Will they, can they, be overcome? …
Already, a radically warmer relationship with Russia can be counted as an important achievement…”
Die Aussichten sind großartig. Die Ressourcen, die zum Einsatz kommen können, sind ebenso groß wie die Entschlossenheit. Allerdings sind auch die Hindernisse groß. Können sie überwunden werden? Die viel engeren Beziehungen mit Russland können hier als wichtiger Fortschritt verbucht werden.

“There cannot be much doubt that, one way or another, Saddam Hussein will be toppled fairly soon by an American attack.”
Ohne Zweifel wird Saddam Hussein auf die eine oder andere Art durch einen amerikanischen Angriff gestürzt.

“One American eye will also have to be trained on China. Before September 11th, China was many people’s top tip as America’s biggest long-term challenge, for reasons which have not gone away: its possible political fragility, its resentment of America’s military presence in the Asia-Pacific area, and, the nastiest headache of all, its designs on Taiwan.”
Ein Teil der amerikanischen Aufmerksamkeit muss sich auch auf China richten. Vor dem 11. September sahen viele Leute in China für die USA die größte Herausforderungen der Zukunft. Die Gründe dafür haben sich nicht in Luft aufgelöst: seine politische Instabilität, seine Gegnerschaft gegen die amerikanische Militärpräsenz im asiatischen Pazifik, und als schlimmstes Problem, seine Pläne in Bezug auf Taiwan.

“After all, the world will have one dominant power, throwing its military weight around and being none too helpful in international negations offer trade, the environment and justice. And there will be many resentful countries, several of which think they know better than the bumptious Americans, full of intellectuals keen to argue that the American way is wrong, or bound to end in tears.”
Letztlich wird die Welt von einer einzigen Macht beherrscht - mit all ihrer militärischen Stärke - eine Macht, die weder in internationalen Handelsdisputen noch in Umweltfragen und der internationalen Justiz besonders nachgiebig ist.

“America, in its current bout of military activism and diplomatic engagement overseas, is certainly capable of errors as well as hubris. … But nothing it seems to be envisaging now looks capable of causing a shock of the sort necessary to turn the world’s back upon it.”
Bei ihrem jetzigen amerikanischen Trip von militärischer Aktivität und diplomatischem Engagement im Ausland können die USA sicherlich Fehler machen und in Überheblichkeit verfallen. … Aber es ist aus heutiger Sicht unwahrscheinlich, dass dadurch solch ein Schock ausgelöst wird, dass die Welt sich zwangsläufig gegen die USA kehren würde.

”It is also, for now, the only country willing and able to provide leadership to others in all its dimensions - technological, economic, financial, diplomatic as well as military.”
Die USA sind in der heutigen Zeit das einzige Land, dass bereit und in jeder Hinsicht - technologisch, wirtschaftlich, finanziell, diplomatisch wie militärisch - in der Lage ist, die Führung für andere zu übernehmen.

Alle Zitate aus: A survey of America’s world role, Economist, 29.06.2002.
Zusammengestellt und übersetzt von www. marx-forum.de, Wal Buchenberg, 3.6.2002.