Wirtschaft und Gesellschaft in Homers Ilias Würde Homers Ilias
wortgetreu verfilmt, könnte der Film wegen "Gewaltverherrlichung" verboten
werden. Man lese dazu unten meine Stichwörter "Blutbad" und "Blutrausch".
Homers Helden waren Barbaren. Dennoch wurden diese Bauernkrieger zum
Ausgangspunkt der heutigen warenproduzierenden Gesellschaft. Zwischen
diesen beiden Extremen schwanken die Historiker: Die betrachten sie frühen
Griechen als fremdartige Wesen, die anderen halten sie für unsere Vettern
und Vorväter. Mein alphabetisches Exzerpt von Homers Ilias über die
Wirtschaft und Gesellschaft seiner Helden gibt jedem die Möglichkeit, sich
ein eigenes Bild zu machen. Der Text folgt der
Übersetzung von Wolfgang Schadewaldt. Soweit ich seine Übersetzung
korrigierte, stützte ich mich auf das "Handwörterbuch der Griechischen
Sprache" von Franz Passow. Adel:
Weder gab es bei den
homerischen Griechen einen "Amtsadel", noch einen "Geburtsadel" in dem
Sinn, dass die bloße Abstammung ökonomische oder politische Privilegien
verschaffte. Vornehmheit hieß vor allem Reichtum. Reichtum war abhängig
von der Anzahl der freiwilligen Arbeitskräfte über die einer verfügte. Die
frühen Griechen benutzten noch keine Sklaven für produktive Arbeit. Waren
die Gründe der "Vornehmheit" - Reichtum, kriegerische Stärke,
Familienmitglieder, Freunde und Gefolgschaft - verschwunden, war es auch
mit dem "Adel" vorbei. So befürchtet die Frau des toten Hektor als
künftiges Schicksal des verwaisten Hektor-Sohnes: "Immer werden hernach ihm doch Mühsal und Kümmernisse
sein, denn andere werden ihm schmälern seine Felder. ... Auch stößt ihn
ein Sohn noch blühender Eltern fort vom Mahle, schlägt ihn mit den Händen
und fährt ihn an mit Schmähungen: 'Weg da, du! dein Vater ist hier bei uns
nicht Tischgenosse!'"(Ilias 22, 488-498) Adel:
(Nestor sagt:) Agamemnon "ist vorzüglicher,
weil er über mehr Volk gebietet" (als du
Achilles!)
(Ilias 1, 281.) Agamemnon ist vornehm, weil
er zahlreiche Anhänger (Gefolgschaft) hat. Adel:
Agamemnon zu Achilleus: "Stärker bist du als
ich und um nicht weniges besser mit der Lanze; ich aber mag dich an
Einsicht übertreffen, vielfach, da ich früher geboren bin und mehr weiß."
(Ilias 19, 217-220). Achilleus ist "vornehm", weil
er ein guter Kämpfer ist, Agamemnon, weil er reich und erfahren (älter)
ist. Adel:
Diomedes erzählt über seine Abstammung: "Mein
Vater ließ sich in Argos nieder, umgetrieben; ... Von des Adrastos
Töchtern nahm er eine zur Frau und bewohnte ein Haus, reich an Lebensgut,
und hatte Felder genug, weizentragende, und viele Gärten waren rings mit
Bäumen, und er hatte viel Vieh und tat sich hervor unter allen Achaiern
mit der Lanze. ... Darum haltet mich nicht der Geburt nach für gering und
kraftlos, dass ihr mein Wort missachtet..." (Ilias 14, 119-125). Diomedes ist "vornehm", weil er aus einem reichen
Haus stammt. Adel: Verbannung eines "Edlen": "Ja, da war der eine ein Bastardsohn des göttlichen Oileus, Medon, ein Bruder des Aias, doch er wohnte in Phylake, fern dem väterlichen Land, weil er einen Mann erschlug." (Ilias 13, 694-696). Jemand ist vornehm, weil er auswärtige Freunde hat. Arbeiten in einer idealen Miniaturwelt auf dem von
Hephaistos gefertigten Schild des Achilleus:
"Und auf ihm schuf er die Erde und auf ihm den Himmel und auf ihm das Meer
und die Sonne ... und auf ihm machte er zwei Städte von sterblichen
Menschen...."
(Ilias 18, 483ff). In der friedlichen Stadt
werden Feste gefeiert und Gerichtstag gehalten. Die zweite Stadt wird
umkämpft: "Um die andere Stadt aber lagerten zwei Heere von Männern in
Waffen strahlend. Und denen gefiel ein zweifacher Rat: Entweder sie zu
zerstören oder halb und halb alles zu teilen, soviel an Habe die liebliche
Stadt in ihrem Inneren verwahrt hielt." (Ilias 18, 509-512) Da sie sich nicht einigen, kommt es zum Kampf. Die
Miniaturwelt des Schildes zeigt außerdem Vieh- und Schafherden (Ilias
18, 573ff), eine
Getreideernte (Ilias 18, 550ff), eine Weinlese (Ilias 18,
561ff) und Jugend beim Tanz (Ilias 18,
593ff). Krieg und Raub gelten hier als ganz
selbstverständliche Erwerbsart neben der Landwirtschaft dargestellt. Die
homerischen Helden waren kriegerische (Groß)Bauern bzw. Gutsherren mit
Raub als Nebenerwerb. Arzt:
"Ein ärztlicher Mann wiegt viele andere auf" (Ilias 11, 514). Zwei namentlich genannte "Ärzte" der Griechen
kämpfen aktiv mit, und Menelaos wird selber im Kampf verwundet. Ein
Verletzter bittet deshalb seinen Mitkämpfer Patroklos, ihm einen Pfeil aus
dem Schenkel zu schneiden: "Aber du rette mich und ... schneide mir
aus dem Schenkel den Pfeil und wasche ab das schwarze Blut mit warmem
Wasser und streue gute, lindernde Kräuter darauf, die, so sagt man, du von
Achilleus gelernt hast. ... Darauf streckte er ihn aus und schnitt mit dem
Messer aus dem Schenkel das scharfe Geschoss, das sehr spitze, und wusch
ihm ab das schwarze Blut mit warmem Wasser und tat eine bittere Wurzel
darauf. Die zerrieb er mit den Händen, eine schmerztötende, die ihm alle
Schmerzen stillte, und die Wunde verharschte, und auf hörte das Blut."
(Ilias 11, 828-848). Basileus siehe "König" Bestattung:
"So geleite den Toten, ... bis zu den des breiten Lykiens Gau. Dort werden
ihn bestatten die Brüder und Anverwandten mit Hügel und Grabstein, denn
das ist die Ehre der Gestorbenen." (Ilias 16, 454-458). Andere Helden wie Patroklos und Hektor werden
verbrannt. Blutbad:
Die Pferde, "trugen leicht den schnellen Wagen
zwischen die Troer und Achaier, stampfend auf Leichen und Schilde. Und mit
Blut wurde die ganze Achse von unten her bespritzt und die Geländer um den
Wagenstuhl, gegen die von den Pferdehufen Tropfen schlugen und andere
spritzten von den Radbeschlägen." (Ilias 11, 533-537). Blutrausch des Achilleus:
"Tros aber, der Alastor-Sohn, der kam ihm (Achilleus) entgegen zu seinen Knien, ob er ihn
wohl ergriffe und verschonte und lebend entließe und ihn nicht tötete ...
Der Kindische! ... Er fasste mit den Händen die Knie, begehrend, ihn
anzuflehen. Doch der stieß ihn mit dem Schwert in die Leber, und heraus
glitt die Leber, und das schwarze Blut erfüllte von ihr die Falten des
Gewands, und Tros umhüllte Dunkel die Augen, und das Leben verging ihm.
Achilleus aber stieß den Mulios, herangetreten, mit dem Speer in das Ohr,
und sogleich fuhr durch das andere Ohr die eherne Spitze. Und er hieb dem
Agenor-Sohn Echeklos mitten über den Kopf mit dem geknauften Schwert, und
das ganze Schwert wurde heiß vom Blut, und die beiden Augen ergriff ihm
der purpurne Tod und das übermächtige Schicksal. Und den Deukalion dann -
wo die Sehnen zusammenhalten des Ellenbogens, dort durchbohrte er ihm
seinen Arm mit der ehernen Spitze. Der aber hielt ihm stand mit
beschwertem Arm, vor sich sehend den Tod. Doch der schlug ihm mit dem
Schwert in den Hals, und weit weg warf er das Haupt mitsamt dem Helm, und
das Rückenmark spritzte aus den Wirbelknochen, und der lag am Boden
hingestreckt." (Ilias 20, 463-483). Braut siehe Frauen. Burg als Viehhort:
(Nestor erzählt) "Und Beute trieben wir
zusammen vom Feld, reichliche, viele: Fünfzig Herden von Rindern, ebenso
viele Haufen von Schafen, Ebenso viele Schweineherden, ebenso viele Herden
verstreuter Ziegen, und falbe Pferde, hundertundfünzig, alles weibliche,
und unter vielen standen Fohlen. Die trieben wir alle hinein in das
Neleische Pylos während der Nacht zur Burg." (Ilias 11, 670-683) Bürgerkrieg ist verpönt:
"Ohne Geschlecht, ohne Gesetz, ohne Herd muss der sein, der sich sehnt
nach dem Krieg ... im eigenen Volk." (Ilias 9, 63f.) Eisen:
"Doch der Pelide setzte als Preis aus eine rein gegossene Eisenscheibe (zur Verwendung in der Landwirtschaft), ... Wenn
einem auch sehr weit draußen liegen die fetten Äcker, wird er an ihr sogar
für fünf umlaufende Jahre haben, was er braucht. Denn gewiss geht ihm
nicht aus Mangel an Eisen ein Hirt oder Pflüger in die Stadt..." (Ilias
23, 826-835). Die Landwirtschaft ist auf
freiwillige Helfer angewiesen. Erbschaft:
Phainops ... zeugte keinen anderen Sohn, ihn über den Gütern
zurückzulassen. ... Und entfernte Verwandte teilten sich in den Besitz."
(Ilias 5, 154-158. Essen und Trinken:
"Eine eherne Schüssel und darauf Zwiebel, die Zukost zum Trank, und gelben
Honig, und dazu Mehlbrei von heiliger Gerste." (Ilias 11, 630f.). "Ihnen
bereitete die Frau eine Mischung ... von pramneischen Wein, und rieb
Ziegenkäse darüber auf einer Reibe von Erz und streute darauf weiße Gerste
und hieß sie trinken..." (Ilias 11, 638-641). Fischerei von Austern:
"Wenn er wohl einmal auch auf dem Meer, dem fischreichen wäre, so würde er
viele sattmachen der Mann da, nach Austern fischend." (Ilias 16,
746f.) Frauen des Hektor:
"Fünfzig Söhne hatte ich, als die Söhne der Achaier kamen; Neunzehn waren
mir von dem gleichen Mutterleib, die anderen aber gebaren mir in den
Hallen die Frauen." (Ilias 24, 495ff). Frauen, Brautkauf:
Achill kann von meinen drei Töchtern "welche
er will, als die Seine davonführen, ohne Brautkauf." (Ilias 9, 146.) Frauen:
.... Zeus' Gattin Hera nimmt am Gastmahl der
Götter teil (Ilias 1, 533ff.) Frauenraub:
"Nicht einmal als den Mann mir der schnelle Achilleus tötete ... ließest
du (Zeus) mich weinen, sondern sagtest, du wolltest den göttlichen
Achilleus mich zur ehelichen Gattin machen ..." (Ilias 19, 295-298). Frauenraub:
(Nestor an die Achaier vor Troja): "Drum
dränge keiner eher darauf, nach Hause zu kehren, ehe er nicht bei einer
der troischen Frauen geschlafen..." (Ilias 2, 354f.) Gastmahl:
Agamemnon soll seinen persönlichen Feind
Achilleus "mit einem Mahl in der Hütte versöhnen" (Ilias 19, 179). Gefangene werden nur ausnahmsweise
gemacht:
Als ein trojanischer Späher abgefangen wird, ruft
er: "Fangt mich lebend! Ich kaufe mich frei. In Troja gehört mir Erz
und Gold und vielbearbeitetes Eisen!" (Ilias 10, 378f.) Antwort von Diomedes, der ihn fing: "Verlierst du
unter meinen Händen bezwungen, das Leben, wirst du hernach nicht mehr eine
Plage sein den Hellenen!" (Ilias 10, 452f.) und
schnitt ihm die Kehle durch. Gefolge des Achilleus:
"Fünfzig Schiffe waren es, schnelle, die Achilleus nach Troja angeführt
hatte, ... und in jedem waren fünfzig Männer an den Ruderpflöcken als
Gefährten. Und fünf hatte er zu Führern gemacht, denen er vertraute,
Weisungen zu geben." (Ilias 16, 168-172). Gefolgsleute:
Agamemnon kam nach Troja mit 100 Schiffen a 120
Mann, Nireus mit nur drei Schiffen. "Doch war er schwach und wenig
Volk ging mit ihm." (Ilias 2, 375) Gefolgsmann in der Versammlung:
"Hektor! Zwar immer fährst du mich hart an in den Versammlungen, wenn ich
Gutes rate, da es sich ja auch wirklich nicht geziemt, dass ein Mann des
Volkes abweichend redet, weder im Rat noch jemals im Kampf, sondern deine
Macht soll er immer mehren. Jetzt aber sage ich heraus, wie es mir am
besten scheint...." (Ilias 12, 211-214). Gemeineigentum neben erlostem
Eigengebiet:
(Poseidon spricht): "Dreifach ist alles
geteilt, und jeder erhielt seinen Teil an Ehre. Ja, da erlangte ich, das
graue Meer zu bewohnen immer, als wir losten, und Hades erlangte das
neblige Dunkel, Zeus aber erlangte den Himmel, den breiten, in Äther und
Wolken. Die Erde aber ist noch allen gemeinsam und der große Olympos."
(Ilias 15, 189-196). Die homerische Götterwelt ist
ein Spiegelbild seiner Menschenwelt. Gemeineigentum, Waffentausch für gemeinsamen
Erfolg:
"Und hinschreitend zu allen tauschten sie aus die kriegerischen Waffen; in
tüchtige tauchte der Tüchtige und gab die geringeren dem Geringeren."
(Ilias 14, 381f.) (Um ihre Effektivität im Kampf
zu steigern). Geschenkumlage:
Ein Mann soll sich nachts in Lager der Trojer schleichen. Dieser
gefährliche Kundgang wird von den "Königen" nicht befohlen, sondern per
Prämie ausgelobt: "und groß würde ihm unter dem Himmel der Ruhm sein bei
allen Menschen. Und auch eine Gabe soll ihm werden, eine gute. Denn so
viele in den Schiffen gebieten als die Ersten, von denen allen wird ihm
jeder ein Schaf geben, ein schwarzes, weibliches mit einem Lamm unter
sich..." (Ilias 10, 212-215). Gold ist Kriegsbeute:
"Odysseus wog ab zehn Talente Gold." (von der Beute) (Ilias 19, 247). Gold nicht das Wertvollste:
"Den schnellfüßigen Gespannen setzte er zuerst herrliche Preise: Eine
Frau, sie mit sich zu führen, die untadlige Werke wusste, und einen
Dreifuss mit Ohren, der zwei und zwanzig Maß fasste, für den Ersten. Aber
dem Zweiten wieder setzte er aus eine Stute, sechsjährig, ungezähmt, mit
einem Maultierfüllen trächtig. Doch dem Dritten setzte er nieder einen
Kessel, unberührt vom Feuer, einen schönen, der vier Maß fasste, einen
noch ganz hellen. Und dem Vierten setzte er aus zwei Talente Gold. Dem
Fünften aber setzte er eine Doppelschale, nicht berührt vom Feuer." (Ilias
23, 262-270). "Für den Zweiten wieder setzte er einen Ochsen, groß und
dick von Fett, und ein halbes Talent Gold setzte er aus als letzten der
Preise." (Ilias 23, 750f.) Götter:
Die homerische Götterwelt ist ein Spiegelbild der homerischen
Menschenwelt. Das Leben und Verhalten der homerischen Götter entspricht
dem seiner "Könige" (Basileus). Es ist das Leben wohlhabender
Gutsherren. Götter als Hausherren:
"So speisten sie damals den ganzen Tag bis zur untergehenden Sonne ... Als
aber untergegangen war das strahlende Licht der Sonne, Da gingen sie, sich
niederzulegen, ein jeder in sein Haus." (Ilias 1, 601-607). Götter einander gleichgestellt:
(Poseidon über Zeus) "Doch das kommt mir als
schrecklicher Kummer über das Herz und den Mut, wenn mich als
Gleichberechtigten und zum gleichen Schicksal bestimmten schelten will mit
zornigen Worten!" (Ilias 15, 208-210). Götter empfangen Lohn:
(Selbst Götter arbeiten für Belohnung):
"Denkst du nicht einmal daran mehr, ... als wir beide allein von den
Göttern, als wir dem mannhaften Laomedon, ... dienten auf ein Jahr um
abgesprochenen Lohn, er aber befahl und gab Weisung. ... Doch dann bracht
er uns gewaltsam um den Lohn, den ganzen, Laomedon, der schreckliche und
drohend schickte er uns fort." (Ilias 21, 442-452). Götter leben von Geschenken:
(Zeus) "Denn nicht mangelte es je meinem Altar
an gebührender Speise, Weihguß und Fettdampf, denn das empfangen wir zur
Ehrengabe." (Ilias 24, 69f.) Götter zum Gastmahl:
"Zeus ist gestern zum Okeaonos ... gegangen zum Gastmahl, und die Götter
alle gingen mit ihm." (Ilias 1, 433f.) Götter, Zeus als Hauspatriarch:
"Zeus aber ging zu seinem Haus. Und die Götter erhoben sich alle von den
Sitzen, ihrem Vater entgegen .... (Seine Gattin
Hera nimmt an dem Mahl teil.) (Ilias 1, 533ff.) Götter: Vorherrschaft des Zeus endet an der Grenze seines
Wohnsitzes.
Er hat keine Macht über die anderen Götter.
(Poseidon spricht): "Dreifach ist alles geteilt, und jeder erhielt
seinen Teil an Ehre. Ja, da erlangte ich, das graue Meer zu bewohnen
immer, als wir losten, und Hades erlangte das neblige Dunkel, Zeus aber
erlangte den Himmel, den breiten, in Äther und Wolken. Die Erde aber ist
noch allen gemeinsam und der große Olympos. So lebe ich auch durchaus
nicht nach dem Willen des Zeus, sondern ruhig, und ist er auch ein
Starker, soll er bleiben in seinem Drittteil!" (Ilias 15, 189-196). Götter: Herrschaft des Zeus unter den Göttern ist auf Gewalt
gegründet. Hera klagt:
"Da streben wir noch, ihm Einhalt zu tun, indem wir ihm nahen mit Wort
oder Gewalt! Er aber ... kümmert sich nicht darum und kehrt sich nicht
daran, denn er sagt, unter den unsterblichen Göttern sei er an Kraft und
Gewalt der ausnehmend Beste." (Ilias 15, 106-108).
Falls die Götter dem Willen von Zeus zuwiderhandeln, wird Zeus "zum
Olympos kommen, gegen uns zu wüten, und packen der Reihe nach, wer da
schuldig ist und wer auch nicht." (Ilias 15, 136f). Götter:
Poseidon handelt nicht nach dem Willen von
Zeus: "Mit Händen aber soll er mich ja
nicht in Furcht setzen wie einen Geringen! Wäre es doch besser für ihn,
die Töchter und Söhne zu schelten mit gewaltigen Worten ... Die werden,
wenn er sie antreibt, auf ihn hören, wenn auch gezwungen.! (Ilias 15,
196-199). "So lebe ich auch durchaus nicht nach dem Willen des Zeus,
sondern ruhig, und ist er auch ein Starker, soll er bleiben in seinem
Drittteil!" (Ilias 15, 189-196). Götter, Kriegsgott Ares
dem Zeus verhasst: "Der Verhassteste bist du
mir von den Göttern, ... denn immer ist Streit dir lieb und Krieg und
Kämpfe." (Ilias 5, 890f.) Grenzstein:
Athene "ergriff einen Stein mit der Hand, ... der in der Ebene lag, einen
schwarzen, zackigen und großen, den frühere Männer gesetzt hatten, eine
Grenze des Ackers zu sein..." (Ilias 21, 403-406). Engräumige Besiedlung war bei den homerischen
Griechen normal. Handel ist vor allem Fernhandel:
"Ein silberner Mischkrug, einen gefertigten, und sechs Maß fasste er, doch
an Schönheit ragte er hervor auf der ganzen Erde bei weitem. Denn
Sidonier, kunstreiche, hatten ihn gut gearbeitet, doch phönikische Männer
brachten ihn über das dunstige Meer und legten im Hafen an ... und für den
Sohn des Priamos Lykaon gab ihn zum Kaufpreis an Patroklos, den Helden,
der Iason-Sohn Euneos." (Ilias 23, 741-744). Handel neben Raub:
"Erbeuten kann man Rinder und feiste Schafe, und erwerben Dreifüße und
Pferde mit falben Häuptern." (Ilias 9, 406f.) Man
raubt von den Schwachen und handelt mit den Starken. Handel ohne Geld:
"Und Schiffe aus Lemnos waren angekommen, die Wein brachten. ... Von dort
holten sich Wein die ... Achaier: Manche gegen Erz und andere gegen
braunrotes Eisen, andere gegen Häute und andere gegen die ganzen Rinder,
andere gegen Sklaven, und sie hielten ein blühendes Mahl." (Ilias 7,
467-475.) Handel, negative Handelsbilanz
Trojas:
"Früher haben von der Stadt des Priamos die sterblichen Menschen alle
gesprochen als reich an Gold, reich an Erz. Jetzt sind schon ganz
geschwunden aus den Häusern die schönen Kleinode, und viele Güter sind
schon verkauft nach Phrygien und dem lieblichen Maionien verkauft
dahingegangen ..." (Ilias 18, 288-294) Jagd auf Löwen:
Der Löwe "dringt an, doch er richtet nichts
aus, denn Speere in Mengen fliegen ihm entgegen von kühnen Händen und
brennende Bündel: die flieht er ..." (Ilias 11, 552-554). Jagdtrophäen:
Agamemnon "wirft sich die rote Haut eines
Löwen" um (Ilias 10, 23) und Menelaos hüllt sich "in ein buntes
Panterfell" (Ilias 10, 29). Kampfformation:
"Und sie kämpften mit Unterbrechungen, voneinander vermeidend die
stöhnenbringenden Geschosse, weit auseinanderstehend." (Ilias 17,
373-375) Könige/Basileus: Die homerischen Könige sind Anführer im Krieg ohne
wirkliche Befehlsgewalt. Ihr Ansehen ist auf Reichtum und mehr oder minder
freiwillige Gefolgschaft gegründet. Ökonomisch sind diese Könige nichts
anderes als Gutsbesitzer in Küstengebieten mit Seeraub als
Nebengewerbe. Könige/Basileus:
Es gibt viele Könige (Basileus) unter den
Griechen, nicht nur einen. Agamemnon über Achill: "Der Verhassteste
bist du mir unter den zeusgenährten Königen ..." (Ilias 1, 176.) König/Basileus Agamemnon über
Achilles:
"Aber der Mann da will überlegen sein allen anderen: Alle will er
beherrschen und über alle gebieten, allen Weisungen geben - denen mancher
nicht folgen wird, denke ich!" (Ilias 1, 287ff.) Achill über Agamemnon: "Ein Feiger, ein Garnichts
würde ich heißen, wenn ich in jeder Sache dir wiche, was du auch sagst."
(Ilias 1, 293f.) König/Basileus Agamemnon:
"Agamemnon, ... ein tüchtiger König (Basileus) und ein starker
Lanzenkämpfer." (Ilias 3, 179). König/Basileus entscheidet nicht ohne
Versammlung:
Agamemnon "haben aber viele sich versammelt,
wirst du dem folgen, wer immer den besten Rat zu raten weiß." (Ilias 9,
73ff). König/Basileus Odysseus:
"Einem Bock vergleiche ich ihn ... der durch eine große Herde von Schafen
schreitet..." (Ilias 3, 197f.) König/Basileus und Landvergabe an den Königs-Sohn
Aeneas:
"Oder dir schneiden die Troer ein Landgut heraus, vortrefflich vor
anderen, ein schönes, mit Baumgarten und Saatfeld, dass du es bebaust,
wenn du mich (Achilleus) tötest?" (Ilias 20, 184f) Das Volk vergibt Land, nicht der Basileus oder
König. König/Basileus:
"Erichthonios, der König, der als der Reichste geboren war der sterblichen
Menschen. Von dem wurden dreitausend Pferde in der Niederung gehütet."
(Ilias 20, 219-221). Könige leben von ihrer
eigenen Landwirtschaft (Gutswirtschaft). König/Basileus:
"Tot liegt Sarpedon, der Führer der schildtragenden Lykier, der Lykien
schirmte durch Rechtsprüche und seine Stärke." (Ilias 16, 541f). Könige waren Schiedsrichter und hervorragende
Krieger. Könige/Basileus bauen selbst Häuser:
"Hektor aber war zu den Häusern des Alexandros gekommen, den schönen, die
er selbst gefertigt mit Männern, die damals die besten Zimmermänner waren
..." (Ilias 6, 313-315). Könige/Basileus haben außerhalb ihres Gefolges keine
Befehlsgewalt:
Ein Mann soll sich nachts in Lager der Trojer
schleichen. Dieser gefährliche Kundgang wird von den "Königen" nicht
befohlen, sondern per Prämie ausgelobt: "und groß würde ihm unter dem
Himmel der Ruhm sein bei allen Menschen. Und auch eine Gabe soll ihm
werden, eine gute. Denn so viele in den Schiffen gebieten als die Ersten,
von denen allen wird ihm jeder ein Schaf geben, ein schwarzes, weibliches
mit einem Lamm unter sich..." (Ilias 10, 212-215). Könige/Basileus:
Der Lykier Sarpedon sagt von sich und Glaukos:
"Glaukos! Warum sind wir beide wohl geehrt am meisten mit Ehrensitz und
Fleischstücken und vollen Bechern in Lykien, und alle blicken auf uns wie
Götter? Und ein Landgut, ein großes bebauen wir an des Xanthos Ufern, ein
schönes, mit Baumgarten und Saatfeld, weizentragendem. Darum müssen wir
bei den Lykern jetzt unter den Ersten stehen oder uns der brennenden
Schlacht entgegenwerfen. Dass manch eine so spricht von den dicht
gepanzerten Lykern: Wahrhaftig! Nicht ruhmlos herrschen in Lykien die
Könige ..." (Ilias 12, 310-316) Ökonomisch waren
diese Könige reiche Gutsbesitzer, keine Herrscher über abgabenpflichtige
Untertanen. Seeraub war ihr Nebenerwerb. Könige/Basileus:
Die "basileus der Griechen" wurden zur Beratung
gerufen (Ilias 10, 196). Es sind die
"denen es zukommt, Ratschlüsse zur beraten, ob wir fliehen sollen oder
kämpfen". (Ilias 10, 147). Könige sind
"Ratsherren". Könige/Basileus:
(Odysseus sagte) "Können wir doch nicht alle
hier Könige sein! Nichts Gutes ist Herrschaft von Vielen! Einer soll unser
Anführer sein." (Ilias 2, 203f.) Königsgewalt des Agamemnon:
"ein Mann, ... der groß unter allen Argeiern Gewalt hat, und es folgen ihm
die Achaier." (Ilias 1, 78f.) Als Agamemnon nur
auf seine Beute nur verzichten will, wenn er sich bei anderen schadlos
halten will, antwortete Achill: "In Unverschämtheit Gehüllter! auf
Vorteil Bedachter! Wie wird einer willig noch deinen Worten folgen von den
Achaiern, einen Gang zu tun oder gegen Männer mit Kraft zu kämpfen? (Ilias
1, 149f.) Königsmacht hängt ab von der Größe der
Gefolgschaft:
Nestor sagt: Agamemnon "ist vorzüglicher, weil
er über mehr Volk gebietet" als du Achilles!
(Ilias 1, 281.) Königshof ist ein Bauernhof (Gutshof):
"da waren Schnitter beim Mähen, scharfe Sicheln in den Händen haltend. Da
fielen teils die Büschel in Schwaden dicht nacheinander zur Erde, teils
banden Garbenbinder sie mit Strohseilen. Drei Garbenbinder standen da,
doch hinter ihnen nahmen Knaben die Büschel auf, brachten sie in den Armen
getragen und reichen sie unablässig zu. Und der König stand unter ihnen in
Schweigen., den Stab in den Händen, beim Schwaden, erfreut im Herzen."
(Ilias 18, 541-557) Der Unterschied zu einem
normalen Bauernhof liegt allein in der Vielzahl der Arbeitskräfte, die es
ermöglichen, dass der Gutsbesitzer, der "König", selber nicht mit Hand
anlegen muss. Die Landarbeit geht so gut vonstatten, dass nicht einmal
Leitungsarbeit per gesprochene Anweisungen nötig ist. Könige/Basileus erhalten allenfalls Abgaben aus
unterworfenem Gebiet, nicht vom eigenen Volk:
"Und sieben gutbewohnte Städte will er dir geben ... Und Männer wohnen
darin, reich an Herden, reich an Rindern, die mit Beschenkungen wie einen
Gott dich ehren werden..." (Ilias 9, 291-297). Vorausgesetzt ist hier ein regelmäßiger Tribut,
dessen Höhe aber nicht festgesetzt ist. Daher kann diese Abgabe immer noch
als "Geschenk" bezeichnet werden. Königspalast des Priamos: "des Priamos Haus, dem gar schönen, ... Mit
glattbehauenen Vorhallen war es erbaut, aber darinnen waren fünfzig
Gemächer aus glattbehauenem Stein, nah aneinander gebaut, da pflegten des
Priamos Söhne zu schlafen bei ihren ehelichen Gattinnen. (Priamos hatte 50 Söhne) Für die Töchter aber
waren gegenüber innerhalb des Hofes zwölf überdachte Gemächer von
glattbehauenem Stein nah aneinander gebaut..." (Ilias 6, 242-250.) Insgesamt 62 Kinder, 19 davon von seiner Hauptfrau.
Mehr Kinder hieß mehr Arbeitskräfte und mehr Krieger, die einem Gefolge
leisten. Königssohn Aeneas hütet Rinder:
(Achilleus fragt Aeneas): "Oder weißt du nicht mehr, wie ich dich von den
Rindern, wo du allein warst, fortjagte ...?" (Ilias 20, 188f). Königssöhne des Hektor:
"Fünfzig Söhne hatte ich, als die Söhne der Achaier kamen; Neunzehn waren
mir von dem gleichen Mutterleib, die anderen aber gebaren mir in den
Hallen die Frauen." (Ilias 24, 495ff). Krieg ist Arbeit:
so bei Ilias 4, 374.; Ilias 4, 471; Ilias 4, 175; 4, 539. Krieg als Mahlzeit:
Viele Speere blieben "halbwegs, bevor sie die weiße Haut gekostet, in der
Erde stecken, voll Gier, sich am Fleisch zu sättigen." (Ilias 11,
573f). Krieg als Quelle der Freude: (Hektor über seinen Sohn): "Wenn er erschlug einen
feindlichen Mann, dann freue sich in ihrem Sinn die Mutter." (Ilias 6,
481). Krieg und Raub als Alltag auf dem Schild des
Achilleus: "Und auf ihm schuf er die Erde und auf ihm den Himmel
und auf ihm das Meer und die Sonne ... und auf ihm machte er zwei Städte
von sterblichen Menschen...." (Ilias 18, 483ff). In der friedlichen Stadt werden Feste gefeiert und
Gerichtstag gehalten. Die zweite Stadt wird umkämpft: "Um die andere
Stadt aber lagerten zwei Heere von Männern in Waffen strahlend. Und denen
gefiel ein zweifacher Rat: Entweder sie zu zerstören oder halb und halb
alles zu teilen, soviel an Habe die liebliche Stadt in ihrem Inneren
verwahrt hielt." (Ilias 18, 509-512) Da sie sich nicht einigen, kommt es zum Kampf. Die
Miniaturwelt des Schildes zeigt außerdem Vieh- und Schafherden (Ilias 18,
573ff), eine Getreideernte (Ilias 18, 550ff), eine Weinlese (Ilias 18,
561ff) und
Jugend beim Tanz (Ilias 18, 593ff). Krieg und Raub
werden hier als ganz selbstverständliche Erwerbsart unter anderen
dargestellt. Krieg zur See:
"Und er bewegte eine Stange in den Händen, eine große, bestimmt für den
Seekampf, eine zusammengefügte mit Klammern, zweiundzwanzig Ellen lang."
(Ilias 15, 677f.) Krieg zur See:
Es kämpften "die anderen hoch von den Schiffen
... mit langen Stangen, die ihnen auf den Schiffen lagen für den Seekampf,
zusammengesetzten, an der Spitze mit Erz umkleidet." (Ilias 15,
387-390). Krieg zur Verteidigung der Heimat:
"Nicht unwürdig ist es ihm, sich wehrend um die Heimat zu sterben. Doch
seine Gattin ist sicher und seine Kinder künftig und sein Haus und sein
Landlos unversehrt..." (Ilias 15, 495-499). Krieg:
Agamemnon spricht in der Heeresversammlung die
Griechen als "Diener des Kriegsgotts" an:
"Freunde! Helden der Danaer! Diener des Ares!" (Ilias 19,
78). Kriegsbegeisterung:
Eris, die Göttin des Streits, fährt in die Herzen
der Achaier und "alsbald wurde der Krieg ihnen süßer als
heimzukehren". (Ilias 11, 13). Kriegsbeute neben Handel:
"Erbeuten kann man Rinder und feiste Schafe, und erwerben Dreifüße und
Pferde mit falben Häuptern." (Ilias 9, 406f.) Kriegsbeute: Vornehme bekamen größeren
Anteil:
(Achilleus:) "Habe ich doch niemals ein
gleiches Ehrgeschenk wie du (Agamemnon), wann immer die Achaier eine
gutbewohnte Stadt der Troer zerstören." (Ilias 1, 163f.) Achill droht nach Hause zurückzukehren, wenn ihm
seine Beute wieder genommen wird: "da es wahrhaftig viel besser ist,
Heimzukehren ... und nicht denke ich, dir hier, ohne Ehre, Besitz und
Reichtum aufzuhäufen." (Ilias 1, 169f.) Kriegsbeute:
"Was wir von den Städten erbeuteten: aufgeteilt ist es, und nicht gehört
sich's, dass die Männer dies wieder herbringen und zusammenwerfen." (Ilias
1, 125f.) Kriegsbeute:
"Zwölf Städte von Menschen habe ich schon zerstört mit Schiffen, zu Fuß
aber elf ... Aus diesen allen habe ich Kleinode viele und edle mir geholt
..." (Ilias 9, 328-330). Kriegshelden im Rat:
"Weil dir, Hektor, über die Maßen gab ein Gott die Werke des Krieges,
darum willst du auch im Rat mehr wissen als andere." (Ilias 13, 727f). Kriegsziel Landbesitz:
"Eines ist das Beste: sich wehren um die väterliche Erde" (sagte der
Trojaner Hektor). (Ilias 12, 243). Landbesitz umstritten:
"So wie um Grenzsteine zwei Männer streiten, Messlatten in den Händen, auf
dem gemeinsamen Feld, die beide auf schmalem Raum um den gleichen Anteil
streiten..." (Ilias 12, 421-423). Landbesitz:
Athene "ergriff einen Stein mit der Hand, ... der in der Ebene lag, einen
schwarzen, zackigen und großen, den frühere Männer gesetzt hatten, eine
Grenze des Ackers zu sein..." (Ilias 21, 403-406). Landvergabe an den Königssohn Aeneas:
"Oder dir schneiden die Troer ein Landgut heraus, vortrefflich vor
anderen, ein schönes, mit Baumgarten und Saatfeld, dass du es bebaust,
wenn du mich (Achilleus) tötest?" (Ilias 20, 184f) Das Volk vergibt das Land, nicht der König. Landvergabe des Volkes an einen
König/Basileus:
Der lykische König gab seinem Schwiegersohn
"die Hälfte seiner gesamten Funktionen und Einkünfte als Heerführer
(Basileus). Und die Lykier schnitten ihm ein Landgut heraus, vortrefflich
vor anderen, ein schönes, mit Baumgarten und Saatfeld, dass er es
bebaute." (Ilias 6, 193-195.) Das Volk ist
Obereigner des Landes, nicht der "König" (Basileus). Landwirtschaft:
"Sie aber waren immer dicht um den Leichnam, wie wenn Fliegen in einem
Gehöft summen um die milchgefüllten Eimer zur Frühlingszeit, wenn von
Milch die Gefäße triefen." (Ilias 16, 641-643). "... der harsche Winter,
der den Feldarbeiten der Menschen ein Ende macht auf der Erde und den
Herden zusetzt..." (Ilias 17, 549f.) Ölbaum:
"und wie ein Mann einen Schössling zieht, einen kräftig sprossenden von
einem Ölbaum ..." (Ilias 17, 53). Landwirtschaft:
"Wo immer am fettesten wäre die Ebene des lieblichen Kalydon, da hießen
sie ihn, sich ein sehr schönes Landgut auszuwählen, Fünfzig Äcker groß,
und sich davon die Hälfte als Weinland und die Hälfte als baumloses
Ackerland aus der Ebene herauszuschneiden." (Ilias 9, 577-580). Lohnarbeit? Selbst Götter arbeiten für Belohnung:
"Denkst du nicht einmal daran mehr, ... als wir beide allein von den
Göttern, als wir dem mannhaften Laomedon, ... dienten auf ein Jahr um
abgesprochenen Lohn, er aber befahl und gab Weisung. ... Doch dann bracht
er uns gewaltsam um den Lohn, den ganzen, Laomedon, der schreckliche und
drohend schickte er uns fort." (Ilias 21, 442-452). Lohnarbeit?:
"So wie die Waagschalen eine Frau, eine ehrliche Spinnerin, die hier das
Gewicht hält und dort die Wolle und auf beiden Seiten hochzieht und das
Gleichgewicht herstellt, dass sie den Kindern den kärglichen Lohn
erwirbt." (Ilias 12, 433-435). Die Spinnerin
verkauft die Wolle als ihr eigenes Arbeitsprodukt. Sie ist eine kleine
Warenproduzentin, keine Lohnarbeiterin. Denn das Arbeitsprodukt von
Lohnarbeitern gehört den Kapitalisten und kann nicht von den Lohnarbeitern
selber verkauft werden. Macht:
"In den Armen liegt die Entscheidung des Kriegs, die der Worte im Rat."
(Ilias 16, 630). Mauer:
Die Griechen hatten vor Troja eine Mauer um ihr
Lager gezogen, "dass sie ihnen die schnellen Schiffe und die viele
Beute drinnen bewahrte". (Ilias 12, 7). Metalle waren kostbar:
"Viele Kostbarkeiten liegen in meines reichen Vaters Haus: Erz und Gold
und mühsam gewonnenes Eisen." (Ilias 6, 47f.) Aber
Reichtum wird in Pferden und Rindern gemessen. Prügelstrafe an Frau:
(Zeus zu seiner Gattin Hera): "Ich weiß nicht,
ob du nicht für die böse Anzettelung wieder als erste den Lohn empfängst,
und ich dich mit Hieben peitsche!" (Ilias 15, 16f.) Qualifikation:
"Ein ärztlicher Mann wiegt viele andere auf" (Ilias 11, 514). Rache ist süß:
"Schön ist es dir, mit mir den zu kränken, der mich kränkt!" (Ilias 9,
615). Raub von Rindern:
Der alte Nestor klagt: "Wär ich doch so jung,
und mir wäre die Kraft beständig, wie damals, als den Eleiern und uns war
Streit entstanden um einen Rinderraub ... Und Beute trieben wir zusammen
vom Feld, reichliche, viele: Fünfzig Herden von Rindern, ebenso viele
Haufen von Schafen, Ebenso viele Schweineherden, ebenso viele Herden
verstreuter Ziegen, und falbe Pferde, hundertundfünzig, alles weibliche,
und unter vielen standen Fohlen. Die trieben wir alle hinein in das
Neleische Pylos während der Nacht zur Burg." (Ilias 11, 670-683) Reichtum in Ägypten sprichwörtlich:
"in Theben, dem ägyptischen, wo in den Häusern der meiste Besitz liegt -
hunderttorig ist es ..." (Ilias 9, 382ff.) Reichtum:
"Erichthonios, der König, der als der Reichste geboren war der sterblichen
Menschen. Von dem wurden dreitausend Pferde in der Niederung gehütet."
(Ilias 20, 219-221). Reichtum:
"Hab ich doch sehr vieles ...: Gold wie auch rötliches Erz und Frauen ...
und graues Eisen ..." (Ilias 9, 364ff). Reichtum:
"Und wer von den Troern durch Güter über die Maßen beschwert ist, der
trage sie zusammen und gebe sie dem Volk, als Gemeingut zu verzehren.
Besser, dass von denen einer sie genießt, als die Achaier!" (Ilias 18,
300-302) Schiffbau:
Er "ließ ein schnelles Schiff in die Salzflut ziehen und wählte dafür
Ruderer aus, zwanzig...." (Ilias 1, 308f.) (Die
Ruderer sind Gefolgsleute, keine Sklaven oder Unfreie). Schiffsbau:
"Und als sie nun ins Innere des viel tiefen Hafens gekommen waren, zogen
sie die Segel ein und legten sie in dem schwarzen Schiffe nieder und
legten den Mast auf die Mastgabel, ihn an den Vortauen niederlassend, ...
und ruderten das Schiff zur Anfurt vor mit den Rudern. Und warfen
Ankersteine aus und banden die Hecktaue an und stiegen auch selber aus
..." (Ilias 1, 432-437). "Da zogen sie das schwarze Schiff an das
Festland, hoch auf den Sand, und stellten große Stützbalken darunter."
(Ilias 1, 485f.) Schlachtformation:
"So wie man unter den Vordersten wieder sehen wird Achilleus, ... so soll
... jeder von euch mit einem Manne kämpfen!" (Ilias 19, 151-153). Sklaven haben die Griechen verkauft, nicht selber
genutzt:
"Denn andere von meinen Söhnen hat der fußschnelle Achilleus verkauft,
wenn er einen fing, über das Meer, ... nach Samos und nach Imbros und in
das dunstige Lemnos." (Ilias 24, 751ff). Sklavenraub gegen Lösegeld, nicht als
Arbeitskraft:
"Da begegnete Achilleus (auf dem Schlachtfeld) dem Sohn des Priamos, ...
Lykaon. Den hatte er selbst einst gefangen und fortgeführt aus dem
väterlichen Garten, wider seinen Willen, ... Und damals verkaufte er ihn
in die gutgebaute Stadt Lemnos, weggeführt zu Schiff, und der Sohn des
Jason gab den Kaufpreis ... " (Ilias 21, 34-42). Der Verkauf "brachte (den Wert von) hundert
Rinder ein" (Ilias 21, 79). Sklavenraub:
(Priamos über seine Söhne): "Doch wenn sie
lebend im Lager der Griechen sind, dann kaufen wir sie wieder los gegen
Erz und Gold; es ist ja im Hause vorhanden ..." (Ilias 22, 49f.) Sklaverei nicht für Männer. Männer werden (meist)
getötet:
"Tros aber, der Alastor-Sohn, der kam ihm (Achilleus) entgegen zu seinen
Knien, ob er ihn wohl ergriffe und verschonte und lebend entließe und ihn
nicht tötete ... Der Kindische! ... Er fasste mit den Händen die Knie,
begehrend, ihn anzuflehen. Doch der stieß ihn mit dem Schwert in die
Leber, und heraus glitt die Leber, und das schwarze Blut erfüllte von ihr
den Bausch des Gewands, und Tros umhüllte Dunkel die Augen, und das Leben
verging ihm." (Ilias 20, 463-472). "Doch als Achilleus die Hände müde
waren vom Töten, wählte er sich lebend aus ... zwölf junge Männer zur
Sühne für Patroklos ... Diese führte er heraus, angsterschreckt wie
Hirschkälber, und band ihnen hinten die Arme mit gutgeschnittenen Riemen,
die sie selber über den geflochtenen Leibröcken trugen, und gab sie den
Gefährten, sie zu den ... Schiffen zu führen." (Ilias 21, 26-32). "Und ich
werde vor dem Scheiterhaufen des Patroklos zwölf stolzen Söhnen der Troer
abschneiden den Hals, zürnend um dich, den Erschlagenen!" ( (Ilias 23,
22f). Sklaverei nur für Frauen und Kinder:
"Kümmernisse so viele den Menschen werden, deren Stadt erobert wird: Die
Männer töten sie, die Stadt vertilgt das Feuer, die Kinder führen andere
hinweg und die ... Frauen." (Ilias 9, 591-594) Sklaverei nur für Frauen:
"Patroklos! ja, du sagtest wohl, du würdest uns die Stadt vernichten und
den troischen Frauen den Tag der Freiheit rauben und sie mitführen in den
Schiffen ins eigene väterliche Land!" (Ilias 16, 830-832). Sklavin als Geschenk:
"Ich werde dir eine Ehrengabe in die Hände legen. Einen Dreifuß oder zwei
Pferde mitsamt Wagen oder eine Frau, die mit dir das gemeinsame Lager
besteigt." (Ilias 8, 289ff.) Sklavinnen als Bettgenossinnen des
Hektor:
"Fünfzig Söhne hatte ich, als die Söhne der Achaier kamen; Neunzehn waren
mir von dem gleichen Mutterleib, die anderen aber gebaren mir in den
Hallen die Frauen." (Ilias 24, 495ff). Sklavinnen werden geraubt, nicht
gekauft:
"Troerinnen und Dardanerfrauen ..., die wir selber mit Mühe erwarben mit
Gewalt und dem Speer, dem langen, als wir fette Städte zerstörten ..."
(Ilias 18, 339-342). Sklavinnen:
"Nicht einmal als den Mann mir der schnelle Achilleus tötete ... ließest
du (Zeus) mich weinen, sondern sagtest, du wolltest den göttlichen
Achilleus mich zur ehelichen Gattin machen ..." (Ilias 19, 295-298). Sklavinnen: (Die Gattin Hektors klagt)
"die sorglichen Frauen und kleinen Kinder, die werden nun bald (nach dem Fall Trojas) fortgebracht in den
gewölbten Schiffen und ich unter ihnen!" (Ilias 24, 730ff). Spott über Gegner:
Als ein Trojaner sterbend kopfüber vom Wagen
fällt, wird er im Spott mit einem Tauchenden verglichen: "Wenn er wohl
einmal auch auf dem Meer, dem fischreichen wäre, so würde er viele
sattmachen der Mann da, nach Austern fischend." (Ilias 16, 746f.) Stadtbewohner sind Bauern:
"Und sieben gutbewohnte Städte will er dir geben ... Und Männer wohnen
darin, reich an Herden, reich an Rindern ..." (Ilias 9, 291-296). Stadtmauer:
Aias ermuntert die in die Enge getriebenen
Gefährten zu intensiverem Kampf: "Oder meinen wir, es seien noch
irgend Helfer da hinten? Oder eine stärkere Mauer, die den Männern das
Verderben abwehrte? Nicht ... ist nahe eine Stadt, eine mit Türmen
gefügte, wo wir uns wehren können mit dem (sonst nicht kämpfenden) Volk,
das den Sieg wendete." (Ilias 15, 736-738) Stadtmauer:
Auf der Mauer standen ihre Frauen und jungen Kinder und schützten sie, und
mit ihnen die Männer, die das Alter hielt." (Ilias 18, 514f). Stämme und Gefolgschaften:
"Ordne die Männer nach Stämmen (Phyle), nach Gefolgschaften (Phratrie),
Agamemnon! Dass die Gefolgschaften den Gefolgschaften helfen, die Stämme
den Stämmen. ... denn je für sich werden sie kämpfen." (Ilias 2, 362-366.)
Wer sich durch Verwandtschaft, gemeinsamer Arbeit
und gemeinsamen Festen gegenseitig kannte, kämpfte in der Schlacht
nebeneinander. Stämme (Phyle) und
Gefolgschaften (Phratrie) bildeten die Gesellschafts-Gliederung von halb
nomadenhaft lebenden Bauernkrieger auf der Wanderschaft. Erst mit der
dauernden Sesshaftigkeit in Städten wurden diese Stämme und Gefolgschaften
in eine regionale Gliederung der Einwohnerschaft umgewandelt. Tausch:
"Da wieder benahm dem Glaukos der Kronide Zeus die Sinne, der mit dem
Tydeus-Sohn Diomedes die Waffen tauschte: Goldene Waffen gegen eherne,
einen Wert von hundert Rinder gegen einen Wert von neun Rindern." (Ilias
6, 234-236). Eine der wenigen Stellen, bei denen
der Dichter seine persönliche Ansicht äußert ("Zeus beraubte ihn der
Sinne"). Tausch gleicher Werte war längst selbstverständlich. Bei nur
sporadischem Handel ist Tausch gleicher Wert die Ausnahme, weil der Wert
fremder Dinge nicht bekannt ist. Tauschhandel:
"Und Schiffe aus Lemnos waren angekommen, die Wein brachten. ... Von dort
holten sich Wein die ... Achaier: Manche gegen Erz und andere gegen
braunrotes Eisen, andere gegen Häute und andere gegen die ganzen Rinder,
andere gegen Sklaven, und sie hielten ein blühendes Mahl." (Ilias 7,
467-475.) Totschlag:
"Ja, da war der eine ein Bastardsohn des göttlichen Oileus, Medon, ein
Bruder des Aias, doch er wohnte in Phylake, fern dem väterlichen Land,
weil er einen Mann erschlug." (Ilias 13, 694-696). Trinken:
"Ihnen bereitete die Frau eine Mischung ... von pramneischen Wein, und
rieb Ziegenkäse darüber auf einer Reibe von Erz und streute darauf weiße
Gerste und hieß sie trinken..." (Ilias 11, 638-641). Unehrenhaftes Volk:
"... doch das Schandvolk alles ist geblieben: Schwindler und Tänzer, die
Besten im Reigengestampfe! Räuber von Lämmern und Ziegen im eigenen Volke!
(Ilias 24, 260ff.) Verbannung eines "Edlen":
"Ja, da war der eine ein Bastardsohn des göttlichen Oileus, Medon, ein
Bruder des Aias, doch er wohnte in Phylake, fern dem väterlichen Land,
weil er einen Mann erschlug." (Ilias 13, 694-696). Verbannung:
"Lykophron, Mastors Sohn, des Aias Gefährten, ... der bei ihm wohnte, da
er einen Mann erschlug auf der Insel Kythera ..." (Ilias 15, 430-432). Verlosung von erobertem Wohnsitz und
Machtbereich: (Poseidon
spricht): "Dreifach ist alles geteilt, und jeder erhielt seinen Teil
an Ehre. Ja, da erlangte ich, das graue Meer zu bewohnen immer, als wir
losten, und Hades erlangte das neblige Dunkel, Zeus aber erlangte den
Himmel, den breiten, in Äther und Wolken. Die Erde aber ist noch allen
gemeinsam und der große Olympos." (Ilias 15, 189-196). Versammlung der Kriegshelden:
"Weil dir, Hektor, über die Maßen gab ein Gott die Werke des Krieges,
darum willst du auch im Rat mehr wissen als andere." (Ilias 13, 727f). Volksversammlung nicht immer von allen
besucht:
"Und auch die früher im Sammelplatz der Schiffe zu bleiben pflegten: die
da Steuermänner waren und hielten die Steuerruder der Schiffe, und die
Verwalter bei den Schiffen waren, Ausgeber des Brotes, ja, auch diese
kamen damals zur Versammlung, weil Achilleus erschienen war." (Ilias 18,
40-46). Volksversammlung:
"Das Volk aber war auf dem Markt versammelt. Dort hatte ein Streit sich
erhoben: zwei Männer stritten um das Wergeld für einen erschlagenen Mann.
Der eine gelobte, dass er alles erstattet habe, und tat es dem Volke dar,
der andere leugnete: nichts habe er empfangen. Und beide begehrten, beim
Schiedsmann einen Entscheid zu erlangen. Und das Volk schrie beiden zu,
hüben und drüben als Helfer. Und Herolde hielten das Volk zurück, die
Ältesten aber saßen auf geglätteten Steinen im heiligen Ring. Und sie
hielten die Stäbe von den Herolden ... in den Händen. Mit denen sprangen
sie auf und taten abwechselnd ihren Spruch. In ihrer Mitte aber lagen zwei
Pfunde Goldes, um sie dem zu geben, der unter ihnen das Recht am
geradesten spräche." (Ilias 18, 497-515). Volksversammlung:
"Hektor! Zwar immer fährst du mich hart an in den Versammlungen, wenn ich
Gutes rate, da es sich ja auch wirklich nicht geziemt, dass ein Mann des
Volkes abweichend redet, weder im Rat noch jemals im Kampf, sondern deine
Macht soll er immer mehren. Jetzt aber sage ich heraus, wie es mir am
besten scheint...." (Ilias 12, 211-214). Wertvergleich:
"Den schnellfüßigen Gespannen setzte er zuerst herrliche Preise: Eine
Frau, sie mit sich zu führen, die untadlige Werke wusste, und einen
Dreifuss mit Ohren, der zwei und zwanzig Maß fasste, für den Ersten. Aber
dem Zweiten wieder setzte er aus eine Stute, sechsjährig, ungezähmt, mit
einem Maultierfüllen trächtig. Doch dem Dritten setzte er nieder einen
Kessel, unberührt vom Feuer, einen schönen, der vier Maß fasste, einen
noch ganz hellen. Und dem Vierten setzte er aus zwei Talente Gold. Dem
Fünften aber setzte er eine Doppelschale, nicht berührt vom Feuer." (Ilias
23, 262-270). Wertvergleich:
"Für den Sieger einen großer Dreifuß, ins Feuer zu stellen; den schätzten
unter sich die Achaier auf zwölf Rinder. Doch für den Mann, den Besiegten,
stellte er eine Frau in die Mitte, und sie verstand viele Werke: die
schätzten sie auf vier Rinder." (Ilias 23, 703ff). Wertvergleich:
"Für den Zweiten wieder setzte er einen Ochsen, groß und dick von Fett,
und ein halbes Talent Gold setzte er aus als letzten der Preise." (Ilias
23, 750f.) Wertvergleich:
"Ich werde dir eine Ehrengabe in die Hände legen. Einen Dreifuß oder zwei
Pferde mitsamt Wagen oder eine Frau, die mit dir das gemeinsame Lager
besteigt." (Ilias 8, 289ff.) Zuwanderung:
"irgendein ehrloser Migrant". (Ilias 16, 59). Wal Buchenberg, 21.04.2006 |
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