Karl Marx’ Theorie
vom tendenziellen Fall der Profitrate Diese Theorie
wird im „Kapital“ Bd. 3.: 221 - 277 entwickelt und soll hier im Überblick
dargestellt werden.
Ausgangskapital sei ein nationales Kapital von 1000
(Millionen oder Milliarden) mit einem Verhältnis des konstanten zum
variablen Kapital von 50 : 50, also mit der Zusammensetzung 500 c + 500 v.
Mehrwertrate (= m/v) sei 100 %. Die Mehrwertmasse ist dann m = 500. Die
Profitrate (= m/C) ist p’ = 50%.
Folgende Veränderungen sollen eintreten: - Die
Mehrwertmasse soll mit jedem Umschlag wachsen. - Die
Akkumulation (der Teil des Mehrwerts, der wieder zum Gesamtkapital C
geschlagen wird) soll mit jedem Umschlag steigen. („Anwendung
von Mehrwert als Kapital oder Rückverwandlung von Mehrwert in Kapital
heißt Akkumulation des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 1.: 605.) -
Die Revenue der Kapitalisten (der Anteil des Mehrwerts, den sie privat
konsumieren) soll ansteigen. („Ein Teil des Mehrwerts wird vom
Kapitalisten als Revenue (Konsumtionsfonds) verzehrt, ein andrer
Teil als Kapital angewandt und akkumuliert.“ K. Marx, Kapital I.: 617.
- Die Ausbeutungsrate (= Mehrwertrate) soll mit jedem Umschlag
ansteigen. - Die Zahl der beschäftigten Arbeiter soll
steigen. Für das variable Kapital (= v = Lohnsumme) gilt: „Bei gegebenem
Arbeitslohn und Arbeitstag stellt ein variables Kapital ... eine bestimmte
Anzahl in Bewegung gesetzter Arbeiter vor; es ist der Index dieser
Anzahl.“ K. Marx, Kapital 3.: 221. Sinkt die Lohnsumme bei
unveränderter Lohnhöhe und Arbeitszeit, dann zeigt sie eine gesunkene
Arbeiterzahl an, steigt die Lohnsumme unter dieser Voraussetzung, dann
zeigt sie eine gestiegene Arbeiterzahl an. Unter diesen Bedingungen
treten z. B. folgende Veränderungen ein:
(m = Mehrwert;
akkum. = akkumulierter Mehrwert; verz. = von den Kapitalisten verzehrter
Mehrwert)
Kapital -- konstant -
variabel - m - akkum. - verz. 1) C = 1000 - 500 c - 500 v - 500 m - 125
- 375 2) C = 1125 - 620 c - 505 v - 525 m - 150
- 375 3) C = 1275 - 765 c - 510 v - 550 m - 170
- 380 4) C = 1445 - 930 c - 515 v - 575 m - 190
- 385 5) C = 1635 - 1115 c
- 520 v - 600 m - 210 - 390 6)
C = 1845 - 1320 c - 525 v - 625 m - 230 - 395 7) C = 2075 - 1545 c - 530 v - 650 m
- 250 - 400 8) C = 2325 -
1790 c - 535 v - 675 m - 270 - 405 9) C = 2595 - 2055 c - 540 v - 700 m
- 290 - 410 10)C = 2885 - 2340 c - 545 v - 725 m - 310 -
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In relativen
Zahlen (also jedes Gesamtkapital = 100 gesetzt) ergibt sich: Zusammensetzg -- m/v -- m -- m/C 1) 50c + 50v - 100 % -
50 m - 50 % 2) 55c + 45v
- 104 % - 47 m - 47 % 3)
60c + 40v - 108 % - 43 m - 43 %
4) 64c + 36v - 111 % - 40 m - 40 % 5) 68c + 32v - 115 % - 37 m - 37
% 6) 71c + 29v - 119 % -
35 m - 35 % 7) 74c + 26v
- 122 % - 32 m - 32 % 8)
77c + 23v - 126 % - 29 m - 29 %
9) 79c + 21v - 129 % - 27 m - 27 % 10) 81c + 19v - 133 % - 25 m
- 25 %
Folgendes hat sich ergeben (vgl.
die Spalten der ersten Tabelle von links nach rechts): 1) Das
Gesamtkapital hat sich fast verdreifacht (von 1000 auf 2885). 2) Das
konstante Kapital hat sich mehr als vervierfacht (von 500 auf 2340). 3)
Die Zahl der Arbeiter hat sich um knapp 10 % erhöht. (Bei unveränderter
Lohnhöhe und Arbeitszeit stieg die Lohnsumme von 500 auf 545). 4) Die
Mehrwertmasse stieg um fast die Hälfte (von 500 auf 725). Gleichzeitig
sank die relative Größe des Mehrwerts zum Gesamtkapital (= Profitrate) von
50 auf 25 (vgl. Tabelle 2). 5) Der akkumulierte Mehrwert hat sich mehr
als verdoppelt ( von 125 auf 310). 6) Der Konsumtionsfonds (Revenue)
der Kapitalisten ist um 10 % gestiegen (von 375 auf 415). 7) Die
Zusammensetzung des Kapitals hat sich von 50 c + 50 v auf 81 c + 19 v
erhöht (Vgl. dazu die zweite Tabelle). 8) Die Ausbeutungsrate stieg von
100 % auf 133 %. 9) Die Profitrate halbierte sich von 50 % auf 25
%.
Das alles zusammengenommen sind die Bedingungen und
Umstände, die Marx für den Fall der Profitrate beschreibt. Dies soll jetzt
im Einzelnen belegt werden.
1) Das Gesamtkapital hat sich fast
verdreifacht. "Mit dem Fall der Profitrate wächst das
Kapitalminimum, das in der Hand des einzelnen Kapitalisten zur produktiven
Anwendung der Arbeit nötig ist.“ K. Marx, Kapital 3.: 261.
2) Das konstante Kapital hat sich mehr als
vervierfacht. „Die Entwicklung der gesellschaftlichen
Produktivkraft der Arbeit zeigt sich doppelt: Erstens in der Größe der
schon produzierten Produktivkräfte, in dem Wertumfang und Massenumfang der
Produktionsbedingungen, worunter die Neuproduktion stattfindet, und in der
absoluten Größe des schon akkumulierten produktiven Kapitals; zweitens
in der verhältnismäßigen Kleinheit des im Arbeitslohn ausgelegten
Kapitalteils gegen das Gesamtkapital, d.h. in der verhältnismäßigen
Kleinheit der lebendigen Arbeit, die zur Reproduktion und Verwertung eines
gegebenen Kapitals und zur
Massenproduktion nötig ist. Es unterstellt dies zugleich
Konzentration des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3.: 257.
3) Die Zahl der Arbeiter hat sich
erhöht. „Der Fall der Profitrate entsteht nicht aus einer
absoluten, sondern aus einer nur relativen Abnahme des variablen
Bestandteils des Gesamtkapitals....“ K. Marx, Kapital 3.: 226f. „Das
Gesetz des fortschreitenden Falls der Profitrate .... schließt in keiner
Weise aus, dass die absolute Masse der vom gesellschaftlichen Kapital in
Bewegung gesetzten und ausgebeuteten Arbeit, daher auch die
absolute Masse der von ihm angeeigneten Mehrarbeit wächst; ebenso
wenig, dass die unter dem Kommando der einzelnen Kapitalisten stehenden
Kapitale eine wachsende Masse von Arbeit und daher von Mehrarbeit
kommandieren....“ K. Marx, Kapital 3.: 226. “Damit der variable
Bestandteil des Gesamtkapitals nicht nur absolut derselbe bleibt, sondern
absolut wachse, obgleich sein Prozentsatz als Teil des Gesamtkapitals
fällt, muss das Gesamtkapital in stärkerem Verhältnis wachsen, als der
Prozentsatz des variablen Kapitals fällt.“ K. Marx, Kapital 3.:
232f. Hätte aber das auf 2885 vergrößerte Kapital noch die
ursprüngliche Zusammensetzung von 50 c + 50 v, dann würde es 2,5 mal so
viele Arbeiter beschäftigen. Arbeitskraft ist also in großem Ausmaß
virtuell überflüssig gemacht worden, obwohl die absolute Zahl der Arbeiter
gestiegen ist. „Wachstum in der Anzahl der Fabrikarbeiter ist also
bedingt durch proportionell viel rascheres Wachstum des in den Fabriken
angelegten Gesamtkapitals. Dieser Prozess vollzieht sich aber nur
innerhalb der Ebbe- und Flutperioden des industriellen Zyklus. Er wird
zudem stets unterbrochen durch den technischen Fortschritt, der Arbeiter
bald virtuell ersetzt, bald faktisch verdrängt... Die Arbeiter werden so fortwährend
ausgestoßen und angesaugt, hin- und hergeschleudert, und
dies bei beständigem Wechsel in Geschlecht, Alter und Geschick der
Angeworbenen.“ K. Marx, Kapital 1.: 477.
4) Die Mehrwertmasse stieg. “Wir haben
gesehen, dass, obwohl im Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion
m, die Gesamtsumme des Mehrwerts, stetig wächst, dennoch m/C (=
Profitrate) ebenso stetig abnimmt, weil C noch rascher wächst als m.“
K. Marx, Kapital 3.: 252. „...dies zwieschlächtige Gesetz
der aus denselben Ursachen entspringenden Abnahme der Profitrate
und gleichzeitiger Zunahme der absoluten Profitmasse ...“ K. Marx,
Kapital 3.: 230.
5) Der akkumulierte Mehrwert ist kontinuierlich
gewachsen (= beschleunigte Akkumulation). „Fall der Profitrate
und beschleunigte Akkumulation sind insofern nur verschiedene Ausdrücke
desselben Prozesses, als beide die Entwicklung der Produktivkraft
ausdrücken.“ K. Marx, Kapital 3.: 251. „Im Fortschritt des Produktions-
und Akkumulationsprozesses muss also die Masse der
aneignungsfähigen und angeeigneten Mehrarbeit und daher die absolute Masse
des vom Gesellschaftskapital angeeigneten Profits wachsen. Aber
dieselben Gesetze der Produktion und Akkumulation steigern mit der Masse
den Wert des konstanten Kapitals in zunehmender Progression rascher als
den des variablen... Kapitalteils. Dieselben Gesetze produzieren also für
das Gesellschaftskapital eine wachsende absolute Profitmasse und eine
fallende Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3.: 229.
6) Die Revenue des Kapitalisten ist
gestiegen. „Bei gleichbleibender und selbst bei fallender Rate
des Mehrwerts, sofern sie nur langsamer fällt, als die Produktivkraft der
Arbeit steigt, wächst die Masse des Mehrprodukts. Bei gleichbleibender
Teilung desselben in Revenue und Zusatzkapital kann daher die Konsumtion
des Kapitalisten wachsen ohne Abnahme des Akkumulationsfonds.“ K. Marx,
Kapital 1.: 631. „In den historischen Anfängen der kapitalistischen
Produktionsweise - und jeder kapitalistische Emporkömmling macht dies
historische Stadium individuell durch - herrschen Bereicherungstrieb und
Geiz als absolute Leidenschaften vor... Auf einer gewissen
Entwicklungshöhe wird ein konventioneller Grad von Verschwendung, die
zugleich Schaustellung des Reichtums und daher Kreditmittel ist, sogar zu
einer Geschäftsnotwendigkeit des ‚unglücklichen‘ Kapitalisten. Der Luxus
geht in die Repräsentationskosten des Kapitals ein.“ K. Marx, Kapital 1.:
620.
7) Die Zusammensetzung des Kapitals hat sich
erhöht (vgl. im folgenden die zweite Tabelle). „Unter
Zusammensetzung des Kapitals verstehen wir, wie schon im Buch I gesagt,
das Verhältnis seines aktiven und seines passiven Bestandteils, des
variablen und des konstanten Kapitals. Es kommen hierbei zwei
Verhältnisse in Betracht, die nicht von gleicher Wichtigkeit sind,
obgleich sie unter gewissen Umständen gleiche Wirkung hervorbringen
können. Das erste Verhältnis beruht auf technischer Grundlage und ist
auf einer bestimmten Entwicklungsstufe der Produktivkraft als gegeben zu
betrachten. Eine bestimmte Masse Arbeitskraft, dargestellt durch eine
bestimmte Anzahl Arbeiter, ist nötig, um eine bestimmte Masse
Produkt, z.B. in einem Tag, zu produzieren und daher ... eine bestimmte
Masse Produktionsmittel, Maschinerie, Rohstoffe etc. in Bewegung zu
setzen... Es kommt eine bestimmte Anzahl Arbeiter auf ein bestimmtes
Quantum Produktionsmittel und daher ein bestimmtes Quantum lebendiger
Arbeit auf ein bestimmtes Quantum von in den Produktionsmitteln bereits
vergegenständlichter Arbeit.... Dies Verhältnis bildet die technische
Zusammensetzung des Kapitals und ist die eigentliche Grundlage seiner
organischen Zusammensetzung.“ K. Marx, Kapital 3.: 154. „Die
Wertzusammensetzung des Kapitals, insofern sie durch seine technische
Zusammensetzung bestimmt wird und diese widerspiegelt, nennen wir die
organische Zusammensetzung des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3.:
155.
8) Die Ausbeutungsrate (= Mehrwertrate)
stieg. „Die Profitrate fällt nicht, weil die Arbeit
unproduktiver, sondern weil sie produktiver wird. Beides, Steigen der Rate
des Mehrwerts und Fallen der Rate des Profits, sind nur besondere Formen,
worin sich wachsende Produktivität der Arbeit kapitalistisch ausdrückt.“
K. Marx, Kapital 3.: 250. „Mit Bezug auf die angewandte Arbeitskraft
zeigt sich die Entwicklung der Produktivkraft wieder doppelt: Erstens
in der Vermehrung der Mehrarbeit, d.h. der Abkürzung der notwendigen
Arbeitszeit, die zur Reproduktion der Arbeitskraft nötig
ist. Zweitens in der Abnahme der Menge von Arbeitskraft (Arbeiterzahl),
die überhaupt angewandt wird, um ein gegebenes Kapital in Bewegung zu
setzen. Beide Bewegungen gehen nicht nur Hand in Hand, sondern bedingen
sich wechselseitig, sind Erscheinungen, worin sich dasselbe Gesetz
ausdrückt. Indes wirken sie in entgegengesetzter Richtung auf die
Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3.: 257.
9) Die Profitrate sank.
“Die zunehmende Tendenz der allgemeinen
Profitrate zum Sinken ist also nur ein der kapitalistischen
Produktionsweise eigentümlicher Ausdruck für die fortschreitende
Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit.“ K. Marx,
Kapital 3.: 251. „Ein stets geringerer Anteil des ausgelegten
Gesamtkapitals setzt sich in lebendige Arbeit um, und dies Gesamtkapital
saugt daher, im Verhältnis zu seiner Größe, immer weniger Mehrarbeit auf,
obgleich das Verhältnis des unbezahlten Teils der angewandten Arbeit zum
bezahlten Teil derselben gleichzeitig wachsen mag. Die verhältnismäßige
Abnahme des variablen und Zunahme des konstanten Kapitals, obgleich beide
Teile absolut wachsen, ist, wie gesagt, nur ein anderer Ausdruck für die
vermehrte Produktivität der Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3.: 226. „Also
dieselbe Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit
drückt sich im Fortschritt der kapitalistischen Produktionsweise aus
einerseits in einer Tendenz zu fortschreitendem Fall der Profitrate und
andererseits in beständigem Wachstum der absoluten Masse des angeeigneten
Mehrwerts oder Profits; so dass im ganzen der relativen Abnahme des
variablen Kapitals und Profits eine absolute Zunahme beider entspricht.
Diese doppelseitige Wirkung kann sich, wie gezeigt, nur darstellen in
einem Wachstum des Gesamtkapitals in rascherer Progression als die, worin
die Profitrate fällt.“ K. Marx, Kapital 3.: 233. 10)
Schlussfolgerung: Überproduktion von Kapital. Es ging hier zunächst
nur um die Darstellung der Mechanismen wie die Steigerung der
Produktivkraft gleichzeitig eine wachsende Mehrwertmasse bei fallender Profitrate
hervorruft. Eine Profitrate von 25 % ist immer noch hoch, und das
Sinken von 50 % auf 25 % wird keinem Kapitalisten als bedrohlich
vorkommen, wenn alle Konkurrenten gleichermaßen davon betroffen
sind. Tatsächlich wird längst Kapital im Überfluss produziert.
Überflüssiges Kapital ist solches,
das nicht mehr profitabel angelegt werden kann. Überproduktion von
Kapital führt also einerseits zur Massenarbeitslosigkeit und zum anderen
zum „Casino-Kapitalismus“, der die Spekulationsblasen an den Aktien- und
Devisenmärkten aufbläht. „Die Masse der kleinen zersplitterten
Kapitale wird dadurch auf die Bahn der Abenteuer gedrängt: Spekulation,
Kreditschwindel, Aktienschwindel, Krisen. Der krankhafte
Überfluss des Kapitals bezieht sich immer wesentlich auf den
Überfluss von Kapital, für das der Fall der Profitrate nicht durch
seine Masse aufgewogen wird - und dies sind immer die neu sich bildenden
frischen Kapitalableger - oder auf den Überfluss, welche diese, für sich
selbst zu eigener Aktion unfähigen Kapitale den Leitern der großen
Geschäftszweige in der Form des Kredits zur Verfügung stellt. Dieser
Überfluss des Kapitals erwächst aus denselben Umständen, die eine
relative Überbevölkerung (Arbeitslosigkeit) hervorrufen, und ist
daher eine diese letztere ergänzende Erscheinung, obgleich beide auf
entgegengesetzten Polen stehen, unbeschäftigtes Kapital auf der einen und
unbeschäftigte Arbeiterbevölkerung auf der anderen Seite.“ K. Marx,
Kapital 3.: 261. „Überproduktion von Kapital, nicht von einzelnen Waren
- obgleich die Überproduktion von Kapital stets Überproduktion von Waren
einschließt -, heißt daher weiter nichts als Überakkumulation von
Kapital. Um zu verstehen, was diese Überakkumulation ist...., hat man
sie nur absolut zu setzen. Wann wäre die Überproduktion des Kapitals
absolut? Und zwar eine Überproduktion, die sich nicht auf dieses oder
jenes oder auf ein paar bedeutende Gebiete der Produktion erstreckt,
sondern in ihrem Umfang selbst absolut wäre, also sämtliche
Produktionsgebiete einschlösse? K. Marx, Kapital 3.: 261. „Wenn ein
Gesamtkapital von 1000 einen Profit von 100 abwarf und nach seiner
Vermehrung auf 1500 ebenfalls nur 100 abwirft, so.... (hätte) die
Verwertung des alten Kapitals ... absolut abgenommen.“ K. Marx, Kapital
3.: 262. (I. 900 c + 100 v + 100 m; Profit oder Mehrwert = 100 p;
Profitrate = 10 %. Nach fünf Jahren ist der Profit angewachsen auf 500 und
wird im selben Unternehmen angelegt. Das Resultat wäre eventuell: II:
1400 c + 100 v + 100 m; Profit oder Mehrwert = 100 p; Profitrate =
6,6%. Die Profite des ursprünglichen Kapitals I und der vergrößerten
Kapitals II wären beide Male
p = 100. Das Ergebnis wäre ganz dasselbe, wenn das Kapital I wie
bisher weiterfungiert und das Zusatzkapital 500 c nicht angelegt wird, also
brachliegt.) „Es wäre eine absolute Überproduktion von Kapital
vorhanden, sobald das zusätzliche Kapital für den Zweck der
kapitalistischen Produktion = 0. Der Zweck der kapitalistischen
Produktion ist aber Verwertung des Kapitals, d.h. Aneignung von
Mehrarbeit, Produktion von Mehrwert, von Profit. ... Wo also das
gewachsene Kapital nur ebensoviel oder selbst weniger Mehrwertmasse
produziert als vor seinem Wachstum, so fände eine absolute Überproduktion
von Kapital statt; d.h. das gewachsene Kapital C + deltaC produzierte
nicht mehr Profit, oder gar weniger Profit, als das Kapital C vor seiner
Vermehrung durch deltaC.“ K. Marx, Kapital 3.: 261f. „In Wirklichkeit
würde sich die Sache so darstellen, dass ein Teil des Kapitals ganz oder
teilweise brachläge (weil es erst das schon fungierende Kapital aus seiner
Position verdrängen müsste, um sich überhaupt zu verwerten) und der andere
Teil durch den Druck des unbeschäftigten oder halbbeschäftigten Kapitals
sich zu niederer Rate des Profits verwerten würde.“ K. Marx, Kapital 3.:
262. „Die wahre Schranke der kapitalistischen Produktion ist
das Kapital selbst, ist dies: dass das Kapital und seine
Selbstverwertung als Ausgangspunkt und Endpunkt, als Motiv und Zweck der
Produktion erscheint, dass die Produktion nur Produktion für das
Kapital ist, und nicht umgekehrt die Produktionsmittel bloße Mittel
für eine stets sich erweiternde Gestaltung des Lebensprozesses für die
Gesellschaft der Produzenten sind. Die Schranken, in denen sich
die Erhaltung und Verwertung des Kapitalwerts, die auf der Enteignung und
Verarmung der großen Masse der Produzenten beruht, allein bewegen kann,
diese Schranken treten daher beständig in Widerspruch mit den
Produktionsmethoden, die das Kapital zu seinem Zweck anwenden muss und die
auf unbeschränkte Vermehrung der Produktion, auf die Produktion als
Selbstzweck, auf unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen
Produktivkräfte der Arbeit lossteuern. Das Mittel - unbedingte
Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte - gerät in
fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwertung des
vorhandenen Kapitals. Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise
ein historisches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu
entwickeln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie
zugleich der beständige Widerspruch zwischen dieser ihrer historischen
Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen
Produktionsverhältnissen.“ K. Marx, Kapital 3.: 260.
Wal Buchenberg, 8.5.2001 |