Einschub: Preis
und Wert. Die Preistheorie von Karl Marx
Die Preistheorie von Karl Marx wird in den beiden
ersten Abschnitten des dritten Bandes des Kapitals (Kapital 3.: 33 - 218)
entwickelt. Die wesentlichen Entwicklungsstufen der Verwandlung des
Warenwertes in ihren Marktpreis werden hier
zusammengefasst.
1. Ausgangsstufe: Der Preis einer Ware ist
Ausdruck ihres Wertes. Ihr Wert ist bestimmt durch die durchschnittlich
nötige Arbeitszeit ihrer Herstellung. “Der Preis ist der
Geldname der in der Ware vergegenständlichten Arbeit.“ K. Marx, Kapital
1.:116. Die in der Ware vergegenständlichte Arbeit ist Träger oder
Substanz des Wertes. (Was der Wert einer Ware ist, entwickelte Marx im
ersten Band des Kapitals S. 49 - 55.) „Der Wert (der reale
Tauschwert) aller Waren ... ist durch ihre Produktionskosten bestimmt, in
anderen Worten durch die Arbeitszeit, die zu ihrer Hervorbringung
erheischt wird.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie.:
55. Der Wert einer kapitalistisch produzierten Ware setzt sich
folgendermaßen zusammen: „Der Wert einer Ware ist gleich dem Wert des
in ihr enthaltenen konstanten Kapitals plus dem Wert des in ihr
reproduzierten variablen Kapitals, plus dem Zuwachs dieses variablen
Kapitals, dem produzierten Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3.: 159. Kürzer:
„Der Wert jeder kapitalistisch produzierten Ware W stellt sich dar in
der Formel: W = c + v + m...“ K. Marx, Kapital 3.: 34. „Der Preis ist
dieser ihr Tauschwert in Geld ausgedrückt.“ Marx, Grundrisse der Kritik
der Politischen Ökonomie.: 55. Aber in dieser embryonalen Form, wo
der Preis einer Ware gleichsam nur die Außenseite ihres Wertes ist, traten die Waren nur
in vorkapitalistischen Zeiten in den Austausch. “Der Austausch von
Waren zu ihren Werten oder annähernd zu ihren Werten erfordert ... eine
viel niedrigere Stufe als der Austausch zu Produktionspreisen, wozu ein
bestimmte Höhe kapitalistischer Entwicklung nötig ist.“ K. Marx, Kapital
3.: 186. Es ist „also durchaus sachgemäß, die Werte der Waren
nicht nur theoretisch, sondern historisch als das Frühere der
Produktionspreise zu betrachten. Es gilt dies für Zustände, wo dem
Arbeiter die Produktionsmittel gehören, und dieser Zustand findet sich, in
der alten wie in der modernen Welt, beim selbst arbeitenden
grundbesitzenden Bauer und beim Handwerker. Es stimmt dies auch mit
unserer früher ausgesprochenen Ansicht, dass die Entwicklung der Produkte
zu Waren entspringt durch den Austausch zwischen verschiedenen
Gemeinwesen, nicht zwischen Gliedern einer und derselben Gemeinde. Wie
für diesen ursprünglichen Zustand, so gilt es für die späteren Zustände,
die auf Sklaverei und Leibeigenschaft gegründet sind, und für die
Zunftorganisation des Handwerks, solange die in jedem Produktionszweig
festgelegten Produktionsmittel nur mit Schwierigkeit aus der einen Sphäre
in die andere übertragbar sind und die verschiedenen Produktionssphären
sich daher innerhalb gewisser Grenzen zueinander verhalten wie fremde
Länder oder kommunistische Gemeinwesen.“ K. Marx, Kapital 3.: 186f.
2. Entwicklungsstufe: Der Preis ist Ausdruck des
Wertes, aber der Wert ist nicht bestimmt durch die Produktionszeit der
Ware, sondern durch ihre Reproduktionszeit. Der Wert einer
kapitalistisch produzierten Ware ist jedoch nicht durch die Arbeitszeit
bestimmt, die wirklich in ihr steckt, also bei ihrer Produktion verbraucht
wurde, sondern durch die durchschnittlich nötige Zeitdauer ihrer
Reproduktionszeit. „Der Wert jeder Ware - also auch der Waren,
woraus das Kapital besteht - ist bedingt nicht durch die in ihr selbst
enthaltene notwendige Arbeitszeit, sondern durch die
gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, die zu ihrer Reproduktion
nötig ist. Diese Reproduktion kann erfolgen unter erschwerenden
oder unter erleichternden Umständen, verschieden von den Bedingungen der
ursprünglichen Produktion.“
K. Marx, Kapital 3.: 150 Steigt oder fällt die
Reproduktionszeit einer Ware aus irgendeinem Grund, dann steigen oder
fallen die Werte aller entsprechender Waren und ihrer Folgeprodukte, egal
ob sie sich auf Lager oder gerade in Produktion befinden: „Steigt
der Preis des Rohstoffs, z.B. der Baumwolle, so steigt auch der Preis der
Baumwollwaren - der Halbfabrikate, wie Garn, und der fertigen Waren, wie
Gewebe etc. - die mit billigerer Baumwolle fabriziert wurden;
ebenso steigt der Wert der noch nicht verarbeiteten, auf Lager
vorhandenen, wie der noch in der Verarbeitung begriffenen
Baumwolle. Letztere, weil sie durch Rückwirkung Ausdruck von mehr
Arbeitszeit wird, setzt dem Produkt, worin sie als Bestandteil eingeht,
höheren Wert zu als sie selbst ursprünglich besaß und als der Kapitalist
für sie gezahlt hat.“ K. Marx, Kapital 3.: 122.
3. Entwicklungsstufe: Entstehung der Kostpreise
als vom Kapitalisten bezahlter Teil des Warenwertes. Die
Kapitalisten berechnen ihre Preise nach Kostpreisen. Im Kostpreis
berechnen die Kapitalisten, was sie individuell für die Produktion einer
Ware vorgeschossen haben. Der Kostpreis des Kapitalisten besteht also aus
der Summe von c + v. Der Kostpreis einer Ware ist also kleiner als ihr
Wert: „Der Kostpreis einer Ware bezieht sich nur auf das Quantum
der in ihr enthaltenen bezahlten Arbeit, der Wert auf das Gesamtquantum
der in ihr enthaltenen bezahlten und unbezahlten Arbeit;“ K. Marx, Kapital
3.: 175. Der Mehrwert entstammt also der in der Ware steckenden
unbezahlten Arbeit. Diese unbezahlte Arbeit kostet zwar dem Kapitalisten
nichts, aber natürlich „kostet“ sie den Arbeitern Arbeit und geht daher in
den Wert der Ware ein. “Nennen wir den Kostpreis k, so verwandelt
sich die Formel W = c + v + m in die Formel W = k + m, oder Warenwert =
Kostpreis + Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3.: 34. In dieser
Berechnungsart verschwindet die Herkunft des Mehrwerts aus der lebendigen
Arbeit (= v). Für den Kapitalisten erscheint der Mehrwert als ein Zusatz
zu seinem Kostpreis: “Man sah bereits früher, dass, obgleich m, der
Mehrwert, nur aus einer Wertveränderung von v, dem variablen Kapital
entspringt und daher ursprünglich bloß ein Zuwachs des variablen Kapitals
ist, er dennoch nach beendigtem Produktionsprozess ebenso sehr einen
Wertzuwachs von c + v, dem verausgabten Gesamtkapital bildet. Die
Formel c + (v + m) ... stellt sich ebenso dar als (c + v) + m.“ K. Marx,
Kapital 3.: 44.
4. Entwicklungsstufe: Aus dem Kostpreis wird
durch Aufschlag des Durchschnittsprofits der kapitalistische
Produktionspreis. Würden die Kapitalisten ihre Waren zu
Kostpreisen plus ihrem Mehrwert verkaufen, dann müssten sie wissen, wie
hoch der Mehrwert ist, der unter ihrem Kommando produziert worden ist -
das können sie aber nicht wissen und wollen sie auch nicht wissen. Was
die Kapitalisten aus Erfahrung wissen - und diese Erfahrung geht auch also
Obergrenze in die Festsetzung des banküblichen Zinssatzes ein - ist, wie
viel Profit man im Allgemeinen aus einem vorgeschossenen Kapital
herausschlagen kann. Ein Kapital A von 500 macht im Allgemeinen
vielleicht einen Profit von 100 und ein Kapital B von 1000 macht im
Allgemeinen einen Profit von 200. Vielleicht war das Kapital A
zusammengesetzt aus 250 c + 250 v und hatte dann bei einer Ausbeutungsrate
von z.B. 100 % einen Mehrwert
von 250 m. Das Kapital B war vielleicht zusammengesetzt als 900 c + 100
v und hatte dann bei einer Ausbeutungsrate von z.B. 150 % einen Mehrwert
von 150 m. Würde jedes Kapital seinen individuellen Mehrwert
realisieren, dann wäre das rückständige und niedriger zusammengesetzte
Kapital A profitabler als das technisch fortgeschrittene und höher
zusammengesetzte Kapital B. Das kann und darf nicht sein. Indem die
Kapitalisten den Durchschnittsprofit auf ihre individuellen Kostpreise
schlagen, erreichen sie, dass nicht die organische Zusammensetzung des
jeweiligen Kapitals (= das Wertverhältnis des variablen Kapitals zum
konstanten Kapital = v/c) und
ihre individuelle Ausbeutungsrate (= m/v) bestimmend in die Preisbildung
und damit in ihren Profit eingehen, sondern allein die Größe des
vorgeschossenen Gesamtkapitals. Auf ein größeres Kapital fällt so eine
entsprechend größere Masse Profit: „Man hat gesehen, wie die
Abweichung der Produktionspreise von den Werten dadurch entspringt, ...
dass zum Kostpreis einer Ware nicht der in ihr enthaltene Mehrwert,
sondern der Durchschnittsprofit hinzugeschlagen wird;“ K. Marx, Kapital 3.
S. 216f. „Dasein und Begriff des Produktionspreises und der allgemeinen
Profitrate, die er einschließt, beruhen darauf, dass die einzelnen Waren
nicht zu ihrem Wert verkauft werden. Die Produktionspreise
entspringen aus einer Ausgleichung der Warenwerte, die, nach
Rückerstattung der jeweiligen, in den verschiedenen Produktionssphären
aufgezehrten Kapitalwerte, den gesamten Mehrwert verteilt, nicht im
Verhältnis, worin er in den einzelnen Produktionssphären erzeugt ist und
daher in ihren Produkten steckt, sondern im Verhältnis zur Größe der
vorgeschossenen Kapitale. Nur so entspringt ein Durchschnittsprofit und
der Produktionspreis der Waren, dessen charakteristisches Element er ist.“
K. Marx, Kapital 3. : 769.
Für die Gesamtmasse aller Waren gilt jedoch
weiterhin, dass sie zu ihrem Wert verkauft werden, dass also Preis und
Wert übereinstimmen. „Es ist klar, dass der Durchschnittsprofit
nichts sein kann, als die Gesamtmasse des Mehrwerts, verteilt auf die
Kapitalmassen in jeder Produktionssphäre nach Verhältnis ihrer Größen.“ K.
Marx, Kapital 3.: 183. Da über den Durchschnittsprofit die Gesamtmasse
des Mehrwerts auf alle Kapitale entsprechend ihrer Größe verteilt wird,
stimmt auch für die Gesamtmasse der Waren - und nur für diese Gesamtmasse
- die Formel: Der Warenwert ist Kostpreis + Mehrwert (= c + v +
m).
Einschub: Wirkungen des Lohnkampf auf
Produktionspreise und Durchschnittsprofit.
Ein Steigen oder Fallen des Lohnes hat Auswirkungen
auf die Produktionspreise der Kapitalisten, falls deren
Kapitalzusammensetzung höher oder niedriger als der Durchschnitt
ist. „Es ist an und für sich klar, dass, je nachdem 50, 25 oder 10
pro 100 des Kapitals in Arbeit ausgelegt wird, eine Lohnerhöhung sehr
verschieden wirken muss auf den, der ein Zehntel und auf den, der ein
Viertel oder eine Hälfte seines Kapitals in Arbeitslohn auslegt.“ K. Marx,
Kapital 3. S. 212. Der Lohnkampf hat jedoch keine Auswirkungen auf
die Produktionspreise der Kapitale mit durchschnittlicher Zusammensetzung.
Hier vermindert eine Lohnerhöhung den kapitalistischen Mehrwert und senkt
damit gleichzeitig die Durchschnittsprofitrate aller Kapitale, die ja von
der Profitrate der Kapitale mit durchschnittlicher Zusammensetzung
bestimmt wird. (Vergleiche dazu die Beispielrechnungen im
Kapitel „Wirkungen allgemeiner Schwankungen des Arbeitslohnes auf die
Produktionspreise, Kapital 3.: 210 ff.)
5. Entwicklungsstufe: Die produzierten Waren
treten auf den Markt. Die individuellen Produktionspreise verschwinden im
einheitlichen Marktpreis. Die Produktionspreise enthalten
ein individuelles Element des Einzelkapitals, den Kostpreis (c + v) und
ein kollektives Element aller Kapitale einer Volkswirtschaft, den
Durchschnittsprofit. Die Produktionspreise von z. B. acht verschiedenen
Unternehmen, die eine bestimmte Ware produzieren, meinetwegen Stahlbleche,
müssen je nach der jeweiligen Ausbeutungsrate, je nach der besonderen
Zusammensetzung dieser acht Kapitale immer noch verschieden sein, weil
ihre Kostpreise verschieden sind. Auf dem Markt vereinheitlichen sich
aber alle Preise für ein bestimmtes Produkt bestimmter Qualität zu einem
einzigen Preis, dem Marktpreis. Die Stahlbleche dieser acht Unternehmen
verkaufen sich mehr oder minder zu einem einzigen Preis. „Im
Marktpreis ist ... eingeschlossen, dass derselbe Preis für Waren derselben
Art bezahlt wird, obgleich diese unter sehr verschiedenen individuellen
Bedingungen produziert sein und daher sehr verschiedene Kostpreise haben
mögen.“ K. Marx, Kapital 3.: 209. Über die Marktpreise realisiert
also der eine Kapitalist mehr, der andere weniger Profit: „... die
Marktpreise, die die Profite hier über das allgemeine Niveau des
Durchschnitts erhöhen, dort sie darunter hinabdrücken.“ K. Marx, Kapital
3. S. 218. Über den Marktpreis werden also erfolgreiche Kapitale mit
Extragewinn belohnt, rückständige Kapitale mit Profitabzug
bestraft. Das gilt für den nationalen Markt ebenso wie für den
Weltmarkt. Was der eine Kapitalist gewinnt, verliert der andere. Was
sich die Kapitalisten über die Marktpreise gegenseitig an Profit- oder
Mehrwertanteilen abjagen, berührt jedoch nicht die Ausbeutung der
Lohnarbeit. Die Ausbeutung der Lohnarbeit findet im Produktionsprozess
statt und ist mit der Produktion abgeschlossen - abgesehen von produktiven
Arbeiten innerhalb der Zirkulation wie Transport, Verpackung
etc. „Die gesamte Warenmasse, das Gesamtprodukt, sowohl der Teil,
der das konstante und variable Kapital ersetzt, wie der Teil, der
den Mehrwert darstellt, muss verkauft werden. Geschieht das nicht oder nur
zum Teil oder nur zu Preisen, die unter den Produktionspreisen stehen, so
ist der Arbeiter zwar ausgebeutet, aber seine Ausbeutung realisiert sich
nicht als solche für den Kapitalisten....“ K. Marx, Kapital 3. S.
254. 6. Entwicklungsstufe: Angebot und
zahlungsfähige Nachfrage modifizieren die Marktpreise. Der
Marktpreis schwankt um den Produktionspreis der Kapitale mit
durchschnittlicher Zusammensetzung. Seine Schwankungen werden aber auch
beeinflusst durch die Schwankungen von Nachfrage und Angebot, bzw. den
Produktionspreisen des Angebots. Im folgenden analysiert K. Marx die
Auswirkungen von Angebotsschwankungen auf die Marktpreise, je nachdem ob
die Masse des Angebots unter durchschnittlichen Bedingungen (I.), zu
teureren Bedingungen (II.) oder zu günstigeren (= billigeren) Bedingungen
produziert worden ist. „Nimm ... an, die große Masse dieser Waren
sei ungefähr unter denselben normalen gesellschaftlichen Bedingungen
produziert, so dass dieser Wert zugleich der individuelle Wert der diese
Masse bildenden einzelnen Waren ist. Wenn nun ein relativ kleiner Teil
unter, ein anderer über diesen Bedingungen produziert worden ist, so dass
der individuelle Wert des einen Teils größer, der des anderen kleiner als
der mittlere Wert des großen Teils der Waren ist, diese beiden Extreme
aber sich ausgleichen, so dass der Durchschnittswert der ihnen angehörigen
Waren gleich dem Wert der mittleren Masse angehörigen Waren ist,
dann ist der Marktwert bestimmt durch den Wert der unter mittleren
Bedingungen produzierten Waren. ... (I.) Nimm dagegen an, die
Gesamtmenge der auf den Markt gebrachten fraglichen Ware bleibe dieselbe,
aber der Wert der unter den schlechteren Bedingungen produzierten Waren
gleiche sich nicht aus mit dem Wert der unter den besseren Bedingungen
produzierten, so dass der unter den schlechteren Bedingungen produzierte
Massenteil eine relativ bedeutende Größe bilde, sowohl gegen die mittlere
Masse wie gegen das andere Extrem, dann regelt die unter den schlechteren
Bedingungen produzierte Masse den Marktwert oder den gesellschaftlichen
Wert. (II.) Nimm endlich an, die unter bessern als den mittleren
Bedingungen produzierte Warenmasse übertreffe bedeutend die unter den
schlechteren Bedingungen produzierte und bilde selbst eine bedeutende
Größe gegen die unter mittleren Verhältnisse produzierte; dann reguliert
der unter den besten Bedingungen produzierte Teil den Marktwert.
(III.)“ K. Marx, Kapital 3.: 192. „In der Tat... ist im Fall I
(wo der Durchschnittswert bzw. Marktwert durch die unter
durchschnittlich-normalen Bedingungen produzierten Warenwerte bestimmt
wird) der durch die mittleren Werte geregelte Marktwert der ganzen
Masse gleich der Summe ihrer individuellen Werte. ... Die am schlechtesten
Extrem Produzierenden müssen ihre Waren dann unter dem individuellen Wert
verkaufen, die am besten Extrem verkaufen sie darüber.“ K. Marx, Kapital
3.: 193. „Im Fall II (wo der Markt- oder Durchschnittswert durch die
schlechteren/ höheren Produktionspreise bestimmt wird) gleichen sich
die unter beiden Extremen produzierten individuellen Wertmassen nicht aus,
sondern gibt die unter den schlechten Bedingungen produzierte den
Ausschlag.... Der so erhaltene Marktwert stände über dem individuellen
Wert nicht nur der dem günstigen Extrem, sondern auch der mittleren
Schicht angehörigen Waren; er stände aber immer noch niedriger als der
individuelle Wert der auf dem ungünstigsten Extrem produzierten Waren.“ K.
Marx, Kapital 3.: 193f. „Nimmt endlich, wie in Fall III, das am
günstigen Extrem produzierte Warenquantum größeren Raum ein, nicht nur
verglichen mit dem anderen Extrem, sondern mit den mittleren Bedingungen,
so fällt der Marktwert unter den mittleren Wert.... Mit diesem
individuellen Wert der unter den besten Bedingungen produzierten Waren
kann der Marktwert nie zusammenfallen, außer bei sehr starkem Überwiegen
der Zufuhr über die Nachfrage.“ K. Marx, Kapital 3.: 194. „... Der durch die Arbeitszeit
bestimmte Wert der Waren ist nur ihr Durchschnittswert... Von diesem
Durchschnittswert der Ware ist ihr Marktwert stets verschieden und steht
stets entweder unter oder über ihm. ... Der Preis unterscheidet sich
also vom Wert.... dadurch, dass der letztere als Gesetz der Bewegungen
erscheint, die der erstere durchläuft. Sie sind aber beständig verschieden
und decken sich nie oder nur ganz zufällig und
ausnahmsweise... Nachfrage und Zufuhr bestimmen beständig die
Warenpreise, decken sich nie oder nur zufällig; aber die Produktionskosten
bestimmen ihrerseits die Oszillationen der Nachfrage und Zufuhr.“ K. Marx,
Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie.: 56f.
7. Entwicklungsstufe: Die Warenpreise sinken
tendenziell (oder die Verbraucher erhalten mehr Leistung zum gleichen
Preis). Man muss annehmen, dass die Beeinflussung der
Marktpreise durch Angebot und Nachfrage immer nur kurzfristig ist. Steigt
ein Marktpreis deutlich über den durchschnittlichen Produktionspreis wegen
zu geringem Angebot oder großer Nachfrage, dann steigen mehr Kapitalisten
in dieses profitable Geschäft ein. Sinken die Marktpreise deutlich
unter den durchschnittlichen Produktionspreis, dann ziehen sich die
Kapitalisten aus diesem Markt zurück und reduzieren so das
Angebot. Auf lange Sicht -
und falls Angebot und zahlungsfähige Nachfrage sich decken - werden die
Marktpreise durch den durchschnittlichen Produktionspreis bestimmt. Dieser
hängt aber vor allem von der Entwicklung der Produktivität ab. Die
Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit senkt langfristig die
Warenwerte: Die „...absolute Erhöhung der Produktivkraft des
angewandten Kapitals, bzw. der von ihm angeeigneten Arbeit, ... (kann)
überhaupt nur den Wert der Waren vermindern ...;“ K. Marx, Kapital III.,
S. 659. "Vermehrt sich die Produktivität der Industrie, so fällt der
Preis der einzelnen Ware. Es ist weniger Arbeit in ihr enthalten, weniger
bezahlte und unbezahlte. Dieselbe Arbeit produziere z.B. das dreifache
Produkt; es kommt dann 2/3 weniger Arbeit auf das einzelne Produkt. Und da
der Profit nur einen Teil dieser in der einzelnen Ware enthaltenen
Arbeitsmasse bilden kann, muss die Masse des Profits auf die einzelne Ware
abnehmen ..." K. Marx, Kapital 3. S. 239. "Da die Entwicklung der
Produktivkraft und die ihr entsprechende höhere Zusammensetzung des
Kapitals ein stets größeres Quantum Produktionsmittel durch ein stets
geringeres Quantum Arbeit in Bewegung setzt, absorbiert jeder aliquote
Teil des Gesamtprodukts, jede einzelne Ware oder jedes bestimmte einzelne
Warenmaß der produzierten Gesamtmasse weniger lebendige Arbeit und enthält
ferner weniger vergegenständlichte Arbeit, sowohl im Verschleiß des
angewandten fixen Kapitals wie in den verbrauchten Roh- und
Hilfsstoffen. Jede einzelne Ware enthält also eine geringere Summe von
in Produktionsmitteln vergegenständlichter und während der Produktion neu
zugesetzter Arbeit. Der Preis der einzelnen Ware fällt daher." K. Marx,
Kapital 3. S. 236.
Wal Buchenberg, 5.5.2001
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