Kapital 3.:327-334

19. Kapitel
Das Geldhandlungskapital (Bankkapital)
„Die rein technischen Bewegungen, die das Geld durchmacht im Zirkulationsprozess des industriellen Kapitals und ... des Warenhandlungskapitals... diese Bewegungen, verselbständigt zur Funktion eines besonderen Kapitals, das sie, und nur sie, als ihm eigentümliche Operationen ausübt, verwandeln dies Kapital in Geldhandlungskapital....
Von dem Gesamtkapital sondert sich nun ab und verselbständigt sich ein bestimmter Teil in Form von Geldkapital, dessen kapitalistische Funktion ausschließlich darin besteht, für die gesamte Klasse der industriellen und kommerziellen Kapitalisten diese Operationen auszuführen.
Wie beim Warenhandlungskapital trennt sich ein Teil des im Zirkulationsprozess in der Gestalt von Geldkapital vorhandenen industriellen Kapitals ab und verrichtet diese Operationen des Reproduktionsprozesses für das gesamte übrige Kapital.
Die Bewegungen dieses Geldkapitals sind also wiederum nur Bewegungen eines verselbständigten Teils des in seinem Reproduktionsprozess begriffenen industriellen Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 327.

Funktionen des Geldhandlungskapitals:
„Soweit das industrielle Kapital, vom Austritt aus der Produktionssphäre bis zum Wiedereintritt in dieselbe, die Metamorphose W‘ - G - W durchzumachen hat, ist... G in der Tat nur das Endresultat der einen Phase der Metamorphose, um der Ausgangspunkt der entgegengesetzten, sie ergänzenden zu sein. ...
Das Handelskapital macht aber gleichzeitig die Akte W - G und G - W durch. D. h. nicht nur ein Kapital befindet sich im Stadium W - G, während das andere sich im Stadium G - W befindet, sondern dasselbe Kapital kauft beständig und verkauft beständig gleichzeitig wegen der Kontinuität des Produktionsprozesses; es befindet sich fortwährend gleichzeitig in beiden Stadien. Während ein Teil desselben sich in Geld verwandelt, um sich später in Ware rückzuverwandeln, verwandelt der andere sich gleichzeitig in Ware, um sich in Geld rückzuverwandeln.“ K. Marx, Kapital 3. S. 327f.
„Ob das Geld hier als Zirkulationsmittel (das den Kauf und Verkauf , also den Warentausch vermittelt und ermöglicht) oder als Zahlungsmittel (das eine Schuld begleicht, also dem schon vollzogenen Warentausch nach festgesetzter Zeit nachfolgt) fungiert, hängt von der Form des Warentausches ab.
In beiden Fällen hat der Kapitalist beständig an viele Personen Geld auszuzahlen und beständig von vielen Personen Geld in Zahlung zu empfangen. Diese bloß technische Operation des Geldzahlens und des Geldeinkassierens bildet Arbeit für sich, die, soweit das Geld als Zahlungsmittel fungiert, Bilanzberechnungen, Akte der Ausgleichung nötig macht.
Diese Arbeit ist eine Zirkulationskost, keine wertschaffende Arbeit. Sie wird dadurch abgekürzt, dass sie von einer besonderen Abteilung von Agenten oder Kapitalisten für die ganze übrige Kapitalistenklasse ausgeführt wird.“ K. Marx, Kapital 3. S. 328.
„Ein bestimmter Teil des Kapital muss beständig als Schatz, potentielles Geldkapital, vorhanden sein: Reserve von Kaufmitteln, Reserve von Zahlungsmitteln, unbeschäftigtes, in Geldform seiner Anwendung harrendes Kapital; und ein Teil des Kapitals strömt beständig in dieser Form zurück. Dies macht, außer Einkassieren, Zahlen und Buchhalten, Aufbewahrung des Schatzes nötig, was wieder eine besondere Operation ist.
Es ist also in der Tat die beständige Auflösung des Schatzes in Zirkulationsmittel und Zahlungsmittel und seine Rückbildung aus im Verkauf erhaltenem Geld und fällig gewordener Zahlung.
Diese beständige Bewegung des als Geld existierenden Teils des Kapitals, getrennt von der Kapitalfunktion selbst, diese rein technische Operation ist es, die besondere Arbeit und Kosten verursacht - Zirkulationskosten.“ K. Marx, Kapital 3. S. 328.
„Die Teilung der Arbeit bringt es mit sich, dass diese technischen Operationen, die durch die Funktionen des Kapital bedingt sind, soweit wie möglich für die ganze Kapitalistenklasse von einer Abteilung von Agenten oder Kapitalisten als ausschließliche Funktionen verrichtet werden oder sich in ihren Händen konzentrieren.
Es ist hier, wie beim Kaufmannskapital, Teilung der Arbeit in doppeltem Sinn. Es wird besonderes Geschäft, und weil es als besonderes Geschäft für den Geldmechanismus der ganzen Klasse verrichtet wird, wird es konzentriert auf großer Stufenleiter ausgeübt; und nun findet wieder Teilung der Arbeit innerhalb dieses besonderen Geschäfts statt, sowohl durch Spaltung in verschiedene voneinander unabhängige Zweige, wie durch Ausbildung des Einzelbetriebs innerhalb dieser Zweige (große Büros, zahlreiche Buchhalter und Kassierer, weit getriebene Arbeitsteilung).
Auszahlung des Geldes, Einkassierung, Ausgleichung der Bilanzen, Führung laufender Rechnungen, Aufbewahren des Geldes etc. getrennt von den Akten, wodurch diese technischen Operationen nötig werden, machen das in diesen Funktionen vorgeschossene Kapital zum Geldhandlungskapital (= Bankkapital).
“ K. Marx, Kapital 3. S. 329.
„Die verschiedenen Operationen, aus deren Verselbständigung zu besonderen Geschäften der Geldhandel entspringt, ergeben sich aus den verschiedenen Bestimmtheiten des Geldes selbst und aus seinen Funktionen, die also auch das Kapital in der Form von Geldkapital durchzumachen hat.“ K. Marx, Kapital 3. S. 329.
“Ich habe früher darauf hingewiesen, wie das Geldwesen überhaupt sich ursprünglich entwickelt im Produktentausch zwischen verschiedenen Gemeinwesen. Es entwickelt sich der Geldhandel, der Handel mit der Geldware, daher zunächst aus dem internationalen Verkehr.
Sobald verschiedene Landesmünzen existieren, haben die Kaufleute, die in fremden Ländern einkaufen, ihre Landesmünze in die Lokalmünze umzusetzen, und umgekehrt oder auch verschiedene Münzen gegen ungemünztes reines Silber oder Gold als Weltgeld.
Daher das Wechselgeschäft, das als eine der naturwüchsigen Grundlagen des modernen Geldhandels zu betrachten ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 329.
„Wie die ganze Geldzirkulation in ihrem Umfang, ihren Formen und ihren Bewegungen bloßes Resultat der Warenzirkulation ist, die vom kapitalistischen Standpunkt aus selbst nur den Zirkulationsprozess des Kapitals darstellt...., so versteht sich ganz von selbst, dass der Geldhandel nicht ... die Geldzirkulation vermittelt.
Diese Geldzirkulation selbst, als ein Moment der Warenzirkulation, ist für ihn gegeben. Was er vermittelt, sind ihre technischen Operationen, der konzentriert, abkürzt und vereinfacht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 333.
„Der Geldhandel bildet nicht die Schätze, sondern liefert die technischen Mittel, um diese Schatzbildung, soweit sie freiwillig ist (also nicht Ausdruck von unbeschäftigtem Kapital oder von Störung des Reproduktionsprozesses), auf ihr ökonomisches Minimum zu reduzieren, indem die Reservefonds für Kauf- und Zahlungsmittel, wenn sie für die ganze Kapitalistenklasse verwaltet werden, nicht so groß zu sein brauchen, als wenn sie von jedem Kapitalisten besonders verwaltet werden.
Der Geldhandel kauft nicht die edlen Metalle, sondern vermittelt nur ihre Verteilung, sobald der Warenhandel sie gekauft hat.
Der Geldhandel erleichtert die Ausgleichung der Bilanzen, soweit das Geld als Zahlungsmittel fungiert, und vermindert durch den ... Mechanismus dieser Ausgleichungen die dazu nötige Geldmasse; aber er bestimmt weder den Zusammenhang noch den Umfang der wechselseitigen Zahlungen....
Soweit das Geld als Kaufmittel zirkuliert, sind Umfang und Anzahl der Käufe und Verkäufe durchaus unabhängig vom Geldhandel. Er kann nur die technischen Operationen, die sie begleiten, verkürzen, und dadurch die Masse des zu ihrem Umschlag nötigen baren Geldes vermindern.“ K. Marx, Kapital 3. S. 333f.
„Der Geldhandel in der reinen Form, worin wir ihn hier betrachten, d.h. getrennt vom Kreditwesen, hat es also nur zu tun mit der Technik eines Moments der Warenzirkulation, nämlich der Geldzirkulation und den daraus entspringenden verschiedenen Funktionen des Geldes.“ K. Marx, Kapital 3. S. 334.
„Dies unterscheidet den Geldhandel wesentlich vom Warenhandel, der die Metamorphose der Ware und den Warentausch vermittelt oder selbst diesen Prozess des Warenkapitals als Prozess eines vom industriellen Kapital gesonderten Kapitals erscheinen lässt. Wenn daher das Warenhandlungskapital eine eigene Form der Zirkulation zeigt,  G - W - G, wo die Ware zweimal die Stelle wechselt und dadurch das Geld zurückfließt,...  so kann keine solche besondere Form für das Geldhandlungskapital nachgewiesen werden.“ K. Marx, Kapital 3. S. 334.
„Soweit Geldkapital in dieser technischen Vermittlung der Geldzirkulation von einer besonderen Abteilung Kapitalisten vorgeschossen wird ... ist die allgemeine Form des Kapitals G - G‘ auch hier vorhanden. ... Aber die Vermittlung von G - G‘ bezieht sich hier nicht auf die sachlichen, sondern nur auf die technischen Momente der Metamorphose.“ K. Marx, Kapital 3. S. 334.

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
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Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg