Kapital 3.292-297
„Das Kaufmannskapital ist nichts als innerhalb der
Zirkulationssphäre fungierendes Kapital... Aber im Zirkulationsprozess
wird kein Wert produziert, also auch kein Mehrwert. Es gehen nur
Formveränderungen derselben Wertmasse vor... Wird beim Verkauf der
produzierten Ware ein Mehrwert realisiert, so, weil dieser bereits in ihr
existiert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 290f.
„Im Gegenteil. Soweit diese
Metamorphosen Zirkulationszeit kosten - eine Zeit, innerhalb deren das
Kapital überhaupt nicht, also auch keinen Mehrwert produziert -, ist sie
Beschränkung der Wertschöpfung... Das Kaufmannskapital schafft daher weder
Wert noch Mehrwert, d.h. nicht direkt.“ K. Marx, Kapital 3. S.
291. „Sofern es zur Abkürzung der Zirkulationszeit beiträgt, kann es
indirekt den vom industriellen Kapitalisten produzierten Mehrwert
vermehren helfen. Soweit es den Markt ausdehnen hilft und die Teilung
der Arbeit zwischen den Kapitalisten vermittelt, also das
gesellschaftliche Kapital befähigt, auf größerer Stufenleiter zu
arbeiten, befördert seine Funktion die Produktivität des industriellen
Kapitals und dessen Akkumulation. Soweit es die Umlaufszeit abkürzt,
erhöht es das Verhältnis des Mehrwerts zum vorgeschossenen Kapital, also
die Profitrate. Soweit es einen geringeren Teil des Kapitals als
Geldkapital in die Zirkulationssphäre einbannt, vermehrt es den direkt in
der Produktion angewandten Teil des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S.
291.
17. Kapitel Der kommerzielle Profit a)
Bildung des kommerziellen Profits: „Man hat in Buch II gesehen,
dass die reinen Funktionen des Kapitals in der Zirkulation - ... also die
Akte des Verkaufens und Kaufens - weder Wert noch Mehrwert
erzeugen. Umgekehrt zeigte es sich, dass die Zeit, die hierfür nötig
ist, objektiv mit Bezug auf die Waren und subjektiv mit Bezug auf den
Kapitalisten, Grenzen erzeugt für die Bildung von Wert und
Mehrwert. Was von der Metamorphose des Warenkapitals an sich gilt, wird
natürlich in keiner Weise dadurch geändert, dass ein Teil desselben die
Gestalt des Warenhandlungskapital annimmt....“ K. Marx, Kapital 3. S.
293. “Wenn dies Geldkapital weder Wert noch Mehrwert schafft, so kann
es diese Eigenschaften nicht dadurch erwerben, dass es, statt vom
industriellen Kapitalisten, von einer anderen Abteilung Kapitalisten zur
Verrichtung derselben Funktionen beständig in Zirkulation geworfen wird.“
K. Marx, Kapital 3. S. 292. „Wieweit das Kaufmannskapital indirekt
produktiv sein kann, ist bereits angedeutet und wird später noch weiter
erörtert werden. Das Warenhandlungskapital also - abgestreift alle
heterogenen Funktionen, wie Aufbewahren, Spedieren, Transportieren,
Einteilen, Detaillieren, die damit verknüpft sein mögen, und beschränkt
auf seine wahre Funktion des Kaufens, um zu verkaufen - schafft weder Wert
noch Mehrwert, sondern vermittelt nur ihre Realisation und damit zugleich
den wirklichen Austausch der Waren, ... den gesellschaftlichen
Stoffwechsel.“ K. Marx, Kapital 3. S. 293. „Dennoch, da die
Zirkulationsphase des industriellen Kapitals ebenso sehr eine Phase des
Reproduktionsprozesses bildet wie die Produktion, muss das im
Zirkulationsprozess selbständig fungierende Kapital ebenso sehr den
jährlichen Durchschnittsprofit abwerfen wie das in den verschiedenen
Zweigen der Produktion fungierende Kapital. Würfe das Kaufmannskapital
einen höheren prozentigen Durchschnittsprofit ab als das industrielle
Kapital, so würde sich ein Teil des industriellen Kapitals in
Kaufmannskapital verwandeln. Würfe es einen niedrigeren
Durchschnittsprofit ab, so fände der umgekehrte Prozess statt. Ein Teil
des Kaufmannskapitals würde sich in industrielles verwandeln. Keine
Kapitalgattung hat größere Leichtigkeit.... ihre Funktion zu ändern, als
das Kaufmannskapital.“ K. Marx, Kapital 3. S. 293. „Da das
Kaufmannskapital selbst keinen Mehrwert erzeugt, so ist klar, dass der
Mehrwert, der in der Form des Durchschnittsprofits auf es fällt, einen
Teil des von dem gesamten produktiven Kapital erzeugten Mehrwerts
bildet. Aber die Frage ist nun die: Wie zieht das Kaufmannskapital den
ihm zufallenden Teil des vom produktiven Kapital erzeugten Mehrwerts oder
Profits an sich? Es ist nur Schein, dass der kaufmännische
Profit bloßer Zuschlag, nominelle Erhöhung des Preises der Waren über
ihren Wert ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 293. „Es ist klar, dass der
Kaufmann seinen Profit nur aus dem Preis der von ihm verkauften Waren
beziehen kann, und noch mehr, dass dieser Profit, den er beim Verkauf
seiner Waren macht, gleich sein muss der Differenz zwischen seinem
Kaufpreis und seinem Verkaufspreis...“ K. Marx, Kapital 3. S. 293. „Es
ist möglich, dass nach dem Kauf der Ware und vor ihrem Verkauf zusätzliche
Kosten (Zirkulationskosten) in sie eingehen... Gehen solche Kosten ein, so
ist klar, dass der Überschuss des Verkaufspreises über den Kaufpreis nicht
bloß Profit vorstellt. (Sondern auch Kosten für c + v des
Kaufmanns.) Um die Untersuchung zu vereinfachen, unterstellen wir
zunächst, dass keine solchen Kosten eingehen.“ K. Marx, Kapital 3. S.
293. „Bei dem industriellen Kapitalisten ist der Unterschied zwischen
dem Verkaufspreis und dem Kaufpreis seiner Waren gleich dem Unterschied
zwischen ihrem Produktionspreis und ihrem Kostpreis, oder wenn wir das
gesellschaftliche Gesamtkapital betrachten, gleich dem Unterschied
zwischen dem Wert der Waren und ihrem Kostpreis für die Kapitalisten, was
sich wieder auflöst in den Unterschied des Gesamtquantums der in ihnen
vergegenständlichten Arbeit über das Quantum der in ihnen
vergegenständlichten bezahlten Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S.
294. „Während der industrielle Kapitalist in der Zirkulation den bisher
produzierten Mehrwert oder Profit nur realisiert, soll der Kaufmann
dagegen in der Zirkulation und durch sie seinen Profit nicht nur
realisieren, sondern erst machen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 294. „Aber
warum wurde angenommen, dass der industrielle Kapitalist dem Kaufmann die
Waren zu ihrem Produktionspreis verkauft? Oder vielmehr, was war in
dieser Annahme vorausgesetzt? Dass das kaufmännische Kapital ...
nicht in die Bildung der allgemeinen Profitrate eingeht. Wir gingen
notwendig von dieser Voraussetzung aus bei der Darstellung der allgemeinen
Profitrate, erstens, weil das kaufmännische Kapital als solches
damals für uns noch nicht existierte; und zweitens, weil der
Durchschnittsprofit, und daher die allgemeine Profitrate, zunächst
notwendig zu entwickeln war als Ausgleichung der Profite oder Mehrwerte,
die von den industriellen Kapitalen der verschiedenen Produktionssphären
wirklich produziert werden. Bei dem Kaufmannskapital haben wir dagegen
mit einem Kapital zu tun, das am Profit teilnimmt, ohne an seiner
Produktion teilzunehmen. Es ist also jetzt nötig, die frühere Darstellung
zu ergänzen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 295. „Gesetzt, das während des
Jahres vorgeschossene industrielle Gesamtkapital sei = 720 c + 180 v = 900
(etwa Milliarden Euro) und m‘ = 100 %. Das Produkt also 720 c + 180
v + 180 m. Nennen wir dann dies Produkt oder das produzierte
Warenkapital W, so ist sein Wert oder Produktionspreis ... = 1080 und die
Rate des Profits für das gesamte Kapital von 900 = 20%. Diese 20 % sind
nach dem früher Entwickelten die Durchschnittsprofitrate, da der Mehrwert
hier nicht auf dieses oder jenes Kapital von besonderer Zusammensetzung,
sondern auf das gesamte industrielle Kapital mit seiner
Durchschnittszusammensetzung berechnet ist. Also W = 1080 und die
Profitrate = 20%.“ K. Marx, Kapital 3. S. 296. „Wir wollen aber nun
annehmen, dass außer diesen 900 Milliarden industrielles Kapital
noch 100 Milliarden Kaufmannskapital hinzukommt, welches
anteilig nach seiner Größe denselben Anteil am Profit hat wie
jenes. Nach der Voraussetzung ist es 1/10 des Gesamtkapitals von 1000.
Es beteiligt sich also mit 1/10 am Gesamtmehrwert von 180 und erhält so
einen Profit (von 18) zur Rate von 18%. In der Tat also ist der
zwischen den anderen 9/10 des Gesamtkapitals zu verteilende Profit nur
noch = 162 oder auf das Kapital von 900 ebenfalls = 18%.“ K. Marx, Kapital
3. S. 296. „Der Preis also, wozu W von den Besitzern des industriellen
Kapitals von 900 an die Warenhändler verkauft wird, ist = 720 c + 180 v +
162 m = 1062. Schlägt der Kaufmann also auf sein Kapital von 100 den
Durchschnittsprofit von 18 %, so verkauft er die Waren zu 1062 + 18 =
1080, d.h. ... zu ihrem Wert, obgleich er seinen Profit nur in der
Zirkulation und durch sie macht und nur durch den Überschuss seines
Verkaufspreises über seinen Kaufpreis. Aber dennoch verkauft er die
Waren nicht über ihrem Wert oder nicht über ihrem Produktionspreis, eben
weil er sie unter ihrem Wert oder unter ihrem Produktionspreis von den
industriellen Kapitalisten gekauft hat.“ K. Marx, Kapital 3. S.
296. „In die Bildung der allgemeinen Profitrate geht also das
Kaufmannskapital bestimmend ein anteilig nach dem Teil, den
es vom Gesamtkapital bildet... Es tritt damit auch eine nähere,
einschränkende Bestimmung des Produktionspreises ein. Unter
Produktionspreis ist nach wie vor zu verstehen der Preis der Ware = ihren
Kosten (dem Wert des in ihr enthaltenen konstanten + variablen Kapital) +
dem Durchschnittsprofit darauf. Aber dieser Durchschnittsprofit ist
jetzt anders bestimmt. Er ist bestimmt durch den Gesamtprofit, den das
totale produktive Kapital erzeugt, aber nicht berechnet auf dies
produktive Totalkapital, ... wenn dies wie oben = 900 und der Profit = 180
... wäre, sondern berechnet
auf das totale produktive + das Handelskapital, so dass, wenn 900
produktives und 100 Handelskapital, die Durchschnittsprofitrate = 180 :
1000 = 18 % ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 297. „In der
Durchschnittsprofitrate ist bereits der auf das Handelskapital fallende
Teil des Gesamtprofits eingerechnet. Der wirkliche Wert oder
Produktionspreis des gesamten Warenkapitals ist daher = k + p + h (wo h
der kaufmännische Profit).“ K. Marx, Kapital 3. S. 297. „Der
Produktionspreis oder der Preis, wozu der industrielle Kapitalist ...
verkauft, ist also kleiner als der wirkliche Produktionspreis der
Ware; oder, wenn wir die Gesamtheit der Waren betrachten, so sind die
Preise, wozu die industrielle Kapitalistenklasse sie verkauft, kleiner als
ihre Werte.... Indem nun der Kaufmann Ware, die ihm 100 kostet zu 118
verkauft, schlägt er allerdings 18 % auf; aber da die Ware, die er zu
100 gekauft hat, 118 wert ist, verkauft er sie deswegen nicht über ihrem
Wert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 297. „Wie das industrielle Kapital nur
Profit realisiert, der als Mehrwert schon im Wert der Ware steckt, so das
Handelskapital nur, weil der ganze Mehrwert oder Profit noch nicht
realisiert ist in dem vom industrielle Kapital realisierten Preis der
Ware. Der Verkaufspreis des Kaufmanns steht so über dem Einkaufspreis,
... weil dieser unter dem Totalwert steht.“ K. Marx, Kapital 3. S.
297.
Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände
online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den
vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in
seinen eigenen Worten. Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung
des vorherigen Abschnitts voran. Auslassungen im laufenden Text sind
durch drei Punkte ... kenntlich
gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett
gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich
veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenangaben modernisiert.
Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst
rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen. Wal
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